von Seamus ODonnell
Am Morgen nach dem Fest, wachte Harry durch das Schnarchen von Ron aus dem Bett neben ihm auf. Sofort schwang er seine Beine aus dem Bett und machte sich für den Tag bereit. Er ging ins Bad und duschte schön lange. Als er danach sich angezogen hatte, packte er seine Tasche für den Unterricht. Unwissend, ob der Stundenplan so war, wie er ihn in Erinnerung hatte, packte er alle Bücher ein. Nun war er fertig für den Tag und sah auf die Uhr. Es war gerade mal viertel nach sechs. Von daher beschloss er Ginny einen Brief zu schreiben. Er ging in den Gemeinschaftsraum, der völlig verwaist war. Harry setzte sich in einen Sessel, nahm Pergament und Feder und schrieb Ginny über den gestrigen Tag. Er ließ aber auch wirklich kein Detail aus und am Ende war der Brief zwei Seiten lang. Er war zufrieden und machte sich auf den Weg zur Eulerei, um noch vor dem Frühstück seine Post abzuschicken. Damit er nicht erneut in den Gryffindorturm gehen musste, nahm er sich seine Tasche und verschwand durch den Einstieg. Noch war es im Schloss ruhig und Harry genoss es so richtig, alleine durch die Gänge zu streifen. Kurz vor der Eulerei traf er auf Professor McGonagal, die ihn erstaunt anschaute.
„Guten Morgen Mr. Potter. So früh schon unterwegs?“, fragte sie ihn
„Ich bin immer früh auf. Da Frühstück erst um sieben Uhr ist, habe ich mir gedacht, dass ich die Zeit nutze, um ein Versprechen einzulösen.“
„Sehr löblich, Mr. Potter. Sie haben gestern Abend mit ihrem Hutklemmer für einige Aufregung bei den Hauslehrern gesorgt. Dass der Hut so lange braucht, um jemanden einem Haus zuzuteilen, ist, soweit ich weiß, noch nie vorgekommen.“
„Hutklemmer, Professor?“ Harry spielte hier den Unwissenden.
„So nennen wir es, wenn der sprechende Hut länger als fünf Minuten braucht um einen Schüler in sein Haus zu sortieren.“
„Ach so. Der Hut meinte nur, dass bei mir alle Eigenschaften der einzelnen Häuser gleich stark vorhanden sind. Ich habe ihm dann einen kleinen Schubs gegeben, dank dem, was im Zug passiert war.“
„Ein Glück für Gryffindor, würde ich sagen. Ich will sie nicht weiter aufhalten. Ich wünsche ihnen einen schönen ersten Schultag, Mr. Potter.“
„Vielen Dank, Professor McGonagal.“ Harry setzte seinen Weg fort und in der Eulerei kam Hedwig sofort zu ihm geflogen und setzte sich auf seine Schulter. Sie knabberte Harry leicht am Ohr, während er ihr den Brief an Ginny ans Bein band. Er schickte die Eule los und schaute ihr noch eine Zeit lang hinterher, bis sie im Licht des neuen Tages nicht mehr zu erkennen war. Danach machte er sich auf den Weg zum Frühstück in der großen Halle. Dort traf er auf Hermine, die, in einem Buch vertieft, an einem Toast knabberte. Harry setzte sich neben sie und wünschte ihr einen guten Morgen. Sie grüßte geistesabwesend zurück und las weiter. Erst als Professor McGonagal sie störte, schaute sie auf.
„Ms. Granger, Mr. Potter, hier sind ihre Stundenpläne. Bitte sorgen sie dafür, dass sie pünktlich erscheinen.“ Sie reichte beiden je ein Pergament und Harry schaute direkt, ob sich etwas geändert hatte. Es war alles so wie er es schon mal erlebt hatte. Hermine neben ihm schaute ihn erstaunt an und fragte dann: „Wie lange sitzt du schon hier? Ich habe dich gar nicht bemerkt.“
„Och, schon eine ganze Weile. Du warst so in deine Lektüre vertieft und ich wollte dich nicht stören.“
„Das tut mir leid, Harry. Wenn ich am lesen bin, merke ich wirklich nichts mehr. Das Buch hier ist aber sehr informativ. Es ist ...“
„Lass mich raten“, unterbrach er sie mit einem Grinsen, „Die Geschichte Hogwarts.“
„Stimmt. Kennst du es schon?“
„So gut wie auswendig. Es fehlen aber einige Informationen in dem Buch.“
„Ach ja? Ich glaube, es steht wirklich alles hier drin.“
„Hermine, denk an das, was ich dir gestern gesagt habe. Nicht alles was in Büchern steht stimmt oder ist vollständig. Du hast sicher auch Geschichte bisher in der Schule gehabt, oder?“
„Ja, hatte ich. Und was willst du mir damit sagen?“
„Waren in den Büchern alle Informationen vorhanden oder waren nur sehr wichtige darin festgehalten worden?“
Hermine überlegte. Sie dachte an die Schulzeit in der nichtmagischen Welt zurück und sie dachte an ihren Unterricht. Oft war sie über Lücken in den Büchern gestolpert. „Du hast recht, Harry. Nicht immer sind alle Fakten vorhanden gewesen. Also sollte ich nie nur auf eine Quelle setzen, genau das meinst du, oder?“
Harry nickte. „Du bist wirklich sehr intelligent, Hermine. Nur wirst du nie die ganze Wahrheit erfassen, wenn du nur Bücher wälzt. Du musst auch mal die Menschen, die Ereignisse miterlebt haben, fragen. Bücher helfen nur am Anfang um einen Ansatz zu finden. Von dort aus musst du auch mal auf andere Mittel ausweichen, um die Realität in ihrer Gänze sehen zu können.“
Sie wurde leicht rot im Gesicht und dies nicht nur wegen des Kompliments. Auch die Lektion, dass Wissen aus Büchern nicht das Allheilmittel war, machte ihr leicht zu schaffen. Sie wusste, dass Harry es nicht böse meinte, wirklich nicht. Sie erkannte vielmehr, dass er ihr damit andeuten wollte, dass sie das Leben nicht verpassen sollte, nur weil sie sich hinter dicken Wälzern versteckte.
Während des Gespräches kam Ron in die Halle gehetzt und war verblüfft darüber, dass seine Mitschüler, die er gestern im Zug kennengelernt hatte, schon startbereit für den ersten Tag waren. Er selbst hatte verschlafen und es waren nur noch 20 Minuten Zeit bis die erste Stunde begann. Er setzte sich neben Harry und schlang sein Frühstück im Eiltempo hinunter und verschwand sehr schnell wieder um seine Schulsachen zu holen. Harry und Hermine hatten das Schauspiel amüsiert angeschaut und mussten laut lachen, als Ron wie ein Blitz wieder aus der Halle rannte.
Harry und Hermine machten sich auf zum Unterricht bei Professor McGonagal. Hermine war sehr aufgeregt, während Harry ganz locker blieb. Sie trafen vor dem Klassenzimmer für Verwandlung ein und warteten auf Ron, der wenig später um die Ecke gerannt kam. Außer Atem keuchte er: „Oh man, ich habe total verpennt. Du hättest mich wecken können, Harry.“
„Wenn du um sechs Uhr aufstehen willst, mache ich das gerne. Beschwer dich dann aber nicht darüber.“ Darauf reagierte Ron etwas unwirsch und meinte: „Sechs Uhr? Bist du wahnsinnig?“
„Absolut nicht. Wenn man früh aufsteht, kann man viel erledigen vor dem Frühstück. Zum Beispiel Briefe schreiben oder noch mal kurz in die Bücher schauen.“ Harry zwinkerte dabei Hermine zu, die darüber kicherte.
„Total verrückt!“ Ron drehte sich zu Dean Thomas um, der sich das Intermezzo interessiert angeschaut hatte und nun Ron angrinste. Kurz darauf wurde die Tür zum Klassenzimmer geöffnet und Professor McGonagal scheuchte die Schüler hinein. Harry saß neben Hermine und Neville, während Ron zwischen Hermine und Dean Thomas seinen Platz gefunden hatte. Die strenge Hauslehrerin der Gryffindors begrüßte die Erstklässler und wies alle an im Unterricht gut aufzupassen.
„Verwandlungen gehören zu den schwierigsten und gefährlichsten Zaubereien, die ihr in Hogwarts lernen werdet«, sagte sie. Jeder, der in meinem Unterricht Unsinn anstellt, hat zu gehen und wird nicht mehr zurückkommen. Ihr seid gewarnt. Dieses Fach ist mehr als nur auswendig gelernte Zaubersprüche. Konzentration ist die Basis einer ordentlicher Verwandlung. Daher werden sie hier viel lernen müssen um in diesem Kurs zu bestehen.“ Ein lautes Stöhnen ging durch die Klasse, welches von Professor McGonagal ignoriert wurde. „Wir fangen mit einfachen Verwandlungen an, in dem wir ein Streichholz in eine Nadel verwandeln. Ich demonstriere das und sie werden danach sich selbst daran versuchen.“ Sie nahm ein Streichholz in die Hand, richtete ihren Zauberstab darauf und sprach die Formel. Sie hatte danach eine perfekte Nadel in der Hand, die sie sofort wieder in ein Streichholz zurückverwandelte. Danach verteilte sie an jeden Schüler ein Streichholz und verlangte nun, dass sie es probieren sollten. Harry tippte Hermine auf die Schulter und fragte: „Sollen wir es gemeinsam machen? Wäre doch lustig, wenn wir das gleichzeitig schaffen, oder? Wenn du dir bildlich eine Nadel vorstellst, dann wirst du es schaffen.“ Hermine nickte lächelnd und Harry flüsterte dann „Auf drei. 1... 2... 3.“ Bei Harry und Hermine tauchten perfekte Nadeln auf. Harry hatte sich zusätzlich den Spaß erlaubt, seine Nadel aus Gold mit einem kleinen Rubin anstelle einer Öse zu erschaffen. Sie sah aus wie ein Streichholz, auch wenn man damit kein Feuer entfachen konnte. Er rief Professor McGonagal zu sich und fragte: „Ist das gut so?“
Minerva begutachtete flüchtig das Werk und meinte: „Da müssen sie noch dran arbeiten, Mr. Potter. es ist aber schon ein guter Anfang. Die Form ist schon gut erkennbar, das Material ist aber nicht verwandelt worden.“
„Professor, bitte schauen sie einmal genauer hin.“
Professor McGonagal zog eine Augenbraue nach oben und nahm jetzt Harrys Nadel für eine nähere Betrachtung auf. Sie Schaute nun ganz genau hin und erkannte, was Harry dort geleistet hatte. Sie staunte darüber. „Mr. Potter, wie haben sie das gemacht?“
„Mir wurde gesagt, dass es bei Verwandlung auf die genaue Visualisierung des Gegenstands ankommt. Ich habe mir meine Nadel so vorgestellt und dann das gemacht, was sie uns gezeigt haben.“
„Sehr gute Arbeit Mr. Potter. Und ja, sie haben damit recht.“
„Vielen Dank Professor. Schauen sie auch mal bei Hermine nach. Sie dürfte es auch mit Leichtigkeit geschafft haben. „
Professor McGonagal wandte sich nun Hermine zu und nahm eine perfekte Nadel zur Kenntnis, während Harry sich zu Neville umdrehte. Er sah, dass sein Nachbar Probleme hatte. Harry beschloss ihm zu helfen. „Neville, du musst dir genau vorstellen, in was du etwas verwandeln willst. Stell dir eine Nadel vor. Du musst sie praktisch vor dir sehen. Und du solltest dafür etwas entspannen. Atme mal tief ein und aus, das hilft dir dich zu beruhigen.“ Neville schaute Harry dankbar an und folgte dem Rat. Schon bald hatte er es auch geschafft die gestellte Aufgabe zu meistern, wie Harry zufrieden feststellte. Auch Professor McGonagal sah anerkennend das Ergebnis. Am Ende der Stunde sagte sie: „Es haben bisher drei von ihnen die Aufgabe erledigt. Bei einigen haben sich schon gute Anfänge gezeigt. Mr. Longbottom, Mr. Potter und Ms. Granger, jeweils 5 Punkte für Gryffindor für ihre Leistung. Der Rest der Klasse wird als Hausaufgabe die Theorie von Verwandlung studieren und einen Aufsatz darüber schreiben. Eine Rolle Pergament mindestens. Sie können jetzt gehen.“
Auf dem Gang vor dem Klassenzimmer sagte Harry zu Neville: „Gut gemacht. Ich wusste, dass du es kannst.“
„Dank deiner Hilfe, Harry. Ich hätte es sonst nicht geschafft.“
„Doch, das hättest du. Du hast nur ein wenig Unterstützung gebraucht. Du musst wirklich etwas lockerer werden. Wenn du das schaffst, dann wird der Rest von selbst kommen. Zweifle nicht an dir, denn das wird dich nur daran hindern gute Ergebnisse zu erreichen. Du bist gut, wenn du einmal den Dreh raushast.“
Der sonst so schüchterne Neville schien bei den Worten zu wachsen. Er ging aufrechter und er wirkte viel gelöster. Was beide nicht merkten, war, dass Professor McGonagal sie unfreiwillig belauscht hatte. Sie freute sich darüber, dass Harry den Menschen um sich herum half und sie so voranbrachte. Es erinnerte sie an Lily, ihre ewige Lieblingsschülerin. Da sie jetzt keinen Unterricht geben musste, ging sie mit Harrys erster Verwandlung zu Albus um sie ihm zu präsentieren. Im Büro des Schulleiters zeigte sie ihm die Nadel, die Harry erschaffen hatte, mit den Worten: „Ich glaube, wir haben einen neuen Musterschüler. Dies hier hat Mr. Potter aus einem Streichholz gemacht.“
Albus nahm nun den Gegenstand und begutachtete ihn ganz genau. „Sehr schöne Arbeit, wirklich außergewöhnlich. Und das war das Werk von Harry?“
„Das habe ich dir doch gesagt, Albus. Ich habe da aber noch etwas, was dich interessieren dürfte. Heute Morgen vor dem Frühstück habe ich Mr. Potter auf dem Weg zur Eulerei getroffen und mit ihm über seinen Hutklemmer gesprochen. Er hat mir anvertraut, dass der Hut ihn in alle vier Häuser stecken wollte, aber es gab nie eine wirkliche Präferenz zu einem. Nur durch die Ereignisse im Zug wurde er nach Gryffindor geschickt.“
Albus lächelte und sagte: „Mit so etwas haben Severus und ich schon gerechnet. Ein Glück dass wir nicht gegeneinander gewettet haben, denn keiner hätte gewonnen. Ich muss wirklich sagen, dass der Hutklemmer in die Geschichte von Hogwarts eingehen wird. Der Längste bisher hat etwas mehr als acht Minuten gedauert und das war bei Filius. Was mich im Moment aber mehr interessier, ist, wie war Harrys Verhalten denn gegenüber seinen Mitschülern?“
„Sehr hilfsbereit und freundlich. Es scheint, als ob er sich mit Mr. Longbottom und Ms. Granger angefreundet hat. Wie er mit den Schülern aus den anderen Häusern umgeht, müssen wir abwarten. Aber ich habe meine Zweifel, dass Mr. Malfoy oder die meisten Slytherins jemals in den Genuss von Mr. Potters Hilfe kommen werden.“
Albus legte seine Hände unter dem Kinn zusammen und schien zu überlegen. Nach einigen langen Minuten sagte er: „Wie können wir es schaffen, dass die Häuser untereinander vertrauen und sie zusammenarbeiten? Es wird in Zukunft sehr wichtig werden, Minerva.“
