von Seamus ODonnell
Kapitel 6 Getrolltes Halloween und andere Ãœberraschungen
Nach dem etwas verstörenden Ausflug mit Harry in die Winkelgasse fand sich Hermine alleine im Gemeinschaftsraum der Gryffindors wieder. Sie dachte über alles was geschehen war nach. Für sie war es wie ein verstörender Traum, aus dem sie nicht aufwachen konnte. Sie wollte schreien, weinen, irgendetwas an die Wand werfen, nur um dieses Gefühl der Hilf- und Ratlosigkeit, der Unwissenheit loszuwerden und doch saß sie wie gelähmt an einem Fenster, starrte in die Ferne und brachte keinen Ton heraus. Nur der Druck des neuen Stabs in seinem Halter ließ sie spüren, dass es kein Traum gewesen war.
Harry war, kurz nachdem sie wieder im Gryffindorturm angekommen waren, wieder verschwunden. Er hatte ihr gesagt, dass er in ungefähr einer Stunde wieder da sein würde und er ihr dann alles erklären wollte. Sie fragte sich, wie Harry es geschafft hatte mit ihr zusammen von hier in die Winkelgasse zu kommen. Auf dem Weg von dem Geheimgang im sechsten Stock bis zum Turm hatten sie kein Wort miteinander gesprochen, dabei wollte Hermine so viele Fragen stellen. Sie schauderte dabei, wenn sie an das Gefühl dachte, das sie bei ihrem neuen Stab gespürt hatte. Es war so anders gewesen wie bei ihrem offiziellen. Dunkler, mächtiger und auch gefährlich und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb verlockend war er für sie und das ließ sie zittern.
Harry war in der Zwischenzeit in den siebten Stock zum Raum der Wünsche gegangen, um dort einen geeignete Umgebung für das anstehende Gespräch mit Hermine zu schaffen. Als er mit seiner Umsetzung zufrieden war, kehrte er zu Hermine zurück. Als er den Gemeinschaftsraum betrat, sah er sie einsam und verloren an einem der Fenster sitzen. Sie wirkte apathisch, als ob sie einen großen Schrecken erfahren hatte. Es brach ihm fast das Herz, aber er hatte so handeln müssen um ihren Schutz zu gewährleisten. Das verhinderte aber nicht, dass er sich irgendwie elend deswegen fühlte. Langsam näherte er sich ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte leise: „Hermine, ich bin wieder da.“
Erschrocken fuhr sie um und mit weit aufgerissenen Augen schaute sie Harry an. „Wo warst du denn? Du hast mir versprochen alles zu erklären.“
„Das will ich ja auch. Aber nicht hier, wo jeder etwas mitbekommen kann. Ich habe einen passenden Raum gefunden wo wir reden können und niemand uns stören kann. Komm bitte mit mir.“ Der letzte Satz war eine auffordernde Bitte, in die Harry so viel Ehrlichkeit und Vertrauen legte, wie er nur aufbringen konnte.
Da war es wieder, dieses Gefühl, dass Hermine immer wieder überkam, wenn Harry sie mit ernsten Themen konfrontierte. Er machte es immer auf die sanfte, jedoch direkte Art. Er machte ihr nie etwas vor, so war ihr Eindruck von ihm. Doch war sie nicht auf das vorbereitet, was sie jetzt erfahren sollte.
Er dagegen war nervös. Hätte er seine Emotionen nicht unter Kontrolle gehabt, hätte er gezittert wie Espenlaub. So aber blieb er äußerlich ruhig und gelassen. Er griff Hermines Hand und half ihr sanft auf die Beine. Er führte sie zum Raum der Wünsche, wo er seinen Wunsch in Gedanken formulierte, drei Mal hin und her ging und darauf wartete, dass die Tür erschien. Kaum war sie aufgetaucht, öffnete er sie und Hermine stand mit offenem Mund da. Harry hatte ihr nicht zu viel versprochen, als er ihr gesagt hatte, dass nicht alles von Hogwarts bekannt war. Sie trat ein und fand einen gemütlichen Raum vor, in dem ein Feuer in einem Kamin fröhlich flackerte. Die Wände waren weiß mit blauen Lilien. Große Fenster ließen den Raum lichtdurchflutet erscheinen, und der Holzboden war blank poliert.. Zwei sehr bequem aussehende Sessel standen vor dem Kamin, in der Mitte von ihnen ein kleiner Tisch, auf dem ein paar Tassen und eine Kanne Tee standen. Hermine setzte sich in einen der Sessel und wartete gespannt darauf, was Harry ihr sagen würde.
Harry nahm nun auch Platz und fing an zu erzählen. „Hermine, wenn ich dir jetzt alles sage, wirst du mich danach hassen. Aber bitte lass mich ausreden. Damit du weißt, dass alles, was ich dir jetzt sagen werde, die Wahrheit ist, schwöre ich einen Zaubereid darauf.“ Harry nahm seinen offiziellen Stab in die Hand, hielt ihn hoch und sagt: „Ich, Harry James Potter, schwöre bei Merlin, meiner Magie und meinem Leben, dass alles, was ich Hermine Jean Granger heute über mich und meine Geheimnisse sagen werde, die Wahrheit ist.“ Ein weißer Lichtstrahl löste sich von seinem Stab, umhüllte ihn kurzzeitig und verschwand dann in seinem Körper.
„Wenn ich jetzt lügen sollte, sterbe ich. Also sollte ich bei der Wahrheit bleiben, nicht wahr?“. Mit einem scheuen Lächeln sagte Harry das ganz nebenbei.
„Harry Potter, du bist total verrückt!“, wisperte Hermine ungläubig. Sie hatte schon von Zaubereiden gelesen und wusste dadurch auch von den Konsequenzen eines Eidbruches.
„Ich weiß was ich mache. Und du verdienst nichts als die Wahrheit. Also lass mich jetzt bitte erzählen.“ Und genau das machte er. Er erzählte ihr alles, von Anfang bis Ende. Zwischendurch gab Hermine so manches Mal ein entsetztes Keuchen ob des Horrors, der sie angesichts der Ereignisse erfasste, von sich und als Harry die Geschichte von Sirius beendet hatte, war sie sichtlich geschockt und weinte stumm. Noch schlimmer traf sie die Erzählung von der Schlacht um Hogwarts und wie viele ihrer Mitschüler gestorben waren. Nur die ganzen Dramen um Ron und seine Attacken auf Hermine und wie Ron ihn und Hermine während der Suche nach den Horkruxen im Stich gelassen hatte ließ er aus. Ihr Verstand sagte ihr, dass all das, was sie erfahren hatte, doch nicht wahr sein konnte, ihr Herz sagte aber etwas ganz anderes. Vor allem Harrys Gesichtsausdruck, der von Trauer geprägt war und die Tränen in seinen Augen, waren Beweis genug dafür, dass es wirklich die Wahrheit war. In ihr tobte ein heftiger Kampf. Einerseits wollte sie Harry anschreien und fertigmachen und andererseits in den Arm nehmen und halten.
Harry sah ihre innere Zerrissenheit und den Kampf, den sie mit sich selbst ausfocht. Obwohl er mit so einer Reaktion gerechnet hatte, war ihm sehr unwohl dabei, seine beste Freundin so zu sehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Hermine eine Reaktion auf Harrys Offenbarung als Betrüger von sich gab. Sie war anders, als Harry befürchtet hatte, aber nicht weniger schmerzhaft für ihn.
Enttäuscht und verletzt klang Hermines Stimme, als sie sagte: „Ich fühle mich von dir verraten, Harry. Ich dachte, wir wären Freunde, aber du spielst mir nur was vor. Du weißt alles, hast mich und jeden um dich herum belogen und lässt zu, dass Menschen sterben werden. Du bist nicht besser als Voldemort oder seine Anhänger.“
Diese Aussage schockierte ihn und traf ihn mitten ins Herz. Er wollte schon etwas entgegnen, doch Hermine hob die Hand um ihm zu zeigen, dass sie noch nicht fertig war.
