
von Nerventod
Hi,
wieder ist ein neues chap fertig *freu*
ein ganz großen dank für die kommis...
und noch ganz persönlich etwas zu liliarose: danke, ich habe gelesen, was du zu meinen geschichten geschrieben hast und ganz besonders hat mich gefreut, was für worte du zu meiner eigen fic "erinnerungen" gefunden hast... vielen lieben dank dafür *stolz ist*
so, aber nun viel spaß beim lesen
lg nerventod
Harry blinzelte und wunderte sich dann sehr, dass er mit seinem Professor in einem, ihm unbekannten Raum war. Seine Hände ballten sich in seinem Schoß und er starrte ängstlich und wütend auf sie hinunter. Severus beobachtete ihn für eine Minute und empfand ein wenig Mitgefühl. Er schüttelte sich selbst. Nein. Er war lediglich neugierig. Ja, das war nur ein seltener psychologischer Zustand und die Möglichkeit, diesen zu studieren, war faszinierend. Innerlich nickend, räusperte Severus sich.
"Mister Potter, ich glaube, Sie haben Fragen."
Harry sah auf und Hoffnungen zusammen mit Furcht standen in seinen grünen Augen. "Ja, Sir. Emmm… Wo sind wir?"
"Wir sind in meinem privaten Zuhause." Antwortete Severus einfach und erlaubte Harry sich Zeit zu nehmen. Es wäre besser für den jungen so entspannt wie möglich zu sein. "Niemand weiß von seiner Existenz, abgesehen von ein paar Leuten. Nicht einmal Dumbledore kennt diesen Platz. Die meisten glauben, ich residierte in Snape Manor, anstatt hier."
"Der Direktor weiß nicht, dass ich hier bin?", fragte Harry mit aufgerissenen Augen.
"Nein, das tut er nicht.", grinste Severus, als der Junge nervöser wurde. "Ich werde Sie nicht essen, Potter. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind sicher hier."
"Sicher vor wem, Professor?", schluckte Harry hart.
"Todesser, natürlich. Und, wenn das, was mir gesagt wurde, wahr ist, dann sind Sie in diesen Wänden auch sicher vor Voldemort persönlich." Severus sah, wie der Junge sichtlich erblasste bei diesen Worten. Hmmm… er fragte sich, wie viel die anderen von Harry ferngehalten hatten. "Genug mit dem Smalltalk. Es gibt einen Grund, warum Sie hier sind. Sie haben Gedächtnislücken erlitten, ist das korrekt, Mister Potter?"
"Ja.", wisperte Harry.
"Ich werde Ihnen mit diesen helfen. Das ist der Grund, warum der Direktor ihren Aufenthaltsort nicht kennt. Ich habe geglaubt, sie würden das lieber so privat wie möglich halten wollen."
"Danke, Sir. Ich", sagte Harry unsicher. Er war verblüfft, dass der Professor ihn so behandelte, wie er war. "Aber… emmm… Warum helfen Sie mir?"
"Weil ich die Möglichkeit und die Mittel habe.", wischte Severus das fort. "Sie werden nirgendwo anders in der Zaubererwelt Hilfe für diesen besonderen Zustand finden. Ich bin mir sicher, Sie könnten Hilfe in der Muggelwelt finden, aber dann müssten Sie wieder über Sicherheitsangelegenheiten nachdenken."
"Zustand, Sir?" Harry lehnte sich nach vorn und umklammerte mit seinen Händen seine Knie. "Was stimmt nicht mit mir?"
"Mister Potter..." Severus dachte über den Jungen vor ihm nach. "Ich glaube, dass das jetzt ungeeignet ist, nicht wahr? Wenn ich Ihnen helfe, müssen wir fähig sein, einander zu vertrauen. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns bei Vornamen nennen. Einverstanden, Harry?"
"Oh… emmm… Sie meinen, ich soll sie Snape nennen?", biss sich Harry auf seine Lippe.
Severus grinste: "Ich dachte eigentlich an Severus."
"Oh, okay." Harry schaute scheu auf seinen Schoß, bevor er seinen Blick wieder hob. "So… emmm… wegen meinem Zustand?"
"Ja. "Severus lehnte sich zurück und begann sicher, aber sanft zu sprechen. "Harry, Du hast einen seltenen Zustand, bei dem Dein Geist sich geteilt hat, um sich selbst zu schützen. Er wird Multiple Persönlichkeitsstörung genannt. Das bedeutet, dass sich Deine Persönlichkeit... hmmm… zerbrochen hat. Das bedeutet, dass bestimmte Qualitäten, Verlangen und Bedürfnisse weggebrochen sind, um unabhängig von Deinem Hauptbewusstsein zu sein."
"Ich verstehe nicht.", schüttelte Harry seinen Kopf. Seine grünen Augen waren benommen.
"Es gibt Teile von Dir, deren Du Dir nicht bewusst bist. Diese Teile haben Namen und Identitäten angenommen. Manchmal übernehmen sie und Du wirst zurück gezwungen. Mit anderen Worten, während Deiner Black-outs handelt eine Deiner anderen Persönlichkeiten. Das ist der Grund, warum Du Dinge getan hast, an die Du Dich nicht erinnerst."
"Du lügst.", sagte Harry heißer, als er auf seine Füße sprang.
"Das tue ich nicht.", stand Severus auf und kam um seinen Schreibtisch, so dass er vor dem Jungen stand. Er zögerte, brachte dann aber seine Hände hinauf, um sie auf die Schultern des Jungen zu legen. "Das bedeutet nicht, dass du verrückt oder inkompetent oder irgendetwas anderes bist, Harry. Es ist okay. Es wird wieder gut werden."
"Wie?", starrte er mit verletzten und feuchten grünen Augen hinauf zu seinem Professor.
Severus erschrak bei dem Gewicht von dem Bedürfnis in diesem Blick. "Ich werde Dir helfen, Harry. Es wird nicht einfach sein, aber ich weiß, dass Du es schaffen kannst." Er schaute auf die Uhr. "Es ist beinah Zeit zum Abendessen. Warum essen wir nicht und gehen dann in den Salon, um mehr darüber zu reden?"
