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Fanfiction

blackout. - Der hellste Stern am Firmament

von SaphiraMalfoy

Kapitel: 4/30

Love's a curious thing,
it often comes disguised.
Look at love the wrong way,
it goes unrecognized
Look with your heart - LND



Der Beginn des neues Schuljahres, Cecilias fünftem in Hogwarts, hält eine nicht antizipierte Überraschung für sie bereit, welche die junge Slytherin erneut ins Grübeln bringt, ihre negativen Erfahrungen aus den Sommerferien allmählich verblassen lässt.
Ohne ersichtlichen Grund beansprucht Regulus den für gewöhnlich meist leeren Platz in der hintersten Bankreihe neben Cecilia plötzlich für sich, beginnt immer wieder oberflächliche Gespräche mit ihr, die allerdings an ihren vorsichtigen, lakonischen Antworten verkümmern. Hin und her gerissen zwischen der Verärgerung über ihre Unfähigkeit zur ungezwungenen Kommunikation und ihrer Überzeugung von der Richtigkeit, sich von ihm fernzuhalten, bleiben Cecilias Gedanken gefangen in ihrem eigenen Kopf; und so ist es nicht verwunderlich, dass Regulus sich bald jemand anderem zuwendet, so etwas wie eine Freundschaft mit Iole Leicester eingeht, dem seltsamen Mädchen mit den kalten, toten Augen.

+

Geradezu spöttisch lacht die Septembersonne vom klaren, blauen Himmel auf sie herab, scheint ganz Slytherin zu verhöhnen. Mehr zufällig beobachtet Cecilia, als sie von einem ausgedehnten Spaziergang zurückkehrt, das beschämende Ende des letzten Quidditch-Trainings vor dem großen Spiel gegen Gryffindor. Obgleich es das erste in dieser Saison ist, wird der Ausgang von den Schülern sämtlicher Häuser mit einer Spannung erwartet, als entschiede jener das komplette Turnier. Ein ganzes Rudel Schüler in scharlachroten Umhängen - selbstverständlich angeführt von James Potter und Sirius Black - hat sich auf den Tribünen zusammengefunden, um den Schlangen ihre Verachtung lauthals entgegen zu speien und sie mit ohrenbetäubendem Grölen zu verhöhnen. Sogar aus der Ferne ist unschwer zu übersehen, wie sehr Regulus die Rufe seines Bruders aus dem Konzept bringen. Da Sirius` siebtes Jahr in Hogwarts angebrochen ist, wird das bevorstehende Spiel das letzte der Brüder gegeneinander sein, weshalb beide mehr als erpicht darauf sind, final über den verhassten Menschen zu triumphieren, der bedauerlicherweise dieselben Eltern teilt.

Nachdem das Training beendet ist, schlendert Cecilia noch eine Runde um den kristallklaren See, genießt die letzten Strahlen der Sommersonne und versucht, an nichts und niemanden zu denken, nur den Moment zu leben, all die schönen Facetten der sauberen Landschaft in sich aufzunehmen; und malt sich aus, wie ihr eigenes Anwesen einmal aussehen soll. Ganz gleich, welchen Mann sie ehelicht, es soll nur weitläufig, gepflegt und ihr Eigen sein, mehr verlangt sie doch gar nicht vom Leben.

Auf dem Rückweg zum Schloss jedoch wird sie unfreiwillig Zeugin einer unschönen Auseinandersetzung, so denn man die Szenerie aufgrund der ungleichen Kräfteverteilung überhaupt als solche betiteln kann.

Zuerst fällt ihr Blick auf die vier Idioten aus Gryffindor, die sich selbst die Rumtreiber nennen, ein lächerlicher Haufen Schwachköpfe, zu denen auch Regulus` Bruder Sirius gehört. Erst als sie ihren Blicken folgt, erkennt sie Regulus selbst, der gut zwei Meter über dem Boden schwebt, in der Bewegung erstarrt zu sein scheint und keinen Mucks von sich gibt. Offenbar haben sie ihm nicht nur mittels des Levicorpus-Zaubers buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen, sondern ihn zusätzlich mit einem Ganzkörperklammerfluch belegt.

