Kapitel 2-Gespräch mit Ron
„RON!“, rief Harry entsetzt. Panisch setzte er sich aufrecht hin und strich die Bettdecke glatt.
Ron schien immer noch erstarrt, bis er schlieĂźlich nuschelte.
„Tschuldige...ich hätt’s wissen müssen nachdem du „Hermine!“ geschrien hast, aber ich dachte, du hättest vielleicht nur schlecht geträumt und wollte nach dir sehen. Also, jetzt wird mir auch einiges klar!“
Harry sah seinen besten Freund geschockt an. Was war ihm klar? War er wohlmöglich wütend auf ihn? Harry war immer schon klar gewesen, dass Ron mehr als nur Freundschaft für Hermine empfand.
„Aber das tust du doch auch!“, sagte eine leise Stimme in seinem Kopf. „Du liebst Hermine!“
„Äh...Ron, was ist dir klar?“, fragte Harry, unsicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte.
Aber Ron grinste ihn an und lachte.
„Dobby hat mich gestern gefragt was das für weiße Flecken sein könnten, die jede Nacht in deiner Bettdecke sind wenn er sie waschen möchte!“
Harry lief rot an. Hatte er doch zu wenig aufgepasst.
„Hey, das muss dir nicht peinlich sein Kumpel!“, munterte Ron ihn auf und legte ihm die Hand auf Schulter. „Mal im Ernst, glaubst du, du wärst der Einzige auf diesem Planeten der sich einen runterholt?“ Harry wurde noch röter. Er schätzte solche Unterhaltungen nicht gerade.
„Komm schon Harry!“, sagte Ron. „Meinetwegen können wir offen reden. Glaubst du, ich konnte im vierten Jahr auch nur einmal an Fleur Delacour denken ohne dabei einen Steifen zu bekommen? Und glaub mir, ich hab die ganzen Nächte hindurch nur an sie gedacht und dabei...“
„Ron!“, rief Harry. „Ich glaube, ich möchte das gar nicht so genau wissen!“
„Oh...tut mir leid!“, antwortete Ron und seine Ohren liefen rot an.
„Äh...bist du mir jetzt böse?“, fragte Harry nervös.
Ron grinste. Er wollte sich auf den Bettrand von Harry setzen, entschied sich im letzten Moment aber angesichts des groĂźen Fleckes doch anders und zog einen Stuhl herbei.
„Warum soll ich dir böse sein? Weil du geil auf Hermine bist?“
„JA!“, rief Harry, fast zu laut. Beide drehten sich zu ihren Schlafkameraden um, aber Neville, Seamus und Dean schlummerten anscheinend noch selig. „Ja...äh, nein. Nein, es ist nicht nur Geilheit, es ist...“
„...Liebe?“, fragte Ron. Harry nickte. Ron schnaubte.
„Erzähl mir doch mal was Neues!“
„Du weißt es?“, fragte Harry verblüfft.
„Schon ewig!“, behauptete Ron.
„Ich selbst weiß es doch erst seit kurzem!“, antwortete Harry vehement. „Und du bist mir wirklich nicht böse?“
„Wieso sollte ich?“
„Na ja, ich dachte...weil du...“
Ron brach in schallendes Gelächter aus.
„Psst, du weckst noch die anderen!“, ermahnte ihn Harry. Das ganze war ihm schon peinlich genug.
„Tschuldige, aber sag mal: Ich und Hermine...wie kommst du auf so einen Quatsch?“
„In der Vierten warst du stinksauer über Hermine und Krum!“
„Ja, aber wegen dir, Kumpel! Weil ich damals wusste, dass du Hermine liebst.“
„Ich wusste das doch nicht mal selbst!“
Ron schmunzelte.
„Du siehst dich ja auch nicht, wenn du sie anguckst!“
„Aber...alles sah so aus, als ob du Hermine...“
„Harry! Du bist mein bester Freund, nicht wahr?“
„Ja, aber...“
„Wenn ich in Hermine verliebt gewesen wäre, hätte ich dir das erzählt! Und hab ich das einmal?“
„Nein, aber ich dachte du wolltest unsere Freundschaft nicht gefährden...und als du so ausgerastet bist, wegen Krum...“
„Wegen dir, Mann! Weil du Hermine verdienst, und sie dich! Ist dir mal aufgefallen, dass ich nicht durchgedreht bin als Kimmkorn geschrieben hat, dass ihr zusammen wärt?“
„Du wusstest doch, dass das alles Lügen waren...“
„Aber Kimmkorn hat auch wahre Geschichten geschrieben. Krum hat Hermine eingeladen, Hagrid ist ein Halbriese...“ Ron räusperte sich. „Also Harry, reden wir Klartext: Ich mag Hermine sehr gern, sie ist meine beste Freundin, aber ich liebe sie nicht!“ Wieder grinste Ron bis über beide Ohren. „Und so wie sie dich ansieht, weiß ich genau wen sie liebt!“
Harry wurde schon wieder rot.
„Jetzt erzähl mal Harry, wie lange liebst du sie schon?“
„Ewig. Schon ewig. Mir selbst ist es erst vor kurzem klar geworden, aber geliebt habe ich sie schon immer, spätestens seit sie mich in der Kammer mit Snapes Rätsel umarmt hat, aber ich glaube schon seit wir sie vor dem Troll gerettet haben, und vielleicht schon seit sie in unser Abteil gekommen ist, nach Trevor gefragt hat...“ Ron nickte wissend.
„Aber was war das mit Cho?“, fragte er.
Harry schnaubte verächtlich. „Das kannst du nicht ernst meinen! Okay, irgendwie stand ich auf sie, aber das ist Jahre her, und ich habe einfach nicht gerafft, was ich für ein klasse Mädchen direkt vor meiner Nase hatte.“
„Harry, kann ich dich noch was Intimes fragen?“
Harry ĂĽberlegte. Wollte Ron jetzt vielleicht wissen, an was er, Harry, dachte wenn er masturbierte? Was er sich jede Nacht vorstellte mit ihr zu tun? Langsam nickte er.
„Wie lange machst du das schon?“ Und er deutete auf seine Leibesmitte.
„Wie lange ich das schon mache, oder wie lange ich dabei schon an Hermine denke?“
„Beides!“
„Na ja, ich glaub, ich hab schon in der ersten Klasse damit angefangen. Aber bis vor einigen Wochen hatte ich keine klaren Vorstellungen dabei, ich hab einfach nur an Sachen wie Brüste gedacht und so...Na gut, ich hab mal an Cho gedacht, aber an Hermine denke ich erst seit Anfang der Sommerferien dabei, und es ist so schön, dabei an sie zu denken. Kennst du den Kalender den ich bei den Dursleys hängen habe, um die Tage zur Rückkehr nach Hogwarts zu zählen?“ Ron nickte.
„Da hängen jetzt etliche Fotos von Hermine!“
Ron grinste, was Harry ermutigte sich etwas weiter aus dem Fenster heraus zu lehnen.
„Also...also hättest du, wenn die Möglichkeit irgendwie bestünde...nichts dagegen, wenn Hermine und ich...“
„Zusammenkommen? Natürlich nicht!“, antworte Ron ernst. „Aber Harry, sie ist ein tolles Mädchen, und ich glaube, sie liebt dich auch, nur...tu ihr nicht weh!“
„Ich könnte ihr nie weh tun!“, erwiderte Harry ehrlich. „Ich liebe sie!“
„Ich weiß, Mann! Aber glaubst du nicht, sie sollte das lieber wissen?“
Ron hatte völlig Recht.
„Wie soll ich es ihr denn sagen? Nachher sagt sie: „Tut mir leid Harry, ich liebe dich nicht!“
Wenn sie das macht, sterbe ich.“
„Ich weiß, es ist nicht leicht, Alter!“, sagte Ron mitfühlend. „Aber denk dran, wer wagt, gewinnt. Ich leg mich mal wieder aufs Ohr.“
„Wer wagt, gewinnt...“, noch lange hallte dieser Satz in Harrys Kopf, nachdem Ron bereits wieder in tiefem Schlaf lag. Der Mond schien durchs Fenster hinein und direkt auf Harry, was ihn normalerweise sehr gestört hätte, ihm jetzt aber egal war. Wenn er seine Freundschaft zu Hermine nur wegen drei kleiner Worte aufs Spiel setzte, konnte er alles gewinnen oder alles verlieren. Wenn sie nein sagte, würde sie vielleicht nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, aber wenn sie ja sagte, würde sie vielleicht mit ihm zusammen kommen. Wenn sie seine feste Freundin werden würde...Harry schloss vor Sehnsucht die Augen dabei, wenn er sich vorstellte, wie schön es wäre mit Hermine Händchen haltend durch Hogsmeade oder die Winkelgasse zu spazieren, sie an sich zu drücken und zwischendurch einen liebevollen Kuss zu geben.
„Wer wagt, gewinnt!“, dachte Harry. „Ich muss über meinen Schatten springen!“, dachte er.
„Komm schon Harry, du hast Voldemort viermal gegenüber gestanden, hast alle Rätsel zum Stein der Weisen abgeräumt, bist einer Riesenspinne entkommen, hast einen Basilisken getötet, einen Hippogreif und einen Sträfling gerettet, das Trimagische Turnier gewonnen, die DA gegründet und im Ministerium Todesser gejagt...da wirst du es jawohl schaffen die bezaubernde Miss Granger zu fragen, ob sie mit dir gehen möchte!“
Trotzig drehte Harry sich auf die Seite und versuchte einzuschlafen, bis er wieder das merkwĂĽrdig klebrige GefĂĽhl in seiner Leistengegend wahrnahm, dass er in Gedanken versunken kaum bemerkt hatte. Er tastete auf dem Nachtisch nach seinem Zauberstab.
„Ratzeputz!“
Nachdem die Bettdecke von den Ăśberresten der Nacht gereinigt war, schloss er die Augen und war prompt eingeschlafen. Gefallen in einen tiefen Traum, der ihm noch einmal seine geheimsten WĂĽnsche offenbarte.
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