von Julia*Jay*Brown
Schon am nächsten Morgen warteten einige Schüler vor den Klassenzimmern der Professoren, oftmals um ihre Familie (viele Muggelgeborene unter ihnen) für das Programm zu melden.
Es war jedoch deutlich später am Tag, als eine kräftige Hand Nicole in einen Geheimgang hineinzerrte.
„Ich weiß ja nicht, was deine Schwester dir erzählt hat, aber bitte haltet euch aus unserer Angelegenheit heraus“ knurrte ein Hufflepuff, deutlich größer als sie selbst und hielt sie mit seinem Zauberstab im Schach.
„Jim Frye?“
„Ganz Recht.“
„Hör zu, du machst mir keine Angst, also kannst du vielleicht deine merkwürdige Pose fallen lassen. Sie ist lächerlich.“
„Wer glaubst du, wer du bist?!“
„Jemand, der dir helfen kann.“
„Es gibt nichts…“ er trat einen weiteren Schritt auf sie zu, doch Nicole legte ihm eine Hand auf den Zauberstabarm, drückte sie nach unten.
„Hier kann dir niemand etwas tun, Jim. Danny und du, ihr habt etwas so viel besseres verdient als das. Ihr könnt dort herauskommen, könnt eure wahre Zukunft endlich entdecken. Ihr seid Zauberer! Euch steht eine ganze Welt offen, die ihr einfach so verlassen wollt- jetzt, wo euch endlich jemand die Tür offen hält.“
„Dieser Mafia, dieser Gang, entkommt man nicht einfach. Die wissen nichts von unserer Begabung.“
„Was hindert euch dann?“
„Dass unsere Eltern damit drohen, das Geheimhaltungsabkommen zu brechen und die zu einer Hexenjagd wie vor hunderten Jahren aufrufen werden! Außerdem kann man nicht einfach so aufhören, Drogen zu nehmen!“
Er sah aus, als hätte er all das nicht sagen wollen. Seine Faust krachte gegen die Steinwand neben Nicoles Kopf.
„Gib mir deine Hand“ sagte Nicole, doch als er nicht reagierte, packte sie sein Handgelenk und zog die geballte Faust in Richtung ihres Zauberstabs.
„Episkey.“
Er zuckte nicht einmal zusammen, obwohl das recht schmerzhaft gewesen sein musste.
„Überleg es dir. Wenn du dich umentschieden hast, kannst du mir oder Charlie eine Eule schicken.“
Er antwortete noch immer nicht, weshalb Nicole sich mit einem letzten Blick auf den Weg zu Verwandlung machte, den Wandteppich wieder vor den Geheimgang fallen lassend. Jim hatte ihre Vermutung nur bestätigt, dass all diese Dinge die Opfer so sehr zerstörten, dass sie Hilfsbereitschaft mit verachtendem Mitleid verwechselten.
„Hey“ grüßte Cassandra und wedelte mit einem Zettel herum, „Den hier habe ich gerade von einer Zweitklässlerin in die Hand gedrückt bekommen, Slytherin. Wir haben den ersten offiziellen Hilferuf.“
„Das ist ein guter Anfang. Ich hatte gerade einen Zusammenstoß mit Jim. Bei den älteren Schülern wird es deutlich schwerer als bei jüngeren.“
„Nicht die Hoffnung aufgeben, sie werden es schon noch verstehen. Mach dich nicht verrückt, weil sich nicht alles sofort geklärt hat.“
„Ich weiß, das war auch gar nicht das Problem“ seufzte Nicole, „Es war nur, dass alles so exzellent funktioniert hat bisher. Doch nun scheinen wir an der echten Weggabelung angekommen zu sein, hier wird sich zeigen, ob es wirklich funktioniert.“
Cassandra hob erneut den Zettel hoch, den sie in einen neuen Ordner einfügen würde: „Es funktioniert.“
Nicole lächelte schwach, sah auf die ordentliche Handschrift des Mädchens.
„Zweite Klasse, hast du gesagt?“
„Hmm? Ja.“
Die Schulsprecherin lächelte schwach, kopierte den Zettel mit einem Schwung und steckte die Kopie in die Tasche.
Nachdem der Unterricht für den Tag beendet war, begab sie sich auf die Suche nach Jim Frye, öffnete die Tür zum Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs, als sie Stimmen hörte.
„…vollkommen unnötig!“
Ein Mädchen erwiderte: „Sei nicht albern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ihr Probleme habt. Und was, wenn ich meine Schwester darauf aufmerksam gemacht habe? Es ist ihre Aufgabe, sich um Schüler zu kümmern und wer weiß, wie viele zuhause misshandelt werden, weil sie keinen haben, den sie hier um Hilfe fragen können.“
„Das ist trotzdem noch immer eine Privatsache!“
„Ach, nur weil es auf deinen Gefühlen und deinem Stolz herumtrampelt, kannst du die ganze Aktion nicht schlecht reden. Sie ist etwas Gutes, das Richtige!“
„Hey- wir sind hier noch nicht fertig!“
„Würdest du mich bitte loslassen, Jim?“ Maryannes Stimme war gefährlich leise geworden, Nicole kannte den Tonfall.
„Angst?“
„Nein- ich habe nur gerade festgestellt, dass meine Sorge um meine Mitschüler scheinbar nicht akzeptiert wird. Jemand hier in diesem Saal muss endlich über den Tellerrand schauen.“
Maryanne schritt wenig später mit nicht viel mehr als einem stolzen Blick durch die Tür und ging, Nicole ignorierend, die Marmortreppe hinauf. Sie wusste genau, dass Maryanne jetzt Zeit für sich brauchte, die Fassade würde gleich bröckeln.
Nicole trat unterdessen durch die noch offene Tür in den Besenschrank, die Albernheit der Situation beiseite schiebend.
„Man wird euch gar nicht los“ schnaubte Jim, die Arme verschränkend.
„Nein. Ich wollte dir nur etwas zeigen“ Nicole zog den Zettel aus ihrer Tasche und hielt ihn Jim vor die Nase.
„Danielle Baker, na und?“
„Das hier ist ein Zwölfjähriges Mädchen aus Slytherin, ein Halbblut. Ich habe vorhin mit ihr gesprochen- ihr älterer Bruder hat sich letztes Jahr umgebracht, weil er zu Hause misshandelt wurde, weil seine Eltern seine Schwester fast zu Tode geprügelt haben, und er sie nicht beschützen konnte.“
Jim hielt seine steinerne Fassade aufrecht.
„Sie fürchtet sich, vor ihren Eltern; davor, dorthin zurück zu müssen. Keiner ist für sie da, niemand. Aber jetzt können wir etwas dagegen tun.“
„Was willst du von mir?“
„Dass du einsiehst, dass das hier nicht sinnlos ist- dass es euch beiden helfen wird.“
Jim schüttelte den Kopf: „Wir kommen klar. Im Gegensatz zu dieser Danielle können wir uns wenigstens wehren.“
„Dann tu mir wenigstens diesen einen Gefallen“ setzte Nicole ein, was ihn zum Halten bewegte. Er sah auf, seine grauen Augen bohrten sich in ihre eigenen.
„Der da wäre?“
„Hilf denjenigen aus deinem Haus, von denen du weißt, dass sie in einer solchen Situation sind. Du willst das hier nicht, aber sie trauen sich vielleicht nur nicht.“
Jim nickte und verschwand.
Nicole atmete kurz tief durch, stieß die Tür zum Besenschrank erneut auf und ging zurück in Richtung des Zimmers der Schulsprecher, wo Charlie bereits auf sie wartete.
„Was hat er gesagt?“
„Er hat noch nicht zugestimmt, aber immerhin will er anderen helfen. Ich glaube, die Wand, die er um sich und seinen Bruder gezogen hat, ist einfach zu stark. Vermutlich hat er seitdem er Sprechen konnte nie über diese Dinge gesprochen. Einfach stark sein, anders kann man dort nicht überleben.“
Charlie legte einen Arm um sie: „Er wird rumkommen. Ich habe einen Brief an Danny geschrieben, verschlüsselt mit ein wenig Alte Runen. Vielleicht ist er ja ein wenig kooperativer.“
„Ich hoffe es. Hast du noch irgendwelche Anfragen bekommen?“
„Zwei Gryffindors, sechste Klasse, haben sich gemeldet. Scheinbar leben sie praktisch auf der Straße, außer, wenn sie nach Hogwarts kommen.“
„Das sind dann immerhin schon mal drei in einem Tag. Ich glaube, ich werde Danielle persönlich zu uns aufnehmen.“
„Sicher?“ fragte Charlie nach und Nicole nickte.
„Wir haben recht lange geredet, ein wenig eine Verbindung aufgebaut. Ich glaube, sie vertraut mir und ich mag sie. Meine Familie wird sie gerne haben. Als sie von ihrem Bruder erzählt hat, haben ihre Augen geleuchtet und es tat weh, dieses Licht wieder verschwinden zu sehen. Er war zwar ein Muggel, aber ihr Held.“
„Jeder Held hat seine Schwäche“ erwiderte Charlie nickend, „Obwohl wir immer für andere da sein werden, müssen wir manchmal auch zulassen, wir selbst zu sein. So geht es mir mit Ginny, ich wüsste nicht, was ich mir vorwerfen würde, wenn ihr etwas passiert.“
Nicole legte eine Hand sanft auf seinen Arm: „Es wird ihr nichts passieren.“
Charlie grinste. Nicoles Herz setzte für einen unerwarteten Augenblick aus, doch auch sie konnte sich ein unwillkürliches Lächeln nicht verkneifen.
Der Weasley hob eine Hand und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bis sie in ihrem Nacken anhielt.
Nicole versank in seinen braunen Augen, die Welt um sich herum vergessend. Charlies Stirn legte sich sanft gegen ihre eigene, Nicole schloss die Augen und sog diesen Moment in sich auf. Die Ruhe, das Flattern, die Wärme. Charlies andere Hand fand ihren Weg zwischen Nicoles Finger und sie verschränkten sich ineinander.
~*~
Ein wenig euphorisch, schlicht überglücklich, betrat Nicole nach dem Abendessen den Gemeinschaftsraum der Slytherins.
„Dieses Gesicht“ seufzte Francis, lachte jedoch, „Hast du heimlich in der Küche was vom Feuerwhiskey genascht?“
„Nein“ das Lächeln auf Nicoles Gesicht wollte nicht verschwinden, „Ich bin einfach nur glücklich.“
Cassandra schüttelte den Kopf, während Phil Nicole ausgiebig studierte. Allerdings ließ der Avery sich nicht zu einem Kommentar herab, sondern griff nur schweigend nach einer weiteren Bertie Botts Bohne.
Nicole fiel auch zum ersten Mal auf, dass Cassandra sich zu Francis auf die Couch gesellt hatte. Sie suchte eindeutig seine Nähe. Die Schulsprecherin nahm neben Phil Platz und ließ ihren Blick zwischen ihrer besten Freundin und ihrem Ex-Verlobten hin und her wandern.
Cassandras eigene Augen verließen Francis Gesicht nur recht selten, obwohl das Gespräch zwischen den vieren umhersprang. Vielleicht bildete Nicole es sich nur ein, aber Cassandra errötete sogar in einem Augenblick, als Francis ihren Unterarm streifte.
„Wir sollten es für heute sein lassen“ gähnte Cassandra einige Stunden später, der Gemeinschaftsraum hatte sich merklich geleert und abgesehen von einigen verzweifelten ZAG- Schülern war es still. Die Crawley stützte sich nonchalant auf Francis Knie ab, um aus den Untiefen der Couch zu entkommen. Eine Geste, die vermutlich niemandem entging. Sie lächelte ihn an und folgte dann Nicole zu ihrem Schlafsaal.
„Sehr unauffällig“ kommentierte Nicole.
„Es war nicht als unauffällig gedacht, er sollte es bemerken. Nicht jeder beschränkt sich auf eine passive Rolle in einer Beziehung.“
„Was soll das heißen?“
„Nach allem, was ich gesehen und gehört habe, hat Weasley bisher immer den Kontakt initiiert. Ich hingegen werde Francis zeigen, wo ich stehe und ihm lediglich eine Reaktion darauf gestatten.“
„Ist das ein Problem für eine Beziehung? Wenn nur eine Person Dinge einzuleiten scheint, meine ich.“
Cassandras Gesichtsausdruck wurde sanft: „Vielleicht ist es nicht ideal, aber ihr steht noch am Anfang- sogar eher davor- und du selbst musst noch mit deinem selbst klar kommen. Ich würde diese Aktion eher so werten, dass er seine Gefühle für dich irgendwie zeigen muss. Möglicherweise als eine Art Bekräftigung.“
Beruhigt ließ Nicole sich in die Kissen sinken.
~*~
„Es ist schon ein wenig verwirrend“ waren Francis erste Worte auf Nicoles Frage zu Cassandra, „Ich meine, als Freunde sind wir uns schon ziemlich nah, aber ob mehr überhaupt möglich ist…es könnte Jahre dauern und ich will sie nicht verletzen.“
„Lass dir ruhig Zeit. Sie wird nicht aufgeben, aber wenn es dir mit jemand anderem Ernst wird, sag es bitte sofort.“
Francis nickte und sie beugten sich wieder über ihre Aufsätze, deren Länge und Aufwand sich seit letzter Woche exponentiell gesteigert hatte. Die gesamte siebte Jahrgangsstufe saß zur Zeit der Mittagspause in der Bibliothek, gleichermaßen verzweifelt ob der Aufgaben. Der ein oder andere hatte sich wegen eines Nervenzusammenbruchs schon zurückgezogen, war dann jedoch eine halbe Stunde später erneut neben seinen Freunden aufgetaucht. Eine Pause war bei dem momentanen Pensum einfach nicht drin.
„Schon verrückt, ich hätte schwören können, ich hätte das richtig in Relation gesetzt“ stöhnte Phil, ließ den Kopf auf seine Arithmantik Notizen sinken und knüllte das vierte Pergament zusammen.
„Welche Gleichung ist das Problem?“ fragte Nicole, selbst noch mit Zaubertränke beschäftigt.
„Die vierte, den Rest habe ich recht gut hinbekommen. Kann doch nicht so schwer sein…“
Nicole setzte einen Punkt an den letzten Satz, schrieb ihre Quellen unter eine schnell gezogene Linie und griff nach der Aufreihung von Gleichungen in Phils eleganter Handschrift.
„Kein Wunder, du hast ein Omega vergessen.“
„Was?“ Phil griff nach der Kante des Pergaments, welches Nicole aus der Tasche gezogen hatte. Er fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
„Komm runter“ meinte Henry, eine Zeichnung für Pflege Magischer Geschöpfe beginnend, „Du machst dir zu viel Stress, Phil.“
„Stress? Das hier ist wichtig, Gobelin!“ schnappte der sonst so gut kontrollierte Avery. Die Blicke der Slytherins um ihn wandten sich ihm sofort zu. Ohne Umschweife erhob er sich, seine Sachen zurücklassend, und verließ die Bibliothek.
Cassandra folgte.
„Das war…intensiv“ kommentierte Francis.
„Es ist ein intensives Jahr“ erwiderte Nicole, „Ich glaube, wir haben es alle ein bisschen unterschätzt.“
„Kein Wunder, wenn die Lehrer erst jetzt ohne Vorwarnung mit der richtigen Arbeit anfangen wollen. Alle auf einmal.“
„Wir haben Februar, es dauert nicht mehr wirklich lange.“
„Vier Monate“ protestierte James und zog ein weiteres Buch hervor, welches er dem unglaublich hohen Stapel um sie herum hinzufügte, „So schlimm können die UTZ nicht sein.“
„Sehr witzig“ war der unisono Kommentar seiner Hauskameraden.
Einige Tische von ihnen entfernt bemerkte Nicole, wie auch Charlie, Nate und Derek in einer hitzigen Diskussion zu stecken schienen. Der Weasley fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streckte sich ausgiebig.
Rasch wandte sie den Blick ab und vertiefte sich in den Aufzeichnungen für Arithmantik, während in ihrem Kopf bereits ein Plan formiert wurde.
„Wir werden angestarrt“ kam es von der zurückkehrenden Cassandra. Auch Phil, deutlich gelassener, nahm erneut Platz in ihrer improvisierten Tafelrunde.
„Wie meinen?“ fragte Henry irritiert.
„Ein gewisser Hufflepuff hat euch fest im Blick“ erläuterte Phil mit bedeutungsschwerem Ausdruck in den Augen.
Nicole schwieg: „Vielleicht denkt er über das Angebot nach, oder sein Bruder hat sich bei ihm gemeldet.“
„Besonders positiv ist die Reaktion zumindest nicht.“
Nicole wedelte Cassandras Worte weg.
Wenige Stunden später, als sich die Sonne während den Unterrichtsstunden bereits dem Horizontnäherte, traf Nicole auf ihren Schulsprecherkollegen.
„Wie geht’s?“ fragte dieser, als sie sich mit einem Sandwich zu ihm auf die Stufen vor dem Schlossportal setzte.
„Gestresst, aber glücklich. Auch ein Stück?“
„Gerne. Ich hab gesehen, dass Phil wohl auch seinen Moment heute hatte.“
„Ja, war eine Überraschung für uns alle. Aber wer hat auch gesagt, dass irgendjemand nicht darunter brechen könnte. Was machen Nate und Derek?“
„Sie liefern sich ein Wettrennen um das Quidditch Stadion.“
„Und du bist nicht bei ihnen?“
Charlie lachte: „Nein, ich hatte Training und hab noch immer Muskelkater von vorgestern. Die Auszeit war nötig.“
Nicole schwieg.
