blackout. - Die Versuchung will, ich soll ihr ganz gehören
von SaphiraMalfoy
Bella vereinnahmt Cecilia für sich. Bella erhält ein eigenes Kapitel.
Warnung: Der angekündigte Femslash bezieht sich hauptsächlich auf dieses Kapitel.
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Die Sommerferien zwischen dem vierten und fünften Schuljahr sollen die bis dato ereignisreichsten in Cecilias Leben werden, überfluten sie mit neuen Eindrücken und werfen die Einzelgängerin ohne Vorwarnung in den wilden Strudel der Interaktion eines undurchschaubaren Haufens Jugendlicher, denen sie sich trotz ständiger physischer Nähe kaum ferner fühlen könnte.
Der im beschaulichen Ivybridge gelegene Landsitz von Cygnus und Druella Black ist der jungen Steel schon seit Kindertagen ein Zufluchtsort aus der Einsamkeit ihrer nahe gelegenen Heimat Plymouth gewesen, und in diesen Ferien bleibt sie einfach dort. Ihre Eltern sind viel zu beschäftigt, der Niederkunft Richelles entgegenzufiebern, erwarten ihr erstes Enkelkind mit Hochspannung, und als ihr sehnlichster Traum, die Hoffnung auf einen männlichen Erben, der die Blutlinie der Steels fortsetzen wird, Anfang August in Erfüllung geht, ist ihre Euphorie kaum zu bändigen. Cecilia grämt sich kaum ob des Mangels an Aufmerksamkeit, welche ihr nun zuteil wird, sondern genießt die Erleichterung des von ihr abfallenden Drucks. Nun, da der Fortbestand der Familie gesichert scheint - und da sie ohnehin bloß ein Mädchen ist, das den Namen nicht weitergeben kann - eilt eine Verlobung ihrerseits nicht mehr. Dennoch sieht sie sich mit der schier unlösbaren Aufgabe belastet, selbst einen geeigneten Kandidaten zu erwählen, denn ihre Eltern scheinen ihr die Entscheidungsmacht überlassen zu wollen. Aber Cecilia weiß niemanden, der infrage käme. Ach, würden sie doch nur irgendjemanden bestimmen, ganz gleich wen, sodass nicht sie die Versagerin sein muss, die nicht einmal einen Mann für sich gewinnen kann.
Gefangen in der Ambivalenz aus willkommener Freiheit und Angst vor der unendlichen Leere ihrer Entscheidungsmöglichkeiten bemerkt Cecilia kaum, dass ihr Blick seit einigen Minuten an Regulus haftet, welcher an der gegenüberliegenden Uferseite des kleinen Sees sitzt und seine Nase in einem Buch vergräbt. Im Schatten der Bäume und des dicht an dicht wuchernden Buschwerkes ist ihr Aufenthaltsort vom prachtvollen Herrenhaus der Blacks nicht einsehbar; doch wer sollte sie schon beobachten?
Narzissa verbringt die meiste Zeit mit Druella und Cygnus in London, wo sie vermutlich tagtäglich Lucius in der Winkelgasse oder bei diversen gesellschaftlichen Ereignissen, Tanztees und Bällen trifft.
Physisch ist Andromeda zwar anwesend, doch seitdem ihr Cousin Sirius vor zwei Jahren der Familie den Rücken gekehrt und sich bei den blutsverräterischen Potters verschanzt hat, ist sie merkwürdig verschlossen geworden. Auch sie verbringt viel Zeit in London, doch weiß niemand so recht, was sie im Stillen beschäftigt, gar so nachdenklich werden lässt.
„Du kannst ihn bis zum Sankt Nimmerleinstag hypnotisch anstarren, mein Püppchen, und er wird dich doch nicht beachten.“ Bellatrix` Stimme ist nur ein dunkles Raunen an ihrem Ohr, fast leiser als der Klang ihres Atems, der Cecilias Hals streift. Ertappt schreckt die Blonde zusammen und ertastet mit einer Hand den akkuraten Sitz ihres sauber im Netz sitzenden Dutts, zupft ihr cremefarbenes Kleid zurecht, das farblich perfekt mit Haarband und Strickjacke harmoniert (Ton in Ton, unscheinbare Schlichtheit), ehe sie hochmütig die Augenbrauen hebt und in gespielter Teilnahmslosigkeit erwidert:
„Ich habe nicht den blassesten Schimmer, worauf du anspielst.“
Bellatrix` zynisches Kichern straft ihre Worte Lügen, klingt schrill und hohnerfüllt, viel zu laut, zu nah, zu …
Regungslos verharrt Cecilia mit angehaltenem Atem, als sie Bellas Hand auf ihrem Oberschenkel spürt, die sich langsam, aber fordernd ihren Weg unter den Saum ihres Kleides tastet.
„Geben wir ihm doch etwas zum Beachten“, flüstert die Schwarzhaarige und nähert sich ihrem Gesicht mit einem Cecilia bis dato unbekannten Glimmen in den Augen, deren Iriden von einem derart dunklen Braun sind, dass die Jüngere kaum auszumachen vermag, wo diese enden und die Pupillen anfangen.
„Bella“, haucht sie zaghaft, indes die wilden Locken der anderen ihre Haut kitzeln, doch ihr Widerwillen ist eher formaler Natur. (Es gehört sich nicht, sollte unterbunden werden, aber Cecilia ist die Rolle der Entscheiderin nicht gerade auf den Leib geschneidert. Das Nein-Sagen bringt den vornehmen Töchtern niemand bei, und genau genommen ist Cecilias Einwand schlicht eine moralische Floskel gegen Bellas undamenhaftes Benehmen, kein ernstzunehmendes Veto gegen die Ältere, welche in dieser ungleichen Beziehung schon immer die Zügel in Händen hält.) Nicht für den Bruchteil einer Sekunde zuckt sie zurück, als Bellatrix` raue Lippen die ihren berühren, öffnet gehorsam den Mund, als Bellas Zunge fordernd darüber streicht, und gibt sich der unsittlichen Verruchtheit dieses Kusses - ihres ersten Kusses - einen unanständigen Augenblick lang widerstandslos hin.
Erst als Bellatrix` Hand ihre Scham erreicht, mit den Fingerkuppen über die Strumpfhose reibt und eine nie empfundene Spannung durch Cecilias Unterleib jagt, kommt diese blinzelnd zur Besinnung, wird sich der Anwesenheit Regulus` gewahr und weicht keuchend vor der Schwarzhaarigen zurück. Beschämt senkt sie den Blick und schielt mit scheuen Augen errötend auf die andere Seite des im Licht der Mittagssonne glitzernden Sees.
Tatsächlich wendet Regulus den Kopf und sieht sie direkt an - Wie lange schon? Zum ersten Mal oder schon wieder?
„Er hat nichts gesehen“, versichert Cecilia mehr sich selbst denn Bella, dennoch antwortet diese verwegen grinsend:
„Besser für dich, das Gegenteil zu erhoffen.“
+
Fortan verbringt sie nahezu jede Nacht im trügerisch flackernden Kerzenschein in Bellas Bett, betäubt die Sehnsucht nach Regulus, der ab und an in Ivybridge vorbeischaut und „Freunde“ mitbringt, welche mit ihm und Bellatrix große Pläne schmieden, die Befreiung der Reinblüter von der Indoktrination des Gutmenschengelabers, alle Menschen seien gleichgleichgleich, planen, nächtelang teure Spirituosen aus den Schränken ihrer Eltern in die gierigen Schlünder kippen und sich sehr erwachsen vorkommen.
Cecilia sitzt wortkarg in der Runde, fühlt sich unwohl, fürchtet eine unerwartete Rückkehr Bellas Eltern und nippt lustlos an ihrem viel zu süßen Rotwein. Endlich, nach all den Jahren der Ignoranz, schenkt Regulus ihr mehr Beachtung, doch mag sie diesen lauten, prätentiös daher schwafelnden, überheblichen Jungen mit seinen unrealistischen Allmachtphantasien, der er in Gesellschaft dieser Menschen ist, nicht sonderlich.
Manchmal besteht er darauf, Arcturus genannt zu werden, will kein kleiner König mehr sein.
Durch das Dickicht des Stimmgewirrs dringt die Stimme des Schwarzhaarigen neben Cecilia an ihr Ohr und sie hebt den Kopf, mustert durch die kalten Rauchschwaden von Zigarren und Kippen die eingesunkene Gestalt, die auf der dunkelgrünen Couch leicht vor und zurückwippt, auf den Boden vor sich starrt und nichts zu sehen scheint.
„Nie wieder schwach und klein“, murmelt er betrunken vor sich hin, spricht zu niemand Bestimmtem und wirkt, als nähme er den Salon und die anderen Jugendlichen darin gar nicht wahr.
„Du wirst nie wieder klein und erbärmlich sein, du wirst vernichtet, kleiner König.“
Seine Stimme ist getränkt mit abscheulichem Selbsthass, der Cecilia verängstigt.
Stumm schließt sie die Augen und fühlt Bellas Hände, Lippen, Zähne auf ihrer Haut, eine Erinnerung lebendiger als die Realität dieses Abends und Regulus` bedrohliche Stimme zu ihrer Rechten, die sie ausblenden, nicht mehr hören will, nur noch vergessenvergessenvergessen.
Sobald der Tag anbricht, benehmen Cecilia und Bellatrix sich vollkommen unauffällig. Nun, gemessen an dem Standard, wie die beiden unterschiedlichen Frauen unauffällig definieren: Indes Cecilia die perfekte, wohlerzogene Reinblüterin mimt, ist Bella einfach nur Bella, mit all ihren Macken, Ticks und Absonderlichkeiten, doch ohne die Spur einer sexuellen Fehlorientierung.
Einzig im Schutze düsterer Nächte und hinter verschlossenen Türen entfesseln sie ihre Gelüste, geben sich ihnen hin, unwirklich und surreal, können die kognitive Dissonanz zwischen der Abscheulichkeit ihrer Handlungen und dem Genießen eben jener von sich fortschieben und fernab jedweder Konventionen loslassen, frei sein, nicht mehr denken, fühlen, hassen, lieben, Schmerz empfinden; nur zwei Körper auf der Suche nach Erfüllung.
Wer kann schon sagen, wann ein Traum nur ein Traum ist, ob nächtliche Geschehnisse tatsächlich stattfinden, Wirklichkeit geworden sind, oder sich nur im bodenlosen Ozean des bewusstseinslosen Schlafes abgespielt haben?
Cecilia weiß, dass sie sich (vor Bella und ihren eigenen Handlungen) ekeln und in Grund und Boden schämen sollte, ein ehrloses, triebgesteuertes Wesen geworden zu sein, doch tut sie es nicht. Was sie miteinander treiben, ist falsch, aber viel größer als ihr mickriges schlechtes Gewissen ist die antizipierte Reue bei der Vorstellung, Bella abzuweisen.
Irgendwo zwischen Heilrufen auf den Dunklen Lord und klebrigem Rum beschließt Bellatrix, Rodolphus Lestrange zu ehelichen, doch als alle Gäste verschwunden sind, kriecht sie zurück in Cecilias Bett, welche die Ablenkung dankbar annimmt, zulässt, dass Bellas Hände ihren Kopf harsch nach unten in ihren Schoß drücken, sie dominant dirigieren und auch ihren eigenen Körper unter Wonnen der Lust erzittern lassen.
Cecilia hat sich das Denken und Fühlen abgewöhnt, lässt die körperliche Befriedigung über den Schmerz triumphieren und verdrängt die Tatsache, dass diese intime Zusammenkunft nur ein wochenlang andauernder Abschied von der einzigen Freundin ist, die sie je gehabt hat.
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Kurz vor Ende der Ferien gesellt sich auch Barty Crouch jr. zu der illustren Gesellschaft junger Reinblüter aus gutem Hause (oder war er schon von Anfang an dabei? Cecilia kann sich nicht entsinnen - und es ist ihr auch gleich) und sucht die Nähe der jungen Steel.
Auf seine lahmen Anmachsprüche geht sie kaum ein, hat wenig Interesse an dem milchgesichtigen, sommersprossigen Jungen mit dem strohblonden Strubbelhaar, der ihr plumpe Komplimente zuraunt, an deren Aufrichtigkeit Cecilia nicht nur deswegen zweifelt, weil sie das einzige unverlobte weibliche Wesen im Raum ist.
„Verzieh dich, du Witzfigur“, faucht Bella ihn an und unterbindet jedweden weiteren Annäherungsversuch Bartys. „Such dir ein Gör auf deinem Niveau. Cecilia spielt nicht nur in einer anderen Liga, du suchst in der komplett falschen Sportart.“
Je tiefer Bellatrix sich in die Pläne der angehenden Todesser hineinziehen, davon vereinnahmen lässt und mehr und mehr nur noch dafür brennt, desto desinteressierter gibt sie sich gegenüber Cecilia. Doch sobald Regulus der Blonden auch nur den Hauch von Aufmerksamkeit schenkt, ist Bella gleich zur Stelle, umkreist das Mädchen wie eine Löwin ihre Beute, hat plötzlich nur noch Augen für Cecilia und schirmt sie von den Blicken der anderen ab. Wie sie es immer getan hat. Ein Umstand, der Cecilia nun zum ersten Mal in aller Deutlichkeit bewusst wird, doch die ernüchternde Erkenntnis, dass es ihr egal ist, ohnehin keine Rolle spielt, holt die junge Steel schneller ein, als ihr lieb ist. Würde sie sich doch so gerne wenigstens für eine Weile in Bellas besitzergreifenden Taten sonnen … Aber das Eingreifen der Älteren ist überhaupt nicht vonnöten, ist sie doch ohnehin der einzige Mensch, der wahrhaftig Cecilia begehrt, sie jahrelang gerne in seiner Nähe hatte.
Nun begreift auch Cecilia, dass die Freundin sie nie für Regulus hat interessant machen wollen. Nein, sie wollte ihn abstoßen, von ihr fernhalten, ihren Besitz kennzeichnen; aber was macht das schon für einen Unterschied?
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Der letzte Tag in Ivybridge bricht an, ehe Cecilia überhaupt richtig dort angekommen ist. Dennoch fühlt es sich an, als sei eine Ewigkeit vergangen, seitdem sie Hogwarts zum letzten Mal gesehen hat, und je länger sie darüber nachsinnt, desto mehr fühlt es sich an, als sei sie schon immer nur hier gewesen, bei Bella und dieser merkwürdigen Konstellation aus ehrgeizigen und törichten jungen Reinblütern, die nach Macht und Größe streben, das Schwache und Erbärmliche vernichten wollen, wie Regulus so präzise zusammengefasst hat.
Passiv treibt Cecilia durchs Leben, lässt sich von den Wellen tragen, ohne selbst jemals ernsthaft einen Kurs einzuschlagen und die Anstrengung aufzubringen, diesen auch konsequent zu verfolgen, und fragt sich leise, wie sie ohne ihre Sturmflut, ohne Bella weitermachen soll. Wohin führt ihr Weg sie ohne Berührungspunkte mit der Außenwelt? Wie soll sie vorwärtskommen, ohne in eine Richtung geschubst zu werden?
Der Abschied fällt ihr schwer, doch lässt sie sich nichts anmerken, erwähnt Rodolphus mit keiner Silbe, blickt nur noch der Einsamkeit, welche sie in Hogwarts erwartet, mit finsterer Gewissheit entgegen, dass ihr Sinnen nach Regulus schon immer ein Trugschluss gewesen ist. Die vergangenen Wochen haben sie eines Besseren belehrt, ihr aufgezeigt, dass es nichts weiter als ein Hirngespinst war. Sogar der aufbrausende, bösartige Regulus ist ihr lieber als dieser eiskalte Arcturus, der zu sein er versucht.
Oder insgeheim schon immer war?
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Kapitelvorschau: „Sirius will dich heiraten?“, bringt Regulus plötzlich zusammenhanglos hervor und es vergehen einige Sekunden, ehe Cecilia begreift, worauf er anspielt. Wie er nun darauf kommt und weshalb er offensichtlich nur Bruchstücke ihrer Auseinandersetzung rekapitulieren kann, erschließt sich ihr beim besten Willen nicht.
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