von Seamus ODonnell
Wenn Vergangenes sich etwas anders wiederholt
Mitten in der Nacht schreckte Albus Dumbledore aus dem Schlaf. Eine so starke Welle magischer Energie, die ihn erfasst hatte, war ihm noch nie untergekommen. So etwas ungewöhnlich mächtiges war ihm noch nie, auch nicht bei Grindelwald oder Voldemort untergekommen und beide Schwarzmagier hatten schon einiges geleistet. Der Nachhall dieser Erschütterung war für ihn noch immer sehr deutlich spürbar und ließ Besorgnis in ihm aufsteigen. So etwas hatte noch nie etwas Gutes bedeutet. Wie recht er mit seiner Befürchtung haben würde, sollte er aber erst in den nächsten Jahren erfahren. Es dauerte nicht lange, bis es an seiner Tür klopfte. „Herein“, rief der Schulleiter und Severus Snape betrat das Büro. Auch bei ihm war deutlich die Angst zu sehen. Auch wenn der Meister der Zaubertränke einen sehr zweifelhaften Charakter hatte, war er ein sehr sensibler Mensch. „Albus, hast du das auch gespürt?“ fragte er den Direktor.
„In der Tat habe ich das, Severus. Es war ein sehr denkwürdiges Erlebnis würde ich sagen.“ Albus hatte ein Funkeln in den Augen, was aber nicht verriet, was er wirklich fühlte. Es ließ ihn amüsiert erscheinen und genau das trieb Professor Snape auf die Palme.
„Was ist daran so amüsant? Es ist ein sehr bedenkliches Ereignis. Und bedenke, dass dieses Jahr eine Berühmtheit hier seine Ausbildung anfängt. Oder hast du vergessen, dass Potter“, den Namen ließ er mit einer hasserfüllten Miene heraus, „im September kommt?“
„Ich bin mir dessen absolut bewusst. Ich denke jedoch, dass dieses Ereignis nichts mit Mr. Potter zu tun hatte und auch nicht haben wird. Ich versichere dir aber, dass ich mich darum kümmern werde.“
Albus lag mehr als falsch mit seiner Vermutung und er konnte noch nicht mal ansatzweise erahnen, welche Kopfschmerzen ihm sein neuer Schüler und auch seine hier gewonnenen Freunde bereiten würden.
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Ein Poltern ließ Harry aufschrecken.
„JUNGE, STEH AUF UND MACH FRÜHSTÜCK“, donnerte die Stimme von Vernon Dursley durch das Haus. Etwas verwirrt schaute sich Harry um und sah seine Eule in ihrem Käfig. Hedwig schaute sehr pikiert umher, unmutig gestimmt durch die ungewollte Störung ihres Schlafes. Der Anblick der Schneeeule ließ ihn aus dem Bett schnellen. Sein Herz schlug schneller vor Aufregung. War das die Wirklichkeit? Diese Frage wurde durch erneutes Donnern an seiner Türe beantwortet. Ein leichtes, triumphierendes Grinsen zierte nun sein Gesicht. Er hatte es wirklich geschafft wieder von vorne anfangen zu können. Dieses Mal wollte er alles besser machen und auch mit seinen Verwandten wollte er besser auskommen. Doch wie er das anstellen wollte, war ihm noch nicht ganz klar. Schnell huschte er aus seinem Zimmer ins Bad um sich etwas frisch zu machen und die Zähne zu putzen. Selbstsicher ging er, nachdem er sich angezogen hatte, in die Küche und machte sich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, bis Speck und Eier gebraten waren und er machte sich sogar die Mühe alles ordentlich und für das Auge ansprechend auf den Tellern zu verteilen. Mit federnden Schritten brachte er das Frühstück zu seinen Verwandten und wünschte mit leichtem Spott in der Stimme einen guten Appetit, bevor er sich selbst hinsetzte und das typisch kärgliche Frühstück für ihn verzehrte. Es war ihm aber im Moment absolut unwichtig. Wichtiger war das, was er auf lange Sicht vorhatte. Heute hatte er erst mal vor ein paar kurzfristige Pläne zu schmieden. Sein Ziel war es, ein etwas angenehmeres Leben als beim ersten Mal in Hogwarts zu haben. Dazu musste er aber auch über seinen eigenen Schatten springen. Harry wusste, dass dies das größte Problem werden würde. Die eigenen Vorurteile beiseite zu schieben war schwer, vor allem, wenn es um Snape und die Slytherins ging. Trotzdem wollte er es versuchen. Sein Onkel riss ihn aus seinen Gedanken.
„Junge, du machst jetzt die Küche sauber und danach arbeitest du im Garten. Wenn ich heute Abend zurückkomme, will ich den Rasen geschnitten sehen und das Unkraut entfernt haben. Hast du mich verstanden, du unnormales Stück?“
Harry ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sagte nur: „Ja, ist klar.“
„Dann ist ja alles geklärt.“
Harry machte sich sofort an die Arbeit und es dauerte nicht lange, bis die Küche wieder klinisch sauber war. Danach machte er sich an die Gartenarbeit und rupfte zuerst das Unkraut. Dies machte er extra als Erstes, weil es noch nicht zu warm war und diese Arbeit ihn am meisten Unbehagen bereitete. Rasenmähen war dagegen sehr entspannend für ihn und er schaffte es immer wieder ein kunstvolles Muster beim mähen zu hinterlassen, was sogar seinem Onkel ein Grunzen der Akzeptanz zu entlocken. Mittags war er fast fertig, es fehlte nur noch der Rasen im Vorgarten und er gönnte sich eine kleine Pause, in der er ein Sandwich aß. Schon kurze Zeit später war er dann auch mit seiner Arbeit fertig und er hatte jetzt die Gelegenheit sein Vorgehen zu planen. Er zog sich in sein Zimmer zurück. Ein paar Blätter Papier hatte er sich aus Dudleys Zimmer stibitzt, diese würde dieser sowieso nicht vermissen oder gar gebrauchen, so faul und dumm war er. Er fing an zu schreiben und notierte sich aus seiner Erinnerung alles, was im ersten Jahr passiert war. Es kam ihm vor als ob es erst gestern gewesen wäre, als die Bilder wieder hochkamen. Harry fühlte sich erleichtert, dass alle Erinnerungen und das gesammelte Wissen, soweit er es überblicken konnte, erhalten geblieben sind. Harry ging danach dazu über, eine Strategie zu entwerfen. Anfangs wollte er erst nur Dumbledore einen Brief schreiben, entschied sich dann aber dafür, auch seinem Lehrer für Zaubertränke einen Brief, in dem er um ein Treffen vor Schulbeginn bitten würde, zu schicken. Auch die weiteren Schritte notierte er sich haargenau, denn er wollte nicht mehr als unbedingt nötig die Geschichte verändern. Es fiel ihm schwer, denn es bedeutete, dass er seine Freunde, die ihn im Moment noch nicht kannten, in Gefahr bringen würde. Das Einzige, was er machen konnte, war es, die Gefahr deutlich zu vermindern. Nur ein paar kleine Eingriffe in die Geschichte würde er am ersten Tag machen. Ginny sollte nicht das Gefühl bekommen, dass niemand an sie dachte. Daher wollte er Molly und sie am ersten September abfangen, praktisch so, wie es schon beim ersten Mal, nur mit dem kleinen Unterschied, dass er Ginny in ein längeres Gespräch verwickeln wollte. Und Neville wollte er auch etwas unter die Arme greifen um ihm zu etwas mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. Alles weitere würde sich sicher irgendwie ergeben. Was Malfoy angeht, so wollte er ihn nicht direkt abweisen, sondern sein Freundschaftsangebot auf die lange Bank schieben, ohne ihn zu brüskieren. Dafür hatte er sich auch schon die passenden Worte zurechtgelegt.
Nachdem er die ersten Schritte durchdacht hatte. wollte er nun von seiner Tante etwas, und dafür hatte er immer etwas in Reserve. Leise ging er die Treppe runter und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort saß Petunia in ihre Zeitung vertieft und achtete nicht auf die Welt um sie herum. Mit leiser Stimme fragte Harry sie. „Tante Petunia, soll ich dir einen Tee machen oder willst du etwas anderes zu trinken haben?“
Seine Tante zuckte leicht zusammen, als sie seine Stimme vernahm. So sehr sie ihn verachtete für seine Begabung, aus reiner Eifersucht, wie sie sich selbst eingestand, so sehr mochte sie sein Wesen. Immer sehr bescheiden und hilfsbereit. Meist konnte sie ihren Neid nicht bekämpfen, doch heute gewann ihre Zuneigung ausnahmsweise die Schlacht. „Sehr gerne. Machst du mir bitte einen schwarzen Tee?“
Harry grinste, als er das Wasser auf den Herd stellte. Er hatte gewonnen und wollte den Sieg nun ausnutzen. Er reichte nach ein paar Minuten seiner Tante die Tasse mit dem Tee und fragte nun: „Tante Petunia, ich habe eine Bitte an dich.“
Nun sah sie auf und betrachtete ihren Neffen, der in viel zu weiter Kleidung und mit seinem schwarzen Haar, dass immer so unordentlich war, vor ihr stand. Ohne bösen Unterton wollte sie nun wissen, was er wollte.
„Hast du noch Bilder von meiner Mutter? Ich hätte wirklich gerne welche, denn ich weiß ja nicht, wie sie ausgesehen hat.“
Petunia dachte kurz nach und erwiderte: „Ich habe noch welche. Ich geh sie holen und dann kriegst du sie. Bitte mach du in der Zeit noch hier sauber, dein Onkel dürfte bald wieder heimkommen und da muss hier alles ordentlich sein.“ Sie machte sich auf den Weg auf den Dachboden und es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie mit einem Fotoalbum wieder kam. Sie drückte Harry mit den Worten „ Bring das schnell in dein Zimmer“ in die Hand und setzte sich wieder hin um weiter in ihrer Zeitung zu blättern. Schnell lief Harry die Treppe hinauf und verstaute das Buch in seinem Koffer. Das war besser gelaufen, als er sich gedacht hatte und innerlich jubelte er. Vielleicht konnte er mit den Bildern Severus Snape etwas sanfter stimmen und so einen Zugang zu ihm bekommen. Harry nahm sich Pergament, Feder und Tinte aus seinem Koffer und fing an den Brief an Severus zu schreiben. Den an Dumbledore wollte er später verfassen, weil dieser etwas länger und auch im Ton unfreundlicher sein würde. Leise flüsterte er zu Hedwig: „Nachher habe ich Arbeit für dich und du kommst endlich mal wieder raus hier.“ Hedwig antwortete mit einem leisen Schuhuu und trippelte ungeduldig in ihrem Käfig hin und her. Zum Glück hatte Vernon Dursley kein Schloss am Käfig angebracht und Harry konnte Hedwig fliegen lassen. Eine Stunde verbrachte Harry damit, die Briefe zu verfassen und kurz vor dem Abendessen, was für ihn meist sehr spartanisch war, holte er seine Schneeeule aus dem Käfig. Er band beide Briefe an ihr ausgestrecktes rechtes Bein und gab ihr die Anweisung, zuerst zu Snape zu fliegen und dann erst zu Dumbledore. Die Eule klapperte leise mit dem Schnabel und machte sich das erste Mal als Posteule auf den Weg. Danach machte sich Harry auf zum Abendessen. Er half seiner Tante noch in der Küche und während sein Onkel und sein Cousin Portionen bekamen, die selbst den ausgehungertsten Elefanten satt machen würden, bekam er mal wieder die kläglichen Reste. In der Hoffnung auf schnelle Besserung dieser Zustände verkniff er sich einen Kommentar. Nach dem Essen ging er wieder auf sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Er musste leise lachen, als er an das schlechte Gewissen von dem alten Strippenzieher dachte, wenn dieser seinen Brief lesen würde. Er grübelte dann trotzdem noch lange, ob er wirklich das Richtige machte, bevor ihn die Müdigkeit übermannte und er einschlief.
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In Hogwarts hingegen, saßen die Lehrer zusammen beim Abendessen und unterhielten sich angeregt, bis auf eine Ausnahme. Severus war nie der Freund langer und oberflächlicher Konversation, schon gar nicht beim Essen. Er wollte schon wieder die Runde verlassen, als eine schneeweiße Eule direkt auf ihn zugeflogen kam. Sachte landete sie vor ihm und streckte sofort ihr Bein, an dem zwei Briefe befestigt waren, zu ihm hin. Erstaunt darüber zögerte er zuerst, doch dann wollte er einen der zwei Umschläge losbinden, doch die Eule klapperte laut mit dem Schnabel und zog das Bein wieder zurück. Severus verstand sofort und nahm den anderen Umschlag ab. Er steckte ihn ein und machte sich auf dem Weg zu seinen Räumen in den Kerkern. Die Eule hingegen hüpfte über den Tisch zu Albus, der auch verwundert über diese späte Postlieferung war. Er nahm den zweiten Umschlag ab und gab dem Vogel ein wenig was vom Essen, dass übrig geblieben war und etwas Wasser. Als die Eule dann wieder davongeflogen war, öffnete er den Umschlag, nachdem er gesehen hatte, von wem der Brief war. Es war nicht üblich, dass ein neuer Schüler noch vor Anfang seiner Ausbildung sich an die Lehrer oder ihn wendete. Doch in diesem Fall machte es Sinn und er war gespannt, was dieser Schüler ihm zu sagen hatte.
Sehr geehrter Professor Dumbledore
Ich möchte mich an Sie wenden, da ich ein Problem habe, das ich weder mit meiner Tante noch mit meinem Onkel klären kann, weil genau diese Personen das Problem sind. Ich weiß, dass Sie mich damals vor deren Tür abgelegt haben, was an sich schon gefährlich war. Ich hätte ja erfrieren oder jemand hätte mich einfach mitnehmen können. Was Sie aber wirklich nicht bedacht haben, war die Tatsache, dass meine Tante und mein Onkel meine Eltern gehasst haben. Dies lassen sie mich jeden Tag spüren. Ich will Ihnen deswegen keinen Vorwurf machen, das steht mir nicht zu, doch Sie hätten immer mal wieder überprüfen können, ob es mir wirklich gut geht, was wirklich nicht der Fall ist. Wenn Mrs. Figg, eine Nachbarin, nicht wäre, wäre ich wahrscheinlich schon längst verhungert, da ich bei meinen Verwandten bei weitem zu wenig zu Essen bekomme. Sie weigern sich sogar mir passende Kleidung zu besorgen, obwohl ich weiß, dass genug Geld dafür vorhanden ist. Stattdessen muss ich die Kleidung meines Cousins auftragen, die mir mindestens 5 Größen zu groß sind, denn Dudley, so heißt mein Cousin, hat schon jetzt die Ausmaße eines halb ausgewachsenen Nilpferdes. Nichts, was mir in den letzten Jahren angetan wurde, ist Ihre Schuld. Sie wollten nur das Beste für mich, davon bin ich überzeugt. Aber wie heißt es so schön? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Oder sollte ich besser sagen, dass Sie das Beste gewollt, aber das Schlimmste geschaffen haben? Trotzdem gibt es nichts, was ich Ihnen vergeben muss. Ich freue mich zwar auf Hogwarts, obwohl ich erst seit kurzem weiß, dass ich ein Zauberer bin, es bereitet mir jedoch Unbehagen Ihnen, der mich unwissend zu fast 10 Jahren Erniedrigung, Sklaverei und Vernachlässigung verurteilt hat, bald gegenüberzustehen. Ich würde es aber begrüßen, wenn Sie mir in meiner misslichen Lage behilflich sein könnten und meine Verwandten zur Ordnung rufen würden. Denn wenn nicht, werde ich mich an die Behörden deswegen wenden müssen und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies auch nicht in Ihrem Sinne sein kann. Sie hatten sicher gute Gründe für Ihre Entscheidung, doch ich kann sie im Moment nicht sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Harry James Potter
Albus Freude über den Brief verflog schon nach dem ersten Satz. Wie konnte ein erst elfjähriger Junge so viel Bitterkeit in so wenigen und trotzdem sehr höflichen Sätzen verpacken? Je länger er darüber nachdachte, umso mehr drängten sich Tränen in seine Augen und es dauerte nicht lange, bis sie sich den Weg, der durch die Schwerkraft vorgegeben war, bahnten. Er machte sich große Vorwürfe wegen dem, was Harry erdulden musste. Er schreckte auf, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
„Albus, was ist mit dir?“
Ohne ein Wort zu sagen, reichte er den Brief an die Person. Diese nahm ihn entgegen und las schnell, was dort geschrieben stand. Ungläubig musste sie das Schreiben erneut lesen um die anklagenden Worte, die der Verfasser subtil in wohlformulierten Sätzen verpackt hatte, in ihrer Gänze zu erfassen. Sie setzte ihre strenge Maske auf und forderte Albus auf, etwas zu unternehmen.
„Ich weiß, Minerva. Doch ich kann nicht wie ein wildgewordener Hippogreif dort auftauchen.“
„Das verlangt auch keiner von dir. Hier ruft ein Schüler um Hilfe und Hogwarts bietet jedem, der Hilfe und Schutz sucht, seine Unterstützung und Hilfe an. Hier gilt es einem Kind beizustehen und da muss schnell gehandelt werden. Sonst wird aus der Verzweiflung dieses Jungen schnell Hass und du kannst dir ja gut vorstellen, wohin das führt, oder?“
Albus nickte nur. Er wusste wohin so etwas führen konnte. Grindelwald und Voldemort waren die besten Beispiele dafür. „Ich werde etwas unternehmen, dies versichere ich dir. Nur muss ich erst einmal nachdenken, wie ich dies machen werde. Ich kann nicht in meinem Umhang dort auftauchen und ein neuer Anzug ist schon lange fällig. Mein letzter Anzug ist noch aus den 40ern und dürfte aus der Mode sein.“
„Albus Dumbledore, mach keine Ausflüchte! Morgen gehst du und besorgst dir einen Anzug. Und danach hilfst du diesem Jungen. Dies sage ich dir als deine Stellvertreterin. Und ich warne dich davor, dies auf die lange Bank zu schieben. Du lernst mich dann mal richtig wütend kennen und das wird dir, so viel sei dir versichert, nicht gefallen.“
Albus schien in sich zusammenzufallen. Wenn schon Minerva so reagiert, was würden die anderen Lehrer denn sagen, wenn er nicht einschreiten würde? Er musste handeln und das schnell, sonst wäre er die längste Zeit Schulleiter gewesen. Er überdachte seine Entscheidung von damals. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass Harry bei seinen Verwandten keine leichte Zeit haben würde. Doch dass es so schlimm sein würde, hatte er sich noch nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen können. Er stand vom Tisch auf und ging in sein Büro. Er plante seinen Überraschungsbesuch bei den Dursleys, der nicht einfach werden würde. Er war in seinen Gedanken vertieft, als es an seiner Bürotür klopfte. Er hob den Kopf und rief: „Komm herein, Severus.“
Die Tür ging auf und ein sehr konsternierter Snape trat in den Raum. „Albus, du kennst mich schon sehr lange und daher sollte dir bekannt sein, dass mich nichts so schnell aus der Bahn werfen kann. Der Brief hier“, er wedelte mit einem Pergament, „hat das aber geschafft. Mr. Potter will sich mit mir treffen und über seine Mutter mit mir reden. Er hat seine Bitte sehr zurückhaltend geäußert, was mich bei seiner Herkunft stark gewundert hat. Hast du eine Empfehlung für mich? Was soll ich machen?“ Der Gedanke an Lily Potter ließ Schmerzen in seiner Brust auftreten und er fühlte sich elend. Dies zeigte sich auch in seinem Gesicht, dass meistens sehr emotionslos war. Aber jetzt zeichnete sich der Schmerz des Verlustes in ihm ab.
„Severus, du spürst den Verlust, das sehe ich. Du hast auch nie wirklich mit jemandem darüber geredet. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass du das mal machst. Und wer wäre besser dafür geeignet als Mr. Potter? Er hatte bisher eine sehr schwere Zeit und wirkliche Zuneigung und Wärme hat er nie kennengelernt. Dies war mein Fehler, der dazu geführt hat und ich bin der Annahme, dass wir versuchen sollten ihm diese Gefühle entgegenzubringen. Das soll nicht bedeuten, dass wir ihn verhätscheln, aber etwas Mitgefühl würde sicherlich nicht schaden, meinst du nicht?“
Severus setzte sich nun in den Sessel vor dem Schreibtisch. „Du meinst also, ich sollte ihm begegnen und über alte Zeiten reden. Was mache ich, wenn er seinen Vater zur Sprache bringt? Du kennst ja die alten Geschichten und ich glaube nicht, dass ich bereit bin, diese offenzulegen.“
„Dies, mein lieber Freund, ist das Risiko der persönlichen Begegnung. Ich wage aber zu sagen, dass man manche Risiken eingehen muss, auch wenn es schmerzhaft sein kann. Am Ende kommt man meist jedoch gestärkt wieder hervor. Sieh es als Gelegenheit, die nicht so schnell wiederkommt.“
Severus dachte kurz über die Worte nach und nickte dann. „Ich werde Mr. Potter antworten und dem Treffen zustimmen. Ich habe ja nichts außer meiner Selbstbeherrschung zu verlieren.“ Er stand auf, wünschte Dumbledore einen guten Abend und ging wieder zurück zu seinen Räumen.
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Am nächsten Morgen, es war noch dunkel, pickte ein Eule leise an Harrys Fenster. Er schrak auf und öffnete, nachdem er erkannt hatte, woher das Geräusch stammte, das Fenster. Eine Schleiereule schwebte herein, lieferte ihren Brief ab und flog wieder davon. Harry wollte schon wieder das Fenster schließen, als er Hedwig am Himmel sah. Sie kam genauso lautlos in sein Zimmer wie die andere Eule und sie kletterte freiwillig in ihren Käfig. Sie gähnte, als sie sich auf eine der Stangen im Käfig gesetzt hatte, klapperte kurz mit dem Schnabel, steckte ihren Kopf unter einen ihrer Flügel und schlief sofort ein. Harry dagegen öffnete leise den Brief und war über den Inhalt erfreut. Heute um drei Uhr am Nachmittag wollte Snape sich mit ihm treffen. Harry nahm nun das Fotoalbum aus dem Koffer und suchte nach Fotos, die er Severus geben konnte. Es gab sogar eines, auf dem seine Mutter mit ihm zu sehen war und das war wohl das Bild, was am besten geeignet war um den sonst so abweisenden und kalten Hauslehrer der Slytherins auftauen zu lassen. Beim Frühstück ließ Harry verlauten, dass er gestern von Mrs. Figg gebeten worden war, ihr heute Nachmittag zu helfen. Sein Onkel grunzte etwas unverständliches, während Petunia sagte: „Dann wirst du das auch machen. Das bist du ihr schuldig, so häufig, wie sie sich um dich kümmern muss.“ Mit einer solchen Reaktion hatte Harry gerechnet und trotzdem verpasste es ihm immer wieder einen Stich ins Herz. Umso mehr freute es ihn aber, dass er heute nichts anderes zu tun hatte und er konnte sich bis zum Nachmittag Zeit nehmen seine Bücher zu überfliegen. Er musste sich den Unterrichtsstoff des ersten Jahres wieder in Erinnerung rufen und das in den nächsten Wochen bis zum Schulanfang. Als es dann so weit war, dass er seine angeblichen Pflichten bei der Nachbarin antreten musste, nahm er die Bilder seiner Mutter, die er Severus überlassen wollte, verließ er das Haus und ging zum Haus von dieser Frau. Er wollte schon klopfen, als die Tür aufging und Mrs. Figg ihm gegenüber stand. Sie bat ihn rein. Er folgte der Aufforderung und sie schloss die Türe hinter ihm.
Sie fragte freundlich: „Was führt dich zu mir?“
„Ich wollte sie um einen kleinen Gefallen bitten. Ich will mich gleich mit einem Lehrer meiner neuen Schule treffen und brauche dafür eine Tarnung. Mein Onkel und meine Tante wären nicht begeistert, wenn sie davon erfahren würden. Ich habe ihnen gesagt, dass sie mich gebeten haben ihnen zu helfen.“
„Ah, ich verstehe. Es ist in der Tat gut, dass du hier bist, denn ich brauche neues Katzenfutter. Es eilt aber nicht und du kannst dir Zeit lassen.“
Sie drückte Harry etwas Geld in die Hand und schickte ihn los zum nächsten Supermarkt. Auf dem Weg dorthin erkannte er die Gestalt von Severus Snape, der wie immer ganz in schwarz gekleidet war. Er stach so stark aus der Umgebung heraus, dass Harrys Blick an ihm kleben blieb. Vor allem der Gesichtsausdruck des Lehrers, als dieser ihn gesehen hatte, war erfüllt mit einer Mischung aus Abscheu und Trauer. Dies war aber nur für einen kurzen Moment erkennbar, denn danach hatte der Mann wieder seine undurchsichtige Miene aufgesetzt. Zum Glück beherrschte sich Snape und kam nicht wie die wildgewordene Fledermaus, die Harry so negativ in Erinnerung hatte, auf ihn zu. Er ging einen gemäßigten Schritt und blieb kurz vor ihm stehen.
„Mr. Potter, sie haben mich um ein Gespräch ersucht. Hier bin ich und bin bereit mit ihnen zu reden.“ Folgen sie mir bitte.“
Gemeinsam gingen sie in den kleinen Park mit dem Spielplatz, auf dem sich Harry schon so oft vor Dudley versteckt hatte. An einem Picknicktisch nahmen sie Platz und Harry begann die Konversation.
„Vielen Dank Professor Snape, dass sie dazu bereit sind mit mir zu reden. Ich habe das Tagebuch meiner Mutter aus der Zeit ihres ersten Jahres in Hogwarts gefunden und darin gelesen, dass sie sie damals gut gekannt haben. Ich wollte sie daher fragen, wie meine Mutter in dem Alter, wie ich es jetzt bin, war.“
Die Stimme Harrys, vor allem die zurückhaltende Art und seine Augen, ließen jeden Groll, den Severus gegen den Vater dieses Jungen noch immer hegte, verblassen. Er machte sich die Mühe und betrachtete diesen etwas zu klein geratenen Jungen nun genauer und sah, wie schlecht sich um dieses Kind gekümmert worden war. Eindeutig zu wenig Gewicht und die Kleidung war auch nicht gerade passend. Alles hing wie Säcke an ihm herunter. Es erinnerte ihn an seine eigene Kindheit. So was sollte kein Kind, auch nicht der Sohn seines Widersachers in Hogwarts, jemals erdulden.
„Nun, ihre Mutter und ich haben uns schon ein paar Jahre vor Hogwarts kennengelernt, Ich gehe davon aus, dass sie dies schon wissen. Sie war in der Tat der erste Mensch, der unvoreingenommen mir gegenüber war. Und wenn ich sie mir so anschaue, so haben sie dies neben der Augenfarbe von ihr geerbt. Ihre Mutter und ich haben uns in den ersten Jahren sehr gut verstanden und das war einigen unserer Mitschüler ein Dorn im Auge. Dies hat uns aber nicht gekümmert. Und wir haben auch oft im Unterricht für Zaubertränke zusammengearbeitet. Sie hatte wirklich ein ausgesprochenes Talent dafür. Ich hoffe doch sehr, dass sie dieses Talent auch geerbt haben, denn sonst wird der Unterricht bei mir nicht leicht.“
„Das glaube ich ihnen sofort. Ich habe schon jetzt das Buch für den Unterricht durchgearbeitet und freue mich darauf, all das, was darin erwähnt wird, selbst zu machen. Ob ich das Talent dafür habe, wird sich sicher zeigen oder auch nicht. An meiner Begeisterung für das Fach soll es nicht scheitern.“
Harry gratulierte sich für diese Aussage. Es war ihm schwer gefallen, seine Abneigung Snape gegenüber, seines Mutes zum Trotz, fallen zu lassen.
„Zumindest sind sie ambitioniert und wollen was lernen. Das ist ein akzeptabler Anfang. Wenn sie aufpassen und auch aktiv mitarbeiten, dürfte es weniger Probleme als gedacht geben. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich, als ich ihren Brief mit der Bitte um ein Treffen erhalten hatte, gedacht habe, dass sie nur Aufmerksamkeit erheischen wollten. Ich muss jetzt meine Meinung revidieren. Sie sind doch nicht so, wie ich anfangs gedacht habe. Sie ähneln ihrer Mutter mehr als ihrem Vater, zumindest, was ihren Charakter angeht. Ich habe Lily immer gemocht, auch wenn sie und ich im Streit auseinandergegangen sind. Ich bedaure es sehr, dass die letzten Worte, die ich mit ihr gewechselt habe, im Zorn gewesen sind. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen.“
Wie es Snape ging, konnte Harry sehr gut nachempfinden. Dieses Gefühl hatte er auch gehabt, nur gab es den kleinen Unterschied, dass er die Möglichkeit bekommen hatte, alles besser zu machen.
„Professor Snape, die Vergangenheit ist genau das, Vergangenheit. Wer sich zu lange damit beschäftig, wird blind für die Zukunft. Was meinen sie denn, wenn ich ihnen sage, dass meine Verwandten mich schlechter als jeden Dienstboten behandeln? Und dass ich nie kennengelernt habe, was Familie wirklich bedeutet? Dies alles ist geschehen und ich kann es nicht ändern. Selbstmitleid bringt einen nicht weiter. Es bleibt mir nichts anderes übrig als auf bessere Zeiten zu hoffen. Man sagt immer die Hoffnung stirbt zuletzt. Das ist genau meine Einstellung. Ich halte mich an der Hoffnung auf ein besseres Leben fest. Anders könnte ich diese persönliche Hölle nicht ertragen. Vielleicht sollten sie auch anfangen an eine bessere Zukunft zu glauben. Und was Vorurteile angeht, so habe ich mehr als genug davon am eigenen Leib erfahren. Ich brauche sie nicht. Ich verlasse mich da eher auf den Eindruck, den jemand bei mir hinterlässt.“ Harry tadelte sich für diesen Satz. Er war doch nicht besser als Severus und fühlte sich nun wie ein Lügner. Er war in die Vergangenheit zurückgekehrt um einiges zu verändern.
Severus war erstaunt. Diese Worte hätten auch von Lily kommen können. Es steckten so viel negative Erfahrungen dahinter und auch ein Optimismus, den er selbst bisher nie aufbringen konnte. Der Junge vor ihm machte einen sehr erwachsenen Eindruck. Dies irritierte ihn. So sollte ein Kind in dem Alter nicht sein. Auch er war damals, als er nach Hogwarts kam, nicht so abgeklärt wie die Person gegenüber.
„Ist es wirklich so schlimm bei ihren Verwandten?“
„Ich würde behaupten, dass es schlimmer ist, als es den Anschein hat. Es sieht hier alles sehr normal und ordentlich aus. Aber hinter der Fassade des Hauses meines Onkels ist nichts normal für mich. Mir wurde die ganze Zeit verschwiegen, wie meine Eltern getötet wurden. Es wurde immer von einem Autounfall gesprochen. Hat man mir gesagt, dass ich ein Zauberer bin? Fehlanzeige. Ich wurde auf Arten erniedrigt, die schlimmer waren als alles, was andere Schulkameraden von mir erlebt haben. Und es ging immer von einer Person aus. Mein Onkel ist dafür verantwortlich, weil er seinen Sohn, das Halbflusspferd Dudley, dazu bringt so zu handeln. Er stiftet seine Freunde dazu an, dabei mitzumachen.“
Severus musste schmunzeln bei der Bezeichnung Halbflusspferd. Diese Art von Spott und Humor war genau das, was er mochte. Sehr schnell erkennbar und doch tiefergehend als der erste Eindruck zuließ. Auf weitere solche Äußerungen von Harry freute er sich schon jetzt. Dieser Junge ließ sich nichts vormachen und ein heller Geist war auch vorhanden. Er würde sich sicher gut in seinem Haus machen. Doch die Entscheidung lag leider nicht in seiner Hand.
Harry und Severus unterhielten sich noch eine Weile, bis Harry in der Ferne die Glocken der Turmuhr der Kirche in Little Whinging läuten hörte. Es war mittlerweile fünf Uhr und er musste noch für Mrs. Figg Katzenfutter kaufen. Auch Severus musste gehen, so sehr dieser es auch bedauerte. So lange und auch angenehm hatte er sich seit mehr als 16 Jahren nicht mehr mit jemandem unterhalten. Mit einem entspannten Gesichtsausdruck verabschiedete er sich von dem zukünftigen Schüler und wollte sich auf den Weg zurück nach Hogwarts machen, als Harry rief: „Professor Snape, ich habe hier noch etwas für sie. Ich glaube, dass sie es mögen werden.“
Harry reichte die Fotos, die er ausgesucht hatte, an den Lehrer und dieser riss die Augen auf. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Die Bilder mussten Harry genau so viel bedeuten wie ihm und er war geneigt, dieses sehr persönliche und für ihn sehr wertvolle Geschenk ablehnen. Harry merkte, wie Severus kurz zögerte und sagte beruhigend: „Sie können die Bilder gerne haben. Ich habe noch jede Menge und ich dachte mir, dass sie auch ein paar Andenken an meine Mutter haben wollen.“ Severus kämpfte nun gegen die aufwallenden Gefühle und er gewann diesen Kampf, dies aber nur sehr knapp. Harry hatte nun eine alte Wunde aufgerissen, auch wenn aus Snapes Sicht nicht absichtlich. Es erinnerte ihn an seinen Verrat an Lily. Schnell sammelte er sich wieder und dankte Harry für dieses Geschenk. Schnell machte er sich davon und Harry erledigte rasch den Einkauf für Mrs. Figg. Als er die Tasche mit dem Katzenfutter abgeliefert und Mrs. Figg ihm das Restgeld als kleines Dankeschön überlassen hatte, machte er sich auf den Weg zurück in das Haus, in dem er eigentlich nicht erwünscht war.
Er erreichte die Haustür, als er von drinnen lautes Gebrüll hörte. Die Stimme war unverkennbar die seines Onkels. Harry wunderte sich, was da vor sich ging. Leise öffnete er die Tür und schlich sich ins Haus. Auf dem oberen Treppenabsatz sah er Dudley sitzen, der ängstlich zu ihm runterschaute. Harry konnte es sich nicht verkneifen und machte ein paar Handbewegungen und flüsterte: „Abra Kadabra“. Als Dudley das sah, verschwand er schneller wie der Blitz und war danach nicht mehr zu sehen, geschweige denn zu hören. Harry lauschte dem Gespräch im Wohnzimmer und er hörte genau, wie jemand sagte, dass diese Vernachlässigung und Verachtung von Harry nicht länger toleriert wird. Auf einmal ertönten stampfende Schritte, unverkennbar von Vernon Dursley. Harry versuchte noch schnell die Treppe rauf zu flüchten, dafür war es aber zu spät. Die Tür zum Flur wurde aufgerissen und sein Onkel stand mit wutverzerrtem und knallrotem Gesicht vor ihm. „JUNGE, SOFORT HIER REIN. ABER SCHNELL!!“, dröhnte es in Harrys Ohren. Ohne sich von seinem Onkel einschüchtern zu lassen, folgte er dem Befehl. Im Wohnzimmer sah er seine Tante, die auf der Couch saß und einen Mann mit weißen Haaren und weißem Bart in einem doch etwas kuriosen kanarienvogelgelben Anzug und einer rosa Krawatte gekleidet. Das grüne Hemd biss sich vortrefflich mit den ganzen anderen Farben. In den Augen des Mannes mit einer halbmondförmigen Brille auf der krummen Nase glitzerte es amüsiert.
„Hallo Harry, endlich sehen wir uns wieder, auch wenn die Umstände doch deutlich angenehmer sein könnten. Ich möchte dir für den Brief danken. Du hast einem alten Narren die Augen geöffnet. Erzähl mir doch bitte, was hier vor sich geht.“
Zögernd fing Harry an zu erzählen, weil er nun doch ein etwas schlechtes Gewissen hatte. Er wusste aus eigener Erfahrung wie einschüchternd Dumbledore sein konnte und hatte nun ein kleines bisschen Mitleid mit Vernon und Petunia, wenn auch wirklich nur sehr wenig. Je mehr er erzählte desto leichter gingen ihm die Ereignisse hier im Ligusterweg 4 über die Lippen. Und je mehr Dumbledore zu hören bekam, umso ernster wurde das Gesicht des Schulleiters. Harry achtete genau darauf, dass er wirklich nur bei den Sachen blieb, die er bis zu seinem elften Geburtstag erlebt hatte. Diese reichten aber aus um Dumbledore wirklich zornig werden zu lassen. Er erhob nachdem Harry geendet hatte mit seiner Erzählung, nicht die Stimme, doch der freundliche Ton, den er Harry gegenüber angeschlagen hatte, war nun vollkommen verschwunden. Statt dessen lag Verachtung für die Dursleys und eine durchdringende Autorität in Albus Stimme, der die Dursleys nicht wagten zu widersprechen. Harry merkte, dass Dumbledore kurz vor dem Platzen stand und er freute sich, dass ein schlechtes Gewissen auch mal was bewegen konnte. Diese Freude ließ er sich aber nicht anmerken.
Dumbledore dagegen ließ seiner Verärgerung freien Lauf. „Mr. Dursley, sie haben bei meinem letzten Besuch vor knapp 10 Jahren zugesagt, dass sie sich um ihren Neffen Harry genauso kümmern würden wie um ihren eigenen Sohn. Wie ich sehe und auch gehört habe, haben sie ihr Versprechen nicht gehalten. Wenn man sich auf das Versprechen eines Mannes und Vaters nicht mehr verlassen kann, worauf dann sonst? Sie strafen meine Gutgläubigkeit mit Missachtung und das kann und werde ich nicht akzeptieren. Daher verlange ich jetzt folgende Bedingungen, die sie erfüllen müssen. Wenn sie dem nicht Folge leisten, dann verlieren sie den Schutz, der von Harry für sie und ihre Familie ausgeht.“
Harrys Onkel machte nun ein fragendes Gesicht, was ihn dümmer wie das dümmste Schaf aussehen ließ. Dumbledore ließ ihn aber nicht vom Haken. „Haben sie sich etwa noch nicht gefragt, weshalb bei ihnen nicht eingebrochen wird? Oder weshalb sie nie Opfer von Streichen der Kinder hier werden? So dumm kann eigentlich kein Mensch sein, vor allem wenn man ihm den Grund dafür schon vor langer Zeit genannt hat. Denken sie nach, was ich ihnen damals gesagt habe. Und bedenken sie in ihrer Entscheidung, dass genau dieser Schutz, den sie durch Harry erhalten, in dem Moment erlischt, wenn er entweder 17 und nach den Gesetzen der magischen Welt volljährig wird oder er dieses Haus nicht mehr als sein zuhause ansieht. So wie sie ihn bisher behandelt haben, sehe ich die realistische Möglichkeit, dass Harry hier sich nicht mehr lange zuhause fühlt, wenn sich nichts ändert. Der Schutz der Blutsverwandtschaft ist wichtig für sie und auch für Harry. Daher ist es besser, wenn Harry jeden Sommer für eine Woche mindestens herkommen kann um alleine durch seine Anwesenheit den Schutz für sie zu erneuern. Und damit er endlich mal eine Kindheit erleben kann, die auch diesen Namen verdient, weise ich sie jetzt an, ihm endlich Respekt entgegenzubringen. Besorgen sie ihm passende Kleidung und nicht diese Zelte, die er tragen muss. Geben sie ihm endlich genug zu essen. Sie können das gut und gerne dort einsparen, wo bisher zu viel gegeben wurde.“ Dumbledore warf Vernon einen vernichtenden Blick zu und dieser drohte nun vor Wut zu explodieren. Albus ließ sich nicht davon stören und erstellte weitere Forderungen. „Sie werden Harry erlauben sich mindestens einmal die Woche bei mir und jedem anderen, dem er schreiben will, eine Eule zukommen zu lassen. Sie sorgen dafür, dass ihr Sohn oder jemand aus seinem Umfeld Harry nie wieder schlägt, beleidigt oder sonst wie drangsaliert. Petunia Dursley, ich weiß genau, dass ihre Eifersucht auf ihre Schwester sie behindert. Sie werden sich daher professionelle Hilfe suchen um dies zu verarbeiten. Was ihren Sohn angeht, so steht es mir nicht zu etwas zu bestimmen, aber es wäre wirklich angebracht, ihn nicht zu verhätscheln. Fordern und fördern sollten sie ihn und nicht einfach jeden Wunsch erfüllen. Sie, Vernon Dursley, sollten auch um Unterstützung bitten, damit sie ihre Voreingenommenheit endlich verlieren. Es ist eine Laune der Natur, dass es Magie gibt. Ich wage sogar zu sagen, dass jeder Mensch magisch ist. Zumindest beherrscht jeder die Kunst zu lieben. Liebe ist die stärkste und reinste Art der Magie. Kein Mensch kann wirklich ohne Liebe leben. Ohne sie ist ein Mensch verloren. Sie beide haben fast dafür gesorgt, dass Harry verloren war. Da sollten sie sich mal Gedanken drüber machen und nicht darüber, wie sie Harrys Leben noch weiter verschlimmern können. Sollte ich noch einmal wegen einer Beschwerde von Harry herkommen müssen oder niemand etwas von ihm hört, dann komme ich wieder und dann verlieren sie eine Person, die hilfsbereit, höflich und bescheiden ist. Und ich spreche hier nicht von ihrem Sohn Dudley, dem sie schon viel zu lange alles erlaubt haben und nicht sehen, was für ein grober und unangenehmer Mensch er geworden ist. Ich glaube, dass reicht für heute. Ich verabschiede mich jetzt und verlasse mich darauf, dass bis Ende der nächsten Woche Harry endlich passende Kleidung hat. Und damit meine ich alles, auch Schuhe, Socken, Unterwäsche, Jacken und Pullover. Ich werde ihnen alles noch einmal schriftlich zuschicken, damit sie das nicht vergessen. Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Abend und dir natürlich auch, Harry.“ Albus verließ die Dursleys und apparierte in einer verlassenen Seitengasse zurück nach Hogwarts.
Harry war wie vom Donner gerührt. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Dumbledore so deutlich Klartext geredet hatte. Er kannte ihn nur als jemand, der nur mit schwammigen Andeutungen arbeitet. Sein Onkel dagegen war noch immer rot vor Zorn, traute sich aber nicht einen Ton gegen Harry zu sagen. Zu viel Angst vor den Konsequenzen steckte in seinen Knochen und auch Petunia war nicht gerade in einer guten Verfassung. Sie saß nun zusammengesunken auf der Couch und zitterte am ganzen Körper. Sie hat die Macht, die von Dumbledore ausging, ganz deutlich gespürt und sie machte sich nichts vor. Wenn sich nichts ändern sollte, würde Harry verschwinden und ihre Familie wäre dann absolut schutzlos. Sie würde noch an diesem Abend mit ihrem Mann darüber reden müssen, doch aber erst, wenn sie alleine waren. Sie stand langsam auf und ging in die Küche. Obwohl sie keinen Appetit hatte, wollte sich dennoch ein Abendessen herrichten und dieses Mal und auch in Zukunft sollte es für alle reichen. Harry , der merkte wie aufgewühlt seine Tante war, machte sich auf um ihr, wenn auch ungefragt, zu helfen. Während der Arbeit sprach keiner der beiden ein Wort, nur hin und wieder warf Petunia einen Blick auf Harry, der sich still und konzentriert seinen Aufgaben gewidmet hatte. Zumindest hatte er jetzt mal Ruhe und konnte das machen, was er wollte und nicht das, was seine Verwandten von ihm verlangten. Der Rest des Abends verging schweigend und Harry wusste nicht, ob es so wirklich besser war. Mal abwarten, was die nächste Zeit bringen würde.
OoOoOo
Als Albus wieder in seinem Büro auftauchte, wartete dort Severus schon auf ihn. Nach einer kurzen Begrüßung berichtete Severus von seinem Gespräch mit Harry und Albus.
„Wie war dein Eindruck von ihm, Severus?“
„Ich weiß es nicht. Ich war zuerst erschrocken, wie ähnlich er seinem Vater sah. Im Gespräch und vom Auftreten war er eher seiner Mutter ähnlich. Er wirkt viel älter in seinem Verhalten als sein Alter es eigentlich zulässt. Was mich besonders verwirrt hat, war, dass er mir Ratschläge über meine Zukunft gegeben hat. Er hat aus meiner Sicht seine Zuversicht irgendwann ein besseres Leben führen zu können nicht verloren, trotz seiner bisherigen Erfahrungen. Er ist auch intelligent, viel intelligenter als er raus lässt. Er will lernen, was ich von vielen meiner Schüler nicht behaupten kann. Seine Art ist einnehmend, ohne dass es ihm bewusst ist. Er besitzt etwas, was selbst mich nicht kalt lässt und so etwas habe ich selbst bei ihm“, das letzte Wort betonte Severus besonders, “nie gespürt. Höflich und respektvoll, ja fast schon freundlich ist er aufgetreten, aber er weiß genau, wenn man ihm was antun will und er würde dagegen angehen, wenn er eine Chance sieht. Ob er dies auch bei anderen Menschen machen würde, kann ich nicht sagen. Mut hat er auch, sonst hätte er es sich nicht getraut mich noch vor Beginn der Schule anzuschreiben. Unterm Strich ist er eine etwas widersprüchliche Person. Es kann aber gut sein, dass sich das im Laufe seiner Ausbildung gibt. Wir wissen ja, wie sprunghaft junge Menschen sind.“ Die sonst so harten Gesichtszüge des Tränkemeisters waren während der Wiedergabe seiner Einschätzung weicher geworden, was schon eine extrem starke emotionale Reaktion für ihn galt.
Albus lächelte, als er das sah. Severus schien einen Narren an dem jungen Mr. Potter gefressen zu haben. Er selbst hatte in den paar Sätzen, die er mit Harry gewechselt hatte, einen vergleichbaren Eindruck gewonnen. „In welches Haus würdest du ihn stecken, wenn du entscheiden müsstest?“
Severus dachte nach und schüttelte den Kopf. „Ich bin ratlos. Ich kann diese Frage nicht beantworten. Er passt in jedes Haus, wenn du mich fragst. Ich würde ihn aber sofort bei mir begrüßen. Und wenn er nicht nach Slytherin geschickt wird, wäre dies für mich auch kein Problem. Es kann sein, dass wir hier einen Hutklemmer erleben werden, der in die Geschichte von Hogwarts eingehen wird.“
Albus lachte nun. „Ich schätze, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin wirklich gespannt was der sprechende Hut machen wird. Mir verwehrt sich aber der Eindruck nicht, dass du den Nachmittag mit Mr. Potter genossen hast. Ist dem denn so?“
„Irgendwie schon. Ich habe endlich mal einiges sagen können, ohne dass ich sofort verurteilt wurde. So etwas ist eine lang vermisste Erfahrung für mich gewesen. Seit Lily hat sich niemand mehr so unvoreingenommen mir genähert.“
„Fühlst du dich denn jetzt erleichtert, dass du die Chance genutzt hast?“
„Jetzt ja. Als ich mich von Harry verabschiedet habe, hätte ich nein gesagt, denn er hat mir Fotos aus der Kindheit von Lily geschenkt und das war eine sehr schmerzliche Angelegenheit. Nun aber habe ich etwas von Lily und das ist mir sehr viel wert. Ich hoffe nur, dass meine Rolle am Tod von Harrys Eltern nicht rauskommt. Ich wüsste nicht, wie ich ihm unter die Augen treten soll.“
„Irgendwann wird er es erfahren. Das ist das Kreuz mit der Wahrheit. Sie tritt immer ans Tageslicht und kann vieles verändern. Manchmal zum Guten und auch manchmal zum Schlechten. Zieh das in Erwägung und denk darüber nach, ob du ihm nicht selbst diese Geschichte erzählen solltest. Es ist immer besser, wenn die Wahrheit von dem kommt, der sie selbst erlebt hat.“
Severus nahm diesen Rat erst mal so hin. Für eine solche Entscheidung war er noch nicht bereit.
„Ich werde darüber nachdenken, mehr kann ich nicht versprechen. Wir sollten es im Moment dabei belassen.“
„Mehr kann ich von dir auch nicht erwarten, Severus. Bitte beantworte mir nur noch eine Frage. Wärst du dazu bereit weiterhin mit Harry in Kontakt zu bleiben, wenn er sich bei dir melden sollte? Ich war heute bei den Dursleys und habe denen die Leviten gelesen und dabei die Forderung gestellt, dass sie Harry nicht den Kontakt mit der magischen Welt verwehren dürfen. Deshalb kann es sein, dass er sich erneut bei dir melden wird.“
„Ich habe nichts dagegen. Vielleicht kann ich ihm ja Hogwarts zeigen und ihm einen kleinen Schnellstart im Fach Zaubertränke verpassen.“
„Nein, Severus. Wir wollen doch nicht, dass der magische Moment verdorben wird, wenn ein neuer Schüler das Schloss zum ersten Mal am Abend des ersten September sieht. Du kannst ihn immer wieder besuchen, das ist kein Problem. Du kannst auch mit ihm in die Winkelgasse, denn nach Rubeus Aussage hat es Harry richtig Spaß dort gemacht.“
„Die Winkelgasse meide ich lieber. Es ist mir wirklich zuwider, wenn mich die Leute anstarren, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Aber wenn er mir schreiben sollte, würde ich eine Antwort nicht ausschließen.“
„Damit kann er sicher auch gut leben. Und es wird sich sicher einiges ändern, wenn das Schuljahr erst einmal angefangen hat.“
Das Gespräch versandete danach und schon kurze Zeit später verließ er Albus Büro.
OoOoOo
Die nächsten Wochen flogen für Harry nur so dahin. Sie waren gefüllt mit Einkaufen von neuer Kleidung, dem Studium der Bücher und der Ausarbeitung seiner Pläne für das Jahr. Immer wieder schrieb er an Severus und Albus und war froh über jede Antwort, die er erhielt. Sein Onkel hatte, nachdem der Brief mit den Forderungen von Albus, endlich nachgegeben und selbst Dudley hatte aufgehört ihn zu belästigen. Er machte einen großen Bogen um Harry und auch seine Freunde blieben fern. Ob es an dem Brief von Albus lag oder der Erfahrung, dass Hagrid ihm einen Ringelschwanz verpasst hatte, konnte Harry nicht sagen und es war ihm egal. Am ersten September sollte Dudley in ein Krankenhaus in London, damit der Ringelschwanz entfernt werden konnte. Harry sollte mitkommen, denn er musste ja nach Kings Cross. Am Bahnhof angekommen schaute Harry auf die Uhr. Dieses Mal war er um einiges früher dort und er hatte eine Stunde Zeit, bis der Zug abfuhr. Er wartete, bis er die Weasleys sah und folgte ihnen in einem kleinen Abstand. Er hörte das Wort Muggel und wusste, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war. Er näherte sich Mrs. Weasley und fragte dann, wo es hier zum Gleis ging, wobei er Ginny eher angesprochen hatte. Diese antwortete: „Komm, ich helfe dir.“ Sie schob mit ihm gemeinsam den Gepäckwagen durch die Barriere und schon sah Harry den prachtvollen Hogwartsexpress vor sich. Er fragte Ginny nun: „kommst du dieses Jahr auch nach Hogwarts?“
„Leider nicht. Ich bin noch zu jung. Aber die meisten meiner Brüder sind dort. Ron beginnt sein erstes Jahr dort. Ich bin übrigens Ginny Weasley“, antwortete sie etwas bedrückt.
„Ich bin Harry Potter. Danke, dass du mir geholfen hast.“ Auf die Reaktion von Ginny war er die ganze Zeit gespannt gewesen und nun erlebte er sie. Ginny quiekte laut und schlug sich dann die Hände vor den Mund. Ihr Gesicht lief rot an. Harry musste sich das Lachen verkneifen. Um sie etwas zu beruhigen sagte er ihr: „Es muss dir nicht peinlich sein. Ich weiß, dass man meinen Namen kennt, aber das ist mir egal. Ich will endlich Freunde finden. Bisher hatte ich noch nie welche, weil meine Verwandten dies verhindert haben.“
Molly hörte, was Harry sagte und sie war schon versucht ihn zu umarmen, aber Ginny kam ihr auf andere Weise zuvor. Ihr Gesicht hatte nun fast wieder die normale Farbe angenommen.
„Es tut mir leid, dass du bisher keine Freunde gehabt hast. Ich hatte zum Glück meine Brüder um mich, aber jetzt bin ich alleine zuhause. Ich habe Angst davor. Du bist aber sehr nett und ich glaube, du wirst schnell Freunde finden.“
„Ich glaube, ich habe schon einen gefunden, dich nämlich. Ich glaube, ich muss langsam mal in den Zug. Es hat mich gefreut dich kennenzulernen und wenn du nichts dagegen hast, würde ich dir gerne schreiben. Natürlich nur, wenn deine Eltern nichts dagegen haben.“
Ginny strahlte über das ganze Gesicht und auch Molly, die die ganze Episode verfolgt hatte, war froh, dass Ginny garantiert jemanden hatte, der ihr über die Einsamkeit im Fuchsbau für das ganze Jahr hinweghelfen würde. Harry schleppte nun seinen Koffer und den Käfig mit Hedwig zum Zug. Als er alles in den Wagen wuchten wollte, kam Fred zu ihm und half ihm dabei. Harry bedankte sich und suchte nun ein Abteil. Er fand ein leeres und zog sein Gepäck hinein. Fred half ihm noch den Koffer ins Gepäckfach zu hieven und verschwand danach wieder. Harry setzte sich auf den Platz direkt am Fenster und schaute auf den Bahnsteig. Es herrschte noch immer ein großer Trubel. Überall sah er, wie sich Eltern von ihren Kindern verabschiedeten. Er fühlte sich etwas einsam bei dem Anblick, doch er war sich sicher, dass sich das schon bald ändern würde. Er stand noch mal auf und öffnete das Fenster. Er sah Ginny, wie sie sich von Fred und George verabschiedete und dabei erzählte, dass Harry sie um Hilfe gebeten hatte. George grinste dabei und versprach, zusammen mit Fred, dass sie ihr schreiben würden. Sie wollten ihr sogar einen Toilettensitz schicken. Das hatte Harry so nicht in Erinnerung und lachte nun laut. Schnell leerte sich der Bahnsteig und schon bald setzte sich der Zug in Bewegung. Harry winkte Ginny zu, die das erwiderte. Harry setzte sich wieder ins Abteil und wartete darauf, dass Ron auftauchte. Er musste nicht lange warten, denn nach ungefähr fünf Minuten kam Ron und fragte, ob er sich hier setzen dürfte.
„Sicher doch. ist alles frei hier.“
„Danke. Die anderen Abteile sind alle voll. Ich bin übrigens Ron, Ron Weasley.“
„Dann bist du Ginnys Bruder. Ich heiße übrigens Harry Potter.“
„Dann ist es wirklich wahr? Cool. Aber woher weißt du, dass Ginny meine Schwester ist?“
Harry erzählte nun die Geschichte am Bahnhof und wie er nach dem Zugang zum Gleis gesucht hat. Ron lachte laut, als er hörte, wie seine kleine Schwester reagiert hatte. Als Harry dann erwähnte, dass er Ginny immer wieder schreiben würde, damit sie sich nicht so allein fühlte, machte Ron ein schnaufendes Geräusch und fragte: „Wieso? Sie ist doch nicht alleine.“
„Sieh mal, Ron. Soweit ich weiß, war sie immer von ihren Brüdern umgeben und jetzt bist du, der letzte Bruder, nun auch weg. Wie soll es ihr damit gehen? Überleg mal genau und stell dir vor, du wärst an ihrer Stelle.“ Rons Ohren wurden kirschrot und er schaute betreten zu Boden.
„Du hast ja recht. Ich werde Ginny auch schreiben.“ Ron blickte sich nun um und sah Hedwig in ihrem Käfig. „Wow, das ist ja eine schöne Eule. Ist das deine?“
„Ja, ist sie. Ich habe sie Hedwig genannt. War ein Geburtstagsgeschenk.“ Ron schaute etwas neidisch auf die schneeweiße Eule und meinte dann: „Ich habe nur Krätze, meine Ratte. Ich habe sie von Percy bekommen. Sie ist schon sehr alt.“ Ron zeigte ihm die Ratte und Harry musste sich extrem beherrschen, um diesem Abschaum nicht sofort den Hals umzudrehen. Er schluckte schwer und sagte: „Eine Ratte ist doch nicht so schlecht.“
„Stimmt. Sag mal, wo lebst du eigentlich?“
„Ich wohne bei meinem Onkel und meiner Tante. Sind echte Muggel und mögen Magie nicht. Aber ansonsten sind sie nicht so übel. Sie haben sich deutlich gebessert in letzter Zeit.“
„Du lebst bei Muggeln? Da wisst du doch nichts über die magische Welt, oder?“
„Doch, denn ich habe so einiges gelesen. Quidditch finde ich spannend, auch wenn ich noch nie ein Spiel gesehen habe. Mein Vater war in Hogwarts in der Hausmannschaft von Gryffindor.“
„Genial. Ich hoffe, ich komme auch nach Gryffindor. Willst du auch dorthin?“
„Es ist mir relativ egal. Hauptsache ist doch, ich lerne etwas und habe Freunde auf die ich mich verlassen kann.“
„Wenn ich du wäre, würde ich einen großen Bogen um Slytherin machen. Von dort kamen die meisten Anhänger von Du-weißt-schon-wer.“
„Du meinst Voldemort?“ Ron zuckte merklich zusammen und japste laut auf. „Ach komm schon. Der Name ist nicht schlimm. Schlimm waren seine Taten. Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst.“ Ron schaute Harry mit aufgerissenen Augen an. „Meinst du das etwa ernst? Total verrückt.“
„Es ist nicht verrückt. Ich habe viel darüber gelesen und immer wird nur von Du-weißt-schon-wer geredet und die Hintergründe für den Aufstieg Voldemorts sind unbeachtet geblieben.“
„Meinst du wirklich?“
„Ja, sicher. Wenn du selbst mal in die Bücher schaust, wirst du das erkennen. Lass uns aber mal über was anderes reden. Wie viele Brüder hast du denn? Ich weiß jetzt nur von Fred, George und Percy.“
„Da sind noch Bill und Charly. Beide sind schon fertig mit der Schule. Bill ist Fluchbrecher für Gringots und Charly arbeitet mit Drachen.“
„Hört sich beides gefährlich an.“
„Ist es auch. Aber Bill war Schulsprecher und immer sehr gut in der Schule. Charly war ein Ass in Pflege magischer Tiere und beide wissen genau, was sie machen.“
Ron und Harry unterhielten sich eine Weile und wurden nur unterbrochen, als Rons Magen anfing zu knurren. Auch Harry hatte Hunger. Ron packte ein Sandwich mit Corned Beef aus, während Harry sich bei der Hexe mit dem Süßigkeitenwagen mit allem, was sein Herz begehrte, eindeckte. Nur Bertie Botts Bohnen ließ er aus, denn die waren nicht sein Geschmack. Harry teilte seine Süßigkeiten mit Ron und schon bald war der Hunger der beiden Jungs gestillt.
„Kannst du denn schon zaubern?“, fragte Harry.
„Fred und George haben mir einen Spruch gesagt, damit ich meine Ratte gelb färben kann.“
„Mach mal, ich würde das gerne sehen.“ Harry wusste genau, was nun passieren würde, als Ron seinen Zauberstab zückte. In dem Moment ging die Abteiltür auf und Hermine schaute herein. „Ach, hier wird gezaubert. Lass mal sehen was du vor hast.“ Ron nahm seine Ratte, richtete seinen Stab auf sie und sagte: „Eidotter, Gänsekraut und Sonnenschein, Gelb soll diese fette Ratte sein!“
Nichts passierte und Hermine sagte mit etwas arrogantem Tonfall: „Sehr schwach. Ich bin übrigens Hermine Granger. Meine Eltern sind Muggel und ich bin die erste Hexe in meiner Familie. Ich habe auch schon die ersten einfachen Zauber geübt.“
„Hallo Hermine, ich bin Harry Potter und das ist Ron Weasley.“
„Harry Potter? Ich hab schon viel über dich gelesen. Steht alles in dem Buch...“ Harry unterbrach sie. „Hermine? Nicht alles, was in Büchern steht, stimmt auch. Ich weiß selbst, dass viel über mich bekannt ist, aber das meiste sind nur Spekulationen, begründete und unbegründete Mutmaßungen und Lügen.“ Das verschlug ihr die Sprache. Dass jemand gegen ihr liebstes Hobby wetterte, ging ihr gegen den Strich und sie wollte schon einen Tadel aussprechen, als Harry schon fortsetzte: „Ich habe auch viel gelesen und nicht nur Bücher über die magische Welt. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass Biographien sehr oft von Leuten geschrieben werden, die Geld damit verdienen wollen und nicht aus rein sachlichen Gründen.“
Dagegen konnte Hermine nicht argumentieren. Ihre Eltern haben ihr das selbe schon oft gesagt und nun bekam sie das erneut von jemandem unter die Nase gerieben. Das passte ihr absolut nicht, doch sie konnte keine Argumente dagegen finden. Daher beschloss sie, sich über anderes zu unterhalten.
„Ich hoffe, ich komme nach Gryffindor. Das würde mir wirklich am besten gefallen.“
Als Ron darauf antworten wollte, ging die Tür wieder auf und Harry erkannte Neville, der seine Kröte Trevor suchte. Harry stand auf und sagte, dass er helfen würde. Auf dem Gang stellte er sich vor und Neville drohte fast ohnmächtig zu werden. Harry munterte ihn schnell etwas auf und sagte, dass Neville nach rechts den Gang runtergehen sollte, während er selbst nach links ging. Er zückte seinen Zauberstab und vollführte einen stummen Aufrufzauber, als er in einer Ecke war, in der er nicht so leicht gesehen werden konnte. Er bemerkte nicht, dass Hermine hinter ihm hergegangen war und ihn bei dem Zauber beobachtete. Schnell kam die Kröte angeflogen und Harry pflückte sie wie einen Apfel von einem Baum aus der Luft. Hermine verschwand wieder in das Abteil, wo Ron saß und wartete. Harry dagegen ging nun wieder in die Richtung, in der Neville verschwunden war und es dauerte nur einen kurzen Moment, bis er ihn gefunden hatte.
„Neville, hier ist deine Kröte. Hab sie da hinten gefunden.“ Harry deutete in die Richtung, wo er hergekommen war. Sein Gegenüber war sichtlich erleichtert, dass sein Haustier wieder bei ihm war. Harry ging nun in sein Abteil zurück, wo Hermine schon sehr aufgeregt auf ihrem Platz hin und her rutschte. Ron war so sehr in eine Zeitschrift über Quidditch vertieft, dass er nichts mehr wahrnahm. Harry setzte sich neben sie und fragte leise, was denn los sei. Hermine antwortete genauso leise mit einer Gegenfrage: „Was war das für ein Zauber, den du da ausgeführt hast?“
Harry beugte sich zu ihr rüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Bitte sag es niemandem, dass ich das kann. Es war ein ungesagter Aufrufzauber. Den Gesagten kann ich dir aber zeigen.“ Er setzte sich wieder auf den Platz, den er vorher besetzt hatte. Ron nahm sich gerade aus dem Haufen Süßigkeiten einen Schokofrosch. Harry hatte schon seinen Zauberstab in der Hand und rief mit einem Grinsen: „Accio Schokofrosch!“ Die Verpackung flog aus Rons Händen und Harry fing sie schnell wieder auf. Ron sah verwirrt auf seine leeren Hände. „Hey, was soll das? Ich habe noch Hunger.“
„Das war eine kleine Demonstration, Ron. Ich habe dir den Schokofrosch aus den Fingern gehext.“
Ron schaute Harry verdutzt an. „Das kannst du schon?“
„Ja, und noch einiges anderes. Ich habe schon einiges gelesen und auch geübt. Ist ja nicht illegal, solange die Schule nicht begonnen hat. Erst wenn man Schüler ist, darf man zuhause nicht zaubern. Ist eine Lücke in den Regeln, die ich etwas ausgenutzt habe.“
„Wahnsinn. Das sollte man allen Schülern sagen. Ich hätte es wirklich gerne gewusst.“
„Das hättest du wissen können, wenn du vorher schon mal in die Bücher geschaut hättest, Ron. Hermine hat es ja auch gesehen, sonst hätte sie ja nicht straflos zaubern können, nicht wahr, Hermine?“
Sie nickte zustimmend und wurde etwas rot im Gesicht. Sie war gewohnt, dass sie immer die beste in der Schule war und erkannte nun, dass sie in Harry sehr starke Konkurrenz bekommen würde. Trotzdem empfand sie es als angenehm mit den beiden Jungs im selben Abteil zu sitzen. Sie alle unterhielten sich eine Zeit lang, während es draußen anfing zu dämmern. Mitten im Gespräch riss ein dürrer, blondhaariger Junge die Tür auf. Erschrocken starrten Ron und Hermine in das Gesicht dieses Jungen, der einen sehr überheblichen und schleimigen Eindruck im Gesicht hatte. Hinter ihm standen zwei etwas dümmlich aussehende Gestalten. Mit einer arroganten Stimme fragte der Blonde: „Also ist es wahr, oder? Es ist tatsächlich Potter im Zug? Überall wird darüber geflüstert.“
Harry schaute nun Draco, den er sofort erkannte, ins Gesicht. „Ich bin Harry Potter. Ich mag es nicht, wenn man mich nur mit Nachnamen anspricht. Ich empfinde das als sehr unhöflich. Darf ich denn wissen, wer sie sind?“, erwiderte er mit derselben Arroganz.
„Malfoy, Draco Malfoy. Wenn du willst, helfe ich dir dabei angemessene Freunde zu finden. Dann musst du nicht mit einem Weasley und einem Schlammblut rumhängen.“
Harry warf seine Vorsätze über Bord. Malfoy war wirklich nicht zu helfen.„Mr. Malfoy, wollen Sie etwa sagen, dass nur sie wissen wer ein guter Freund sein kann? Trauen sie mir etwa nicht zu, dass ich erkenne wer ehrlich mir gegenüber ist und wer nicht? Und wo haben sie ihre Manieren gelassen?“ Sein Blick wurde hart.
Draco hingegen verzog angewidert sein Gesicht. Er konnte es nicht glauben, dass jemand, der in seinem Alter war, ihn auf unangebrachtes Benehmen hinwies. „Pass auf, Potter. So kannst du mit mir nicht reden. Ich kriege dich noch dafür.“
„Wofür denn, Mr. Malfoy? Dafür, dass ich ihnen aufgezeigt habe, dass ihr Benehmen unangebracht und absolut indiskutabel ist? Oder weil ich sie darauf hingewiesen habe, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann und ihre angebliche Hilfe dafür nicht brauche? Ich denke, ich sollte ihren Vater informieren, dass sein Sohn sich nicht zu benehmen weiß. Ich glaube, ich gehe recht in der Annahme, er wäre nicht glücklich dies aus meinem Mund zu hören.“
Draco nahm seinen Zauberstab in die Hand und wollte ihn auf Harry richten, doch Harry war schneller. „Expeliarmus“, rief er und Draco wurde von dem Zauber in die Brust getroffen. Er wurde an die Wand geschleudert und sein Zauberstab flog in Harrys ausgestreckte Hand.
„Mr. Malfoy, man richtet den Zauberstab niemals gegen eine andere Person. So etwas sollten sie eigentlich wissen, nicht wahr?“ Die zwei Jungs, die sich bisher zurückgehalten hatten, rannten davon. Draco hingegen rappelte sich langsam wieder auf und verlangte seinen Stab wieder zurück.
„Nein, Mr. Malfoy. Den Stab können sie sich bei einem Lehrer abholen. Ich werde keinen Angriff von ihnen zulassen. Nun können sie gehen. Ach ja, ich werde in der Tat ihrem Vater von unserer Begegnung und ihrem Verhalten berichten.“
Draco wurde weiß wie ein Gespenst und schlich nun wie ein geprügelter Hund zurück in sein Abteil. Ron feixte und auch Hermine grinste. Harry schnappte sich ein Pergament und seine Feder und schrieb schnell eine Notiz an den Schulleiter, damit er über das Ereignis im Zug zuerst von ihm erfahren sollte, bevor Draco die Chance hatte etwas zu unternehmen. Er band das Pergament an den Fuß von Hedwig und schickte sie los.
„Harry, das war genial. Aber pass auf. Die Malfoys gelten als Anhänger von V- V- Voldemort“, kam aus Rons Mund. „Aber dem kleinen Malfoy hast du den Mund gestopft. So schnell wird er sich nicht mehr an dich heranwagen.“
Eine halbe Stunde später rief jemand, dass sie bald ankommen würden. Harry , Ron und Hermine zogen ihre Umhänge an und machten sich bereit. Als der Zug endlich anhielt, ertönte eine Durchsage im ganzen Zug. „Bitte lassen sie ihr Gepäck stehen. Es wird für sie auf ihre Zimmer gebracht.
Schnell leerte sich der Zug und auf dem Bahnsteig standen Hagrid und McGonagall. Hagrid rief laut: „Erstklässler, hier her.“ Sofort lief Harry zu ihm und begrüßte ihn.
„Ey, Harry. ?s war wohl doch ein guter Sommer, nich` wahr?“
Harry nickte grinsend. Lange konnte er sich aber nicht mit dem Schlüsselhüter unterhalten, weil Professor McGonagal zu ihm kam.
„Mr. Potter, der Schulleiter hat mich über den Vorfall im Zug informiert. Bitte geben sie mir den Stab von Mr. Malfoy.“ Zögernd überließ er den Stab . Erkennend, dass Harry es nicht behagte, sagte Minerva zu ihm dann: „Keine Angst. Mr. Malfoy bekommt seinen Stab erst beim Essen wieder.“ Sie verschwand danach und Hagrid führt nun alle Erstklässler zu den Booten, die sie zum Schloss bringen würden. Harry hatte vergessen, wie imposant der Anblick des hell erleuchteten Schlosses vom Wasser aus war und wie beim ersten Mal blieb sein Mund offen stehen. Als sie dann endlich angekommen waren, führte Hagrid sie alle zum großen Tor des Schlosses und klopfte mit heftigen Schlägen an. Das Tor wurde geöffnet und Professor McGonagall nahm die Schulanfänger in Empfang. Sie geleitete alle Neulinge in eine kleine Kammer, wo sie ihre Ansprache über die Zeremonie der Hauszuteilung hielt. Danach wurden sie in die große Halle geführt, wo ein Hocker mit dem sprechenden Hut drauf schon stand. Der Hut begann zu singen und als er geendet hatte, wurden die Schüler ihren Häusern zugeteilt. Neville kam, wie auch Hermine nach Gryffindor und auch alle anderen Zuteilungen waren so, wie Harry sie in Erinnerung hatte. Nun wurde sein Namen aufgerufen und ohne zu zögern nahm er auf dem Hocker Platz. Der Hut wurde ihm aufgesetzt und er hörte die Stimme in seinem Kopf.
„Nun, was haben wir hier denn? Ein Reisender durch die Zeit, sehr ungewöhnlich. Ein Gryffindor warst du und was für einer. Aber ich sehe nicht nur deinen Mut, du bist auch treu bis in den Tod, das hast du schon bewiesen. Listig bist du, ein wahrer Slytherin und intelligent wie ein Ravenclaw. Das wird schwer dich einzuordnen.“
Der Hut murmelte immer wieder die Anfangssilben der einzelnen Häuser, kam aber nicht zu einer Entscheidung. Harry war zum Lachen zu Mute, blieb aber ernst. Als nach 15 Minuten der Hut noch keine Entscheidung getroffen hatte, beschloss Harry ihm zu helfen. „Darf ich dann wählen, wenn du es nicht schaffst?“
„Meine Güte, Merlin behüte. Bisher habe ich jeden Schüler zuteilen können. Aber noch nie war es so schwer wie bei dir. Ich sehe eine Richtung und dann wieder nicht. Die Entscheidung ist schwer, sehr schwer.“
„Darf ich dann wenigstens einen kleinen Schubs geben?“
„Ich bitte darum. Ich schaffe es ohne Hilfe nicht.“
„Dann schau meine jüngste Erinnerung an. Die im Zug sollte hilfreich sein.“
„Oh ja, ich sehe es. Du hast Freunde gefunden. Dann ist dein Weg klar. Du gehörst nach..“
„Gryffindor“, rief er nun laut. und der Tisch unter dem rot und goldenen Banner jubelte. Fred und George schrien: „Wir haben Potter, wir haben Potter.“ Harry nahm nun den Hut ab und ging zu seinem Tisch. Als er sich setzte, wurde er sofort von Hermine und Ron belagert.
„Wieso hat das so lang gedauert?“
„Der Hut wollte mich in jedes der Häuser einsortieren und weil das nicht funktioniert, konnte er sich nicht entscheiden. Ich habe ihm einen kleinen Stoß gegeben und danach konnte er mich einordnen. Dies habe ich aber nur euch beiden zu verdanken.“ Er blickte in die fragenden Gesichter von Ron und Hermine. Er musste nun erklären, was er damit meinte. „Ich habe euch verteidigt im Zug. Ihr seid meine ersten Freunde und das war für den Hut Grund genug mich nach Gryffindor zu schicken.“
Der Rest der Zuteilung war schnell vorbei und Dumbledore erhob sich. "Willkommen!", rief er. "Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, möchte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek! Danke sehr!"
Die Tische waren auf einmal beladen mit den leckersten Speisen, nach Mollys Kochkunst natürlich und Harry griff beherzt zu. Er hatte richtig Hunger. Als er zum Lehrertisch blickte, konnte er erkennen, wie Albus zu ihm runterschaute und dabei lächelte. Selbst Snape blickte zu ihm mit einer Miene, die Harry bisher nur einmal gesehen hatte. Damals in der Erinnerung von Snape über den Streit zwischen ihm und Lily. Harry tat es leid, aber Slytherin wäre wirklich nicht seine Heimat geworden. Ravenclaw oder Hufflepuff wären kein Problem geworden, aber nach der Geschichte mit Draco hätte er keine Ruhe in Slytherin gehabt. Er würde es ihm später erklären, doch erst wollte er das Festessen genießen. Als dann auch die letzten Reste vertilgt worden waren, hielt Dumbledore die ihm schon bekannte Ansprache über den verbotenen Wald, den Korridor im dritten Stock und alles andere. Harry hörte nicht zu, denn er wusste ja schon davon. Danach war das Essen vorbei und Percy führte die neuen Gryffindors zum Turm, wo der Gemeinschaftsraum und die Schlafsäle waren. Am Portrait der fetten Dame, gab er das Passwort für den Zugang preis. „Caput Draconis“ sagte er, das Bild schwenkte zu Seite und gab so den Zugang frei. Im Gemeinschaftsraum bat Percy die Jungs ihm zu folgen und er zeigte ihnen den Schlafsaal. Er erwähnte auch, dass Jungs der Zugang zu den Mädchenschlafsälen nicht gestattet sein. Schon bald danach war es Zeit fürs Bett und Harry kuschelte sich in die Decke. Er dachte aber noch lange über seine Aktion im Zug nach.
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