Harry nickte taub. Er fühlte sich zittrig und krank. Und er war sich immer noch nicht sicher, was mit ihm nicht stimmte, oder wie er so werden konnte. Da war ein fremder Kopfschmerz, der sich hinter seinen Augen bildete. Er fühlte sich, als wäre er gegen seinen eigenen Schädel gepinnt. Er bemerkte kaum, was er aß und hörte nicht dem Professor zu, wenn er während des Essens geredet hatte. Aber er wurde wieder klarer, als er seinem Lehrer in das Wohnzimmer folgte.
"Nimm Platz, Harry.", lud Severus ihn ein, als er auf eine der Couches deutete.
Der Professor lief hinüber zu dem Kamin und nahm eine runde Flasche von dem Kaminsims. Mit einer Bewegung hatte er ein Glas in seiner Hand und begann es zu füllen. Seine dunklen Augen beobachteten das schwitzende und zitternde Kind, das am äußeren Ende seines Platzes saß. Er seufzte und mit einer weiteren Bewegung hatte er ein identisches Glas in seiner anderen Hand, aber es war bereits mit einer dicken, hellblauen Flüssigkeit gefüllt. Er lief hinüber und gab es dem beunruhigten Kind.
"Trink."
Harry schaute zu dem Professor, gehorchte aber. Sofort fühlte er, wie er sich entspannte und ruhiger wurde. Seine Gedanken klärten sich und er fühlte sich bereit zuzuhören und auch zu verstehen. Er schaute mit einem kleinen, dankbaren Lächeln auf. Severus nickte und setzte sich in einen dick gepolsterten Sitz gegenüber von Harry.
"Ich habe ein Buch, das Deinen Zustand erklärt.", bot er an. "Würdest Du es gerne lesen und mir später Fragen stellen, oder denkst Du, es wäre Dir lieber, wenn ich versuche, Dir zu helfen es zu verstehen?"
"Emmm... Kann ich beides haben?", fragte Harry, als er seinen Kopf nervös senkte. Er hatte von den Dursleys gelernt, dass es zwecklos war, nach Dingen zu fragen, aber er hatte das Gefühl, dass er dem hier vielleicht einen Versuch geben sollte.
"Du kannst.", nickte Severus. Er saß nachdenklich für einen Moment da. "Ich glaube, ich hab da was."
Er stand auf und lief schnell aus dem Raum. Harry zappelte nervös herum, musste aber nicht lange warten. Severus kam mit einem triumphierenden Glitzern in seinen Augen zurück in das Zimmer. In seinen Händen war eine geschnitzte Kiste. Er nahm platz und öffnete sie. Harry lehnte sich vor, um zu sehen, was darin war, doch Snape schloss sie, bevor er um den Deckel herum sehen konnte. Harry starrte auf den faustgroßen facettenreichen Kristall in der Hand des Mannes und verlor komplett das Interesse an der Kiste, die Severus auf den Boden neben seinen Sitz gestellt hatte.
"Das ist ein Quarzkristall.", erklärte Severus dem aufmerksamen Kind und grinste. Wenn er nur ein so konzentriertes Publikum hätte, wenn er Zaubertränke unterrichtete. "Er ist fest und komplett. Stimmst Du mir zu?" Harry nickte mit seinem Kopf. "Gut. Was ist, wenn ich nun das tue?" die Farben begannen darin herumzuwirbeln, vermischten sich und brachten sich in Einklang.
"Wow.", wisperte Harry.
"Ja. Es ist wunderschön. Stelle Dir vor, dass, wenn der Kristall klar und leer ist, er den Geist einer toten Person repräsentiert. Die Farben und Aktivitäten darin machen den Geist lebendig und intelligent."
"Okay.", nickte Harry, um zu zeigen, dass er verstand.
"Nun. Etwas passiert, dass mentalen und emotionalen Schaden verursacht. Sagen wir… ein naher tödlicher Unfall oder irgendetwas anderes hoch Traumatisches." Die sanften und wunderschönen Wirbel wurden chaotisch und zusammenhangslos. Der Kristall begann zu zittern. "Das ist Geisteskrankheit." Harrys Augen wurden groß und betroffen. Severus sprach versichernd: "Das ist nicht Dein Geist, Harry." Sein Gesicht wurde sehr grimmig. "Aber er könnte es werden."
"Was meinst Du?", fragte Harry atemlos.
Severus nickte zu dem Kristall und brachte so die Aufmerksamkeit des Jungen zurück zu ihm. "Irgendetwas ist passiert, das traumatisch genug war, um deinen Geist so werden zu lassen, aber um Dich selbst vor Geisteskrankheit zu schützen, tat es stattdessen das."
Harry sah zu, als die Farben und Aktivitäten zurück zu ?normal' gingen. Er sah zu, als sie wieder wild wurden, doch anstatt sich in ein zusammenhangloses Muster zu bringen, lösten sich die Farben stattdessen voneinander. Jetzt wirbelten die sechs Farben friedlich herum, waren aber nicht länger vermischt. Manchmal rotierten sie herum, so das ein anderer Farbfleck auf ihn gerichtet war. Harry begann zu verstehen. Severus nickte, als er das sah.
"Ja. Jede der Farben, die einst ein Teil eines ganzen waren, ist jetzt getrennt. Aber der Kristall ist immer noch ein Objekt. Es ist wichtig für Dich, dass Du das verstehst, Harry. Obwohl Du Dich in verschiedene Teile getrennt hast, sind sie immer noch Du. Sie sind keine getrennten Leute."
"Okay.", nickte Harry zitternd. "Ich verstehe."
"Gut. Denn es ist möglich, die ganzen Farben wieder zusammenzubringen." Er hielt den Kristall hoch und die Farben vermischten sich einer nach dem andern, bis sie wieder friedlich ?normal' wirbelten. "Die Farben sind nicht zerstört, wenn sie sich wieder zusammenfinden. Sie sind immer noch Farbbänder, die, zusammengeschlungen, perfekt ein Ganzes formen. Durch die Heilung wirst Du die anderen Teile nicht töten. Verstehst du das?"
"Ich denke." Harry lehnte sich zurück und nahm seine Brille ab, um sich müde über seine Augen zu reiben.
"Es ist viel, um auf einmal damit fertig zu werden.", gab Severus zu. Er beugte sich hinunter und tat den nun klaren Kristall zurück in die Kiste. "Möchtest du morgen damit fortfahren?"
"Ich erinnere mich nicht, hier heruntergekommen zu sein. Ich vermute, wir sind in dem ersten Stock Deines Hauses? ", ignorierte Harry die Frage des Professors.
