Das dunkle Ende - Vorbereitungen auf das Finale
von Testhrus
Nach dem Treffen der Todesser lag Severus in seinem Bett im Manor. Nachdenklich sah er an die Decke. Er wünschte sich, dass wieder ein Teil von Harry auftauchen würde, dem er sagen könnte, was er wusste. Er überlegte, wie er Hogwarts warnen konnte. Doch das war gar nicht so einfach. Er fragte sich, ob er einen Patronus schicken sollte, hatte aber Angst, dass man diesen entdecken und zerstören oder sogar abfangen und verhören könnte.
Als er nachgedacht hatte, stand er auf und ging einige Schritte in seinem Zimmer umher. Sein Blick fiel durch das Fenster, wo er seinen Kollegen und seinen Schüler vor dem Tor stehen sah. Sie trugen einen Mann durch das Tor und den Kiesweg entlang. Er konnte ihn noch nicht genau erkennen, vermutete aber, dass er ihn kannte. Brown?, fragte er sich. Wieso bringen die ihn her?
Er verließ seinen Raum und schlich sich auf die Balustrade. Er stelle sich so hin, dass er sehen konnte, aber selbst nicht gesehen wurde. Still beobachtete er, wie sie vorsichtig die Eingangshalle betraten und danach im Salon verschwanden. Leider entdeckte er auch Voldemort, der sich, als er merkte, wer hier herum schlich, selbst versteckt hatte. Severus fand es ungewöhnlich, dass sich der dunkle Lord versteckte, erinnerte sich dann aber an das kurze Gespräch mit Frederick, der ihm kurz geschildert hatte, was zwischen ihm und Voldemort vorgefallen war. Ein kaum sichtbares Schmunzeln stahl sich auf Severus' Gesicht.
Flink wie ein Wiesel wählte er einen Weg, der ihn zu der anderen Tür im Salon führte. Magisch sandte er einen Ruf voraus, dem aber nur Frederick folgte. Als er diesen kurz ins Bild gesetzt hatte, ging Frederick sofort zurück und wollte gerade in den Raum, als Harrys Zauberstab sich ohne Harrys zutun gegen Voldemort richtete.
Zwei Zauber trafen nun aufeinander und ihre Spuren waren zu sehen. Die Spur des Tötungsfluches war wie immer grün und die von Harrys Zauber war silbern. Voldemort hatte Elber noch nicht entdeckt, da dieser noch im kleinen Gang außerhalb des Salons stand. Als Frederick sah, welche Farbe der Zauber hatte, blieb er stehen und begann zu grübeln.
„Silbern als Antwort auf grün“, sagte er ganz leise vor sich hin. „Welcher Zauber ist das, der dem Avada gewachsen ist?“ Eine Hand ging zu seinem Kinn. „Und die paar Zauber, die eine silberne Spur hinterlassen, sind nicht so mächtig.“
Du kennst noch lange nicht alle Zauber. Es gibt noch vier verschiedene, die silbern sind, sagte eine Stimme, die nur Frederick gehört hatte.
Frederick nickte. Verrätst du sie mir?
Du wirst sie zu gegebener Zeit erfahren.
Und diesen?
Es ist ein einfacher Abwehrzauber. Frederick zog seine Stirn in Falten und hörte ein leises Lachen in seinem Geist. Ein Abwehrzauber, der die Energie des Avada umlenken kann und in die magischen Spähren zurück leitet.
Jetzt verstand er es. Zwar kannte er den Zauber nicht, aber da er wusste, was er bewirkte, spielte das keine Rolle mehr. Er konnte ihn, falls es notwendig sein sollte ebenfalls. Es war das selbe Prinzip wie die direkte Umleitung über den Körper; nur außerhalb.
Aber Harry kann diesen Zauber doch nicht.
Aber ich. Ich brauche ihn noch.
Dort, wo die beiden Zauber aufeinander trafen, begann die Luft nun zu flirren, als würde sie erhitzt werden. Langsam begann sich eine Kugel zu bilden. Dann begann die flirrende Luft in die Kugel eingesaugt zu werden. Harry erwachte und wollte seinen Griff etwas lösen, doch er konnte nicht. Erst, als er wieder wusste wo er war und Voldemort erblickte, konnte er seinen Griff um den Stab fester ziehen oder lockern. Nun hatte er wieder die Kontrolle über seine Hand.
Voldemort konnte den Zauber nicht beenden. Er musste seinen Stab festhalten, da er leicht zu vibrieren begann. So etwas war ihm noch nie untergekommen. Immer wieder versuchte er verzweifelt, aber ohne es zu zeigen, den Zauber zu brechen.
Frederick kam in den Salon und sah zwischen beiden und der Kugel hin und her. Langsam fingen Staubflusen an, sich auf die Kugel zuzubewegen. Der Sog, welcher von der Kugel ausging, wurde immer stärker. Voldemort schien dies zu spüren und versuchte weiterhin den Zauber zu beenden oder andere parallel zu wirken.
Dann meinte Frederick zu Harry: „Wir können hier nicht einfach heraus apparieren. Das Schloss kennt dich nicht. Und der andere Weg dauert zu lange. Traust du dich, den Zauber zu brechen, damit ich kurz übernehmen kann?“
„Alle Todesser sofort zu mir“, rief Voldemort durch das Schloss, als er gehört hatte, was die beiden besprochen hatten.
Frederick reagierte schnell und legte eine schützende Kuppel über sich und die beiden Duellanten. Sekunden später standen zehn Todesser im Raum und verteilten sich sofort kreisförmig. Mit gezogenen Stäben bedrohten sie Harry und Frederick.
„Und was wollt ihr damit?“, fragte Frederick, der sich ganz gelassen fragte, wie die Todesser dachten, durch das Feld zu dringen.
„Dein doofes Lachen wird dir noch vergehen“, sagte Yaxley, der einen Schocker auf Frederick warf. Dieser prallte leider vom Feld ab und traf ihn selbst, sodass er auf den Boden sackte.
„Sonst noch jemand?“, fragte Elber. Dann entdeckte er Severus. In schneller Folge drangen Bilder in seinen Kopf. Mit ihm könnte es möglich sein, zu entkommen. Leider würde er selbst gezwungen sein, das Manor fluchtartig zu verlassen.
Die Zeit schien still zu stehen, als sich Frederick und Severus über die Flucht gedanklich unterhielten. Klar war, dass Severus einen Zauber auf beide werfen musste und dann schnell verschwinden musste. Der richtige Zeitpunkt war entscheidend, denn Voldemort würde ihm dies nicht verzeihen. Severus musste einen Zauber auf die beiden werfen und so simulieren, dass die beiden in hunderte Stücke zerteilt würden.
„Haben sich die Jahre in Dumbledores Schoß also doch gelohnt“, sagte Frederick richtig angewidert, als er Severus entdeckt hatte und die Zeit wieder normal zu verlaufen schien. „Und jetzt kannst du dem dunklen Lord alle seine Geheimnisse mitteilen. Gratuliere. Selbst mich hast du hinters Licht geführt. Aber das werde ich dir nicht verzeihen.“
Er richtete seinen Stab auf Severus und streifte ihn dabei. „Shit“, sagte er leise, aber so, dass es noch alle hören konnten.
Severus warf einen Zauber zurück. Dieser durchdrang das Feld und wurde von Frederick noch rechtzeitig geblockt.
Nun griffen auch alle anderen Todesser wieder an, da Severus' Zauber durchgegangen war. Doch keiner der Zauber ging durch, bis auf die von Severus, der sich jetzt mit Frederick duellierte. Frederick bewegte sich innerhalb der Kuppel und versuchte, sich zwischen Severus und die Kugel zu stellen, welche immer noch im Raum schwebte und aus beiden Zaubern gespeist wurden.
Leider ließ es sich nicht verhindern, dass der dunkle Lord die Unterhaltung zwischen Severus und Frederick zumindest teilweise mitbekam. Zumindest hatte er eine dumpfe Ahnung, dass es sein konnte, dass Severus nicht auf seiner Seite stand.
Severus warf nun einen Zauber auf Frederick, was dazu führte, dass es diesen nach hinten warf, genau auf die Kugel zu und er zerbarst. Harry war entsetzt, doch er konnte nicht mehr viel nachdenken, da die Kugel auf ihn zukam, ihn verschlang und Voldemorts Zauber den Todesser direkt vor ihm traf und dieser tot zusammen sackte, da sich die Kuppel aufgelöst hatte.
Wutentbrannt fing Voldemort an, das Zimmer zu zerstören, was seine Todesser dazu veranlasste, fluchtartig den Raum zu verlassen. Severus beeilte sich, in sein Zimmer zu gehen, und verkleinerte seinen Koffer, den er in seine Hosentasche schob. Dann verließ er es wieder und trat die Treppe hinunter in die Eingangshalle. Ihm war klar, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, denn der dunkle Lord würde sich an ihm rächen, wenn sein Wutanfall vorbei war. Glücklicherweise konnte er, als Dracos Pate, aus dem Manor apparieren, dafür hatte er gesorgt.
Es dauerte nicht lange, bis Voldemorts Wutanfall vorbei war und er sich wieder erinnerte, wer ihm die Chance, Harry Potter zu töten, genommen hatte. „Severus“, rief er durch das Manor.
Dieser hatte seinen Stab bereits unter sein Hemd geschoben, sodass er ihn auf der nackten Haut trug. In einem Duell hatte er gegen den dunklen Lord keine Chance. Daher brauchte er seinen Stab nur, um mit dessen Hilfe aus dem Manor zu verschwinden, falls es notwendig sein sollte. Langsam trat er in den Salon. „Mein Lord“, sagte er und sah ihn fragend an.
„Hatte ich nicht befohlen, dass nur ich es sein darf, der Harry Potter tötete?“
„Ja, mein Lord. Allerdings war es ein Unfall.“
„Genug!“, schrie er und legte einen kurzen Cruciatus auf Severus. „Ausflüchte. Alles nur Ausflüchte. Du hättest sehen müssen, wohin das führte.“
„Ja, mein Lord“, sagte Snape unterwürfig, ihn aber innerlich hassend. „Ich habe versagt.“
„Du weißt, was ich mit Versagern mache?“, fragte Voldemort weiter.
„Ja, mein Lord.“ Snape bereitete sich schon darauf vor, im richtigen Moment zu disapparieren.
Voldemort richtete seinen Stab auf Snape. Doch er zögerte. Er ließ ihn wieder sinken. „Was für einen Zauber hast du auf Elber geworfen?“
„Einen einfachen Schocker.“
„Den hätte er abgewehrt.“ Dann kam es Voldemort siedend heiß in seinen Sinn. „Du arbeitest für sie.“ Snape wollte gerade verneinen, als Voldemort schon seinen Stab auf ihn richtete. „Mein alter Freund … – Avada Kedavra.“
Snape schaffte es gerade noch rechtzeitig zu disapparieren und aus dem Zimmer zu verschwinden. Aber anstelle von vor den Toren vor Hogwarts, tauchte er in seinem Zimmer im Manor wieder auf. Severus war verwirrt. Er versuchte es erneut, doch jedes Mal tauchte er in einem anderen Teil des Manors auf. Jetzt hatte er ein Problem. Er musste zu Fuß aus dem Manor verschwinden. Doch das war nicht so einfach, denn im ganzen Haus herrschte nun rege Betriebsamkeit. Also versteckte er sich. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, Zeit, die er nicht hatte.
Voldemort wusste, dass niemand aus dem Manor fliehen konnte, daher veranlasste er, das Manor zu durchsuchen. Er beauftragte seine Leute, das gesamte Gebäude zu filzen. Severus wurde immer mehr in die Enge getrieben, denn die durchsuchten Räume wurden magisch versiegelt, sodass er in der Falle steckte und einen Alarm auslöste, sollte er wieder apparieren.
Als Snape einen Hauselfen entdeckte, der ihn ansah, legte er einen Finger auf seinen Mund und winkte das kleine Wesen mit der anderen Hand heran. Der kleine Elf kam auf ihn zu und stand nun vor ihm. „Hilfst du mir?“, fragte er.
Das kleine Wesen schüttelte seinen Kopf und verschwand. Nun, so dachte Snape, hatte er ein Problem. Doch kurze Zeit später, er hörte schon die Schritte, welche wenige Meter von seinem Versteck entfernt waren, tauchte ein anderer Elf auf, reichte ihm seine Hand und disapparierte mit ihm, als Snape seine Hand genommen hatte.
Sie tauchten im Lehrerzimmer von Hogwarts wieder auf. Der Elf verneigte sich und verschwand wieder. Frederick hatte dem Lehrerkollegium bereits erzählt, was er über Bellatrix wusste, und hatte ihnen glaubhaft versichert, dass die hier neben ihm sitzende Person Bella sei. Eine Zwillingspsyche, die sich in ihrer Schulzeit gebildet hatte, und die bislang im Hintergrund gegen Voldemort gearbeitet hatte. Sie konnte bei der bevorstehenden Schlacht hilfreich sein.
Es dauerte einige Sekunden, bis sich Severus orientiert hatte, als er zu sprechen begann: „Der dunkle Lord wird das Schloss angreifen. Innerhalb der nächsten 48 Stunden. Aber mittlerweile denke ich, dass der Angriff schneller kommen wird, da er nun weiß, dass ich nicht auf seiner Seite stehe.“
„Sie tauchen hier auf und erwarten, dass ich Ihnen glaube?“, fragte McGonagall.
„In Ihrem eigenen Interesse, ja.“
„Wir sollten auf ihn hören“, mischte sich Frederick ein. „Ich werde die Schüler informieren“, sagte er und stand auf. „Das wirst du nicht tun. Ich werde nicht aufgrund irgendwelcher Irrmeldungen von seinem Spion die Schüler verrückt machen.“
„Tu was du willst, Minerva. Ich tue, was notwendig ist. Der Angriff wird kommen und das sehr bald. Severus hat Recht. Er hat den dunklen Lord lange ausspioniert und weiß über dessen Angriffspläne Bescheid. Unsere Chance besteht darin, dass sie ihn noch eine Weile suchen.“
„Woher?“, fragte Snape.
„Der Elf aus dem Manor arbeitet für mich“, sagte er. „Naja, er ist mir wohlgesonnen, wenn man es so nennen mag.“ Dann verließ er den Raum und kurz darauf hörte man die Durchsage, dass sich alle Schüler in der Großen Halle versammeln sollten. Ohne Ausnahme …
* * * * *
Auf den Gängen herrschte bereits rege Betriebsamkeit, denn jeder bereitete sich auf den kommenden Angriff vor. Snape hatte sich in letzter Sekunde vor einem Angriff Voldemorts auf sein Leben retten können und war ins Schloss zurück gekehrt. Dort hatte er vor der versammelten Lehrerschaft die Pläne des dunklen Lords, was Hogwarts betraf, offenbart. So wussten mittlerweile alle, dass Voldemort und seine Todesser innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden angreifen würden.
Harry schlich sich halb-offiziell, er hatte Ron und Hermine, sowie Frederick Bescheid gegeben, zum See. Er hatte mal wieder beide Schlangen bei sich. Eine um seinen linken Arm, eine um seinen rechten. Dort hatte er vor, von der Herrin vom See Excalibur zu erbitten. Dort angekommen, bewegte sich unterhalb der Wasseroberfläche bereits etwas. Harry kniete sich nieder, um besser sehen zu können, was dort war.
Chwalla, die Tochter des Königs vom Wasservolk, streckte ihren Kopf aus dem Wasser und sah Harry freundlich lächelnd an. „Hallo Harry“, begrüßte sie ihn. „Was treibt dich zu mir?“, fragte sie.
„Ich wollte eigentlich mit jemand anderem sprechen“, sagte Harry. „Ich weiß nicht, ob dein Volk sie kennt. Wir Menschen kennen sie unter dem Namen Nimue, oder auch Herrin vom See.“ Er konnte in Chwallas Gesicht Ehrfurcht erkennen, als er diesen Namen aussprach.
„Sie gehört zu unseren höchsten Göttinnen, die wir kennen! Wie kommst du dazu, sie zu kennen?“
„Ich war mit meiner Tante bei ihr, als ich etwas suchte. Etwas aus meiner Vergangenheit.“
„Was?“
„Eine Verbindung zur Famurgan und dem Schatz meiner Vorfahren.“
Chwalla erschrak und schwamm rückwärts einige Meter von ihm weg. Ihre Augen wurden groß. „Du bist …?“, begann sie, doch sie konnte nicht mehr weitermachen. Zu groß war der Schock.
„Komm doch bitte wieder näher“, meinte Harry. Sie schwamm wieder näher, doch für Harry sah es so aus, als ob sie einem Befehl folgen würde. „Was hast du?“ Sie antwortete nicht, senkte aber ihren Blick. „Sag mir, was dir auf der Seele liegt“, meinte Harry und hob ihr Kinn, so dass sie ihm in die Augen sehen musste.
Chwalla schluckte. „Gut, Sir.“ Harry stutzte. „Sie kennen eine unserer Göttinnen, also sind Sie selbst so etwas wie eine hohe Persönlichkeit.“
„Warum siezt du mich?“, fragte Harry.
„Weil Sie Nyneve kennen.“
„Lass das bitte bleiben. Sag weiter Harry und du zu mir.“
Chwalla schluckte und nickte dann zaghaft.
Hinter ihr stieg Nyneve aus dem Wasser, bis sie bis zur Hüfte über dem Wasser sichtbar war. Chwalla bemerkte sie noch nicht, aber Harry war sich ihrer Präsenz bewusst. Er sah direkt Chwalla an, um sie nicht zu erschrecken oder anderweitig aus dem Konzept zu bringen. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte, aber sein Herz schlug schneller. Er hielt Chwalla seine Hände hin, in der Hoffnung, dass sie sie nehmen würde. Als sie sie ergriffen hatte, begannen beide kurz zu leuchten.
Nyneve lächelte kurz und begann dann zu sprechen. „Bist du hier, um etwas von mir zu holen?“
Chwalla erschrak, als sie die Stimme hinter ihr hörte. Sie war zunächst unfähig, sich zu bewegen. Als sie ihre Starre überwunden hatte, drehte sie sich um, sah kurz ihrer Göttin in die Augen und senkte dann ihren Blick.
„Lass das, Chwalla. Dafür gibt es keinen Grund. – Ich mag das nicht“, sagte sie, als Chwalla nicht aufgesehen hatte. Zögerlich sah diese auf und blickte in Nyneves lächelndes Gesicht. „Na also, geht doch.“ Dann sah sie wartend Harry an.
„Ich erbitte das Schwert, um dem Bösen Einhalt zu gebieten.“
Nyneve nickte und griff in das Wasser. Sie zog das Schwert heraus und gab es Harry. Dieser nahm es entgegen und bedankte sich. Nyneve und Chwalla tauchten wieder unter und Harry machte sich auf den Weg zurück in das Schloss. Er war fast die Hälfte des Weges gegangen, als er auf Neville traf.
„Harry, du sollst zurück kommen. Professor Elber glaubt, es wird ernst.“
„Danke, Neville. – Kennst du die Schlange von Du-weißt-schon-wem?“ Neville nickte. „Kannst du, wenn du die Gelegenheit hast, sie umbringen?“
„Gerne, aber womit und wozu?“, wollte Neville wissen.
„Über das wozu kann ich dir nichts sagen, aber zum womit, habe ich hier etwas. – Ein Schwert.“
Neville nahm das Schwert an sich und blieb stehen. Er sah es sich an. Dann machte er große Augen. Er war sich der Verantwortung durchaus bewusst. „Danke, dass du mir so etwas wertvolles gibst. Ich werde mich dessen würdig erweisen.“
„Ich weiß“, hörten beide hinter sich. Es war Nyneve, die ihnen gefolgt war, ohne dass die zwei es mitbekommen hatten. „Anderenfalls hätte ich es nicht zugelassen, dass du das Schwert überhaupt in den Händen halten kannst.“
„Wie meinst du das?“, fragte Harry.
„Als Hüterin des Schwertes bin ich dafür verantwortlich, wem ich es gebe. Bei dir, Harry, habe ich keine Bedenken gehabt. Seit dem Zeitpunkt, an dem ich dich zum ersten mal gesehen habe, lag deine Gesinnung vor mir wie ein offenes Buch. Bei deinem Freund musste ich mir erst sicher sein, also bin ich euch gefolgt.“
„Mit welchem Ergebnis?“, fragte Neville nach.
„Mit einem sehr guten Ergebnis. Ich vertraue dir. Das Schwert ist bei dir in guten Händen, falls Harry es nicht brauchen sollte, oder verhindert ist, das zu tun, was er tun möchte. Es ist auch in deinen Händen eine mächtige Waffe, denn auch deine Linie geht auf Famurgan zurück. Zwar weiter verzweigt und nicht so stark, wie die von Harry, aber dennoch. Du bist einer der wenigen Erben und derzeit lebenden Menschen, die Excalibur richtig einsetzen können. Als Waffe gegen die dunklen Intentionen magisch begabter Wesen. Für alle anderen ist das nur ein normales Schwert.“
„Sie meinen, ich bin ein Nachfahre Merlins?“, fragte Neville ungläubig.
„Nein, du bist ein Nachfahre seiner Halbschwester Famurgan.“ Und sie setzte hinzu: „Du kennst sie vielleicht unter dem Namen Morgan LeFey.“ Als Neville nickte, drehte Nyneve um und ging zurück in den See.
Allein und zurückgelassen, standen beide stumm da und sahen sich an.
Die beiden Schlangen an Harrys Arm begannen unruhig zu werden. Sie wollten von Harry auf den Boden abgesetzt werden. Setzt du uns auf dem Boden ab, Harry?, fragte lily.
Harry sah die beiden kurz skeptisch an und setzte die beiden Schlangen schließlich auf dem Boden ab.
Wir spüren eine Gefahr, sagte Marcel.
Welcher Art?, fragte Harry nach.
Eine große Schlange. Es streift hier eine herum.
Wollt ihr euch in Sicherheit bringen?, fragte Harry nach.
Nein, ich fühle mich bei Marcel sicher, sagte lily.
Wie meinst du das?
Marcel kann sich durchaus gegen eine Schlange wehren.
Es ist ein Weibchen, teilte Marcel Harry mit.
Und du fühlst dich ihm … ihr gewachsen?
Durchaus. Ich kann innerhalb kürzester Zeit enorm an Größe zunehmen, wenn mein Meister es zulässt.
Das war für Harry aber neu. Allerdings war er nicht der Meinung, alles über Basilisken zu wissen. Er nickte einfach und drehte sich in die Richtung, aus der er nun ebenfalls etwas spürte.
„Über was habt ihr euch unterhalten?“, wollte Neville wissen.
„Über unsere Besucherin“, sagte Harry und zeigte in die Richtung, aus der die Schlange auf die vier zu schlängelte, denn Harry hatte sie gerade entdeckt.
Als sie nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, begann Marcel zu wachsen und hatte bald die Größe von Nagini erreicht. Er bewegte sich auf Nagini zu und beide begannen sich zu umschlingen. Es folgte statt eines Liebespiels ein Kampf.
Geh zurück zum Schloss, Harry, wir schaffen das hier, sagte lily.
Harry nickte und sah zu Neville. „Kommt ihr drei alleine zurecht? lily meinte, ich solle zurück gehen.“
Neville nickte und hielt das Schwert fester.
Als Harry außer Hörweite war, sah lily Neville direkt an und sprach zu ihm: Du musst Nagini den Kopf abschlagen.
Dieser zuckte zusammen, als er lilys Stimme hörte. „Seit wann …“, stammelte er.
Nur, wenn ich direkt zu dir spreche und du das Schwert in Händen hältst, sonst nicht.
Neville nickte. Er musste über eine viertel Stunde, in der sich die beiden Schlangen wandten und zu kämpfen schienen, warten. Als er eine günstige Gelegenheit sah, schlug er zu und Nagini den Kopf ab. Diese zerfiel zu einem staubigen Nebel. Kurz darauf schrumpfe Marcel wieder.
Nimm uns auf, sagte lily. Er ist erschöpft.
Neville ging auf Marcel zu. Er krempelte seinen Ärmel hoch und hob ihn sachte auf. Dann wickelte er ihn vorsichtig um seinen Arm und stülpte den Ärmel wieder zurück. Mit lily machte er dasselbe. Die Ärmel beließ er einmal umgeschlagen, sodass beide Schlangen hervor schauen konnten.
Gerade als Neville die beiden Schlangen aufgenommen hatten, apparierte etwa hundert Meter von ihm entfernt eine Gruppe Todesser. Als sie ihn sahen, begannen sie Flüche auf ihn zu werfen, die aber alle von dem unsichtbaren Schild aufgesogen wurden. An den Stellen, an denen die Flüche auftrafen, erschienen kleine Ringe, die wie Wellen aussahen, wenn man einen Stein ins Wasser warf.
Zuerst war Neville wie erstarrt, fing sich dann aber und lief zu den anderen. Er unterrichtete Harry kurz was passiert war und teilte den Lehrern mit, dass er Todesser in der Nähe des Sees gesehen hatte. Ein paar Lehrer wurden dorthin geschickt. Ihnen schlossen sich einige Schüler an.
Harry vernahm die Nachricht vom Tod Naginis mit Begeisterung. Er war sichtlich erleichtert, was Neville auch feststellte. Nur konnte Harry ihm nicht sagen, warum.
Es dauerte noch knappe zehn Minuten, bis Voldemort vor den Toren des Schlosses auftauchte. In der Ferne erkannte er Harry und Frederick, die beiden einzigen Zauberer, die ihn ohne Stab geschlagen hatten. Seine Wut wurde stärker und er befahl mit starker, fester Stimme seinen Leuten, anzugreifen.
Ohne Unterlass schossen minutenlang Zauber und Flüche auf die schützende Kuppel ein, um sie zu brechen. Doch die Kuppel hielt noch stand. Sie wackelte zwar, was man an den Schwingungen merkte wenn man genau hinsah, aber der Zauber der Kuppel brach nicht.
Nach einer Weile hörten die Todesser entkräftet auf. Voldemort war darüber alles andere als begeistert. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er richtete seinen Stab auf die Kuppel und legte all seinen Zorn in den Zauber, den er wirkte. Nun waren nicht mehr nur kleine Ringe zu sehen, sondern die ganze Kuppel leuchtete und vibrierte und zitterte.
„Arg viel Zeit haben wir nicht mehr“, meinte Elber, der unter der Kuppel in der Nähe der Direktorin und neben Harry stand. „Es dürfte vielleicht noch zwei Minuten dauern. – Sind alle bereit?“, fragte er. Als McGonagall nickte, schnippte er kurz mit seinem Stab und ließ die Kuppel von innen brechen.
„Warum hast du das getan, Frederick?“, fragte sie vollkommen entsetzt.
„Du hast gesagt, alle sind bereit. Und lieber jetzt, als noch ein paar Minuten der Ungewissheit.“
Sofort griffen die Todesser, die noch in der Nähe des Sees standen an und die Lehrer und Schüler, die auf sie gewartet hatten, hielten sie mit Mühe in Schach. Auf das Haupttor stürmte nun der Großteil von Voldemorts Armada ein. Neben den Todessern, griffen auch Dementoren an. Diese brachte Elber allerdings mit einer kleine Pfeife, auf der er eine kleine Melodie blies, zum Stehen. Sie kamen nicht mehr näher. Ob diese hypnotisiert worden waren, oder nur den Befehlen der Melodie folgten, wusste keiner.
Kurzzeitig irritiert, wurden die Todesser in ihrer Bewegung langsamer, dann aber sofort wieder schneller und warfen während des Laufens erneut Flüche auf die Schüler und Lehrer. Diese verteidigten sich nach Kräften. Es brauchte gut ein Dutzend Personen, um Voldemort einigermaßen in Schach zu halten. Der folgende Kampf dauerte fast eine ganze Stunde. Mit der Zeit bildeten sich aus dem entstehenden Haufen zwei Gruppen. Auf der einen Seite Voldemort und seine Gefolgsleute und auf der anderen Seite, die Streiter von Hogwarts.
Harry stand vor Voldemort, seine Leute hinter sich. Voldemorts Todesser standen hinter ihm und beide sahen sich an.
Immer wieder warf Voldemort einen Zauber auf Harry, der alle abblockte. Doch einer ging knapp an Harry vorbei, wurde durch seinen Schild leicht abgelenkt und traf Snape, der damit nicht gerechnet hatte. Dieser zuckte kurz zusammen. Der Zauber schien aber keine Wirkung zu haben. Diese würde erst in ein paar Wochen einsetzen.
Der nachfolgende Todesfluch traf Harry und warf ihn um. Es war Voldemorts erster, der gegen Harry gerichtet war. Harrys Blick war in den Himmel und auf den Mond gerichtet. Dann umgab ihn die Nacht und er sah nur noch schwarz. Seine Sinne begannen ihren Dienst zu aufzugeben. Es war genau wie letztes Jahr, als er diese Ohnmachtsanfälle hatte und Magie aus Voldemorts Seelenteil absorbierte. Nun hatte Harry es geschafft. Das restliche Stück Seele war zerstört und Harrys Verbindung zu ihm war getrennt.
Harry existierte nur noch. Dann fing er an zu schweben. Er schien einen halben Meter über dem Boden zu schweben. Ohne daran etwas ändern zu können, drehte er sich in der Luft herum und sah auf seinen Körper. Dann begann er wieder zu hören. Zumindest schien es so, da der Druck auf seinen Ohren nachließ, denn hören konnte er nichts. Dann begann er langsam die Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen. Er konnte sich nun bewegen und änderte sein Lage. Er schwebte nun aufrecht in der Luft. Niemand bewegte sich, alles stand still. Die Vögel in der Luft schienen wie in der Zeit eingefroren, nichts bewegte sich. Harrys Blick fiel auf ein Duell, das im Hintergrund statt fand.
Er sank auf den Boden und ging dann auf die beiden Duellanten zu. Beide warfen gerade Zauber aufeinander. Doch auch hier schien die Zeit still zu stehen. Harry trat an die sichtbaren Zauber näher heran, da er meinte ein Summen zu hören. Er sah, dass sich innerhalb der Lichtspur etwas bewegte. Die Magie schien zu fließen.
Und wieder hörte er diese ominöse Stimme, die ihm sagte, er soll zu ihr kommen. Harry registrierte diese aber nur halb, da sein Blick über das Schlachtfeld ging. Fred stand schräg in der Luft, durch einen Fluch getroffen. Sein Blick zeigte erste Anzeichen von Schmerz. Der junge Colin lag regungslos und blutüberströmt am Boden. Er schien tot zu sein, meinte Harry. Obwohl alles still stand, konnte er recht gut einschätzen, wer lebte und wer schon tot war, bzw. kurz davor. Viele Schüler wie auch Todesser schienen verletzt oder nicht mehr am Leben zu sein. Er konnte nicht das ganze Schlachtfeld überblicken, also wusste er nicht, wer sonst noch betroffen war.
Erneut hörte er die Stimme. Harry sah nach oben, in die Richtung, aus der die Stimme kam, dann stieg er hoch. Er durchquerte mehrere Luftschichten, darunter die Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre und Exosphäre. Immer höher stieg er in den Weltraum hinauf und scheinbar auf den Mond zu. Die Erde unter ihm wurde immer kleiner, bemerkte Harry, als er nach unten sah, wohingegen der Mond immer größer wurde und näher kam. Etwa auf halben Weg zum Mond, nach 200.000 km, drehte er im luftleeren Raum und sank nun auf den Mond. Die Erde war nun über ihm und wurde weiter kleiner. Der ganze Vorgang dauerte etwas mehr als eine halbe Stunde, dann stand er auf dem Mond. „Komm zu mir“, hörte er erneut und ging auf der Oberfläche der Stimme entgegen.
Auf dem Boden entdeckte er eine Art Klappe. Interessiert öffnete er sie und sah eine Wendeltreppe. Sie erinnerte ihn an die in Hogwarts, welche zum Büro des Direktors führte. Er stieg hinab ins Unerwartete, bis er nach etwa drei Stockwerken – es konnten auch mehr sein – auf den Boden trat. Vor ihm öffnete sich ein kleiner runder Raum mit nur einer Tür aus Holz. „Komm zu mir.“ Die Stimme schien von hinter der Tür zu kommen. Harry ging auf die Tür zu und öffnete sie.
Er trat in einen großen und hellen Raum, er korrigierte sich, es war eher eine Halle. Die ersten Reihen an Büchern, oder was auch immer, das konnte Harry aufgrund der hellen Umgebung nicht genau feststellen, waren etwa acht Meter von ihm entfernt. Die Reihen selber standen etwa drei Meter voneinander entfernt. Er sah auf die Stirnseite der Reihen, die aus hellem Stein waren, Ebenso der Boden und die kuppelförmige Decke, die in der selben Höhe wie die einer Kathedrale angebracht war. Dann bemerkte er ein Wesen, das sich zwischen den Regalen tummelte, genauer, er sah nur einen Schatten. Vorsichtig ging er auf den Schatten zu, während dieser zwischen den Regalen in der Ferne herum schwebte oder ging, das konnte man nicht so genau sagen. Als er um die Ecke blickte und gerade das Wesen fragen wollte, sah er nichts mehr.
„Was machst du hier?“, hörte er direkt hinter sich.
Harry erschrak und drehte sich, die Brust haltend, um und sah dem Wesen ins Gesicht. „Was? – Wer bist du? – Wie heißt du?“ Mehr brachte er nicht heraus.
„Ich habe keinen Namen“, antwortete das Wesen.
Harry betrachtete es genauer. Es sah menschlich aus, obwohl die Ohren spitz waren, wie die von Hauselfen oder Kobolden. Es war etwas kleiner als Harry und wirkte androgyn. Nur mit einem dünnen, durchscheinenden Stoff bedeckt, mit bläulicher Haut und ohne erkennbare Fortpflanzungsorgane, stand es vor Harry. „Jeder hat einen Namen“, sagte Harry, bevor ihm einfiel, dass seine lily keinen Namen gehabt hatte, bevor er ihr einen gegeben hatte.
Das Wesen schien seine Gedanken erraten zu haben, da es nur nickte, als Harry die Erkenntnis kam. „Du weißt, wer ich bin!“, sagte es. Harry fragte sich, ob er es tatsächlich wusste. „Soll ich dir eine Hilfe geben?“, fragte es. Harry nickte, während er noch nachdachte. „Ich bin dein verbündeter, und ein mächtiger verbündeter bin ich …“
Harry dachte nach, er dachte lange nach. So etwas hatte er schon einmal gehört, nur anders. Dann hatte er eine Idee und so fragte er nach. „Habe ich gegen dich eine Chance?“
„Wobei?“, wurde er gefragt.
„Bei einem magischen Duell?“ Das Wesen schüttelte den Kopf. „In anderen Belangen?“ Wieder kam ein Kopfschütteln als Antwort. Harry machte weiter. Auf die Frage: „Du umgibst uns?“, bekam er ein Nicken. „Ich kann dich fühlen.“ Darauf hin lächelte das Wesen. Harry berührte es vorsichtig und musste dann selbst lachen, da er die Sinnlosigkeit seiner Frage erkannt hatte. „Du bist allgegenwärtig!“ Das war die entscheidende Aussage. Dadurch, dass er es aussprach, verschaffte er sich die Gewissheit, dass er wusste, was vor ihm stand, und er setzte hinzu. „Du hast diese Gestalt nur angenommen, damit ich einen Bezugspunkt habe.“
Das Wesen lächelte ihn glücklich an. „Du hast es verstanden, Harry James Potter.“
„Und was mache ich hier nun? Bin ich tot?“
„Tot? Nein, du bist nicht tot. Noch nicht. Du kannst wieder zurück.“
„Aber, wo bin ich dann?“
„Dort, wo du das ganz letzte Jahr über hin wolltest. Das hier ist die Mondbibliothek“, sagte das Wesen.
„Dann hast du mich das ganze letzte Jahr über gerufen?“ Das Wesen nickte und nahm Harry auf einen Spaziergang zwischen den Regalen mit. „Dann kann ich wieder zurück?“, fragte Harry weiter und sah das nickende Wesen an. Nachdem Harry etwas überlegt hatte, wollte er wissen: „Kann ich wieder kommen?“
„Ja“, sagte es langsam.
„Muss ich jedes mal sterben?“
„Nein. Du musst dich nicht jedes mal umbringen lassen. Stell es dir einfach vor.“ Es griff in ein Regal und nahm ein Buch heraus. „Lies das, dann verstehst du vielleicht. Ich werde meine Runde beenden, es gibt noch andere Gäste, die hier ihr Wissen erweitern wollen.“ Dann lies es Harry alleine.
Den letzten Satz empfand Harry als ausrede, da das Wesen ja sowieso überall war, also gar nicht wo anders hin musste. Vermutlich wollte es aber nur, dass Harry sich so fühlte, als wäre er alleine und ungestört. Er öffnete das Buch, nachdem er sich auf einen Stuhl gesetzt, und das Buch auf einem Tisch abgelegt hatte. Dann begann er zu lesen.
Die Ursprünge der Magie gehen auf ein Zeitalter zurück, in dem es noch Götter gab. Diese Wesen, obwohl sie von der damaligen Bevölkerung für unsterblich gehalten wurden, starben, als man an ihnen zu zweifeln begann. Sie büßten immer mehr an Macht ein, je mehr Leute sich von ihnen abwandten, bis sie sich eines Tage auflösten. Die Macht, die sie hatten, verflog aber nicht, sondern irrte ziellos umher, bis sie auf einen geeigneten Wirt stieß, in dem sie reifte. Fortan übernahm sie aus ihrem Wirt heraus, die Aufgaben der Götter, bis sie reif genug war, unabhängig zu existieren. Trotz der Schieflage, zwischen ihr und ihrem ursprünglichen Wirt, sorgte sie weiterhin für Stabilität und Gleichgewicht in der Welt, falls es zu kippen drohte. Allerdings, so munkelt man, musste der Wirt, da er das Gleichgewicht empfindlich störte, sich ihr unterordnen und seine Strafe bis heute absitzen.
Alber im Zeitalter des Batak. Zehn Jahre vor Millo.
Darunter war ein handschriftlicher Vermerk. 5987 vor Christus.
Harry sah wieder auf und dachte nach. Er überlegte laut. „Dann ist die Magie das Vermächtnis der alten Götter. Jede magisch begabte Person kann auf sie zugreifen. Aber wieso kann jeder nicht gleich gut darauf zugreifen? – Es muss etwas damit zu tun haben, als was man die Magie sieht, wie man sich ihrer bewusst ist. Viele nutzen sie nur und machen sich keine Gedanken darüber. Das sind dann die, die weniger Zugriff auf sie haben. Aber auch die, die sich nicht vorstellen können, dass die Magie kein Wesen ist, sondern nur etwas, über das sie nach freiem Willen entscheiden können, weil sie glauben, die Magie hat sich ihnen unterzuordnen. Dabei müssen sie sich … Muss ich mich … Wir alle uns der Magie unterordnen. Sie ist das Gesetz der Natur. Sie ist all das.“
„Du schmeichelst mir“, hörte er hinter sich. Er drehte sich nicht um, da er hinter sich niemanden spürte. „Du drehst dich nicht um?“
„Wieso? Du stehst doch eh nicht hinter mir.“
„Stimmt“, sagte die Stimme erneut.
„Warum kann ich erst hier mit dir reden?“
„Weil du erst jetzt den notwendigen geistigen Zustand erreicht hast, dass du mir zuhören kannst.“
„Kann ich mich später auch noch mit dir unterhalten?“
„Sicher.“
„Muss ich dazu extra wieder herkommen?“
„Nein. Du kannst dich immer mit mir unterhalten. Vielleicht nur nicht so deutlich. Du empfindest mich mehr, als dass du dich mit Worten mit mir unterhalten kannst.“ Plötzlich schwebte ein weiteres Buch in Harrys Blickfeld und das andere klappte zu und verschwand. „Lies weiter. Du hast nicht mehr viel Zeit, sie kann nicht unbegrenzt angehalten werden.“
„Was meinst du damit?“, fragte Harry nach, doch er erhielt keine Antwort mehr, so begann er zu lesen.
Alles in der Magie, hängt von der Vorstellung und der Willenskraft des ausführenden Wesens ab. Je genauer man sich das Wirken des Zaubers vorstellen kann, desto besser wirkt dieser. Magie unterscheidet nicht zwischen den Wesen, welche die Magie ausführen. Es ist egal, ob ein Zauber von einem Elfen, einem Menschen, einem Zentauren oder anderen Wesen ausgeführt wird. Ein Zauber wirkt immer gleich. Zwar unterscheidet sich der Zugriff auf die Magie zwischen den Spezies, aber der Zauber ist der gleiche. Das kann man sich angesichts der Unterschiede zwischen Elfen und Menschen, nur um ein Beispiel zu nennen, kaum vorstellen, aber die Quelle ist die gleiche. Der wichtigste Unterschied ist der Filter, den verschiedene Wesen auf die Magie legen. So scheint sich die Magie der einzelnen magisch begabten Wesen anders auszuwirken. Diese Unterschiede kann man aber mit Übung nachbilden und so aufheben. Als Beispiel dient der Anti-Apparationsschild, der von Elfen, nicht aber von Hexen oder Zauberer durchdrungen werden kann. Mit dem notwendigen Wissen ist dies aber auch diesen Wesen möglich. Um dennoch eine Apparition zu verhindern, bedarf es einiger Änderungen im wirkenden Zauber. So kann man sicher verhindern, dass entsprechende Spezies hindurch kommen. Ein Schild muss also so aufgebaut werden, dass Hauselfen durchkommen, sofern sie zur Familie gehören – mit einfachen Dienern geht das nicht, es muss eine Verbundenheit zur Familie bestehen – Hexen und Zauberern, sowie anderen magisch begabten Wesen aber der durchtritt verwehrt wird.
Als er mit Lesen fertig war, erschien wieder die Magie vor ihm und zeigte auf eine Tür. „Dort findest du Ahriman und Ahuramazda Sie werden dir helfen, wieder zurück zu kommen, aber sei vorsichtig.“
„Hast du mir Informationen über sie?“, fragte Harry.
„Du bist in einer Bibliothek, Harry.“ Dann verschwand die Figur wieder.
Harry fragte sich, wie er in seiner verbleibenden Zeit die gewünschten Informationen bekommen könnte. Fast schlug er sich vor seine Stirn, als er eine Idee hatte. „Bring mir Informationen über Ahriman und Ahuramazda.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ein Buch heran schwebte. Es legte sich auf dem Lesepult ab und Harry schlug es auf. Im Inhaltsverzeichnis fand er eine Menge Namen, doch er suchte nur nach zwei. Er merkte sich die Seitenzahl, da beide auf der selben Doppelseite standen und schlug die Seite auf. Unter Ahriman fand er folgendes:
Persischer Gott der Finsternis. Als Zerstörender Geist ist er der Widersacher des Ahuramazda. Er ist der oberste Teufel, der Vater der Lüge, die Quelle alles Bösen und Unrechten, der Finsternis und des Todes, der Unreinheit und Ungesetzlichkeit. Er erschuf, im Gegenspiel zu Ahuramazda, jeweils genau das böse Gegenstück. Er stieß außerdem die vorher festgestandene Sonne an, wodurch Tag und Nacht entstanden, erschüttert die Erde mit Erdbeben und stellte den Amschaspands des Ahuramazda sieben Dämonen entgegen.
Und unter dem Namen Ahuramazda stand dieser Auszug.
Persischer Herr der Weisheit. Schöpfergott. Befindet sich im immer währenden Kampf mit Ahriman. Er erschuf die Welten Nenok und Geti, den vorbildlichen Menschen und das Urrind, aus denen alle anderen Wesen hervorgingen. Er erschuf sich als Helfer die sieben Amschaspands.
Harry schlug das Buch wieder zu und entließ es. Es schwebte zurück an seinen Platz und Harry wusste, dass er es mit zwei Gestalten zu tun hatte. Eine davon würde ihm helfen, die andere nicht. Er sah auf die Tür und wusste, dass er sich beeilen musste. Er hatte den Verdacht, dass nur einer der beiden die Wahrheit sagen würde und der andere Lügen würde. Ihm kam das Rätsel aus seiner Grundschulzeit bekannt vor, hatte aber die Lösung vergessen oder verdrängt. Er öffnete die Tür und betrat einen Wald. Die Tür hinter ihm schloss sich und verschwand. Harry stand wieder einmal im Wald. Er ging den Pfad entlang, der sich auf dem Boden abzeichnete. Nach ein paar Minuten, in denen er die Landschaft bewunderte und auch Tiere und andere Lebewesen sah, kam er langsam einer Weggabelung näher, an der zwei kleine Häuser standen. Auf dem Weg dorthin sah er eine Gestalt, dessen Name er nicht wusste. Die Figur schien das zu bemerken. Kurz darauf hörte er in seinem Geist: „Ich bin eine der drei Erinnyen.“ Dann flog die Gestalt davon. Harry meinte, dass sie etwas von einer Harpyie hatte.
Er kam an die Weggabelung und sah, dass aus jedem der beiden Fenster, die er sah, ein Mann heraus blickte. Zwischen den beiden Häusern war ein Holzpfahl mit einem Schild. Darauf stand nur ein Satz. „Nur eine Frage pro Person.“
Davor hatte Harry Angst. Er durchwühlte sein Gedächtnis und versuchte logisch an das Rätsel heranzugehen. So langsam kam die Erinnerung wieder und er ging gedanklich die Möglichkeiten durch. Dann stellte er einem der beiden Männer die entscheidende Frage. „Welche Tür würde mir der andere empfehlen, wenn ich ihn fragen würde?“ Als er die Antwort erhalten hatte, wusste er, welchen Weg er einschlagen musste. Er folgte ihm. Zunehmend wurde der Pfad nebliger. Harry ging weiter, bis er nichts mehr sah. Als er dachte, stehen bleiben zu müssen, um sich dann tastend vorwärts zu bewegen, wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Er fiel nach unten, scheinbar endlos.
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Die Arbeit mit Steve Kloves war ein Genuss. Er ist fantastisch.
Alfonso Cuarón