„Entschuldige meinen letzten Satz. Der war wirklich unfair. Es bleibt aber dabei, dass du bisher keine Rücksicht auf die Menschen in deinem Umfeld genommen hast. Wieso machst du das? Macht dir das etwa Spaß?“
„Wenn du das denkst, dann liegst du falsch. Mir geht es darum, endlich mit dem Saustall hier aufzuräumen und so allen friedlichen und rechtschaffenden Menschen eine Zukunft zu bieten, die einen solchen Namen verdient. Es fällt mir wirklich schwer, andere Menschen in ihr Unglück laufen zu lassen, aber es ist nun leider so, dass von den Personen, die garantiert sterben werden, niemand gerettet werden kann. Ich habe alles die letzten Wochen und Monaten durchgedacht. Jede Situation habe ich in Gedanken verändert und trotzdem kam es immer wieder zum gleichen Ergebnis. Daher habe ich schweren Herzens beschlossen, dass einige Ereignisse stattfinden müssen. Andere Tragödien aber will ich verhindern um Leben zu retten. Ich kann nicht jeden Menschen schützen, aber ich kann dafür sorgen, dass viele unbeschadet davonkommen können. Eine dieser Personen, die ich in Sicherheit wissen will, bist du. Deshalb mache ich das. Es ist meine verdammte Aufgabe und ich ziehe sie durch, mit dir oder ohne dich. Es wäre mir aber um einiges wohler, wenn du mir dabei hilfst. Was meinst du, weshalb ich meine Großtante gebeten habe, dir alles Wissenswerte zukommen zu lassen und ich dir einen zweiten Stab besorgt habe? Aus reinem Spaß an der Freude sicher nicht. Dazu ist die Situation zu ernst und du bist mir zu wichtig um dich nicht zu schützen. Dein bester Schutz ist die Wahrheit. Was Ron und andere angeht, werde ich schauen wie sie sich entwickeln und dann entscheiden. Bei dir bin ich mir sicher, dass du mit dem, was ich dir erzählt habe, umgehen kannst und eine realistische Einschätzung vornimmst.“ Harry hatte leise und eindringlich auf Hermine eingesprochen. Er hoffte, dass er ihr seinen Standpunkt verständlich rübergebracht hatte.
Hermine schwieg und überlegte. Es war wirklich viel, was sie heute erfahren hatte und sie musste wirklich erst einmal ihre Gedanken ordnen. Sie nahm sich eine Tasse Tee, nippte daran und stellte sie wieder zurück. Sie schwieg weiterhin, während Harry sie aufmerksam musterte. Sie brauchte eine halbe Stunde, bis sie alles so weit verarbeitet hatte, dass sie ihren Entschluss fassen konnte.
„OK, Harry. Ich bin dabei. Aber von jetzt an wirst du mir sofort alles sagen, was du erfährst. Solltest du aber durch einen Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet sein, sagst du mir das auch. Nur so kann ich dir helfen und dich schützen. Denn auch du bist mir zu wichtig, als dass ich dich ungeschützt im Regen stehen lassen kann. Das hast du durch andere schon erlebt und dadurch keine Kindheit gehabt. Du musst mir aber versprechen, dass du auch mal etwas Spaß haben wirst.“ Ihr Blick war durchdringend und Harry schien unter dem Blick in seinem Sessel zusammenzuschrumpfen. Jetzt musste er ihr beibringen, dass sie auch die dunkelsten Arten der Magie lernen wird.
Leise sprach er wieder, seine Stimme erinnerte dabei etwas an Snape im Unterricht. „Damit kann ich sehr gut leben. Danke Hermine. Damit du sicher sein kannst, dass ich mich daran halte, muss ich dir noch etwas sagen. Du wirst bald auch umfangreiches Wissen über dunkle Magie bekommen. Es ist sicher nicht leicht damit umgehen zu können, aber es ist nützlich. Meine Großtante hat gesagt, dass die Absicht, mit dem ein Zauber ausgeführt wird, betrachtet werden sollte und nicht die Einteilung durch das Ministerium. Blut- und Seelenzauber zum Beispiel sind sehr nützlich, wenn sie zum Schutz eingesetzt werden. Damit kann man nur Familienmitgliedern Zugang zu Häusern, Wohnungen oder Zimmern ermöglichen. Jeder, der nicht dazugehört, bleibt draußen. Trotzdem sind solche Zauber durch das Ministerium als schwarze Magie gebrandmarkt worden. Solche Zauber wirst du am Ende des Jahres kennen und auch die wirklich schlimmsten und bösesten Flüche und Tränke. Du solltest dir bewusst sein, dass du sie auch irgendwann mal einsetzen musst, falls die Situation es erfordert. Gerade dafür ist dein zweiter Stab gedacht, denn so kann bei einer Ãœberprüfung deines normalen Stabs nichts festgestellt werden.“ Hermine war sichtlich schockiert bei diesen Informationen. Sie hatte von sich als eine weißmagische Hexe gedacht, die nur Gutes tun wollte. Jetzt kam Harry daher und zerstörte ihr ganzes Weltbild mit einfachen Worten und einer Logik, derer sie sich nicht erwehren konnte. Sie kam sich sehr naiv vor. Wieso sollte die magische Welt anders sein als die der Muggel, wo es auch Hass, Neid, Brutalität und Verbrechen gab? Sie musste sich selber eingestehen, dass Harrys Einstellung dem entsprach, was sie schon oft gelesen hatte. Bediene dich der Waffen deines Feindes und besiege sie so. Das war eine der Lehren, die sie im Geschichtsunterricht während ihrer Schulzeit bei den Muggeln gelernt hatte und Harry verlangte jetzt von ihr, dass sie diesen Ratschlag selbst befolgte. Es ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen.
„Das ist wirklich heftig. Ich weiß nicht, ob ich das kann, was du von mir forderst. Es ist dem, an das ich glaube, vollkommen entgegengesetzt.“ Sie war kurz davor in Tränen auszubrechen, so bestürzt war sie über seine Enthüllungen.
„Du musst dich damit beschäftigen und deine Hemmung überwinden. Es ging mir auch nicht anders, als ich das erste Mal den Cruciatus oder den Imperius genutzt habe. Am Ende war ich erleichtert, nicht froh, dass ich es geschafft habe. Es war aber viel zu spät, bis ich dies erkannt habe, dass man wirklich jedes Werkzeug und jede Waffe im Kampf benutzen muss um zu überleben. Es hat keinen Spaß gemacht, das kannst du mir glauben. Wenn es mir Spaß gemacht hätte, würde ich nicht besser sein als die Todesser und Voldemort. Ich bin aber bereit dazu alles zu machen, um mein Ziel zu erreichen, da kann ich keine Rücksicht auf das Befinden des Ministeriums nehmen. Es geht im Kampf immer um den Gegner oder einen selbst. Da ist es doch besser, wenn der Gegner nie mehr kämpfen kann. Eines sollte dir klar sein. Am Ende werden wir nicht mehr die Personen sein, die wir jetzt sind. Wir werden sicherlich bewundert und gefürchtet zugleich. Viele werden uns als Schwarzmagier sehen und dem müssen wir dann mit unseren Taten und Verhalten entgegenwirken.“
„Wie meinst du das?“
„Erinnere dich an das, was ich gesagt habe, als ich mit Malfoy vor der ersten Stunde Zaubertränke zusammengetroffen bin. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern und nicht unserer dunklen Seite, die wir zum Schluss mehr als genug kennengelernt und genutzt haben, nachgeben.“
Hermine erinnerte sich nur zu gut und wie sie Harrys Stärke und seinen Sinn für Gerechtigkeit bewundert hatte. Er hatte nicht seiner dunklen Seite und dem Bedürfnis nach Rache nachgegeben, obwohl er das leicht hätte machen können. Dazu, das war ihr klar, hatte es einer großen Willensstärke bedurft. Ob sie selbst so stark sein konnte, wusste sie nicht.
Beide redeten noch lange über alles und je länger sie diskutierten, umso sicherer wurden sie, dass der Weg, der sich am Horizont abzeichnete, der richtige, wenn auch der schwerste war. Hermine und Harry verpassten darüber beinahe das Mittagessen, wenn nicht sein Magen so laut geknurrt hätte. Obwohl Hermine keinen Hunger hatte - alleine wegen dem, was Harry ihr gesagt hatte, war ihr der Appetit vergangen - ging sie mit ihm in die große Halle.
Als sie an den Tisch kamen, fragten Ron und Neville sie, wo sie die ganze Zeit gesteckt hatten. Harry antwortete darauf, dass Hermine und er etwas zu klären hatten und das doch länger gedauert hatte als gedacht. Als dann Ron weiterbohrte und Details wissen wollte, schaltete sich Hermine ein. „Das ist eine Sache zwischen Harry und mir. Wenn wir darüber nicht reden wollen, dann solltest du das akzeptieren, verstanden? Halte deine neugierige Nase aus den Angelegenheiten deiner Freunde raus, Ronald Weasley!“, fauchte sie ihn an.
Ron zuckte zusammen, so harsch war der Tonfall von Hermine gewesen. Er schaute zu Harry auf der Suche nach Unterstützung, wurde dabei aber enttäuscht. Mit eiserner Mimik schüttelte Harry den Kopf und sagte lautlos: „Sei still!“
Es herrschte danach eisiges Schweigen am Tisch, bis sich auf einmal einige Eulen näherten. zwei Vögel kamen direkt auf Harry zu und luden ihre Last ab. Es war ein langes Paket und ein Brief. Ron schaute mit großen Augen auf das Paket, denn er hatte an der Form erkannt, dass es sich um einen Besen handelte. Harry achtete erst einmal nicht darauf, sondern widmete seine Aufmerksamkeit dem Brief. Er war von Professor McGonagall, wie er anhand der Schrift auf dem Umschlag erkennen konnte. Er las nun, was sie ihm geschrieben hatte und ein breites Grinsen zierte nun sein Gesicht. Er zeigte Ron und Hermine den Brief. Ron konnte es kaum glauben, während Hermine ein gezwungenes Lächeln zu Tage brachte.
„Man, ein Nimbus 2000. Ich hatte noch nie einen in der Hand und du bekommst einen von McGonagal. Darf ich irgendwann mal damit eine Runde drehen?“, sagte Ron mit einer sehnsüchtigen Stimme.
„Na klar, man. Aber nur nicht heute. Du hast ja gelesen, dass Wood heute mit mir trainieren will.“
Ron wirkte enttäuscht, gab sich aber geschlagen. Harry dagegen freute sich schon darauf, endlich wieder mit seinem Besen durch die Luft zu jagen und das unbändige Gefühl der Freiheit zu spüren. Nach dem er satt war, schnappte er sich das Paket, steckte den Brief ein und machte sich auf, um zum Gryffindorturm zurückzukehren. Ron, Neville und Hermine begleiteten ihn und kurz vor der Tür, die aus der Halle führte, wurden sie von Malfoy aufgehalten.
Draco packte das Paket und riss es grob aus Harrys Händen.
„Lass mal sehen, Potter!“
Harry regte sich nicht darüber auf, denn er war ja in Sicherheit. Der Besen war ihm ja von der stellvertretenden Schulleiterin geschickt worden.
Draco tastete das Paket ab und fing dann an fies zu grinsen.
„Jetzt bist du dran, Potter. Erstklässler dürfen keinen Besen haben.“
„Stimmt, Mr. Malfoy. Es gibt aber sicher Ausnahmeregelungen. Ich bin mir sicher, dass sie mit der Schulordnung nicht vertraut sind, oder? Sie zitieren nur die Anweisungen aus dem Brief, den sie zu ihrem elften Geburtstag erhalten haben.“
Draco stierte ihn böse an. Egal was er machte, gegen Potter hatte er einfach keine Chance. Andauernd ließ Harry ihn ins Leere laufen. Aber dieses Mal wollte er als Sieger vom Platz gehen und blockierte weiter den Weg. Auf ein Mal vernahm er die piepsende Stimme von Professor Flitwick.
„Na, gibt es hier einen Streit?“
Triumphierend antwortete Draco: „Nein, Professor. Ich habe nur festgestellt, dass Potter einen Besen geschickt bekommen hat und Erstklässler dürfen doch keinen haben.“
„Mr. Potter, ist das die Wahrheit?“
Harry blieb gelassen. „Ja, Professor Flitwick. Ich habe wirklich einen Besen bekommen.“
„Hoffentlich ein guter. Das Kollegium hat ja zugestimmt, dass sie einen haben dürfen.“
„Ein sehr guter sogar. Ich denke, ich werde sehr viel Freude daran haben. Vor allem deshalb, weil Mr. Malfoy in erster Linie dafür verantwortlich ist, dass ich jetzt einen habe.“ Ein schadenfrohes Grinsen konnte Harry sich nicht verkneifen, was Draco vor Wut fast platzen ließ. Um nicht weitere Schmach zu erleiden, drehte er sich um und versuchte sich an einem Abgang nach Snape Art, konnte aber nur eine armselige Karikatur eines Snapes zustande bringen. Harry, Hermine und Ron lachten laut darüber, zu witzig hatte das ausgesehen.
Als sie sich auf den Weg zurück in ihren Turm machen wollten, wurden sie von Professor McGonagal und dem Schulleiter aufgehalten. Bei den beiden stand ein Zauberer, auf dessen roten Umhang das Wappen von Gringots zu erkennen war. Professor Dumbledore sprach als erster, als er Harry erblickt hatte.
„Harry, du hast Besuch. Mr. Silvercoin kommt von Gringotts und will mit dir etwas wegen deiner Familie klären.“
Verdutzt schaute Harry Albus an. Na, das ist ja mal was ganz Neues, dachte er sich. Haben die Kobolde wohl doch einen Fehler gemacht und er ist doch arm wie eine Kirchenmaus. Auch egal, denn das wichtigste Utensil hatte er ja schon gekauft. Diese Gedanken beiseite schiebend, begrüßte Harry den Vertreter der Koboldbank.
„Guten Tag, Mr. Silvercoin. Gibt es ein Problem mit meinem Verlies?“, fragte er mit leichter Besorgnis.
„Guten Tag, Mr. Potter. Keine Sorge, damit ist alles in Ordnung. Es gibt da aber noch ein paar Formalitäten zu klären, die wir nicht hier besprechen sollten.“
Professor McGonagal wandte sich an Mr. Silvercoin: „Sie können gerne mein Büro benutzen oder ein leeres Klassenzimmer. Ganz wie sie wünschen.“
„Vielen Dank für das Angebot. Ein Klassenzimmer dürfte genügen.“
Harry wollte nur eines noch wissen. „Wäre es möglich, dass Hermine mit anwesend sein darf?“
Bei Minerva und Albus war das Erstaunen groß. Sie hatten nie im Leben gedacht, dass Harry sein Vertrauen in erster Linie nicht in sie, sondern in seine Klassenkameradin setzte. Albus fragte deshalb: „Wäre es nicht besser, wenn Professor McGonagal oder ich dabei sind? Wir könnten dir sicherlich deutlich besser helfen.“
„Nicht nötig, Professor Dumbledore, aber vielen Dank für das Angebot. Ich denke, es ist nichts Negatives und damit komme ich wahrscheinlich zurecht. Wenn es aber ein Problem geben sollte, dann wende ich mich garantiert an einen von ihnen. Das verspreche ich.“ Sicher wird Albus nicht eingeweiht, schoss es Harry durch den Kopf. Er würde doch nur weiter seine manipulativen Spiele spielen und das war nicht in Harrys Sinne.
„Nichts zu danken, Harry. Meine Tür steht dir jederzeit offen. Wenn du mit mir reden willst, komm vorbei. Denk aber bitte daran, dass du mir dann ein Zitronensorbet mitbringst.“ Mit funkelnden Augen und einem nichtssagenden Lächeln sagte der Schulleiter diese Worte und versuchte seine Enttäuschung darüber zu verbergen. Zu gerne hätte er Harry beraten, nicht aus Eigennutz, sondern um ihm eine Unterstützung zu sein. Albus wollte seine Fehler, die er in Hinsicht auf Harry in der Vergangenheit gemacht hatte, wieder gutmachen.
Mr. Silvercoin wollte zuerst Harrys Frage verneinen, entschied sich dann aber anders. Bei Gringots stand der Wunsch des Kunden immer an erster Stelle, daher musste er Harrys Wunsch nachgeben.
Professor McGonagal geleitete Harry, Hermine und den Angestellten der Bank zu einem unbenutzten Klassenzimmer im ersten Stock und ließ sie danach alleine. Ron und Neville blieben mit Fragezeichen im Gesicht in der Eingangshalle zurück.
Im Klassenzimmer verriegelte der Zauberer die Tür und verhinderte, dass jemand an der Tür lauschen konnte, in dem er einen Schutzzauber auf sie legte. „Mr. Potter, ich bin hier, weil sie heute die Legate ihrer Eltern, ihrer Großeltern und ihrer Großtante angetreten haben. Dabei ist Griphook ein Fehler unterlaufen und dafür möchte sich die Direktion von Gringotts bei ihnen entschuldigen. Es ist in der Tat so, dass ihr Barvermögen dem entspricht, dass Griphook ihnen mitgeteilt hat. Was er aber nicht gesagt hat, ist, dass sie auch Beteiligungen an Unternehmen in der magischen und nichtmagischen Welt, sowie einige Liegenschaften, magische Artefakte und Bücher und einige wertvolle Schmuckstücke und Antiquitäten geerbt haben. Daneben ist es auch so, dass sie ab heute das Oberhaupt des höchst edlen und sehr alten Hauses Potter sind. Die Potters sind eine der wenigen Familien, die den Titel der Unantastbaren tragen. Jedes Vorgehen gegen eine solche Familie gilt als Angriff auf alle anderen Familien mit diesem Titel.“
Harry konnte kaum glauben, was da an Informationen auf ihn hereinregneten. „Bedeutet das etwa, dass jede dieser Familien mir helfen muss bei einem Angriff auf mich?“
„Ganz richtig erkannt. Da gibt es noch etwas. Ihr Pate Sirius Black hat etwas verfügt, was jetzt zum Tragen kommt. Sie, Mr. Potter, wurden von ihm als Oberhaupt pro tempore mit allen Rechten und Pflichten des Hauses Black eingesetzt. Dies gilt so lange, bis ihr Pate diese Position wieder selbst einnehmen kann. Sie sollten innerhalb der nächsten zwölf Monate einen Ball für die wichtigsten Personen der magischen Welt veranstalten, bei dem sie in die Gesellschaft eingeführt werden. Dies würde ihre Position stärken.“
„Ein Ball? Wo zum Henker soll der denn stattfinden? Bei meinen Verwandten geht das sicher nicht, die würden einen Anfall bekommen. Zu dem ist das Haus zu klein“, knurrte Harry.
„Da kann ihnen Gringotts behilflich sein, obwohl sie die geeignete Örtlichkeit schon in ihrem Besitz haben. Das Haus ihrer Großeltern und Großtante dürfte ausreichend sein für ein solch gesellschaftlich bedeutendes Ereignis. Soweit mir bekannt ist, sollte Potter Manor den geeigneten Rahmen dafür bieten.“
Nun war Harry platt. Es gab also nicht nur das kleine Haus in Godric's Hollow, sondern noch ein Anwesen, das groß genug für festliche Anlässe war. Er überlegte eine Weile, dabei erkannte er eine einmalige Gelegenheit, die in ihrer Gesamtheit die Grundlage eines wirklich hinterlistigen Plans im Kampf gegen das, was ihn in der magischen Welt sauer aufstoßen ließ. „Dann schlage ich den 30. Juli als Datum des Balls vor. Da sind Sommerferien und bis dahin kann ich mich um alles kümmern. Oder kann Gringotts mir bei ein paar Sachen behilflich sein? Ich bräuchte ein Verzeichnis aller alten Familien und deren Verwandtschaftsverhältnisse untereinander, sowie eine Einweisung in die richtigen Verhaltensweisen in der magischen Welt und zu guter Letzt jemanden, der mir sagen kann, wie ich nach Potter Manor komme.“
Silvercoin war anscheinend sehr gut vorbereitet und wirkte nicht überrascht, als Harry ihn um diese Sachen bat. „Aber natürlich, Mr. Potter. Gringotts wird sich um alles wie gewünscht kümmern. Ich empfehle, dass sie im Laufe des Schuljahres tanzen lernen. Dies ist essentiell für den Ball und sie sollten eine gute Figur bei der Eröffnung abgeben. Ich könnte einen Lehrer empfehlen, obwohl es in Hogwarts eine sehr gute Lehrerin gibt, die ihnen sicher helfen wird. Fragen sie Professor McGonagal, sie ist eine hervorragende Tänzerin. Die weiteren gewünschten Informationen werde ich persönlich überbringen und sie einweisen, wenn sie dies möchten.“
Harry war davon begeister, obwohl er sich kaum etwas anmerken ließ. Es lief alles besser als geplant und von daher stimmte er dem Vorschlag nur zu gerne zu. So blieb ihm Zeit das neue Wissen zu üben und auch um seiner Lieblingsbeschäftigung, Quidditch, nachzugehen. Die Hausaufgaben waren mittlerweile ein Witz für ihn, da er mehr Kenntnisse in allen Fächern hatte als seine Mitschüler im ersten Jahr. Daher würde er jetzt auch die Möglichkeit haben, die Personen, die seine Großtante angesprochen hatte, anzusprechen und sie enger an sich zu binden.
Silvercoin zog eine kleine Schachtel aus seinem Umhang. legte sie vor Harry auf den Tisch und forderte ihn auf sie zu öffnen. Harry folgte der Anweisung. In der Schachtel war ein goldener Ring, in dem ein Saphir im Smaragdschliff eingelassen war. In die Tafel des Edelsteins war ein Wappen eingraviert. Harry war perplex, er wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Der Vertreter der Kobolde sagte: „Dies ist der Ring des Familienoberhauptes der Potters. Nur zu, sie können ihn ruhig anstecken, aber bitte an den Ringfinger ihrer linken Hand.“ Harry machte auch das und kaum steckte der Ring auf seinem Finger, leuchtete er hell auf, passte sich an und saß wie angegossen. Auf Harrys Umhang tauchte nun über dem Wappen von Hogwarts das Wappen der Potters in Gold auf und zeigte so, dass er das Oberhaupt der Familie war. Silvercoin nickte anerkennend und meinte zu dem Ereignis: „Damit ist es bestätigt. Ab jetzt können sie die Familiengeschäfte ohne einen Vormund tätigen. Sie können das Wappen der Potter auf ihren Umhängen und den Ring an ihrer Hand verbergen und sie nur dann zeigen, wenn sie wirklich in offizieller Funktion unterwegs sind. Dazu müssen sie nur daran denken und schon werden die Insignien ihres Hauses sichtbar. Wollen sie sie verbergen, denken sie daran und sie verschwinden wieder. Nur ihren Sitz im Zaubergamot können sie erst an ihrem siebzehnten Geburtstag einnehmen.“
„Wer nimmt jetzt meinen Platz ein?“
„Das ist Albus Dumbledore. Sie können jetzt aber jemand anderen bestimmen, wenn sie das wollen.“
Harry dachte darüber nach. Dabei kam ihm eine potentielle Schwachstelle in den Sinn, die er ausmerzen wollte, dafür brauchte er aber die Hilfe der Kobolde. „Ich lasse es erst einmal so. Ich hätte aber noch eine Bitte. Könnten sie bei Direktor Ragnok um einen Gesprächstermin im Namen des sehr alten und höchst edlen Hauses Potter nachfragen? Es geht im etwas im gegenseitigen Interesse und ist auch für die edle und ehrenvolle Nation der Kobolde von höchster Wichtigkeit. Leider wird es vor Beginn der Weihnachtsferien in Hogwarts nicht möglich sein, aber am Tag der Abreise wäre es sicher möglich.“
„Ich werde ihre Bitte weiterleiten, Mr. Potter. Ich denke, dass Direktor Ragnok sicher etwas Zeit für sie finden wird.“
Das Gespräch war damit beendet und Mr. Silvercoin verabschiedete sich von den beiden. Hermine blieb mal wieder sprachlos zurück. Sie hatte gewusst, dass Harry ein besonderer Mensch war, aber dass er eine so hervorgehobene Stellung inne hatte, hätte sie nie geahnt. Sie schaute zu ihm rüber und sah, dass auch er etwas erschüttert war. Also hatte er das auch nicht gewusst, kam ihr in den Sinn. Er musste daher schon wieder was im Verlauf der Geschichte geändert haben. Sie bekam den Eindruck, dass sie eingreifen musste, damit sich einiges nicht verschlimmerte.
„Harry! Was hast du getan?“
„Ich weiß es nicht. Das eben war auch neu für mich und ich muss erst einmal darüber nachdenken. Den Ball aber, den werde ich nicht aufgeben. Es kann das Tor zum Erfolg sein und ich wäre dumm, wenn ich eine solche Gelegenheit aufgeben würde, oder?“
Hermine schnaubte wütend. Schon wieder hatte Harry sie mit wenigen Worten schachmatt gesetzt. Damit konnte sie nicht wirklich umgehen, obwohl sie wusste, dass Harry dies nicht mit der Absicht machte, sie zu erniedrigen. Ihm ging es nur um das große Ganze. Dafür würde er alle sich gebenden Gelegenheiten und Möglichkeiten nutzen. Hermine atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. „Ich weiß, dass du nur das Beste für uns alle willst. Aber du spielst mit der Zeit und das kann gefährlich werden.“
„Gefährlicher als die Zeitreise kann es nicht sein, denn dort wo ich herkomme, bin ich tot. Ich kann also nur gewinnen und mit mir alle anderen. Der einzige Vorteil, den ich habe, ist mein Wissen wo Voldemort seine kleinen und gefährlichen Spielzeuge versteckt hat. Nur seine Schlange Nagini war mir bis zum vierten Schuljahr unbekannt. Es schadet auch nicht, dass ich es geschafft habe durch die Zeitreise mich von Voldemorts Seelensplitter zu befreien. Keine komischen Alpträume und Narbenschmerzen mehr. Dass ich mich nicht von ihm umbringen lassen muss, ist ein ganz großen Highlight für mich. Es war wirklich nicht angenehm, mich ohne zu wehren ihm zu stellen. Jetzt kann ich mit allem, was mir zur Verfügung steht, wehren und vielleicht am Ende des trimagischen Turniers dem Ganzen ein Ende bereiten. und sollte er mir entkommen, dann werde ich ihn wo anders stellen.“ Die eiskalte Entschlossenheit in Harrys Stimme war deutlich zu erkennen und jagte Hermine vor Angst eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Sie überwand ihre Angst und entgegnete mit leichtem Zittern in ihrer Stimme: „Du musst trotzdem aufpassen. Vielleicht machst du mehr kaputt als du denkst.“
Der Tonfall ihrer Stimme sorgte bei Harry dafür, dass er sein eiskaltes Verhalten sofort fallen ließ. Er fühlte, dass er Hermine Angst gemacht hatte. „Es tut mir leid, Mine. Es ist selbst für mich etwas viel. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.“
Hermine schaute ihn mit großen Augen an. „Wie hast du mich genannt? Mine?“
Harry nickte etwas verlegen. „Ja, oder wäre dir Hermi etwa lieber?“
„Nein, Mine ist schon in Ordnung. Es gefällt mir sogar. Du hast mich einfach nur überrascht damit und ich hatte bisher nie einen wirklich netten Spitznamen. Streber, Bücherwurm, wandelndes Lexikon und ähnliche kenne ich nur zu gut. Mine dagegen ist eine sehr nette Abwechslung.“ Hermine schenkte Harry ein scheues Lächeln. „Sollen wir nun zurück in den Turm gehen? Die Anderen werden wohl einige Fragen haben.“
„OK, dann lass uns mal gehen und Ron nicht dumm sterben lassen.“ Harry konnte sich den Satz nicht verkneifen und hatte damit Erfolg. Hermine boxte ihn lachend auf den Oberarm. „Harry! Das war nicht nett.“
Gemeinsam gingen sie in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo nur Neville zu finden war. Er war in seine Hausaufgaben vertieft und bemerkte nicht, wie Harry und Hermine den Raum betraten. Erst als Harry ihn ansprach, reagierte er.
„Hallo ihr zwei. Was war denn da los mit dem Typen von Gringotts?“
Harry erklärte ihm, dass es um Familiengeschäfte gegangen war. Neville verstand das nur zu gut. Seine Großmutter brachte ihm ja auch bei, worauf er in den höchsten Kreisen achten musste. Dies fanden Hermine und Harry sehr interessant und wollten von ihm die Umgangsweisen lernen. Als dann das Gespräch sich um Ron drehte, meinte Neville nur: „Den würde ich im Moment nicht ansprechen, der ist irgendwie sauer auf euch. Hat was gemurmelt von Geheimniskrämer und so weiter.“
Harry machte ein ernstes Gesicht. „Wenn Ron so von uns denkt, dann ist es halt so. Ich wollte ihm ja alles sagen. Jetzt hat er Pech gehabt und erfährt nicht, dass ich das rechtmäßige Oberhaupt des Hauses Potter bin.“ Neville schaute erschrocken. Für ihn war es fast unvorstellbar, dass ein Junge in seinem Alter als Oberhaupt einer alten und edlen Familie anerkannt worden war. Als er darüber kurz nachdachte, erkannte er, dass es Ausnahmen gab, vor allem, wenn der Spross einer Familie auch das letzte lebende Mitglied dieser Familie war.
„Wow, Harry. Das ist wirklich unglaublich. Normalerweise müsste ich jetzt in formellen Ton mit dir reden.“
„Lass mal, Neville. Du bist ein guter Freund und Freunde sollten nicht so miteinander umgehen, findest du nicht?“
„Stimmt schon, aber die Etikette befiehlt es so. Weißt du denn, was es bedeutet die Geschicke einer Familie zu leiten?“
„Ich hab keine Ahnung davon. Ich denke, ich sollte das lernen, richtig?“
„Vielleicht kann ich dir da helfen, Harry. Meine Großmutter hat mir schon lange all diese Sachen eingetrichtert und sie hat jede Menge Bücher darüber. Ich kann sie ja mal fragen, ob sie dir einige ausleiht.“
Harry war wirklich begeistert. „Das wäre wirklich genial. Es gibt halt so viel, was ich noch nicht weiß. Und ich muss einen Ball zur Einführung als Oberhaupt der Familie Potter abhalten. Da darf ich mich nicht blamieren.“
Neville grinste ihn an. „Wie wahr. Es hat schon Blutfehden wegen solcher Blamagen gegeben. Du musst darauf achten, dass du jeden der Gäste mit Namen begrüßt und auch die Verbindung zu deiner Familie kennst. Du begrüßt das Oberhaupt der anderen Familien immer zuerst, dann den Partner und zum Schluss die Sprosse. Du musst aber auch die wichtigsten Personen der Gesellschaft einladen. Das heißt, dass du auch den Minister, den Vorsitzenden des Zaubergamot und die Direktion und die Hauslehrer von Hogwarts einladen musst.“
„Danke für den Hinweis. Ich werde mich darum kümmern. Der Ball wird erst im Sommer stattfinden, bis dahin werde ich wohl alles im Kopf haben.“
Neville, Harry und Hermine diskutierten noch eine Weile. Das Quidditchtraining nach dem Abendessen war für Harry befreiend. Fliegen ließ ihn den Kopf freikriegen, weil er sich nur auf seine Instinkte verlassen musste. Auch in den nächsten Tagen war das Training eine willkommene Abwechslung für den Unterricht und die Hausaufgaben, die er zusammen mit Hermine und Neville sofort nach dem Unterricht erledigte. Ron hingegen war immer noch sauer auf Harry und sprach mit ihm und Hermine kein Wort.
In den folgenden Wochen hatte Harry auch die Gelegenheit gefunden mit Padma, Blaise, Daphne, Susan, Ernie und Hannah zu sprechen, obwohl sein Zeitplan wirklich bis zum Rand gefüllt war mit Hausaufgaben, Quidditch, Unterricht und Ãœbungen mit dem illegalen Zauberstab, die er mit Hermine zusammen im Raum der Wünsche absolvierte. Vor allem die Begegnungen mit Susan, Blaise und Daphne waren sehr angenehm für ihn gewesen. Keiner von ihnen hatte irgendwelche Vorbehalte gegenüber den anderen Häusern und ihm selbst. Am meisten überrascht war Harry von Blaise, der sofort einen sehr freundlichen Ton angeschlagen hatte, als sie das erste Mal miteinander geredet hatten. Blaise war in Slytherin ein Außenseiter und fand die Konversation mit Harry als eine angenehme Abwechslung. Daphne war eher ein zurückhaltender Mensch, was sie aber nicht als unfreundlich oder abweisend erscheinen ließ. Vor allem ihr subtiler Humor war für Harry sehr angenehm, denn die rauen Witze der Zwillinge oder der anderen Gryffindors waren ihm manchmal deutlich zu derb. Natürlich blieben die Zusammenstöße mit Malfoy nicht aus, die Harry ganz gelassen und berechnend an sich abprallen ließ. Nur Ron machte ihm Sorgen. Es erschien für Harry so, als ob Ron ihn mied, denn der jüngste Weasley tauchte nur kurz bei den Mahlzeiten auf und verschwand schnell wieder, ohne dabei ein Wort mit ihm oder Hermine zu wechseln. Die Gespräche zwischen ihm und den Slytherins hatte Ron mit offener Abscheu beobachtet und gegenüber Hermine ließ Ron immer öfters verletzende Bemerkungen fallen, was ihr sehr zu schaffen machte. Ohne Harry an ihrer Seite wäre sie schon längst mit ihren Nerven am Ende, denn auch Malfoy und seine Gorillas hatten sich jetzt auf sie eingeschossen. Selbst im Schlafsaal wurden alle Versuche Harrys mit Ron zu reden ignoriert. Wenigstens gab es auch ein paar positive Zeichen. Mit der Zeit wuchs die Gruppe um Harry enger zusammen, der Durchbruch zu einem sehr engen Schulterschluss sollte aber noch kommen. Es war eine Woche vor Halloween, als Harry ein Brief von Gringotts erreichte. Sofort machte Harry den Brief auf und las den Inhalt.
Sehr geehrter Mr. Potter,
in Anbetracht der langen und wertvollen Zusammenarbeit ihres Hauses mit der Nation der Kobolde lädt Direktor Ragnok Sie zu einem Gespräch am Tag vor Weihnachten um Zwei Uhr nachmittags ein. Bitte erscheinen Sie in formeller Kleidung. Sie dürfen Begleiter mitbringen
Direktor Ragnok war erfreut, dass Sie um ein Treffen gebeten haben und erwartet wohlwollend die Begegnung.
Mit freundlichen Grüßen
Frederic Silvercoin
Harry war erleichtert. Nun konnte er Hermine erklären, was er für sie und ihre Eltern machen wollte. Er zeigte ihr den Brief, wobei er argwöhnisch von Ron, der noch immer neidisch auf Harry war, beobachtet wurde.
Flüsternd teilte Harry Hermine mit, dass er mit ihr unter vier Augen im Raum der Wünsche reden müsse, nachdem er mit Albus über diesen Brief geredet hatte. Sie schaute ihn ernst an, denn immer, wenn Harry mit ihr ganz privat geredet hatte, waren immer nur sehr unangenehme Themen zur Sprache gekommen. Harry versuchte sie zu beruhigen. „Es ist nichts schlimmes, das verspreche ich dir. Ich plane etwas, das auf Dauer für die Sicherheit deiner Familie dienen wird. Mehr sage ich dir, wenn ich mit Professor Dumbledore geredet habe. Warte auf mich vor dem Raum der Wünsche.“ Nach dem er geendet hatte, erhob er sich und ging zum Lehrertisch und sprach den Schulleiter an.
„Professor Dumbledore, hätten sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich?“
„Harry, mein Junge, ich habe dir doch gesagt, dass meine Tür immer für dich offen steht.“
Da Harry wusste, dass er nur in offizieller Funktion weiterkommen konnte, benutzte er die Regeln, die er bisher aus den Büchern von Nevilles Großmutter gelernt hatte. „Das haben sie in der Tat gesagt. Doch ich muss mit ihnen als Oberhaupt des Hauses Potter mit ihnen sprechen und da sollte ich die vorgegebenen gesellschaftlichen Regeln befolgen, finden sie nicht?“
Albus konnte sein Erstaunen nicht verbergen. Harry hatte seinen angestammten Platz eingenommen und er selbst hat davon nichts erfahren. Es dauerte einen Moment bis er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Aber natürlich, Mr. Potter. Es ist wirklich so, dass sie als Oberhaupt einer so alten Familie die sozialen Gepflogenheiten einhalten müssen, vor allem im Umgang mit dem Oberhaupt einer anderen alten Familie. Bitte kommen sie nach dem Essen in mein Büro.“
„Sehr gerne, Professor.“
Nach dem Essen wartete Harry vor dem Wasserspeier auf Dumbledore, der nur kurz auf sich warten ließ. Harry ließ das Wappen seiner Familie auf seinem Umhangs und den Ring an seiner linken Hand erscheinen, als er den Direktor auf sich zukommen sah.
Dumbledore blieb vor Harry stehen und verbeugte sich leicht. „Mr. Potter, Hogwarts und ich begrüßen das Oberhaupt der Familie Potter. Würden sie mir bitte folgen?“
Harry verbeugte sich nun auch und erwiderte: „Professor Dumbledore, dankend nehme ich die Gastfreundschaft dieser ehrwürdigen Anstalt und ihres Direktors an und folge ihnen.“
Albus ging auf den Wasserspeier zu, der sofort zur Seite sprang und den Weg zum Büro des Schulleiters freigab. Harry folgte Albus in dessen Büro, wo Albus sofort einen Platz anbot.
„Mr. Potter, worüber wollen sie mit mir sprechen?“
„Ich habe heute eine Einladung von Gringotts bekommen und ich würde sie nur zu ungern absagen. Da ich über Weihnachten aber hier bleibe, müsste ich eine Erlaubnis von ihnen bekommen um am Tag vor Weihnachten mit Direktor Ragnok sprechen zu können.“
„Dürfte ich dieses Schreiben sehen, wenn es ihnen nichts ausmacht, Mr. Potter?“
Harry griff in seinen Umhang, zog das Schreiben heraus und reichte es Professor Dumbledore. Dieser nahm den Brief entgegen und las ihn.
„Mr. Potter, da dies eine offizielle Einladung der Koboldnation ist, kann ich ihnen dieses Ersuchen nicht verweigern ohne Schwierigkeiten mit Gringotts oder dem Ministerium zu bekommen. Aber um eines muss ich sie ersuchen. Sie sollten eine Begleitung aus den Reihen des Kollegiums für ihre Sicherheit mitnehmen.“
„Damit bin ich einverstanden. Soweit ich weiß, ist Professor Flitwick mit den Kobolden verwandt. Liege ich da falsch?“
„Wie ich sehe, sind sie sehr gut informiert. Sie wollen also, dass Professor Flitwick sie begleitet?“
„Das würde ich sehr gerne. Einen Meister der Duellkunst als Schutz zu haben, ist doch von Vorteil würde ich meinen.“ Harry ließ einen humorvollen Unterton mitschwingen um der Unterhaltung den ernst etwas zu nehmen. Albus griff das auf und seine Augen zeigten ein amüsiertes Funkeln. „Wie wahr. Ich habe noch nie einen so jungen Menschen wie sie mit einem so erwachsenen Benehmen und Verhalten gesehen. Ich hätte sie auch so die Einladung annehmen lassen, ohne dass sie in ihrer Position als Oberhaupt ihres Hauses auftreten mussten.“
„Das dachte ich mir, aber da es um Familienangelegenheiten geht, muss ich so auftreten. Das verlangt die Etikette von mir. Ich hoffe doch, dass sie dies verstehen.“
Vergnügt schaute Albus seinen Schüler an. „Aber natürlich verstehe ich das. Nichts anderes hätte ich erwartet. Soll ich Professor Flitwick informieren oder wollen sie das machen?“
„Ich mache das. Ich wollte ihn sowieso noch um etwas bitten und da kann ich beides verbinden.“
Dieser Satz machte Dumbledore neugierig und versuchte mittels Legilimentik die Information aus Harrys Kopf zu ziehen. Was er nun erlebte, war ein kleiner Schock für ihn. Harry ließ ihn eine der schlimmsten Erinnerungen an sein Leben bei den Dursleys sehen. Es war kurz nach seinem achten Geburtstag gewesen, als Vernon Dursley ihn mit einem Ledergürtel blutig gepeitscht hatte und dies nur, weil Harry einen Teller fallen gelassen hatte. Das Gesicht seines Gegenübers zeigte die Reaktion auf die er gehofft hatte. Verwirrung, Schock und Ãœberraschung war deutlich zu erkennen. Dumbledore räusperte sich kurz danach und mit großväterlichen Lächeln sagte er: „Gibt es noch etwas, was sie mit mir besprechen müssen?“
„Nein Professor, das war alles. Aber ich würde es begrüßen, wenn sie nicht noch einmal versuchen in meine Gedanken einzudringen. Das ist unangenehm, unmoralisch und höchst illegal und ich werde mich das nächste Mal dagegen wehren. Einen schönen Tag wünsche ich ihnen, Professor.“ Ohne weitere Worte zu verlieren stand Harry auf und verließ das Büro, um sofort zu Hermine zu gehen und ließ einen konsternierten Albus Dumbledore zurück. Vor dem Raum der Wünsche sah er sie an einem Fenster stehen. Sie schaute in die Ferne und nahm Harrys Schritte nicht wahr. Erst als er sie ansprach bemerkte sie ihn. Er versuchte die angespannte Situation zu entspannen und griff sanft nach ihrer Hand. „Du musst nicht so skeptisch schauen, ich beiße nicht, zumindest nicht dich.“
„Und wieso machst du immer so ein großes Geheimnis um alles?“
„Weil die Wände hier Ohren haben und was ich dir zu sagen habe, geht wirklich niemanden etwas an. Ich hoffe du verstehst das. Komm mit rein und ich erkläre dir alles.“ Harry öffnete die Tür und ließ Hermine zuerst eintreten. Der Raum war jetzt wieder der, wie damals nachdem sie gemeinsam in der Nockturnallee die Stäbe gekauft hatten. Hermine setzte sich in einen der Sessel und wartete gespannt darauf, dass Harry ihr seine Pläne erklärte.
„Du weißt, dass ich das Oberhaupt der Potters bin und damit habe ich das Recht und gefühlsmäßig auch die Pflicht meine Freunde auf jede Art, die mir das Recht zuspricht, zu beschützen. Daher möchte ich, dass Gringotts das Haus deiner Eltern und auch deren Praxis mit Schutzbannen versieht. Sie sollen sicher sein und du sie nicht mit einem Vergessenszauber versehen nach Australien schicken musst. Das Ganze kann ich aber nur machen, wenn ich vor Zeugen deine Familie unter den Schutz meines Hauses stelle und du dies akzeptierst.“
„Ich muss das akzeptieren? Warum denn ich?“, fuhr Hermine dazwischen.
„Dazu wäre ich jetzt gekommen, wenn du mich nicht unterbrochen hättest. Du musst das akzeptieren, weil du in deiner Familie die einzige Person mit magischen Kräften bist. Deshalb habe ich den Termin mit Direktor Ragnok vereinbart und es würde mich freuen, wenn deine Eltern und du dabei anwesend sein würdet. Du weißt aus meiner Erklärung, welche Gefahren für Muggelgeborene und ihre Familien da draußen lauern. Möchtest du nicht einen sicheren Zufluchtsort haben, für den Fall der Fälle?“
„Da musst du nicht lange fragen, natürlich will ich das. Und Ich bin dir dankbar dafür, dass du an mich und meine Familie denkst. Nur weiß ich nicht womit ich das verdiene?“ Da kam wieder die Unsicherheit von ihr zum Vorschein. Harry dachte sich, dass es noch ein hartes Stück Arbeit sein würde, ihr diese zu nehmen.
„Du verdienst es, weil du einfach du bist, nicht mehr und auch nicht weniger. Du urteilst nicht vorschnell und lässt deine Gefühle nicht dein Handeln bestimmen, das imponiert mir. Du hast mir zugehört und meine Geschichte akzeptiert und dafür bin ich dir dankbar. Du bist eine Freundin, die Ihresgleichen sucht.“ Dies sagte Harry ganz ohne Hintergedanken, obwohl er sehr oft über Hermine und Ginny nachgedacht hatte. Vor allem bei Ginny war er sich überhaupt nicht sicher, ob sie wirklich die Eine für ihn war. Sie war sehr nett, keine Frage, aber für Harry war sie zurückblickend immer nur von ihm besessen gewesen. Es war eine fanatische Zuneigung ihrerseits gewesen und niemals echte Liebe, sofern er dies beurteilen konnte. Was wusste er denn von Liebe? Eigentlich nichts, denn seine Verwandten hatten ihm nie etwas Vergleichbares entgegengebracht und ihn so emotional fast zu einem Krüppel gemacht. Was Hermine anging, so waren sie und Ron als Paar auch nicht realistisch. Ron war meist faul und hatte nur sein eigenes Vergnügen im Sinn, während Hermine hart arbeitete um etwas zu erreichen. Sie gab immer viel auf, auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollte und sie war immer treu, auch wenn sie etwas störte, ganz im Gegenteil zu Ron. Sie brauchte jemand, der zu ihr steht und ihr über die eigene Unsicherheit hinweg hilft und dieser jemand war sicher nicht Ron. Ob Harry es selbst war, dessen war er sich nicht sicher, aber er fühlte sich doch mehr zu Hermine hingezogen als zu sonst jemand anderen und er wollte ihr helfen, wo immer er konnte. „Du solltest aber deine Eltern fragen, ob sie damit einverstanden sind. Es bringt ja nichts, wenn sie das nicht sind.“
„Und wie soll ich ihnen das sagen? Die Wahrheit würde sie nur verunsichern und sie würden mich aus Hogwarts nehmen.“
Harry überlegte kurz und sagte dann: „Sag ihnen, dass du einen sehr guten Freund gefunden hast und er sich für diese Freundschaft mit diesem Geschenk bedanken will. Wenn ich richtig informiert bin, sind diese Schutzbanne auch ein Schutz vor der Ãœberwachung durch das Ministerium und du kannst ihnen dann auch zeigen, was du hier gelernt hast und das mit deinem legalen Stab.“
Hermine strahlte vor Freude, als sie die Tragweite erfasst hatte. Das war etwas, dass ihr Sorgen bereitet hatte. Sie hätte sonst erst mit 17 ihren Eltern das Gelernte zeigen können. „Das wäre wirklich schön. Danke für dein Geschenk.“ Hermine umarmte Harry und er genoss es. Es war eine ganz andere Art der Umarmung als bei Molly. Sie war fest, aber nicht knochenbrechend. Was dann aber kam, damit hatte Harry nicht gerechnet. Hermine drückte einen dicken Kuss auf Harrys Backe und er errötete etwas. Innerlich lachte er, denn so glücklich hatte er seine beste Freundin in den letzten Wochen nicht mehr gesehen und er wollte alles dafür machen, damit sie so bliebe. Dabei kam ihm eine Idee, die er ihr sofort mitteilte
„Ich hatte gerade einen etwas wahnsinnigen Einfall. Wieso sollen wir uns nur auf die magische Ausbildung verlassen? Wir können auch die normale Schule beenden und uns so alle Möglichkeiten offenhalten. Wir machen die GCSE und A-Level-Prüfungen und können dann, wenn wir die OWLs und NEWTs auch in der Tasche haben, in beiden Welten bestehen und uns entscheiden, wo wir leben wollen. Wir wären nicht nur auf die magische Welt beschränkt.“
Hermine war davon begeistert, doch sie hatte keine Ahnung wie dies funktionieren konnte. Der Vorschlag aber war das schönste Geschenk, dass Harry ihr hatte machen können und dies zeigte sie ihm.
„Das ist wirklich eine schöne Idee. Vielleicht sollte ich meinen Eltern das schreiben und fragen, ob es möglich wäre.“
„Finde ich gut. Wenn du willst, kannst du Hedwig dafür benutzen. Sie freut sich sicher, wenn sie mal was zu tun bekommt. Wenn du deinen Brief fertig hast, gehen wir zur Eulerei und fragen sie.“
„Sie fragen?“
„Aber ja doch. Hedwig ist etwas eigensinnig und sehr intelligent. Vielleicht lässt sie es zu, dass sie deine Briefe transportiert. Ich frage sie einfach mal.“
Schnell machte sich Hermine auf den Weg in den Gryffindorturm um den Brief an ihre Eltern zu schreiben. Harry folgte ihr langsam, als ihm Professor Flitwick entgegenkam.
