Kapitel 68-Der Fall des dunklen Lords
Die Lehrer waren sogleich durch das Portal nach draußen gerannt. Dumbledore blieb kurz stehen und murmelte einen Zauberspruch. Ein großes Loch mit einem Durchmesser von mindestens drei Metern tat sich im Boden auf.
„Dobby, sag allen Hauselfen sie sollen zu sämtlichen Kaminen rennen und sofort zum Ministerium und zum Orden flohen!“, rief Dumbledore. „Wir brauchen Verstärkung! Der Kampf beginnt, Voldemort ist auf den Ländereien.“
Dobbys Ohren zuckten bei der Erwähnung seines Namens, aber er nickte tapfer und alle Hauselfen verschwanden wie von Zauberhand. Kurz darauf auch Dumbledore.
Viele der jüngeren Schüler schrieen durcheinander, nur Harry war vollkommen ruhig.
„Ich gehe da raus!“, rief er und stand auf.
„Nein, Harry nicht, bitte bleib hier!“, flehte Hermine.
„Mine, du weißt dass ich die einzige Hoffnung bin. Nur durch mich kann Voldemort vernichtet werden. Das Morden wird für immer weitergehen, wenn ich jetzt nicht kämpfe.“
Er öffnete seinen Mantel. Darunter trug er seinen schwarzen Lederharnisch, den Moody ihm geschenkt hatte. „Den hab ich immer an, seit Dumbledore diese Vorahnung hatte.“, sagte er bei Hermines fragendem Blick. „Ich geh da jetzt raus und kämpfe.“
„Dann komm ich mit!“
„Hermine…“
„Ich komme mit. Ich lass dich da draußen nicht allein. Entweder wir überleben beide
oder wir werden beide sterben!“
„Und wenn ich überlebe und du nicht? Was soll ich dann machen?“
„Ich komme mit dir mit!“, entschied sie stur. „Ich hab schließlich auch trainiert!“
Harry sah zu Boden.
„Na schön Mine, aber pass gut auf dich auf!“
Hermine nickte.
Harry und Hermine waren, außer den Lehrern, die einzigen die aufstanden um gegen Voldemort zu kämpfen. Ron sah ihnen keuchend hinterher als sie die große Halle verließen. Sein Herz pochte wild gegen seine Brust und urplötzlich fühlte er einen mächtigen Zorn in sich aufsteigen, als er seine reglosen Mitschüler sah, die auf eine Anweisung zu warten schienen. Ron stand auf und stellte sich auf den Tisch.
„SEID IHR NOCH BEI TROST?“, schrie er in voller Lautstärke in die große Halle hinein. Das aufgeregte Gemurmel erstarb und ausnahmslos alle sahen Ron an. „Ihr könnt Harry und Hermine doch nicht alleine lassen! Glaubt ihr, das Morden hört auf wenn V…v…Voldemort…“, er erschauerte und seine Lippen bebten, nie zuvor hatte er seinen Namen genannt, „…Harry getötet hat? Die Welt wird nur gut werden wenn wir jetzt kämpfen. Für uns selbst. Also, ich geh jetzt jedenfalls da raus!“, schloss er. Seine Stimme zitterte bei diesen Worten, doch seine blauen Augen flackerten vor Entschlossenheit. Er zog seinen Zauberstab hervor und rannte mit einem wilden Schrei aus der großen Halle hinaus. Ginny folgte ihm rasch, und dann noch Neville. Auch Luna erhob sich und lief eiligen Schrittes hinaus. Sie alle hatten bereits gegen die Todesser gekämpft, und zögerten nicht, dies noch mal zu tun. „Oh, mein tapferer Ron…“, flüsterte Lavender und zog ihren eigenen Zauberstab hervor. Seamus blickte zu Dean und der nickte. Sie beide standen ebenfalls auf. „Wir sind Gryffindors, wir sind tapfer!“, riefen sie dabei.
Es war nur spontan gerufen, doch dieser Satz hatte zur Folge, dass auch Colin und Dennis Creevey, Justin Finch-Fletchley, Hannah Abbot, Ernie McMillian, Anthony Goldstein, Michael Corner, Padma Patil und noch etliche andere Gryffindors, Ravenclwas und Hufflepuffs sich erhoben und hinaus rannten.
Regungslos stand Harry vor dem Portal. Keine Geräusche oder andere Anzeichen der begonnen Schlacht drangen in die Eingangshalle hinein. Es war, als wären sie völlig abgeschieden von den Geschehnissen da draußen. Hermine legte die Arme um ihn.
„Ich wusste, dass der Tag kommen würde…“, flüsterte er. Hermine nickte stumm.
„Heute wird sich ein für alle Mal entscheiden ob wir wirklich auf eine gemeinsame Zukunft hoffen können.“
Ein paar Tränen rannen Hermines Wangen herunter.
„Aber ich kämpfe dafür…“, meinte Harry lächelnd. „Komm Hermine, lass uns das Böse vernichten.“ Hermine nickte tapfer und schaffte es ein Lächeln zustande zu bringen.
„Aber doch nicht ohne mich!“, hörten sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Harry und Hermine fuhren herum. Lachend kam Ron auf sie zu.
„Ihr seid meine besten Freunde, ich lass euch nicht allein kämpfen. Und glaubt ihr ohne mich hättet ihr eine Chance da draußen?“
„Ron, du bist ein wahrer Freund!“, rief Harry und klopfte ihm auf die Schulter.
Ron grinste.
„Aber dann muss ich draußen auf meinen Bruder aufpassen!“, rief eine Stimme. Es war Ginny.
Auch sie grinste, Ron verdrehte die Augen.
„H-Harry, wir kämpfen mit dir…“, murmelte Neville der eben in die Eingangshalle gekommen war. „Wie damals…“
„Bin ich zu spät?“, fragte eine weitere Stimme. Es war Luna. Sie blickte zwar wie üblich etwas verträumt, wirkte aber ungewöhnlich entschlossen.
„Oh Ronny, ich lass dich nicht allein kämpfen!“, rief Lavender und klammerte sich von hinten an seinen Hals.
„Lav, wo kommst du denn her?“, fragte Ron verblüfft.
„Na, von da!“, rief sie und zeigte zur Tür zur großen Halle, wo in diesem Augenblick Seamus und Dean herauskamen.
„Na, hat das Morden schon angefangen?“, fragten sie grinsend. Alle Jungs grinsten zurück.
„Danke…“, nickte Harry. „Ihr seid echt klasse...“
Gerade wollte er die Portaltüren aufstoßen, da hörte man viel Fußgetrappel. In die Eingangshalle kamen noch mal um die dreißig Leute.
„Geht’s jetzt los?“, fragten sie begierig.
„Was, wo wollt ihr denn hin?“, fragte Harry überrascht.
„Na, da raus!“, antwortete Colin Creevey.
„Wir kommen mit dir, Harry!“, rief Padma Patil.
„Wir lassen dich nicht allein! Wir waren fast alle in der DA!“, erinnerte ihn Justin Finch-Fletchley.
Harry kam nicht umhin zu lächeln und Hermine schloss ihn noch etwas enger in die Arme.
Einige Momente war völlige Stille. Alle schienen auf eine Anweisung von Harry zu warten.
„Gut…“, flüsterte er und stieß die Türen auf. Es war, als hätten sie geradewegs das Tor zur Hölle geöffnet.
Ein paar Schemen der Lehrer waren auszumachen. Lachende Todesser schossen Flüche auf sie. Die Luft war stickig und roch nach Schwefel. Es war sehr dunkel. Der Himmel war von großen Schwingen verdunkelt. Harpien schossen immer auf einen kleinen Punkt zu, wo sich noch einige Lehrer versammelt haben mussten. Ein Brüllen hob an. Drei oder vier Drachen flogen mit weit ausgespannten Flügeln dicht über dem Boden hinweg. Grausige Inferi schwebten todesgleich über die dunklen Ländereien. Dementoren glitten über das Land als wäre es Eis. Ein Schreckgefühl erfasste alle Schüler. In der Ferne waren große Gestalten zu erkennen. Das konnten nur Riesen sein.
„Ich bin bei dir, Harry!“, flüsterte Hermine und hielt seine Hand.
„Gut…“, lächelte er.
Alle rannten los und stürzten sich in den Kampf.
Es war schrecklich. Das schlimmste Erlebnis dass Harry jemals erlebt hatte. Schlimmer als die Leiden die er erdulden musste um Quirrel zu besiegen, schlimmer als den Basilisken zu bekämpfen, schlimmer als einen Werwolf gegenüberzustehen, ja sogar schlimmer als Voldemort persönlich und seinen Todessern Widerstand zu leisten. Damals hatte Harry nur ein halbes Dutzend Leute vor sich gehabt, und nur den einzigen Gedanken zu fliehen. Doch dies war eine Armee die gegen sie ausgehoben war.
Und diesmal ging es nicht nur ums Verteidigen, nicht nur ums Entkommen, es ging zum allerersten Mal um das Angreifen und Töten.
Noch hatten die dunklen Scharen nichts von den Schülern bemerkt. Ein blendend weißer Blitz teilte die Menge der Todesser, und Harry war sich ganz sicher, dass dies Dumbledore sein musste. Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich.
Dreißig Schüler drehten sich um. Hinter ihnen stand Professor Thompson, ihr Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Gehüllt war er in einen dunklen, blauen Kampfanzug.
„Professor Thompson!“, rief Hermine überrascht. „Wollen Sie uns zurück in die Schule holen? Wir…“
Doch in dem Moment zog Harry sie zur Seite. Was machte Professor Thompson hier? Warum hatte er schon einen Kampfanzug an? Und warum zum Teufel lächelte er so?
Keinen Moment zu früh hatte Harry Hermine an sich gezogen. Ein grüner Lichtblitz, ein Todesfluch, brach aus Professor Thompsons Zauberstab und er hätte Hermine wohl an Ort und Stelle getötet, wenn Harry es nicht geahnt hätte.
„Wie wird der dunkle Lord mich erst mit Lob überschütten, wenn ich ihm Harry Potter bringe!“, lachte Thompson und enthüllte eine Reihe gelblicher Zähne.
Keiner der Schüler griff ihn an. Aber wie greift man auch jemanden an, von dem man zwei Jahre unterrichtet wurde, und der überdies noch doppelt so alt war wie sie?
Thompson lachte immer noch.
„Crucio!“, brüllte er und diesmal traf sein Fluch Hermine. Sie zuckte, wand sich umher und schrie wie am Spieß. Alle Schüler waren wie eingefroren, nur Neville hielt sich die Ohren zu.
Da realisierte Harry erst was los war. Hermine wurde gefoltert. Nie im Leben hatte Harry so einen Zorn gespürt wie jetzt. Seine Hermine wurde gefoltert. Seine Verlobte. Die Frau die er liebte. Er sah nur noch weiß. Er wollte nicht bekämpfen. Er wollte töten.
„AVADA KEDAVRA!“, das erste Mal in seinem Leben schrie Harry diese Worte gegen einen Menschen. Sein Zauberstab war auf Thompson gerichtet. Erleichtert und erschrocken zugleich sah Harry einen smaragdgrünen Strahl seinen Zauberstab verlassen. Thompson versuchte auszuweichen, doch der Todesfluch streifte seine Schulter und riss den Kampfanzug und die Haut dort in Fetzen. Thompson warf es von den Füßen.
„Das wirst du mir büßen, Potter!“, stammelte er.
Harry half Hermine auf die Beine und zog sie sogleich in seine Arme.
„Er ist nicht tot!“, rief Ron überrascht.
„Nein!“, erklärte Harry. „Zauberer die mit dem Todesfluch nur gestreift werden, haben noch ein paar Augenblicke zu leben. Das weiß ich von Moody.“
Mit zitternden Fingern schob Ron Thompsons linken Ärmel hoch und enthüllte den Unterarm. Das dunkle Mal war dort eingebrannt.
„Hermine, ich möchte, dass du jetzt rein gehst!“, rief Harry.
„Nein Harry!“
„Hör mir zu…“
„Nein, du hörst mir zu! Ich liebe dich, und ich werde dich nicht allein kämpfen lassen! Drinnen bin ich nicht halb so sicher wie hier! Ich bleibe bei dir!“
Harry wollte etwas sagen, aber Hermine sah ihn so engstirnig an, dass kein Widerspruch erfolgreich gewesen wäre.
In diesem Moment rannten zwei Dutzend Gestalten auf sie zu. Ohne Vorwarnung griffen sie an, und etliche Schüler wurden bei diesem Sturmangriff geschockt oder schlimmeres.
Der richtige Kampf begann. Harry bekam nicht viel davon mit, er achtete nur immer darauf dass Hermine möglichst nah bei ihm war. Zwei Todesser sprangen auf die beiden zu, doch plötzlich erblickten Harry und Hermine zwei Hände über ihren Nacken. Die Todesser wurden hochgehoben und durch die Luft gewirbelt, wo sie ohnmächtig liegen blieben.
Noch nie waren Harry und Hermine so erleichtert gewesen, Grawp zu sehen.
„HERMY!“, donnerte er lächelnd. „Hagger sagt, schwarze Männer böse, also Grawp kämpfen gegen sie.“
„Äh…toll Grawp!“, rief Hermine. „Wirklich toll, mach weiter so!“
Hagrid hatte wohl, was Grawps hervorragende Sprachkenntnisse anging, ein wenig übertrieben.
In diesem Moment brach Hagrid auch schon durch eine Reihe von Todessern zu ihnen durch, die er wie Reisig zur Seite schob. Er hatte einen langen, blutigen Riss an der Seite, lächelte Harry und Hermine jedoch aufmunternd zu.
In diesem Moment hob ein Schreien durch die Luft, das schrecklich anzuhören war, doch Hagrids Augen füllten sich mit Glückstränen.
„Norbert…“, flüsterte er.
„NORBERT?“, schrien Harry und Hermine als auch schon ein großer schwarz geschuppter Drache neben ihnen landete. Er hatte eine Art Sattel auf dem Rücken und darauf saß eine rothaarige Gestalt.
„N’ abend, Hagrid!“, rief er. „Hi Harry. Hi Hermine!“
„Charly!“, riefen sie überrascht.
„Jep! Aber jetzt ist nicht viel Zeit. Norbert und ich kümmern uns um die Harpien. Ist ein klasse Drache, Hagrid!“, fügte er noch hinzu, bevor er sich wieder in die Lüfte steigen ließ.
„Das ist ja mal ne Überraschung!“, rief Hermine. Doch da knallte ein Blitz zwischen die beiden und sie sprangen auseinander. Schwefel und Asche erfüllte die Luft. Harry und Hermine fanden sich nicht wieder, obwohl sie nur ein paar Meter voneinander getrennt waren. Beide husteten. Wieder hoben ein Schrei und ein Brodeln an. Weder Harry noch Hermine konnte erkennen was sich eigentlich tat, und wie es um sie stand.
Da rannte ein ganzer Haufen Leute auf die Todesser zu. Harry erkannte etliche der Familie Weasley, viele Ordensmitglieder und Auroren. Auch Cho Chang entdeckte er kurz. Er hatte keine Zeit sich zu fragen auf welcher Seite sie war.
Doch da prasselte ein Blitz genau zwischen ihn und Hermine. Dicker Rauch erhob sich. Er konnte Hermine nicht mehr sehen. Sie hatten sich verloren. Aber er hörte ein Lachen, ein grausames Lachen, und er sah weißblonde Haare zwischen dem Kampfgetümmel auftauchen.
„Malfoy!“
„Potter!“
Sie begannen ein Duell.
„Ich krieg Harry!“, flüsterte eine Stimme Hermine ins Ohr. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Hinter ihr stand Parvati.
„Ich krieg Harry…“, wiederholte sie. „Ich! Nicht du, nicht der dunkle Lord, sondern ich!“
Harry gewann das Duell gegen Malfoy und verpasste ihm die Ganzkörperklammer, doch plötzlich hörte er Hermine schreien. Angstvoll suchte er sie in dem ganzen Gewühl das herrschte. Wenn sie sterben würde, wäre das seine Schuld. Er erschrak.
Hermine lag gefesselt auf dem Boden.
„Bleib da Harry!“, schrie Hermine. „Es ist eine Falle, bleib da!“
Doch da sprang Parvati aus der Deckung und klammerte sich an Harry fest.
„Bereit für ein Leben mit mir, Harry?“, flüsterte sie und griff auf dem Boden nach etwas.
Doch sie fand nichts.
„Wo ist er?“, schrie sie. „Wo ist der Portschlüssel?“
Sie hörte ein Lachen von der Seite. Cho Chang ließ ein großes, bronzenes Hufeisen über sich schweben.
„Du hast ihn!“, schrie Parvati. „Gib mir den Portschlüssel!“
„Evanesco!“, rief Cho und der Portschlüssel verschwand.
Parvati sah ihre letzte, ihre allerletzte Chance schwinden. Da befreite sich Harry aus ihrem Klammergriff und schockte sie.
„Danke Cho!“, meinte er lächelnd.
„Harry, bild dir bloß nichts darauf ein. Ich liebe dich, und ich hasse die Granger einfach dafür dass sie dich mir wegnimmt. Ich habe ihr damals diese gefälschten Photos geschickt. Es tut mir leid, aber ich weiß jetzt, dass ich euch nicht trennen kann. Ich hasse Granger zwar, aber ich will im Gegensatz zu diesem Mädchen nicht ihren Tod, ich will nur verhindern dass dir Leid zugefügt wird. Ich habe dir einen Gefallen getan. Jetzt verschwinde ich.“
Sie beschwor einen Besen herauf und flog davon, aber nicht bevor Harry ihr einen ganz kurzen Kuss auf die Wange gegeben hatte.
Sofort rannte Harry zu Hermine und entfesselte sie. Er zog sie hoch, ihre Beine zitterten nämlich.
„Alles okay, Hermine?“
„Ja, alles okay Schatz!“, keuchte sie. „Außer dass du mit anderen Frauen rumknutschst.“
„’Rumknutschen’ kann man das ja wohl kaum nennen, Süße!“, lachte Harry und gab ihr einen richtigen Kuss. Da hörten sie plötzlich wieder ein Lachen. Ein grausames, hohles, freudloses Lachen. Sie lösten sich von einander.
Der dunkle Lord höchstpersönlich stand vor ihnen, Wurmschwanz kauerte hinter ihm.
„Liebe…wie niedlich und sinnlos…Endlich habe ich dich gefunden, Harry!“, rief Voldemort.
Hermine sah Voldemort zum ersten Mal. Und sie hasste ihn. Sie hasste alles an ihm.
„DU!“, schrie Hermine, riss sich von Harry los und rannte auf Voldemort zu. „Du verachtenswertes Arschloch! Du willst mir meinen Freund nehmen? Das lass ich nicht zu!
Du dämliches, widerliches, ekliges Arschloch wirst bezahlen!“
Wurmschwanz, der sich hinter Voldemort zusammen gekauert hatte, flüsterte:
„Oh nein, sie beleidigt den dunklen Lord, das dumme Mädchen, oh nein!“
„Lass Wurmschwanz…“, flüsterte Lord Voldemort. „Du wagst es mich anzusprechen,
wertloses Schlammblut? Ich werde dich…“
Ein violetter Lichtstrahl schoss aus seinem Zauberstab und traf Hermine in die Brust.
Sie fiel zu Boden.
„NEIN!“, schrie Harry. Seinem Zauberstab entwich ein goldener Strahl und traf Voldemort in den Bauch hinein. Er taumelte zurück und fiel beinah hin dabei. Harry beugte sich über Hermine.
„Prinzessin, bitte sei nicht tot, sei nicht tot!“, flehte er.
Hermine schlug die Augen auf.
„Ich bin nicht tot, Harry.“, japste sie. „Ich liebe dich!“
„Ich liebe…“
„STIRB ENDLICH, POTTER! Avada Kedavra!“
Aus den Augenwinkeln nahm Harry einen rasend schnellen grünen Lichtstrahl wahr. Er wollte etwas tun, aber seine Beine gehorchten ihm nicht.
„POTTER, NEIN!“, schrie eine ölige Stimme. Eine Gestalt huschte vor Harry und Hermine und schirmte die beiden ab. Eine Gestalt mit dunklem Umhang und schmierigem, schwarzem Haar.
Der Mann warf sich, entgegen aller magischen Hilfsmittel, gegen Harry und Hermine und schleuderte sie weg. Der Todesfluch streift ihn jedoch selbst am Bein und ließ ihn zusammensacken.
Jetzt schossen Dumbledore und Kingsley auf Voldemort zu und hielten ihn in Schach, während Harry sich über seinen ehemaligen Zaubertranklehrer beugte. Noch war Snape nicht tot,
er keuchte jedoch und seine Augen flackerten. Der Todesfluch hatte bei ihm keine so große Wirkung, da er ihn selbst beherrschte. So hatte Severus Snape noch einige Augenblicke zu leben.
„Potter…“, keuchte er. „Ich wusste, dass Sie mich eines Tages ins Grab bringen würden, aber ich dachte eher, es wäre wegen ihrer miserablen Zaubertrankleistungen!“
Harry hatte nicht die Kraft zu lächeln.
„Bilden Sie sich nichts darauf ein Potter!“, mahnte er. „Ich weiß von der Prophezeiung. Ich habe nicht Sie gerettet, sondern die Welt. Nur Sie können ihn vernichten, den dunklen Lord…“
Plötzlich packte Snape Harry fest am Kragen.
„Versprechen Sie es!“, sagte er mit zitternder Stimme. „Vernichten Sie Voldemort!“
„Ich verspreche es!“, erwiderte Harry und ihm rann eine einzelne Träne die Wange herunter.
„Dann kann ich beruhigt gehen…wenn dieser Schatten endlich verschwindet…“,
murmelte Snape, lehnte sich zurück und tat seinen letzten Atemzug.
„Wertlose Schlammblut!“, hörte Hermine plötzlich hinter sich. Sie fuhr herum. Sie kannte den Mann hinter sich von den Fahndungsblättern. Antonin Dolohow, der ebenso wie Bellatrix Lestrange aus Askaban geflohen. Er hob den Zauberstab, doch in diesem Moment schoss ein roter, von Harry abgeschossener Zauber auf ihn zu und geschockt fiel er zu Boden. Harry duckte sich und ein von irgendeinem Todesser abgefeuerter Fluch verfehlte ihn.
Er krabbelte auf Hermine zu.
„Bist du in Ordnung?“, keuchte er. Sie nickte. Harry lächelte und drehte sich um.
Kingsley Shaklebolt lag schon bewusstlos zu Boden. Oder er war er sogar tot?
Nur Dumbledore kämpfte noch gegen Voldemort. In einem Moment der Unachtsamkeit traf Voldemort mit einem silbernen Zauber Dumbledore in den Bauch und er flog zehn Meter zurück, und sogar er, der größte Zauberer der jüngeren Geschichte, verlor das Bewusstsein.
Harry rappelte sich hoch um nun endlich das finale Duell gegen Voldemort zu bestreiten.
Doch da schoss noch eine Gestalt an ihm vorbei. Harry sah kurz Stahl blinken als Lupin, das Schwert Godric Gryffindors gezogen, auf Voldemort zusprang. Doch unglücklicherweise gelang es dem dunklen Lord gerade noch rechzeitig auszuweichen. Dafür traf Lupin Wurmschwanz, der hinter Voldemort gestanden hatte, in die Brust, und dies war das Ende des verabscheuungswürdigen Verräters. Doch Pettigrew riss Lupin noch mit seiner silbernen Hand, die er fest um ihn geklammert hatte, zu Boden.
Voldemort beugte sich gehässig über Lupin. Harry wollte etwas machen, er wollte nach Sirius’ Tod nicht auch noch Lupin verlieren, aber er war wie erstarrt. Kein Muskel von ihm wollte sich bewegen.
„Du hast meinen Diener getötet!“, rief Voldemort. „Das wird teuer…“
„Du hast meinen besten Freund getötet!“, keuchte Lupin, aber er wusste, dass er keine Chance hatte. Sein Zauberstab steckte in seiner Tasche und das Schwert in Wurmschwanz.
Doch in diesem Moment nahmen die beiden, Lupin und Voldemort, ganz schwach Hermines Stimme wahr.
„Remus! Sieh zum Himmel!“
Lupin sah auf. Die Rauchschwaden der Drachen hatten sich gelichtet. Und da erblickte Lupin ihn: Den Mond, der einen vollen Kreis beschrieb.
„Hoffentlich hat er keinen Trank genommen…“, dachte Hermine.
„Was?“, rief Voldemort, doch es war zu spät. Lupin hatte sich versteift und seine Glieder zitterten. Lupins Kopf zog sich in die Länge. Der Körper auch. Die Schultern schrumpften, aus dem Gesicht und aus den Händen sprossen Haarbüschel, er bekam Klauen und dann bäumte sich Lupin der Werwolf auf und brüllte Voldemort an. Voldemort kam nicht umhin einen Schritt zurückzuweichen. Der Werwolf stürzte auf Voldemort zu und für einen Moment lang war Voldemort überwältigt. Harry und Hermine konnten nicht viel sehen. Es war dunkel, nur die Zauber und Flüche die über ihren Köpfen entlang schossen, erhellten das Gebiet ein wenig. Zwei Todesser humpelten auf Voldemort zu, doch schon trafen sie zwei Flüche in den Rücken und sie fielen leblos zu Boden. Wieder hob ein Brüllen eines Drachen an. Man wusste nur nicht ob es ein feindlicher oder ein Verbündeter war. Ein schreckliches Geheul von den Meeresmenschen hob an. Über Wasser hatten sie einfach schreckliche Stimmen. „Scheiße!“, hörte Harry Ron rufen. Er hoffte inständig dass ihm nichts passiert war. Er konnte hier nicht weg. Er musste Voldemort vernichten, ein für allemal.
Der Werwolf brüllte auf als ein grüner Lichtstrahl ihn zurückwarf. Er stieß gegen eine Unebenheit und blieb bewegungslos liegen.
„Nein…er darf nicht auch noch Lupin töten…“, dachte Harry und mit starker Willenskraft stand er auf. Voldemort keuchte. Dass Lupin ein Werwolf war, hatte er nicht erwartet.
„Ich töte dich, Tom!“, rief Harry.
Voldemort hatte ein höhnisches Grinsen aufgesetzt.
„So, wirst du das, Potter? Sieh dich an, du stehst zitternd vor dem größten Zauberer der Geschichte, und du bist ganz allein!“
„Er ist nicht allein…“, murmelte eine Stimme. Hermine stellte sich neben Harry und ergriff seine linke Hand. Die, die nicht krampfhaft den Zauberstab umklammerte.
„Ein wertloses Schlammblut!“, rief Voldemort und spuckte auf den Boden. Zorn loderte in Harry auf.
„Und er hat mich…“, keuchte eine weitere Stimme. Es war Ron. Er hatte eine lange Platzwunde am Kopf und einen tiefen Riss über der Brust, aber er lächelte Harry und Hermine zu als er sich auch neben Harry stellte.
„Harry wird nicht allein sein…“, hörte man eine weitere Stimme. Eine geduckte Gestalt humpelte herbei.
„Dumbledore?“, fragte Voldemort. „Ganz schön zäh, alter Sack!“
„Tom, du kannst diesen Kampf nicht mehr gewinnen. Deine Diener sind alle vernichtet.“
„Ach sind sie?“, da schlossen mindestens ein Dutzend Todesser einen Kreis um die fünf.
Doch da schossen noch zwei Blitze durch ihre Reihen und drei weitere Personen sprangen hinzu.
Es waren Neville, Luna und Ginny.
„Ach, der kleine Longbottom…“, sagte ein Todesser. Es war eine Frau. Sie zog die Kapuze zurück. Es war Bellatrix Lestrange.
Mit einem Mal loderten Nevilles Augen auf. Ohne dass er einen Fluch aussprach, schrie Bellatrix auf. Viele Schnittwunden zogen sich über ihr Gesicht und ihren ganzen Körper. Sie brach zusammen und wurde durch den Blutverlust ohnmächtig.
„Ich kenne euch…“, murmelte Voldemort und gebot seinen Todessern Halt. „Ihr alle hier wart damals im Ministerium.“ Dumbledore schlich hinter Harry und flüsterte:
„Wir kümmern uns um die Todesser. Mach ihn fertig!“
Harry nickte und umklammerte seinen Zauberstab fester.
„JETZT!“ Dumbledore, Ron, Luna, Neville und Ginny griffen die Todesser um sie herum an.
Hermine jedoch blieb bei Harry. Sie umklammerte seine Brust und hielt ihn ganz fest.
„Ich werde deine kleine Schlammblut-Freundin zuerst töten, Potter!“, sagte Voldemort gehässig.
„Avada…“
„Ich liebe dich, Harry…“, flüsterte Hermine ihm ins Ohr.
„Ich liebe dich, Hermine…“, flüsterte er zurück.
„…Kedavra!“
Der grüne Lichtblitz schoss auf die beiden zu. Ein Ausweichen war unmöglich.
Doch in dem Moment als der Todesfluch Hermine hätte treffen müssen, zog sich ein weißer Schild um die beiden. Als der grüne Lichtblitz ihn traf, sprang er zurück und traf seinen Urheber in den Bauch. Voldemort keuchte auf. Der Schild um Harry und Hermine färbte sich in ein tiefes Rot, doch er hielt. Harry bekam Kopfschmerzen, doch sie waren nicht allzu schlimm.
Langsam gingen Harry und Hermine auf Voldemort zu.
Einige Zauber schoss Voldemort noch auf sie ab, aber keiner zeigte irgendeine Wirkung. Keiner durchstach den Schild der beiden. Sie zerplatzten einfach an der Hülle.
„Verdammt, ich kann hier nicht apparieren!“, fluchte Voldemort. „Helft mir!“, schrie er seinen Todessern zu, doch keiner von ihnen war in der Lage. Sie waren alle am Kämpfen.
„Tom, niemals kann dein Hass und deine Machtgier die Liebe besiegen…“, flüsterte Harry dem zurückweichenden Lord zu. „Vor allen Dingen nicht unsere Liebe.“
Harry sah Hermine an, sie nickte entschlossen und die beiden taten den letzten Schritt.
Als der Schild auf Voldemort traf, steigerten sich die Kopfschmerzen Harrys ins Unerträgliche, doch Hermine hielt ihn fest umklammert und die Schmerzen die von seiner Narbe ausgingen, ließen allmählich nach. Voldemort schrie vor Schmerz auf als der Schild ihn zerdrückte. Es war, als würde seine Haut bei lebendigem Leibe verbrennen.
Schließlich zerbarst der Schutzschild und Harry und Hermine wurden zurückgeschleudert. Sogleich rappelten sich beide auf. Nur noch Voldemorts schwarzer Mantel und sein Zauberstab waren zurück geblieben. Viel Asche und Ruß lag in dem Umhang und um ihn herum.
Voldemort war verbrannt.
In diesem Moment zersprang auch Voldemorts Zauberstab. Er war besiegt, besiegt von der Liebe, von dem Gefühl das Tom Vorlost Riddle weder erfahren noch verstanden hatte.
Ein Jammern befiel die übrig gebliebenen Todesser. Es waren noch ziemlich viele.
„Flieht!“, schrie eine Stimme. Es war Malfoy. Die Todesser rannten panisch davon. An der peitschenden Weide angekommen, rief Malfoy laut: „REDUKTIO!“ und entwurzelte sie vollständig. „Portus!“, schrie er hinterher. „Kommt endlich, kommt!“
Noch zwei Dutzend Todesser schafften es keuchend an seine Seite. Sie berührten den Stamm und waren verschwunden.
Dumbledore, Ron, Neville, Luna und Ginny die alle schwer verletzt worden waren, humpelten auf Harry und Hermine zu, die erneut zu Boden gefallen waren und schwer keuchten. Harry hing die Brille nur noch an einem Ohr. Er atmete sehr schwer und ihm war schwindlig.
Er erkannte schemenhaft Dumbledores Gesicht über sich.
„Ist es…vorbei Professor?“, keuchte er.
„Ja Harry.“, antwortete Dumbledore. „Jetzt ist es vorbei.“
Harry nickte schwach, umfasste Hermines warme, doch zitternde Hand und ließ sich zurück gleiten.
„Ich liebe dich, Hermine…“
„Ich liebe dich, Harry…“, erwiderte Hermine lächelnd.
Dann wurden die beiden endlich ohnmächtig.
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