„Na, macht sich der kleine König gleich in die Hosen?“, johlt Sirius, dessen ausgestreckter Zauberstab auf den Jüngeren deutet.
„Geht das überhaupt unter dem Petrificus?“, gibt Potter zu Bedenken und fügt mit gespielter Besorgnis hinzu: „Nicht, dass er noch platzt.“
„Ihhh!“, kreischt Pettigrew auf und kichert überdreht.
Der vierte im Bunde, Remus Lupin, hält sich im Hintergrund und sieht sich wiederholt unbehaglich um, lacht nicht, greift jedoch auch nicht ein.

Ohne nachzudenken - eine Tugend, welcher sie ohnehin abgeschworen hat - nähert Cecilia sich dem Pack mit großen Schritten und weist Sirius an:
„Lass die Kinderein.“
„Ohlala“, stößt Potter aus und klatscht begeistert in die Hände. „Regulus hat eine Freundin“, ätzt er mit hoher, verstellter Stimme, stößt Sirius mit dem Ellenbogen an und nickt in Richtung der Blonden.
Endlich wendet Sirius den Blick von seinem Bruder und mustert Cecilia abschätzig von Kopf bis Fuß, ehe er mit vor Abscheu triefender Stimme sagt:
„Ihr beide seid wahrhaftig ein nettes Pärchen. Der Irre und die miese kleine Verräterin.“
„Lass gut sein, Tatze“, mischt Lupin sich mit einem Mal sorgenvoll ein, ist offenbar nicht scharf auf eine Eskalation. „Ich glaube, Hooch schleicht hier noch herum und du willst dir ausgerechnet dieses Wochenende doch nicht schon wieder durch Nachsitzen verderben lassen, oder?“
„Du hast nur bekommen, was du verdient hast, und nun lass ihn runter“, zischt Cecilia, Lupin ignorierend, und verengt die Augen zu wütenden Schlitzen. Schon seit Kindestagen hat sie wieder und wieder erlebt, wie Sirius den Jüngeren schikanierte, und obgleich sie selbst Regulus nicht mehr allzu zugetan ist, verurteilt sie Sirius` flegelhaftes Betragen zutiefst.

Augenrollend schnaubt Sirius, der in ihren Worten nur Blutsverräter versteht, wirft ihr einen gehässigen Blick zu und schnippt mit dem Zauberstab, woraufhin sein Bruder ruckartig aus der Erstarrung erwacht und in die Tiefe stürzt.
„Da hast du, was du wolltest“, feixt er und fügt über die Schulter hinweg hinzu, während Remus ihn mit sanfter Gewalt hinter den anderen beiden herschleift, die bereits den Rückzug angetreten haben:
„Leg deinen Chihuahua demnächst an die Leine, oder ich kann für nichts garantieren. Glaub mir, wenn ich dich hätte heiraten müssen, du kleine Heuchlerin, wäre mir sogar ein Sprung vom Astronomieturm attraktiver erschienen.“

Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken überbrückt Cecilia mit wenigen Schritten die Distanz zu Regulus, der sich umständlich aufzurappeln versucht. Wortlos will sie ihm die Hand reichen, um ihm aufzuhelfen, doch Regulus schubst sie fort, richtet sich von alleine auf und stößt zornentbrannt aus:
„Na los, lach schon! Verfluch mich dafür, dass Slytherin meinetwegen verlieren wird.“
Schweigend und mit regloser Mimik reibt sie über die Stelle auf ihrem Handrücken, die er getroffen hat, und sieht ihn nur an.
„Ach, lass mich bloß in Ruhe“, attackiert er sie plötzlich und erweckt trotz seines schmalen Körperbaus einen bedrohlichen Eindruck, von dem Cecilia sich jedoch nicht einschüchtern lässt. Kopfschüttelnd setzt sie eine hochmütige Miene auf, dreht sich auf dem Absatz um und schreitet von dannen.

Weit kommt sie nicht, denn jäh holt er sie ein, zittert aus Gründen, die sich ihr nicht erschließen, und sagt nun leise, in völlig veränderter Stimmlage:
„He, Cilia. Ich hab's nicht so gemeint.“ Seine Aussage klingt eher nach einer Frage, erinnert sie unwillkürlich an seine Entschuldigung, damals, nach seinem Wutausbruch wegen Sirius.
„Dann bitte ich dich, solche Anfeindungen mir gegenüber zukünftig zu unterlassen“, repliziert sie scharf, doch als sie in sein Gesicht blickt, die nahezu kindliche Verwirrung darin erkennt, werden ihre Züge fast unmerklich weicher.
„Tut mir leid. Ich bin nur … Was habe ich gesagt?“, fragt er mit einem Mal sehr leise, wirkt nachdenklich und unsicher.
„Dass ich dich in Ruhe lassen soll?“, wiederholt die Blonde pikiert und runzelt verständnislos die Stirn.
„Davor?“
„Dass ich dich auslachen soll“, repetiert sie langsam und ist sich nicht sicher, ob er sie zum Narren halten, sich einen üblen Scherz erlauben will.
„Hast du?“, hakt er nach und klingt dabei so aufrichtig unwissend, als habe sich dieses Ereignis in seiner Abwesenheit zugetragen.
„Nein“, sagt sie ruhig und mustert ihn aufmerksam.
„In Ordnung“, nickt er, ohne sie anzusehen und fügt ein leises: „Danke“, hinzu.

„Was ist los mit dir?“, platzt es aus ihr heraus - berechtigterweise, wie sie angesichts seiner merkwürdigen Fragen findet.
Kurz hält Regulus inne, fährt sich durch das rabenschwarze Haar und kneift die Augen zusammen, ehe er ausweichend erwidert:
„Ich will nur … endlich beweisen, dass ich kein Versager bin, wie alle glauben, auch wenn sich außer meinem Bastard von Bruder niemand traut, es mir ins Gesicht zu sagen.“
„Ich halte dich nicht für einen Versager“, sagt Cecilia nach einem Moment des Schweigens ehrlich. Seine unerwartete Offenheit bezüglich dieses Eingeständnisses beeindruckt sie, weshalb sie es unterlässt, ihn wissen zu lassen, dass sie sehr wohl bemerkt hat, wie er sich um den eigentlichen Kern ihrer Frage herummanövriert hat.
„Das ist nett“, sagt er leise und blickt direkt in ihre dunkelblauen Augen. Ohne sich daran zu erinnern, ihren Arm bewusst gehoben zu haben, streicht Cecilia mit dem Zeigefinger über seine Schläfe und wischt einen Tropfen von seiner bleichen Haut, der aus einer Platzwunde unter seinem Haaransatz rinnt.
„Du blutest“, stellt sie mit besorgter Miene fest, doch Regulus zuckt abwehrend die Schultern und meint:
„Ach, das ist nichts.“
Trotzdem zieht die Blonde den Zauberstab aus der Innentasche ihres Umhangs hervor und fragt:
„Ist es in Ordnung, wenn ich das heile?“
„Solange du mir nicht das Hirn aussaugst“, scherzt er schief grinsend, doch sein Lächeln schwindet, als er mit merkwürdig hohler Stimme hinzufügt:
„Obwohl ich es womöglich als ernsthafte Alternative in Betracht ziehen sollte.“
Cecilia übergeht diesen Satz, hebt die rechte Hand und legt die Spitze des Zauberstabes an seinen Kopf, flüstert jedoch, bevor sie den Heilzauber ausspricht:
„Vertraust du mir nicht?“
Regulus antwortet nicht und der durchdringende Blick, mit welchem er sie bedenkt, macht die junge Hexe nervös, lässt ihre Hand erbeben.
„Wenn du lieber zu Pomfrey gehen magst, verstehe ich das“, sagt sie leise, doch Regulus schüttelt fast unmerklich den Kopf und murmelt:
„Alles gut.“

Wieder bleibt die wichtigere Frage offen, noch einmal weicht er ihr aus, aber Cecilia besitzt Anstand genug sich zu zügeln, nicht weiter nachzubohren. So viel Privatsphäre wird sie ihm wohl einräumen müssen, diesem Jungen, den sie doch kaum kennt, wenn sie ehrlich zu sich ist.
Rasch wendet sie den Blick von seinen strahlend blauen Augen ab und murmelt konzentriert:
„Recuro.“
Binnen Sekunden ist die Wunde geschlossen, ohne dass es den Anschein erweckt, Regulus hätte größeren geistigen Schaden von ihrer magischen Intervention getragen.

Als habe er ihre Gedanken gelesen, wiegt der Schwarzhaarige mit ernster Miene sein Haupt hin und her, ehe er mit den Knöcheln gegen seine Schädeldecke pocht und fragt:
„Hörst du was rappeln?“
Irritiert öffnet Cecilia den Mund, schließt ihn wieder, ohne etwas zu erwidern und neigt verneinend den Kopf.
„Gut, dann scheint mein Hirn noch vollständig zu sein“, lacht er auf und wirkt mit einem Mal seltsam gelöst, fast schon lässig und unbeschwert. Cecilia kann nicht anders, als leise in sein Lachen einzustimmen, obgleich sein rascher Stimmungswechsel ihr noch größere Schwierigkeiten bereitet, ihn zu durchschauen. Wann immer sie versucht, ihn auch nur ansatzweise zu verstehen, ist ihr, als blicke sie auf eine undurchdringliche Mauer, und jedes Mal, wenn sie glaubt, ein winziges Loch zwischen den Steinen gefunden zu haben, bröckelnden Mörtel abkratzen zu können, offenbart sich ihr dahinter nur mehr ein weiteres massives Hindernis.

„Sirius will dich heiraten?“, bringt er plötzlich zusammenhanglos hervor und es vergehen einige Sekunden, ehe Cecilia begreift, worauf er anspielt. Wie er nun darauf kommt und weshalb er offensichtlich nur Bruchstücke ihrer Auseinandersetzung rekapitulieren kann, erschließt sich ihr beim besten Willen nicht, doch erklärt sie ohne weitere Umschweife:
„Nein, nein. Das hast du falsch verstanden. Es ist nur so: Bevor dein Bruder … zum Blutsverräter wurde, zogen unsere Eltern in Betracht, uns zu vermählen.“
„Das wusste ich nicht“, erwidert Regulus, dessen Miene nun wieder ausdrucksloser ist, und fügt mit einem jäh aufglimmenden hinterlistigen Funkeln in den hellblauen Augen gehässig hinzu:
„Bist du traurig, dass er sich disqualifiziert hat? Viele Mädchen stehen auf ihn, nicht?“
„Nein“, entgegnet Cecilia entschieden, fast schon empört. „Ich war ihm nie sonderlich zugetan.“

Ein Gespräch mit Regulus zu führen gleicht einem Drahtseilakt; nein, schlimmer noch, denn eigentlich ist Cecilia nicht einmal in der Position, irgendetwas zu steuern, kann sich so vorsichtig herantasten, wie es ihr beliebt, und trotzdem jeden Moment in bodenlose Tiefe stürzen, denn Regulus steht nicht still am anderen Ende des Seiles. Er ist derjenige, der es wieder und wieder erschüttern lässt, um ihr schließlich ein Auffangnetz zu spannen; sie hinunterstößt und ihr in letzter Sekunde die Hand reicht, erst zupackt, wenn sie seinen Fingern schon fast entglitten ist.
Genug der Vorsicht. Wenn sie schon fallen muss, dann auch selbstverschuldet. Worin liegt sonst der Lernwert?

„Weshalb glaubst du, habe ich sonst zu dir gehalten und nicht zu Sirius? Obwohl er die Wahrheit gesagt hat.“
Es besteht kein Zweifel daran, dass Regulus sofort versteht, wovon sie spricht, denn bei der implizierten Erwähnung dieses Vorfalls, der mehr als zwei Jahre zurückliegt, schlägt seine angriffslustige Stimmung erneut um. Wie um sich kleiner zu machen, zu verstecken, vergräbt er die Hände tief in den Taschen seines Umhangs und zieht die Schultern ein.
„Ich muss los“, nuschelt er und humpelt mehr über die Wiese davon, als dass er läuft. Offenbar hat er sich bei dem Sturz schwerer verletzt, als er zugeben mag.

Fassungslos starrt Cecilia ihm hinterher, hat seine Reaktion zwar fast vorausgeahnt und kann doch nicht glauben, wie merkwürdig er sich benimmt; ist gleichsam abgestoßen wie fasziniert von seiner Unberechenbarkeit.

+

Müde betritt Cecilia einige Tage später den Gemeinschaftsraum, nachdem Madam Pince sie zur Sperrstunde buchstäblich aus der Bibliothek gekehrt hat. Nur noch wenige Schüler sitzen in kleinen Grüppchen zusammen; der Großteil hat sich bereits in die Schlafsäle begeben, und zunächst stellt sie erleichtert fest, dass genügend Sitzgelegenheiten unbelegt sind, sodass sie den Abend in ungestörter Einsamkeit ausklingen lassen kann.

Aus der Ferne sieht die Sitzgruppe in der hinteren Ecke des Raumes, bestehend aus mehreren Sesseln und einem Sofa, verlassen aus. Als Cecilia jedoch dort angelangt ist und sich zwischen zwei Polstermöbeln hindurchschlängelt, fällt ihr Blick auf Regulus, der es sich so tief versunken auf der Couch bequem gemacht hat, dass man ihn von hinten nicht ausmachen konnte. Geistesabwesend starrt er durch eines der großen runden Fenster in das dunkelgrüne Algendickicht des Schwarzen Sees, indes seine zwei Schildkröten auf der Armlehne zu seiner Linken dösen. Zunächst erweckt es nicht den Anschein, als habe er sie bemerkt, aber Regulus belehrt sie eines Besseren, indem er ohne den Blick von der Glasscheibe wegzudrehen leise sagt:
„Guten Abend, Cecilia.“
Gar so absent ist er demnach nicht gewesen und bringt die junge Slytherin durch seine unvermittelte Begrüßung leicht aus dem Konzept - welches sie ohnehin nicht hatte.

„Ich … wollte nicht stören“, stammelt sie überrascht, fängt sich jedoch rasch und fragt höflich:
„Darf ich mich zu dir setzen?“
„Tu dir keinen Zwang an“, entgegnet er tonlos. Unsicher lässt Cecilia sich neben ihm auf dem Sofa nieder, doch für einige Minuten erweckt Regulus nicht den Anschein, zu einem Gespräch aufgelegt zu sein, was das Unbehagen der jungen Hexe stetig wachsen lässt. Mehr um ihren Fingern eine Beschäftigung zu geben, greift sie nach einem Buch, das jemand auf dem Tisch vergessen haben muss, und blättert wahllos durch die vergilbten Seiten, als Regulus endlich den Kopf wendet, um sie näher in Augenschein zu nehmen.
„Faszinierend, nicht?“, meint er schließlich und deutet durch ein Kopfnicken auf die Glasscheibe, hinter der sich ein Schwarm winziger Fische in den Tiefen des Schwarzen Sees tummelt.
„Mh“, macht die Blonde nur, zupft ihre Robe zurecht (als gäbe es irgendetwas daran zurecht zu zupfen …) und ergänzt im Stillen:
So wie du.

„Weißt du, was mir an dir missfällt?“, lächelt Regulus geheimnisvoll und rückt näher an sie heran, was Cecilia dazu veranlasst, gekränkt die Schultern zu zucken und ein abweisendes Gesicht zu machen.

Wortlos hebt der junge Black die Hand und streicht über ihre strenge Frisur. Nicht ein einziges Haar sitzt am falschen Platz, kein Makel ist zu erkennen, was sie derart unnatürlich aussehen lässt, dass es den Betrachter an eine Schaufensterpuppe erinnert. Vorsichtig schiebt er neben ihrem Ohr den Zeigefinger unter ihre straff von Spangen zurückgesteckten Haare und zieht eine einzelne Strähne daraus hervor, streift dabei federleicht ihre Wange. Seine Berührungen brennen auf ihrer Haut und Cecilia schlägt verlegen die Augen nieder, spürt, wie ihr unter seinem intensiven Blick die Röte ins Gesicht schießt.
„Das steht dir besser“, stellt er fest, indes er sich zurücklehnt und sein Werk mit schief gelegtem Kopf betrachtet.
Irritiert runzelt Cecilia die Stirn, weiß nichts darauf zu erwidern und bleibt ratlos zurück, als Regulus sich lächelnd erhebt, ihr eine gute Nacht wünscht und mitsamt seiner Schildkröten verschwindet.

+

Einen der letzten angenehmen Tage vor dem regnerischen Herbsteinbruch nutzend erledigt Cecilia ihre Schularbeiten an diesem Samstagnachmittag in einem der Innenhöfe von Hogwarts. Der dichte Efeu, welcher wild um die Gitterstäbe neben ihr wuchert, schirmt sie von den Blicken ihrer Mitschüler ab, während eine angenehm frische Brise sacht durch die Blätter raschelt.

Diesmal schielt sie nur kurz zur Seite, als sich jemand zu ihr gesellt, neben ihr Platz nimmt und plötzlich zwei Schildkröten zwischen sie setzt.
„Wie geht's so, Cilia?“, fragt Regulus und klingt dabei nicht einmal ansatzweise so unbefangen, wie seine unschuldige Frage vermuten ließe.
„Gut“, erwidert sie einsilbig, den Blick fest auf ihren Aufsatz geheftet, nicht in der Stimmung, sich den heutigen Tag durch seine Launen vermiesen zu lassen.
„Wie sind die Hausaufgaben heute?“, hakt er weiter nach und Cecilia wiederholt:
„Gut.“
„Weißt du“, beginnt er nach kurzem Schweigen, das nur durchbrochen war von dem leisen Kratzen ihrer Feder auf dem Pergament. (Und eigentlich weiß Cecilia gar nicht mehr, was sie überhaupt schreibt, kopiert nur stumpf einen Satz aus dem Lehrbuch, um ihn nicht ansehen zu müssen, nicht so zu wirken, als interessiere sie sich für ihn.)

„Weißt du“, wiederholt er und setzt eines seiner Reptilien auf ihren Aufsatz, sodass sie am Weiterschreiben gehindert wird und endlich den Kopf hebt.
„Manchmal können einen die Schildkröten ganz schön stressen“, fährt er fort, was Cecilia dazu veranlasst, argwöhnisch eine Augenbraue zu heben.
„Neulich ist diesem kleinen Kerl eine Motte im Hals stecken geblieben und ich musste ihm kräftig auf den Rücken klopfen. Was wäre ich da beinahe geworden?“, fragt er schelmisch grienend und Cecilia hat Mühe, dies nicht zu erwidern, schafft es jedoch, eine neutrale Miene aufrecht zu erhalten, während sie betont gelangweilt entgegnet:
„Keine Ahnung.“
„Panzerknacker“, löst Regulus das Rätsel auf und sein Grinsen verbreitert sich. „Verstehst du?“, will er wissen und deutet auf den Rücken der Schildkröte. Da die Blonde nicht reagiert, erklärt er fast ein wenig … enttäuscht (so sie seine Mimik denn richtig deutet):
„Den Witz habe ich mir selbst ausgedacht, extra für dich.“
Nun ist es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei und Cecilia kann sich ein verräterisches Zucken ihrer Mundwinkel nicht mehr verkneifen.
„Na, also“, meint Regulus triumphierend. „Endlich habe ich dich zum Lächeln gebracht. Zum Lachen nicht, aber immerhin zum Lächeln.“
„Ja“, seufzt sie und sieht ihn wohlwollend an. „Ja, das hast du.“

„Nun, das war alles, was ich beabsichtigt habe“, beendet er ihr Gespräch abrupt und wünscht ihr noch viel Erfolg bei dem Aufsatz, ehe er so überraschend schnell wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist.

Auf sein absonderliches Verhalten kann Cecilia sich immer weniger einen Reim machen, doch beunruhigt sie dies nicht einmal annähernd so sehr, wie es das eventuell sollte. Nein, endlich bringt wieder jemand frischen Wind in ihre Leere, gibt ihr Anlass zum Grübeln und weckt ihr Interesse, stupst sie sanft an, sodass sie weiter durch die Wogen des Lebens gleitet, anstatt im unendlichen Nichts zu versinken.
In Gedanken treibt sie auf dem Rücken liegend übers Meer, vor sich die weite Schwärze, doch Regulus ist ihr hellster Stern am Firmament, Fixpunkt, Orientierungshilfe und ewig schier unerreichbares Ziel.

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Über Rückmeldung in Form von Lob, Kritik oder Spekulationen bezüglich des weiteren Handlungsverlaufes, Regulus` Störung oder was auch immer euch einfällt, würde ich mich wahnsinnig freuen.

Kapitelvorschau: Sein warmer Atem streift ihre ausgekühlte Haut und wischt jedweden klaren Gedanken aus ihrem Bewusstsein, doch Cecilias Warnsysteme schlagen Alarm, mahnen sie instinktiv zur Vorsicht.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz