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Fanfiction

Neue Herausforderungen - Endlich Ferien

von Testhrus

Wieder einmal fuhr der Zug auf dem verborgenen Gleis neundreiviertel ein. Harry wartete bereits, um Ginny abzuholen. Eowin und Timmy standen im Hintergrund, bereit, die Koffer von Ginny auszuladen und in den Fuchsbau zu bringen. Es waren gerade Osterferien und Ginny kam für zwei Wochen nach Hause.

Als der Zug stand, dauerte es nicht lange bis die Türen aufgingen und nach ein paar Schülern stürmte schon Ginny aus dem Zug, ihre Augen suchten Harry, und sie stürzte sich auf ihren Freund. Ein inniger Kuss folgte, bis Harry ihn unterbrach. Dann küssten sich beide noch ein paar Mal, bis Harry seine Ginny fest in die Arme schloss und einfach nur eine Weile fest hielt. Schon bald begannen sie die anderen Schüler und andere Familienmitglieder zu stören und mussten sich näher an die Wand stellen, um noch etwas mehr voneinander zu bekommen.

Nach einer guten viertel Stunde lösten sich beide wieder voneinander. Neville und Luna kamen näher.

„Hi Ginny, Harry“, begrüßte Neville die beiden.

„Hi Neville“, sagte Ginny und umarmte Neville kurz.

Harry umarmte Luna ebenfalls und gab Neville danach die Hand.

„Wisst ihr schon das neueste?“, fragte Neville. „Meine Eltern sind erwacht.“

„Wie?“, fragten Ginny und Harry fast gleichzeitig.

„Ich habe das getan, was Frederick mir gesagt hat. Dann sind sie aufgewacht. – Sogar die Schwestern habe ich geschockt, als sie gemerkt haben, dass die Muskeln meiner Eltern für deren Zustand zu stark seien. Ich habe ihnen dann gesagt, dass ich einen Muskelaufbau-Zauber verwendet habe. Sie haben mich nur ungläubig angesehen.“

Luna ergänzte: „Neville meinte, ihr sollt mitkommen, da seine Eltern euch mal kennen lernen wollen. Wir gehen morgen hin. Kommt ihr mit?“

Harry sah Ginny an, die heftig nickte. Harry sagte auch zu.

„Ihr wisst wo das Mungo ist?“, wollte Neville wissen.

„Ja“, antwortete Ginny. „Ich werde Harry hinführen.“

Die vier verabschiedeten sich und Harry apparierte mit Ginny vor den Garten des Fuchsbaus. Hand in Hand gingen sie zur Tür und öffneten diese.

„Wir sind zuhause, Molly“, sagte Harry und trat mit Ginny ein.

„Kinder“, schrie sie förmlich aus der Küche heraus. „Endlich.“ Mit großen Schritten kam sie auf Ginny zu und drückte sie mit einer festen Umarmung zu sich. „Lass dich drücken, mein Schatz.“ Sie hielt Ginny fest, denn Wochenlang hatte sie ihre Tochter nicht mehr gesehen.

Harry stand nur da und lächelte, er war bereits gestern bei Molly gewesen und hatte ihr gesagt, dass er Ginny abholen und mitbringen würde. Die nächsten Wochen würden sie hier verbringen. Erst nachdem sie fertig mit der Schule war, wollte Ginny in den Grimmauldplatz einziehen. Zwar war Ginny gespannt, wie es sein würde mit Harry dort zu wohnen und er hatte ihr auch schon geschrieben, dass Kreacher und die anderen die gesamte Wohnung umgestaltet hatten und er und ihre Mum hatten ihr erzählt wie es aussah, aber sie wollte erst später sehen, wie es wirklich war. Zunächst war ihr der Abschluss wichtiger.

„Geh schon nach oben, Schatz. Harry und ich richten das Abendessen.“

Ginny sah erstaunt drein, dass ihre Mutter jemanden in ihrer Küche akzeptierte. Vollkommen perplex ging sie die Stufen nach oben und packte dort ihren Koffer aus. Eowin half ihr dabei.

Unten im Erdgeschoss bat Molly Harry, dass er ihr den Salat herrichten solle. Selbst Harry war darüber verwundert, fing aber an das Spülbecken mit Wasser zu füllen, die Blätter des Salatkopfs abzureisen und in das Spülbecken zu werfen. Dann holte er aus einem Hängeschränkchen eine große und eine kleine Schüssel und wusch die Blätter. Die gewaschenen Salatblätter warf er dann in große Schüssel. Als nächstes rührte er aus verschiedenen Zutaten eine Vinaigrette an. Zuletzt goss er die Brühe über die Blätter und mischte alles mit Salatbesteck durch.

„Es gibt übrigens gute Neuigkeiten, Molly. Nevilles Eltern sind aufgewacht.“

„Ah, gut“, meinte sie. Erst mach ein paar Sekunden hatte sie realisiert, was Harry gesagt hatte. „Frank und Alice sind aufgewacht?“, fragte sie ungläubig nach. Harry nickte. „Dass ich das noch erleben darf!“ Ihre Gedanken schweiften.

Molly, die Harry immer wieder beobachtet hatte, war erstaunt, dass er trotz seiner Elfen in der Lage war, ohne nachzufragen Salat anzumachen. Dann kniff sie die Augen zusammen und verzog das Gesicht. In ihrem Eifer Harry zu Testen entfiel ihr, dass Harry ihr mehrmals erzählt hatte, dass er bei seinem Onkel und seiner Tante oft das Essen hatte zubereiten müssen und sich daher gut in der Küche und mit der Hausarbeit auskannte.

Dann fühlte sie in sich die Freude, dass es den beiden Longbottoms wieder gut zu gehen schien. Zumindest waren sie auufgewacht.

„Wer hat dir davon erzählt?“

„Neville. Als ich Ginny vom Bahnhof abgeholt habe, haben wir ihn und Luna getroffen. – Ginny und ich sollen übrigens morgen zum St. Mungos mitkommen.“

Molly nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

Eine viertel Stunde später stand das Essen auf dem Tisch und Arthur kam herein. Er schüttelte Harry die Hand und umarmte seine Frau. Dann wartete er noch kurz, denn er hörte jemand die Treppe herunter hasten. Als er seine Tochter sah, breitete er die Arme aus und lies Ginny in sie hineinfallen. „Meine kleine“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ist schon erwachsen.“

Am nächsten Tag machten sich Ginny und Harry auf, um sich mit Luna und Neville zu treffen. Molly und Arthur schickten Grüße mit. Die beiden apparierten in eine ruhige Ecke in einer Gasse, die extra dafür vorgesehen war, und standen wenig später im Eingangsbereich des Mungos. Neville und Luna standen da und warteten bereits.

Harry ging auf die beiden zu. „Wartet ihr schon lange?“

„Nein“, antwortete Luna. „Wir sind seit einer knappen halben Minute hier.“

„Lass uns gehen“, sagte Neville und ging voraus.

Hinter ihm liefen Ginny und Luna, während Harry den Abschluss machte.

Als sie den Gang entlang liefen, tauchte plötzlich die Löwin Luna hinter Harry auf. Sie machte sich durch kleine Geräusche bemerkbar.

„Luna! Was treibt dich denn hierher?“

„Die Sehnsucht!“, sagte die Löwin. „Und eine Möglichkeit, zu helfen.“

„Wie helfen?“

„Ich kann Nevilles Eltern vielleicht helfen, sich schneller zu entwickeln nach der langen Liegezeit.“

„Du könntest meinen Eltern helfen?“, wollte Neville ganz ungläubig wissen.

„Ja“, meinte die Löwin. „Wenn sie akzeptieren, werde ich ein paar Tage bei ihnen verbringen. Meine Nähe wird ihnen gut tun.“

Neville war begeistert. „Dann lass uns reingehen.“

Zusammen betraten sie das Krankenzimmer, in dem Nevilles Eltern waren. Sie saßen auf Stühlen an dem kleinen Tisch und Nevilles Vater drehte sich um, als die Tür aufging, da er mit dem Rücken zur Tür saß.

„Neville“, sagten Nevilles Eltern und strahlten über das ganze Gesicht.

„Hallo Mum, Dad. Darf ich euch meine Freundin Luna vorstellen?“

„Hi Luna“, sagte Nevilles Mum. „Ich bin Alice und das ist Frank. Und wehe du sagst Sie zu uns.“

„Das werde ich nicht“, meinte Luna, kam auf die beiden zu und umarmte zuerst Alice, dann Frank.

Beide saßen noch in ihren Stühlen, da ihre gesamte Muskulatur, außer der ihrer Gesichter, noch immer schlaff war. Neville hatte sich mit den anderen Muskelpartien zurückhalten müssen, da der Zauber sehr anstrengend war.

Dann erst kamen die restlichen drei auf die kleine Gruppe zu. Die Löwin hielt sich im Hintergrund.

„Guten Tag, Mrs und Mr Longbottom. Ich bin Harry Potter und das ist meine Freundin Ginny Weasley“, stellte Harry sich und seine Freundin vor.

Als sich alle begrüßt hatten, kam Luna dran. „Und das hier“, Harry zeigte auf seine Löwin, „ist Luna. Wenn Sie wollen, wird sie ein paar Tage bei Ihnen bleiben.“

Alice und Frank sahen zunächst skeptisch auf die junge Löwin. „Warum?“, fragte Frank.

„Es wird Zeit, dass sich Ihre Muskeln aufbauen. Luna hier kann Ihnen dabei helfen.“

„Wie kann eine Löwin uns helfen?“, fragte Frank.

„Ich bin keine normale Löwin“, sagte Luna. „Ich bin ein Produkt der Magie. Daher habe ich gewisse Fähigkeiten, die ich einsetzten kann.“

Frank und Alice sahen sich an.

„Davon habe ich mal gehört“, meinte Alice. „Mein Großvater hat mir davon erzählt. Es gibt gewisse Zauberer, die das können. In jeder Generation, die geboren wird, sind es auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Personen. Aber nicht jeder, der dazu in der Lage ist, kennt den Zauber. Wer hat Ihnen den beigebracht?“

„Frederick Elber, Mrs Longbottom“, meinte Harry.

„Siehst du, Frank“, sagte Alice. „Ich hab’s dir doch gesagt.“

„Jaja“, meinte Frank. „Luna?“, fragte er an die Löwin gewandt, „willst du denn hier bleiben?“ Luna nickte. „Und wenn die Schwester oder ein Pfleger oder Heiler kommt?“

„Die bemerken mich nicht“, sagte Luna.

Zusammen bieben sie noch eine knappe Stunde und unterhielten sich über alle möglichen Sachen. Vor allem aber darüber, dass Harry jetzt im Ministerium in der Forensik arbeitete.

„Ach ja“, meinte Frank. „Da hat sich sicherlich einiges getan, seid wir weg sind“, meinte Frank.

Alice nickte. „Ob unser Arbeitsplatz noch existiert?“

Frank hob die Schultern. „Das sehen wir dann. Lass uns erst einmal gesund werden. Ansonsten machen wir was anderes oder gehen in Rente.“

„Oder wir unterrichten auf Hogwarts.“

„Auch eine Möglichkeit.“

* * * * *


Die ganzen Ferien über verbrachten Ginny und Harry viel Zeit miteinander.

So nahm er sie einmal ins Kino mit. Harry, der ein paar Pfund hatte, zahlte an der Kasse und nach dem Kaufen von Getränken und Popcorn betraten sie den Saal. Am Nachmittag war es noch recht ruhig und beide saßen in der letzten Reihe. Harry erklärte Ginny wie das ganze Ablief. Im Prinzip war es wie im Unterricht, als Snape in paar Bilder auf eine Leinwand projiziert hatte. Nur hier wechselten die Bilder so schnell, dass es so aussah, als ob sich die Szenerie bewegte.

Dann fing der Film an, eine Naturdokumentation. Der Titel war: Die Wüste lebt. Ginny gefiel der Film und sie war fasziniert, dass die Muggel so etwas zustande bringen konnten. All diese kleinen Lebewesen so groß zu sehen, Tiere zu sehen, die sich komisch verhielten, und andere Verhaltensweisen, die sie so noch nicht kannte, aufzeigen. Auf dem Rückweg, den sie über ein paar U-Bahn-Station, ein gutes Stück per Bus und dann zu Fuß zurücklegten, diskutierten sie über den Film. Harry war gerade in Gedanken. Er dachte darüber nach, etwas mit den Muggeln zu machen, doch er wurde von Ginny durch einen Kuss unterbrochen. Mittendrin apparierten sie wieder zurück in den Fuchsbau.

Als schließlich der letzte Tag der Ferien gekommen war, half Harry Ginny in den Zug und verabschiedete sich mit einem dicken Kuss von ihr. Den Rest des Tages hatte er noch etwas Zeit, da er erst Morgen wieder zur Arbeit gehen musste. Er nahm den öffentlichen Bus in die Nähe des tropfenden Kessels und trat durch die Tür in den Schankraum. Nach einem kurzen Gruß, betrat er den Hinterhof und kurz darauf die Winkelgasse. Langsam schlenderte er durch die Gasse und sah in die Schaufenster der Läden. Ab und an betrat er einen der Läden, um sich etwas genauer umzusehen, kaufte bislang aber nichts.

Dann ging er in den Laden für Trankzutaten, um zu sehen, was Mr Maxwell neues hatte. Da dieser den bis dahin einzigen Kunden gerade zur Tür begleitet hatte, widmete er sich nun Harry.

„Und, Mr Potter, haben Sie schon etwas gefunden?“

„Bislang nicht, Mr Maxwell. Die gebräuchlichen Sachen habe ich zu genüge und andere Sachen brauche ich gerade nicht. Ich schaue mich einfach nur um, um zu sehen, was Sie vielleicht neues oder spannendes haben. Etwas, was selten ist, oder nicht so oft gebraucht wird.“

„Ah, verstehe“, meinte der Ladeninhaber. „Dann hätte ich etwas für sie. Gelbe Marienkäfer. Extrem selten.“

Harry staunte. „Gelbe?“, fragte er nach.

„Ja. Diese Art gibt es bei uns praktisch nicht. Ich selber habe nur ein kleines Kontingent von etwa 50 Stück erhalten. Leider hatte ich bisher kaum Zeit, sie mal in einem Trank auszuprobieren.“

„Aber was macht es für einen Unterschied?“, fragte Harry, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass die Farbe eine Auswirkung haben könnte.

„Haben Sie schon einmal ein Rezept mit Marienkäfer gesehen, wo die Farbe nicht angegeben wurde? Entweder steht schwarz oder rot drauf.“

„Und was hat das für eine Auswirkung?“, fragte Harry.

„Ganz ehrlich?“, fragte Mr Maxwell zurück. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es eine psychologische Komponente ist. Diese wird von den meisten Hexen und Zauberern unterschätzt.“

Harry dachte kurz nach. „Und wenn es daran liegt, dass die einzelnen Arten nicht zu sehr dezimiert werden, wenn man die Verwendung aufteilt?“

„Dann würde in den Rezepten nur Marienkäfer stehen und sie würden lernen, dass es egal ist.“

Nach einer Weile fragte Harry: „Was kostet denn ein so ein Marienkäfer? Die gelben, meine ich.“

„Einen Sickel“, antwortete Mr Maxwell.

Harry dachte kurz nach. Er wusste von einem Trank, der drei Marienkäfer benötigte. Außerdem wusste er von Kreacher, dass Elfen die Wirksamkeit von Tränken prüfen konnten. Seine Elfen konnten ihm also sagen, ob der Trank wirkte oder nicht. „Würden Sie mir drei verkaufen?“

Mr Maxwell nickte und holte ein kleines Glas unter seiner Theke hervor.

Während er die Marienkäfer mit einer Pinzette abzählte, griff Harry in seine Hosentasche und wollte schon seinen kleinen Beutel mit Geld holen, als er merkte, dass er gar nichts dabei hatte. „Kann ich später zahlen?“, fragte Harry. Dann überlegte er kurz und meinte: „Ich hole schnell Geld bei Gringotts. Ich brauche eh wieder etwas. Bin gleich da.“ Dann verließ er den Laden. Mr Maxwell verstaute unterdessen die Marienkäfer wieder unter der Theke.

Harry ging zurück zur Bank und stand seit längerem wieder einmal vor dem Gebäude. Er grüßte den Kobold, der das Eingangstor bewachte, und trat ein. Der Kobold grüßte zurück, indem er sich kurz und knapp verbeugte. Gerade war wenig los, also ging Harry an einen freien Schalter, um etwas Geld abzuheben.

Kurz darauf war er wieder bei Mr Maxwell und kaufte die Marienkäfer. Dann ging er zurück auf die Gasse und setzte seine Tour fort. Doch schon nach wenigen Schritten drehte er um, verließ die Gasse und den Kessel und holte sich in London an einem Straßen-Schnellimbiss etwas zu essen.

Nachdem er satt war, kehrte er zurück und sah weiterhin in die verschiedenen Schaufenster der Läden. Bei Florish & Blotts blieb er vor deren Fenster stehen und sah in die Auslage. Auf der Suche nach etwas neuem betrat er den Laden und orientierte sich. Er war jetzt schon über ein Jahr nicht mehr hier gewesen. Die Grundstruktur des Ladens war immer noch dieselbe, aber die vielen Gitterboxen mit den Büchern, die zum Schulanfang dagestanden hatten, waren weg. Der Platz wirkte viel freier.

Harry begann sich zu orientieren, um zu sehen, wo die Bücher zu welchen Themen standen. Da er noch etwas mit Marienkäfern im Hinterkopf hatte, suchte er nach Rezepten, bei denen er wusste, dass sie Marienkäfer beinhalteten. Auf dem Weg in den ersten Stock, sah er auf die Bücher, die auf der Treppe lagen. Teilweise hatten sie interessante Cover.

Nachdem er das dritte Buch durchgeblättert hatte, kam eine Verkäuferin heran und fragte ihn, ob er etwas Bestimmtes suchte.

„Ich suche nach Rezepten mit Marienkäfer.“

„Ein bestimmtes?“, fragte sie.

„Nein, nur Rezepte, die Marienkäfer beinhalten. Es geht mir darum herauszufinden, ob man auch andere Arten verwenden kann.“

Die Verkäuferin verstand und dachte kurz nach. „Ich glaube, ich habe eine entsprechende Liste. Bin gleich wieder da.“ Mit diesen Worten verschwand sie nach unten.

Harry sah sich in der Zwischenzeit in der Nähe um, als ihm plötzlich ein Buch ins Auge stach. Auf dem Buchrücken waren zwei Stäbe abgebildet, die überkreuzt waren. Er ging an das Regal heran und nahm das Buch heraus.

Ein anderer Verkäufer stand plötzlich hinter Harry und meinte: „Ein interessantes Buch.“

Harry erschrak. „Haben Sie mich erschreckt.“

„Tut mir leid, das war nicht meine Absicht.“

„Inwiefern ist dieses Buch interessant?“

„Sagen wir mal so, Sie werden mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit die Zauber im Inneren nicht anwenden können.“

Jetzt war Harrys Neugierde geweckt, da auf dem Umschlag auch nur zwei gekreuzte Zauberstäbe zu sehen waren. Darunter standen nur zwei Buchstaben: ZZ. Harry schlug das Buch auf und sah auf den Schmutztitel. Dort stand: Zauber für Zwillingsstäbe.

„Verstehen Sie es nun?“, fragte der Verkäufer.

„Nicht so ganz“, antwortete Harry, obwohl er genau wusste, was das für ihn bedeutete.

„Es geht um Zauber, die mit Zwillingsstäben ausgeführt werden. – Zauber für zwei Personen. Zauber, die mit kompatiblen Stäben ausgeführt werden. Kompatibel in dem Sinne, dass die Stäbe den gleichen Kern beinhalten.“

„Aber das ist doch nichts Besonderes“, meinte Harry. „Es gibt viele Stäbe, mit Drachenherzfasern.“

„Das schon“, pflichtete ihm der Mann bei, „Aber wie viele Stäbe kennen Sie, die eine Faser aus demselben Drachen haben? Vom selben Tier?“

Jetzt sah Harry den Mann erstaunt an. „Sie meinen, das ist nicht der Fall?“

Der Mann schüttelte den Kopf.

Die Verkäuferin kam heran und wedelte mit der Liste. „Ich habe sie hier“, meinte sie.

Harry stellte das Buch zurück, bedankte sich bei dem jungen Mann und widmete sich wieder der Frau.

Zusammen blätterten sie die Bücher durch und schauten sich die Rezepte an. Entweder stand dort etwas von schwarzen oder roten Marienkäfern. Nach über eineinhalb Stunden hatten sie alle Rezepte durch. Harry bedankte sich bei der Frau und nahm noch ein Buch mit. Auf dem Rückweg fiel sein Blick wieder auf das Buch mit den gekreuzten Stäben.

Auf halbem Weg nach unten drehte er noch einmal um und holte es aus dem Regal. An der Kasse legte er beide Bücher vor. Der Verkäufer stand neben seiner Kollegin die kassierte und staunte, als er das Buch dort liegen sah.

„Gib auf das Buch einen Nachlass von zwanzig Prozent“, meinte er. „Das steht schon ziemlich lange herum.“

Sie nickte und kassierte dann den Betrag. Nachdem sie die Bücher verpackt hatte, verabschiedete sich Harry und trat auf die Straße. Er hatte gar nicht bemerkt, wie es dunkel geworden war.

Hinter ihm wurde die Tür bereits abgeschlossen und auf der anderen Straßenseite sah Harry, wie Madam Malkin gerade das Schild in ihrem Laden umdrehte. Auf dem Weg zum Kessel, wo er zu Abend essen wollte, sah er sich links und rechts der Gasse noch einmal um. In der magischen Menagerie wurde gerade zusammengekehrt und im Tränkezubehör war es bereits dunkel.

Ebenso bei Ollivander. Das brachte Harry auf die Idee, sich einmal mit dem Zauberstabhersteller zu unterhalten. Besonders über die Zusammenhänge zwischen seinem Zauberstab und dem ehemaligen von Voldemort. Zudem wäre es interessant zu erfahren, was passieren würde, wenn ein anderer den zweiten Stab halten würde, oder sogar er selbst.

Dann waren die Ferien zu Ende und Harry kehrte zurück an seinen Arbeitsplatz.

Es waren jetzt schon einige Wochen, in denen sich die neuen Mitarbeiter in der Forensik eingelebt hatten. Beide, Harry und Niemus, hatten ihre Untergebenen eingearbeitet und viel mit ihnen geprobt.

Gerade brachte Nima einen Auftrag herein, den Harry entgegen nahm und sich durchlas.

„Also, Leute. Ein Auftrag. Pattygev-Road 15. Ein toter Zauberer wurde aufgefunden. Die Vergissmichs waren bereits vor Ort, der Tatort wurde nur von dem betreten, der den Toten gemeldet hat. – Niemus. Gehst du mit einer Gruppe?“

Niemus nickte, zeigte auf einen Tisch und winkte die Gruppe zu sich, woraufhin die Leute aufstanden, ihre Sachen packten und dann mit Niemus das Ministerium verließen.

Es dauerte über eine Stunde, bis sie wieder zurück waren. Die anderen schlossen sich ihm an und zusammen gingen sie in die Pathologie.

Heiler Spencer hatte den Toten bereits auf seinem Tisch liegen und fing mit der Untersuchung an. Dass alle einmal bei einer Sezierung dabei sein mussten, hatten Niemus und Harry vorher mit Mr Spencer abgeklärt.

Dieser machte zuerst die nichtinvasiven Untersuchungen. Erst dann nahm er ein Messer und fing an, den Toten aufzuschlitzen. Vielen wurde dabei flau im Magen und zweien wurde es schlecht, sodass sie sich fast übergeben mussten. Einer verlor sogar kurz das Bewusstsein. Er musste kurz von seinen Kollegen gestützt werden.

„Das war fies“, sagten einige hinterher.

„Vielleicht“, antwortete Niemus. „Aber das müsst ihr packen, wenn ihr hier arbeiten wollt. Untersuchungen an Toten vor Ort gehören ebenso zu eurem Tätigkeitsbereich. Das kann auch Wasserleichen und andere verunstaltete oder entstellte Körper betreffen.“

Jetzt begriffen alle, warum ihre beiden Vorgesetzten wollten, dass sie das hier auch einmal gesehen haben mussten.

Erneut tauchte Nima auf und gab Harry ein Pergament. Dieser nahm es, las es durch und sagte sofort zu einer Gruppe: „Ihr kommt mit. Packt eure Sachen. Wir haben einen Einsatz. Näheres erfahrt ihr unterwegs. – Willbu, du kommst auch mit.“

Auf dem Weg zu den Aufzügen fing Harry zu erklären an. „Wir müssen in die Nocturngasse. Direkt auf der Straße liegt ein toter Elf. Er wurde durch einen Zauberer gemeldet. Mehr weiß ich auch nicht.“

Die Gruppe von fünf Lebewesen verließ das Ministerium und apparierte in eine ruhige Ecke des Kessels. Dann ging sie direkt durch die Hintertür hindurch ins Freie und öffneten den Zugang zur Winkelgasse. Kurze Zeit später standen sie in der Nocturngasse. Die drei Forensiker untersuchten die Umgebung und den toten Elfen unter den wachsamen Augen von Willbu. Harry befragte in der Zwischenzeit den Zauberer, der den Toten gemeldet hatte. Dann sah er sich in der Umgebung um. Als er eine ältere Dame aus einem der Fenster blicken sah, wollte er sie etwas fragen, doch sie zog sich zurück.

Harry sah die der Wohnung zugehörige Tür und trat hindurch in den Flur. Dieser war dunkel und die Luft nicht gerade die frischeste. Er ging in den zweiten Stock und klopfte an die Tür.

„Haben Sie etwas gesehen?“, fragte Harry, als die alte Frau die Tür geöffnet hatte.

„Nur eine dunkle Gestalt“, sagte diese. „Mehr nicht.“ Dann schloss sie wieder die Tür.

Harry ging zurück auf die Straße, wo die erste Untersuchung der Leiche bereits abgeschlossen war und Heiler Spencer bereits die erste Leichenbeschauung übernahm.

„Grober Todeszeitraum: Heute. Maximal seit vier Stunden Tot. Weiteres nach der Autopsie.“

Dann räumte er seine Sachen zusammen und nahm den Leichnam mit.

Harry gab seine Erkenntnisse seinen Mitarbeitern mit, woraufhin diese verschwanden. Jetzt blieben nur noch Willbu und Harry zurück. Sie sahen sich noch einmal gründlich um und verschwanden dann ebenfalls.

Wieder im Ministerium fragte Harry Willbu, ob er bei der Autopsie dabei sein möchte.

Dieser schüttelte seinen Kopf. „Nein, Sir Harry. Ich würde aber gerne die Familie des Opfers ausfindig machen und sie über den Tod in Kenntnis setzen.“

Harry nickte. „Mach das.“

Willbu machte sich in die Abteilung für Elfenangelegenheiten auf, um herauszufinden, wer der Tote war.

Harry hielt ihn noch kurz zurück und gab ihm ein Schreiben mit. Er wusste, dass die Frau hinter dem Tresen nicht gerade die freundlichste sein würde, wenn ein Elf ankommen würde. Er rechnete durchaus mit Problemen. Aber mit dem Schreiben sollten diese behoben sein.

* * * * *


Bereits am nächsten Samstag stand Harry früh morgens vor der Ladentür Ollivanders und sah auf das kleine Schild. Kommen Sie ruhig herein. Ich komme dann schon zu Ihnen. Harry fragte sich kurz, was das zu bedeuten hatte. Das Schild war ihm bei seinem ersten Besuch gar nicht aufgefallen. Aber wenn er genau nachdachte, hatte er nicht genau darauf geachtet, was alles an Schildern und Zetteln da gehangen hatte.

Nach einer knappen halben Minute stand Mr Ollivander im Verkaufsraum und war erstaunt, dass er wieder Mr Potter sah.

„Mr Potter, schön Sie wieder zu sehen. Haben Sie Probleme mit Ihrem Stab?“

„Nein, nein, Mr Ollivander. Alles in Ordnung. Sogar der Ersatzstab liegt immer noch in Einzelteilen mit der Anleitung in einer Kiste und wartet auf seinen Einsatz.“

„Weshalb sind Sie dann hier?“, wollte der alte Mann wissen.

„Ich hoffe, dass Sie mir etwas mehr über die besonderen Zusammenhänge zwischen meinem und dem Stab von Voldemort erzählen können. – Besonders, was Sie über die Wechselwirkungen von Zwillingsstäben wissen, was passiert, wenn nicht die eigentlichen Besitzer oder nur einer der eigentlichen Besitzer beide Stäbe führt. – Einfach alle Kombinationen, die Sie kennen.“

Das musste Mr Ollivander erst einmal verarbeiten. Er schloss kurz die Augen und meinte dann: „Kommen Sie mit nach hinten. Das dauert etwas. Da muss ich ausholen.“

In der Werkstatt angekommen, war Harry erstaunt, dass er auf Lavender Brown traf.

Mr Ollivander erklärte: „Sie hat bei mir eine Lehre angefangen.“

Lavender drehte sich um und lächelte, als sie Harry sah. „Hi Harry“, sagte sie, stand auf und umarmte ihn kurz. Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit.

„Sie können aufhören, Miss Brown. Machen Sie eine Pause von der Arbeit und hören Sie zu. Ich erzähle Ihnen etwas, was Ihnen vermutlich in Ihrer Laufbahn nie wieder oder höchstens einmal begegnen wird. – Es geht um den seltenen Fall von Zwillingszauberstäben.“

Mr Ollivander bot Harry einen Stuhl an und setzte sich selbst auf den letzten, der in der Werkstatt herum stand. Dann begann er zu erzählen. „Zwillingszauberstäbe enthalten den gleichen Kern. Ich meine damit, einen Kern vom gleichen Tier, und dann vom gleichen Körperteil.“

Lavender unterbrach fragend: „Sind dann alle Stäbe, die wir mit Drachenherzfaser herstellen, dann Zwillingsstäbe?“

„Nein“, entgegnete Mr Ollivander. „Wir haben Drachenherzfasern von verschiedenen Drachen. Zwar haben wir viele Fasern vom gleichen Drachen, aber wie Ihnen bekannt sein sollte, sucht der Stab den Zauberer aus. Die Stäbe liegen manchmal Jahrzehnte hier herum. Ich erkläre Ihnen auch gleich warum.“

„Stäbe haben Bedürfnisse“, warf Harry ein.

Ollivander sah Harry erstaunt an. „Richtig, Mr Potter. Woher wissen Sie das?“

„Mr Elber hat mir ein oder zwei Dinge erzählt. Es sollte mir helfen, mich besser mit meinem Stab zu verstehen.“

„Verstehe. Aber weiter im Text. Ich habe viele Stäbe bei mir im Laden. Viele stammen noch von meinem Vater oder Großvater. Immer wieder verkaufe ich welche davon oder auch eigene. Es kommt daher sehr, sehr selten vor, dass zwei Hexen oder Zauberer mit einem Stab, der einen gleichen Kern hat, sich begegnen. Noch seltener ist es, dass diese gegeneinander antreten, damit es sich auswirkt.“

„Aber wie wirkt es sich aus?“, quasselte Lavender dazwischen.

Ollivander sah seinen Lehrling an und meinte: „Ruhig, Miss Brown. – Zaubersprüche von Zwillingsstäben, die während eines Duells aufeinander geworfen werden, wirken sich vollkommen anders aus, als Zauber zwischen Stäben mit unterschiedlichen Kernen. – Entwaffnungszauber funktionieren nicht richtig. Zauber, die eigentlich eine unsichtbare Magiespur haben, können plötzlich sichtbar werden, auch, wenn beide Duellanten die Technik des schattenlosen Spruchs können.“

„Schattenloser Spruch?“, fragte Harry.

„Ungeübte Zauberer erzeugen bei Sprüchen oft eine farbige Magiespur. Wenn man diese sieht, kann man bei entsprechender Reaktionsfähigkeit besser eine Abwehr aufbauen, da man weiß oder auch raten kann, was der Gegner für einen Spruch verwendet hat. Grüne Spuren sind Zauber, die auf den Körper und den Geist einwirken, blaue nur auf den Körper. Orange sind Sprüche, die den Geist verwirren. Violette bewirken das Gegenteil. Gelbe oder rote bewirken eine Transformation oder Gegentransformation.“

Harry hatte verstanden. Er wusste schon seit langem, dass einem die Magiespur etwas sagte, aber noch nie hatte es ihm jemand so genau erklärt.

„Mr Ollivander. Inwiefern unterscheiden sich die Zauber für Zwillingsstäbe von normalen Zaubern?“

Der Zauberstabhersteller überlegte eine Weile. „Sie sind speziell und funktionieren in normalen Fällen nicht. Ich spreche von Apparitionszaubern, Zaubern, welche die Zeit beeinflussen sollen und anderen Sachen, von denen ich keine Ahnung habe, die aber nur mit Zwillingsstäben funktionieren. Es soll sich sogar Gold erzeugen lassen. – Aber ob das nicht nur Sagen und Gerüchte sind!? Ich bezweifle, dass es funktionieren würde.“ Er überlegte noch kurz und fuhr dann fort. „Zu Ihrer Frage, Mr Potter, was passiert, wenn nur eine Person solch einen Zauber ausführt … Keine Ahnung. Es könnte funktionieren. Wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass ausreichend magische Energie zugeführt wird. Außerdem muss man sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren. Dazu braucht man Übung.“

„So etwa, wie wir es bei Madam Pomfrey gelernt haben?“, fragte Lavender und machte weiter, als sie von Mr Ollivander mit hochgezogener Augenbraue angesehen wurde. „Dort haben wir an Diagnosezaubern gearbeitet, um besser Erste-Hilfe leisten zu können.“

Mr Ollivander überlegte kurz. „Ja“, sagte er langsam. „Da haben Sie Recht. Wenn man diese Art an Übung hat, dann wäre es möglich.“ Er sah Harry mit eigenartigem Blick an, was Lavender allerdings entging.

„Danke, Mr Ollivander, für die Informationen“, sagte Harry und stand auf. „Ich denke, ich werde wieder gehen.“

Ollivander stand ebenfalls auf und sagte zu Lavender: „Machen Sie Schluss für heute. Morgen ist auch noch ein Tag.“

„Morgen?“, fragte Lavender, als sie es Begriff. „Richtig. Bis Morgen.“ Dann ging sie.

„Morgen?“, fragte Harry.

„Immer der nächste Arbeitstag. Schafft Kontinuität. Zumindest für mich.“

Harry begriff und lächelte leicht in sich hinein. Auf dem Weg durch den Laden legte Ollivander kurz eine Hand auf Harrys Schulter. „Sie haben ihn, oder? – Den Stab von – Ihm.“ Harry sah Mr Ollivander an und sagte zunächst nichts. „Es gibt Gerüchte, weil sein Stab verschwunden ist. Keiner konnte ihn nach dem Kampf finden. Viele vermuten, dass er von einem seiner Anhänger genommen wurde und für eine eventuelle Rückkehr benutzt werden könnte.“

„Aber das ist unmöglich“, entgegnete ihm Harry. „Voldemort ist tot. Definitiv tot. Er wird nicht mehr zurückkehren.“

„Ich glaube Ihnen das. Aber viele andere nicht.“

Harry dachte kurz nach. „Sie würden den Stab wieder erkennen und ihn identifizieren können?“ Ollivander nickte. „Und Sie würden nicht lügen, wenn ich Ihnen einen beliebigen Stab vorlegen würde?“

„Nein. – Veritaserum.“

Harry nickte. „Dann werde ich mich beizeiten mal auf die Suche machen und sehen, ob ihn andere übersehen haben. Vielleicht kann ich ihn ja auch spüren.“ Damit verabschiedete er sich und kehrte nach Hause zurück.

Ollivander hingegen blieb mit einem leicht unguten Gefühl im Hinterkopf zurück, dass Harry den Stab bereits haben könnte und sich nicht auf die Suche machen müsste.

Als Harry nach dem Abendessen im Bett lag und über den Tag nachdachte, fragte er sich, ob er einen Stab herstellen könnte, den er als Voldemorts Stab ausgeben würde und könnte. Er rechnete mit einer Woche intensiver Arbeitszeit. Es ist nicht besonders schwer. Ich stelle einen her. Gut, das dauert halt. Dann zerbreche ich ihn und zeige ihn Ollivander, der ihn als echt einstuft. Dann bringe ich ihn Kingsley, damit er es öffentlich machen kann. Mit diesen Gedanken schlief er ein.

Als Harry am nächsten Tag ins Büro kam, ahnte er nichts schlimmes, als Nima ihm auf dem Flur entgegen kam.

„Sir Harry, Sie mögen bitte zu Willbu in die Autopsie hinunter kommen.“

Harry nickte, legte seine Tasche ab, trank noch einen Schluck Wasser und begab sich dann auf den Weg in die Autopsie.

Als er den Raum betrat, fiel sein Blick zuerst auf den Toten auf der Edelstahl-Liege, dann auf Willbu und schließlich wieder auf den toten Körper. Der private Harry dachte sich: Das geschieht ihm recht, dass er tot ist. Und der dienstliche Harry dachte sich: Er hat ein Recht darauf, dass sein Mörder bestraft wird. – War es Mord? Selbstmord? Unfall? Natürlicher Tot?

„Was ist mit Yaxley passiert?“, fragte Harry und trat an den Toten heran, um ihn sich näher zu betrachten.

Willbu begann. „Harvey Yaxley, Single, lebte mit seiner Schwester. Diese ist bereits im Warteraum. Sie hat ihn identifiziert. – Der Tote wurde noch nicht untersucht. Er kam vor wenigen Minuten hier an. Heiler Spencer wird vermutlich gleich auftauchen und kann dann mit der Autopsie beginnen. – Yaxley wurde von Miss DeLouise und Mr Klinko hierher gebracht. Diese haben bereits die Tatortaufnahme gemacht.“

Die Tür zur Autopsie wurde geöffnet und Heiler Spencer betrat den Raum. „Guten Morgen zusammen.“

„Guten Morgen, Mr Spencer“, begrüßte Harry seinen Kollegen.

„Guten Morgen, Sir“, begrüßte auch Willbu seinen Kollegen. „Der Tote ist Harvey Yaxley. Ehemaliger Leiter der Auroren unter Pius Thickness und war teilweise auch in anderen Abteilungen tätig.“

Spencer legte seine Tasche auf den Schreibtisch, zog seinen Mantel aus und hängte ihn dann an einen Ständer.

Vor dem Tisch stehend, auf dem der Tote lag, sah er auf diesen hinunter und betrachtete ihn eine kleine Weile. „Dann will ich mal“, meinte er.

Harry und Willbu verabschiedeten sich und kehrten in ihr Büro zurück. Dort dachten beide nach. Harrys Mitarbeiter und deren Elfen würden diesen Fall schon lösen. Und natürlich würde Harry immer für Fragen zur Verfügung stehen. Außerdem hatte er noch die Aufsichtspflicht und musste die Angaben und Beweise seiner Mitarbeiter sichten.

Kurz darauf gingen die beiden in einen Raum, der neben dem Verhörraum angebracht war. Obwohl Yaxleys Schwester nur als Zeugin geladen war, befragte man sie genau. Harry und Willbu sahen durch einen einseitigen Spiegel in den Raum und hörten, was dort gesagt wurde.

Obwohl sie auch die Lehre des reinen Bluts vertrat, schien Yaxleys Schwester gemäßigt zu sein, da sie es begrüßte, dass ihr Bruder tot war. Scheinbar war er ihr zu extrem gewesen.

* * * * *


Die folgenden Tage verbrachte Harry die Abende damit, dass er sich über Zauberstäbe informierte. Immer wieder las er etwas in der Bibliothek der Blacks oder versuchte aus Salazars Büchern etwas zu erfahren. Zur Tarnung apparierte er immer wieder nach Hogwarts und suchte das Schlachtfeld gespielt ab. Nach vier Tagen hob er schließlich einen Baumzweig auf und disapparierte. So hatte es den Anschein, dass er etwas gefunden hatte. Schließlich gelang es ihm mit Hilfe von Tammy, die ihm auch schon den Ring von Voldemort dupliziert hatte, einen falschen Zauberstab herzustellen.

Harry ging zu Fawkes und erfragte von ihm eine Feder, um diese mit dem Stab zu verbinden. Fawkes verstand Harrys Intention und wies ihn darauf hin, dass er sämtliche dunklen Zauber mit diesem Stab unterbinden würde. Harry verstand. Dann zupfte er Fawkes eine einzelne Feder aus und verband sie mit dem Kern des Stabs.

Dann ließ Harry das Original und die Fälschung von Timmy prüfen, welcher keinen Unterschied feststellen konnte. Tammy hatte ihm ja geholfen und war für ihn als unabhängige Prüferin ungeeignet. Harry zerbrach die Fälschung, räumte das Original wieder weg und ging zu Mr Ollivander, um ihn abzuholen. Mit dem Stabhersteller ging er direkt zu Kingsley und fragte ihn, was er über die Gerüchte zu Voldemorts Stab wisse.

„Nichts genaues. Seit dem großen Duell ist sein Stab verschwunden. Keiner hat ihn gefunden, obwohl intensiv gesucht wurde. Viele glauben, dass einer seiner Anhänger ihn genommen hatte, um seine Rückkehr zu planen.“

Harry griff in seine Tasche und legte den zweiteiligen Stab auf den Tisch.

Kingsleys Gesichtszüge blieben stehen. „Du hast ihn? Woher?“

„Gefunden“, schwindelte Harry. Denn er hatte ihn ja gefangen. „Als ich vorherige Woche auf Mr Ollivander traf, habe ich von den Gerüchten gehört und mich dann auf die Suche gemacht.“

Kingsley schickte nach Mrs Wilmers. Sie solle Veritaserum mitbringen. Als sie endlich das Büro betrat und ihr Blick auf Mr Ollivander, Mr Potter und einen zerbrochenen Stab fiel, war sie ziemlich sicher, was denn los war.

„Danke, Daphne. – Mr Ollivander, sind Sie damit einverstanden?“

Mr Ollivander nickte und bekam drei Tropfen des Tranks mit einer Pipette auf seine Zunge geträufelt. Diese schluckte er mit einem Glas Wasser und setzte sich dann in einen Stuhl.

Kingsley begann mit den Fragen. „Wie heißen Sie?“

„Garrick Ollivander.“

„Was ist Ihr Beruf?“

„Zauberstabhersteller.“

„Haben Sie Voldemort einen Zauberstab verkauft?“

Mr Ollivander sagte nach kurzem Überlegen: „Nein.“

Harry fragte: „Haben Sie Tom Riddle, später bekannt als Lord Voldemort, einen Stab verkauft?“

„Ja“, antwortete Ollivander schließlich.

Kingsley reichte Mr Ollivander den zerbrochenen Stab und fragte: „Erkennen Sie diesen Stab?“

„Ja.“

„Wem hatte er gehört?“

„Tom Riddle und später V-Voldemort.“

„Sie erkennen diesen Stab also wieder und bezeugen hiermit, dass er Lord Voldemort gehört hatte?“

„Ja“, antwortete Mr Ollivander.

Kingsley gab sich damit zufrieden und Mrs Wilmers gab Mr Ollivander ein Gegenmittel. Die drei bedankten sich bei dem alten Mann, worauf sich dieser verabschiedete.

Beim Hinausgehen fragte sich Harry, wie Mr Ollivander wohl kämpfen würde oder auch könnte.

„Nachdenklich, Mr Potter?“, fragte Mrs Wilmers.

„Ja“, sagte er. „Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, sich ein kleines Duell mit Mr Ollivander zu liefern.“

Mrs Wilmers sah Richtung Tür, durch die eben der alte Zauberer gegangen war.

„Und was machen wir nun, Kingsley?“, fragte Harry.

„Wir veröffentlichen die Nachricht, dass Voldemorts Stab gefunden wurde, um die Gerüchte zu entkräften und die Ängste zu nehmen.“

Tags darauf konnte man im Tagespropheten lesen: Der Zauberstab von Dem-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte wurde zerstört aufgefunden. Der Finder, Harry Potter, bekräftigte dabei, dass Er nicht mehr zurückkommen würde und definitiv Tod sei.

Noch immer bedrückte Harry etwas. Erneut kehrte er zu der Höhle zurück und erneut kämpfte er gegen Inferi. Er stand am Rande der Insel und warf dem letzten, der aufgetaucht war, eine Feuerwalze entgegen, als er an seinem Knöchel gepackt und nach unten ins Wasser gezogen wurde. Dort, so der Plan des Inferi, sollte er sterben. Harry war bereits einer Ohnmacht nahe, als er sich seiner Fähigkeiten besann und um sich herum eine Blase aus Luft erschuf. Als er auf dem Grund des Sees angekommen war, sah er aufgrund der Finsternis nichts mehr. Er entzündete mit seinem Stab eine kleine Kugel aus Licht, um sich etwas Überblick zu schaffen. Er war der Meinung im dunklen Umrisse zu erkennen, die an Menschen erinnerten. Dann entledigte er sich des Inferi, indem er ihn mit einem Zauber schockte. Dann ging er etwas näher an die Umrisse heran, um besser sehen zu können. Doch was er sah, konnte er kaum glauben. Dort war ein steinernes Abbild Voldemorts zu sehen. Und in ein paar Metern Abstand war ein weiteres Abbild. Allerdings von einem anderen Zauber. Auch von Hexen fand er welche.

Harry war verwirrt. Er konnte sich darauf keinen richtigen Reim machen. Er vermutete, dass es sich dort um Personen handeln musste, die wie Voldemort die Macht anstrebten. Aber warum ausgerechnet hier Bildnisse von ihnen aufgestellt waren, wusste er nicht. Er war sich nicht einmal sicher, ob das hier Personen waren, die wirklich gelebt hatten oder ob dies nur ein Trick Voldemorts war. Aber was wäre dann der Grund?

Doch zunehmend spürte er, dass dies wohl sein letzter Besuch in der Höhle sein würde, um seine Gefühle zu verarbeiten. Gleich nach seiner Rückkehr würde er mit Ginny darüber sprechen. Glücklicherweise war Ginny gerade im Fuchsbau. Die Sehnsucht zu Harry trieb sie immer wieder an den Wochenenden zu einem Kurzbesuch hierher.

Dort nahm er sie sich zur Seite und erzählte ihr, was ihn noch so alles bedrückte. Geduldig hörte sie ihm zu und nahm ihn in den Arm, wenn er es brauchte.

Plötzlich klopfte es an der Scheibe. Eine Eule stupste mit einem Paket im Schnabel an das Fenster. Ginny nahm es ihr ab. Sie las Harrys Namen und reichte es ihm. Der Eule gab sie einen Keks und zeigte ihr eine Stelle, an der sie sich ausruhen und etwas Wasser zu sich nehmen konnte. Die Eule gab ein Schuhu zurück und flog auf die gezeigte Stelle.

Harry öffnete sein Paket und nahm ein druckfrisches Exemplar seiner Biografie heraus. Sein eigenes Antlitz sah ihm entgegen, das ab und an lächelte.

Er blätterte kurz durch, aber es war genau der Text, den die drei ausgearbeitet hatten. Er ließ das Exemplar hier, damit Molly und Arthur sowie die anderen Weasleys sie auch lesen konnten. Wenn Ginny und er in den Grimmauldplatz einziehen würden, dann würde er die Ausgabe wieder mitnehmen.

„Kommst du morgen mit?“, fragte Harry seine Freundin.

„Wohin?“

„Zu Florish & Blotts. Dort werde ich morgen früh eine Autogrammstunde geben und die Ausgabe signieren.“

* * * * *


In einem versteckten Tal in Asien trafen sich die Drachen. Der weiße Drache stand in der Mitte von vieren Drachen und sah sich um.

„Du hast deine Strafe abgegessen, Mantigru. Was willst du nun tun?“, fragte der gelbe Drache. Jener, der für Hufflepuff stand.

„Ich weiß es noch nicht genau. Ich denke, ich werde meinen Weg fortführen und dem jungen Menschen weiterhin helfen und beiseite stehen. – Ich weiß, dass nach unseren Gesetzen meine Strafe abgeschlossen ist, aber ich fühle mich noch nicht so weit. Ich werde dem jungen Menschen, dem ich schon einmal Tipps gegeben und ihm geholfen habe, weiterhin beistehen. Ansonsten werde ich junge Drachen ausbilden, denke ich. Sie sollen alles über die dunkle Zeit wissen. Es hilft einem, Fehler zu vermeiden. Todschweigen hilft nichts.“

„Weise Worte für einen weißen Drachen.“

Die anderen mussten über den Witz schmunzeln.

„Wie hast du dem Menschen geholfen?“, wollte der blaue Drache, der für das Haus Ravenclaw stand, wissen.

„Ich habe ihm geholfen, in Gringotts Magie zu vollführen. Außerdem habe ich ihn daran erinnert, dass er die Zauber, die er aus seinem Seelenteil erhalten hat, auch anwenden darf.“

„Du sprichst von meinem Harry?“, wollte Tabaluga, der grüne Drache, wissen.

Dein Mensch?“, fragte der rote Drache.

„Du weist genau, dass ich eine besondere Beziehung zu ihm habe.“

„Woher?“

„Ich habe ihm die Nachricht von unserer Krankheit überbracht.“

„Stimmt“, erinnerte sich der rote Drache. Davon hatte ihm Tabaluga erzählt und auch von anderen hatte er die Geschichte gehört.

* * * * *


Als Ginny und Harry am nächsten Morgen an die vereinbarte Stelle in einen hinter Raum des Ladens apparierten, stand draußen vor dem Laden schon eine Schlange. Viele wollten einfach nur ein Autogramm von Harry Potter. Andere wollten das Buch lesen und nahmen die Widmung gerne mit. Wiederrum andere wollten nur das Buch lesen und ließen die Widmung auf jemand anderen schreiben.

Da es doch recht viele Personen waren, ließ Harry die Widmung mit einer Feder schreiben, die auf seine Handschrift geeicht war. Nur seinen Namen schrieb er selbst.

Nach knapp der Hälfte brauchte er kurz eine Pause für sein Handgelenk und unterhielt sich mit der älteren Dame, die gerade ihr Exemplar vorgelegt hatte. Nach knappen zwei Minuten machte er weiter. Unbemerkt ließ er sich von der Feder unterstützen. Da die Feder, mit der er schrieb, auch seine Handschrift kannte, fuhr diese die Kurven schon von alleine nach. Harry ließ sich nur noch führen. Das entlastete sein Handgelenk ungemein.

Obwohl nur zwei Stunden angesetzt waren, gab Harry jedem, der in der Reihe stand, ein Autogramm und war nach zweieinhalb Stunden fertig. Der letzten Person, für die er ein Autogramm schrieb, war eine alte Dame, die das Buch für ihren Enkel kaufte.

Ginny und Harry verließen den Laden und schlenderten durch die Gasse. Ollivander schloss gerade seinen Laden ab, Lavender stand daneben, als die beiden daran vorbei gingen.

„Mister Ollivander“, begann Harry. „Ich hätte da mal eine kurze Frage.“

„Gerne, Mister Potter“, gab er zurück.

„Sie müssen doch aufgrund Ihres Berufs eine Menge über Zauberstäbe wissen!“

Ollivander nickte.

„Ich habe mich gefragt, wie ein Duell mit Ihnen wäre.“

„Wissen Sie, Mister Potter. Ich zaubere sehr wenig. Und dann immer nur die gleichen Zauber. Ich glaube nicht, dass ich ein guter Gegner wäre.“

Harry nickte. „Ich dachte, weil Sie so viel über Stäbe wissen, könnten Sie dadurch einen Vorteil erhalten haben.“

„Dem ist leider nicht so, Mister Potter.“

Sie gingen noch zusammen in den Kessel und von dort dann über den Kamin jeweils nach Hause.

„Sag mal, Harry“, begann Ginny. „Was hälst du davon, wenn wir Draco zu den wichtigen Schulrats-Sitzungen einladen zu uns zu kommen? Zumindest einmal im Jahr? Er muss ja eh wegen dem anderen Treffen kommen.“

„Welches andere Treffen?“, fragte Harry, doch es dämmerte ihm. Frederick hatte alle seine Erben gebeten, sie mögen sich einmal im Jahr in einem bestimmten Gasthaus treffen und sich beraten, treffen oder einfach nur in Kontakt bleiben. Außerdem sollten sie den Ausführungen von Frederick lauschen, der durch die Vereinigung der Zauberstäbe der noch lebenden Personen als Bildnis erscheinen konnte. „Ich verstehe, was du meinst, mein Schatz. Also gut, ich werde ihm einen Brief schreiben. Dann werde ich auch gleich schauen, dass wir eine Sitzung des Schulrates immer einen Tag davor bekommen.“

Ginny nickte und Harry machte sich daran, den Brief zu schreiben.

Hallo Draco, hallo Astoria,
Wir beide, Ginny und ich, haben uns gedacht, dass wir dich einmal in Jahr, und auch Astoria, einladen, zu uns zu kommen.
Du kannst dann an der Sitzung des Schulrates persönliche teilnehmen und auch an unserem anderen Treffen mit Frederick in dieser Wirtschaft.
Ich würde mich freuen, wenn du zusagen würdest.

Harry


Nachdem er den Brief verpackt hatte, gab er ihn Hedwig mit, die ihn an eine spezielle Übersee-Adresse geben sollte. Dort wurden die Briefe gesammelt und über den normalen Postweg verschickt. Er konnte zwar auch den Briefkasten vor der Haustür nehmen, aber Hedwig hatte in letzter Zeit wenig zu tun und so war es für sie eine willkommene Abwechslung.


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