
von Nerventod
Ron war der Erste der aufwachte und er war sehr verwirrt. Er lag in einem Zimmer, das er vorher noch nie gesehen hatte und dann auch noch in einem Krankenbett. War er im St.Mungos? Hermine lag schlafend im Bett neben ihm und Sirius Black lag in dem anderen. Harry lag auf der anderen Seite des Verurteilten und Neville war neben Harry. Ein fünftes Bett stand seinem gegenüber und in ihm lag ein sehr verletzter Professor Lupin.
Die Luft flimmerte förmlich wegen der vielen Heilzauber, die an dem gebrochenen Körper des verwundeten Mannes arbeiteten. Ron fühlte sich ein bisschen angeekelt beim Anblick der offenen Wunden und blauen Flecken, die er sehen konnte und wand schnell sein Gesicht ab. Hermine war wach und schaute ihn schläfrig an.
„Hey“, sagte er weich. Ihre Augen weiteten sich und sie setzte sich auf. „Hey, beruhige Dich! Was ist los?“
„Es gab diese… Explosion, und ich dachte… ich hatte solche Angst“, wisperte sie, wobei ihr Atem schnell und aufgeregt wurde.
Ron stieg aus seinem Bett und setzte sich auf ihres, um seine Freundin in eine lose Umarmung zu ziehen. Er hatte Hermine noch nie so durcheinander gesehen. Er fragte sich plötzlich, was er verpasst hatte, als er ohnmächtig geworden war. Die Ereignisse der vorherigen Nacht (oder: von denen er dachte, dass sie gestern Nacht waren; es war schwer das in diesem fensterlosen Zimmer zu sagen), blitzten in seinem Geist auf.
Wie konnte Krätze ein Mensch sein? Das war einfach nicht möglich. Alles in der Hütte war inszeniert worden, so musste es gewesen sein. Aber warum sollte Harry eingeweiht worden sein? Ron runzelte seine Stirn, als er sich an das Verhalten seines Freunds erinnerte. Harry hatte ihn noch nie so angefunkelt oder so mit ihm gesprochen, ganz zu schweigen davon, dass er von dessen Zauberstab bedroht worden war. Nicht einmal diese unheimlichen Launen in dieser Woche konnte man mit der… Kälte und Gefühllosigkeit vergleichen, die er in Harrys Gesicht gesehen hatte, als Remus in die Hütte eingetreten war.
„Was habe ich verpasst und wo sind wir?“, fragte er in dem Versuch seine dunklen Gedanken abzuschütteln.
Hermine sah sich um. „Ich weiß nicht.“
„Also was habe ich verpasst? Welche Explosion?“, fragte Ron noch einmal.
„Ich weiß nicht“, wiederholte Hermine zitternd und fuhr mit ihren Händen fast verzweifelt durch ihr Haar. „Professor Lupin hat sich verwandelt. Professor Snape wurde k.o. geschlagen. Black ist Pettigrew hinterher, der geflüchtet war. Harry hat vor uns gestanden und sich geweigert sich zu bewegen, als Professor Lupin versucht hat uns anzugreifen. Er sprach einen Zauber und Professor Lupin ist davongelaufen.
Harry ist losgerannt, um Black zu helfen. Ich habe Dich zu Professor Snape schweben lassen, der aufgewacht war und mir gesagt hat, dass ich Dich in den Krankenflügel bringen sollte. Ich bin aufgestanden und hatte Dich noch immer in dem Schwebezauber, und dann… ist der Boden erzittert. Der Himmel… schwarze und rote Blitze haben dutzende Male eingeschlagen… ich konnte nichts sehen. Das Geräusch, Gott, das Geräusch…“
„Was ist dann passiert?“ Ron hielt Hermine fester, als sie begann zu weinen.
„Ich weiß nicht. Ich bin in Ohnmacht gefallen und eben erst aufgewacht.“ Sie wischte sich ihre Augen und riss sich sichtbar zusammen. „Was denkst Du über das, was in der Hütte geschehen ist?“
„Wahnsinn“, schüttelte Ron seinen Kopf schwer. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Es ist wie ein schlechter Traum. Es ergibt keinen Sinn. Und wenn es alles inszeniert war? Ich meine, wie kann Peter Pettigrew meine Ratte sein? Harry hat sich seltsam benommen und Black ist einfach verrückt! Er hat verdammt noch mal meinen Arm und mein Bein gebrochen! Und… Nun, Professor Lupin ist ein Werwolf… Können wir darauf vertrauen, dass er die Wahrheit gesagt hat?“
„Ron“, runzelte Hermine die Stirn. „Professor Lupin ist nicht nur nicht vertrauenswürdig, weil er ein Werwolf ist. Er ist wie wir! … Aber er hat auch zugegeben ein Schulfreund von Black gewesen zu sein. Und wenn er von ihm wirklich zum Narren gehalten wird? Die Geschichte von Black war wirklich verwirrend. Ich meine, warum würde Pettigrew nach dem Untergang des Dunklen Lords in der Nähe bleiben? Wie hat Sirius ihn gefunden? Und wie konnten die Auroren gerade dann ankommen und Black gefangen nahmen, als er das Verbrechen begangen hat? Warum hat Black dann nichts gesagt?“
Ein Husten vom Mann, über den sie gerade sprachen, lenkte ihre Aufmerksamkeit zu ihm. Black sah besser aus, als zuvor. Sein Haar war gekämmt und sauber und es gab nicht einen Fleck Schmutz auf seinem Gesicht oder seinen Händen. Aber er war noch dünn und blass, seine Lippen und Augenlider blau gefärbt und sein Atmen war nass und rasselnd. Er sah auch vom Fieber ein bisschen rot aus und sein Schlaf war unruhig, als er sich schwach wand und wimmerte.
„Sie würden ihn mit uns nicht alleine lassen, wenn er eine Gefahr wäre“, gab Hermine nach einer Minute des Beobachtens zu. „Vielleicht sagt er die Wahrheit und ist unschuldig.“
„Ich kann es nicht glauben. Pettigrew kann einfach nicht Krätze sein“, schüttelte Ron hilflos seinen Kopf, während seine blauen Augen besorgt schauten. „Warum hat er sich zuvor nicht schon einmal gezeigt? Oder etwas getan!“
„Ich weiß nicht, Ron“, seufzte Hermine und drehte sich, um zu Neville zu schauen, der gerade aufwachte. „Weißt Du, wo wir sind?“
Neville blinzelte sie dumm an. Er fühlte sich leer und es war nicht seine Magie. Es fühlte sich viel besser an. Nein. Es war Harry. Er drehte sich um, um seinen Freund auszusehen und die Taubheit wurde viel kälter. Er hatte sich vorher noch nie so gefühlt. Es signalisierte eine Pause von überwältigender Verzweiflung. Hermine fragte nochmals ungeduldig, wo sie waren und er fühlte seine Taubheit verblassen, als Wut seine Brust wärmte.
„Sorgst Du Dich gar nicht, dass Harry verletzt ist?“, fragte er sie.
Sie errötete. „Natürlich tue ich das.“
„Ich weiß nicht. Sollten wir?“ schnappte Ron. „Er hat gestern Abend ziemlich klar gemacht, dass er sich um uns nicht sehr sorgt.“
„Harry war… grob“, wich Hermine ein bisschen aus. „Aber er hat uns beschützt, Ron. Professor Lupin kam direkt auf uns zu und seine Augen glühten mit solchem… Hunger. Harry hat direkt vor uns gestanden und wollte sich nicht bewegen. Er hat unser Leben gerettet.“
„Was ist passiert?“, fragte Neville besorgt. Er wusste, dass sollte … Nein! Wenn… Harry aufwachen würde, sollte er besser wissen, wie viel Schaden Harrys Persönlichkeiten bei den anderen Gryffindors verursacht hatten.
Ron und Hermine schauten sich an, ehe Hermine sagte: „Ich weiß nicht, wie viel wir sagen können. Das ist wirklich Harrys Sache.“
Neville versteifte sich vor Schmerz und Wut. Er hatte sich nie denken können, dass sie es ihm nicht erzählen würden. Er sorgte sich auch um Harry. Und er hatte Hermine satt, die ihn so behandelte, als wäre er ein Idiot oder ein Kind. Ron war nicht besser und verhielt sich so, als ob Harry ihn nur bemitleidete. Neville hatte es satt der Sozialfall zu sein. Er musste gehen. Er konnte es nicht ertragen in der Nähe von ihnen zu sein.
„Wohin gehst Du?“ schrie Ron, als Hermine sagte: „Darfst Du gehen?“
„Wir sind in einem Zimmer in der Nähe der Krankenstation von Hogwarts“, sagte er angespannt und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Hermine und Ron tauschten einen schuldigen Blick, hätten aber nichts anderes tun können. Nicht, ohne zuerst mit Dumbledore und Harry geredet zu haben. Als ob der Gedanke ihn gerufen hätte, kam der Schulleiter ins Zimmer hinein. Er sah müde aus, aber seine Augen blitzten wie immer. Hermine und Ron lächelten erleichtert und dann begann Hermine Fragen zu stellen.
„Warte“, gluckste Dumbledore und setzte sich auf das leere Bett von Ron. „Erzählt mir alles, was geschehen ist und ich werde versuchen, auf einige Eurer Fragen zu antworten.“
So erzählten Hermine und Ron, was passiert war. Hermine war wieder geschockt, als es zum Beschreiben des Sturms kam, aber sie weinte nicht. Ron war dafür sehr dankbar. Er glaubte nicht, dass sie eine Umarmung zugelassen hätte, während Dumbledore sie wissend anlächelte. Er wurde schon rot, wenn er nur daran dachte.
„Sir? Ist Black wirklich unschuldig?“, fragte Hermine.
„Ja, meine Liebe. Das ist er wirklich. Ich habe es bereits mit Veritaserum nachgeprüft. Er hatte nie eine Gerichtsverhandlung. Wir waren uns alle seiner Schuld so sicher, aber der Rumtreiber hatte einen letzten Trick auszuspielen, fürchte ich.“
„Also ist Krätze Pettigrew?“, sagte Ron bedrückt und plumpste mit einem Seufzer zurück in die Kissen.
„Ich fürchte, ja“, lächelte Dumbledore und klopfte auf sein Knie.
„Was hat diesen Sturm verursacht, Direktor?“, ging Hermine dazwischen.
„Magische Stürme passieren regelmäßig. Sie sind unmöglich vorauszusagen oder aufzuzeichnen, aber sie geschehen wirklich. Wir waren einfach von einem besonders scheußlichen aufgesucht worden“. Dumbledore richtete seine Augen auf Harry und sein Gesicht wurde ernst. „Unglücklicherweise hat Harry das Schlimmste abbekommen.“
„Was stimmt nicht mit ihm?“, fragte Ron besorgt.
„Seine Magie wurde fast vollkommen entleert und er ist in ein Koma gefallen.“
Hermine keuchte auf und Ron sah ihn geschockt an. Sie hatten begriffen, dass ihr Freund krank war, aber tödlich krank? Und er war in einem Koma? Nach allem, was mit und um Harry geschehen war, hatten sie geglaubt, dass er alle zurückschlagen konnte. Er kam immer verletzt aus seinen Kämpfen zurück, aber doch jedes Mal noch recht gesund.
„Wird er in Ordnung kommen?“, fragte Hermine weinend, da sie sich noch schlechter fühlte, wie sie Neville behandelt hatten, jetzt, wo sie wussten, wie ernst Harrys Zustand war. „Denken Sie, dass Harry irgendwie den kommenden Sturm gefühlt hat und er deshalb manchmal so launisch gewesen ist?“
„Ich werde nach der Ursache seines ungewöhnlichen Verhaltens sehen“, versicherte er ihm. „Besonders, nachdem ich von seinem Benehmen in der Hütte gehört habe. Aber ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes ist, um sich darüber Sorgen machen zu müssen. Und ich bin überzeugt, dass sich Harry von dem Sturm erholen wird. Seine Gehirnfunktionen steigen ab und zu auf das Niveau eines Schlafenden an und ich glaube, dass er sich stabilisieren und bald erwachen wird. Es steht Euch frei, ein bisschen länger bei ihm zu bleiben, aber das Abschlussessen wird in ein paar Stunden serviert. Madame Pomfrey hat Euch entlassen, ich erwarte also, Euch dort zu sehen. Vergesst nicht, dass Ihr Harry nicht helfen könnt, indem Ihr Euch selbst krank macht.“
„Abschlussessen?“, runzelte Ron die Stirn.
„Leider“, blitzte Dumbledore ihn an. „Ihr habt einen ganzen Tag geschlafen.“
„Was ist mit Harry?“, fragte Hermine den alten Zauberer. „Wir können nicht einfach nach Hause gehen und ihn so hier lassen.“
„Ich bin sicher, dass wir einen Besuchsplan ausarbeiten können, aber es tut mir Leid, Ihr könnt nicht hier bleiben.“
„Wir verstehen“, seufzte Ron.
„Ich wusste, dass Ihr das würdet. Macht Euch keine Sorgen. Harry wird es gut gehen. Das ist immer so.“
Dumbledore bot ihnen Zitronendrops an. Beide akzeptierten und er ging, während er eine glückliche Melodie pfiff. Ron und Hermine gingen hinüber zu dem Bett, das Neville verlassen hatte, und setzten sich zu ihrem Freund. Sie waren böse, weil er sie so behandelt hatte, aber das würde sie nicht daran hindern solange sie konnten bei ihm zu sitzen.
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„Was tust Du?“, rief ihm eine Stimme zu.
„N-n-nichts“, stotterte Neville und verbarg schnell das Rasiermesser, das er seine Haut hatte entlang gleiten lassen, als er sich umdrehte, um dem Mädchen ins Gesicht zu sehen.
„Das ist nicht sehr produktiv“, lächelte das Mädchen und griff nach einem der Bücher auf dem Brett neben ihm.
Neville war zur Bibliothek gegangen, da er gedacht hatte, dass keiner dort sein würde, da die Schule aus war. Es gab viel bessere Dinge, wie zum Beispiel an der Frühlingssonne zu sitzen oder das Ende der Prüfungen zu feiern. Er spürte, wie er nervös errötete. Das Mädchen lächelte ihn einfach an. Sie hatte langes, geflochtenes, schwarzes Haar und funkelnde, blaue Augen. Neville glaubte, dass sie eine Viertklässlerin oder so war. Sie trug einfache Schulroben, hatte aber kein Hausabzeichen darauf.
„Bist Du in Ordnung?“, fragte sie schließlich.
„J-Ja“, antwortete er schwach. Seine Augen sahen sich nach einem Fluchtweg um. Er hörte auf, als er ihr Lachen hörte. Er sah zu ihr und stellte fest, dass sie näher kam.
„Hab keine Angst“, wisperte sie. „Ein Freund von mir hat gesagt, dass Du meine Hilfe brauchen würdest. Ich werde Dich nicht verletzen.“
„H-Hilfe?“ fragte Neville verwirrt. Er machte einen Schritt weg von ihr und drückte sich weiter in den Alkoven, in dem er gesessen hatte. Er wurde schnell gefangen und fühlte, wie sein Herz zu rasen begann. Wer war dieses Mädchen?
„Ja“, lächelte sie. „Um ehrlich zu sein, bin ich deswegen sehr aufgeregt. Es ist schon so lange her, dass ich irgendetwas unterrichtet habe und Elemente-Zauberer sind immer faszinierend. Niemand hat immer dieselben Talente oder Fertigkeiten, selbst wenn sie dieselbe Neigung teilen. Das ist ziemlich faszinierend.“
„Sei nicht unhöflich“, sagte ein Junge gedehnt, der neben dem fremden Mädchen sichtbar wurde. „Stell Dich vor, ehe Du anfängst, vor Freude ihn auseinander nehmen zu können, Deine Hände zu reiben.“
Neville sprang weg und quiekste, doch das Mädchen schien überhaupt nicht erschreckt. Der Junge war innerhalb einer Minute materialisiert. Er sah genauso alt aus wie das Mädchen. Er hatte schwarzes Haar und dunkelbraune Augen. Sein Gesicht war rund und seine Augen saßen tief, so dass er ein wenig einem Affen ähnelte. Aber es gab überhaupt nichts Affiges oder Willkommenes an diesem Teenager.
„Du hast ihn erschreckt“, schimpfte das Mädchen.
„Was kümmert es mich?“, zuckte der Junge mit den Achseln.
„Was soll die Eile?“, ärgerte sie sich.
„Ich will alles über Harry wissen“, funkelte er sie ungeduldig an. „Und ohne mich würdest Du über diesen Elementaren nichts wissen.“
„Fein.“ Sie warf ihren Zopf über ihre Schulter und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den zitternden Jungen vor ihr. „Ich bin Rowena und das ist Salazar. Es ist schön, Dich kennen zu lernen, Neville.“
„W-w-was!“, sprang Neville auf die Füße, konnte aber nirgendwo hin laufen. Die zwei… Geistermenschen… blockierten seinen Weg.
„Sie reagieren immer so“, schnarrte Salazar und klang dabei so wie Malfoy. „Wie langweilig.“
„Oh, sei still“, lächelte Rowena. „Ich denke, dass das liebenswert ist.“
„Natürlich“, grinste er zurück.
„Es ist so, Neville“, erklärte die Hexe freundlich. „Die vier Gründer Hogwarts' haben Erinnerungen von sich selbst in das Schloss gezaubert. Im Laufe der Jahre sind wir gewachsen und haben uns angepasst, beeinflusst durch die Tausende von Kindern innerhalb unserer Mauern. Größtenteils schlafen wir und träumen von den Ereignissen, die innerhalb Hogwarts' passieren, nur, um dann ganz aufzuwachen und zu erscheinen, wenn etwas Großes geschieht. Und an diesem Punkt sind von den Gründern ganz verschieden. Wir mögen es von uns als einzig nach ihnen benannt zu denken und uns als einzigartige und originale Persönlichkeiten zu sehen.“
„Wir sind Hogwarts. Wir sind keine Geister. Wir sind Phantome, die durch das Schloss projiziert werden. Wir sind unabhängig und selbstbewusst, halten aber das Wissen der Gründer, nach denen wir benannt wurden, in uns. Können wir jetzt weiter machen?“ Salazar verschränkte seine Arme und lehnte sich gegen das Bücherregal hinter ihm.
„Neville, mein Lieber, Du solltest Dich setzen“, sagte Rowena freundlich.
Neville starrte sie dumm an und tat, was sie gesagt hatte. Sie lächelte und beugte sich zu ihm, um beruhigend seine Hand zu streicheln. Neville starrte sie an; ihre Hand war warm und wirklich echt. Er schüttelte verwirrt seinen Kopf.
„Vielleicht sollten wir später zurückkommen?“, fragte Rowena ihren Begleiter.
„Es interessiert mich nicht, was Du tust“, straffte sich Salazar. „Du kannst mit ihm tun, was Du willst. Er ist nicht meine Angelegenheit. Ich will nur etwas über Harry wissen.“
„W-w-warum?“, wisperte Neville ängstlich.
„Sein Geist ist faszinierend. Ich habe noch nie so etwas gesehen.“, sagte Salazar, ehe er erklärte, was er in Harrys Geist gesehen hatte. „Weißt Du, was es ist?“
Neville nickte langsam. Also war Harry nicht in einem Koma? Nicht wirklich? Boy war noch bei Bewusstsein und schlief, um Kraft zu sammeln? Harry würde in Ordnung kommen? Er spürte, wie durch die tiefe Erleichterung Tränen in seine Augen brannten. „Danke“, sagte er dem Phantom aufrichtig. „Ich war besorgt, er würde nie mehr aufwachen.“
„Es wird ihm gut gehen“, winkte Salazar ab. „Das schlafende Kleinkind versorgt die Anderen langsam mit Magie, um sie wieder aufzubauen. Aber, was ist das? Warum ist sein Geist so?“
„Du darfst es niemanden erzählen“, warnte Neville, plötzlich wild und stark. Rowena lächelte stolz und Salazar nickte ungeduldig. Neville seufzte. „Harry hat eine multiple Persönlichkeitsstörung. Schlimme Dinge sind passiert und, anstatt wahnsinnig zu werden, ist sein Geist in Stücke zerbrochen.
Diese Stücke sind Teile von Harrys Persönlichkeit, die unabhängig von dem ursprünglichen Ganzen sind. Sie haben alle Erinnerungen, auf die Harry nicht zugreifen kann, solange die anderen Persönlichkeiten von der Kernpersönlichkeit abgespalten sind. Weil Harry nicht weiß, was mit ihm in der Vergangenheit geschehen war, kann er funktionieren und überleben. Macht das einen Sinn?“
Salazar starrte ihn nachdenklich von der Seite an. „Ich denke, dass ich verstehe.“ Ohne einen Ton oder einer Warnung verschwand er. Zwischen einem Augenblinzeln und dem Folgenden war das Phantom weg. Neville sprang wieder auf und Rowena lachte, was ihn sehr rot werden ließ.
„Lass ihn Dich nicht kriegen. Er ist ein ziemlich zwanghafter Kerl. Der Geist und die Psychologie faszinieren ihn.“ Sie setzte sich neben ihn. „Ich interessiere mich mehr für das Studium der Magie, als für das der Leute. Deshalb hat er mich aufgeweckt. Elemente-Zauberer sind eine Spezialisierung von mir.“
„Das hast Du bereits erwähnt“, zappelte Neville herum. „Was sind das für Zauberer und warum erzählst Du mir davon?“
Sie schüttelte ihren Kopf traurig „So viel Wissen verloren… Neville, ich erzähle davon, weil Du derjenige bist. Deine Neigung ist die Erde. Der Sturm hat einen Teil davon beschädigt und weil Du damit verbunden bist, fühlst Du die Auswirkungen. Deshalb hast Du einen Schock bekommen.“
„W-w-was?“, stotterte Neville und schnappte wie ein Fisch nach Luft.
Sie öffnete ihren Mund, um weiter zu erklären, aber etwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute hinter sich und drehte sich mit einem Seufzer zu dem jungen Gryffindor zurück. „Jemand kommt. Ich werde alles später erklären. Hier“, Neville nahm das dünne Buch, das plötzlich in ihren Händen erschien. „Das ist eine Zusammenfassung über Erdelemente-Zauberer.“ Und sie war einfach verschwunden, wie Salazar.
„Longbottom“, sagte Snape irritiert, als er sich näherte. „Warum warst Du nicht beim Essen?“
„Tut mir Leid, Professor“, zappelte Neville nervös, mit immer noch roten Wangen.
„Was tust Du hier?“, knurrte Snape misstrauisch.
„L-l-lesen, Professor“, log Neville. „I-ich denke, dass ich es lesen werde, während ich bei Harry sitze.“
„Erinnere Dich daran, etwas zu essen“, schnarrte Snape und ging wieder.
Neville lächelte ihm nach. Er wusste, dass die Verärgerung seines Lehrers von ihm selbst kam, da er hergekommen war, um nach ihm zu sehen. Snape war der Hauslehrer von Slytherin. Gryffindors sollten nicht seine Sorge sein. Neville schüttelte seinen Kopf und machte sich auf den Weg zurück zum Krankenzimmer Harrys. Er fühlte sich schlecht wegen seines Lehrers.
Er wusste, wie sehr sich Snape um Harry sorgte. Er wusste, dass der Mann beunruhigt war, dass Harry nicht aufwachen würde oder er wahnsinnig sein würde, wenn er es doch tat. Er wünschte, dass er ihm sagen könnte, dass es Harry gut gehen würde. Aber Snape würde ihm nicht glauben, wenn er dies tun würde. Woher sollte Neville solche Dinge wissen? Und ihm zu sagen, dass das Schloss in der Form von zwei der Gründer zu ihm gekommen war, würde ihm nur nach St.Mungos und in ein Bett neben seine Eltern bringen.
Neville betrat still Harrys Krankenzimmer. Professor Remus war noch immer bewusstlos. Pomfrey würde ihm nicht erlauben aufzuwachen, bis er fast vollkommen geheilt war. Black war betäubt und schlief, aber sein Atem war ein bisschen klarer. Neville wünschte sich, dass er wusste, warum Sirius Black behandelt und geschützt wurde. War er nicht hinter Harry her?
Wenigstens waren Ron und Hermine gegangen. Er kletterte auf das Bett neben seinen besten Freund. Harry sah nicht anders aus, als er an diesem Morgen ausgesehen hatte und Neville spürte, wie Zweifel in ihm aufstiegen. Und wenn Salazar ihn angelogen hatte? Und wenn Harry nicht dabei war, wieder in Ordnung zu kommen? Er schob diese dunklen Gedanken weg und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Buch in seinem Schoß.
Es hatte einen braunen Lederdeckel und die Seiten im Inneren waren gelb und durch ihr Alter ganz weich. Neville fuhr mit seinen Fingern ehrerbietig darüber und öffnete es vorsichtig. Die Wörter „Eine Neigung für die Erde von Rowena Castle“ standen in der Mitte der Seite in einer schönen, kursiven Schrift. Neville blätterte die Seite um und begann zu lesen.
Elemente-Zauberer haben eine Magie, die sehr unterschiedlich zu der Magie durchschnittlicher Zauberer ist. Sie werden unwiderruflich an eines der sechs Elemente dieser Welt gebunden. Feuer ist die am meisten verbreitete Neigung für einem Elemente-Zauberer, gefolgt von Luft, Wasser, Erde, Blitz (auch Energie genannt) und zuletzt Metall.
Ihr Typ der Magie wird als eine tiefe Kraft betrachtet und ist nicht ebenso gefügig wie oberflächliche Magie. Deswegen sind alltägliche Zauber und Beschwörungsformeln für sie heikel. Zaubersprüche außerhalb ihres Elements sind häufig schwach und instabil, aber, wenn sie innerhalb ihrer Kräfte arbeiten, können sie Leistungen erreichen, die nicht einmal der stärkste Zauberer hoffen könnte zu vollbringen.
Von den Neigungen ist die Erde das drittseltenste. Es sind nur einige Dutzend Zauberer registriert worden, die diese Neigung besessen haben. Sie haben eine breite Auswahl von potenziellen Fähigkeiten, werden aber nur zwei oder drei dieser Talente manifestieren.
Einige Erdelemente-Zauberer können Pflanzen gesünder und mit schnellerer Geschwindigkeit wachsen lassen und die Erde vor oder um sie herum als ein Schutzschild sowohl gegen physische als auch gegen magische Angriffe aufsteigen lassen. Sie sind bekannt dafür die Fähigkeit zu haben sich die Kraft der Erde zu leihen, um ihnen vorläufige übermenschliche Kraft zu geben und einige sind in der Lage zerstörende (kürzlich erst als dunkel bezeichnete) Magie zu spüren, indem sie einen Fleck Rückstand in der Erde und auf dem, der den Fluch gesprochen hat, wahrnehmen können. Seltener können sie Erdbeben verursachen und sogar mit Bäumen kommunizieren.
Um Ihre Fähigkeiten zu trainieren und zu finden, ist Meditation notwendig. Die meisten Schüler werden von einem Meister-Elementar (nicht immer mit derselben Neigung) angenommen und persönlich von ihnen ausgebildet. Eins-zu-eins-Unterricht hat sich am besten erwiesen, um auf die Talente eines Elemente-Zauberers hinaus zu arbeiten. Elementare Magie ist eine tiefe, innere, instinktive Kraft und Ablenkungen jeder Art ist ein Hindernis für das Meistern dieser Magie.
Neville schloss das Buch und atmete tief ein. Wow. Er schüttelte in schwacher Leugnung seinen Kopf. Er konnte niemals mächtig sein. Er hatte kaum irgendeine Magie. Er war kaum ein Zauberer, praktisch ein Squib. Das konnte nicht wahr sein. Rowena und Salazar mussten sich irren. Er hatte keinen Schock erlitten, weil der Sturm die Erde verletzt hatte; er hatte einen Schock bekommen, weil er erschrocken wurde. Richtig?
Er fühlte sich verloren und verwirrt. Mehr als jemals zuvor wünschte er sich, Harry würde erwachen. Harry würde glauben, wenn er ihm über die Phantome der Gründer erzählen würde, und würde wissen, was zu tun war. „Oh, Harry“, wisperte er und ergriff die Hand des Jungen. „Wach bitte bald auf. Ich brauche Dich.“
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„Ah, Severus, mein lieber Junge. Ich habe auf Dich gewartet.“
Severus zögerte im Türrahmen zu seinen Räumen, als er den Direktor auf seiner Couch an dem Feuer sitzen sah. Er trat ganz ein und schloss die Tür hinter sich. Er blickte finster, aber es war nicht aus ganzem Herzen. Das war zurzeit zu beschäftigt, schnell gegen seine Brust zu schlagen. Er war seit einer sehr langen Zeit Dumbledores Mann gewesen und hatte ihn dauernd ertragen, um das Vertrauen dieses Mannes zu gewinnen. Das war der Mann, der sowohl seine Seele, als auch sein Leben verdammen konnte.
Aber genauso wie Dumbledore seine Seele kannte, hatte Severus auch ihn kennen gelernt. Sein Ton und Ausdruck versprachen jetzt keine guten Dinge. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst; bereitete sich darauf vor, Neuigkeiten über Harrys Tod oder seinen irreparablen Geisteszustand zu hören. Er wünschte, dass Dumbledore es einfach ausspucken würde, aber in der ganzen Zeit, in der er den alten Zauberer kannte, war der Mann mit Nachrichten oder Kenntnissen nie großzügig gewesen. Er wusste, dass es ein lang gezogener Prozess, ein langsamer schmerzhafter Schnitt sein würde.
„Severus?“
Er schüttelte sich und schnappte: „Was ist es, dass ich für Dich tun kann, Direktor?“
„Ich habe mich gefragt, ob es Dir gut geht, aber offensichtlich tut es das nicht. Deine Gedanken sind von etwas anderem völlig in Anspruch genommen.“ Dumbledore deutete zu dem Sitz ihm gegenüber. „Was ist es, das Dir solche Sorgen macht?“
Severus wollte schreien, dass der Mann sich damit abfinden sollte, aber er stoppte sich selbst, erschüttert über seinem Mangel an Selbstdisziplin. Blass und schwach zitternd setzte er sich gehorsam. Mit einem verbitterten Lächeln fragte er sich, wann er jemals anders war. Trotz seiner unfreundlichen Art war er für mehr als die Hälfte seines Lebens ein gehorsamster Diener dieses Mannes gewesen.
Erneut schüttelte er sich bei seinen Gedanken. Er hatte Dumbledore aus einem guten Grund niemals missachtet. Der Mann war der Führer des Lichtes. Dumbledore, mehr als irgendjemand, kannte das Übel und wie man es überwand. Er hatte die Seele von Severus sowie sein Leben gespart. Er wäre nichts ohne Dumbledores Weisheit, Gnade und Leitung. Wenn Dumbledore sein Leben fordern würde, würde er es ohne Zögern geben. Welchen Grund hatte er ihn zu missachten? Welcher Wahnsinn würde ihn das tun lassen wollen?
„Ich sehe, dass Du Deine Ruhe wie immer behalten hast“, lächelte Dumbledore freundlich. „Sehr gut, mein Junge. Aber Du weißt, dass Du mit jedem Problem zu mir kommen kannst, das Du hast.“
„Was bringt Dich hier her, Direktor?“, fragte Severus müde.
„Ah, natürlich, immer zum Geschäft“, gluckste der alte Zauberer mit funkelnden Augen. „Ich bin gekommen, um nach Deiner Meinung zu Harry James Potter zu fragen.“
Severus setzte sich gerader hin und wurde alarmierter. „Wie steht's um ihn?“
„Minerva und ich waren über Harrys Benehmen Anfang November besorgt. Aber, als er sich nach einer Woche beruhigt hatte, waren wir beruhigt, dass das wegen der Dementoren war, die ihn während des Quidditch-Spiels beeinflusst haben und haben es dabei belassen. Vor dem Abendessen wurde ich von Hermine und Ron über das Wiedererscheinen dieses… Benehmens informiert, während sie in der Heulenden Hütte waren. Das beunruhigt mich und ich wollte Deine Meinung zu der Sache.“
Severus erstarrte. Es gab keinen Raum, um auszuweichen und er war nicht sicher, dass er bereit war, geradewegs zu lügen. Jetzt, wo er damit konfrontiert wurde dem Direktor von Harrys Zustand zu erzählen, fragte er sich, warum er das Geheimnis so lange für sich behalten hatte. Sicher würde der Derektor alles tun, was er konnte, um zu helfen den Jungen zu heilen. Harry war schließlich sein wertvoller Retter. Warum war er so entschieden dagegen gewesen, es ihm zu erzählen?
„Warum denkst Du, dass ich genug weiß, um eine Meinung zu haben?“, hörte er sich selbst sagen.
Dumbledore lächelte, aber das Funkeln in seinem Auge wurde schärfer und überhaupt nicht angenehm. „Ich bin mir sehr gut der vielen Strafarbeiten Harrys bewusst, die er von Dir bekommen hat. Minerva hat sich häufig genug beklagt, obwohl sie kürzlich zu der Überzeugung gekommen ist, dass sie Harry gut getan haben. Es wäre außergewöhnlich, wenn Du den emotionalen Zustands des Jungen nicht bemerkt hättest.“ Er lehnte sich vor und Severus fühlte sich plötzlich klein und schmutzig im Vergleich mit der absoluten Rechtschaffenheit des Mannes. „Tatsächlich… jetzt, wo ich über das unregelmäßige Verhalten Harrys informiert wurde, neige ich dazu zu glauben, dass Du ihm Nachsitzen gegeben hast, um ihn zu beobachten.“
„Ich habe das Benehmen des Jungen bemerkt und gedacht, dass das das Beste wäre, um ein Auge auf ihn zu haben“, gab Severus zu, fand aber noch immer den sonderbaren Widerwillen in sich, sich mit der Information über die Einzelheiten von Harrys Zustand zurück zu halten. Aber es gab jetzt keine andere Wahl. Dumbledore würde informiert werden müssen. Der alte Mann würde sich mit nichts weniger abfinden.
Und vielleicht wäre es das Beste. Dumbledore konnte im Stande sein, ein besseres Heilmittel für den Koma-Zustand Harrys zu gewinnen, sobald er die Details wusste. So beschrieb Severus im Detail den Zustand der Erkrankung der multiplen Persönlichkeitsstörung. Es dauerte eine gute halbe Stunde, ehe der Direktor die Grundlagen des Zustands verstanden hatte.
„Wie viele Persönlichkeiten besitzt er, und was für Typen sind das?“, fragte Dumbledore.
Wieder fühlte Severus, wie er zögerte. Es gab einfach etwas an dieser Situation, die ihn nicht behagte, die ihn zweifeln ließ. Und er zweifelte nicht an sich selbst. Das wäre etwas Vertrautes gewesen. Stattdessen begriff er, dass er die ganze Zeit Zweifel wegen dem Direktor fühlte. Das erschreckte ihn. Das tat es wirklich. Wenn nicht Albus Dumbledore, wem konnte er dann vertrauen?
„Ich bin nicht sicher wie viele“, antwortete er schließlich. „Ich habe noch nicht Harrys ganzes Vertrauen gewonnen, aber ich bin mir zweien bewusst; einem namens Silas und ein anderer namens Gabriel.“
Er gab eine detaillierte Beschreibung der beiden. Dumbledore nickte am Ende nachdenklich. Seine Augen standen in Flammen. Sie saßen einige Momente still da. Schließlich erhob sich der alte Mann und lobte Severus, dass er so aufmerksam wegen Harrys Benehmen war, um im Stande zu sein, seinen Zustand zu diagnostizieren und zu versuchen mehr Informationen diesbezüglich zu sammeln.
„Aber, mein Junge, warum bist Du nicht eher damit zu mir gekommen?“, fragte er.
„Ich war nicht vollkommen sicher, dass der Junge es nicht vorgetäuscht hat. Es hat viele dokumentierte Fälle gegeben, wo das getan wurde. Ich musste sicher sein, bevor ich es Dir sagen konnte und dann war ich der Meinung, dass ich die Veränderung erst verstehen musste, bevor die Informationen zu seinem Zustand Deine Mühe lohnen würden“, antwortete er einfach, obwohl er im Inneren alles andere als entspannt war.
„Das ist gut. Ich muss darüber nachdenken“, stand Dumbledore auf.
„Ich glaube, dass er mit einer Therapie und besserer Behandlung geheilt werden kann“, bot Severus zum Test an.
„Nein. Noch nicht. Sein Zustand kann nützlich sein und wenn es seinen Geist besser schützt“, starrte Dumbledore auf ihn hinab, aber seine Gedanken war anderswo.
Severus fühlte seine Welt um sich herum zusammenbrechen, als die Zweifel und das Zögern zusammenbrachen, das so unvernünftig erschienen war, gerechtfertigt wurde. Nein, betete er still zu dem alten Mann, bitte enttäusch mich nicht und er bot dem Direktor eine weitere Chance sich zu rehabilitieren. „Wenn der Junge erwacht, wo wirst Du ihn hinschicken?“
„Er muss zu seinen Verwandten zurückkehren“, antwortete Dumbledore verwirrt. „Ich werde ihn mit Poppy dorthin schicken, sobald die anderen Schüler die Schule verlassen, ob er genesen ist oder nicht.“
Severus war sprachlos und sagte ohne nachzudenken: „Aber, Direktor, deutet sein Zustand nicht an, dass er einen harten Missbrauch erlitten hat?“
„Wir wissen nicht, ob die Dursleys diejenigen sind, die das Trauma verursacht haben, das auch seinen Zustand verursacht hat“, sah Dumbledore ihm mit harten Augen, ohne das normale ablenkende Glitzern, ins Gesicht. Severus hatte schon vorher den berechnenden Ausdruck gesehen, aber nie war es so vorhersagbar gewesen. „Harry muss Zeit in diesem Haus mit seiner Tante verbringen, oder der Blutschutz wird nicht aufrechterhalten. Die Dursleys mögen Magie oder ihren Neffen nicht schätzen, aber ich denke nicht, dass sie unvernünftige, grausame Leute sind. Es wird ihm gut gehen. Mach Dir keine Sorgen, Severus. Ich habe alles unter Kontrolle.“
Severus starrte noch lange auf die Tür, nachdem der Schulleiter abgereist war. Lange saß er fassungslos da, als ihn die Wirklichkeit Albus Dumbledores einholte. Es traf ihn, dass der Schulleiter nicht seine Erlösung war. Dumbledore war ein Mensch, ein Überlebender von zwei bösartigen Kriegen. Er war für Fehler ebenso anfällig wie andere. Und einer jener Fehler konnte nicht entschuldigt werden: seine Vorliebe, Menschen als Werkzeuge zu sehen.
Er erinnerte sich mit der schmerzhaften Klarheit an seine eigenen Beinahetod-Erfahrungen und Leiden; erinnerte sich, wie der Direktor ein mitleidiges und besorgtes Gesicht zeigte, ihn aber trotzdem für mehr Strafe zurücksendete. Severus hatte es geschehen lassen, hoffend, dass es ihn von seinen Fehlern freisprechen würde. Aber Harry hatte keine solchen Fehler gemacht. Am wichtigsten hatte er, im Gegensatz zu Severus, seine Zustimmung nicht gegeben, als ein Pfand verwendet zu werden. Und doch hatte Dumbledore nicht gezögert.
…flashback …
Dumbledore, McGonagall und er saßen um den Personaltisch und brachten einen Toast auf das kommende Schuljahr. Severus war in einer übleren Laune als normal und seine zwei Kollegen fröhlicher als sonst. Der Grund dafür wurde schnell klar.
„Ich kann es nicht erwarten, ihn zu sehen“, sagte McGonagall ein bisschen undeutlich. „Denkst Du, dass er ein Gryffindor wird?“
„Er ist ein Potter“, schnarrte Severus. „Er wird ein arroganter, kleiner Bengel - genau wie sein Vater sein. Wohin sollte er sonst kommen?“
„Fürchte keine Eitelkeit von ihm, Severus“, beruhigte Dumbledore ihn mit einem wissenden Lächeln. „Er wurde zu seinen Muggelverwandten gebracht, um zu verhindern, dass er wie eine Berühmtheit aufwächst und eine normale Kindheit hat.“
„Wir werden sehen“, spottete Severus und ging.
…End-Flashback …
Wie viel hatte Dumbledore gewusst, fragte Severus sich mit finsterer Enttäuschung. Wie lange hatte er von Petunia und Vernon Dursleys Abscheu vor Magie gewusst? Zurückblickend waren es erschreckend unwahrscheinliche Umstände, die dazu geführt hatten, Harry dorthin zu bringen. Sirius Black sollte Harrys Vormund werden. Als er vom Tod der Potters gehört hatte, hatte er nach seinem Patensohn gefragt, aber auf Anordnung Dumbledores lehnte Hagrid es ab ihm Harry zu geben. Kummer wandelte sich in Wut und er suchte nach Pettigrew.
Dumbledore hätte darauf bestehen können, dass Black eine faire Gerichtsverhandlung mit Veritaserum bekommen würde. Er hatte sich in viele Gerichtsverhandlungen eingemischt, einschließlich in die von Severus. Es gab keinen Grund, nicht im Interesse eines Mannes einzutreten, der während des Krieges sehr eng an seiner Seite gearbeitet hatte. Severus hatte gedacht, dass Dumbledore aufgegeben hatte, da er von der Schuld des Mannes überzeugt gewesen war. Konnte Dumbledore bewusst erlaubt haben einen unschuldigen Mann nach Azkaban zu bringen, um ihn aus dem Weg zu haben?
Wie wahrscheinlich war es, dass die Potters ihm nichts von dem Tausch erzählt hatten? James Potter war Dumbledores rechte Hand. Der Mann handelte nie ohne zuerst Dumbledores Erlaubnis einzuholen. Und warum hatte Dumbledore nicht an erster Stelle als Geheimniswahrer der Potters gestanden? Welche Familie hatte stattdessen Dumbledore als Lebensretter ausgewählt und warum? Jetzt, wo er daran dachte, hatte Severus nie gehört, dass ein spezifischer Familienname erwähnt wurde,
Sogar als Black gegangen war, hätte Lupin der Nächste sein sollen, der die Aufsicht Harrys übernehmen sollte. Er wurde nie als ein Werwolf im Ministerium registriert. Keiner wusste von seinem Zustand. Sie hätten ihn das Baby nehmen lassen, wenn er vorgetreten wäre. Aber Lupin hatte es nicht getan. Severus wusste, dass er nach Harry gefragt hatte, aber Dumbledore hatte ihm das ausgeredet.
War der Schulleiter auch dafür verantwortlich? Warum hatte Lupin seine Freunde verlassen? Er war vor dem Tod der Potters außer Lande gewesen und war am Boden zerstört, als er die Nachricht hörte. Hatte Dumbledore dessen Kummer und Schuld gegen ihn verwendet, um ihn auszureden auf Harry aufzupassen? Warum würde der Direktor so weit gehen? Das einzige Motiv für solche Handlungen wäre, Harry absichtlich bei den Dursleys absetzen zu wollen und was sollte das bringen?
Es sei denn… Severus verzog sein Gesicht. Nein. Das konnte nicht wahr sein. Das war einfach zu viel, um es zu glauben. Dumbledore würde das nie tun… Aber Severus begann zu denken, dass er es würde. Wenn er Black nach Azkaban hatte gehen lassen, erstreckten sich seine Pläne vielleicht auf vor den Tod der Potters aus.
Also, wo war der Anfang? Severus dachte nach, sein Atem wurde schneller, als er versuchte die Stücke zusammenzusetzen … Die Prophezeiung… Dumbledore… Er hat die Prophezeiung gehört und hat diejenigen, deren Kinder unter die Voraussetzungen fielen, unter dem Fidelius-Zauber gestellt. Aber wenn er von Anfang an vermutete, dass es Harry war, von dem die Prophezeiung sprach …
Ein Kind geboren, stark genug, den Dunklen Lord wirklich zu besiegen, etwas, was nicht einmal Dumbledore tun konnte. Zumindest nicht völlig… Das Kind könnte auch für ihn eine Bedrohung sein… Es könnte möglich sein, dass sich Harry gegen ihn wendete… Also… Severus erstarrte, als er den Gedanken beendete… Also hat er den Dunklen Lord vorsätzlich einen Teil der Prophezeiung durch Pettigrew erreichen lassen.
Die schwache Ratte wäre sonst nie gegangen. Er hatte nie so eine Initiative in seinem Leben gezeigt. Warum würde er gerade dann anfangen, selbstständig zu handeln? Nein, Dumbledore musste ihn gesandt haben. Überredet ein Spion zu sein, wusste Severus persönlich, wie überzeugend der Direktor sein konnte… Aber Pettigrew beugte sich der Folterung jedes Todessers. Er erzählte dem Dunklen Lord von der Prophezeiung… Aufrichtig glaubend, dass er seine Freunde, Dumbledore und das Licht verraten hatte, hatte Pettigrew keine andere Wahl, als sich dem Dunklen Lord anzuschließen.
Das war zu schrecklich, um wahr zu sein und doch… Es machte großen Sinn… Der Dunkle Lord wollte natürlich die Bedrohung, von der die Prophezeiung sprach, entfernen… Dumbledore hat die Familien packen lassen, ließ die Potters aus und dann kam Pettigrew ein zweites Mal zu dem Dunklen Lord, mit dem Wissen, wo sich die Potters versteckten…
Warte, das war nur passiert, weil Black mit ihm getauscht hatte… Es sei denn, hatte der Schulleiter eine Hand in der plötzlichen Änderung von Blacks Meinung, wer Geheimniswahrer sein sollte? Mit schmerzhafter Klarheit erinnerte sich Severus an die Erwartung des Sieges, die der Dunkle Lord in der Nacht hatte, als er verschwunden war. Sein völliges Vertrauen, als er allein nach Godric's Hollow gegangen war.
Hatte Dumbledore dasselbe Gefühl des Sieges gehabt? Hatte er gehofft, dass sowohl Voldemort, als auch Harry sterben würden? Oder war es seine Hoffnung, dass Harry sterben und den Dunklen Lord und ihn allein lassen würde, um für immer ihre Machtspiele zu spielen? Auf jeden Fall starb Harry in dieser Nacht nicht und der Dunkle Lord verschwand …
Was war als nächstes passiert? Wenn Dumbledore wirklich, tatsächlich die Potters und Harry ausgesucht hatte, damit sie starben, was hätte er dann getan, als er vom Überleben des Babys gehört hatte? … Es gab eine Massenpanik, erinnerte Severus sich. Und er erinnerte sich jetzt, dass Dumbledore keine Ausnahme gewesen war, wie er es gewöhnlich war…
War seine Panik aus Angst, dass seine Pläne ans Licht kommen würden? Er muss unglaublich erleichtert gewesen sein, als man glaubte, dass Black Pettigrew getötet hatte. Mit dem Tod der Ratte war keiner mehr übrig, um ihn auffliegen zulassen und das bedeutete, dass er wirklich geglaubt haben musste, dass Black den Mann getötet hatte, um seinen besten Freund zu rächen… Aber Harry war noch eine Bedrohung, um die sich gekümmert werden musste.
Also… Wenn Du eine Bedrohung nicht zerstören kannst, stürze sie… Dumbledore stellte sicher, dass Black aus dem Weg war. Er könnte einschreiten und dafür sorgen, dass Black in ein anderes Gefängnis geschickt worden wäre, eines, das ihn nicht verrückt machen und ihn so unbarmherzig quälen würde. Aber er tat es nicht. Azkaban würde ihn nicht nur von Harry fernhalten, es würde auch Blacks Geist zerstören. Ihn davon abzuhalten, misstrauisch zu werden, dass der Schulleiter alles nicht getan hatte, dass er konnte, um die Potters zu schützen und sie verletzbar zurück zu lassen.
Lupin war einfach wegzuschicken und zu manipulieren. Der Mann war immer zu emotional und der Wolf in ihm hatte die emotionale Beanspruchung durch die Vernichtung seines „Rudels“ vergrößert. Dumbledore musste sich kaum anstrengen, um ihn dazu zu bringen über zu schnappen… Aber warum sich diese ganze Mühe machen?
Severus legte seine zitternden Hände auf seine Augen und vergrub die Finger schmerzhaft in seinem Haar. Oh, er wusste warum. Dumbledore hatte die Wirksamkeit des Beschützer- und Retterspielens durch den Missbrauch von Severus eigener Rehabilitation gesehen. Es gab keine stärkere Loyalität als die eines Bittstellers, der aus schmerzhaften Missbrauch und Entsetzen gerettet wurde.
Harrys zu seinen missbrauchenden Verwandten zu stecken, würde die Dankbarkeit des Kindes sichern, sobald er in die Zaubererwelt zurückkehren würde und ein tief verwurzeltes Gefühl der Schuld in Harry gegenüber dem Direktor hervorrufen, da er ihn gerettet hatte. Der Missbrauch würde dem Jungen auch eine Folgsamkeit eintrichtern, die Dumbledore benutzen konnte. Es würde den Jungen-der-lebt alles tun lassen wollen, damit er in der Zaubererwelt bleiben und aus dem Haus seiner Familie fernbleiben konnte. Und jetzt hatte Severus ihm mehr Macht gegeben, den Jungen zu manipulieren und zu kontrollieren.
Dumbledore wollte nicht, dass Harry geheilt wurde. Nein, natürlich nicht. Das war zu perfekt. In Gabriel hatte er eine Persönlichkeit, die nicht fähig sein würde etwas anderes zu verstehen, als der Superheld zu sein. Am besten war, dass Gabriel umgedreht werden konnte, zurück in den kontrollierbaren, gefügigen Harry.
Mit diesem Zustand war Harry eine perfekte Waffe. Es gab nur ein Problem: Silas. Silas war ein Slytherin. Silas würde alles tun, um zu überleben und Harry zu schützen und er war sehr klug und schlau. Er würde sich in einem Herzschlag gegen Dumbledore wenden. Aber Dumbledore konnte nichts dagegen tun. Silas wurde gut geschützt von der Kernpersönlichkeit getrennt. Auf diese Weise blieb der Wirt Harry kontrollierbar und ohne Slytherin Tendenz.
Severus würde seine seltensten Trankzutaten verwetten, dass der Schulleiter ihn bitten würde, einen Weg zu finden, Silas eingesperrt zu halten oder einen Weg zu finden, dass Dumbledore kontrollieren konnte, wann Silas herauskam. Severus fühlte sich krank und schmutzig, solche entsetzlichen Dinge über Dumbledore zu denken. Er konnte es nicht glauben, aber er dachte nicht, dass er sich irrte. Er hatte den Direktor schon eine Zeit lang verdächtigt, dunkle Motive zu haben. Leugnen war nicht länger eine Option.
Er musste der Wahrheit gegenübertreten, dass Dumbledore irgendwo auf dem Weg begann, Übles zu begehen, um seine reinen Absichten zu erhalten. Und das hatte er schon für eine Weile vermutet, obwohl er sich geweigert hatte es zuzugeben. Das war der Grund, aus dem er so bereit gewesen war, Harry im Sommer zu verstecken und damit die Schule das Geheimnis des Kindes so lange wie möglich nicht herausfand. Harry zu schützen wurde noch wichtiger, als er angefangen hatte, sich um den Jungen zu sorgen.
Severus wusste, dass er einen Plan brauchte. Es war Zeit aufzuhören sich zu verstecken und Entscheidungen zu treffen. Es war Zeit, um wieder selbstständig zu denken. Eines war er sicher, Harry würde nicht zu den Dursleys zurückgehen. Harry würde kein Pfand sein. Und er auch nicht. Nicht mehr.
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