Kapitel 23-Ein Geheimnis wird gelüftet
Man konnte Parvati nichts nachweisen. Es war sonnenklar für Harry und Hermine, dass sie dahinter steckte, zusammen mit einem großen, starken Mann der in der Lage war, Harry festzuhalten. Dass dies Krum war, ahnten sie nicht.
Aber Harry hatte niemanden erkannt. Es musste Parvati sein, aber gesehen hatte er sie nicht. Veritaserum bei ihm würde nichts nutzen. Und es einfach Parvati zu geben, war auch nicht so einfach. Es unterlag höchsten Verdächten jemanden Veritaserum trinken zu lassen, wenn dieser jemand dies nicht wollte. Es war wohl ebenso illegal wie der Gebrauch des Verführungstrankes.
Snape hatte, obwohl vorweihnachtliches Treiben herrschte, wie gewohnt schlechte Stimmung, und auch wenn dessen Zaubertrankleistungen besser geworden waren, ließ er sie wie gewöhnlich an Harry aus. Bis auf einen kleinen Ausrutscher gelang es ihm mit Hilfe Hermines seine Provokationen meistens zu ignorieren. Diesem kleinen Ausrutscher verdankte Harry jedoch einen Abend Nachsitzen. Snape machte es ihm etwa besonders schwer oder besonders leicht.
Er ließ ihn gar nichts machen. Er ließ ihn einfach allein in seinem Büro sitzen und warten.
Dies war sicherlich besser als rostige Kessel auszukratzen, aber die Zeit verging elend langsam. Harry saß einfach auf einem Stuhl und versuchte sich abzulenken, aber zwei Stunden lang einfach nur nachzudenken oder die widerlichen, mit einer Art Schleim gefüllten Gläser hinter Snapes Pult zu betrachten, war in höchstem Maße langweilig. Harry stand auf und zur Tür. Er überlegte einfach wegzugehen, um seine Zeit besser zu nutzen. Er hatte die Tür bereits weit aufgestoßen, als ihn ein lauter Schritt zusammenfahren ließ. Er schloss die Tür und setzte sich wieder.
Es mochte noch eine Minute vergangen sein, als Harry plötzlich etwas Weiches an seinen Lippen spürte.
Er wusste sofort was es war.
„Hermine, du bist eine kleine Hexe...“
„Stimmt!“, antwortete eine Stimme und Hermine warf sich lachend den Tarnumhang ab. „Ich hab dich so vermisst!“, murmelte sie und drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen.
„Das waren grad mal zwanzig Minuten!“, seufzte Harry mit einem Blick auf die Uhr über ihren Köpfen. „Aber ich hab dich auch furchtbar vermisst.“, ergänzte er.
Hermine setzte sich kurz entschlossen auf seinen Schoß und sie begannen sich zu küssen,
als ein widerlicher, eiskalter Schauer durch sie ging.
„PEEVES!“, schrie Hermine wütend, während Harry aufsprang und dem gackernden Poltergeist hinterher rannte.
„Potty und Grangy…“, feixte er. „Wenn das Professor Snape erfährt…“
„Na warte!“, rief Harry und setzte ihm nach.
Nur leider beherrschen Geister die Gabe, durch Dinge hindurch zu schweben, wodurch Peeves einfach durch einen von Professor Snapes Schränken glitt, während Harry mit dem Kopf voran frontal voll dagegen knallte und zu Boden fiel. Besorgt kniete Hermine neben ihm und half ihm hoch.
„Verfluchter Poltergeist!“, flüsterte sie Harry ins Ohr. Harry begann zu grinsen und ließ sich von Hermine hochziehen.
„Danke...“
„Ach, keine Ursache...“
Erst da bemerkten die beiden, dass die Schranktür einen Spalt aufgegangen war. Hermine öffnete ihn kurzerhand ganz, weil sie beide sehr neugierig waren, was da drin sein könnte. In Snapes Schrank befand sich eine Reihe von Zaubertrankzutaten dazu ein paar kleine, dunkle Steine, einige silberne Amulette, ein paar Flakons und etliche Phiolen, ein Schöpflöffel und ein schwarz-grüner Ring, aber all dies zog nicht Harrys und Hermines Aufmerksamkeit auf sich.
In der Mitte des Schrankes stand eine Schale, gefüllt mit einer silbernen Flüssigkeit.
„Das ist ein Denkarium, nicht wahr?“, fragte Hermine, beinah andächtig.
Harry nickte. Ihm fiel erst in diesem Moment ein, dass Hermine noch nie eines gesehen hatte.
„Lass uns gucken was Snape gedacht hat!“, schlug Hermine vor.
Harry sah sie perplex an.
„Mine, ich wie nicht wie man aus einem Denkarium hinaus kommt!“
„Aber ich!“, lachte Hermine.
Harry küsste sie kurz auf die Lippen.
„Du bist wirklich die allerklügste Hexe, Prinzessin!“, meinte er. „Aber es ist so riskant…“
Hermine schob eine Unterlippe vor.
„Und es nachts mit mir in den Gängen zu treiben ist nicht riskant, Mr. Potter?“
Harry grinste.
„Aber das hast du auch gewollt.“
„Darum geht’s nicht.“
Harry grinste. Natürlich war er selbst sehr neugierig.
„Dann lass uns gucken.“
„Das ist mein Harry!“, lachte Hermine und ergriff seine Hand. Dann ließen sich beide in das Denkarium niedersinken, und sie verschwanden in dem Strom aus flüssigen Farben.
Harry und Hermine fanden sich in der Eingangshalle des Schlosses wieder. Der um etliche Jahre jüngere Snape ging gerade an ihnen vorbei der großen Halle entgegen.
„Ist das Snape?“, fragte Hermine angewidert. „Der ist ja damals schon so hässlich gewesen!“
Harry nickte.
„Aber dies ist nicht sein fünftes Jahr. Er sieht älter aus als damals. Sechst- oder Siebtklässler schätze ich.“
Sie folgten dem jungen Snape, der zum Slytherin-Tisch ging, wo er sich hinsetzte und lustlos zu frühstücken begann. Harry sah die Tische entlang und stupste Hermine an.
„Sieh mal, Hermine!“, rief er. „Mein Dad! Und meine Mum. Und Sirius und Lupin!“
„Das sind deine Eltern?“, fragte Hermine.
Harry nickte. Lily Evans war gerade auf James Potter zugegangen und hatte begonnen ihn in einen längeren Kuss zu verwickeln.
„Ach, ist das romantisch!“, flüsterte Hermine schwärmerisch.
Harry lächelte. Lily war also wirklich in James verliebt. Lupin hatte ihm erzählt, dass sie im siebten Jahr zusammen gekommen waren. Das hieß, dies hier musste ihr letztes Jahr in Hogwarts sein.
„Genau wie bei mir!“, dachte Harry schmunzelnd. „Ich hab auch im siebten Jahr meine wahre Liebe gefunden!“
Hermines Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Dein Vater sieht wirklich gut aus, Schatz! Und Sirius...oh Merlin, der ist ja unglaublich gut aussehend!“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du mit mir zusammen bist?“
Genau wie sie immer schob Harry beleidigt die Unterlippe vor. Hermine lachte.
„Ach, hör schon auf! Du siehst zehnmal besser aus und ich will dich und nicht eine alte Erinnerung an einen Verstorbenen!“ Erst als es ihr schon über die Lippen gekommen war, bemerkte sie, was sie gerade gesagt hatte.
„Oh Schatz!“, flüsterte sie erschrocken und schlang die Arme um ihn. „Das tut mir schrecklich Leid, ich wollte nicht so taktlos sein!“
„Ist schon gut Hermine!“, flüsterte Harry und strich ihr über den Kopf.
Er sah noch einmal zu Sirius. Erst jetzt fiel ihm auf dass er, wenn er nicht gerade Wurmschwanz ärgerte oder den permanent knutschenden James und Lily hinterher pfiff, die ganze Zeit zum Slytherin-Tisch blickte und seine Augen dabei immer auf Snape gerichtet waren. Als Snape einen großen Zug aus seinem Becher nahm, feixte Sirius übers ganze Gesicht. Harry konnte sich das nicht erklären. Hatte Sirius Snape Gift in den Becher getan? Das konnte doch nicht sein. Er war ein Spaßvogel, aber ganz sicher kein Mörder. Außerdem lebte Snape in der wirklichen Zeit ja auch noch. Aber ein kleiner Scherz…
„Harry, wir müssen Snape hinterher!“, hörte er auf einmal Hermine sagen.
Harry und Hermine folgten dem gleichaltrigen Snape in die Korridore. „Was hat ihm Sirius da bloß reingekippt?“, überlegte Harry, während sie Mühe hatten, bei den ständig die Richtung wechselnden Treppen mit Snape Schritt zu halten. „Oder war es doch nur ganz einfacher Kürbissaft? Und das Grinsen war vielleicht unabhängig von Snapes Trinken...“ Aber er konnte das feixende Gesicht Sirius' dabei nicht vergessen. Es würde zu ihm passen, wenn er etwas ganz Großes für ihr letztes Jahr aufgehoben hätte.
Sie folgten Snape einige weitere Treppen hinauf, bis sie sich im Unterrichtsraum für Verwandlung wieder fanden. Snape war der erste hier.
„Warum kommt der schon so früh?“, fragte Hermine Harry. Harry zuckte mit den Schultern. Snape saß einfach nur am Platz, zitterte gelegentlich oder starrte sehnsüchtig auf die Uhr.
So vergingen noch zwanzig Minuten, bis James, Lily, Sirius und ihre Mitschüler ebenfalls in den Klassenraum kamen. In der Zeit war Snape komplett in Schweigen gehüllt gewesen.
„Na Schniefelus, was machst du denn hier so früh?“, fragte Sirius gehässig und grinste breit. Snape antwortete nicht.
Die Tür öffnete sich und Professor McGonagall trat ein.
„Professor McGonagall muss wirklich alt sein!“, meinte Harry. „Sie sieht hier ja schon nicht mehr jung aus!“
Professor McGonagall begrüßte die Klasse und wollte wohl gerade mit dem Unterricht anfangen, als Snape sich erhob.
„Ja, Mr. Snape? Ist Ihnen nicht gut?“
„Professor, ich muss Ihnen sagen…ich liebe Sie und ich will Sie!“
Professor McGonagall starrte ihn an. Ebenso wie der Rest der Klasse und Harry und Hermine.
Dann brach der Großteil in Gelächter aus. Snape begann auf der Stirn zu schwitzen, und er rannte einfach aus dem Klassenzimmer heraus. Als Harry Snape und Hermine folgte, sah er noch kurz, wie Lily James einen bitterbösen Blick zuwarf. Lily war sehr schlau und auch sehr gut in Zaubertränke gewesen. Sie wusste sofort, dass jemand Snape Verführungstrank verabreicht hatte. Verdächtigte sie etwa James? Harry vermutete sehr stark, dass nur Sirius hinter der ganzen Angelegenheit steckte.
Snape rannte wie verrückt die Treppen hinunter, bis er in den Kerkern ankam. Harry und Hermine folgten ihm in den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Dort saß nur eine Person.
Ein Mädchen, eigentlich eine junge Frau, wohl im selben Alter wie Snape, mit langem blondem Haar und makelloser Haut. Sie sah aus wie ein Engel. Sie passte überhaupt nicht nach Slytherin.
„Oh Snape!“, rief sie. „’ast du nicht Unterricht?“
„Sie hat einen französischen Akzent!“, rief Hermine überrascht.
„Ich kenne das Gesicht!“, meinte Harry.
„Kennst wohl viele Französinnen?“, fragte Hermine und kniff die Augen zusammen.
„Du bist am besten in Französisch!“, lächelte Harry.
Hermines Wangen färbten sich rosa.
„Aber ich kenn das Gesicht!“, beharrte Harry. „Aber ich kenne nur Fleur und ihre Schwester Gabrielle, und die sind viel zu jung, auch wenn sie dieser Frau ähnlich sehen...“
„Carole, hast du keinen Unterricht?“, fragte Snape mürrisch.
„Nein, ’ab ich nicht!“, rief Carole und warf den Kopf nach hinten.
Snapes Blick blieb auf ihrem Dekollete hängen.
„Was starrst du so auf meine Brüste, Snape?“, fragte Carole und verschränkte schnell die Arme davor. „Lass misch bloß in Ru’e, oder isch rufe Professor…“
Doch da war Snape ganz nah an sie heran getreten, presste seinen Mund auf ihren und hielt sie eisern fest. Wie eine Teufelsschlinge klammerte er sich an sie.
„Voulez-vous coucher avec moi?“, keuchte er in ihr Ohr.
Harry und Hermine verschlug es die Sprache. So viel französisch verstanden sie, dass Snape gerade Carole ungeblümt gefragt hatte, ob sie mit ihm schlafen möchte.
„Non!“, japste Carole. „Non, auf keinen Fall, Snape! Partez!“
Doch alle Bitten Caroles er möge verschwinden, fruchteten nicht. Fassungslos und unfähig etwas zu tun, sahen Harry und Hermine zu, wie Snape Carole erst die Bluse aufriss und dann ihren BH abstreifte. Er biss in ihre Brüste, was Hermine ihre eigenen festhalten und sie vor Schmerz zischen ließ und auch für Harry nicht besonders zärtlich aussah. Carole keuchte auf, doch sie hätten nicht sagen können ob aus Schmerz oder aus Erregung. Snape wohl auch nicht, und vielleicht noch nicht einmal Carole. Snape streifte Carole auch den Rock ab und sich selbst den Schulumhang von den Schultern. Als er schließlich noch die letzten Hüllen entfernte, hielt er sie unnachgiebig fest, während er kraftvoll und unbarmherzig in sie eindrang. Harry verzog das Gesicht bei dieser Art der Vergewaltigung, während Hermine ihr Gesicht in seine Brust drückte.
Als sie schließlich Snape erleichtert aufschreien und Carole ein letztes Mal wimmern hörte, flüsterte sie Harry ins Ohr:
„Schatz, bitte! Ich hab genug gesehen!“
Harry nickte.
„Gut, aber wie kommen wir jetzt aus dieser Erinnerung heraus?“
„Komm...“, flüsterte Hermine und griff seinen Arm.
Sie ließen sich beide nach hinten fallen und fanden sich plötzlich, leicht benommen und etwas wackelig auf den Füßen, in Snapes Büro wieder.
Gerade noch verschlossen sie die Schranktür, als sich plötzlich laut Schritte nährten. Hermine warf sich rasch den Umhang über den Kopf, während Harry sich wieder auf den Stuhl setzte.
„Gut Potter!“, schnarrte Snape. „Seien Sie dankbar, Sie dürfen gehen! Als ich so alt war wie Sie, hätte ich nicht…was starren Sie mich so an?“
Harry nuschelte etwas Unverständliches und öffnete die Tür. Erst als er einen Windhauch an sich vorbeihuschen spürte, schloss er sie wieder. Harry konnte sich nicht helfen:
Snape war in seinen Augen nun nicht mehr nur ein zornerfüllter Mistkerl, sondern dazu noch ein Todesser und Vergewaltiger. Ein Verbrecher!
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