Professor McGonagal erkannte, dass die Frage nicht einfach eine Reaktion auf ihre eigene war. Sie zeigte die grundlegenden Probleme in Hogwarts auf. Vor allem die Slytherins waren so gut wie nie mit Schülern aus anderen Häusern befreundet. „Ich habe keine Ahnung. Wir müssen unsere Schüler dazu ermuntern, doch ich weiß nicht wie.“ Resignierend schüttelte sie unterstreichend den Kopf. „Ich werde mir dazu ein paar Gedanken machen und dir mitteilen, was mir durch den Kopf gegangen ist.“
„Sehr gute Einstellung. Ich werde auch noch mit den anderen Hauslehrern darüber sprechen und ihnen auftragen, sich Gedanken darüber zu machen. Wenn du mich jetzt entschuldigst? Ich muss leider ins Ministerium. Cornelius braucht mal wieder etwas Hilfe.“ Angewidert verzog der Schulleiter das Gesicht. Er mochte Fudge einfach nicht. Dieser war ihm zu sehr auf die Privilegien seines Amts fixiert und nicht auf seine Pflichten.
Während im Büro des Direktors das Gespräch stattfand, war Harry zusammen mit Hermine, Ron und Neville auf dem Weg zu ihrer nächsten Stunde in den Gewächshäusern. Hier stach Neville heraus und auch Hermine und Harry erzielten ganz ordentliche Ergebnisse. Ron schaute etwas neidisch auf seine Mitschüler. Alles schien ihnen so leicht von der Hand zu gehen, ganz im Gegensatz zu ihm. Er begann an seiner Einstellung, alles nur so eben zu schaffen, zu zweifeln. Was sollte er nun machen? Ron dachte, während er eine Pflanze umtopfte, darüber nach und er beschloss, dass er doch etwas häufiger in die Bücher schauen würde. Er wollte nicht weiter ins Hintertreffen geraten. Den Rest der Stunde arbeitete er auch konzentriert und bekam am Ende auch ein paar Punkte von Professor Sprout zugesprochen.
Nach der Stunde war es Zeit für das Mittagessen und die ersten Posteulen kamen an. Harry sah seine Schneeeule auf ihn zukommen. Sie trug einen Brief von Ginny für ihn, den er sofort einsteckte. Lesen wollte er ihn erst später. Ron hatte davon nichts mitbekommen, denn dieser war zu sehr mit seinem Mittagessen beschäftigt. Harry sah, dass Seamus, der ihm gegenüber saß, den Tagespropheten las. Die Schlagzeile fiel ihm sofort ins Auge. Es hatte einen Einbruch bei Gringotts am Abend des Tages gegeben, an dem er mit Hagrid dort war. Schon wieder war es wie er es selbst erlebt hatte. Ron meinte dazu nur: „Man muss schon absolut wahnsinnig sein bei den Kobolden einzubrechen. Mit denen ist wirklich nicht zu spaßen.“ Die anderen Schüler am Gryffindor stimmten ihm zu, auch Harry, der das aus seinen Erfahrungen bestätigen konnte, auch wenn er dies nicht aussprach. Am Nachmittag hatten sie frei, was Harry dazu benutzte, Ron und Hermine sein Erlebnis mit Hagrid bei Gringotts zu erzählen. Ihnen dies vorzuenthalten wäre nicht fair gewesen und hätte zu einem großen Eingriff in die Geschichte bedeutet. Er achtete darauf, dass fast alles so ablaufen würde, wie er es in Erinnerung hatte. Nur ein paar winzige Details wollte er ändern, damit auch die Anderen ein etwas leichteres Leben hätten.
Die nächsten Tage waren gefüllt mit Unterricht und Hausaufgaben, die Ron zusammen mit Harry und Hermine sofort erledigte. Man sah Ron auch öfters in die Bücher schauen, wenn auch bei weitem nicht so oft wie Harry und Hermine. Während Hermine sich nur mit Schulstoff beschäftigte, hatte Harry aber anderes im Sinn. Er hatte sich in der Bibliothek einige Bücher über Okklumentik, Legilimentik, magische Verschlüsselung von Erinnerungen und magische Verschlüsselung von Schriftstücken ausgeliehen. All diese Bücher waren frei zugänglich für jeden Schüler und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er einen Weg gefunden um an diese Schriften zu gelangen. So aber konzentrierte er sich auf Okklumentik und Legilimentik als erstes. In den Büchern war alles viel besser erklärt als Snape es ihm gesagt hatte, was ja auch nicht so schwer war. Harry hatte bis Donnerstagabend die ersten Übungen erfolgreich absolviert und merkte, wie viel strukturierter er seine Gedanken formulieren konnte. Er hatte soweit es ging alle Erinnerungen sortiert und arbeitete nun an deren Schutz. Dabei half ihm das Lehrbuch über Legilimentik, das ihm sagte, wie ein Zauberer in die Gedanken eines anderen Menschen eindringen konnte. Harry sah, wie er sich dagegen schützen konnte und nutzte dieses Wissen für seine Übungen in Okklumentik. An Legilimentik wollte er sich erst nach Okklumentik wagen.
Am Freitagmorgen stand nun Zaubertränke mit den Slytherins auf dem Stundenplan und Harry war schon gespannt, ob sich etwas ändern würde. Er ging mit Hermine zum Klassenzimmer, vor dessen Tür schon die Schüler aus Slytherin warteten. Draco sprach ihn an: „Na, Potter? Schon eine Schlammblutfreundin gefunden? Bist anscheinend auch ein mieser Blutsverräter wie die Weasleys.“
Harry ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich möchte mich bei den restlichen Slytherins entschuldigen, dass sie dies mit anhören müssen.“ Er schaute dabei Daphne Greengrass und Blaise Zabini genau in die Augen. „Es ist wirklich eine Schande, dass das Verhalten von Mr. Malfoy auf sie alle zurückfällt, obwohl sie nichts getan haben. Diese Person hier hat wohl nicht gelernt wie er sich angemessen verhalten muss und seine Art ist nicht gerade das, was ich unter einer guten Kinderstube verstehe. Bitte tun sie mir einen Gefallen und lassen sich nicht auf das gleiche, unterste Niveau herab. Sie sind besser als er. Mir ist es egal, ob jemand in Slytherin, Hufflepuff, Ravenclaw oder Gryffindor ist, solange sich diese Person zu benehmen weiß und keiner anderen Person Schaden zufügen will. All diesen Personen biete ich meine Hilfe und Unterstützung an, wenn sie benötigt wird.“ Mit den Worten wollte Harry Malfoy die Unterstützung entziehen und er sah, wie sogar Pansy Parkinson und Millicent Bullstrode nickten und ihm so zustimmten. Nur Crabbe und Goyle blieben unbeeindruckt, aber das hatte Harry erwartet. Draco war nun richtig wütend auf Harry, weil er ihn bloßgestellt und mit wenigen Worten seine Entourage fast komplett ausgelöscht hatte. Harry schaute Draco in die Augen und meinte ganz locker und etwas Spott in der Stimme: „Mr. Malfoy, ich habe sie gewarnt und sie wollten nicht hören. Ich versichere ihnen, dass sie sich an mir die Zähne ausbeißen werden, deshalb unterlassen sie diese niveaulosen Angriffe. Sie bewirken nur, dass der Ruf von Slytherin, das immer ein ehrenwertes Haus in Hogwarts war, ist und hoffentlich auch immer bleibt, darunter leidet.“
Severus Snape hatte hinter der Tür gestanden und dem Wortwechsel gelauscht. Er war erstaunt, dass Harry, ohne dabei ausfallend zu werden, Draco in seine Schranken verwiesen hatte. Harry hatte sogar die Etikette gewahrt, was Snape an Lily erinnerte. Egal wie wütend sie gewesen war, sie war immer höflich und korrekt geblieben, obwohl sie nie ein Blatt vor den Mund genommen hatte. Severus erkannte das Ziel, das Harry verfolgte. Aber jetzt musste er eingreifen, weil er wusste, wie unbeherrscht Draco war, dies hatte er schon gesehen. Er ging zurück in den Raum am Ende des Unterrichtsraums und ließ mit einem Schwenk die Tür zum Gang auffliegen. Sofort strömten die Schüler herein und setzten sich nach Häusern getrennt an die Tische. Severus beobachtete seine Slytherins, die Harry bis auf drei Ausnahmen ein anerkennendes Nicken zukommen ließen. Nur Draco und seine zwei Leibwächter schauten mit finsteren Blick zu Harry, der sich davon nicht stören ließ. Als dann alle sich gesetzt hatten, ließ Severus die Tür zum Gang zuschlagen und kam, so wie er es immer machte, von hinten in die Klasse.
Harry zuckte noch nicht mal mit der Wimper, als die Tür donnernd ins Schloss fiel. Er fühlte den Luftzug, als Severus mit wehendem Umhang zum Tisch an der Tafel ging. Manche Dinge ändern sich wohl nie, dachte er sich und hörte nun genau zu, als sein Lehrer die Anwesenheit abfragte. Als dann sein Name an die Reihe kam, sagte Severus: „Harry Potter, unsere ... neue Berühmtheit.“
Draco, Crabbe und Goyle fingen nun an zu kichern, was ein Fehler war. Severus drehte sich zu ihnen und fragte gefährlich leise: „Was gibt es da zu lachen? Mr. Potter ist bekannt wie ein bunter Hund, obwohl er sicherlich gerne darauf verzichten könnte. Wenn sie drei sich nicht benehmen, werden sie es bald bereuen. Jetzt seien sie still“ Harry traute kaum seinen Ohren. Noch nie hatte Snape zuvor die Slytherins im Unterricht zur Ordnung gerufen. Nicht, dass es ihn gestört hat, es war einfach ungewohnt. Snape fuhr fort mit der Liste und dann schaute er in die Klasse, bevor er mit leiser und andächtiger Stimme sagte: „Ihr seid hier, um die schwierige Wissenschaft und exakte Kunst der Zaubertrankbrauerei zu lernen.“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch jeder im Raum verstanden jedes Wort - wie Professor McGonagall hatte Snape die Gabe, eine Klasse mühelos ruhig zu halten. „Da es bei mir nur wenig albernes Zauberstabgefuchtel gibt, werden viele von euch kaum glauben, dass es sich um Zauberei handelt. Ich erwarte nicht, dass ihr wirklich die Schönheit des leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen zu sehen lernt, die zarte Macht der Flüssigkeiten, die durch die menschlichen Venen kriechen, den Kopf verhexen und die Sinne betören . Ich kann euch lehren, wie man Ruhm in Flaschen füllt, Ansehen zusammenbraut, sogar den Tod verkorkt - sofern ihr kein großer Haufen Dummköpfe seid, wie ich sie sonst immer in der Klasse habe.“
Er schaute nun Harry an. „Mr. Potter, was erhalte ich, wenn ich geriebene Affodillwurzel einem Wermutsud hinzufüge?“
Harry hatte damit gerechnet und antwortete: „ Diese zwei Zutaten sind Bestandteile des Tranks der lebenden Toten, wobei man noch eine Schlafbohne und Baldrianblätter braucht um diesen Trank zuzubereiten. Bei der Zubereitung würde ich aber die Bohne nicht kleinschneiden sondern mit dem Messerrücken zerquetschen, weil ich so mehr Saft erhalte. Beim Rühren steht im Rezept nur gegen den Uhrzeigersinn. Ich sage aber, dass siebenmal gegen den Uhrzeigersinn und dann einmal im Uhrzeigersinn ein besseres und schnelleres Ergebnis liefert. “
Snape schaute ihn richtig verblüfft an, bevor er fortfuhr. „Wo müsste ich suchen, wenn ich einen Bezoar brauche?“
„Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege. Er hilft bei den meisten Vergiftungen und neutralisiert Gifte.“
Nun wollte Severus es wissen und fragte: „Potter, was ist der Unterschied zwischen Eisenhut und Wolfswurz?“
Auch darauf wusste Harry die Antwort: „Professor Snape, diese Namen bezeichnen ein und dieselbe Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse.“
Als letzte Frage kam dann: „Was sind die grundlegenden Vorkehrungen bei der Zubereitung von Zaubertränken?“
„Überprüfung der Zutaten. Das bedeutet, man muss sich versichern, dass man die richtigen Zutaten hat und diese noch verwendbar sind. Bei den Mengen muss man darauf achten, dass bei Zutaten, die geschält werden müssen, nur die geschälte Zutat abgemessen wird. Bei gefährlichen Zutaten ist Schutz für die Hände notwendig, dafür braucht man Drachenlederhandschuhe. Man sollte sie eigentlich immer bei der Zubereitung benutzen, da man mit heißen Flüssigkeiten arbeitet oder an gefährlichen Zutaten oder mit beiden zur selben Zeit. So kann man seine Gesundheit bewahren.“
Alle Schüler schauten Harry an, der die Antworten wie aus der Pistole geschossen lieferte. Severus schaute sich um und sagte mit bedrohlicher Stimme: „Wieso schreibt das niemand auf? Alle Antworten von Mr. Potter waren korrekt. Potter, kommen sie nach vorne.“
Harry erhob sich und ging zum Lehrertisch, während um ihn herum fieberhaft nach Pergament und Tinte gekramt wurde. Snape fragte flüsternd: „Wo haben sie diese Anleitung für den Trank der lebenden Toten her?“
„Das habe ich in den Aufzeichnungen meiner Mutter gelesen. Sie hat dazu geschrieben wieso es mit der geänderten Rühranweisung besser wird. Durch die eine Bewegung gegen die vorgegebene Richtung können die Inhaltsstoffe besser miteinander reagieren.“
„Ich habe nicht erwartet, dass sie als Erstklässler von selbst den Grund dafür herausfinden. Sie scheinen sich aber wirklich gut vorbereitet zu haben. Gehen sie nun zurück zu ihrem Platz.“
Severus beobachtete die Klasse und störte sich nicht daran, dass Hermine Harry flüsternd fragte: „Wieso hast du da ein anderes Rezept für den Trank der lebenden Toten?“
„Es ist nicht anders. Es ist nur etwas verändert in zwei Punkten. Es vereinfacht und verkürzt die Herstellung. Ich würde das an deiner Stelle aufschreiben, denn es könnte dir später sehr nützlich sein.“ Danach richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Snape, der nun ein Rezept an die Tafel schreiben ließ. Er wurde Neville zugeteilt um einen Trank gegen Furunkel zuzubereiten. Harry kannte die Gefahren dabei und kontrollierte jeden seiner Schritte und hakte auf dem abgeschriebenen Rezept jeden Schritt, den er erledigt hatte, ab. Er empfahl Neville das auch zu machen und bei den Stachelschweinpastillen aufzupassen, wenn er sie hinzufügen würde. „Nimm vorher den Kessel vom Feuer, sonst bringst du ihn zum Schmelzen. Das willst du sicher nicht.“
„Danke. Ich habe nur Schlechtes von Snape gehört aber er scheint doch nicht so übel zu sein.“
„Ist er auch nicht, wenn man aufpasst und ihn nicht reizt.“ Harry arbeitete weiter und merkte auf einmal, dass jemand versuchte eine Pastille in seinen Kessel, der noch immer auf dem Feuer stand, zu schnipsen. Sie prallte gegen seinen Kessel und fiel zum Glück zu Boden.
Snape hatte das gesehen und auch den, der das gemacht hatte. Seine Reaktion war nicht sehr freundlich. „Mr. Malfoy, zwei Stunden Nachsitzen für die nächsten zwei Wochen um sieben Uhr abends bei Mr. Filch. Wenn sie so etwas noch mal versuchen, sind sie aus meinem Kurs ausgeschlossen. Gleiches gilt für jeden hier. Sie arbeiten mit wertvollen Materialien und ich dulde keine Verschwendung für kindische und gefährliche Streiche.“
Harry ließ sich nichts anmerken und arbeitete weiter. Sein Trank hatte die gewünschte Farbe. Auch bei Neville und Hermine war alles gut gelaufen und sie konnten eine Probe abliefern, die von Snape sofort inspiziert wurden. Bei den Slytherins brachten nur Blaise und Daphne ein genauso gutes Ergebnis zu Stande, Malfoy gab ein etwas wässrige Probe ab, weil er eine seiner Stachelschweinpastillen für den Sabotageversuch eingebüßt hatte. Crabbe und Goyle brachten nur eine schwarze, teerartige Masse zu Stande. Harry fragte Snape: „Sollen wir unsere Kessel von Hand reinigen oder dürfen wir dafür unseren Zauberstab benutzen?“
„Wenn sie es schaffen mit dem Zauberstab, dann dürfen sie ihn benutzen. Ich rate aber, dass sie wirklich wissen, was sie da machen.“
Harry erwiderte nichts, nahm seinen Stab in die Hand und leerte seinen Kessel: „Evanesco!“ Sofort war der Kessel leer und sauber. Danach setzte er sich an seinen Platz und wartete auf das Ende der Stunde. Kurz bevor die Glocke das Ende der Stunde einläutete, gab Snape Hausaufgaben auf. „Zehn Zoll Pergament von allen, die ihren Trank vermasselt haben, über den Grund für ihr Versagen. Das gilt auch für sie, Mr. Malfoy. Ihr Trank ist unbrauchbar. Potter, sie bleiben noch.“ Damit beendete Severus die Stunde und Harry packte seine Sachen in die Tasche. Er wartete darauf, dass sein Lehrer ihm mitteilte, was er von ihm wollte.
Snape sagte, nach dem er die Tür zum Gang geschlossen hatte: „Mr. Potter, ich kam nicht umhin ihren Wortwechsel mit Mr. Malfoy vor dem Unterricht zu hören. Was sie dort gesagt haben, lässt mich glauben, dass sie einen Keil in mein Haus treiben wollen. Erklären sie sich.“
„Professor Snape, ich will ihr Haus nicht spalten. Ich habe in den ersten Tagen hier gesehen, dass Slytherin sehr isoliert ist und das finde ich sehr schade. Es sind Leute wie Mr. Malfoy, die verhindern, dass die Schüler in Hogwarts als Einheit auftreten können. Sollten die Schüler sich nicht untereinander verstehen und zusammenarbeiten und das über die Häuser hinweg? Streit, Neid und Missgunst wird es immer geben, doch es muss nicht zusätzlich geschürt werden, wie es Mr. Malfoy versucht. Und was ist falsch daran, zu versuchen dies zu unterbinden? Genau das versuche ich. Ich muss zugeben, dass es mir schwergefallen ist, Mr. Malfoy gegenüber höflich zu bleiben.“
Snape musterte Harry kritisch. Was der Junge vor ihm von sich gab, machte Sinn. Sieben von zehn seiner Erstklässler hatten sich von Dracos Position distanziert und das war ein Anfang. „Mr. Potter, ihr Versuch ehrt sie und ich hoffe sehr, dass der Samen, den sie gesät haben, auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Ich habe aber auch den Eindruck, dass hinter ihrem Verhalten mehr steckt als sie sagen wollen.“
Harry wusste nicht, was er auf diesen Vorwurf erwidern sollte. Zu viel konnte er nicht sagen ohne sich zu verraten. Daher blieb er bei seiner Geschichte. „Da steckt nichts anderes hinter. Mein Ziel ist es, dass wir Schüler in Frieden lernen und hier zusammenleben können. Ein paar Streiche machen nichts, solange sie harmlos sind. Darüber kann man lachen, sofern es nicht immer nur eine Person trifft. Was Mr. Malfoy aber hier versucht, ist die Spaltung von Hogwarts zu vertiefen und da muss es einen Gegenpol geben.“
„Gut, ich akzeptiere das. Ich verspreche, dass ich ihr Bemühen unterstützen werde, Mr. Potter.“ Snape ging zur Tür zum Gang und öffnete sie wieder. „Sie können jetzt gehen.“
Harry verließ sofort die Kerker und kehrte zu seinen Freunden zurück. Ron fragte ihn: „Was wollte Snape von dir?“
„Nichts besonderes. Es ging nur um Malfoys Verhalten vor dem Unterricht.“
Ron grinste. „Du hast ihn aber auch so richtig dumm aussehen lassen. Aber eines verstehe ich nicht. Wieso hast du den stinkenden Slytherins gesagt, dass sie auf deine Hilfe zählen können?“
Harry seufzte auf. „Ron, du hast nicht richtig zugehört. Ich habe gesagt, dass ich jeder Person, die sich benimmt und niemandem schaden will, helfen werde wenn es dann nötig ist. Ich mache da keinen Unterschied zwischen der Hauszugehörigkeit, denn in aller erster Linie sind wir alle Menschen und sollten uns so verhalten. Dies solltest du niemals vergessen.“ Mittlerweile hatten sich viele der Gryffindor-Erstklässler um Harry, Ron und Hermine versammelt und lauschten Harrys Worten. Sie waren neugierig, was er zu sagen hatte. Diese Worte und auch das Verhalten Snapes gegenüber der von ihm sonst so bevorzugten Slytherins verbreiteten sich schnell in Hogwarts und erreichten so auch die Lehrer, die am Nachmittag sich zu ihrer wöchentlichen Versammlung im Lehrerzimmer zusammenkamen. Zu allerletzt kam Albus mit funkelnden Augen und einem freundlichen Lächeln dazu. Er wandte sich sofort zu Severus: „Ich habe gehört, dass du heute eine sehr außergewöhnliche Einweisung bei Erstklässlern gehabt hast. Mr. Malfoy schien so gar nicht begeistert zu sein.“
Severus grummelte: „Sein Verhalten im Unterricht und auch schon vorher war beschämend für das Haus Slytherin. Mr. Potter hat ihm aber eine verbale Abreibung verpasst, die ich so nicht erwartet habe. Er war immer höflich und reserviert und hat dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Vor allem hat er es geschafft, dass Mr. Malfoy von den meisten seiner Altersgenossen im Haus isoliert ist. Er hat nur noch Mr. Crabbe und Mr. Goyle, sonst aber niemanden in seinem Alter auf seiner Seite.“
Professor McGonagal, Professor Sprout und Professor Flitwick wollten nun genauer wissen, was passiert war und Severus gab den genauen Wortwechsel zwischen Draco und Harry wieder und imitierte dabei auch den Spott, den Harry Draco gegenüber an den Tag gelegt hatte. Mit etwas Stolz gab er auch den letzten Satz wieder und die anderen Lehrer lauschten gespannt den Worten. Als er geendet hatte, sagte Albus: „Das ist unerwartet. Und Mr. Potter hat in der Tat den Rest der Schüler aus deinem Haus von der Kritik ausgenommen und gesagt, dass er es traurig findet, dass Mr. Malfoys Verhalten auf sie zurückfallen wird?“
Severus nickte nur und gab kein Ton von sich. „In der Tat sehr ungewöhnlich. Mr. Potter scheint etwas erreichen zu wollen, dass wir als Lehrer nicht schaffen können, wenn wir dies von oben befehlen. Er könnte es schaffen, dass unsere Schüler wirklich über die Hausgrenzen hinwegsehen werden und sie sich als geschlossene Gemeinschaft nach außen präsentieren. Darüber wollte ich mit den Hauslehrern sprechen, aber ich denke, wir können das Thema erst einmal fallen und den Dingen ihren Lauf lassen. Wie haben sich denn die Schüler aus Gryffindor und Slytherin bei dir im Unterricht geschlagen, Severus?“
„Es gibt jeweils drei Schüler aus den Häusern, die einen guten ersten Eindruck hinterlassen haben. Ms. Granger, Mr. Longbottom und Mr. Potter scheinen wirklich Interesse und auch die Fähigkeit zu besitzen, meinen Anforderungen gerecht zu werden. In meinem Haus wären da Mr. Zabini, Ms. Greengras und Mr. Malfoy, wenn er sich nicht an kindischen Sabotageakten versucht.“
Albus schaute nun etwas besorgt. „Severus, ich erwarte von dir, dass du so etwas nicht zulässt. Du kennst ja die Folgen von Kesselexplosionen und falschen Zutaten in Tränken und Mr. Potter ist nach dem, was im Zug und heute passiert ist, sicher ein Ziel für Mr. Malfoys Rache. Das darf aber nicht passieren. Du musst dann auch mal in den sauren Apfel beißen und deinen Schülern Punkte abziehen wenn es sein muss.“
Severus stimmte nicht gerade gut gelaunt zu. Seinen eigenen Schülern Punkte abzuziehen war nicht das, was er machen wollte. Die Anweisung vom Schulleiter ließ ihm aber keinen Spielraum.
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