"Das sind wir."
"Heißt das, dass Du meine anderen Persönlichkeiten getroffen hast?", seufzte er. "Wie viele sind es?"
"Ich bin mir nicht sicher, aber es gibt zumindest fünf andere, Dich nicht eingeschlossen."
"Fünf? Vielleicht mehr?" Harrys versteckte sein Gesicht in seinen Händen. Nach einer Minute, sprach er durch sie hindurch. "Was hat das verursacht? Ich erinnere mich nicht an etwas wirklich schlimmes, das mir passiert ist. Nichts, was schlimm genug ist, das zu tun."
"Das würdest Du nicht. Die anderen Persönlichkeiten sind da, um Dich zu beschützen und um Dir zu helfen, mit Problemen und schwierigen Situationen fertig zu werden. So wird jede schwierige Erinnerung in ihnen zurückgehalten.", erklärte Severus.
Harry zog seine zitternden Hände von seinem Gesicht und seufzte. "Danke für die Hilfe, Professor… ich meine, Severus. Ich weiß das wirklich zu würdigen. Emmm… Ich bin irgendwie müde. Denkst Du, dass wir später mehr darüber reden können?"
"Natürlich, Harry.", stand Severus auf. "Ich werde dich zurück in Dein Zimmer bringen."
Sie liefen schweigend. Als sie das Schlafzimmer erreichten, drehte sich Harry um, um dem Professor ein weiteres Mal zu danken, doch Severus sprach zuerst. Er hatte ein Buch in seiner Hand und er bot es dem Jungen an. "Es gibt eine Passage, die Multiple Persönlichkeitsstörung erklärt. Wenn Du irgendwelche Fragen hast, oder wenn Du nur reden möchtest, frag Omi, wo ich bin und er wird Dich zu mir führen oder mich holen. Nimm Dir Zeit. Wenn du einen oder zwei Tage für dich selbst brauchst, fühl Dich frei das zu tun. Gute Nacht, Harry."
"Gute Nacht.", antwortete Harry schwach. Er war definitiv überwältigt. Er stand dumm da und sah nur zu, wie sein Professor davon lief. Schließlich schüttelte er sich selbst und ging in den Raum. Da war ein Nachttisch bei dem Bett, der davor nicht da gewesen war. Das ließ ihn sich ein wenig unwohl fühlen, aber er legte das Buch darauf und zog sich seinen Pyjama an. Er war eingeschlafen, sobald sein Kopf auf dem Kissen war.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Silas wollte wirklich dringend das Buch lesen, doch der Professor hatte es ernst gemeint, dass niemand von ihnen für eine Weile hinaus kommen sollte und er war sich sicher, der Mann würde nicht erfreut sein, wenn er es jetzt tat. Gabriel grinste über ihn, doch Silas ignorierte ihn. Er wusste, dass der Gryffindor eine schwere Zeit hatte und nur versuchte einen Kampf herauf zu beschwören. Harrys Anspannung und Stress zog an allen von ihnen.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Harry wachte langsam auf. Für beinahe eine Stunde lag er einfach nur in seinem Bett und sah dem Spiel des Sonnenlichts an der Decke zu. Aber er wusste, dass er es nun hinaus zögerte. Er wollte wirklich verstehen, was in ihm geschah, deshalb rollte er sich mit einem Seufzen aus dem Bett, zog sich an und rief Omi wegen des Frühstücks. Der Elf lieferte es und nachdem er gegessen hatte, ging Harry zurück ins Bett und öffnete das Buch dort, wo es seinen Zustand erklärte.
Multiple Persönlichkeitsstörung
Wenn es mit überwältigenden, traumatischen Situationen, aus dem es kein physisches Entkommen gibt, konfrontiert wird, kann es sein, dass sich ein Kind in seinen oder ihren Kopf zurückzieht. Kinder nutzen diese Möglichkeit typischerweise als eine extrem effektive Verteidigung gegen akuten physischen und emotionalen Schmerz und/oder gegen die ängstliche Erwartung dieses Schmerzes. Durch diesen Trennungsprozess werden Gedanken, Gefühle, und Wahrnehmungen des traumatischen Ereignisses psychologisch getrennt und erlauben es dem Kind zu funktionieren, als hätte das Trauma nicht stattgefunden.
Persönlichkeitsstörungen sind oft als hochkreative Überlebenstechniken beschrieben, denn sie erlauben den Personen in dauerhaften "hoffnungslosen" Umständen, einige gesund funktionierende Teile aufrecht zu erhalten. Mit der Zeit kann für ein Kind, das wiederholt physisch und sexuell angegriffen wurde, die verteidigende Trennung stärker und zu einem Zustand werden. Weil die Flucht durch Trennung so effektiv ist werden die Kinder, die sehr geübt darin sind, es automatisch nutzen, wann immer sie sich bedroht oder ängstlich fühlen - auch wenn die Angst erzeugenden Situationen nicht so extrem oder missbräuchlich sind.
Wiederholte Trennung kann in einer Serie von einzelnen Wesen oder mentalen Zuständen führen, die schließlich eigene Identitäten annehmen. Diese Wesen können die inneren "Persönlichkeitszustände" werden. Zwischen diesen Zuständen des Bewusstseins zu wechseln wird oft als "umschalten" bezeichnet.
Multiple Persönlichkeitsstörung kann durch individuelle Psychotherapie oder Gesprächstherapie genauso gut geheilt werden, wie durch andere Behandlungen, einschließlich Medikamente, Hypnose und damit verbundene Therapien, wie zum Beispiel Kunst oder Bewegungstherapie. Der Verlauf ist auf Dauer angelegt, intensiv und stets schmerzhaft, da es beinhaltet, sich an die getrennten traumatischen Empfindungen zu erinnern.
Harry schloss das Buch und nahm einen tiefen Atemzug. Es half nicht. Er fühlte sich noch immer, als könnte er nicht atmen. Snape hatte es letzte Nacht erwähnt, doch erst nachdem er es selbst gelesen hatte, verstand er wirklich die Implikationen. Seine Störung war durch ernste, traumatische Situationen verursacht worden. In anderen Worten, andauernder Missbrauch. Das bedeutete… das bedeutete, die Dursleys… Harry rollte sich in einem Ball zusammen und sein Kopf schmerzte. Die Dursleys hatten ihn nicht einfach ignoriert und ihn verabscheut. Sie hatten ihn missbraucht und er konnte sich nicht einmal daran erinnern.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Severus hatte erwartet, dass Harry einige Tage für sich selbst brauchte, um mit allem klar zu kommen, doch Omi kam nur zwei Tage später zu ihm, um ihm zu sagen, dass Harry nach ihm fragte. Gestern hatte er seine Zeit damit verbracht, um einen Entwurf für Harrys Behandlung aufzustellen. Aber er fühlte sich immer noch merklich angespannt.
Als Kopf des Slytherin-Hauses war er hochqualifiziert, um Persönlichkeitsstörungen zu behandeln. Einem Slytherin wurde oft in einem frühen Alter beigebracht, in der Öffentlichkeit eine ?Maske' zu tragen und diese ?Maske' wurde schließlich ein Schutz, wenn sie mit den Vorurteilen über die Slytherins in der Schule konfrontiert wurden. Das machte sie sehr empfänglich für solche Störungen. Doch Harry war der ernsteste Fall, mit dem er es je zu tun bekommen hatte.
Er nahm einen tiefen, kräftigen Atemzug. Er wusste, was Harry brauchte und er hatte die Erfahrung, die ihm helfen würde, dem Kind zu geben, was es brauchte, ohne weiteren Schaden oder weitere Abspaltungen zu verursachen. Er nickte ernst und beruhigte sich selbst, ehe er in den Speisesaal hinunter ging. Harry saß bereits und wartete geduldig auf ihn.
"Guten Morgen, Harry.", sagte Severus neutral, als er Platz nahm.
"Guten Morgen, Professor."
"Severus, Harry. Nenn mich Severus.", lächelte er schwach und das Essen erschien auf der Tafel. Sie aßen still. Als sie fertig waren, stand er auf und deutete zu der Tür. "Möchtest Du in dem Salon reden, oder irgendwo anders?"
"Emmm… Der Salon ist gut.", antwortete Harry, als er sich seinem Lehrer näherte.
Severus nickte und führte sie dorthin. Sie nahmen auf den gleichen Plätzen platz, wo sie vor zwei Nächten gesessen hatten. Harrys saß steif, sah aber ruhig aus. Severus lehnte sich in seinen Sitz zurück und wartete eine Minute, bevor er begann. "Hast Du irgendwelche Fragen, oder sollen wir über das reden, was wir tun werden, um Dir zu helfen?"
"Keine Fragen, Sir.", sagte Harry, während er auf seinen Schoß starrte.
"Harry.", lehnte sich Severus aufmerksam nach vorne. "Das ist heilbar, aber du musst es wollen. Du musst wieder ein Ganzes sein wollen. Es ist okay Angst zu haben oder ärgerlich zu sein oder irgendeine andere Emotion zu haben. Was nicht okay ist, ist sich ihnen nicht zu stellen."
"Ja, Sir.", nickte Harry und hob seinen Kopf, so dass er seinem Lehrer ins Gesicht schaute. "Ich möchte wieder gesund werden. Ich möchte wirklich meine Erinnerungen zurück. Das ist mein Leben und ich muss wissen, was mir passiert ist."
"Gut.", nickte Severus. "Dann lass uns beginnen. Ich möchte, dass du verstehst, dass wir da zusammen drin stecken. Wenn Du eine Idee hast, von der Du denkst, dass sie Dir helfen würde mit der Vergangenheit und Dir selber ins Reine zu kommen, und Du denkst, dass die Idee besser ist, als die, die ich vorgeschlagen habe, dann sage es. Ich möchte Dir helfen, aber Du kennst dich selbst besser als ich. Auf der anderen Seite habe ich anderen Leuten dabei zugesehen, die durch den Prozess gingen, den Du nun beginnen wirst. Also werde ich auf eine bestimmte Methode bestehen, der Du zustimmen wirst. Ich werde dir meine Gründe erklären und deinen Einwänden zuhören, aber wenn ich immer noch darauf bestehe, wirst Du mir vertrauen müssen. Kannst Du mir vertrauen, Harry?"
Harry nickte, sprach aber, als Severus eine Augenbraue nach oben zog. "Ja, Sir."
"Sehr gut. Der erste Schritt ist, Deine anderen Persönlichkeiten aufzuschreiben. Natürlich kannst Du das nicht selbst tun, also werde ich mich mit jedem treffen und Dir dann über sie erzählen. Dann werden wir uns auf die zuletzt geborene Persönlichkeit konzentrieren und versuchen Sie zu Dir zurückkehren zu lassen. Hauptsächlich werden wir eine Menge darüber reden, wie Du Dich fühlst und wie sich die andere Persönlichkeit fühlt und versuchen jegliche Konfliktsituation zu neutralisieren. Es wird nicht auf einmal passieren. Das wird eine lange Zeit brauchen; Monate möglicherweise. Es word schwer und ungemütlich. Es gibt einen Grund, warum du die Dinge abgetrennt hast, die die Persönlichkeiten repräsentieren, aber ich werde Dich bessere Methoden lehren, als Dich selbst von dem Problem oder Deinen Gefühlen zu trennen."
"Okay.", nickte Harry wieder.
Severus bemerkte, dass, obwohl die Augen des Jungen müde aussahen, sie auch entschlossen waren, so dass er fortfahren konnte. "Bevor wir das machen, möchte ich, dass Du weißt, dass Du hier sicher bist und hier bleiben wirst, bis die Schule beginnt. Es gibt Regeln. Die erste Regel ist, nicht in einen Raum zu gehen, der eine geschlossene Tür hat. Aber ich will Dir jetzt sagen, dass die einzige Tür, die ab heute geschlossen bleiben würde, die zu meinem Schlafzimmer ist. Ich werde die Türen zu allen anderen Räumen in dem Haus offen lassen. Du darfst sie erkunden und alles nutzen, was Du findest. Wenn ich in einem Raum bin und die Tür geschlossen habe, dann klopf bitte zuerst. Wenn Du keine Antwort bekommst, möchte ich nicht gestört werden. Wenn es ein Notfall ist, sag es und ich werde bei Dir sein. Ich werde ärgerlich sein, wenn Du Hilfe brauchst und mich nicht holst. Verstanden?"
"Ja.", lächelte Harry scheu.
"Die Türregel gilt für mich genauso. Wenn du Freiraum brauchst, schließ die Tür. Ich werde nicht eindringen, es sei denn, es ist ein Notfall. Trotzdem werden die Türen nicht verschlossen. Sie zu verschließen ist genug, um die Nachricht zu verstehen. Auch ich werde das Schlafzimmer, das Du besitzt, nicht betreten, es sei denn, Du bist da und ich habe Deine Erlaubnis. Dieser Raum ist Deiner, solange Du dort bist. Du kannst die Farben von jeglicher Dekoration ändern und Möbel hinzufügen. Sprich einfach mit Omi."
"Sir! Sie müssen das nicht tun!" Harrys Augen waren weit vor Überraschung.
"Ich tue es.", antwortete Severus einfach. "Ich möchte es. Das ist mein Haus und ich kann tun, was ich damit möchte. Der Raum ist Deiner, Harry, und das ist endgültig. Und ich bin Severus, erinnerst Du Dich?"
"Danke, Severus.", wisperte Harry und schaute mit einer leichten Röte auf seinen Wangen weg.
"Gern geschehen.", lächelte er und fuhr dann fort. Es war das Beste, alles auf den Tisch zu legen. "Das Hauptziel, während Du hier bist, wird Deine Therapie sein, aber es ist nicht gut, sich allein darauf zu konzentrieren. Du wirst hier sein, bis die Schule startet und ich werde von Dir erwarten, dass Du deine Schularbeiten erledigst und täglich eine bestimmte Menge von physischen Übungen machst. Wenn Du Deine Hausaufgaben erledigt hast, möchte ich, dass Du Dir ein Thema oder eine Fertigkeit heraus suchst, die Dich interessiert und ich werde Dich darin so gut unterrichten, wie ich es kann, oder Dir jemanden bringen, der es besser kann. Ich habe die Verschlusszauber auf den meisten der Bibliotheksbücher entfernt, aber nicht auf allen von ihnen. Die wenigen Bücher, die verschlossen sind, bitte ich Dich nicht zu lesen oder Dich damit zu beschäftigen."
"Das werde ich nicht.", versicherte Harry.
"Wir schlagen uns bisher wacker.", grinste Severus und Harry lachte. "Zu den physischen Übungen: Du wirst nicht fliegen. Die Schutzwälle, die diesen Platz beschützen, reichen nicht über die Außenwände des Hauses hinaus. Aber ich habe einen Übungsraum und einen Spielraum oben. All die Spiele sind darauf ausgelegt, die Reflexe und die Koordination zu erhöhen. Du wirst auch jeden Tag essen. Omi wird darauf achten. Ich warne Dich, solltest du eine Mahlzeit auslassen, wird die danach größer sein. Essen auf Deinen Teller zurückzulassen wird ebenfalls so betrachtet. Ist das annehmbar?"
"Ja, Severus.", lächelte Harry. Es störte ihn soweit nicht. Tatsächlich ließ ihn das Wissen, er würde eine Pause von all diesem psychologischen Zeugs haben, sich leichter und wohler fühlen. Vielleicht könnte er das alles schaffen.
"Ich denke, das war es. Möchtest du irgendwelche Regeln hinzufügen?"
Er dachte darüber nach. "Kannst du mir Hauspunkte abziehen?"
"Nein. Unglücklicherweise.", gluckste Severus leicht.
Harry grinste zurück. "Dann denke ich, ich bin zufrieden."
"Möchtest Du damit beginnen, Deine Persönlichkeiten aufzuzeichnen? Oder möchtest Du eher damit anfangen, Deine Hausaufgaben zu machen und zu üben?"
"Wegen dem. Ich hatte keine meiner Schulsachen." Harry zwirbelte das Ende seines Shirts in seinen Händen.
"Das ist richtig. Hmmm… Ich könnte sie getarnt abholen. Wo ist Dein früherer Aufenthaltsort gewesen?"
"Ligusterweg 4, Surrey.", antwortete Harry ängstlich.
Severus bemerkte das. "Du musst keine Angst haben. Ich gebe Dir mein Wort, das sie niemals wissen werden, dass ich da war."
"Okay.", nickte Harry. "Aber ich denke, ich würde sowieso lieber mit dem Aufzeichnen anfangen."
"In Ordnung. Dadurch, dass Du Dir der anderen Persönlichkeiten nicht bewusst bist und keine Möglichkeiten hast, mit ihnen zu kommunizieren, werde ich versuchen nach einem zu rufen, der mehr Wissen hat. Du musst es sicher sein, alles über sie wissen zu wollen, oder Deine anderen Persönlichkeiten werden mir Schwierigkeiten bereiten und Informationen zurückhalten."
"Ich bin mir sicher. Ich vertraue dir.", lächelte Harry strahlend. "Niemand hat mir jemals so helfen wollen. Ich bin wirklich dankbar, Pro… Severus."
"Das ist kein Problem, Harry.", antwortete Severus sanft. "Dann lehn dich zurück gegen die Couch. Schließ Deine Augen und erlaube Dir selbst, Dich zu entspannen. Schlaf ein."
Harry tat, was ihm gesagt wurde. Binnen Minuten, vertiefte sich sein Atem und sein Körper entspannte sich langsam. Severus wartete geduldig. Er war nicht überrascht, als Harry seine Augen öffnete und sich ruhig aufsetzte. Es war Silas. "Guten Morgen.", nickte Severus.
"Das gleiche für Sie, Professor.", schmunzelte Silas leicht, doch sein Gesicht wurde schnell wieder ernst.
"Du musst dieses Mal ehrlich sein.", sagte Severus genauso ernst, als er ein Pergament und eine Feder herauf beschwor. "Lass uns von hinten anfangen und uns den Weg zu den ältesten von euch machen."
Silas antwortete zuerst nicht. Er studierte vorsichtig den Mann vor ihm. Es war seine Idee gewesen zu dem Professor zu gehen und er bereute diese Entscheidung nicht. Der Lehrer gab ihnen nicht nur die Hilfe, die sie benötigten, um Befinden und mentale Gesundheit wiederherzustellen, er hatte auch angeboten, Ihnen Dinge beizubringen, die sie in Hogwarts nicht lernen konnten. Das hielt ihn aber trotzdem nicht davon ab, Bedenken zu haben. Die Erinnerungen, die Kat hielt, würden nicht sehr erfreulich sein. Aber Harry hatte seine Entscheidung getroffen. So begann er über jede Persönlichkeit zu reden. Als er zu der einen kam, die er Dämon genannt hatte, zögerte er.
Severus schaute den Jugendlichen hart an und war erfreut, als Silas nachgab. Der Junge beschrieb das älteste und letzte Ego und Severus wurde mehr und mehr besorgt. Die Persönlichkeit trug große Wut und Hass in sich, nicht zu vergessen den Zugriff auf mächtige, dunkle Magie. Das war eine sehr schlechte Kombination. Als Silas schließlich still wurde, nickte er seinen Dank.
"Und so hat es begonnen.", sagte Silas und lächelte schwach.
"So ist es.", stimmte Severus zu.
"Ich vermute, dass ich weiterhin versuchen soll, die anderen davon fernzuhalten hinaus zu kommen."
Severus starrte den jungen gedankenverloren an; "ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre, die anderen zu unterdrücken, bis sie ruhelos sind und viel eher etwas Extremes tun würden. Es würde das Beste sein, wenn die anderen Persönlichkeiten, einschließlich Dir, trotzdem nur dann herauskämen, wenn es nötig ist. Bedenkt aber, dass Harry für alle Taten von euch verantwortlich gemacht wird."
"Ich verstehe. Du versuchst den Gedanken, dass wir ein und dieselbe Person sind, zu untermauern.", antwortete Silas und schaute dem Professor aus seinen Augenwinkeln an. "Die Egos sollen nicht dazu ermuntert werden, unabhängig zu sein, nicht wahr?"
"Macht Dir das Sorgen?", fragte Severus neutral.
"Ja und nein.", antwortete Silas doppeldeutig und glitt zurück hinein.
Severus seufzte und wartete darauf, dass Harry die Verwirrung aus seinen Augen blinzelte.
"Hat es funktioniert?", fragte der Junge nervös.
"Das hat es. Ich habe ein Ego getroffen, das sich selbst Silas nennt. Es scheint, dass er und Gabriel sich der anderen bewusst sind und an Deinen Erfahrungen teilen. Die anderen vier schlafen, bis sie an der Oberfläche sind."
"Sechs? Ich habe sechs Persönlichkeiten?", fragte Harry und schaute neugierig auf das Papier in Severus Hand.
"Ja."
"Ist das viel?"
Severus fuhr mit einer Hand durch sein Haar und schaute den Jungen offen an. "Es gibt nicht viele dokumentierte Fälle von diesem Zustand und es gibt Zweifel an der Richtigkeit derer, die dokumentiert sind. Also gibt es nichts konkret Bekanntes darüber. Aber es gibt Berichte, wo Leute behauptet haben, bis zu sechzehn zu haben und andere, bei denen es nur ein Ego war."
"Ich verstehe.", seufzte Harry. "Also was hat… emmm…, Silas gesagt?"
Severus zeigte ihm die Papiere. Harry las sie. Silas hatte zuerst beschrieben, wie jede Persönlichkeit in die Seelenraum aussah. Dann hat er ihre Mentalität und ihren Zweck beschrieben. Zuletzt hatte er ihre magischen Attribute und Fähigkeiten beschrieben. Harry war beeindruckt. "Er ist wirklich klug, oder?"
"Er beinhaltet deine Intelligenz und in sehr große Fähigkeiten, gemeinsam mit anderen Dingen.", korrigierte Severus freundlich.
Harry nickte abwesend. "Also fangen wir mit Kat an? Ist sie wirklich ein Mädchen? Wie kann ich ein Mädchen in meinen im Kopf haben?"
Severus erklärte den Glauben, dass jede Person maskuline und feminine Qualitäten hat. Es war wahr, dass auch heute noch einige Aktivitäten mehr den Frauen, als den Männern zugeschrieben waren. Zum Beispiel das Erziehen von Kindern. Weil die Frauen sie gebaren, wurde angenommen, dass sie besser darin waren das Kind zu erziehen. So wird er ein Mann, der wirklich gut darin ist in Verbindung mit seiner weiblichen Seite gebracht zuwerden. Das bedeute nicht, dass sie weniger männlich waren.
Harry verstand das. "Also sagst Du, dass mein Geist unbewusst weibliche Egos erschaffen hat, wenn ihr Zweck Aktivitäten abgesichert hat, die mit einem Mädchen in Verbindung gebracht werden?"
"Im Wesentlichen, ja. Das ist meine Vermutung.", nickte Severus.
"Ich vermute, dass macht Sinn.", biss sich Harry auf seiner Lippe. "Also, was machen wir? Sie mag Empfindungen? Ich vermute, dass sie es war, die an dem anderen Abend mein Schokoladendessert gegessen hat. Warum sollte ich das weg schieben?"
"Das ist, was wir herausfinden werden. Aber nicht heute, denke ich. Es ist beinah Zeit zum Mittagessen. Wir haben lange genug damit verbracht. Warum liest oder übst Du nicht eine Weile? Ich werde Deine Sachen holen. Zum Mittagessen werde ich zurück sein. Ist das in Ordnung? ", fragte Severus, als er aufstand.
"Ja.", nickte Harry und streckte sich.
"Lass mich eine Kopie davon machen, damit wir es beide haben."
Severus nahm seinen Zauberstab und tippte damit auf das Papier mit den Notizen von den Persönlichkeiten. Harry lächelte dankbar, bevor er eine der Kopien für sich selbst nahm. Severus wartete darauf, dass der Junge voran aus dem Salon ging. Harry drehte sich nach rechts, um die Treppen hinauf zu gehen, während Severus gerade aus zu der Haustür ging. Sobald er außerhalb des Schutzes war, apparierte er nach Surrey.
Harry natürlich ging geradewegs in den Spielraum. Er musste Omi rufen, damit er ihn hinführte. Der kleine Elf mochte es wirklich das zu tun. Als sie an den richtigen Raum ankamen, nur vier Türen von seinem Schlafzimmer entfernt, stand er da und gaffte. Der Raum war riesig, aber jeder Zentimeter von ihm war mit verschiedenen Dingen gefüllt. Die meisten sahen aus wie fremdartige Maschinen, die Muggle haben würden.
"Das, junger Harry, wird Schatz-Horden genannt. Es ist sehr gut für die Reflexe, die Konzentration und die Hand-Augen-Koordination." Omi strahlte, als er zu dem Spiel rechts von der Tür deutete.
Harry war sofort interessiert. "Was muss ich tun?"
Das Spiel hatte eine quadratische, silberne Plattform - ein mal einen Meter groß - und davor ragte eine Platte aus demselben Silber zweieinhalb Meter in die Höhe und bog sich leicht nach vorne wie eine Welle. Der Elf deutete ihm an auf die Plattform zu treten und das silberne Metall anzuschauen. Harry tat es. Das Metall begann leicht zu glühen und wechselte dann langsam zwischen allen Farben des Regenbogens hin und her. Es machte ihn ein wenig schwindlig. Dann kam ein goldener Schnatz auf ihn zugeschwirrt. Instinktiv versuchte er danach zu greifen. Er verschwand in einer schnellen, kleinen Dusche aus goldenen Funken.
"Sie müssen Sie nur fangen, junger Harry. Sie werden schneller und es werden mehr von ihnen auf einmal."
Omi hatte nicht gelogen. Bald waren es ein Dutzend, die auf ihn zu oder durch sein Sichtfeld flogen. Harry musste beide Hände benutzen, manchmal zwei auf einmal mit verschiedenen Fingern derselben Hand fangen. Einen nach dem anderen traf Harry mit seinen Fingerspitzen; sah, wie sie flimmern und starben, sobald er sie berührte. Plötzlich verdoppelte sich die Anzahl und die Geschwindigkeit der Schnatze. Er musste alles andere vergessen und seine Augen weit aufmachen, um jede Bewegung zu erfassen. Gerade als er dachte, dass seine Arme vor Erschöpfung hinunter fallen würden, erklang eine Glocke und die Schnatze hielten an. Das Metall wurde wieder Silber und ein Punktestand erschien. 126.392 / 17 min 43 sec / High Score!, zeigte es. Harry schaute neugierig zu dem Elf.
"Erstaunlich, junger Harry!", schrie Omi aufgeregt. "Ich habe nie einen solchen Punktestand gesehen! Ein Spiel hört auf, sobald man zehn Schnatze verpasst hat! Erstaunlich!"
Harry wurde rot, während er noch immer versuchte zu Atem zu kommen. "Danke. Zeigst Du mir die anderen?"
"Natürlich!"
Es gab nur vier weitere. Eins war ein Schachspiel für vier Personen, das zweimal so groß war wie ein normales Schachbrett. Omi erklärte, dass man mit einem Partner spielen konnte, oder alleine. Das Ziel war den letzten König zu haben, der noch stand. Harry schüttelte seinen Kopf. Es sah wirklich kompliziert aus. Ein weiteres Spiel war ein großer Bildschirm an der Wand. Man stand fünf Meter davon entfernt und nahm einen Spielzeugzauberstab zur Hand. Ziele und Feinde erschienen auf dem Bildschirm, Dutzende verschiedene Umgebungen und man musste den Zauberstab benutzen und versuchen sie zu verhexen.
Das vierte Spiel sah aus wie Schnatz-Horden, doch, anstatt nur einer welligen Wand waren vier an jeder Seite. Omi erklärte, dass die Bilder von allen Seiten kamen und versuchten, einen zu berühren, man sich aber zu drehen, zu springen und zu ducken hatte in dem kleinen Raum, um ihnen auszuweichen. Als Harry die Stirn runzelte, ging Omi hinein, um es zu demonstrieren. Bald hatte der zwölfjährige seine dünnen Arme um seine dünne Weste geschlungen und lachte so sehr, dass er weinte. Der Elf sah aus wie ein betrunkener Balletttänzer. Doch keines der Bilder traf ihn.
"Es testet Ihre Reflexe und Reaktionszeiten.", strahlte der Elf glücklich zu dem lachenden Jungen.
"Das kann ich sehen.", keuchte Harry, wischte sich die Tränen aus seinen Augen und strich sich sein Haar aus seinem Gesicht.
Omi wartete geduldig, dass der Junge wieder zu Atem kam. "Dass ist das Letzte, junger Harry!", sagte er als er hinüber zu dem nächsten Spiel sprang.
Harry war geschockt, als er erkannte, dass es ein Pooltisch war. Er hatte in zuerst nicht bemerkt, weil er kleine, dünn umrandete Seiten hatte. Omi erklärte, dass man den Q-Ball mit zauberstabloser Magie bewegen musste. Es bedurfte einer großen Konzentration damit man treffen und die richtige Stärke finden konnte. Harry nickte grinsend. Er wusste, dass sie eine Menge Zeit in diesem Raum verbringen würden.
Direkt gegenüber von diesem Gang war der Übungsraum. Er war ein wenig kleiner als der Spielraum, beinhaltete aber alle Dinge, die ein Muggle-Fitnessraum haben würde. Es gab zwei Gewichtshebe-Maschinen; eine für die Arme, die andere für die Beine. Ein Laufbahn mit einer Blase darum, so dass Harry dachte, es könnte Glas sein. Ein Sandsack hing in einer Ecke und gegenüber davon war eine Matte von drei mal fünf Metern, von der Harry vermutete, dass er dort turnen oder Nahkampf üben konnte, ohne verletzt zu werden.
"Es ist wundervoll.", lächelte Harry zu dem Hauselfen.
Omis Ohren wackelten vor Freude und er verbeugte sich tief. "Ich bin froh, dass Sie es mögen, junger Harry. Ich muss Mittagessen machen. Es wird in einer halben Stunde fertig sein."
"Danke."
Der Elf verschwand mit einem ?plopp' und Harry schaute zu dem Laufband. Er war neugierig und so ging er hinüber und ging einfach durch die glasartige Blase. Schulterzuckend ging er in Position und begann zu rennen. Er keuchte und hielt an. Er war zurück im Übungsraum. Mit großen Augen rannte Harry einen Schritt vorwärts und war wieder an dem Strand. Er konnte den Sand zu seinen Füßen spüren und die Wärme von ihm fühlen. Er konnte die Sonne fühlen und die Wellen rauschen hören. Er konnte das Salz in der Luft riechen. Doch, sobald er mit dem Rennen aufhörte, zerbrach die Illusion und er war zurück in Snapes Haus. Lachend rannte er, genoss das Meer und erlaubte sich selbst Snape und alles andere für eine kleine Weile zu vergessen.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
"Omi!", rief Severus, als er durch seine Haustüre kam. Der kleine Elf erschien mit einem ?plopp' und er wartete nicht einmal darauf, dass der Elf ihm antwortete, bevor er seine Anweisungen gab. "Lass mir ein warmes Bad ein. Nimm diesen Koffer und entschrumpfe ihn. Lass ihn außerhalb von Harrys Raum. Geh nicht hinein. Geh von jetzt an nur in den Raum, wenn Harry Dich ruft. Verändere den Raum nicht, es sei denn er fragt danach. Das schließt auch das Nehmen seiner Wäsche ein."
"Ja, Meister.", verbeugte sich Omi, ehe er verschwand, um das zu tun, was ihm gesagt wurde.
Severus seufzte und ging zu seinem Schlafzimmer und dem warmen Bad, was auf ihn wartete. Er fühlte sich schmutzig, nachdem er bei den Dursleys gewesen war. Er hatte sein Versprechen an Harry gehalten. Er wurde von den Muggeln darin nicht gesehen oder angesprochen, doch das hatte ihn nicht davon abgehalten sich umzusehen. Er schauderte. Wenn man wusste, wonach man suchen musste, war es sehr einfach, die Beweise des Missbrauchs zu sehen. Wenn man wusste wie, konnte man sogar den Schmerz, der in den Wänden aufbewahrt wurde, fühlen. Er war dick und widerlich. Mit einem Seufzen entschied er, nicht darüber nachzudenken. Zumindest nicht, während er in dem Bad war.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Das Mittagessen war friedlich. Harry war ein bisschen enttäuscht, dass Severus ihn nicht an seinen Zustand, wie er es nannte, arbeiten lassen wollte. Der Professor bestand darauf, dass sie höchstens ein paar Stunden am Tag damit verbringen würden und sie das bereits diesen Morgen getan hatten. So arbeitete Harry an seinen Hausaufgaben, spielte im Spielzimmer und erkundete das Haus. Snape verschwand - wahrscheinlich in den Keller-, um an einigen Tränken oder so was zu arbeiten. Sie trafen sich zum Abendessen und einigten sich darauf, sich um sieben zum Frühstück zu treffen und dann an seinen Zustand zu arbeiten.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Harry saß auf der Couch und wartete darauf, dass Severus etwas sagte. Es war schwer nicht zu fragen, was sie tun würden, als sie aßen, doch Harry hatte es geschafft seine Ruhe zu bewahren. Er war nervös und aufgeregt, doch er konnte auch genauso eine Entschlossenheit fühlen. Mehr als alles andere wollte er, dass es ihm besser ging. Und, obwohl er auch seine Erinnerungen zurück wollte, war es mehr die Tatsache, dass er es nicht ertragen konnte, dass jemand anderes Kontrolle über seinen Körper hatte und handelte, wenn er nicht selbst bei Bewusstsein war.
"Heute werde ich damit beginnen, Dir Dinge beizubringen, die Du tun kannst, wenn Du aufgeregt bist, anstatt die Situation wegzudrücken und sich vor ihr zu verstecken."
"Was ist mit Kat?", fragte Harry stirnrunzelnd.
"Es wäre sinnlos für Dich zu versuchen Zugang zu ihren Erinnerungen zu bekommen. Du weißt nicht, wie Du damit umgehen sollst, sonst wäre sie nicht geboren wurden. Zuerst musst Du Methoden lernen, um damit umgehen zu können, ehe Du beginnen kannst, Dir wieder zu holen, was sie alles repräsentiert.", sagte Severus ernst, mit dunklen, festen Augen. Harry zappelte herum, nickte aber. "Das ist ein Tagebuch."
Harry nahm das in dicke Leder gebundene Buch. Es war wunderschön. Der Umschlag war einfach und sanft und die Blätter waren groß und biegsam. "Danke, Sir.", sagte er sanft. Das war die persönlichste Sache, die man ihm je gegeben hatte.
"Gern geschehen. Ich empfehle Dir, Du schreibst hinein, wenn Du verwirrt bist, oder auch, um einen Bericht über Deinen Tag zu schreiben. Es gibt andere mit deinem Zustand und eines Tages wird es ihnen vielleicht helfen, wenn Du es jemals mit ihnen teilen solltest. Ich hatte für Jahre mein eigenes und ich schrieb jede Nacht hinein, bevor ich schlafen ging." Harry nickte. "Jetzt lass uns eine Atemübung versuchen. Sie wird meistens zur Meditation benutzt, wird aber eine große Hilfe für Dich während einer Panikattacke sein und wird Deinen Kopf klar halten, wenn Du Dich fürchtest. "
"Okay."
Für eine halbe Stunde übten sie. Harry nahm einen tiefen Atemzug, hielt ihn für eine Sekunde und entließ ihn dann langsam, bevor er es wiederholte. Es war schwerer als es klang, weil er sich auf das Atmen nur mit seinen Lungen konzentrieren musste. Harry hatte es niemals zuvor bemerkt, doch er nutzte unnötigerweise seinen Bauch, während er atmete. Severus versicherte ihm, dass die meisten Leute das gleiche taten.
"Ich denke, du hast den Dreh jetzt raus. Ich möchte, dass Du es zehn Minuten am Tag übst, bis es für Dich zur zweiten Natur geworden ist.", sagte er und Harry nickte. "Jetzt wird Dir das Atmen helfen, Deine Emotionen davor zu bewahren, Dich zu überwältigen, aber es wird nicht helfen damit klar zu kommen, mit was Du umgehen musst. Dafür brauchst Du ein Medium, um Deine Gefühle auszudrücken und in dem Prozess sie zu erkennen und sie zu akzeptieren. Wenn du es einmal tust, wird es einfach sein das Problem zu lösen oder einen klaren Weg durch die Situation zu finden."
"Das klingt ein wenig verrückt.", vermittelte Harry mit einem schelmischen Grinsen.
"Das tut es." Severus erlaubte sich selbst ein dunkles, amüsiertes Lächeln. "Aber ich versichere Dir, dass es funktioniert. Deine Wahl ist Zeichen, Malen, ein Instrument lernen, Singen oder Kampfsport."
"Ich weiß nicht, wie man irgendetwas davon tut.", sagte Harry.
"Gut, lass uns alle Möglichkeiten durchgehen und Du sagst mir, von welchem Du denkst, dass Dir ermöglichen wird, Deine Emotionen am einfachsten auszudrücken."
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel