von LupinsLove
Brian ging von der Schule nach Hause. Jeden Tag ging er diesen Weg ganz allein. Angst hatte er noch nie gehabt. Wovor auch? In dieser Gegend geschah selten etwas Schlimmes. Und Brian war ein mutiger Junge. Als Brian noch sehr klein war, hatte seine Mutter einmal mehr zu sich selbst als zu ihm gesagt: „Du bist so ein mutiger, cleverer Bursche, dass ich jetzt schon genau weiß, in welches Haus sie dich stecken.“. Brian verstand diesen Satz bis heute nicht. Er hatte seine Mutter auch schon danach gefragt. Sie war erschrocken und hatte ihn auf später vertröstet. „Das verstehst du noch nicht. Dazu bist du noch zu jung.“ Wie immer.
Brian sah sich um. Die Sonne schien zwischen den Wolken hervor. Das Meer funkelte und ein paar Vögel kreisten über seinem Kopf. Eigentlich war alles wie immer. Nur eine Sache war anders. Das Schaf.
Als Brian heute aus dem Schulgebäude gekommen war, hatte das Schaf vor dem Haus gestanden und gewartet. Hier in Irland waren Schafe nichts ungewöhnliches. Schon gar nicht in einer so ländlichen Gegend wie dieser hier.
Ungewöhnlich war aber, dass das Schaf Brian hinterherlief. Und das nun schon seit zehn Minuten. Schon mehrmals hatte er sich umgedreht und versucht, das Schaf zu vertreiben. Aber es hatte nichts geholfen. Das Schaf blieb ständig direkt hinter ihm. Brian ging von der Straße ab und folgte dem Feldweg, der zum Haus hinauf führte. Das Schaf lief ihm nach. Brian lief schneller. Das Schaf auch.
Erst als das Haus nur noch wenige Meter entfernt war und man schon beinahe durch die Fenster ins Innere des Hauses schauen konnte, wurde das Schaf langsamer, trottete auf die benachbarte Wiese und blickte Brian hinterher.
“Dad! Mir ist ein Schaf zugelaufen!“, rief Brian, als er das Haus betrat.
Daniel, den heute gar nichts mehr wunderte, warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte. Tatsächlich. Ein Schaf.
***
In London zogen langsam dunkle Wolken auf. Grindelwald blickte aus einem Fenster seines neuen Heims. Lange – viel zu lange – war er nicht mehr hier gewesen. In der Zwischenzeit hatte sein ehemaliger Schüler Tom die Magier in dieser Stadt und überall sonst auf der Welt in Angst und Schrecken versetzt. Und nun war er tot. Grindelwald trauerte ihm nicht hinterher. Tom war zwar gelehrig gewesen, doch er hatte Grindelwalds Ziele nie verstanden oder unterstützt. Tom wollte über die Zauberer herrschen. Grindelwald über die Muggel. Tom betrachtete Muggel als unnütz und uninteressant. Nur Grindelwald erkannte, was es bedeuten würde, die Muggel zu unterwerfen... Grindelwald wolle sich nicht länger verstecken müssen. Er wollte nicht länger zusehen, wie die Muggel mit ihren ungeheuren Erfindungen den Planeten Erde verschandelten und zerstörten. Er wollte den Spieß umdrehen. Die Muggel unterwerfen. Sie arbeiten lassen. Für sich und alle Zauberer. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nutzen. Und sie davon abhalten, diesen Planeten zu zerstören.
Es klopfte an die Tür. Auf Grindelwalds Aufforderung hin, betraten zwei vermummte Gestalten den Raum.
„Ah, auf euch beide habe ich schon gewartet. Was habt ihr mir zu berichten?“
Die kleinere, dicklichere der beiden Gestalten trat vor und sprach mit dunkler, monotoner Stimme... „Meister, ich kann berichten, dass das Mitglied des Ordens, das nach Ägypten gereist war, wieder nach London zurückgekehrt ist. Es handelt sich um einen dieser Weasleys.“
Grindelwald dachte nach. Ägypten... auch das lag lange Zeit zurück... „Weißt du, was dieser Weasley dort gemacht hat?“
Der Todesser nickte. „Er hat sich mit verschiedenen Leuten getroffen. Muggeln und Zauberern. Scheinbar war er auf der Suche nach jemandem. Nach wem weiß ich nicht. Aber nicht nach Ihnen, mein Meister.“
„Mehr weist du nicht?“, fuhr Grindelwald seinen Informanten an. Der flüsterte ein ängstliches „Leider nicht...“ und zog sich hinter seinen Kumpanen zurück. Dieser ergriff nun schon recht zögerlich das Wort. „Zwei Mitglieder des Ordens waren in Irland und haben dort jemanden abgeholt.“
Grindelwald horchte auf. „Wen?“
Die Gestalt zuckte die Schultern. „Eine Frau. Eine Hexe. Sie flog auf einem Besen. Ihr Name ist Brown. Zumindest stand der auf der Türklingel.“
Grindelwald grübelte. Der Name Brown sagte ihm nichts.
Mit einer einzigen Handbewegung bedeutete er seinen Informanten, den Raum zu verlassen. Die gehorchten. Und währen Grindelwald weitergrübelte, hörte er nichts, außer den Regen, der an Fenster trommelte.
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