„Guten Tag Professor Flitwick. Hätten sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich?“
„Ah Mr. Potter, ich habe gehört, dass sie mit mir sprechen wollten. Worum geht es denn?“
Harry zog den Brief von Gringots aus der Tasche und händigte ihn an den kleinen Lehrer mit den Worten: „Es geht um einen Termin bei Gringots und Professor Dumbledore meinte, dass es besser wäre, wenn ich eine Begleitung zum Schutz hätte. Und für den Termin würde ich gerne so gut wie möglich vorbereitet sein und die traditionelle Begrüßung auf Koboldogack beherrschen. Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn ich die Sprache wirklich fließend sprechen könnte, aber Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden. Als Begleitung für den Termin und das Erlernen der Sprache sind sie doch am besten geeignet, oder?“
Flitwick hatte nun einen Blick auf den Inhalt des Schreibens geworfen und war bleich im Gesicht. Er stotterte etwas bei seiner Antwort. „D... Das ist wirklich etwas besonderes Ereignis. Ein Termin beim Anführer der Kobolde ist sehr selten für Kobolde und noch seltener für Magier. Sie können sich glücklich schätzen, dass sie so eine Gelegenheit bekommen. Und ja, ich beherrsche die Sprache fließend, dank meiner Abstammung. Ich fühle mich geehrt, dass sie mich für eine solche Aufgabe ausgewählt haben und begleite sie gerne als Schutz. Ich bringe ihnen auch sehr gerne die Sprache bei, denn das ist etwas, was nur sehr wenige Magier bereit sind zu lernen. Kommen sie am Montag nach dem Unterricht zu mir und wir können anfangen, falls es ihnen nichts ausmacht.“
„Sehr gerne Professor. Vielen Dank für ihre Hilfe, ich weiß sie mehr zu schätzen als ihnen vielleicht bewusst ist. Ich muss aber wieder weiter. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Nachmittag, Professor.“
„Vielen Dank, Mr. Potter. Das wünsche ich ihnen auch und lassen sie mich eines noch sagen. Sie erinnern mich sehr an ihre Mutter. Genau so freundlich und offen wie sie sind, war ihre Mutter auch.“
Harry war auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, als er auf der Treppe schon einen lautstarken Streit hörte. Es waren Hermine, Neville und Ron, die in dem Disput verwickelt waren.
„POTTER IST EIN EKELHAFTER WICHTIGTUER! ANDAUERND DREHT SICH ALLES UM IHN UND ICH BEKOMME KEINE BEACHTUNG. UND MIT DIR, HERMINE, HÄNGT ER NUR ZUSAMMEN RUM, WEIL DU IHM BEI SEINEN HAUSAUFGABEN HILFST. ICH WETTE, OHNE DICH WÃœRDE ER UNTERGEHEN. DU KLEINE MISS ICH-WEISS-ALLES SOLLTEST EHER MIR HELF....“, hallte Rons Stimme durch den Raum
„RON!“, unterbrach Neville seinen Klassenkameraden lautstark. „DU HAST KEINE AHNUNG UND WILLST NICHT MIT HARRY REDEN OBWOHL ER DAS GESPRÄCH MIT DIR SUCHT. UND FALLS ES DIR NICHT AUFGEFALLEN IST, HARRY IST GENAUSO INTELLIGENT WIE HERMINE. ER IST MIT IHR GEMEINSAM AN DER SPITZE UNSERER KLASSE UND DAS KOMMT NICHT DURCH HERMINES HILFE. DU BIST NUR NEIDISCH AUF HARRY, WEIL ER AUCH FREUNDE AUSSERHALB VON GRYFFINDOR HAT UND DU NICHT. DU BIST EIN EGOIST UND KEIN FREUND.“
Hermine war den Tränen nahe, was Harry an ihrer Stimme hörte, als sie Ron ihre Meinung sagte. Allein der klang ihrer tränenerstickten Stimme trieb ihn zur Weißglut und er stürmte auf Ron zu, packte ihn am Kragen und sagte mit leiser, seidenweicher und eiskalter Stimme, die jedem im Raum das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Pass gut auf was du sagst, Ron. Ich bin es jetzt schon satt, mich mit deiner Dummheit rumzuschlagen. Du hast etwas, was ich gerne haben würde und dafür würde ich meine Berühmtheit und mein ganzes Geld hergeben. Du weißt nicht, was ich meine?“ Ron schüttelte ängstlich den Kopf. „Ich wusste von Anfang an, dass du einige kleine Probleme hast, aber dass sie so große Ausmaße haben, ist etwas, was du behandeln lassen solltest. Ich helfe dir aber bei der Antwort auf meine Frage gerne auf die Sprünge. Du hast eine Familie, die dich liebt und unterstützt. Ich habe Verwandte, die selbst die Malfoys harmlos erscheinen lassen. Diese Verwandte sind nicht meine Familie. Meine Familie ist 1981 an Halloween ermordet worden und seitdem bin ich nur auf mich allein gestellt. Du denkst dir steht alles zu? Falsch gedacht. Freundschaft gewinnt man nur durch Vertrauen und Ehrlichkeit und nicht durch Egoismus, schlechte Tischmanieren und Reden ohne vorher nachzudenken. Wobei ich dir sagen muss, dass sich Gedanken machen dir sicherlich sehr schwer fallen wird, wenn man bedenkt, dass du kein Hirn hast. Solltest du noch einmal so etwas sagen, dann wird es sehr unangenehm für dich. Von nun an lässt du mich in Ruhe. Und wenn Hermine das auch so will, wirst du sie nicht ansprechen, beleidigen oder sonst irgendetwas machen, was sie verletzt. Ist das klar?“ Ron nickte hektisch, ohne ein Wort zu sagen. Harry ließ ihn wieder los, zog Rons Umhang wieder grade und drehte sich zu Neville und Hermine, die beide auf einer Couch saßen. Tröstend nahm er Hermine in den Arm und blickte dabei anerkennend zu Neville. Ohne einen Ton von sich geben zu müssen, übermittelte Harry dem Erben des Hauses Longbottom so seine Dankbarkeit für seinen Einsatz.
Hermine war an diesem Abend nicht in der Lage den Brief an ihre Eltern zu schreiben und die nächsten Tage bis Halloween waren wieder mit jeder Menge Hausaufgaben gefüllt und ließen keine Gelegenheit für sie übrig, um dies nachzuholen. Am Tag von Halloween geschah aber etwas, womit Harry nicht gerechnet hatte und obwohl er versucht hatte dies zu verhindern, fand sich seine beste Freundin wieder in der Mädchentoilette wieder, doch diesmal war sie nicht freiwillig dort. Ron hatte nach dem Mittagessen Hermine abgefangen und sie in die Toilette geschubst. Zuvor hatte er ihr ihren Zauberstab abgenommen und eingesteckt und danach die Tür blockiert. Harry hatte Hermine den restlichen Tag gesucht und als am Abend Hermine nicht zum Festessen aufgetaucht war und er fragte, prahlte Ron mit seiner Tat. Harry war besorgt und lief los um Hermine zu befreien, als Quirrel durch die Tür zur Halle gestürmt kam.
„Troll - im Kerker - dachte, Sie sollten es wissen.“ Kaum hatte er diese Worte gestammelt, sank er zu Boden. Harry schaltete schnell und fing den Kopf des Professors ab und berührte das Gesicht des Lehrers mit den bloßen Händen mit dem Wissen, was nun mit dem Lehrer passieren würde. Dabei zog er auch den verrutschten Turban ab, damit die anderen genau sehen konnten, was mit Quirrel los war. Kaum hatte er das getan rannte er aus der großen Halle, ohne auf die Schmerzensschreie von Quirrel zu achten. Hermine war wichtiger als die Folgen seiner Tat. Als er in dem Gang für Zauberkunst angekommen war, bemerkte er den ekelerregenden Geruch, der von dem Troll ausging. Er hörte auch, wie eine Tür unter dem Angriff zerbarst und ein panischer Schrei durch das Schloss hallte. So schnell wie er konnte, rannte er zur Toilette und sah, wie der Troll alles in dem Raum zerstörte. Harry zog seinen Zauberstab und als er sah, dass Hermine unverletzt war, handelte er.
Er beschwor eine starke Kette hervor und fesselte den Troll von Kopf bis Fuß damit. Kaum hatte er das getan, schnappte er sich Hermine und lief mit ihr zur großen Halle um zu sehen, was dort passiert war. In der Halle herrschte Chaos. Quirrels Körper war zu Staub zerfallen und ein sichtlich erschütterter Dumbledore stand vor dem Rest, der von dem Lehrer übrig geblieben war.
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