Das dunkle Ende - O du fröhliche
von Testhrus
Harry sah Merlin mit einem Gesichtsausdruck an, der einerseits Skepsis widerspiegelte, andererseits aber die Erkenntnis, dass sie ihnen bei ihrer Suche nicht helfen würden. „Ihr werdet uns nicht helfen. Hab ich recht?“, stellte er seine Frage und schaute beide abwechselnd an.
„Nein, Harry, werden wir nicht“, antwortete Nimue. „Aber wir werden euch bei uns wohnen lassen, solange ihr hier seid. Findet uns auf der Insel und ihr könnt bei uns übernachten und bekommt Nahrung und zu Trinken, solange ihr hier seid.“ Dann drehten beide um und wurden nach wenigen Schritten immer mehr durchsichtig, bis sie ganz verschwunden waren.
„Na ganz toll! Sie auf der Insel finden. Wie stellen die sich das vor? Bei unserem Glück sind die genau auf der anderen Seite der Insel. Das dauert dann, bis wir jedes mal hier her laufen.“
„Nur die Ruhe, Tante. Ich habe ihre Spur. Ich weiß, wo wir hin müssen. Wir werden sie schon finden.“
„Deine Zuversicht möchte ich haben“, antwortete sie.
„Lass uns lieber nach Hinweisen suchen“, schlug Harry vor.
„Also gut. Du bist hier der Zauberer.“
Harry musste wegen der Doppeldeutigkeit dieses Scherzes lachen. Dann fingen sie an, die Gräber mit ihren Zauberstäben vorsichtig und unter vollstem Respekt den Toten gegenüber zu untersuchen. Er hatte gelernt, wie man unbekanntes Gelände erforscht, Personen und Gegenstände durch meterdicke Hindernisse erkennen und aufspüren konnte.
Doch die Gräber beinhalteten nichts, was man als Geheim betrachten könnte. Sie untersuchten den ganzen Friedhof und selbst die nähere Umgebung, doch nichts fand sich. Nach einer wortlosen Einigung, dass es sinnlos wäre weiter zu suchen, nahm er seine Tante bei der Hand und lief einige Meter, um kurz darauf vor dem Haus von Nimue und Merlin aufzutauchen.
Sie klopften an die Tür und wurden kurz darauf eingelassen. Sie standen in einer gemütlichen Einzimmer-Wohnung. Harry konnte einen Herd erkennen, der gleichzeitig als Kamin genutzt werden konnte, da die andere Seite mit Schamotsteinen belegt war. Zu seiner Rechten fand er zwei Türen. Harry vermutete die Toilette und das Schlafzimmer. Der Raum wurde in den See hinein gebaut, sodass gut ein Drittel im Wasser stand.
Merlin bemerkte, dass Harry dies gesehen hatte, und sagte nur: „Für meine Frau. Sie braucht viel Kontakt zu Wasser. Manchmal sitzt sie stundenlang im Nass. Kommt, setzt euch.“
Harry und Petunia wurden an den Tisch gebeten, wo schon Speisen und Getränke warteten. Nimue kam aus dem Wasser und begrüßte die beiden. Sie hatte eigenartigerweise komplett trockene Kleidung an, was Harry verwunderte, da sie eben aus dem Wasser aufgetaucht war. Aber im nächsten Moment konnte er sich selbst dafür schelten, da er seine Badehose selbst einmal so verzaubert hatte, dass sie trocken blieb. Für Nimue als Wassergöttin dürfte das kein Problem darstellen, dachte er.
Das Essen verlief still. Dann fragte seine Tante plötzlich: „Warum ist Addelaines Statue nicht neben ihrem Grab?“
Merlin und Nimue schauten sich an, als seien sie bei etwas verbotenem erwischt worden.
„Raus mit der Sprache“, befahl seine Tante.
Merlin und Nimue sahen sie an. Dann rückten sie mit der Sprache raus. „Wir brauchten Baumaterial. Deshalb haben wir … haben wir ihre Statue hergenommen, um …“
„Um was?“
„Um unseren Schuppen abzustützen.“
„Ihr habt was?“, fragte seine Tante vollkommen fassungslos. „Grabschändung?“ Sie stand auf und ging im Raum umher.
„Keine Grabschändung. Dieser Begriff ist nur durch die Moral der Menschen geprägt. Es handelt sich hier um wertvolle Rohstoffe auf der Insel. Es gibt sie nicht unbegrenzt. Hier können keine Rohstoffe per Magie erzeugt werden. Alles muss per Hand herbei geschafft werden.“
Langsam beruhigte sich seine Tante wieder.
„Ich will die Statue sehen“, sagte Harry.
Merlin nickte und stand auf. Harry folgte ihm nach draußen, während Petunia und Nimue zurückblieben und eine Unterhaltung begann.
„Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?“
„Etwa 800 Jahre.“
„Achthundert Jahre“, sagte Petunia langsam.
„Ja, wir haben praktisch Höhen und Tiefen durchlebt. Das volle Programm, wenn Sie so wollen. – Wir haben uns aneinander gewöhnt. Unsere Liebe zueinander ist über all die Jahre hinweg gewachsen.“
„Wird man mit der Zeit nicht einander überdrüssig?“
„Auch das haben wir durchgemacht. Wir haben uns sogar eine Weile nicht gesehen.“
„Was ist eine Weile?“
„Naja“, kam kleinlaut von Nimue. „So zwanzig Jahre in etwa. – Aber seit wir das überwunden haben, leben wir glücklich und lassen uns unsere Freiräume.“
„Was für Freiräume?“
Doch auf eine Antwort musste sie warten, denn Harry und Merlin kamen zurück.
„Auf welche Linie gehen deine Vorfahren zurück? Bist du mit Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw, Hufflepuff, äh …“ Plötzlich kamen ihm zwei Namen in den Sinn. „Mosley und Anecks verwandt?“
„Nein, Harry, tut mir leid. Die Namen sagen mir nichts.“
Also wäre er mit ihm nicht verwandt. Er wollte es auch nicht. Er wollte nicht mit jedem berühmten und bekannten Zauberer verwandt sein. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass da eine Vertrautheit zwischen ihnen bestand.
„An der Statue ist auch nichts“, meinte Harry.
Seine Tante war niedergeschlagen. Sie hatte so gehofft, dass ihr Neffe etwas finden würde. Harry setzte sich seiner Tante gegenüber. Niedergeschlagen sah er in das Wasser. Seine Tante folgte seinem Blick und sah in die schimmernden Wellen.
„Excalibur“, sagte sie plötzlich.
„Was meinst du?“
„Naja, die Artus-Sage.“
„Die was?“, fragte Merlin nach.
„Die Artus-Sage. Eine Geschichte über König Artus und das Schwert Excalibur. Es handelt von dem Schwert und wie Merlin … Verzeihung, wie du das Schwert von der Herrin des Sees erhalten hast. Damit hat Artus den Thron bestiegen und weise regiert. Dann nahm Merlin das Schwert wieder entgegen und gab es der Herrin vom See zurück. Sie sollte es verwahren, bis einer seiner Nachkommen bereit ist, das Schwert wieder in Empfang zu nehmen um die Welt zu verbessern.“
„Ah. Ich wusste nicht, dass es eine Geschichte darüber gibt“, sagte Merlin.
„Doch, gibt es. Sie wird aber eher als eine Sage angesehen. Zumindest unter den Muggeln. Nur die Zauberer wissen die Wahrheit. Zumindest einen Teil, wie mir scheint, wenn ich euch hier so sehe.“
„Excalibur“, sagte Harrys Tante erneut. „Famurgan war doch Artus Halbschwester.“
„Richtig“, sagte Merlin.
„Väterlicherseits oder Mütterlicherseits?“, fragte Petunia.
„Ist das wichtig?“, fragte Nimue nach.
„Wegen der Erbfolge.“
„Väterlicherseits“, sagte Merlin.
„Dann wären die Nachkommen von Famurgan oder Morgana, erbberechtigt und hätten somit Anspruch auf das Schwert.“
Harry blickte Nimue an. „Das heißt, ich kann das Schwert beanspruchen?“
Sie nickte nur. „Wo immer ein See oder ein Gewässer ist, kannst du mich rufen. Dann bringe ich dir das Schwert, um das Böse zu vernichten.“
„Ich verspreche, mich dessen würdig zu erweisen und es nach getaner Arbeit dir zurückzugeben.“
„Ich weiß“, sagte Nimue. „Ihr könnt wieder gehen. Ihr habt euer Geheimnis gelüftet.“
Harry bedankte sich und verließ mit seiner Tante das Haus. Er nahm sie bei der Hand und aktivierte die Uhr, indem er die Krone wieder herauszog und die Uhrzeit einstellte. Doch die Uhr aktivierte sich nicht. So drückte Harry die Krone ganz hinein, und das Blatt veränderte sich wieder und zeigte eine Uhrzeit an. Harry gab die Uhr seiner Tante, damit auch sie ihre Würdigkeit erweisen konnte. Diese stellte die Zeit ein und die Uhr leuchtete auf. Dann verschwanden beide.
Sie tauchten in der Höhle auf und waren erstaunt, dass niemand da war.
„Arabella. Die haben wir ja ganz vergessen“, keuchte Harry.
„Ich bin hier“, kam aus der Küche.
Dem Geräusch folgend betraten sie den Gang, der in die Küche führte. Dort standen Arabella und ein Elf.
Harry starrte sie ungläubig an. „Dora?“
„Ja, Sir Harry“, kam als Antwort.
„Ah. Ich dachte mir doch, dass da etwas sein musste“, meinte Arabella.
„Ich werde das Essen vermehren, dann reicht es für alle“, sagte Dora, als sie anfing das Abendessen zu servieren.
* * * * *
Harry kam gerade mit seiner Tante und Arabella von Jordanien zurück und tauchte direkt im Hausgang mit den beiden auf. Seine Elfen begrüßten ihn und widmeten sich dann wieder ihrer Arbeit. Der kleine Frodo fühlte sich hier sehr wohl und hatte sich innerhalb der ersten Woche stark verändert sowohl äußerlich, als auch seine Einstellung. Es schien fast so, als wolle er bei Arabella bleiben. Harry dachte darüber nach, ihn ihr zu überlassen. Aber ob das wohl erlaubt war? Sonst würde er ihn behalten und ihn ihr als Leihgabe zur Verfügung stellen. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Er schlug sein Buch auf um noch ein paar Hausaufgaben zu machen, als er wieder an das Gespräch mit Frederick dachte. „Bellatrix’ Zauberstab könnte den Zauber von den Gegenständen aus dem Verlies aufheben“, sagte er leise zu sich. Er widmete sich weiter seinen Hausaufgaben, während sein Unterbewusstsein diese Idee weiter verfolgte. Am späten Nachmittag dachte er wieder aktiv darüber nach. Ob man Bellatrix’ Zauberstab gefunden hat? Ich sollte mal in Gringotts nachfragen.
„Tunia?“, fragte er. So nannte er sie immer, wenn er etwas vorhatte.
Seine Tante wusste das und kam umgehend zu ihm, um sich seine neueste Idee anzuhören. „Was gibt es, Harry?“
„Ich müsste mal nach Gringotts. Ich nehme auch einen Elfen mit.“
Tommy spitze sofort seine Ohren.
Überraschenderweise meinte seine Tante: „Gut, ich komme mit. Ich brauche noch ein paar Galleonen. – Arabella, wir sind mal kurz mit einem Elfen weg.“
So hatte sich das Harry zwar nicht vorgestellt, aber besser als nichts war es allemal. Er nahm beide bei der Hand und apparierte wieder in den speziellen Raum. Kurz darauf kam ein Kobold durch die Tür, verneigte sich kurz und meinte: „Mister Potter, was können wir heute für Sie tun?“
„Ich müsste mal mit dem Direktor über etwas Wichtiges reden und meine Tante braucht auch etwas Gold.“
„Ich habe ein Verlies“, meinte diese.
„Sehr wohl, die Herrschaften. Ich werde den Direktor verständigen und dann die Dame an den Schalter begleiten.“
„Wir treffen uns wieder hier?“, fragte Harry seine Tante.
Nach einem Blick auf den Kobold bejahte sie die Frage und beide warteten, bis der Kobold mit dem Direktor zurückkam. Harrys Tante folgte dem Kobold an den Schalter und der Direktor bat Harry in sein Büro. Es lag am Ende des Ganges. Als sich beide gesetzt hatten, fing Harry an: „Mister Slipknot, ich habe eine Frage bezüglich Bellatrix’ Zauberstab.“
„Oh, Mister Potter, verzeihen Sie mir. Wir haben ihn noch nicht gefunden.“
„Das ist zumindest teilweise gut. Ich brauche diesen, denn sonst gibt es wenig Hoffnung, die Gegenstände aus dem Verlies der Lestranges zu entfernen, oder auch nur anzufassen.“
„Gemini-Zauber?“, fragte der Kobold nach und fügte, nachdem er Harrys ratloses Gesicht gesehen hatte, hinzu. „Die Gegenstände vervielfältigen sich, wenn sie von der falschen Person angefasst werden.“ Jetzt zeigte sich Erkenntnis auf Harrys Gesicht. „Warum nennen Sie es immer noch das Verlies der Lestranges? Es ist doch Ihres!“, fragte der Kobold nochmals nach.
„Es hilft mir, sie auseinander zu halten.“
Gerade wollte der Direktor aufstehen um Harry zu begleiten, als sich die Tür einen Spalt öffnete und sich ein Kobold durchzwängte, die Tür wieder schloss und auf den Direktor zu rannte. Dieser war nicht mehr in der Lage seinen Mitarbeiter zurechtzuweisen, da dieser schon etwas in sein Ohr flüsterte, worauf Slipknot bleich wurde.
Kleine Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden. Er stand auf und fragte Harry: „Kommen Sie alleine zu Recht? Ich habe gerade mitgeteilt bekommen, dass ich einen wichtigen Termin habe. Äußerst wichtig.“
Harry war das nur recht, konnte er so in aller Ruhe nach dem Stab suchen.
Der Direktor stand auf, lief um seinen Tisch herum und rief den Aufzug. Harry trat ein. „Nehmen Sie bei Ihrer Rückkehr einen anderen Aufzug, den weiter links und um die Ecke.“
Harry nickte, drückte den Knopf und die Tür schloss sich. Der zweite Kobold im Raum öffnete die Tür, nachdem sich der Direktor den Schweiß abgewischt hatte und wieder auf seinem Stuhl saß, und ließ die beiden Personen herein.
„Was dauerte denn so lange?“, fragte das bleichgesichtige Wesen, mit Schlitzen als Nase und roten Augen.
„Mister … Wie soll ich Sie nennen? Voldemort?“
Es tat mehrere dumpfe Schläge in schneller Folge, die von außerhalb des Gebäudes zu kommen schienen. Der Kobold, der die Tür geöffnet hatte und diese nach dem Eintreten der Gäste wieder verschlossen hatte, stand nun am Fenster und sah nach draußen. „Fünf Todesser auf ihren Hintern vor dem Haupteingang“, sagte er.
Voldemorts Gesicht war nicht lesbar, doch er begann bereits schon jetzt zu kochen. Aber noch machte er gute Miene zum bösen Spiel. „Kommen wir zum Grund meines Besuchs. Ich habe Kenntnis davon, dass die Linie der Gryffindors vor fünf Minuten von mir ausgelöscht wurde. Ich bin hier, um sein Verlies zu übernehmen.“
Slipknot lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und begann leicht zu schmunzeln. „Das glaube ich nicht. Zufällig habe ich Kenntnisse, dass es dem Erben des Gryffindor’schen Vermögens sehr gut geht. Ich glaube Ihnen daher nicht.“
„Was?“, schrie Voldemort. „Sie Wicht.“ Erbost zog er seinen Zauberstab. Doch alles, was er damit erreicht, war – Nichts.
„Zauber funktionieren im Inneren des Gebäudes nicht“, klärte ihn Slipknot auf und drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch.
Zornig stand Voldemort auf und meinte dann: „Ich werde Ihnen auf andere Weise Manieren beibringen.“
Die Türen öffneten sich und rund ein Dutzend Kobold mit Dolchen in der Hand stürmte das Büro des Direktors.
„Sie wären uns unterlegen, Voldemort.“
Abermals tat es dumpfe Schläge und der Kobold verkündete erneut: „Drei weitere Todesser …“
* * * * *
Die Türen des Aufzugs schlossen sich und Harry fuhr nach unten. Er bekam von dem Besuch und dem darauffolgenden Gespräch nichts mit. Unten angekommen, ging die Tür auf und Harry trat hinaus. Wieder einmal stand er in dem riesigen und verwinkelten Gewölbe. Er spürte den Drang, einen bestimmten Punkt zu suchen. Doch er wusste nicht genau, wie. Und wieder tauchten Erinnerungen an ein Gespräch in seinem Geist auf.
Harry lief mit Frederick über dem Gelände spazieren.
„Mach dir Voldemorts Fähigkeiten zu Eigen. Lerne, was er weiß.“
„Auch die dunklen Sachen?“
„Du weißt am besten, welche Sachen du auslassen solltest, denn ich spüre auch die dunkle Seite in dir.“
„Wie soll ich das verstehen? Ich habe doch nichts Dunkles gemacht.“
„Ein jeder Zauberer hat eine helle und dunkle Seite seiner Seele, seines Charakter. Bei dir ist die richtige Mischung vorhanden, um ausgeglichen zu sein. Du weißt, wie dein Gegner tickt, wie er sich verhält, was er denkt. Die richtig guten Zauberer besitzen auch eine dunkle Seite.“
„So wie du?“, fragte Harry nach.
Dann fiel Harry einer seiner Träume ein. Er sah Voldemort schweben, ohne Besen. Es war eine besondere Form der Apparition. Das meinte er wohl, dachte Harry, trat ein paar Schritte näher an den Abgrund und dachte nach. Er trat wieder zurück und konzentrierte sich. Langsam und vorsichtig hob er mehrere Zentimeter ab. Er schien teilweise zu verschwimmen und steuerte nach mehreren Minuten eine Treppe an, um zu testen, ob er fallen würde, wenn er jetzt vorwärts schweben würde. Da dies nicht der Fall war, wagte er den Flug in den Abgrund. Immer durch einen Drang gezogen, steuerte er durch die Gänge und Tunnel nach unten.
Was suchst du?, hörte er die Stimme des Drachens in seinem Geist.
Einen Zauberstab. Ich hoffe damit den Zauber von den Gegenständen im Verlies der Lestranges nehmen zu können.
Der Stab führt dich. Er hat Angst.
Wie kann ein Stab Angst haben?
Ein Zauberstab ist ein lebendiges Wesen mit Empfindungen, Gefühlen und …
Ich weiß, ich habe das schon mal gehört.
Dann beeil dich. Er hat Schmerzen.
Welche Schmerzen könnte ein Zauberstab haben?
Zu wenig Fluss an Magie, keinen Partner, ob Zauberer oder Hexe ist egal. Er ist allein.
Was ist mit Stäben, die noch nie jemanden hatten?
Da ist es anders, antwortete der Drache in seinem Geist.
Unablässig zog es Harry nun wie einen Magnet immer tiefer durch Gänge, offene Höhlen und Tunnel, bis er auf festem Boden ankam. Er sah sich auf dem Boden um, doch da war kein Zauberstab zu sehen. Und doch spürte Harry ihn. Er begann sich zu konzentrieren und sah vor seinem geistigen Auge eine Spalte im Boden. Er ging auf die Knie und sah in die Spalte hinein. Dort unten lag der Stab. Eingeklemmt und außer Reichweite seiner Finger. Er streckte seine Hand über der Spalte aus und konzentrierte sich auf den Aufrufezauber. Es war schwer, doch der Stab bewegte sich Millimeter um Millimeter, bis Harry ihn zwischen zwei Fingern greifen konnte.Er zog ihn heraus und nahm ihn in die Hand. Er fühlte sich angenehm kühl an, nicht mit seinem zu vergleichen.
Harry begann wieder mit dem Flugzauber und steuerte die Ebene mit dem Drachen an. Als er den Tunnel verlassen hatte, ging er auf den Drachen zu. Den Stab in seiner Hand schob er in seine Tasche und begann dem Drachen über die Schnauze und das Gesicht zu fahren. Der Drache ließ sich diese seltene körperliche Zuneigungsbekundung gefallen. Doch plötzlich hörten sie Geräusche. Harry versteckte sich hinter dem Drachen, damit er außer Sichtweite war.
Er sah, wie Voldemort, Walden Macnair und ein Kobold, der sie führte, in den Gang mit den Verliesen gingen. Harry wollte ihnen nach, doch seine Angst war größer. Er versuchte einen Zauber. Er veränderte die Sicht des Ganges für sich selbst, sodass er der Meinung war, er verlief geradeaus. So konnte er die drei beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Dann holte er die Gruppe näher heran. Warum funktionieren die Zauber hier unten?, fragte er sich.
Die Zauber der Drachenhüter funktionieren hier, solange ein Drache hier ist, hörte er wieder in seinem Geist.
Harry nickte, obwohl ihn der Drache nicht sehen konnte. Dieser bekam es aber trotzdem mit.
Die kleine Gruppe lief am Verlies der Lestranges vorbei und Voldemort blieb davor stehen.
„Das ist nicht das gewünschte Verlies“, sagte der Kobold, als er merkte, dass Voldemort vor dem Verlies stehen blieb.
„Wem gehört es jetzt?“, fragte er den Kobold.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
Sofort war der dunkle Lord bei ihm und nahm den Kobold hoch. Er begann ihn zu schütteln. „Du sagst mir, wem das Verlies gehört.“
„Ich … weiß … es … nicht“, brachte der Kobold schwer schnaufend hervor.
Unsanft wurde er von Voldemort abgesetzt, woraufhin dieser sich wieder aufrappelte und weiter lief. Direkt daneben war das Verlies der Macnairs aus dem Voldemort wohl etwas brauchte. Was, das konnte Harry nicht sehen. Er traute sich erst wieder aus seinem Versteck, als sie weggegangen waren. Er trat wieder hinter dem Drachen hervor und streichelte ihn noch eine Weile. Dann machte er sich auf in sein Verlies. Er nahm Bellatrix’ alten Zauberstab aus seiner Tasche und begann dann die einzelnen Gegenstände zu berühren. So, als ob der Stab darauf gewartet hätte, riss er sich aus Harrys Hand los und berührte nacheinander alle Gegenstände im Verlies mit einer Geschwindigkeit, die die der Elfen bei weitem übertraf. Dann schwebte er sanft in Harrys Hand zurück. Jetzt fühlte er sich wärmer an als zuvor. Es schien so, als ob der Stab einen neuen Partner gefunden hätte. Er steckte ihn nun in die Brusttasche zu seinem Phönix-Zauberstab. Harry hatte den Eindruck, als unterhielten sich die beiden Stäbe, obwohl er sich das nicht vorstellen konnte.
Auf dem Rückweg drückte er noch einmal den Drachen. Dann schwebte er nach oben zu den Aufzügen und nahm dieses Mal den Aufzug, den ihm der Direktor geraten hatte. Oben auf dem Flur angekommen, trat er aus dem Aufzug heraus und entdeckte einen Kobold. „Würden Sie dem Direktor bitte mitteilen, dass meine Suche erfolgreich war?“
Der Kobold nickte und verschwand in einem der Räume. Harry trat in den Raum, in dem er sich mit seiner Tante treffen wollte. Er brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass Voldemort und Macnair um seine Tante standen und letzter sie festhielt.
„Harry Potter“, sagte Voldemort.
„Hast du deinen Stab dabei?“, fragte Harry seine Tante und missachtete Voldemort dabei komplett.
Diese schüttelte den Kopf. Sein Elf, der sie begleitet hatte, stand unsichtbar in einer Ecke des Zimmers und machte sich nur für Harry bemerkbar. Dieser versuchte eine Kontaktaufnahme ohne Worte und teilte ihm mit, dass er kurz hierbleiben solle um zu sehen, was Voldemort machte, wenn sie weg waren. Der Elf nickte.
„Heute wirst du sterben“, meinte Voldemort.
„Glaube ich nicht“, sagte Harry, nickte Macnair einmal zu und disapparierte mit seiner Tante, obwohl sie sich nicht berührten.
Voldemort war außer sich und fing an das Zimmer zu zerstören. Macnair flüchtete und auch Tommy verschwand kurz darauf, um Harry, der zu Arabella appariert war, zu berichten.
Wieso konnte ich mit meiner Tante auf Distanz apparieren? Noch dazu aus Gringotts heraus? Letzteres ist mir klar. Der Raum ist darauf ausgelegt. Aber Seit-an-Seit apparieren auf Distanz?
Drachenhüter können das, wenn der Drache mitmacht, hörte er wieder in seinem Geist.
Harry begann daraufhin zu schmunzeln.
Die restlichen Ferien über war Harry auf dem Grundstück, das um Arabellas Haus herum führte, sicher. Zum einen, weil er passende Schutzzauber kannte, von denen das Ministerium nichts wusste, zum anderen, weil er seine Elfen bei sich hatte. Zu sechs spielten sie Spiele, kochten und aßen zusammen, tranken oder schauten fern, oder nahmen sich eine Auszeit, falls sie alleine sein wollten. Es war mehr als entspannt.
In dieser Zeit lernte er auch mehrere Spiele, welche die Elfen immer spielten. Harry musste still an einem Punkt im Raum stehen und Teller auf Teller stapeln, ohne sie fallen zu lassen. Dabei war jede Form der Magie erlaubt. Harry wandte eine abgewandelte Form des Schwebezaubers an. So musste er nur leicht von unten gegen den Teller drücken, um ihn stabil zu halten. So schaffte er fast so viele wie Tommy. Tammy und Timmy waren nicht ganz so gut und Kreacher lag wegen seines fortgeschrittenen Alters ganz hinten. Diese Spiele, zu denen auch das Aufspüren von Personen im Haus zählte und zu denen man apparieren sollte, stärkte die Bindung der Elfen zu Harry.
Bilbos Herr, oder Herrin, das wusste Harry bis jetzt immer noch nicht genau, hatte den Elfen anscheinend einen Tag freigegeben, damit sie Harry während seiner Ferien besser kennen lernen konnten. So spielte Harry mit den Elfen noch einmal das Tellerspiel, bei dem er dieses Mal auch hinter Bilbo und Eowin lag, Kreacher rückte auf den vorletzten Platz, da der junge Frodo noch viel zu lernen hatte. Seine Magie schwankte noch leicht, weshalb er vor Ablauf der Zeit eine Menge an Geschirr verlor und so auf den letzten Platz abrutschte.
* * * * *
Die Ferien waren zu Ende und der Schulbetrieb bestimmte wieder den Tagesablauf der Schüler. Auf dem Weg durchs Schloss streiften aufgrund der engen Platzverhältnisse die beiden Patil-Schwestern eng an ihrem Professor vorbei. Dieser hielt sie kurz darauf auf.
„Miss Patils“, sagte er, die beiden Mädchen ansprechend.
Sie blieben stehen und drehten sich um. „Ja, Professor Elber“, antworteten sie.
„Kommen Sie doch nochmal kurz zurück.“ Die beiden Mädchen kamen näher und Professor Elber stellte sich dicht an sie heran. „Ich spüre eine unnatürliche, künstliche Anziehungskraft zu Ihrem Mitschüler Mister Potter. Hat sich das bei Ihnen denn noch nicht gelegt?“ Ginny und Harry, die noch in Hörweite waren, blieben stehen und folgten interessiert dem Gespräch. Padma und Parvati schüttelten die Köpfe. „Komisch.“ Elber schloss wieder seine Augen und schien sich zu konzentrieren. „Das haftet Ihnen noch immer an. Ich werde Professor Snape Bescheid geben. Sie werden einen Trank zu sich nehmen, um diesen Zustand zu lösen. Ich selber werde mich sofort aufmachen und nach einer Antwort dafür suchen, da Sie noch immer diesem Phänomen unterliegen.“
Die Schwestern nickten und Professor Elber machte sich auf den Weg in die Bibliothek, nachdem er Professor Snape über die Lage in Kenntnis gesetzt hatte.
Am nächsten Tag hatte Padma Tränkeunterricht und saß im Klassenzimmer mit ihren Mitschülern.
Professor Snape betrat den Raum und meinte dann: „Miss Patil, Sie werden heute Abend zusammen mit Ihrer Schwester eine Zusatzstunde genießen. Wollen wir doch mal sehen, ob wir damit Ihnen und Ihrer Schwester nicht beibringen können, dass Mister Potter bereits vergeben ist und daher für Sie nicht mehr zur Verfügung steht.“
Der Rest der Klasse grinste still in sich hinein, da es sich herumgesprochen hatte, dass die beiden immer noch ein Problem mit Harry Potter hatten.
Während der Schulunterricht seinen geregelten Gang ging, saß Professor Elber in der Bibliothek und wälzte Bücher. Schon sehr bald war ihm klar, dass er in der verbotenen Abteilung besser aufgehoben wäre. Er ging also in den Bereich und begann zu suchen. Ein Buch nach dem anderen nahm er in die Hand und blätterte durch das Inhaltsverzeichnis, falls der Titel vielversprechend klang. Das aber war gar nicht so einfach, da die Buchtitel nicht unbedingt etwas darüber aussagten, was im Buch selber stand. Glücklicherweise hatten die allermeisten Bücher ein Verzeichnis, sodass man sich das Durchblättern sparen konnte. Langsam wurde es draußen dunkel und Professor Elber entflammte einen petroleum-getränkten Docht in einer Lampe. Buch um Buch arbeitete er sich durch, bis er auf eines stieß, welches sich weigerte öffnen zu lassen.
„Hab ich dich“, stieß Mister Filch hervor, der wieder einmal auf seiner Nachtwache durch die Bibliothek streifte.
Professor Elber zuckte zusammen und atmete erleichtert aus, als er den Hausmeister mit der Lampe in der Hand sah. „Haben Sie mich erschreckt“, sagte er.
„Oh, Professor Elber, Verzeihung. Ich wusste nicht, dass Sie das sind.“
„Mein Fehler“, sagte dieser. „ich weiß ja, dass Sie ab und an vorbeischauen und hätte Sie durchaus darüber informieren können, dass ich heute hier bin. – Wie spät ist es?“
„Mitternacht“, sagte Filch nach einem Blick auf seine Uhr.
Elber sah wieder auf das Buch und rieb sich seine Augen, da er müde war. Als er wieder klar sah, hatte das Buch eine andere Farbe. Der Einband war nicht mehr grün, sondern rot. „War das Buch nicht vorher grün?“, fragte er und sah zu Mister Filch. Doch dieser stand nicht mehr da. „Mister Filch?“, fragte er nun etwas lauter, doch es kam keine Antwort. Er blickte wieder zum Buch zurück und entschied sich, es erst einmal mit einem starken Zauber in einer Blase einzuschließen, bevor er sich später weiter mit ihm befassen würde. Der schimmernde Schild durchdrang die Tischplatte und umschloss das Buch kugelförmig.
Dann ging Professor Elber zurück in sein Zimmer im Schloss und legte sich hin, um zu schlafen. Doch diese Nacht schlief er schlecht. Immer wieder wachte er durch böse Träume auf. Er schreckte zwar nicht schweißgebadet hoch, doch immer wieder lag er wach im Bett. Am nächsten Morgen gab er erst einmal ein Schnapsglas voll Rum in seinen Tee, damit sich seine Blutgefäße weiteten und sein Metabolismus angeregt werden würde. Danach nahm er noch ein paar Tropfen Pfefferminzöl, um den eventuell auftretenden Alkoholgeruch zu überdecken. Entspannt und noch leicht müde legte er sich zurück und wurde erst durch eine Hogwarts-Elfe, die putzen wollte, geweckt.
Wieder zurück in der Bibliothek, sah er auf das Buch. Es hatte einen gelben Einband und sah auch anders aus als das Buch, welches er gestern eingeschlossen hatte. An der Stelle daneben im Regal aus welchem er das Buch herausgenommen hatte, stand nun ein Buch, von dem er der Meinung war, dass es jenes war, welches er zuvor eingeschlossen hatte. Der Einband war wieder grün. Er verließ die Bibliothek und suchte Mister Filch auf.
„Mister Filch?“, fragte er ihn. „Sie waren doch gestern Abend in der Bibliothek und haben mich erschreckt, als ich noch dort war.“
„Ich? Nein, da müssen Sie sich irren. Ich habe gestern geschlafen.“
Jetzt war Elber verwirrt. „Sie waren nicht …?“ Filch schüttelte den Kopf. „Darf ich mal?“, fragte er und hielt ihm beide Hände hin. Filch streckte ihm seine entgegen und Elber nahm diese in seine Hände. Nach einem kurzen Moment meinte er: „Sie sagen die Wahrheit. Wissen Sie, ich bin mir absolut sicher, Sie gesehen zu haben, aber Sie waren scheinbar nicht dort. Ich habe also einen Zauber angewandt, der mir als Information nur zurück geliefert hat, dass Ihre Aussage der Wahrheit entspricht und Sie auch unter keinem Zauber stehen.“
„Was bedeutet das?“, wollte Filch wissen.
„Da bin ich mir nicht sicher. – Wollen Sie ein Bonbon?“, fragte er und griff in seine Tasche.
Filch nahm es und lutschte es genüsslich. Anders als die Bonbons von Dumbledore, schmeckten ihm diese.
Elber erschuf seinen Patronus, teilte den Schwarm, und trug den drei Teilen folgendes auf: „Poppy, ich werde gleich bei Ihnen vorbei kommen. Ich glaube, mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin mir sicher mich an etwas zu erinnern, was aber scheinbar nicht wahr ist. – Narcissa, komm bitte mit Filius in den Krankenflügel, ich möchte, dass ihr etwas prüft. Filius erhält auch eine Nachricht. – Filius, komm bitte mit Narcissa in den Krankenflügel, ich möchte, dass ihr etwas prüft. Narcissa erhält auch eine Nachricht.“ Dann flogen die drei kleinen Schwärme los. Elber verließ Mister Filch und machte sich auf den Weg zur Medi-Hexe.
Filch unterdessen drehte sich um, nahm sein Putzzeug und ging los. Ihm war nicht klar, dass der Eimer mit Wasser, der Schrubber und der kleine Kübel mit Putzmitteln plötzlich da standen. Er wusste auch nicht, dass die Bonbons eine Veränderung bei ihm bewirkten, die ihm unbewusst die Arbeit erleichterten. Aber dadurch wurde er wesentlich entspannter und nicht mehr so aggressiv.
Auf der Krankenstation angekommen, staunte Elber, als Flitwick bereits dort stand und auf ihn wartete.
„Sie sind aber schnell“, meinte er.
Flitwick grinste. „Ich war gerade mit einem Schüler unterwegs, als mich Ihre Nachricht erreichte.“
Elber legte sich auf ein Bett und Madam Pomfrey kam zu ihm heran. „Wo drückt denn der Schuh?“
„Einen kleinen Moment noch, ich möchte noch auf Narcissa warten“, meinte er. Die Tür ging auf und Narcissa Malfoy kam herein. „Sehr schön, dann kann ich ja erzählen. – Gestern Abend war ich in der Bibliothek in der verbotenen Abteilung – Besonders aggressive Flüche. Ich bin durch Mister Filch, der seinen Rundgang gemacht hat, erschreckt worden. Als ich wieder auf das Buch sah, hatte es eine andere Einbandfarbe und Mister Filch war weg, als ich ihn fragen wollte, ob er das auch bemerkt hatte. Heute Morgen war ein anderes Buch unter der schützenden Glocke, welche ich letzte Nacht über das Buch gelegt hatte, da es sich nicht öffnen ließ, und ich war der Meinung, dass das Buch von gestern Abend wieder im Regal einen Platz weiter weg stand. – Links von der Lücke.“ Er nahm einen kleinen Zettel und einen Stift aus seinem Mantel, richtete sich im Bett auf und schrieb etwas auf den Zettel. Dann reichte er ihn Flitwick. „Der Gegenzauber. Schaut bitte, ob ein Zauber auf dem Buch liegt, oder ich einfach nur überarbeitet war. Ich möchte in diesem Zusammenhang nichts dem Zufall überlassen.“
Flitwick und Narcissa nickten und verließen den Krankenflügel.
Die Medi-Hexe untersuchte Frederick und sah ihn danach an. Sie setzte sich auf einen Stuhl und legte die Hand, in der sie ihren Stab hielt, auf die Matratze. Die andere Hand legte sie darüber. „Ich finde absolut nichts, was die Symptome, die Sie mir beschrieben haben, erklären würden.“
„Aber?“, fragt er nach, da er ihren Gesichtsausdruck sah.
„Ich habe ein ganz eigenartiges Gefühl dabei.“ Frederick nickte, drehte seinen Kopf wieder Richtung Zimmerdecke und schloss seine Augen. „In einer Stunde kommt ein Kollege aus dem Mungos vorbei. Er bringt mich immer wieder mal auf den neusten Stand. Ich bitte ihn, Sie sich mal anzusehen.“
„Und er ist wirklich nur ein Kollege?“, fragte Frederick schmunzelnd nach.
Hätte er die Augen offen, würde er sie leicht erröten sehen. „Naja.“
Sein Schmunzeln wurde breiter. Als die Stunde vorbei war, kam der Heiler aus dem Mungo, wie Poppy gesagt hatte, und unterhielt sich zunächst mit der Medi-Hexe in ihrem Büro. Frederick musste sich konzentrieren und an etwas denken, und nicht nur seinen Geist einfach schweben lassen. Sonst hätte er wesentlich mehr mitbekommen, als er wollte, denn die beiden hielten nicht nur Händchen in Poppys Büro. Die Medi-Hexe auf den neuesten Stand gebracht, kam der Heiler wieder zurück; er stellte sich als Wolfson vor und untersuchte den vermeintlichen Patienten.
Als er fertig war, kam er zu demselben Schluss wie die Schulheilerin. „Ich kann nichts feststellen, was die Symptome erklären könnte, aber mir ist richtig unwohl bei dieser Diagnose. Etwas, was ich nur einmal erlebt habe. Diejenige hatte mit dunkler Magie zu tun, die ihr zu schaffen machte.“
„Ich hatte mit dunkler Magie zu tun und bin diese auch gewohnt. Ich persönlich würde das ausschließen, aber meine vermeintlichen Erinnerungen …“ Er brach ab. „Man kann sie, wenn sie falsch sind, nicht in ein Denkarium geben. Und wenn, dann würde man es merken.“
„Das stimmt“, pflichtete der Heiler bei. „Ich werde mich darum bemühen, eines zu bekommen, damit wie das prüfen können.“
„Das wird nicht notwendig sein“, sagte Elber. Er rief nach einem Elfen und trug ihm auf, das Denkarium bei sich zu Hause zu holen. Der Elf nickte und verschwand. Nach wenigen Minuten kam er durch die Tür herein, das Denkarium schwebte vor ihm. Elber zog sich die Erinnerung aus dem Kopf und legte sie in das Denkarium. „Bleib bitte hier und überwache das Ganze“, sagte er zu seinem Elfen. Der nickte und wartete ab. Elber fuhr mit seinem Stab flach über das Denkarium, damit alle sehen konnten, was dort passierte.
Es zeigte die Bibliothek. Allerdings war das Buch halb durchsichtig. Ebenso der Hausmeister, der Elber erschreckt hatte. Alle konnten den Farbwechsel des Buches sehen und wie sich der Hausmeister auflöste, als Elber wegsah. Das Buch, welches er am anderen Morgen sah, leuchtete allerdings. Elber hielt die Szene an und ließ sie noch einmal von vorne beginnen. Als er das vermutlich schuldige Buch herausnahm, berührte er das andere Buch leicht, was dieses durch ein leichtes Leuchten anzeigte.
„Ein Kontaktgift, welches die Sinne trübt“, meinte Madam Pomfrey.
Wolfson pflichtete ihr bei. „Das könnte es sein. Ein Gift, das schwer nachzuweisen ist, vermutlich. Es wird dauern, bis man es findet und neutralisieren kann.“
Die Tür ging auf und Mrs Malfoy, sowie Flitwick kamen herein. „Wir haben hier was“, sagten sie. „Ein Buch kam uns komisch vor. Wir haben es eingeschlossen und hergebracht.“
Als Wolfson Mrs Malfoy sah, bekam er große Augen. „Sie hier?“, fragte er.
„Ja, haben Sie was dagegen?“
„Nein, nein. Ich war nur etwas erstaunt, da es heißt, Sie seinen Tod.“
„So, sagt man das, ja?“, frage sie ironisch nach. „Wie Sie sehen ist die Nachricht über meinen Tod etwas verfrüht. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie nichts darüber weiter erzählen würden.“
Wolfson nickte. „Was ist mit dem Buch?“
„Es scheint eine Art Gift zu haben“, meinte Flitwick. „Es widersetzt sich aber genaueren Analysen.“
„Dann werde ich das mal machen“, sagte Wolfson und sah auf das Buch.
„Solange es das Schloss nicht verlässt“, meinte Elber.
„Ich hatte vor, ein paar Tage zu bleiben. Ich bin nicht nur hier, um meine Kollegin hier auf den neuesten Stand zu bringen, sondern auch um von ihr etwas zu lernen. Hier wird manchmal auch improvisiert und sie kommt mit Fällen in Berührung, die wir nicht unbedingt im Mungo haben.“
Alle anwesenden nickten und Wolfson nahm das dick eingewickelte Buch.
* * * * *
Abends hatten Parvati und Padma ihre Stunde bei Snape. Dieser legte ihnen das Rezept vor, welches sie zu brauen hatten. Er überwachte den Brauvorgang sehr genau und korrigierte sie, wo es notwendig war. Es war ein kleiner Kessel und der Trank musste heiß getrunken werden. Deshalb wurde das Feuer unter dem Kessel nur kleiner gestellt und die beiden löffelten den Inhalt leer. Beiden wurde leicht übel, als sie den Trank zu sich nahmen. Als sie fertig waren, gab Snape beiden eine kleine Phiole, die gegen Übelkeit wirkte. Er hasste es, wenn sich jemand im Tränkelabor übergab.
Als am nächsten Tag das Gift auf dem Buch analysiert und beseitigt worden war, hoffte Elber in dem Buch eine Antwort zu finden. Der Zauber war sehr alt und auch interessant. Er bewirkte, dass einem die andere Spezies sexuell sehr zugetan war. In dem Buch war zu lesen, dass der Zauber wohl von einem überaus hässlichen, dunklen Zauberer erschaffen worden war, den jede Frau abgelehnt hatte. Es wurde nicht nur die genaue Wirkung und das Gegenmittel beschrieben, sondern auch eventuelle Kontraindikationen, die sich durch Umwelteinflüsse ergeben könnten, und auch Vermutungen, die auf eventuelle Nachfahren wirken könnten. Bei diesen war das allerdings eine einmalige Sache und würde nur einer begrenzten Dauer unterliegen.
Leider hatte der Verfasser nicht berücksichtigt, dass andere genetische Einflüsse, die sich durch geografische Besonderheiten entwickelten, einwirken könnten.
Elber vermutete, dass die indische Abstammung der Patils solch ein Einfluss sein konnte. Er hatte mehr erfahren, als er wollte. Aber noch immer nicht die genaue Ursache. Er gab die Hoffnung auf, sie irgendwann einmal noch zu finden, ergänzte aber das Buch um Harrys Fall, ohne genaue Angaben über die Namen zu machen. Vielleicht konnten diese Informationen später einmal nützlich sein. Er brachte das Buch wieder an seinen Platz zurück und setzte Harry, sowie Parvati und Padma darüber in Kenntnis. Dann bereitete er seine nächste Unterrichtsstunde vor.
* * * * *
Hermine hatte über die ganzen Wochen, seit sie den Namen Nyneve erfahren hatte, immer wieder in der Bibliothek und auch während ihrer Ferien in verschiedenen Büchereien in der Muggelwelt nach dem Namen gesucht. Schlussendlich hatte sie eine Liste mit fünf Namen und entsprechende Notizen erstellt. Eine der Bemerkungen war: Nimue – Herrin vom See. Eine andere betraf eine dunkle Magierin, deren Familie verflucht wurde, dass aus ihr nie mehr Hexen oder Zauberer hervorgehen würden. Über zwei Einträge fand sie nur, dass die Namensvetterinnen einen Trank entdeckt hatten. Der letzte Eintrag handelte von einer Dame, deren Name ihr Bekannt vorkam. Bereits gestern Morgen hatte sie ihren Eltern geschrieben und hielt nun den Brief in ihren Händen.
Sie lag im Bett und hatte bereits ihren Schlafanzug an. Nachdem sie den Brief geöffnet hatte, begann sie ihn zu lesen.
Liebe Hermine,
dein Brief mit der Anfrage hat uns zunächst erstaunt. Wir wussten nicht, was du damit bezwecken wolltest, haben aber nachgeschaut. Es hat eine Weile gedauert, bis wir dir eine Antwort liefern konnten. Jetzt ist es gerade Mitternacht und wir haben deine Antwort, zumindest haben wir eine und hoffen, dass es die ist, die du erwartet hast.
Nyneve Brown war meine Ururgroßmutter. Sie war das, was man eine Kräuterhexe nannte. Sie hatte meine Urgroßmutter ledig bekommen und wurde daher von der Gesellschaft geächtet. Als meine Urgroßmutter drei Jahre war, sind sie umgezogen und hatten überall herum erzählt, dass der Vater gestorben war.
Mehr konnten wir nicht herausbekommen.
In Liebe Mum und Dad
Hermine faltete den Brief, legte ihn auf ihren Nachttisch und schlief ein.
Sie träumte von Ron und seinen Eltern. Sie stand gerade vor dem Fuchsbau und sah in den Garten, als sich eine Person durch ein leises Plopp ankündigte. Hermine kam die Person zwar nicht bekannt vor, aber ihre Gesichtszüge waren ihr durchaus vertraut. Sie sah alt aus und kam näher.
„Hallo Hermine“, wurde Hermine von der alten Frau begrüßt.
„Sie kennen mich?“, fragte sie.
„Aber ja.“
„Woher? Wer sind Sie?“
„Ich heiße Nyneve.“
Die Szene wandelte sich, aber Hermine kam das ganz normal vor. Sie merkte nicht, dass sie träumte.
Hermine saß an einem See, ließ die Füße im Wasser baumeln. Neben ihr saß eine Frau, die sie auf Ende dreißig schätzte. Sie hatte ein wallendes Kleid an und sah so aus, als wäre sie öfters im Wasser und diesem tief verbunden.
„Kommen Sie öfter hierher?“, fragte die Frau Hermine.
„Ja“, antwortete Hermine knapp.
„Ich heiße Nyneve.“„Mein Name ist Hermine.“
Hermine drehte sich wieder um und schlief weiter. Im weiteren Verlauf der Nacht kamen noch kurze Sequenzen der anderen drei Frauen dran. Scheinbar beschäftigte sich ihr Unterbewusstsein mit den Namen, denn jedes Mal hieß die Frau Nyneve. Am nächsten Morgen sah sie alles andere als frisch aus. Ihre Haare standen struppig nach allen Seiten weg und die Ringe unter den Augen verrieten, dass sie übernächtigt war. Der Traum hatte sie nicht nur wenig schlafen lassen, das konnte man zumindest annehmen wenn man ihr ins Gesicht sah, er hatte ihr auch körperlich zugesetzt.
Sie schleppte sich durch die Stunden und war bei Verwandlung heute die schlechteste. Als sie abends im Gemeinschaftsraum saß, sah sie schon fast erbärmlich aus.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Ron sie.
„Mir geht ein Traum von heute Nacht nicht mehr aus dem Kopf. Den ganzen Tag über habe ich ihn schon im Kopf.“
„Welcher?“
„Es waren verschiedene, die ineinander übergegangen waren.“
„Erzählst du sie mir?“
„Ich habe von einer alten Frau geträumt, die zu euch in den Garten appariert ist und mich mit Namen begrüßt hat. Dann wechselte die Szene und ich saß an einem See neben einer Frau, die mit Wasser zu tun haben schien.“ Ron sah sie irritiert an. „Ich habe außerdem noch von drei anderen Frauen geträumt. Alle hatten eines gemeinsam. Ihren Vornamen.“
„Und welchen?“
„Nyneve.“
„Eigenartiger Vorname.“
„Ja, ich habe fünf Personen mit diesem Vornamen gefunden.“
„Wieso?“
„Wieso ich danach gesucht habe?“ Ron nickte. „Frederick hat mir zu verstehen gegeben, warum er mich unterrichtet, als ich ihn direkt daraufhin angesprochen hatte.“
„Und was hat das mit den Namen zu tun?“
„Er sagte mir, dass ich noch nicht so weit sei, die ganze Wahrheit zu erfahren. Er hat mir aber diesen Namen genannt, damit ich etwas nachforschen kann und meinen Wissensdurst befriedigen kann. Leider hat mir das alles andere als geholfen. Ich habe das Gefühl, heute Nacht nicht geschlafen zu haben.“ Ron nahm Hermine in den Arm und wiegte sie leicht hin und her. „Wenn du glaubst, dass ich dadurch einschlafe, dann hast du dich …“
Ron lächelte, da Hermine eingeschlafen war. Er wiegte sie eine Weile weiter und bettete sie dann vorsichtig auf das Sofa.
Hermine begann wieder zu träumen.
Sie traf wieder auf die alte Frau, die sie das erste Mal bei den Weasleys getroffen hatte.
„Wieso sind Sie hier?“, fragte Hermine die Frau, die sie nun in ihrem Garten traf.
„Was denken Sie“, fragte sie zurück. Nach einer Weile, in der Hermine nachdachte, sagte sie: „Ich bin deine Urururgroßmutter.“
„Nyneve?“, fragte Hermine. Nyneve nickte. „Aber warum bist du hier?“
„Du hast mich gerufen“, sagte sie.
„Ich habe dich nicht gerufen“, sagte Hermine.
„Doch. – Vielleicht nicht bewusst, aber du hast mich gerufen.“
„Du meinst: Unterbewusst?“ Nyneve nickte erneut. „Ich träume“, stelle Hermine fest.
„Das ist kein Traum. Zum Träumen hast du jetzt keine Zeit. Wir unterhalten uns.“
„Aber, wo bin ich dann? Was bin ich? Wann bin ich?“
„Das sind zu viele Fragen, Hermine. Ich bin hier, weil ich gerufen wurde. Dir liegt also etwas sehr auf dem Herzen. Stelle mir die Frage, die dich bedrückt. Dann kannst du weitergehen und endlich wieder schlafen. Solange du noch diese quälenden Gedanken hast, wirst du nicht schlafen können.“
Hermine erschrak, denn sie wusste, was es hieß, wenn man nicht schlafen konnte. Hermine fragte ihre Vorfahrin, ob sie Frederick Elber kennen würde und beschrieb ihn, als diese verneinte.
„Ja, der kommt mir bekannt vor. Allerdings kannte ich ihn nicht besonders gut. Er kam ab und an zu meinen Eltern und sie unterhielten sich. Einmal musste er eine viertel Stunde auf mich aufpassen. Daraus ist dann eine Stunde geworden.“
Hermine wollte nicht wirklich wissen, warum. Dann verschwand ihre Ahnin und die Umgebung und die nächste Szene tauchte auf. Nun stand sie am Rande eines sehr dichten Waldes. Direkt vor ihr stand eine alte bucklige Frau, mit einer Warze auf der Nase. Hermine stutzte kurz, dann kam ihr die Erkenntnis: Vor ihr stand Nyneve. Eine der fünf Nyneves. Und wieder fragte Hermine, ob sie Frederick kennen würde und beschrieb ihn. Wie die beiden nachfolgenden Frauen, kannte sie ihn nur flüchtig. Ab und an hatte er etwas gekauft, hatte sie gesagt. Als letztes traf sie wieder die Frau, die ihre Füße im Wasser hatte. Diese kannte ihn etwas besser. Aber auch sie kannte ihn scheinbar nicht gut genug, damit Hermine klar wurde, warum sie unterrichtet wurde.
Hermine drehte sich um, rutschte sanft auf die Sitzfläche des Sofas und rollte sich etwas zusammen. Endlich konnte sie schlafen. Seamus, der mitten in der Nacht aufgewacht war und leise Geräusche von unten gehört hatte, als er auf dem Rückweg von der Toilette war, kam herunter, sah Hermine und deckte sie zu.
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