von Testhrus
Harry erwachte wieder in seinem Körper und öffnete vorsichtig die Augen. Er hörte Voldemorts Stimme.
„Da seht ihr es. Ich habe Harry Potter getötet. Der Junge, der einfach nicht sterben wollte. Nun seht ihr es. Ihm habt ihr es zugetraut mich zu schlagen, aber dennoch habe ich ihn besiegt. Kommt auf meine Seite und das Blutvergießen hat noch heute ein Ende.“
Harry richtete seinen Kopf auf und sah in Voldemorts Augen. Als dieser seinen Blick einfing, sagte er: „Und wieder einmal hast du versagt, Tom. Und wieder einmal hast du dich selbst überschätzt.“
Ginny, die ihn sah, rannte auf ihn zu, als Harry aufstand. Voldemort reagierte und warf einen Avada auf Harrys Freundin.
„Nein“, rief dieser ganz entsetzt, streckte seinen Arm nach ihr aus und sah sie schreckerfüllt an.
Der grüne Lichtstrahl stoppt wenige Zentimeter vor Ginny in der Luft und wurde zu einer Kugel. Dann bahnte sich eine Spur den Weg zu Harry. Harry begann zu leuchten, was die Kugel dazu brachte, immer kleiner zu werden. Als nichts mehr übrig war, schien der leuchtende Zauber an ihm abzufließen und im Boden zu versickern.
„Jetzt hast du es endlich vollkommen verstanden, Harry“, sagte Frederick, der neben ihm stand und ihn anlächelte.
„Avada Kedavra“, schrie Voldemort erneut und eine Lichtspur kam auf Frederick Elber zu und traf ihn mitten in die Brust.
Dessen Lächeln wurde noch breiter. Er sah zu Voldemort, schloss seine Augen und sackte mit breitem Grinsen tot zusammen. Harry, der neben ihm stand, realisierte und verarbeitete den Tod seines Freundes, Lehrers und Mentors mit stoischer Gelassenheit. Dann sah er zu Voldemort, griff langsam in seinen Umhang und zog einen Zauberstab heraus. Als er ihn in der Hand hatte, merkte er, dass er Bellatrix’ alten Stab hatte. Er wusste nicht, ob die beiden Stäbe die Plätze gewechselt hatten, oder ob er unbewusst nach dem anderen Stab gegriffen hatte. Mit seinem Phönix-Stab hatte er noch keinen umgebracht, und das sollte auch so bleiben. Aber der Stab, den er gerade mit der Hand umschloss, hatte schon den Tod vieler verursacht. Obwohl er nicht vor hatte, Voldemort damit zu töten, schien es ihm doch passend, dass er den letzten Kampf mit diesem Stab führte. Es war so, als hätte er den Phönix-Stab in seiner Hand. Und irgendwie hoffte er, oder hatte ein inneres Gefühl, dass sein Zauber durch beide Stäbe hindurch fließen würde und so verstärkt würde.
Voldemort hatte nun keine Horkruxe mehr. Nichts, was ihn an diese Welt noch binden könnte, war vorhanden. Harry trat ein paar Schritte aus der Masse heraus. Nun begannen sich die Kontrahenten auf einem imaginären Kreis zu bewegen. Wie zwei Raubtiere, die auf Beute aus waren, sondierten sie mit ihren Sinnen die Umgebung. Snape, der die Todesser beobachtete, sorgte dafür, dass keiner Harry von hinten einen Fluch auf den Rücken werfen konnte. Keiner bemerkte dies, denn Snape zauberte sehr behutsam und verdeckt.
Harry hatte den Rat seines Lehrers beherzigt, als dieser ihm sagte, er solle die drei Heiligtümer beim Gefecht mit Voldemort bei sich tragen. Den Tarnumhang hatte er sich um seinen Bauch gebunden. Der Ring mit dem Stein der Auferstehung hing an einer Kette um seinen Hals und auf seiner Haut. Den Ältestenzauberstab hatte er in einer Tasche seines Umhanges auf der anderen Seite. Er müsste ihn mit seiner linken Hand ziehen.
Harry fing an Tom zu reizen. „Du hast nun nichts mehr, was dich an diese Welt bindet, Tom. Keinen Schutz mehr.“
„Für dich reicht das, was ich habe“, spie Voldemort ihm fast schon entgegen.
Harry spürte eine leichte Unsicherheit in dessen Stimme. „Du hast nicht mehr viel.“
Dann wurde Harry bewusst, was Voldemort gemacht hatte, und fing an, das Opfer seiner Mutter voll zu begreifen. Mit seinem Blut hatte sich der dunkle Lord nicht nur ins Leben zurückgeholt, sondern er hat Harry den Schutz vor dem Tod gegeben. Deshalb konnte er ihn vorhin auch nicht töten. Der Schutz seiner Mutter lebt in Voldemort weiter. Wenn Voldemort das gewusst hätte, hätte er niemals sein Blut genommen.
Diese Erkenntnis ließ Harry für einen kleinen Moment lächeln und ein Glitzern in seinen Augen erscheinen. Voldemort verunsicherte dies für einen kleinen Moment. „Dir ist noch vieles nicht bewusst, Tom. Du hast noch viel zu lernen“, sagte Harry.
„Das sagst ausgerechnet du. Ein Schüler. Ein Niemand.“
Harry hob seine linke Hand und ließ seine Finger spielen. Zwischen den beiden Kontrahenten erschien eine ein Meter hohe Statue, die Albus Dumbledore zeigte. Das leise Getuschel und Gemurmel, das bislang außen herum zu hören gewesen war, verstummte. Jeder der umstehenden hatte soeben realisiert, dass Harry Potter nur mit einem Streich seiner Hand, ohne Zauberstab, eine Statue herbeigezaubert hatte.
Erste Zweifel, dass der dunkle Lord siegen würde, stiegen in den Todessern und Mitläufern auf. Voldemort und Harry gingen weiterhin langsam im Kreis umeinander herum.
„Ein netter Trick, Harry. Das muss ich neidlos zugeben.“
„Wenn du meinst“, antwortete Harry. „Möchtest du noch was lernen?“
„Was denn? Dass die Liebe, Dumbledore Lieblingsthema, mächtig ist? Dumbledore ist tot. Er kann dir nicht mehr helfen.“
„Albus muss mir auch nicht mehr helfen. Ich weiß alles, was ich wissen muss, um mir zu helfen und mit dir fertig zu werden.“
„Du hast aber deinem Lehrer nicht helfen können.“
„Dem musste ich nicht helfen. Aber meiner Freundin habe ich geholfen. Dein Todesfluch hat ihr nichts anhaben können.“
„Das war auch das Einzige, was mich …“ Er schickte einen erneuten Fluch zu Harry. „… beeindruckt hat.“
Harry fing den Zauber abermals ab und leitete die Energie in den Boden um. Dann griff Tom erneut an. Harry blockte Zauber um Zauber und versucht Tom zu entwaffnen. Einen Todesfluch von ihm lenkte Harry zurück, doch er verfehlte ihn knapp und traf ins Leere.
Dann sprachen beide ihren letzten Fluch. Ein roter und ein grüner Lichtstrahl, so dick wie der Arm eines ausgewachsenen Mannes, bildeten sich und schoss auf den anderen zu. Die Luft flirrte an der Stelle, an der die beiden Magiewellen aufeinander stießen. Unablässig fütterten beide ihre Zauber mit magischer Energie, in der Hoffnung, stärker zu sein als der Gegner. Der Aufprall der Energien führte zu einem hellen Lichtball, der sie scheinbar vernichtete. Doch diese suchte sich einen Weg zurück in das Gefüge der Magie, was sie in einem Ausstoß an Licht und Wärme zeigte. Harrys Strahl wurde immer länger, bis er Voldemorts Stab erreicht hatte. Dieser flog ihm aus der Hand und direkt auf Harry zu. Als er Voldemorts Stab in Händen hielt, leuchteten beide, Voldemorts Stab und sein Phönix-Stab in der Tasche seines Umhanges, kurz auf.
Für Harry war es so, als ob ein lange verschollener Freund nach Hause zurückgekehrt war, als er Voldemorts Stab berührt hatte. Voldemort sah mit vollem Entsetzen auf Harry, während seine Haut anfing einzufallen und aufzureißen. Er spürte diesen Schmerz nicht oder er zeigte ihn nicht.
Aus Frederick Elbers Körper bildete sich eine Kugel heraus, die auf Voldemort zuflog und ihn in einer Kugel umschloss. Gerade rechtzeitig, denn der Körper, mittlerweile vom Geist verlassen, explodierte und schien sich in die schützende Hülle aus Licht zu brennen, die sich dabei ausdehnte. Als der Sturm sich legte, schrumpfte das Feld, bis es wieder zu einer Kugel wurde. Diese senkte sich auf den Boden und eine Lichtgestalt erschien direkt über der Kugel.
Eine Stimme, welche man nicht zuordnen konnte, sprach nun. „Voldemort ist tot. Er wird nicht mehr wiederkommen. Er ist in eine Welt nach dem Leben hinüber geglitten. Er wird euch nie mehr Leid zufügen.“ Dann verstummte die Stimme.
An selbiger Stelle, an der die Kugel verschwand, wurde eine Gestalt sichtbar. Es war Elber in Form eines Geistes. „Hallo zusammen. Ich bin nicht wirklich hier. Ich bin auch kein Geist. Ich bin, wenn ihr es so sehen wollt, ein Echo, eine Aufzeichnung, um euch noch etwas mitzuteilen, wenn ich gestorben bin.“ Die Erscheinung schwang ihre Hand und wandte sich danach zu den Todessern um und fing an zu erzählen. „Jene unter euch, die unter dem Imperius standen oder unter Einfluss einer anderen Form von bewusstseinsverändernden Zaubern oder Tränken standen, werden nun weiße Kleidung tragen.“ Einige der Todesser standen nun in weißer Kleidung da. Der Zauber unter dem sie standen, löste sich damit. „Diejenigen unter euch, die nur aus Angst um ihre Familie ihm folgten, tragen nun gelbe Kleidung.“ Wieder änderte sich die Kleidung einzelner Todesser. „Es gibt noch viele andere Kleidungsfarben. Eine Liste mit den Kämpfern auf Voldemorts Seite wird Morgen dem Ministerium und Hogwarts, zusammen mit einem Pergament, was die Kleidungsfarben zu bedeuten haben, zugestellt.“ Nun änderte sich die Kleidungsfarbe vieler Todesser. Einige standen in blauer, oder grüner, in oranger oder rosa Kleidung da. Sogar bunte Punkte waren auf den Grundfarben zu sehen. „Sie können diese Farbe nicht ablegen, bis Sie überprüft wurden. – Dies betrifft allerdings nur die hier anwesenden.“
Keiner wusste genau, wie viele schon während der Schlacht verschwunden waren.
Dann drehte er sich zu Harry und seinen Freunden um. „Harry, Hermine, Ron, Ginny, Luna, Neville, Tamara, Draco, Katharina und Adrian. Tretet bitte vor und stellt euch nebeneinander auf.“ Es dauerte kurz, bis die zehn da standen. „Ich werde euch keine Fragen beantworten können, da dies nur eine Aufzeichnung ist. Ich habe genügend Pausen eingeplant, damit ihr Zeit habt, über das, was ich euch sage, nachzudenken. Mein gesamtes Wissen habe ich euch gegeben und auch meine Fähigkeiten habe ich zwischen euch aufgeteilt. Jeder von euch besitzt ein Zehntel meines Könnens.“
Interessiert betrachteten sie die geisterhafte Erscheinung.
„Ron, Freund von Hermine. Du hast viel Mut bewiesen, als du dich in vollem Bewusstsein für den Kampf an der Seite deines Freundes Harry entschieden hast. Deine kämpferischen Qualitäten waren hier ausgezeichnet.“
„Hermine, du hast Harry immer unterstützt. Hast ihm bedingungslos vertraut und du hast ein besonderes Erbe. Aber dazu gleich mehr. Harry, du weißt sicher von deiner Abstammung.“ Harry nickte. „Du stammst von Salazar Slytherin und Godric Gryffindor ab.“ Wieder nickte Harry. „Sicherlich kennst du auch deine beiden Ur-ur-ur-ur-Großtanten. Zumindest hast du sie schon kennen gelernt.“
Erneut nickte Harry.
Frederick drehte sich wieder zu Hermine. „Du, Hermine, bist mit keiner der Gründerinnen von Hogwarts verwandt. Aber du wirst einmal eine sehr wichtige Rolle in unserer Gemeinschaft spielen.“ Er machte eine kurze Pause. „In deiner Familie gab es noch nie Magier und Hexen, aber nun ist die Magie bei dir durchgebrochen. Das macht mich sehr stolz. Denke immer an dein Erbe und an Nyneve, der einer deiner Ahnen geholfen hat.“
Er wandte sich Ginny zu. „Ginny Weasley. Es gibt drei Arten von Liebe. Körperliche Liebe, wie ich sie zwischen dir und Harry recht deutlich spüre, geistige Liebe, die zwischen euch zu wachsen beginnt und seelische Liebe, die in Ansätzen vorhanden ist.“
Er sah zu Luna. „Luna, deine Verbindung zu Harry ist sehr stark, immens stark. Eure seelische Verbindung wird Ginnys niemals überflügeln können. Sie ist euch in die Wiege gelegt worden. Das ist extrem selten. Lasst euch eines gesagt sein. Wenn ihr als Team zusammen arbeitet; sagen wir mal als Auroren; dann wird kein Gegner eine Chance haben. Es ist, als würde er mit einem Wesen, das in zwei Körpern steckt und vier Beine, vier Hände und zwei Zauberstäbe hat, kämpfen. Ihr zwei seid füreinander geschaffen. – Ich spreche nicht von geistiger Liebe, die gewiss auch zwischen euch vorhanden ist, oder von körperlicher Liebe, die schon vergangen ist. Ich spreche von etwas Einzigartigem, dass euch wie eine Einheit agieren lassen kann.“
„Neville, zu dir komme ich gleich, denn das, was ich dir zu sagen habe, fällt mir besonders schwer.“ Bella trat aus der Menge hervor und stellte sich hinter Neville. Doch er bemerkte sie nicht.
Frederick schwebte zu Minvera. „Miverva, wenn du nachher mit deinen Leuten nach Hogwarts zurückkehrst, lass es bitte bleiben, das Schloss zu reparieren. Begebe dich einfach in das Innere und lege eine Hand auf einen Stein, der noch da ist, wo er schon vor dem Kampf war. Dann sage dem Schloss, es möge sich bitte selber reparieren.“ Er machte eine kleine Pause. „Weißt du, Hogwarts ist sehr alt und nur eine Handvoll Menschen können diese Art der Magie aufbringen oder verstehen, die das Schloss umgibt und schützt. Zerstöre sie nicht mit Reparaturarbeiten von stümperhaften Handwerkern.“
Frederick sah zu Draco. „Draco! Du hast dich für Hogwarts entschieden und für das, was den allermeisten unter uns Magiern wichtig ist. Du hast dich gegen den Druck deines Vaters und die Dunkelheit entschieden. Ich bin stolz auf dich.“
Dann sah er zu Tamara. „Tamara, meine Kleine. Als ich deine Patenschaft übernommen habe, machte ich das nicht nur, weil ich deiner Mutter einen Gefallen tun wollte, oder weil ich mir der Verantwortung einer Patenschaft bewusst war. Ich tat es, weil ich in dir etwas gesehen habe, was andere nicht sahen. Auch von dir wird man großes erwarten können.“
Jetzt sah er zu Adrian. „Adrian. Du weißt mittlerweile, was du bist und woher du kommst. Du musst noch eine Menge lernen, aber ich denke, du wirst es schaffen und deinen Platz in unserer Gemeinschaft finden.“
Zuletzt blickte er zu Katharina. Leicht betrübt sah er sie an. „Katharina, es tut mir leid. – Leid, dass du es bist, die das ausbaden musst, was im Streit zwischen mir und einer deiner Vorfahren dereinst stattgefunden hat. Der Fluch lastet noch immer auf deiner Familie und ich kenne keinen Weg, ihn zu entfernen. Ich hoffe, mit dem, was noch auf dich zukommen wird, wirst du ihn endlich brechen. Ich hoffe, dass dein anderes Erbe dir behilflich sein kann.“
Er schwebte zurück zu Neville. „Neville. Bitte hör mir zu. Das, was ich dir sage, wird dich vermutlich gegen mich aufbringen. Aber es ist wichtig, dass du zuhörst, dass du jedes Wort verstehst. Du kannst zwischendurch schreien. Ich werde dir genügend Pausen lassen.“ Die Erscheinung wartete auf etwas.
Harry sah besorgt zu Neville. Dieser nickte schließlich und sagte: „Verstanden.“
Dann fuhr das Abbild fort. „Es geht um deine Eltern. Damals, als sie gefoltert wurden und kurz bevor sie ins Sankt Mungo kamen.“ Bella trat nun näher an ihn heran und legte ihre Hände auf seine Schultern. Neville zuckte zusammen, blieb aber sonst stehen. „Weißt du, dass ich sie seit über fünfzehn Jahren alle zwei Wochen besucht habe? Ich weiß nicht, ob es dir die Heiler im Sankt Mungo gesagt haben, aber es ist für sie ein Wunder, dass sie nicht gestorben sind. Sie sind seit über fünfzehn Jahren in diesem Zustand und sterben nicht.“ Er machte eine Pause und es schien so, als ob er auf Nevilles Nicken gewartet hatte, bevor er fort fuhr. Als dieser nickte, fuhr er fort. „Ich habe immer wieder mit deinen Eltern geredet. Sie sind stolz auf dich. Sie haben dein Leben verfolgt. Deine Einschulung, deine Fortschritte, deine Freundschaften.“ Er pausierte kurz. Neville war sprachlos. Was erzählte er da? „Ich merke, du glaubst mir nicht. Aber es ist wahr.“ Er senkte seinen Blick. „Ich wusste, dass deine Eltern gefoltert werden würden.“ Er machte eine kurze Pause, damit Neville begriff, was er gerade hörte. „Ich habe damals von Bella erfahren, dass ihre Zwillingspsyche, welche ja jetzt gestorben ist, den Auftrag erhalten hatte, deine Eltern von einem Auftrag abzuhalten.“ Er pausierte wieder. „Aber ich habe nicht eingegriffen. Ich habe es zugelassen. Ich war bereit, das zu tun, was notwendig war. Ich rettete ihre Seelen. Ich hielt sie in ihren Körpern, damit sie nicht starben. Dann redete ich mit deiner Großmutter, damit sie sich um dich kümmern möge.“ Er hatte seinen Blick noch immer gesenkt. Dann sah er Neville an. „Seitdem bin ich alle zwei Wochen im Sankt Mungo gewesen, um sie am Leben zu erhalten. Fünfzehn Jahre lang. Ich habe mir jedes Mal, als ich dort war, und die letzten beiden Jahre sogar jedes Mal, als ich dich sah, gefragt, ob das richtig war, was ich damals getan habe, aber jetzt endlich weiß ich, dass ich richtig gelegen habe. Es hat dir gut getan.“ Er pausierte wieder kurz.
Neville begann auf ihn zu schimpfen. „Mieses Dreckschwein“, doch weiter kam er nicht.
Bella legte nun ihre Arme um Neville und schmiegte sich wie eine große Schwester an ihn. „Shhh, Neville. Nicht aufregen. Hör zu.“
Neville wurde warm ums Herz. Er beruhigte sich wieder.
„Ich kann dir leider nicht mehr helfen, Neville. Aber du kannst deinen Eltern helfen. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Du hast alles Notwendige in dir.“ Er schaute Neville direkt in die Augen und fixierte ihn. „Gehe, sobald du kannst, zu deinen Eltern. Lege ihnen deine Hände auf, beiden gleichzeitig. Und sag ihnen, dass sie wieder aufwachen sollen. Sie werden begreifen und erwachen.“
Nun floss eine einzelne Träne Nevilles Gesicht hinunter. Luna sah ihn an und wischte sie ihm von seinem Gesicht. Erstaunt sah er sie an.
Dann sah Elber zu Bella. Neville folgte seinem Blick, nachdem er wieder zu der Erscheinung schaute. „Ich wünschte, du wärst jetzt bei mir. Aber ich muss mich noch etwas gedulden. Ich werde dich im Leben nach dem Tode erwarten, wie ich all die Jahre schon auf dich gewartet habe.“ Dann verblasste die Erscheinung und fügte sich wieder in eine Kugel zusammen. Kleine Kugeln spalteten sich ab und bewegten sich auf die vier Gründererben zu. Dort bildeten sich an deren Hände kleine Ringe aus. Die große Kugel flog auf das Schloss zu und sobald sie einen Stein berührt hatte, begann das Schloss kurz zu leuchten.
„Wie hat er das gemeint?“, fragte Harry, doch Bella antwortete nicht.
„Sie haben sich geliebt“, sagte Luna.
Harry war sich dessen bewusst. Er meinte etwas anderes, sagte aber nichts. Er meinte die Kugel, welche das Schloss kurz zum Glühen gebracht hatte.
Eine einzelne Träne lief Bella über ihr Gesicht. „Nur einzelne Stunden waren uns immer wieder vergönnt“, sagte sie schließlich nach einer langen Pause.
Während ihres Gespräches unbemerkt wurden die Todesser bereits widerstandslos gefesselt und abgeführt. Nun war es leer auf dem Platz. Die Schlacht war geschlagen. Die Kämpfer gingen zurück ins Schloss. Sie mussten sich teilweise durch Trümmer kämpfen, um in das Innere des Schlosses zu gelangen.
Harry wusste, dass die Hochzeit von Winky und Dobby heute stattfinden würde, doch der Weg in die Halle, in der die Hochzeit stattfinden sollte, war versperrt. Harry ging die Stufen wieder hinunter und sah in die leere, verwüstete Große Halle. Bis auf zwei Personen war diese leer. Er sah hinein und fragte sich, wie er die Dekoration hierher bekommen würde. Er brauchte nach all der Aufregung einfach Ablenkung. In seinem Geiste hörte er eine bis dahin unbekannte Stimme. Erbitte den Wechsel vom Schloss. Harry wusste nicht genau, was das bedeuten würde, er versuchte aber daraus schlau zu werden.
Hinter ihn apparierten Winky und Dobby, schauten sich kurz um und meinten dann: „Winky und Dobby können das verstehen, Harry Potter. Winky und Dobby verstehen, dass die Hochzeit nicht stattfinden wird.“
Harry drehte sich um, ging in die Hocke und legte je eine Hand auf die Schultern der beiden Elfen. „Die Hochzeit wird stattfinden. Hier, heute und jetzt.“
Die Ohren der Elfen drückten deren Erstaunen aus.
„Mister Potter …“, begann Professor McGonagall, doch sie wurde von Harry unterbrochen.
„Nein, Professor. Die Trauung findet jetzt statt. In der Großen Halle. Wenn Sie wollen, geben Sie mir danach eine Strafarbeit, aber die Trauung findet jetzt statt.“ Dann drehte er sich um und sah in die Große Halle. „Hogwarts, ich erbitte den Tausch des Inhalts zweier Räume. Den der Großen Halle und den des Konferenzraumes im sechsten Stock.“ Es dauerte kurz, bis ein kleiner Wirbel durch die Große Halle fuhr. Danach fuhren die Gegenstände wie auf einem großen Karussell durch die Halle und wurden durch die Dekoration des Konferenzraumes ausgetauscht. Harry drehte sich wieder um und ging erneut kurz in die Hocke. „Ihr wartet hier, bis ich euch herein bitte.“
Die beiden zukünftigen Brautleute nickten heftig und warteten darauf, was denn kommen würde. Harry sah seine Direktorin entschuldigend an und ging danach an das Kopfende der großen Halle, wo der Rosenbogen stand. Langsam schienen sich die verbleibenden Schüler außerhalb der großen Halle zu sammeln. Vorne angekommen, drehte sich Harry um und griff an eine scheinbar unsichtbare Haltestange. So, als wäre ein Unsichtbarkeitszauber von ihr gefallen, wurde sie sichtbar und Harry hob den Zeremonienstock an, an deren oberen Ende zwei Elfenohren aus Silber angebracht waren. Umrahmt von einem Kreis aus grünem Buchs, stellten sie eine Art Siegel dar. Jetzt fiel das Tuch herunter, das bisher einen kleinen Teil der Halle verdeckt hatte. Zum Vorschein kamen sechs Medusoner, die verschiedene Instrumente in der Hand hielten oder neben sich stehen oder liegen hatten. Nachdem der Stab wieder auf dem Boden aufschlug, erschienen vor Harry zwei Zeremonienkleider für die Brautleute. Diese bestanden aus einer Art Bettlaken, in welches in der Mitte ein Loch für den Kopf geschnitten und der Rand umsäumt worden war. Die Seiten waren vernäht und nur zwei Stellen für die Arme freigehalten. Die Bekleidung für Dobby war schwarz, mit einem großen weißen Punkt auf Vorder- und Rückseite. Die für Winky war weiß und hatte schwarze Punkte. Nach einem erneuten Auftreffen des Zeremonienstabes auf dem Boden, schwebten die Kleider auf die Elfen zu.
Bereits als der Stab zum ersten Mal den Boden berührt hatte und die Kleidung für die Elfen erschienen waren, apparierten die geladenen Gäste vor die Halle, aber hinter Winky und Dobby. Zeitgleich tauchten die Braut- und Bräutigamführer an beiden Seiten Harrys auf. Das Sextett begann das erste Lied zu spielen. O’Carolan’s Dream. Die Kleider blieben einen Meter vor den Elfen innerhalb der großen Halle schweben. Harry winkte die beiden heran. Als das Brautpaar die Große Halle betrat, wurden ihre Stoffe magisch gesäubert und die Zeremoniekleidung schwebte auf sie zu und durch sie hindurch, sodass sie jetzt die Kleidung an hatten.
Direkt hinter den Brautleuten kamen die restlichen Gäste. Doch auch außerhalb der Halle war die Gästeanzahl gewachsen. Scheinbar wollte das Schloss, dass jeder eine gute Sicht bekam, denn die ganze Seite der Halle, an der die Tür angebracht war, wurde durchsichtig. Man konnte nur noch das Muster der Steine erkennen und selbst das war nur schwach erkennbar.
Harry atmete noch einmal durch und begann dann mit der Trauung der beiden Elfen. Die Musik klang aus. „Ganz der Tradition der Elfen bezüglich Trauungen entsprechend, wird auch diese ihren ganz eigenen Charakter haben. – Eine Trauung unter Elfen ist eine Trauung fürs Leben“, sprach Harry, während die anderen Elfen die Halle betraten und sich auf ihre Plätze setzten. Dora und Astirim nahmen ihre Aufgabe als Braut- und Bräutigamführer wahr und stellten sich schräg hinter die Brautleute.
Dobby drehte sich kurz um und sah die Leute draußen stehen. Er sprach kurz mit Winky, was Harry nicht verstand. Dann schaute der Elf Harry wieder an. „Soll ich die Leute bitten zu gehen?“, fragte er Dobby leise.
Dieser schüttelte seinen Kopf. „Jeder, der anwesend sein möchte, darf das.“
„Warum dann die Einladungen?“
„Es gibt diese nur für die Personen, die einem etwas bedeuten. Alle anderen dürfen so kommen.“
Harry nickte. Er hatte es zwar gelesen, aber wieder vergessen, da es doch sehr viel war, was in dem Buch von Dora stand. Er sah nach draußen und winkte die Gruppe herein. „Nur herein, setzt euch“, sagte Harry und sofort erschienen neue kreisrunde Podeste mit Kissen. Es schien, dass die Große Halle sich vergrößerte. Als die Schüler und Lehrer Platz genommen hatten, wurde die Steinwand der großen Halle wieder undurchsichtig und die Flügeltüren schlossen sich lautlos.
Jetzt aktivierte Harry den Zauber, den er mit den Elfen zusammen eingerichtet hatte, und der mit dem Tausch des Mobiliars jetzt auf der großen Halle lag. Jeder der Anwesenden hatte nun ein Gefühl, wie es weiter ging, sodass sich keiner großartig wunderte. Es stellte sich einfach ein Ah ja-Erlebnis ein.
Harry hob wieder den Zeremonienstab und schwenkte ihn nach vorne zwischen die Elfen. Die Brautleute fassten je mit einer Hand an ein Elfenohr am Stab. Die Führer legten je eine Hand auf die Schulter der Brautleute, die andere Hand gaben sie ihrem Gegenpart. Nun fingen die Ohren der Führer an silbern zu schimmern und die der Brautleute golden. Feine, schimmernde Fäden zogen sich zwischen den Ohren der Brautleute. Dann ließen sie den Stab wieder los, Harry richtete ihn auf und ließ ihn los. Er fiel wieder zu Boden, blieb aber stehen. Die Brautführer nahmen nun ebenfalls ihre Hände herunter und stellen sich nun seitlicher hin.
„Heute werden wir uns trauen lassen, entschlossen sich die beiden hier vor mir sitzenden Winky und Dobby.“ Harry hatte seine Worte schon gewählt und wusste prinzipiell, was er sagen wollte, aber das Beisein von anderen Menschen brachte ihn dazu, die Zeremonie leicht abzuwandeln. „Unter Elfen ist es üblich,“, jetzt sprach er das menschliche Publikum an, „dass man ein ganzes Leben lang zusammen bleibt. Manch einen wird das aufgrund des hohen Alters erschrecken, aber schon vor der Trauung gehen die beiden zukünftigen eine Verbindung ein, die sie näher zusammenfügt, als es zwei Menschen je sein könnten, selbst wenn sie sich alles erzählen würden.“
Wieder begann das Sextett zu spielen. Midnight on the Water. Harry hielt nun seine Hände über die Köpfe der Elfen und begann die Worte, welche er auswendig gelernt hatte zu sprechen und die auch einen Klick-Laut beinhaltete. „Xlü kl-Ngl xi czyü.“ Dann übersetzte er die Worte und wiederholte sie somit. „Möge die Magie ihren Segen geben, damit sie für ihre Familie alles geben können.“
Winky und Dobby hoben wenige Zentimeter in die Luft ab und drehten sich zueinander. Weitere feine Fäden kamen nun aus ihnen heraus und flossen wie durch Wasser auf den anderen zu. Die Fäden schienen sich vorne aufzuspalten und tasteten die Fäden und den Körper des anderen vorsichtig ab. Dann wanderten sie durch den Raum und jeder, den sie trafen, begann nun ebenfalls wenige Zentimeter in die Luft abzuheben.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Fäden wieder zurückzogen. Jetzt kam der spannendste Teil der Trauung, die Teezeremonie. Das Sextett spielte Paddy Fahy’s. Und wieder wussten die menschlichen Gäste nur, dass es ein wichtiger Teil der Trauung war. Der einzige, der bei jeder Trauung unter Elfen vollzogen wird. Alle schwebenden Gäste und auch die Brautleute sanken wieder auf ihre Kissen. Winky und Dobby wandten sich voneinander ab und sahen nun ihre jeweiligen Führer an. Diese holten scheinbar aus der Luft Schalen aus Messing in denen Tee war. Dann passierte etwas, was die Hälfte der Gäste schockierte. Die beiden Elfen spuckten in die Teeschale und gaben sie danach den Brautleuten. Diesen schien das nichts auszumachen. Sie nahmen die Schalen entgegen und wandten sich danach wieder einander zu.
Mit einer Hand unter der Schale und der anderen darüber, vollzogen sie eine Bewegung über der Schale und die Spucke in der Schale kam als ein großer Tropfen heraus und schwebte in der Luft. Die Führer hielten den beiden Brautleuten eine leere Schale hin, in die sie die Spucke fallen ließen. Dann verschwand beides. Der Tee in den Messingschalen begann kurz aufzuleuchten. Die Elfen tauschten die Schalen aus und entnahmen durch Magie einen Tropfen, den sie in den Mund nahmen und dann schluckten. Dann wurden die beiden Schalen herumgereicht. Jeder der Anwesenden entnahm einen Tropfen. Es schien so, als ob Hogwarts die Menschen dabei unterstützte, sich einen Tropfen aus den Schalen zu angeln.
Dann war die Zeremonie zu Ende und das Sextett spielte das letzte Lied Out in the Ocean. Die beiden Brautleute verschwanden mit einem leuchtenden Apparitionsvorgang. Dann verschwanden nacheinander die Gäste, bis zum Schluss nur noch die Schüler und Lehrer von Hogwarts übrig blieben, die sich so langsam daran machten, die Halle zu verlassen.
Harry setzte sich nun auf das Kissen, das hinter ihm lag, und die beiden Brautpaar-Führer kamen zu ihm. Sie setzten sich ebenfalls auf zwei Kissen, die hinter ihnen herschwebten. Die drei saßen nun im Schneidersitz da, hatten ihre Hände locker auf den Beinen aufliegen und die Augen geschlossen. Ihre Aufgabe war es, die frei gewordene Energie im Raum zu lenken und die zusätzlichen Zauber, die auf der Halle lagen, zu entfernen.
Als die Magie im Raum wieder ihren Ursprungszustand erreicht hatte und das Mobiliar wieder dort war, wo es vor der Zeremonie gestanden hatte, saßen die drei auf ihren Kissen nun auf der Empore, auf der üblicherweise das Lehrerkollegium saß.
„Dora, Astirim, macht es gut, wir sehen uns bestimmt irgendwann.“
„Mach’s gut, Harry“, sagten beide Elfen, hoben die Hände und verschwanden mitsamt ihren Kissen.
Harry erblickte jetzt Professor McGonagall, die nun wieder und als einzige im Raum stand. Er stand auf und überlegte sich, was er sagen wollte. „Welche Strafe bekomme ich?“, fragte er ganz gelassen und brachte so seine Direktorin aus dem Konzept.
Diese atmete einmal kräftig ein. Dann ließ sie geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen. „Zuerst hatte ich eine Strafe vor. Aber nachdem, was ich hier und heute gesehen habe, gibt es keine Strafe. Haben Sie Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler und die anderen Professors gesehen? Sie beginnen bereits, den Krieg zu verarbeiten. Immer, wenn sie daran erinnert werden, steht an dessen Ende eine wundervolle Hochzeit. Eine außergewöhnliche sogar.“ Dann überbrückte sie die kurze Distanz zu Harry und umarmte ihn einmal kurz und kräftig.
Das Sextett baute bereits die Instrumente ab und verschwand dann mitsamt ihrem Gepäck durch einen entstehenden Wirbel.
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