„Das heißt nicht, dass ich mich nicht freue, dass du hier bist.“
„Oh, das hatte ich irgendwie befürchtete.“
„Keine Panik, wenn ich alleine sein will, findet man mich nicht.“
Aus einem Impuls heraus, den sie früher geflissentlich ignoriert hätte, verschränkte Nicole die Finger ihrer linken Hand mit seinen eigenen. Charlie schien perplex.
Nicole hätte bei ihrer nächsten Bewegung am liebsten sein Gesicht gesehen, einfach, um in der Überraschung darin zu schwelgen. Doch war ihr dies nicht möglich, da sie ihren Kopf auf seiner Schulter positionierte, sich ein wenig an ihn annähernd.
„So könnte ich hier ewig sitzen“ sprach sie in die kalte Luft des verschneiten Winters. Das goldene Licht der Sonne reflektierte auf der weißen Decke über dem Schlossgelände. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen.
„Wirklich?“ Charlies Stimme schien ein wenig rauer geworden zu sein. Er räusperte sich.
„Ich meine: wirklich?“ wiederholte er, was Nicole in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Sie löste sich aus ihrer gemütlichen Position. Der Weasley hatte seinen Kopf schief gelegt und starrte sie an.
Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen und auf ihre nächste impulsive Entscheidung mental vorzubereiten: „Ich weiß, wir haben eine Vereinbarung…und die will ich weiterhin ehren. Aber…“
„Aber?“ erwiderte Charlie flüsternd.
Nicoles freie Hand fand ihren Weg in Charlies Nacken, die Haare unter seiner Wollmütze ertastend, sich hinein schmiegend. Mit einer langsamen Bewegung näherte sich die Slytherin dem Gryffindor, die eigentlich ungemütliche Lage gar nicht wahrnehmend.
Ihre Lippen legten sich sanft auf seine, sich langsam an die noch immer neu wirkenden Reaktionen gewöhnend. Charlie ließ ihr Zeit und es war, zum ersten Mal, Nicole, die den Kuss vertiefte- zaghaft, ein wenig linkisch, aber dennoch genau richtig. Sie legte nun auch ihre andere Hand in seinen Nacken, sanft über seine Schulter wandernd, ehe sie am Kragen seines Umhangs zum Stehen kamen.
Eine gefühlte Unendlichkeit später, und doch nach zu kurzer Zeit, lösten sie sich voneinander.
„Was machst du mit mir, Nicole?“ flüsterte Charlie. Die Angesprochene blinzelte.
„Du bist die wundervollste Person, die ich je kennen gelernt habe. Der Stolz, mit dem du dich hältst, weil du weißt, dass dich niemand einfach umstoßen kann. Wenn ich mit dir rede, sehe ich so viel mehr als die emotionslose Slytherin, deine Augen sind für mich wie…wie der Blick in eine andere Welt und ich sehe dort einen Charakter, der mich voll und ganz bezaubert, bannt. Es macht mich verrückt, weil ich nichts anderes will, als einfach nur mit dir Zeit zu verbringen. Du verwandelst mich in einen Idioten, der schrecklich schnulzige Dinge sagt und denkt.“
Nicole musste unwillkürlich lächeln, hob Charlies Hand an ihre Lippen und gab ihr einen sanften Kuss.
„Wie kannst du das so…wie wäre es mit einer Reaktion?“
„Verzeihung. Ich bin einfach nur so unglaublich glücklich und kann es nicht in Worte fassen.“
„Glücklich?“
„Euphorisch, ekstatisch- jedes positive Attribut, das dir einfallen mag. Aber ich weiß auch, dass wir zurecht warten sollten mit einer Beziehung, egal, wie sehr wir es uns auch wünschen.“
„Wir sollten es wirklich ein wenig langsamer angehen lassen.“
~*~
Und hier endet der Upload- Marathon^^
Ihr habt sicherlich die vielen Zeitsprünge bemerkt. Der Grund dafür ist, dass ich die Fanfiction eigentlich kurz halten wollte, um zwar die Charaktere ausreichend zu entwickeln, aber unnötiges Klischee- Drama zu vermeiden.
Bisher sind wir bei 28.013 Wörtern...sehr kurz, wie ihr seht.
Danke für eure Geduld und jeden Kommentar!
LG,
Jay
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