Das dunkle Ende - Von Stäben und Zwillingen
von Testhrus
Harry nahm seinen Zauberstab heraus und sah ihn an. Dann beschwor er ein Blatt Pergament hervor und achtete auf jede Regung seines Stabes. Jedes Vibrieren, Leuchten oder Zucken. Auch achtete er darauf, wie leicht es ihm viel. Nachdem das Pergament vor ihm schwebte, versuchte er sich alles einzuprägen. Danach steckte er seinen Stab ein und nahm Bellatrix’ alten Stab heraus. Dann vollführte er denselben Zauber wie zuvor. Wieder versuchte er, alles aufzunehmen, was seine Sinne erfassen konnten, doch er spürte keinen Unterschied. Nachdenklich hielt er den Stab zwischen seinen beiden Zeigefingern und sah ihn an.
Er überlegte eine Weile, bis Neville in seinen Sichtbereich kam und ihn etwas fragte. „Hi Harry, was hast du denn da für einen Stab? Wessen ist das?“
Harry sah ihn erstaunt an, dann erst war er wieder voll bei Sinnen. Er überlegte kurz, was er Neville sagen sollte, entschied sich aber dann für die Wahrheit. „Setz’ dich, Neville“, sagte er und wartete, bis Neville neben ihm Platz genommen hatte. „Ich muss etwas ausholen, denn es dauert etwas. – Und zum Stab: Der ist teilweise gefunden, teilweise geerbt.“ Neville stutzte. „Ich bin noch vor den Ferien in Gringotts gewesen, da mich der Direktor der Bank unbedingt sprechen wollte. Auf dem Weg vom Verlies zurück, hat mich Bellatrix Lestrange angegriffen. Sie fuhr auf einem Gleis neben mir. Einen Kampf später hing sie an der Lore und der Führungskobold wollte bremsen, aber die Kurve war zu nah und sie konnte sich nicht mehr halten. Sie stürzte ab. – Als ich später noch einmal dort war, habe ich ihren Stab gefunden.“
Neville dachte etwas nach. „Das erklärt aber nicht den zweiten Teil, der mit dem Erbe.“
„Nachdem Bellatrix nun tot ist und ihr Mann auch – wer auch immer das war – habe ich ihr Erbe angetreten. Sie hatte einen Numensobligat erteilt, in dem sie ihre Schwester Andromeda enterbte. Einer der anderen Erben ist die Familie Black, dessen Erbe bin ich.“
„Das … das ist der Stab … mit dem sie meine Eltern … und deinen Paten … Harry.“
„Ja, Neville, ich weiß. Aber aus irgendeinem Grund“, er steckte den Stab wieder ein, „fühlt er sich nicht schlecht an. Es scheint so, als ob er zu mir gehören würde. Nur deshalb habe ich ihn nicht weggeworfen oder zerstört. Ich kann es mir nicht erklären.“
„Dann frage Mister Ollivander. Er kommt ja wieder ins Schloss wegen seinem Unterricht.“
„Stimmt, Neville.“
* * * * *
Harry lief neben Frederick nach draußen, um Unterrichtsmaterial zu holen. Sie gingen einen Kiesweg entlang und suchten sich jeder einen Stein. Wie er beschaffen sein musste, wurde Harry nicht gesagt. Frederick sagte ihm nur, dass der Stein zu ihm passen müsse, erklärte sich aber nicht näher. Da sie einmal um den See herum liefen, dachte sich Harry, dass er erst später einen Stein mitnehmen würde. Doch schon bevor er die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, fand er einen Stein. Er blieb kurz stehen, hob ihn auf und betrachtete ihn. Schließlich steckte er ihn ein, betrachtete aber die Strecke weiterhin. Vor dem Schloss angekommen, ging er Frederick hinterher in dessen Zimmer im Lehrerflügel.
Er wollte gerade hinter Frederick um eine Ecke biegen, als er von hinten Snapes Stimme hörte. „Mister Potter, zehn Punkte Abzug wegen herumschleichen im Lehrerflügel.“
Harry drehte sich um und wollte etwas erwidern, als er hörte: „Mister Potter, zwanzig Punkte dazu, weil Mister Snape mal wieder zu voreilig war.“
Harry musste sich ein Grinsen verkneifen, als er Snapes Gesicht sah. Dann rauschte dieser davon. Harry folgte seinem Lehrer weiter und setzte sich dann ihm gegenüber auf einen Sessel. Auf dem Tisch lagen zwei eigenartig aussehende Schalen. Auf Harrys Nachfrage erfuhr er, dass diese aus Schamott waren. Fredericks Stein lag bereits in einer Schale, deshalb legte Harry seinen in die freie Schale.
„Was erwartest du, wenn du auf jemanden den Cruciatus-Fluch wirfst?“, wurde Harry nun gefragt.
Harry wurde mulmig. Er ahnte, was auf ihn zukommen würde. Er musste den Fluch anwenden. Er fragte sich, auf wen oder was! Er versuchte, sich etwas Zeit zu verschaffen. „Das kommt auf die Art des Willens und der Konzentration an.“ Frederick nickte. „Wenn ich jemanden nur halbherzig foltern möchte, dann wirkt der Zauber nicht so wie er gestaltet wurde. Wenn ich aber jemanden richtig leiden sehen möchte, dann wird er auch Schmerzen empfinden.“
„Auf welche Art der Materie wirkt denn der Cruciatus-Fluch?“, fragte Professor Elber Harry weiter.
Dieser kannte das Spielchen schon, er musste nachdenken, konnte sich aber nicht vorstellen, dass der Fluch auch auf den mitgebrachten Stein wirken würde. Er wechselte seinen Blick mehrmals zwischen Frederick und dem Stein. Dieser lächelte Harry nach ein paar Mal an.
Harry fragte ihn: „Du erwartest, dass ich auch anorganische Materie nenne.“ Frederick nickte. „Aber wie? Ich habe gelernt – nun gut, gelernt ist zu viel gesagt – gesagt bekommen, dass er nur auf organische Materie wirkt.“
„Was macht der Zauber denn, außer, dass er Schmerzen verursacht? Ich meine, wie wirkt er denn auf organische Materie und wie könnte er auf anorganische Materie wirken?“
Harry dachte lange nach. Er stand auf und lief umher. Marim, einer von Fredericks Elfen, kam und stellte drei Tassen und eine Kanne Tee hin. Er schenkte ein und reichte Harry seine Tasse, der sie dankend annahm und daraus trank, während er überlegend aus einem Fenster sah. Marim und Frederick unterhielten sich in der Zwischenzeit, was Harry aber nur unbewusst mitbekam.
Dann setzte sich Harry wieder hin und meinte: „Er wirkt anders auf anorganische Materie. Vielleicht hüpft …“ Er unterbrach sich. Der Stein würde nicht hüpfen, denn sonst läge er nicht in einer feuerfesten Schale. „Er schmilzt.“ Frederick nickte erneut. Dann meinte Harry: „Er muss schmelzen, denn sonst würden sie nicht in diesen Schalen liegen.“
Jetzt hob Frederick seinen Zeigefinger, richtete ihn auf Harry und stieß ihn einige Zentimeter nach vorne. „Exakt.“ Dann nahm er seinen Stab heraus und zeigte auf den Stein. Harry und sein Elf schauten interessiert zu. Dann fing der Stein zu schmelzen an, bis nur noch eine zähflüssige Masse, die eine große Hitze ausstrahlte, zurückblieb. „Und jetzt du.“
„Ich habe Probleme mir vorzustellen, dass der Stein leiden soll. Ich meine, wie kann ein Stein leiden?“, fragte er.
„Das ist der Knackpunkt. Finde es heraus.“
Es klopfte und der Elf ging zur Tür, um sie zu öffnen. Er kam mit Aurora Sinistra zurück.
„Frederick, ich bringe Ihnen Ihr Buch zurück, es war sehr unterhaltsam. Die Muggel haben einige sehr spannende … Oh, Sie haben Besuch.“ Dann bemerkte sie die Wärme im Raum. „Hier ist es aber warm.“
„Ja, Aurora. Wir heizen mit Lava“, scherzte Frederick. „Gib das Buch meinem Elf, er räumt es dann weg.“
Aurora nickte, gab das Buch Marim und schaute interessiert auf die beiden Schalen auf dem Tisch. Frederick winkte sie heran und deutete auf einen freien Sessel. Sie setzte sich und schaute dabei gespannt auf die Lava. Frederick sah zu Harry und deutete dann mit seiner Hand an, er möge doch bitte versuchen, den Stein zu schmelzen.
Harry zog seinen Stab und richtete ihn auf den Stein. Immer wieder hatte er den ganzen Abend darüber nachgedacht, wie der Cruciatus wirken würde. Es war natürlich kein physischer Schmerz, sondern nur ein simulierter. „Kann man sich gegen den Cruciatus wehren?“, fragte Harry. Als Frederick nickte, hatte Harry eine Idee. Der Fluch wirkt direkt auf das Hirn. Aber ein Stein hat kein Hirn, er besteht nur aus roher Materie. Wenn aber der Fluch die Nervenbahnen reizt, oder die Materie in Schwingung versetzt, dann … Er dachte diesen Gedanken nicht mehr zu Ende, denn der Stein begann schon Hitze auszustrahlen. Langsam begann Harry die Anstrengung zu spüren, doch er machte weiter, bis der Stein zu fließen begann.
Als Frederick merkte, dass sich Harry immer schwerer tat, brachte er ihn dazu, aufzuhören. „Es reicht, Harry, du kannst aufhören. Arbeite weiter an deiner Konzentration, aber belasse es für heute damit. Ich weiß, dass du es kannst. Führe diesen Zauber aber nicht aus, wenn ich nicht dabei bin. Du bist noch nicht so weit, ihn alleine zu können. Wenn Marim und ich nicht dagewesen wären, dann hätten das noch ein paar andere Personen im näheren Umkreis zu spüren bekommen.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Aurora.
„Harry hat übertrieben. Er hat sich so sehr auf das Ziel konzentriert, dass er vergessen hatte, seinen Geist zu fokussieren. Dadurch hat sich die Magie ein Ventil gesucht, und dieses besteht darin, sich in die Umgebung auszubreiten. Wenn Marim und ich keine Grenzen aufgebaut hätten, wären einige Kollegen mit leichten oder schweren Krämpfen auf dem Boden gelegen. Die unmittelbare Umgebung ist davon nicht betroffen, falls Sie sich wundern, warum Sie nichts gespürt haben. – Es ist schon spät, Harry, geh jetzt.“
Harry nickte, stand auf und ging. Bevor er die Tür von außen schloss, drehte er sich noch einmal um und Aurora zwinkerte ihm zu. Harry wusste nicht genau, wie er das deuten sollte, ob es eine Anspielung auf letztes Jahr war, in der er ihr einmal fast gesagt hätte, sie würde mit Frederick schlafen. Zurück im Gemeinschaftsraum wurde er gleich darauf von Tamara und Gabrielle in Beschlag genommen. Mit beiden Mädchen im Arm schlief er ein.
* * * * *
Ein paar Tage darauf war er gerade vor der großen Halle, als Mr Ollivander das Schloss betrat.
Als er nahe genug an Harry heran war, begann dieser ihn zu fragen: „Mister Ollivander, kann ich Ihnen ein paar Fragen zu Zauberstäben stellen?“
„Nach dem Unterricht gerne“, antwortete dieser. „Im Moment muss ich noch unterrichten. Kommen Sie einfach vorbei.“
Harry nickte, bedankte sich und ging hinunter zum See um nachzudenken. Er legte sich in das weiche Gras als er am See war und sah nachdenklich auf das ruhige Wasser. Ein Boot mit ein paar jungen Schülern fuhr über den See, als einer aufstand und anfing herumzualbern. Es dauerte nicht lang, da fing Harry an zu lachen, da der Hampelmann ins Wasser fiel. Die anderen auf dem Boot waren ihm keine große Hilfe, denn sie fingen ebenfalls an zu lachen. Nach ein paar Sekunden kam ein Arm mit Saugnäpfen aus dem Wasser heraus, schlang sich um den Schüler im Wasser und hievte ihn wieder in das Boot. Dann verschwand der Arm wieder.
Harry wendete seinen Blick wieder von der Szene ab und sah in den Himmel. Er dämmerte weg und begann zu träumen.
Er war in einem Haus und stand in einem schmalen Gang. Die Tapete war schon leicht vergilbt. Es sah aus, wie der Flur im Haus seines Onkels und seiner Tante. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer und sah in das Zimmer. Es sah so aus, als ob er in gewohnter Umgebung stand. Die Möbel sahen etwas anders aus. Es waren schwarze Ledermöbel, die anders da standen, aber die Maße des Raumes, die Ecken und die Position des Kamins waren die gleichen. Er lief weiter in die Küche. Und auch dort kam ihm alles bekannt vor. Nur waren andere Küchenschränke vorhanden. Anstelle des elektrischen Herdes stand ein Modell, das mit Gas betrieben wurde. Sein Blick viel in den Garten. Harry konnte nur schätzen, dass er die gleichen Maße haben musste, da er es in dem verwilderten Garten diese nicht richtig wahrnehmen konnte. Zurück auf dem Flur schaute er noch in den kleinen Hohlraum unter der Treppe. Lauter Schutt und Dreck lag dort herum, so dass Harry die kleine Tür sofort wieder schloss.
Von oben hörte er eine Tür auf und wieder zu gehen. Kurz darauf ging die Brause der Dusche an. Harry stieg nach oben und trat auf den Flur. Noch immer hatte er keine Ahnung, wer hier wohnte. Er verabschiedete sich gleich von der Idee, dass sein Onkel und seine Tante hier wohnten. Oben angekommen klopfte er an die Tür und hörte nur ein gedämpftes: „Herein, Schatz.“
Harry überlegte, woher er die Stimme kannte, konnte sie aber nicht zuordnen. Er betrat vorsichtig das Bad und sah auf den Duschvorhang hinter dem sich ein Umriss abzeichnete. Es schien eine Frau zu sein. Sie war etwas dicker als seine Frau und auch die Haare waren bauschiger und welliger oder lockiger. Für einen Moment dachte er an Hermine, doch diese würde in solch einem Haus nicht wohnen.
„Willst du nicht …“, sagte sie, als sie den Vorhang zurück zog und heraus blickte. Sie erstarrte genauso wie Harry. Dann zog sie den Vorhang wieder zurück. Es dauerte eine Weile, bis beide begriffen, wer der andere war.
Harry schluckte, als er in das Gesicht von Bellatrix sah. Er wusste nicht genau, was passiert war. Vorsichtshalber zog er seinen Stab und wartete ab. Er hoffte, sie hatte ihren nicht in die Dusche mitgenommen. Nach einigen Sekunden zog Bellatrix den Vorhang wieder etwas auf und sah ihn einige Sekunden lang an. Erst als Harry einmal an ihr herunter und wieder hoch sah, bedeckte sie sich mit dem Vorhang und sah nur noch mit ihrem Kopf heraus. Ihr Blick fiel auf Harrys Hand mit dem Zauberstab. Dann blickte sie ihm wieder misstrauisch in die Augen. Harry wunderte sich, warum sie nicht angriff, sondern nur still da stand. Er hoffte, sie würde nicht anfangen nackt aus der Dusche heraus zu steigen und versuchen ihn zu verführen, bis sie ihn überrumpeln konnte und dann zu Voldemort bringen würde. Ein paar Mal wanderte ihr Blick zwischen Harry und dem Badezimmerspiegel hin und her, bis sich Harry einmal im Spiegel betrachtete. Er hatte keine Narbe mehr auf der Stirn, seine Haare waren dunkelbraun und ordentlich geföhnt.
Als er wieder zu Bellatrix schaute, stand sie außerhalb der Dusche und band sich gerade ein Handtuch um. Er wusste nicht, was das Ganze sollte. Er stand vor der Frau, die seinen Paten umgebracht hatte, er fühlte Hass und Zorn in sich, doch er bewegte sich nicht. Langsam begann ein Schmerz seinen Kopf zu erfassen. Bellatrix auf der anderen Seite konnte wenig tun, denn ihren Zauberstab hatte sie nicht bei sich. Sie war ihm hilflos ausgeliefert, also beherrschte sie sich. Es wäre eine zu große Schmach, durch einen Schüler gefangen und getötet, oder nach Askaban gebracht zu werden.
Harry dachte nach, ob es sich bei der Person um Andromeda handeln könnte, da sich beide recht ähnlich sahen. Er hatte sie persönlich noch nie gesehen, sondern nur in Bildern und auch da hatten sie alle Kleidung an gehabt. Es könnte aber auch Bella sein. Harry war sich nicht sicher, und da er Bellatrix nicht auf die Idee bringen wollte, eine der anderen Personen zu spielen, wusste er nicht, was er sagen sollte.
„Nun, was willst du mit mir machen?“, fragte sie mit irrem Blick und einer dazu nicht passenden lasziven Stimme. Es war gruselig. „Willst du mir wieder einen Cruciatus auf den Hals hetzen? Wie damals, im Ministerium?“, fragte sie und begann genauso irre zu lachen, wie es Harry von ihr kannte.
Er hob gerade seinen Zauberstab und wollte einen Zauber sprechen …
Harry wachte aus seinem Traum auf und wusste sofort, dass er zu spät war. Der Unterricht war seit zwei Minuten vorbei. Harry kam vollkommen außer Puste im Schloss an; sieben Minuten, nachdem der Unterricht beendet war. Der Ring seiner Tante war einfach praktisch. Er atmete schwer, als er vor Mr Ollivander stand, der gerade gehen wollte. „Warten Sie“, sagte Harry schwer atmend.
„Nur keine Hektik, Mister Potter“, meinte dieser und wartete geduldig, bis Harry wieder ruhiger atmen konnte.
„Können wir irgendwo reden, wo wir ungestört sind?“, wollte Harry wissen. Mr Ollivander nickte. Beide gingen an eine Stelle, die etwas Abseits war, und setzten sich auf eine Bank die dort stand. „Sie haben mir mal gesagt, dass sich der Zauberstab den Zauberer aussucht, Mister Ollivander.“
„Oh ja, Mister Potter, das ist so. Alle Zauberstabmacher wissen das. Aber warum fragen Sie?“
„Gibt es zwei Zauberstäbe, die sich für einen Zauberer gleich anfühlen?“
Mr Ollivander dachte kurz nach, dann sagte er: „Nein, davon habe ich noch nichts gehört. Jeder Zauberstab ist anders. Keiner gleicht dem anderen. Selbst Ihr zweiter Stab den ich Ihnen in Einzelteilen geschickt habe, wird sich anders anfühlen.“
Harry nickte. „Kann sich das Gefühl, das man bei einem Zauberstab hat, ändern?“
„Nun ja“, meinte Mr Ollivander, als er kurz nachgedacht hatte. „Man kann einen Stab gewinnen, seine Gefolgschaft.“
„Was meinen Sie mit Gefolgschaft?“
„Wenn Sie einen Stab im Kampf gewinnen, dann wird er sich anders als vorher anfühlen, falls Sie damit zaubern durften.“
„Dann habe ich eine etwas mehr als hypothetische Frage. Ich stelle sie nur, damit ich mir etwas darunter vorstellen kann.“ Mr Ollivander nickte und wartete ab. „Sie kennen ja denjenigen, der den anderen Zwilling zu meinen Zauberstab hat.“ Ollivanders Augen wurden etwas größer, aber er nickte. „Nehmen wir an, ich konnte mit seinem Stab schon einmal einen Zauber wirken. – Dabei ist mir egal, wie er sich anfühlt. – Würde er sich besser anfühlen, wenn ich ihn im Kampf besiegen würde und danach erneut einen Zauber ausführen würde?“
Ollivander überlegte lange, sehr lange. „Unter Umständen ja, Mister Potter. Leider hängt das von vielen Faktoren ab. Das kann man nicht genau voraussagen.“
Harry verstand. Dann zog er Bellatrix’ Stab heraus und hielt ihn so, dass Mr Ollivander ihn sehen konnte. „Sie kennen diesen Stab“, sagte Harry. Er formulierte es als Aussage. Mr Ollivander nickte erneut. „Ich habe mich mit ihr gestritten. Jetzt ist sie tot, ein Unfall“, sagte Harry. „Als ich ihren Stab danach zum ersten Mal in der Hand fühlte, war er mir gegenüber neutral. Er fühlte sich kühl, aber angenehm an. Beim zweiten Mal war er angenehm warm. Nach ein paar wenigen Zaubern fing er an, sich selbstständig zu machen. Fragen Sie nicht, was für Zauber. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich kaum einen Unterschied zu meinem Phönix-Stab mehr feststellen und seit ein paar Tagen, überhaupt keinen mehr.“
Das gab Mr Ollivander zu denken. „Ich kann Ihnen dazu noch keine Auskunft geben. Ich muss in meinen Aufzeichnungen meines alten Lehrherrn nachsehen.“ Harry sah ihn fragend an. „Mein Großvater“, sagte Mister Ollivander.
Das musste Harry vorläufig akzeptieren. Er bedankte sich bei Ollivander und ging zum Essen. In einer Woche erhoffte er sich mehr Antworten. Nach dem Essen und wieder zurück im Gemeinschaftsraum saß er in einem Sessel und las. Vorbereitungen für die nächsten Themen in den Fächern lagen auf seinem Schoß oder neben ihm auf dem Boden.
Klarissa, eine von Ginnys Klassenkameradinnen, kam in den Gemeinschaftsraum und setzte sich auf den Boden neben Harry.
„Harry?“, fragte sie.
Dieser hörte nur mit halben Ohr hin und meinte: „Hmm?“
„Ginny liegt im Krankenflügel.“
Harry realisierte es erst gar nicht, bis Klarissa in seinen Sichtbereich mit ihrer Hand fuhr und erneut sagte: „Ginny liegt im Krankenflügel.“
Harry sah sie nur an. „Was ist mit Ginny?“
Klarissa rollte mit ihren Augen. „Sie liegt im Krankenflügel, Harry. Eine Pflanze hat sie gebissen. Sie fiebert. Es sieht nicht gut aus.“
Harry sprang auf. „Ron, komm mit, Krankenflügel“, rief er, als er Ron gerade noch die Treppe herunter kommen sah.
„Was ist?“, fragte dieser.
„Ginny liegt im Krankenflügel.“
Sofort begann Ron zu Harry aufzuschließen. Gemeinsam rannten sie förmlich zur Krankenstation. Kurz vorher wurden sie langsamer, da sie nicht ohne Puste ankommen wollten. Keiner der beiden dachte in diesem Moment an die Aufzüge, die sie auf direkterem Wege dorthin hätten bringen können. Noch leicht außer Atem kamen sie an und gingen hinein. Dort lag Ginny unter einer dicken Decke und musste schwitzen. Madam Pomfrey legte ihr kühlende Tücher auf den Kopf und gab ihr zu trinken. Harry und Ron kamen an das Bett heran und sahen auf die erschöpft wirkende Ginny herab. Als diese ihren Bruder und ihren Freund sah, begann sie zu lächeln.
„Was können wir tun?“, fragten Harry und Ron fast zeitgleich.
„Wenig. Außer den Kopf kühlen und sonst warm halten, gibt es momentan nichts. Es ist nicht ansteckend“, sagte Madam Pomfrey. Beide Jungs nickten. „Würden Sie mal kurz mit in mein Büro kommen, Mister Potter, ich hätte da noch eine Frage zu etwas anderem.“
Harry nickte und Ron nahm Madam Pomfrey das Tuch ab, nachdem diese Platz gemacht hatte.
Als beide in ihrem Büro saßen, begann diese. „Ich wollte es gegenüber Mister Weasley nicht erwähnen, aber es gibt wenig, was wir gerade machen können. Wir können nur darauf hoffen, dass ihr Körper sich dagegen wehren kann.“
„Was genau ist passiert?“
„Sie kam mit einem Pflanzengift in Kontakt. Ich weiß, welche Pflanze es war, aber ich habe kein Gegengift hier. Ich habe bereits eine Eule absenden lassen, die das Gegengift herholen soll, aber das dauert wahrscheinlich zu lange. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es schafft.“
„Warum erzählen Sie mir das?“
„Ich hoffe, dass Sie und Ihre Verbindungen das Gegengift eventuell schneller beschaffen können.“
„Was brauchen Sie?“
„Neben etwas Basiliskengift eines Männchens, auch eine Pflanze. Diese wächst vorwiegend in Wüstenregionen. Iran, Irak, Jordanien, Syrien, solche Länder.“
„Warum schicken Sie keinen Elfen los?“
„Weil Elfen diese Pflanze nicht erwerben können. Dies muss ein Zauberer tun. Elfen reagieren darauf allergisch.“
„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
„Etwa eine Woche. Solange dauert es, bis die Eule dort ist.“
„Warum haben Sie dann überhaupt eine abgeschickt?“, fragte Harry angesichts der Lage erstaunlich ruhig, bis ihm bewusst wurde, um was es ging und dann aufstand und nervös im Raum umher lief.
„Weil ich die Hoffnung hege, dass Ihre Freundin länger aushält.“
„Haben Sie mir ein Bild und eine Beschreibung der Pflanze, damit ich schauen kann, was ich tun kann?“
Madam Pomfrey nickte und stand auf, öffnete eine Schublade in einem Sideboard und entnahm ein Pergament. Dieses reichte sie Harry. Er las es sich durch und schaute das Bild an. In seinem Geiste hörte er Salazar und Agatha. Haben wir nicht im Schloss, eventuell Rowena. Du könntest auch Helena fragen. Sonst musst du die Pflanze für das Gegengift direkt holen.
Harry sah sie nachdenklich an. „Ich tue mein Bestes“, sagte er und verabschiedete sich. Er ging wieder zu Ron ans Bett und sah, dass Ginny schlief.
Nach mehreren Minuten, in denen beide stumm an ihrem Bett saßen, schlug sie ihre Augen wieder auf und entdeckte beide Jungs. Dann begann sie schwach zu lächeln und dann zu husten. Als sie sich wieder beruhigt hatte, fragte Ron, wie das denn passiert sei.
„Ich musste etwas aus dem Lager holen. Dabei bin ich gestürzt und in die Pflanze gefallen. Sie ist nur auf mich drauf. Es sah ganz harmlos aus. Als aber Professor Sprout aufgrund des Lärms herein kam und mich liegen sah, hat sie die Pflanze sofort per Magie angehoben. Das hat sie zumindest gesagt, da ich davon nicht viel mitbekommen habe. Sie hat mich dann sofort in den Krankenflügel geschickt und gab mir die Pflanze mit. Madam Pomfrey hat mich sofort, als sie die Pflanze sah, ins Bett gesteckt. Kurz zuvor hat sie sie mir abgenommen und sicher verwahrt.“ Dann musste sie wieder kurz husten. „Lässt du mich mit Harry alleine?“, fragte sie.
Ron nickte kurz, gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn und verließ den Flügel des Schlosses. Harry nahm ihre Hand und wartete.
„Harry?“ fragte sie.
„Ja, Ginny“, antwortete er ihr.
„Harry, ich möchte noch einmal mit dir …“ doch dann verließen sie ihre Worte.
„Das brauchst du nicht, Ginny. du …“
Doch Ginny legte ihre Hand auf seinen Mund um ihn zum Schweigen zu bringen. „Shh, Harry.“ sagte sie. „Ich weiß, aber – ich werde nicht mehr lange haben.“
Harry reagierte geschockt. Für einen Moment wusste er nicht, was er sagen sollte. „Ginny, du wirst wieder gesund. Madam Pomfrey wird dich heilen. Ich werde das Gegenmittel finden“, protestierte er. Doch Ginny schüttelte den Kopf. „Ich habe es in ihren Augen gesehen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit – Harry, ich möchte, dass du mir etwas versprichst, solltest du es nicht schaffen.“
Er nickte stumm.
„Harry, schlaf noch ein letztes Mal mit mir. Morgen Nacht. Und bring Luna mit. Wir drei sollten …“ Doch wieder musste sie schlucken und vollendete nicht ihren Satz.
Miteinander schlafen? Miteinander reden?, fuhr es Harry durch seinen Kopf.
Harry begab sich zum Abendessen in die Große Halle und ging zu Luna. Es war gerade wenig los und sie saß alleine dort. Er setzte sich neben sie und belud seinen Teller. „Luna?“, sagte er.
„Ja, Harry“, sagte sie, wie immer sehr sanft. Überhaupt sprach sie immer mit ihm, als sei sie nie wirklich hundertprozentig bei der Sache.
„Ginny möchte mit uns Morgen Nacht … reden. Ich hole dich ab. Wir schleichen uns in den Krankenflügel.“
„Tarnumhang?“, fragte sie sanft. Er nickte nur stumm und begann zu essen. Er scherte sich nicht um die Blicke und das Getuschel der anderen, weil er an einem anderen Haustisch saß. Seine Freundin lag im Sterben. Er fühlte sich richtig mies.
Am nächsten Abend holte Harry seinen Tarnumhang hervor und trug ihn in seiner Tasche mit der Karte des Rumtreibers in den Gemeinschaftsraum. Es war fast Mitternacht. Die letzten Mädchen gingen gerade in Richtung Mädchenschlafsäle und nahmen von Harry keinerlei Notiz. Er warf sich den Tarnumhang über und studierte die Karte. Er verließ den Gemeinschaftsraum auf dem Weg zu den Ravenclaw-Räumen. Er musste sich ein paar Mal ducken, als er Peeves auf der Karte sah. Immer wieder musste er einen anderen Weg einschlagen, da er sonst auf Filch getroffen wäre. Filch hätte ihn zwar nicht gesehen, aber in dem schmalen Gang hätte Harry ihn sicher angerempelt. Endlich stand er vor der Tür zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Er dachte Luna Bescheid, die ihm mitteilte es sei noch jemand im Raum und es würde noch eine Weile dauern. Nach langen zehn Minuten kam sie schließlich durch die Tür heraus und Harry hob seinen Tarnumhang an, damit sie darunter verschwinden konnte. Dicht an dicht liefen sie in Richtung Krankenflügel, den Blick immer auf der Karte. Vor den Türen der Krankenstation angekommen, löschte Harry die Karte und schob sie und den Tarnumhang ein. Dann öffnete er die Türen und betrat mit Luna die Krankenstation.
* * * * *
Luna verließ unter dem Tarnumhang und mit der Karte die Krankenstation. Sie setzte sich in eine Ecke und betrachtete die Karte. Harry und Ginnys Punkte waren auf der Karte so dicht beisammen, dass man sie kaum voneinander unterscheiden konnte.
Harry war wieder mit Ginny verbunden, sie bildeten eine Einheit. Er lag auf ihr, da sie zunehmend schwächer wurde. Er küsste sie, als ob es das letzte Mal wäre, dass er ihre Lippen auf seinen Spüren würde. Er griff in ihre zarten roten Haare und versank in ihrem Kuss. Langsam öffnete sie ihren Mund und fuhr mit ihrer Zunge seinen Lippen-Konturen nach. Ihre Zungen spielten miteinander und beide gaben wohlige Geräusche von sich. Er beschleunigte seinen Takt, bis er schließlich Kontraktionen an seinen Lenden spürte. Sie war gekommen. Er küsste sie weiter, verließ ihren Mund, um sich ihrer Kehle zu widmen. Er wanderte zu ihrem Hals und danach in den Nacken. Jedes Mal angespornt durch schier ekstatische Geräusche ihrerseits. Er wollte ihr diese Nacht unvergesslich machen. Als sie nach und nach wegdämmerte; die Belastung war wohl doch zu viel für sie; zog sich Harry an und gab ihr noch einen letzten Kuss auf die Stirn. Er hörte ein leises. „Mmmm.“
Er hatte sich nur darauf eingelassen, da es Ginny zunehmend besser ging. Die Ruhe vor dem Sturm. Er musste unbedingt schauen, dass er etwas über diese Pflanze erfuhr, und sich dann auf die Suche machte.
Dann öffnete er vorsichtig die Türen zum Krankenflügel, schritt hindurch und schloss sie hinter sich wieder. „Luna?“ fragte er leise in den Raum hinein. Doch er bekam keine Antwort. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sie zu suchen. Er schloss seine Augen und versucht Lunas Präsenz zu spüren. Dann ging er zielstrebig auf sie zu und entfernte den Tarnumhang. Da saß sie nun, an die Mauer gelehnt und schlief. Er lächelte in sich hinein. Er überlegte kurz, wie er sie wohl in ihr Zimmer bringen könnte. Er kannte ja den Zugang zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Er löschte die Karte und schob sie in seine Tasche. Dann hob er Luna an und schlug ihre Hände um seinen Hals. Ihr Kopf fiel auf seine Schulter. Dann umfasste er ihren Po und zog sie hoch bis zu seiner Hüfte. Ihre Beine hingen leblos an ihm herunter. Das ist platzsparend und bequem, dachte Harry, als er sie in Händen hielt. Nur wusste er noch nicht, wie er den Tarnumhang über sie werfen sollte. Er versuchte mit einer Hand den Tarnumhang zu greifen, aber Luna rutschte ihm jedes Mal weg. Dann hatte er eine Idee. Wozu hatte er Privatstunden genossen und seine Fähigkeiten ausgebaut? Er wusste, er würde es schaffen. Er drehte seine Hand Richtung Boden und Tarnumhang, konzentrierte sich und schloss die Augen. Nach dem Öffnen sah er den Tarnumhang bereits in die Höhe schweben. Etwas zitterig und unsicher kam er über die beiden und legte sich sanft wie ein Tuch über ihn und Luna und verdeckte beide komplett.
Harry war richtig Müde. Er wusste nicht mehr, wohin er lief. Er war nur noch froh in seinem Bett zu liegen und einzuschlafen.
Am nächsten Morgen erwachte er und spürte einen Druck auf seinem Körper. Er öffnete die Augen und sah im schwachen Licht sein Himmelbett mit zugezogenen Vorhängen. Zunehmend wurde er wacher. Er spürte noch immer einen Druck auf seinem Körper. Er drehte seinen Kopf und sah in Lunas Augen. „Guten Morgen“, sagte sie so leise, dass er es fast nicht wahrnahm. Er zuckte zusammen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er in sein Bett gekommen war. Und noch weniger wie Luna da hinein gekommen war.
„Harry, aufstehen“, rief Ron durch die Vorhänge.
Panik stieg in ihm auf. So normal er konnte sagte er: „Lass die Vorhänge zu, ich komme gleich nach. Muss mich noch anziehen. War gestern Nacht spät. Zog mich nicht mehr an.“ Luna hob leicht die Decke an und sah an ihm entlang hinunter. Als sie wieder auf sah, grinste sie ihn an. „Das war gelogen“, sagte sie noch leiser zu ihm. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„In Ordnung, Harry. Komm aber nicht zu spät zum Frühstück. Sonst bekommst du nichts mehr.“
Dann hörte er eine Tür auf und zu gehen und Schritte die immer leiser wurden.
„Was machst du hier, Luna?“, fragte Harry sie. „Du solltest doch in deinem Bett schlafen.“
„Ich weiß auch nicht mehr. Ich habe vor der Krankenstation auf dich gewartet und das nächste was ich weiß, ist, dass ich neben dir aufgewacht bin. Ich dachte mir, du hast jemanden neben dir gebraucht, nach letzter Nacht. Ich dachte, du hast mich mitgenommen. So blieb ich und habe dich einfach eine Weile angeschaut, nachdem ich aufgewacht bin.“
Harry sah sie mit leichtem Entsetzen und Erstaunen an. Schweigend betrachteten sie sich eine Weile.
Harrys Ohren registrierten zwar, dass sich die Tür öffnete und wieder schloss, aber er nahm es nicht bewusst wahr. Plötzlich drehte er sich erschrocken herum, als Hermine die Vorhänge öffnete und ihm sagte: „Aufstehen!“ Dann entglitt ihr fast ein Schrei. „Harry! Was … Deine Freundin liegt im Krankenflügel im Sterben und du liegst hier mit deiner Ex im Bett und vergnügst dich?“
„Nein, Hermine … Doch …“ Er musste erst einmal zur Ruhe kommen. Hermine sah ihn und Luna nur in ihren Schlafsachen unter der Decke in seinem Bett liegen. „Hermine!“ fuhr er fort, doch sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen. „Nein!“ rief er ihr hinterher, einen Arm zur Tür streckend. Dann hörte er ein Klack und Hermine war nicht mehr in der Lage die Tür zu öffnen.
Sie zog ihren Zauberstab. Doch was auch immer sie versuchte, sie konnte die Tür nicht öffnen. Wütend drehte sie sich um und zeigte mit ihrem Zauberstab auf Harry. „Lass mich raus, sonst …“ Doch weiter kam sie nicht. Ihr Zauberstab wurde ihr aus der Hand gezogen, geradezu in Harrys Hand. Der schaute nur verblüfft darauf und legte ihn auf seinen Nachttisch.
„Hermine lass dir erklären“, sagte er und stand auf. Im Moment störte es ihn nicht, dass sie ihn nur mit Schlafsachen bekleidet sah. Eigentlich würde es ihn nicht einmal stören, wenn er ihr jetzt nackt gegenüber stand. Das war immerhin Hermine, seine beste Freundin, mit der er beinahe einmal geschlafen hätte, hätte ihn Luna nicht davon abgehalten. Merlin, er wollte Hermine damals so sehr in diesem Raum.
„Ich war mit Luna gestern Abend im Krankenflügel um Ginny zu besuchen“, fing er an. Luna nickte stumm. „Dann war ich am Ende so Müde, dass ich Luna aufnahm – sie war vor der Krankenstation eingeschlafen – und sie in ihr Bett tragen wollte. Ich weiß nur noch, dass ich heute Morgen hier aufgewacht bin. Ich schwöre es.“
Hermine war davon ganz und gar nicht überzeugt. „An deiner Stelle würde ich auch so etwas sagen“, geiferte sie. Er hatte sie noch nie so sauer gesehen.
Dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Küss sie, Harry. Denk an gestern Abend und küss sie. Es wird so sein, wie in einem Denkarium. Denk nur intensiv daran. Erschrocken drehte er sich zu Luna, die sich inzwischen aufgesetzt hatte. Ihr Nachthemd fiel über ihr Knie, der Stoff war sehr dünn und Harry spürte, wie sein Mund trocken wurde. Stumm nickte er ihr zu.
Dann trat er auf Hermine zu und nahm sie in den Arm. Bevor sie auch nur reagieren konnte, zog er sie an sich ran und küsste sie, intensiv an letzte Nacht denken. Hermine versucht sich noch krampfhaft dagegen zu wehren. Dann drehte sich alles um ihn und er stand mit Hermine in der Krankenstation neben Ginnys Bett.
„Was?“ stammelte Hermine plötzlich.
„Wir sind jetzt bei Ginny. Es ist gestern Nacht und das sind meine Erinnerungen.“ Hermine viel die Kinnlade herunter. Stumm sah sie, wie Harry und Ginny sich gerade von einander lösten, Harry aus ihrem Bett stieg und sich anzog. Verdammt, dass sie das sieht, wollte ich nicht. Hermine grinste Harry mit großen Augen an. „Ich wollte eigentlich etwas später anfangen“, sagte er schuldbewusst.
Hermine warf schnell wieder ihren Blick auf den nackten Harry und genoss jeden Augenblick ihn so zu sehen. „Kann man das Bild nicht anhalten?“, fragte sie.
Harrys Kopf wirbelte herum. Doch plötzlich war es still um sie herum. Harry und Ginny bewegten sich nicht. Hermines Augen blieben auf dem nackten Harry stehen. Sie starrte ihn mit glitzernden Augen an. Wenn ich nicht nackt wäre, dann würde sie mich jetzt in Gedanken ausziehen, dachte Harry. „Aber warum steht hier alles? Das sind meine Erinnerungen und nicht die von Hermine. Weiter.“ Und Harry begann sich wieder zu bewegen. Ginny atmete wieder ruhig und Hermine und Harry sahen Harry dabei zu, wie er Ginny auf die Stirn küsste und danach die Krankenstation verließ. Die beiden folgten ihm, sahen ihm dabei zu wie er Luna suchte, wie er ohne Zauberstab den Tarnumhang auf sie legte; (sie waren halb durchsichtig) „Harry“, konnte Hermine nur sagen; und wie er mit müdem Gesichtsausdruck ohne nachzudenken in sein Zimmer lief, Luna neben sich ablegte und dann mit zugezogenen Vorhängen einschlief.
Dann wirbelte wieder ein grauer Schleier herum und Harry stand Hermine gegenüber, hielt sie in seinen Händen und küsste sie. Doch da war kein Widerstand zu spüren. Harry konnte erkennen, dass Hermine ihn zurück küsste. Sie genoss es geradezu ihn zu halten und zu küssen.
„Hermine, geh bitte“, sagte Luna und sah Hermine direkt in die Augen, nachdem diese sich von Harry gelöst hatte. „Geh bitte, sonst falle ich über dich her. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich mich noch kontrollieren kann. Ich will dich.“ Hermine sah Luna entsetzt an. Dann brach Luna zusammen und sackte auf den Boden.
Harry lief sofort zu ihr und nahm sie in den Arm. Er strich über ihren Kopf. Sie war eiskalt und schwitzte. Er nahm seinen Zauberstab und untersuchte Luna. Die Funken wurden zu roten Kugeln und danach zu blauen Oktaedern. Sie wechselten ständig zwischen den Figuren hin und her. „Wir müssen sofort in den Krankenflügel, Hermine.“
Sie sprintete zu seinem Nachttisch und nahm ihren Zauberstab. Dann öffnete sie ohne Probleme die Tür. „Tarnumhang“, sagte sie noch.
Harry entgegnete ihr: „Keine Zeit!“ und verschwand durch die Tür.
Er liefen die Treppe nach unten und durchquerten den Gemeinschaftsraum. Es war kaum jemand da und die paar Personen waren mit anderen Tätigkeiten beschäftigt, sodass sie gar nicht wahr nahmen, wie Harry Luna durch den Raum trug. Glücklicherweise war es still im Schloss. Als er auf ein paar andere Schüler traf, war er froh, dass er einen Punkt erreicht hatte, an dem sich der Weg zu seinem Gemeinschaftsraum und dem der Ravenclaws aufteilte, so dass es niemandem auffiel, woher sie gekommen waren.
Hermine öffnete die Tür zur Krankenstation und lies Harry durch. Sie schloss die Tür hinter sich und rannte zu Madam Pomfreys Büro.
„Kommen Sie schnell, Madam Pomfrey. Luna braucht Ihre Hilfe.“ Madam Pomfrey ging Hermine hinterher. Harry hatte unterdessen Luna schon auf das Bett neben Ginny gelegt. „Rote Kugeln und blaue Oktaeder, ständig hin und her wechselnd“, sagte Harry zu Madam Pomfrey.
Diese fühlte Lunas Puls und sah ihr in die Augen, danach fasste sie Lunas Stirn an und ließ ebenfalls ihren Zauberstab über ihr kreisen. „Kommen Sie mit“, sagte sie zu Harry und Hermine. Während sie ein paar Sachen zusammen rührte, fragte sie: „Was ist passiert?“
„Wir – wir haben uns ganz normal unterhalten, als sie plötzlich sagte, dass sie …“ Er blickte verstohlen zu Hermine. „etwas wollte. Dann brach sie zusammen. Sie war eiskalt und schwitzte. Ich untersuchte sie mit meinem Zauberstab und als ich erkannte, dass ich ihr nicht helfen konnte, brachte ich sie hier her.“
Madam Pomfrey hatte einen kleinen Trank zubereitet und nahm sich noch ein Tuch mit. Dann verließ sie die Apotheke. Harry und Hermine folgten ihr.
„Ich gehe mal in die Große Halle etwas frühstücken. Soll ich dir was mitnehmen und dich bei Hagrid entschuldigen?“, fragte Hermine Harry.
„Ja“, antwortete Harry knapp. Hermine verließ den Krankenflügel und Harry setzte sich zwischen Ginny und Luna auf einen Stuhl. Er machte sich große Sorgen um beide. Er blickte zu Ginny und nahm ihre Hand. Sie schlief.
„Wird sie wieder?“ fragte er Madam Pomfrey.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Madam Pomfrey.
„Und Ginny?“
„Oh, ich dachte Sie meinen Miss Weasley. Miss Lovegood wird wieder. Sieht nur nach einem Schwächeanfall auf Grund einer starken Grippe aus.“
Das muss von Gestern gekommen sein, als sie im Schlafanzug mit mir durchs Schloss schlich. Luna nahm es mit ihrer Kleidung nicht immer so genau. Doch das mochte er schon immer an ihr. Sie scherte sich nicht um die anderen. Er hielt nun Luna mit der anderen Hand fest und wartete. Madam Pomfrey goss etwas Flüssigkeit auf ein Tuch, rollte es zusammen und legte es auf ihre Stirn. Dann gab sie Luna etwas davon zu trinken. Neben ihm begann Ginny leicht abzuheben und zu schweben.
„Ach ja, wegen dem Wundliegen“, sagte Harry schwach, als er sie schweben sah.
„Gut bemerkt“, antwortete Madam Pomfrey. „Sie sollten jetzt zum Unterricht gehen.“
Harry nickte, ließ Luna und Ginny los und gab Ginny noch einen Kuss auf ihre Stirn bevor er zum Unterricht aufbrach. Er bekam die Stunden gar nicht mehr richtig mit. Er war nur froh, dass der Unterricht vorbei war. Sofort danach machte er sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Dort angekommen, klopfte er an die Tür, doch diese gab keinen Ton von sich. Stattdessen, kam ein Rätsel. „Wer läuft Morgens auf vier, mittags auf zwei und abends auf drei Beinen?“
Harry überlegte kurz und antwortete dann, da er das Rätsel bereits kannte: „Der Mensch.“
„Richtig“, antwortete die Stimme und die Tür öffnete sich.
Vorsichtig trat Harry ein und stand im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws.
„Schaut mal, wer da ist“, meinte einer der Schüler, den Harry nur vom Sehen kannte. „Was verschafft uns die Ehre?“, meinte er nicht ganz ernsthaft.
„Ich bin auf der Suche nach Rowena Ravenclaw.“
„Was möchten Sie von mir, Mister Potter?“, fragte der Geist, der in sein Sichtfeld schwebte.
„Ich bräuchte Ihre Hilfe, Mrs Ravenclaw. Es geht um meine Freundin.“
„Rat in Liebesdingen kann und will ich Ihnen nicht geben.“
„Es geht um eine Pflanze. Ein Gegengift für sie. Sie liegt im Krankenflügel und wird sterben, wenn ihr nicht geholfen wird.“
„Was für eine Pflanze?“, fragte die Gründerin der Schule weiter.
Harry zog das Pergament hervor, entrollte es und zeigte es ihr.
„Tut mir Leid, Mister Potter. Diese Pflanze habe ich nicht in meinen Besitz. Ich hatte mal eine, aber sie fing an zu schimmeln, daher musste ich sie wegwerfen.“ Sie sah noch mal genauer hin und meinte dann: „Es muss eine echte Rose sein. Israel wäre passend. Dort finden Sie eine.“ Harry bedankte sich, danach verabschiedete er sich von ihr und seinen Mitschülern und verließ den Gemeinschaftsraum. Kaum war er draußen, kam sie hinter ihm her geschwebt und hielt ihn auf. „Warten Sie. Darf ich Sie begleiten?“, fragte sie.
Harry war erstaunt über dieses Angebot. Er nickte und winkte ihr zu. „Wir werden kurz in der Küche vorbei schauen und dann mit einem Elfen reisen.“
„Sie nehmen einen Elfen mit?“, wunderte sie sich. „Ach ja, damit wir das Schloss verlassen können. Aber diese Strecke? Wie viel Mal müssen wir denn pausieren?“, fragte sie nach.
„Zählen Sie’s doch mit“, sagte Harry herausfordernd und sah sie während des Laufens an. In der Küche angekommen, scheuchte gerade Helga Hufflepuff die Elfen etwas in der Küche umher.
„Helga, lass es“, meinte Rowena Ravenclaw. „Die Elfen schaffen das auch ohne deine Anweisungen.“
Helga Hufflepuff seufzte, drehte sich um und meinte: „Du hast ja recht, Schwe…“ Sie unterbrach sich mitten im Satz, da sie Harry sah.
„Sie können Ihren Satz ruhig beenden“, meinte Harry. „Ich weiß, dass Sie Schwestern sind und Godric Gryffindor und Salazar Slytherin eure Brüder.“ Die beiden Damen sahen ihn vollkommen fassungslos an. Harry gab in der Zwischenzeit den Elfen Anweisungen, ihm ein kleines Lunchpaket zu machen, da er nach seiner Ankunft und während der Suche etwas essen wollte, weil er vermutlich das Abendessen ausfallen lassen würde. Tammy brachte ihm das Essen und wartete. „Tammy, du begleitest uns. Mrs Ravenclaw wird ebenfalls mitkommen. Wir werden im Gebiet Israel nach einer Pflanze suchen.“ Er zeigte der Elfe das Pergament. Diese schaute es sich an und nickte dann.
„Woher wissen Sie, dass wir Geschwister sind?“, fragte Helga Hufflepuff.
„Von Ihrem Vater“, gab Harry als Antwort. Er nahm das Pergament, das ihm Tammy zurück gab, wieder an sich und verstaute es in seiner Hosentasche. Er wartete, bis sich die beiden wieder beruhigt hatten, und wartete, bis Mrs Ravenclaw bereit war. Dann streckte er ihr seine Hand entgegen und reichte Tammy seine Hand.
Als sie mit ihrer Hand in seine fuhr, nickte er Tammy zu und sie verschwanden. Außerhalb der Schlossgrenzen tauchten sie wieder auf. Noch bevor sie etwas sagen konnte, griff Harry nach Rowenas Hand und zog sie mit sich. Darüber derart erstaunt, dass es ihm möglich gewesen war ihre Hand zu nehmen, realisierte sie erst wieder, dass sie woanders waren, als Harry am neuen Zielort ihre Hand losließ. Dann holte Harry sein Abendbrot heraus und begann zu essen. Da Israel mit seiner Hauptstadt Jerusalem einen Zeitversatz von zwei Stunden hatte, war es bereits kurz nach acht Uhr abends und schon dunkel. Mit leuchtendem Stab begann er den Boden der Wüste zu durchsuchen. Er suchte nach einer kleinen zusammengerollten und tot aussehenden Pflanze, die wieder grün würde, sollte man sie mit Wasser übergießen. Bereits wenige Minuten nach dem Beginn seiner Suche fand er eine. Tammy hatte ebenfalls zwei über ihren Händen schweben, als Harry die wenigen Meter wieder zu ihrem Startpunkt zurück kam.
„Du hast schon?“, fragte er Tammy. „Dann nehme ich meine als Zimmerpflanze. Bringst du deine gleich nach unserer Rückkehr zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel?“ Tammy nickte. Harry nahm die Pflanzen seiner Elfe kurz ab und verwahrte diese bis zu ihrer Rückkehr. „Mrs Ravenclaw, wir können zurück.“ Sie nickte mechanisch und ließ sich wieder mitziehen. Außerhalb des Schlosses tauchten sie auf und Tammy verschwand sofort nach dem Erhalt der eingewickelten Pflanzen, um sie der Medi-Hexe zu geben.
Harry lief zu Fuß Richtung Schloss und sah immer wieder zu seiner Begleiterin, die nachdenklich neben ihm her schwebte. „Was bedrückt sie, Mrs Ravenclaw?“
„Nennen Sie mich Rowena“, sagte diese.
„Gerne, ich bin Harry.“
„Wissen Sie, Harry“, begann Rowena, was Harry dazu brachte zu stutzen. „Was ist?“, fragte sie nach.
„Ich dachte, dass wir weniger förmlich miteinander umgehen würden.“
„In dieser Hinsicht bin ich etwas altmodisch. Der nächste Schritt kommt erst, wenn wir uns besser kennen gelernt haben.“ Harry nickte. „Ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, wie Sie es geschafft haben so weit zu kommen, und ohne apparieren. Aber jetzt ist es mir klar, nachdem Sie meinen Vater kennen.“ Sie pausierte kurz, um zu sehen, wie Harry reagieren würde, und fuhr dann fort. „Er hat Ihnen das beigebracht.“ Harry nickte. „Wie stehen Sie zu ihm?“, fragte sie weiter.
„Ich bin einer seiner Nachfahren.“
„Welche Linie?“
„Slytherin und Gryffindor.“
„Sie sind das? Ich habe davon gehört, dass Nachkommen der beiden geheiratet hatten, aber dass das Ihre Linie ist, war mir nicht bewusst.“ Sie liefen, bzw. schwebten eine Weile nebeneinander her, als Rowena meinte. „In diesem Fall, Harry, sollten wir einen Schritt weiter gehen, was meinst du?“
„Gerne Rowena, wenn es dir nichts ausmacht?“
„Nachdem du dich so gut mit meinem Vater verstehst. – Sag mal, weißt du, wer mein Nachfahre ist, oder ist meine Linie bereits erloschen?“
„Tut mir leid, Rowena, darüber weiß ich nichts. Ich weiß nur noch von einer Linie, der von Slytherin. Das ist einer meiner Mitschüler, Draco Malfoy. Ob Godric selber noch andere Nachkommen hatte, die bis heute überdauerten, weiß ich nicht.“
Als sie am Schloss abgefangen wurden, bekamen beide einen Anschiss. „Ihr hättet wenigstens Bescheid geben können, wenn ihr schon das Schloss heimlich verlasst, um nach einem Heilmittel zu suchen.“ Dann drehte sich Frederick um und ging ins Schloss zurück.
Harry musste sich ein lautes Lachen verkneifen, als er Rowenas Gesicht sah.
„Hey, ich bin keine dreiundzwanzig mehr“, meckerte sie.
„Wieso dreiundzwanzig?“, fragte Harry nach.
„Damals war die Volljährigkeit anders als heutzutage. Und selbst wenn man volljährig war, hat man noch längere Zeit das getan, was einem die Eltern gesagt haben.“
Harry nickte verstehend. Dann verabschiedete er sich von Rowena und ging zurück in seinen Gemeinschaftsraum. Er setzte sich auf den einzigen freien Platz auf einem Sofa zwischen Parvati und Padma, die ihre Schwester besuchte. Sie legte eine Hand auf Harrys Schulter und fragte ihn, wie es Ginny gehen würde.
„Es braucht noch ein paar Tage“, meinte er und war dankbar über diese Freundschaftsbekundung.
Er bekam nicht mit, wie sich die beiden hinter seinem Rücken anlächelten, denn er war müde und schloss seine Augen. Sein Kopf bewegte sich nach rechts auf Parvatis Schulter hin. Diese grinste ihre Schwester genüsslich an. Padma näherte sich nun Harry und legte ihren Kopf auf Harry freie Schulter. So leicht wollte sie ihrer Schwester Harry nicht überlassen. So saßen, bzw. lagen sie auf dem Sofa aneinander und ruhten sich aus. Colin machte ein Foto und verschwand sofort, für den Fall, man würde ihm nachlaufen. In den Köpfen der beiden Mädchen spielte sich schon ein Szenario ab, dass nach Ginnys Entlassung vom Krankenflügel spielen sollte. Sie hatten eine Party geplant, an dessen Ende sie Harry entführen wollten, um mit ihm ein wenig Spaß zu haben. Scheinbar hatte Harrys Zustand von letztem Jahr immer noch Auswirkungen auf sie.
* * * * *
Ein paar Tage später traf Harry auf Mister Ollivander und wäre, ganz in Gedanken versunken, beinahe an ihm vorbei gelaufen. Ginny würde morgen früh entlassen werden und Harry dachte nach, was er mit ihr zusammen als nächstes tun könnte.
„Mister Potter“, sagte Mister Ollivander.
„Verzeihung, Mister Ollivander“, meinte Harry. „Ich war in Gedanken.“
„Schon verziehen, ich habe etwas für Sie“, meinte er und setzte sich mit Harry wieder etwas Abseits auf eine Bank. „Ich habe in meinen Unterlagen nachgesehen, aber nichts in denen meines Urgroßvaters gefunden, also habe ich tiefer gegraben. Ich habe in der Historie meiner Vorfahren, ich meine deren Unterlagen, recherchiert. Es gab einen Zauberer namens Antioch Peverell. Dieser war Zauberstabhersteller. Einer meiner Vorfahren hat von ihm berichtet. Er soll es laut eigenen Angaben geschafft haben, dass er mit mehreren Stäben gleich gut zaubern konnte. Er hat damals gesagt, es läge an seiner Einstellung. Mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen.“
Harry dachte nach. „Also liegt es nur am Umgang mit dem Zauberstab“, sinnierte Harry und sah Mister Ollivander an. „Ich danke Ihnen, Mister Ollivander.“
Dieser nickte und stand nun auf. Zusammen mit Harry lief er bis zum Schlosseingang. „Sie wissen mehr, Mister Potter“, sagte Mister Ollivander. Dieser nickte nur. „Und Sie wollen, oder dürfen mir nichts sagen.“
Harry bleib am Ausgang stehen und sah Mister Ollivander an. „Versuchen Sie einfach mal mit verschiedenen Stäben in Ihrem Laden zu zaubern. Die Ihrer Vorfahren, meine ich. Versuchen Sie unvoreingenommen zu sein. – Jetzt muss ich zum Abendessen.“ Damit verabschiedete er sich von Mister Ollivander, der nachdenklich vom Schulgelände ging und dann in die Winkelgasse apparierte.
Tags darauf wurde kurz nach dem Mittagessen Ginny entlassen. Harry holte sie mit Ron ab und zu dritt gingen sie zurück in den Gemeinschaftsraum, wo Ginnys Rückkehr gefeiert wurde. Als die drei durch das Loch traten, Ron und Harry hinter Ginny, war bereits ein großes Spruchband zu sehen. Willkommen zurück stand darauf. Alle amüsierten sich auf der Party, doch Ginny missfiel es, dass sich Parvati und Padma scheinbar zu sehr um ihren Freund kümmerten.
Als es dann spät am Abend, aber noch vor der Ausgangssperre war, zogen sich Ginny und Harry zurück. Sie gingen durch das Schloss und suchten den netten Platz mit dem Pool auf, den er ihr schon letztes Jahr gezeigt hatte. Beide bekamen nicht mit, dass sie von Parvati und Padma verfolgt wurden. Ginny und Harry wurden beobachtet, als Ginny das Bild öffnete und mit Harry dahinter verschwand. Zum Glück bekamen die beiden nicht genau mit, welche Stelle Ginny mit dem Zauber belegte, so mussten sie es eine ganze Weile selber versuchen, bis sich das Bild öffnete und sie in den Gang dahinter treten konnten.
Dort fanden sie Harry schlafend auf dem Rücken liegend vor, aber Ginny war nirgends zu sehen. Da in dem schmalen Vorgang aber einige Türen aus Holz zu sehen waren, wunderten sich die Zwillinge nicht. Aufgeregt und leise kichernd tuschelten sie. Da Harry weiterschlief, schwammen die beiden eine Runde, nachdem sie einen Blick in den Raum geworfen hatten. Sie bemerkten nicht, wie sie von Ginny argwöhnisch beobachtet wurden. Nachdem sie mit Baden und Schwimmen fertig waren, stiegen sie aus dem Wasser, tuschelten noch mal kurz miteinander und legten sich dann der Länge nach über Harrys Hände, so dass ihre Köpfe auf seiner Schulter zum Liegen kamen.
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Mittwoch, 24.05.
Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch