von Testhrus
Am Vorabend der Hochzeit kamen Fred und George noch in den Fuchsbau. Früh morgens kamen sie in den Garten um ihr, für den heutigen Abend vorbereitetes, Feuerwerk aufzubauen. Sie wollten den Vorabend mit einem Feuerwerk Deluxe aufwerten, wie sie Harry mitteilten, der daneben stand und zusehen musste, da er ihnen nicht helfen durfte. Als die beiden fast fertig waren, apparierte Charlie vor die Absperrung und kam dann den Weg zum Haus. Freudig gingen die beiden Männer aufeinander zu. Sie sahen sich sehr selten.
Charlie berichtete von einem ungewöhnlichen Ereignis im letzten Jahr in Rumänien. „Du weißt doch sicher, dass ein Drache bei euch vor dem Schloss aufgetaucht ist?“ Harry nickte. „Dieser kam mit einem eurer Lehrer zurück. Ein eigenartiger Kerl. Zusammen befreiten sie unsere Drachen von einem schlimmen Übel. Weißt du da mehr?“, fragte Charlie.
„Ja, Charlie. Es war unserer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er hat uns viel beigebracht. Auch über die dunklen Künste.“ Das bracht Charlie ins Staunen. „Es war sehr interessant.“
Doch schnell wurden sie unterbrochen, da Mrs Weasley mit einem freudigen Schrei in den Garten kam und das Gespräch unterbrach. Sie zog ihren Charlie zu sich und herzte ihn. Kurz darauf apparierte eine Frau mit langen schwarzen Haaren und trat auf das Grundstück. Sie war etwa so groß wie Charlie und hatte frauliche Rundungen. Man konnte durchaus sagen, dass sie leichtes Übergewicht hatte, aber nicht fett wirkte.
„Darf ich euch meine Kollegin Charlotta vorstellen?“, sagte Charlie und winkte sie zu sich heran.
Molly umarmte auch sie und nahm sie danach mit nach drinnen, um sie den anderen vorzustellen.
„Kollegin?“, fragte Harry leise nach. „Oder nicht doch etwa …?“
Charlie hielt sich einen Finger vor den Mund und deutete Harry still zu sein. „Meine Freundin“, sagte er leise. „Das möchte ich Mum aber noch nicht sagen. Erst in ein paar Tagen. Das wird sonst zu viel für sie.“
Harry nickte und führte Charlie nach drinnen. Kurz darauf stand er wieder draußen und wartete auf die Delacours. Es dauerte eine viertel Stunde, dann tauchten drei Personen auf und kamen den Pfad entlang und auf das Haus zu. Eine der Personen war Gabrielle, die anderen beiden schienen ihre Eltern zu sein. Mrs Delacour war eine große und blonde, schlanke Frau; Mr Delacour hingegen kleiner und vollschlank. Außerdem trug er einen schwarzen Spitzbart.
„Molly, Arthur“, rief Harry Richtung Haus.
Kurz darauf kamen alle in den Garten. Arthur und Molly gingen auf die beiden zu und begrüßten sie. Für beide gab es Wangenküsschen zur Begrüßung.
„Darf ich Ihnen meine Frau Apolline vorstellen?“, sagte Mr Delacour. „Und ich bin Henry“, sagte er. „Und das ist meine Tochter Gabrielle“, fügte er hinzu.
Die gesamte Menge an männlichen Weasleys im Garten hing an Mrs Delacour wie eine Traube um sie herum. Harry stand etwas abseits und grinste leicht. Dann wurde er von Mrs Delacour entdeckt und sie ging durch die anderen hindurch.
„Mrs Delacour, ich bin Harry Potter, aber nennen Sie mich doch Harry.“
„Angenehm, Mister Potter … Harry, ich bin Apolline.“ Sie sah ihn eigenartig, fast schon abschätzend an, denn er war der Einzige, der ihrem Charme bisher widerstand. „Ich muss sagen, Sie machen mich neugierig, Harry. Gehen wir ein Stück?“, fragte sie.
„Gerne, Apolline.“ Er sagte den anderen Bescheid, dass sie nachkommen würden.
Nach einem kurzen Spaziergang von etwa zwanzig Metern blieben sie stehen. „Wie kommt es, dass Sie auf mich anders reagieren als die anderen Männer?“
„Das liegt an Ihren bezaubernden Töchtern.“
„Wie darf ich das verstehen, Harry?“
„Sie haben mir ein Geschenk gemacht, dass mich immun gegen Ihre Art der Anziehung macht. Ich habe mittlerweile auch etwas über die beiden erfahren. Sie sind mir mittlerweile wie Schwestern geworden.“
Apolline reagierte vollkommen fassungslos. „Die beiden haben das wirklich gemacht?“, fragte sie. „Beide?“ Harry nickte nur. Sie begann schneller zu atmen.
Harry hatte den Eindruck, dass sie nach Luft schnappte. Er stützte sie und führte sie auf einen Baumstumpf, damit sie sich setzten konnte. Aus der Luft griff er ein feuchtes Taschentuch, um ihr die Stirn abzuwischen. „Was beunruhigt Sie so?“, fragte er.
„Ich kann nicht glauben, dass auch Gabrielle … Wissen Sie, was dazu notwendig ist? Natürlich wissen Sie es. Wie konnten Sie mit ihr schlafen? Sie ist noch nicht mal …“
„Langsam, Apolline, ich habe weder mit Gabrielle noch mit Fleur geschlafen.“
Apolline Delacouor machte einen schnellen Atemzug und sah Harry danach einfach nur an. „Was dann?“
„Wir haben lediglich ein paar Körperflüssigkeiten ausgetauscht.“
„Dazu schläft man für gewöhnlich miteinander“, sagte sie und begann schon wieder unregelmäßig zu atmen.
„Richtig! Für gewöhnlich. Wir haben aber lediglich Flüssigkeiten ausgetauscht. Ich musste einen Tropfen des Scheidensekrets beider Frauen aufnehmen, nicht mehr, nicht weniger.“
„Und die beiden haben bei Ihnen auch …?“, fragte sie unsicher nach.
Harry nickte, was Apolline dazu brachte wieder ruhiger zu werden. Nach einigen Minuten, in denen sie sich wieder beruhigt hatte, stand sie auf und sie gingen zusammen ins Haus, wo die anderen bereits warteten. Apolline bekam noch einen Begrüßungstrunk, dann gab es eine kleine Führung.
Harry fragte Ginny wo die drei denn schlafen sollen.
Diese antwortete: „Im Bett von Mum und Dad. Bei mir wird Gabrielle schlafen. Du wirst für die paar Tage zu Ron ziehen.“
Harry verzog leicht seine Mundwinkel. „Können wir nicht ein paar Räume hinzufügen, so wie letztes Jahr im Schloss?“, fragte er.
„Wenn du die Zauber kennst?“, fragte Ginny, als ihr bewusst wurde, dass er sie vermutlich kennen würde.
„Zeig mir eine Stelle“, meinte er. Nachdem die beiden an einer freien Stelle im Erdgeschoss mit der Breite einer Tür angekommen waren, zauberte Harry erst einmal eine Tür hervor. Dann öffnete er sie und die Wand dahinter wurde sichtbar. Dann vollzog er mehrere kompliziert aussehende Bewegungen mit seinem Stab und ein Gang mit drei Türen formte sich heraus.
„Wieso drei?“, fragte Ginny.
„Ein Bad, zwei Doppelzimmer. Eines für Bill und Fleur, oder ihre Schwester, und eines für die Delacours. Dann braucht keiner auf dem Sofa zu schlafen.“
„Und du?“, fragte sie weiter.
„Ich werde wohl bei Ron schlafen, falls Gabrielle bei dir nächtigt. – Was ist mit Charlie und seiner Kollegin?“
„Die schlafen wahrscheinlich draußen in einem Zelt.“
„Bei der Temperatur?“
„Er wird es heizen. Bei den Drachen campen sie doch auch immer draußen. – Kannst du nicht noch ein Zimmer für Gabrielle herbei zaubern?“, fragte sie, legte ihre Hände auf Harrys Brustkorb und sah ihn bettelnd an.
„Tut mir leid, Ginny, aber mehr schaffe ich und das Haus nicht.“
Ginny schmollte, was Harry dazu veranlasste sie zu küssen.
„Und hier haben wir …“, hörten beide Mr Weasley sagen, als er sich unterbrach.
„Die Schlafräume für Fleur und Bill, sowie für die Eltern der Braut. – Mit Bad“, sagte Harry und trat zur Seite, damit alle den Gang sehen konnten. Dann flüsterte er Ginny zu, sie möge die zwei doch schon mal mitnehmen.
Als sie in ihrem Zimmer für die nächsten paar Nächte mit Ginny verschwunden waren, nahm Harry sich den Rest der Weasley vor. Er schloss die Tür neben sich und meinte: „Ginny hat mich gebeten, etwas mehr Platz zu schaffen.“
„Wie?“, war alles, was Molly noch herausbrachte.
Harry hob und senkte seine Schultern. „Salazar“, sagte er knapp.
„Du bist immer wieder für eine Überraschung gut“, meinte Charlie und ging nach oben, um sich zu waschen. Sein Zelt würde er später hinter dem Haus aufbauen. Er hatte sich an das Leben in Zelten gewöhnt.
Arthur fragte nach: „Wie lange bleibt der Zauber bestehen?“
„Bis nach der Hochzeit, wenn die Delacours wieder abreisen“, antwortete Harry. „Wann kommen die Brautleute eigentlich?“
„Heute Nachmittag. Die Kleider sind bereits hier, die werde ich dann demnächst in ihre Zimmer bringen.“
Sofort tauchte Timmy auf und meinte: „Die Koffer habe ich bereits in die Zimmer gebracht. Wenn das Brautpaar es wünscht, werden mein Vater und wir den beiden helfen.“ Dann verschwand er wieder.
„Daran muss ich mich erst noch gewöhnen“, meinte Molly. „Elfen im Haushalt.“
„Es ist ja nicht für immer“, scherzte Harry. „Aber sie nehmen dir wenigstens den Stress, die ganze Hochzeit alleine zu planen.“
„Ja, du hast ja Recht“, sagte sie und ging wieder ihrer Arbeit nach.
Pünktlich zu Tee und Plätzchen kamen die beiden Brautleute. Fleur wie immer sehr schön und Bill mit Narben im Gesicht. Doch Fleur schien dies nicht zu stören. Sie schien ihren Bill genau so zu lieben, wie er war, und das fand Harry klasse. Bill begrüßte alle anwesenden mit einem Handschlag und einer Umarmung. Fleur hingegen alle mit Wangenküsschen. Gerade als sie auf Harry zugehen wollte, meinte Molly, dass sie jetzt ins Wohnzimmer müssten, da dort schon alles aufgebaut sei. Harry musste grinsen. Beim gemeinsamen Nachmittagsgebäck wurden die restlichen Vorbereitungen und notwendigen Arbeiten besprochen. Mrs Delacour brachte sich sofort ein und bestand darauf, Molly bei der Arbeit zu helfen. Somit waren sie zu sechst, bis zwei Elfen für Fleur und Bill abgestellt wurden.
Als der Tisch wieder abgeräumt wurde, schlich sich Fleur mit Harry im Schlepp nach draußen in eine ruhige Ecke. „Ich konnte dich vorher nicht richtig begrüßen“, sagte sie und küsste ihn. „Morgen wird das nicht mehr möglich sein, dann bin ich verheiratet, aber ich dachte, dass ich dir das noch schuldig war.“
„Du bist mir nichts schuldig, Fleur. Das, was du und Gabrielle mir gegeben habt, hat jede Schuld mehr als beglichen.“
Dann setzten sich beide auf eine kleine Bank, schauten den Gnomen im Garten zu und hingen ihren Gedanken nach. Fleur, weil dies ihre letzten Stunden als Junggesellin waren, und Harry, weil er überlegte, was er ihr schenken konnte, denn er hatte noch immer nichts. Beide bemerkten nicht, dass sich Bill und Ginny an beide herangeschlichen hatten und die beiden beobachteten.
„Sag mal Fleur, was hast du eigentlich für Schmuck bei der Hochzeit?“, fragte Harry.
„Ganz normalen Schmuck. Schöne Ohrringe“, sie zog ein paar Fotos heraus und zeigte sie Harry.
Harry sah sich den Schmuck an und ihm kam eine Idee. Im Verlies der Blacks lag schwerer und teurer Familienschmuck. Ohrringe und Ketten, sowie Armbänder. Sogar alte filigrane Hochzeitskleider-Bänder. Feine, schmale Ketten, die man am Hochzeitskleid befestigte und die während der Trauung erschienen. Diese Bänder erweiterten sich während des Trauschwures auf den Bräutigam, um allen zu zeigen, dass sie fortan zusammen gehörten. Er musste nur noch nach Gringotts kommen, um ihn zu holen.
„Muss ich mir Sorgen machen?“, fragten Ginny und Bill fast zeitgleich.
Fleur und Harry drehten sich um und sahen ihre zukünftigen Ehepartner. Zumindest Bill würde seine Fleur morgen heiraten und Harry hoffte, dass ihn seine Ginny später auch heiraten wollte.
Tammy tauchte auf und fragte Fleur, ob sie Zeit hätte das Vorgehen am Tag der Trauung durchzusprechen, während sie ihr half, sich anzuziehen. Danach ging sie mit Tammy in einen abgetrennten Bereich und besprach das Vorgehen am Tag der Hochzeit, da diese bisher keine Elfe als Dienstboten gehabt hatte und es ihr unbekannt war. Bill ging es genauso, nur war er bereits mit Timmy fertig.
Nun blieben Ginny und Harry zurück. Stumm saßen sie da und schauten den Gnomen zu.
„Glaubst du, wir könnten für eine Weile ungestört verschwinden?“, fragte Harry.
„Ich denke schon“, antwortete sie, bevor sie fragen konnte, wie genau er das meinte.
„Wir werden jetzt ein paar Vorbereitungen für die Hochzeit treffen, sobald Tammy mit Fleur fertig ist.“ Dann rief er in den Garten hinein: „Tammy, wenn du mit Fleur fertig bist, komm bitte her.“
Es dauert noch eine dreiviertel Stunde in der Arthur kurz nach den beiden sah und grinsend wieder im Haus verschwand, als er sie sitzend und sich unterhaltend vorfand. Er berichtete, dass Ginny und Harry im Garten saßen und ihren Gedanken nachhingen. Fred und George wollten nach den beiden schauen, was ihre Mutter aber mit entsprechender Arbeit verhinderte. Sie würden eh nur stören.
Tammy erschien und schien danach zu warten. „Tammy ist jetzt bereit für Sir Harry.“
„Kennst du den Hochzeitsschmuck der Familie Black?“, fragte er.
„Tammy wurde von ihrem Vater in alles eingewiesen“, antwortete sie.
„Kannst du ihn dann aus dem Verlies holen und Fleur am Tag der Hochzeit anlegen?“
„Dauerhaft?“, fragte die Elfe ungläubig nach.
„Nein“, sagte Harry. „Das würde Fleur auch nicht wollen.“
Tammy nickte, meinte aber: „Tut Tammy leid, Sir Harry. Tammy wurde nie ermächtigt, das Verlies zu besuchen. Aber Kreacher kann das.“
„Kreacher“, rief Harry, „ich brauche dich hier.“
Der alte Elf erschien und verbeugte sich. „Kreacher wurde gerufen.“
„Ich brauche für Fleur den Hochzeitsschmuck der Familie Black. Gib ihn dann bitte Tammy, damit sie ihn Fleur am Tag der Hochzeit umhängen kann.“ Der Elf nickte und verschwand. „Tammy, kennst du Madam Malkins Laden?“ Sie nickte. „Meldest du uns an? Ich würde gerne in den Laden apparieren.“
„Findet Ihr das klug?“ Harry nickte. „Dann wird Tammy heraus finden, ob man ihr trauen kann“, sagte sie und verschwand.
Nach wenigen Minuten kam Kreacher und zeigte Harry den Schmuck der Familie Black. Neben dem erwähnten Kleidschmuck waren auch Ohrringe und eine Kette dabei. Selbst ein Diadem brachte Kreacher mit.
„Das würde Tante Muriel aufregen, wenn Fleur dies hier tragen würde“, sagte Ginny und zeigte auf das Diadem. „Sie hat extra eines aus ihrer Familie hergebracht, damit es Fleur tragen würde.“
„Dann wird sie auch das tragen. Das Diadem der Blacks wird sie dann nicht sehen.“
Tammy erschien und Kreacher teilte seiner Tochter kurz mit, was besprochen wurde. Dann verschwand er mit dem Schmuck und Tammy berichtete Harry. „Sie ist bereit, Sir Harry. Sie wollte ihren Laden heute früher schließen. Sie können unbemerkt kurz vor den Laden apparieren und dann eintreten.“
Harry nickte und sah zu Ginny. Diese sah ihn ablehnend an. „Ich geh nicht mit“, sagte sie.
„Na gut“, meinte Harry, gab Tammy die Hand und meinte: „Direkt in den Laden.“
Tammy nickte, verschwand mit Harry und tauchte kurz hinter der Tür mit Gesicht in Richtung Laden auf. Tammy drehte sich um und beobachtete den Eingang. Harry wurde von Madam Malkin bereits begrüßt. Sie wollte schon auf ihn zugehen, als ihr Harry mit einer Handbewegung zu verstehen gab stehen zu bleiben. Er lief auf sie zu und tuschelte etwas mit ihr, das Tammy nicht verstehen konnte.
„Madam Malkin, schön, dass Sie mich noch empfangen.“
„Das mache ich doch gerne, Mister Potter. Was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe mich gefragt, ob Sie Kleidung jeglicher Größe anfertigen.“ Sie nickte. „Auch für nicht menschliche Wesen?“
Sie schaute ihn nachdenklich an. Dann sah sie auf die Elfe und sie bekam eine vage Vorstellung dessen, was er beabsichtigte. „Mister Potter“, sagte sie leise. „Natürlich. Aber normaler Stoff kommt da nicht in Frage, falls Sie vorhaben für Ihre Elfe Kleidung zu kaufen.“
„Das haben Sie gut erkannt. Aber warum keinen normalen Stoff?“
„Weil, wenn Sie Elfen Kleidung schenken, sie befreit werden. Das möchten Sie nicht.“
„Das gilt doch nur für Kleidung, die man ihnen schenkt, nicht aber für Arbeitskleidung.“
„Das ist aber eine sehr enge Auslegung, Mister Potter. – Ich würde trotzdem einen speziellen Stoff dafür empfehlen. Kommen Sie mit nach hinten“, sagte sie.
„Wir sind hinten“, sagte Harry zu seiner Elfe, die sich kurz umdrehte und nickte. Dann beobachtete sie wieder den Eingang.
Sie waren nun im Warenlager und Schneiderraum des Bekleidungsgeschäftes angekommen. Neben zwei Nähmaschinen, die auf Tischen standen und auf denen eine Menge Scheren und Nadeln lagen, waren mehrere Regalreihen an Stoffen vorhanden.
„Diesen Stoff hier, Mister Potter“, sagte sie, als sie einen Ballen aus dem Regal zog, „ist für Bettenbezüge oder Tischdecken geeignet. Ich habe noch Reste davon, da wir hier früher auch solche Sachen verkauft haben.“
Harry sah sich den Stoff an und fühlte ihn, auch die anderen, welche ihm Madam Malkin zeigte. Er zog einen kleinen Zettel hervor und reichte ihn der Ladeninhaberin. „Das sind die Maße meiner Elfen. Schaffen Sie es bis morgen Mittag, vier fertig zu stellen? Wegen dem Schnitt und den Stoffen reden wir gleich.“
Madam Malkin sah auf den Zettel und bemerkte, dass sämtliche Maße, die sie sonst immer nahm, darauf vermerkt waren. Dann nickte sie verhalten. Harry deutete dies als prinzipielles Ja. Dann besprachen sie das genaue Aussehen der Hochzeitskleidung für die Elfen. Die Hosen für die männlichen Elfen aus champagnerfarbenen Kopfkissenbezug. Den Rock für die Elfe aus dem selben Ballen. Die Hemden darunter aus feinerem Tischdeckenstoff und passende weinrote Einstecktücher aus Serviettenstoff. An Schuhen suchte sich Harry ebenfalls weinrote heraus, die auf die richtige Größe geschrumpft wurden. Für die Unterwäsche wurden einfache Unterhosen und Hemden aus Baumwolle hergenommen. Es war der selben Stoff aus dem auch Geschirrtücher gemacht wurden. Harry entschied sich für weiße Geschirrtücher, die man so schneiden konnte, dass die farbigen Streifen wegfielen.
Dann beauftragte er für später noch normale Arbeitskleidung, dann allerdings für eventuell mehr Elfen. Er würde später noch einmal mit allen vorbei kommen, um den Schnitt und die Stoffe heraus zu suchen. Harry vermutete, dass er aus diesem Grund einen besonderen Preis bekam. Die entsprechenden Galleonen sollte sie wie üblich von seinem Konto abbuchen, das Madam Malkin eh schon kannte.
Dann kamen beide wieder nach vorne und Harry rief seine Elfe zu sich. Zusammen verschwanden sie nach einem kurzen Gruß zurück in den Fuchsbau. Sie tauchten gerade rechtzeitig auf, denn nach wenigen Sekunden kam Bill, der Harry zum Abendessen abholen sollte. Da es morgen stressig werden würde, gingen alle nach dem Abendessen ins Bett. Ginny fragte Harry noch aus, was er von Madam Malkin wollte, doch dieser vertröstete sie auf morgen Mittag nach dem Essen.
Dann kam der Tag der großen Hochzeit. Ginny erwachte und sah ihrem Harry ins Gesicht. Sie dachte daran wie es wäre, neben diesem Mann, dann korrigierte sie sich, neben ihrem Mann, aufzuwachen. Sie dachte eine Weile nach, als Harry seine Augen öffnete und in Ginnys rehbraune sah.
„An was denkst du?“, fragte er.
Das konnte ihm Ginny nicht sagen. Sie wusste nicht, wie er darauf reagieren würde. „Ich denke an deine Überraschung.“
Harry grinste, küsste sie und stand auf. Dann ging er in das Bad um zu duschen. Ginny folgte ihm, so ging es schneller. Als sie das Bad wieder verließen und auf Molly trafen, sah diese die beiden verdutzt an. Harry schob Ginny leicht nach vorne und meinte: „Spart Zeit und Wasser, besonders heute.“ Dann waren sie auch schon wieder in Ginnys Zimmer verschwunden.
Molly stand noch kurz da und wusste nicht, was sie machen wollte. Das hatte sie doch aus dem Konzept gebracht. Dann schüttelte sie kurz ihren Kopf, lächelte leicht und ging den Gang entlang zu ihrem Zimmer, um weitere Sachen zu holen, die sie dort verstaut hatte. Als alle am Frühstückstisch saßen und dem Nachmittag entgegen fieberten, an dem weitere Gäste kommen würden, unterhielten sie sich mit Charlotta, die ein wenig über sich und die Arbeit mit Charlie im Reservat erzählte. Molly roch den Braten und vermutete, dass sie Charlies Freundin war, war aber taktvoll genug, es ihm selbst zu überlassen, wann er es ihr sagen würde. Sie war froh, dass er es nicht sagte, da sie momentan keine Zeit dafür hatte. Sonst müsste sie nämlich anders reagieren. So, wie eine Weasley-Mutter reagiert, wenn einer ihrer Kinder ankam und ihr eine freudige Überraschung mitteilte.
Dann widmeten sich alle Percy und seiner Freundin Audrey. Sie war eine Muggel und sie kannten sich schon seit zwei Jahren. Da er sich aber erst seit kurzem wieder mit seiner Familie versöhnt hatte, wusste keiner davon. Entsprechend wurde nun mit den beiden diskutiert. Harry konnte ihr einige Sachen erklären, da er auch bei Muggeln aufgewachsen war, aber es sei das Beste, erklärte er ihr, dass sie bis zum Mittagessen wartete, weil dann Hermine kommen würde. Sie war eine muggelstämmige Hexe und könnte sich zum eventuell besser in sie hinein versetzen, zum anderen wusste sie einfach mehr über die magische Welt als er.
So verging der Vormittag recht entspannt und als die Elfen zum Mittagessen auftauchten, weil sie den Tisch richten wollten, meinte Molly: „Auch du liebe Güte, das habe ich total vergessen.“
„Keine Sorge, Mrs Weasley“, sagte Kreacher. „Kreacher und seine Kinder haben schon dafür gesorgt. Es gibt zarten Lammbraten mit Buttergemüse und Salzkartoffeln. Das Fleisch wurde dünn geschnitten und es gibt auch aus gegebenem Anlass nicht sehr viel, da sonst die Herrschaften am Nachmittag keinen Appetit mehr haben könnten.“
Die Tafel löste sich auf und die Elfen richteten den Mittagstisch her. Während die Elfen dies erledigten, flogen mehrere Eulen an die Wohnzimmerfenster und machten sich bemerkbar. Harry ging nach draußen und befreite sie von ihrer Fracht. Mit vier Paketen kam er nach innen und legte sie neben der Tür auf den Boden. Bereits draußen hatte er die Namen auf den Paketen entdeckt, ließ aber den Brief mit der Rechnung auf dem obersten Paket unter der Schnur stecken. Dann tischten die Elfen das Essen auf und alle anwesenden setzten sich und genossen ihren Lammbraten. Harry wusste, dass bald der passende Zeitpunkt gekommen war.
Als alle aufgestanden waren um sich zu richten, kam Kreacher auf Harry zu. Er brachte ihm einen Umhang der Blacks, den er aus dem Grimmauld Place geholt hatte. „Die Farbe des Umhanges passt sich der der Partnerin an, sodass beide als Paar harmonieren. Er verändert seine Farbe nur leicht, falls Sir Harry mit einer anderen Dame tanzen sollte, damit sich die Farben nicht beißen. Verschiedene feine Stickereien kommen zur Geltung, wenn es als passend erachtet wird. Zum Beispiel während der Trauzeremonie, oder bei anderen emotionalen Momenten.“
Harry nahm den Umhang entgegen und sah ihn sich an, er bedankte sich bei Kreacher und meinte: „Danke Kreacher, ihr und vor allem du, seid sehr fürsorglich. Deshalb habe ich etwas für euch.“ Er rief seinen restlichen Elfen, die bereits die Küche geputzt hatten und in Kürze sich um das Brautpaar oder die ankommenden Gäste kümmern würden. Als alle vor ihnen standen, holte er die Pakete hervor und gab jedem der Elfen den für ihn passenden. „Dies werdet ihr heute tragen. Ich möchte nicht, dass ihr euch in euren alten Handtüchern vor allen anderen zeigt.“ Die Elfen bekamen große Augen, als sie die sorgfältig genähte Kleidung sahen. Innerhalb von Sekunden hatten die Elfen die Handtücher gegen die heutige Kleidung gewechselt und sahen sich stolz an. Harry besah sich seine Elfen, doch ihm fehlt noch etwas. Er ging in die Hocke und holte seinen Zauberstab hervor. Damit tippte er die Kleidung jeder seiner Elfe auf der rechten Seite über der Brust an. Eine feine Stickerei zeigte das Wappen der Potters. Jetzt war er zufrieden.
Damit hatte er, obwohl er es nicht wusste, den Elfen die größte Ehre erteilt, die ein Elf einer Familie haben konnte. Sie durften das Wappen der Familie in der Öffentlichkeit tragen. Alle Elfen verneigten sich so tief, wie nie zuvor. Dann verschwanden zwei zum Brautpaar, die anderen kümmerten sich um die ankommenden Gäste. Stolz warteten sie, bis die ersten Personen auftauchten. Zuerst kam Hermine mit ihren Eltern an. Als sie die Elfen sah, wurde sie stolz wie eine werdende Mutter. Elfen in ordentlicher Kleidung. Dass sie das noch erleben durfte. Fast hätte sie die beiden Elfen umarmt, sie konnte sich aber gerade noch beherrschen. Folgsam ging sie Tommy hinterher, der ihnen ihre Plätze zeigte. Die drei Grangers trugen Kleidung, die sie von Zauberern nicht zu unterscheiden vermochte.
Hermine ließ kurz ihre Eltern allein, um zu Harry zu gehen. Als sie in Ginnys Zimmer war, warf sie sich Harry um den Hals und küsste seine Wangen, wie Fleur es sonst immer tat.
„Aber sonst geht es dir gut, Hermine?“, fragte Ginny leicht amüsiert, aber zum größten Teil ärgerlich nach. „Das ist mein Freud, den du da gerade küsst.“
„Ja, danke, Ginny“, sagte sie, Harry immer noch leicht verliebt anblickend.
„Und was verschafft mir die Ehre, dass du hier hereinplatzt und dich mir um den Hals wirfst, anstelle von Ron?“, fragte Harry nach.
„Hast du dir deine Elfen angeschaut?“, fragte sie. „Natürlich“, sagte sie schnell, da sie merkte, was für eine blöde Frage sie gerade gestellt hatte. „Woher hast du die Uniformen?“
„Von Madam Malkin. Kurz vor dem Mittagessen geliefert worden.“
„Welche Uniformen?“, fragte Ginny.
Und Ron, der den Raum gerade betrat um zu sehen, was da los sei, fragte: „Und warum hängst du meinem besten Freund um den Hals?“
Hermine löste sich von Harry und viel Ron um den Hals. Sie küsste ihn und sprach dann: „Hast du Harrys Elfen schon gesehen?“
„Schon die ganze Zeit. Die hängen hier schon Tage lang herum.“
„Auch was sie anhaben?“
„Die haben halt ihre alten Geschirrtücher um“, sagte Ron. Hermine schüttelte ihren Kopf. „Sondern?“, fragte Ron nach.
„Schau es dir an“, sagte Hermine und zog Ron mit sich, da er bereits fertig angezogen war.
Harry warf sich seinen Umhang um und folgte, mit Ginny am Arm, den beiden nach unten und dann nach draußen. Sie zeigte Ron die Elfen, der sie interessiert ansah, während Harry Hermines Eltern entdeckte und mit Ginny zu ihnen ging. „Hallo Simone, hallo Frank“, sagte er und gab beiden die Hand. Ginny tat es ihm gleich und die vier unterhielten sich angeregt, bis die nächsten Gäste eintrudelten und Harry ein wenig in Beschlag nahmen.
Nach und nach kamen die Gäste. Tante Muriel kam und nahm sich sofort ein Glas Champagner. Ein Mann namens Elphias Dodge kam und auch Luna und Xenophilius Lovegood gehörten zu den Gästen. Luna hielt sich, was die körperliche Nähe betraf, auffallend zurück. Jedoch war sie die erste der wenigen, die Harry auf die Uniformen der Elfen ansprach. Viele vom Orden kamen in das Festzelt, welches draußen aufgebaut worden war und in welchem die Zeremonie stattfand. Ein Wärmezauber sorgte für eine angenehme Temperatur.
Die Hälfte der Gäste waren bereits eingetroffen, als Harry einen Einfall hatte. Er gab Ginny einen Kuss und verabschiedete sich für einen Moment. Er ging nach drinnen und dann in den neu geschaffenen Gang. Dann klopfte er an beide Türen, da sich Fleur in Bill in unterschiedlichen Räumen anzogen. „Fleur, Bill, ich habe eine Frage an euch.“
Ein verhaltenes „Ja“ kam zurück.
„Hättet ihr was dagegen, wenn ich Dumbledore herhole?“ Dann korrigierte er sich sofort. „Ich meine, ein Bild von ihm.“
Es dauerte eine Weile, dann kam von Bills Seite: „Gerne.“
Und Fleur meinte: „Das wäre mal was anderes.“
Harry bedankte sich und ging in die Küche. Er konzentrierte sich und versuchte einen Aufrufezauber. Es dauerte eine Weile, bis er sicher war, dass er das Bild spürte. Dann vollzog er die Bewegung. Es dauerte einige Sekunden, in denen das Bild immer mehr an Gestalt und Schärfe annahm.
Der Dumbledore auf dem Bild hatte sein Gesicht verzogen. Dann sagte er: „Au!“ Langsam wurden seine Gesichtszüge wieder normal. Der Schmerz schien nachzulassen. Neugierig sah sich Albus um und meinte dann: „Ich bin im Fuchsbau. – Von Hogwarts hierher?“, als er Harry entdeckte. „Respekt! Wenn auch etwas gewöhnungs- und verbesserungsbedürftig. – Warum bin ich hier?“
„Weil heute Fleur Delacour und Bill Weasley heiraten. Es wäre schön, dich als Gast zu haben.“ Dumbledore grinste übers ganze Gesicht. „Was sagt dir eine weiße Kutte und ein blauer Gürtel?“, fragte Harry. Er wollte wissen, ob das Bild mit dem echten Albus verbunden war.
„Ja, ich war dort und auch du“, antwortete er.
Jetzt war sich Harry sicher, nickte und trug ihn in das Zelt nach draußen. Dort ließ er ihn knapp hinter dem Eingang an eine Wand schweben. So störte er niemanden, konnte aber alles im Blick haben. Als alle Gäste eingetroffen waren, erschien Kreacher und machte sich bemerkbar. Er sagte den Gästen, dass sie sich setzen sollten, denn das Brautpaar käme in wenigen Momenten. Dann verschwand er wieder und kurz darauf kam die Zeremonienmeisterin. Dieselbe Frau, die auch an Weihnachten in der Kirche gestanden hatte. Sie hatte ein einfaches weinrotes Kleid an. Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie nach oben gelegt und einen Holzstab, der verdächtig nach Zauberstab aussah, hineingesteckt. Dieser hielt ihre Haare fest.
Die Musik begann und nach ein paar Takten trat das Brautpaar aus dem Haus heraus und auf das Zelt zu. Sie gingen nebeneinander über einen mit Teppich ausgelegten Gang entlang, der beide durch einen Sichtschutz trennte. Erst knapp hinter dem Eingang des Zeltes konnten sich beide sehen. Henry Delacour ging vor seiner Tochter her. Fleurs Schleppe wurde von Tammy gehalten, die einen Teil hielt, einen Teil schweben lies.
Gerade, als sich beide zum ersten Mal im Zelteingang sahen, drehte sich Fleurs Vater um, nahm ihre Hand und sagte dann zu Bill: „Hiermit übergebe ich dir meine Tochter. Mögest du dich besser um sie kümmern als ich, obwohl du es vielleicht nicht schaffen wirst, denn die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter wird wohl nicht zu übertreffen sein.“ Dann reichte er Bill die Hand seiner Tochter und trat zur Seite.
Gemeinsam traten die Brautleute vor die Trauhexe, welche die Zeremonie begann. Während Fleur und Bill nach vorne schritten, breitete die Trauhexe ihre Hände aus, als wollte sie alte Freunde umarmen, aber ohne das lächelnde freundliche Gesicht. Als beide vor ihr standen, nahm sie beide Hände zwischen ihnen durch und legte je eine Hand auf die Schultern der Brautleute und zwar auf die dem Partner zugewandten Seite.
Dann begann sie. „Ein schöner Tag, den sich die Brautleute ausgesucht haben, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen und aller Welt mitzuteilen …“
„Für künftig gehören wir zusammen“, sagten Fleur und Bill.
„Heute wird ein magisches Band geknüpft. Ein Band, dass diese beiden Personen zusammen binden soll, damit auch die Familien näher aneinander wachsen.“
Unbemerkt von den drei Personen, begannen die Ketten auf dem Brautkleid, die bisher verborgen waren, sich heraus zu bilden und stärker sichtbar zu werden. Dann fingen sie an, den Partner mit feinen leuchtenden Fäden zu suchen und sich um ihn zu schlingen.
„Falls es jemanden gibt, der Kenntnis von einer bereits bestehenden Verbindung einer der beiden hier vor mir stehenden Personen hat, so möchte er jetzt bitte vortreten.“ Sie wartete ein paar Sekunden, nahm ihre Arme von den Brautleuten herunter und sah zu den Gästen. Keiner meldete sich. „Möget ihr einer sehr guten und glücklichen Zukunft entgegen sehen, gute und schlechte Zeiten haben, zur Mehrung unserer Art beitragen und Unheil, wo ihr es antrefft, verhindern.“
Die Linien, welche bislang Bill umschlungen, wurden nun fester und bildeten sich zu feinen Ketten heraus. Jetzt entdeckte sie auch die Trauhexe. Erstaunt sah sie die Ketten an und fuhr dann, an Fleur und Bill gerichtet fort, die die Ketten auch entdeckten, sich aber nichts Besonderes dabei dachten.
„Kommen wir nun zur eigentlichen Zeremonie, der Trauung.“ Sie sah die Brautleute wieder an und fuhr nach ein paar Sekunden fort. „Sie haben sich auf einen Nachnahmen geeinigt?“, fragte sie und beide nickten. Beide Brautleute zeigten auf Bill. „Willst du, Bill Weasley, Sohn von Arthur Weasley und Molly Weasley, die hier neben dir stehende Fleur Delacour zu deiner Frau nehmen?“
Bill antwortete: „Ja, ich will und werde Fleur zu meiner Frau nehmen. In allen Lagen unserer Ehe zu ihr stehen und sie beschützen, sie zu lieben.“
Dann fuhr die Trauhexe fort. „Willst du, Fleur Delacour, Tochter von Apolline Delacour und Henry Delacour, den hier neben dir stehenden Bill Weasley zu deinem Mann nehmen?“
Fleur antwortete: „Ja, ich will und werde Bill zu meinem Mann nehmen. In allen Lagen unserer Ehe zu ihm stehen und ihn beschützen, ihn zu lieben.“
Die Ketten fingen an zu leuchten und banden Fleur und Bill enger aneinander. Dann verschwanden sie wieder und auf ihren Kleidern blieben nur goldene Linien zurück, die auf die Hochzeitsketten hinwiesen.
Die Zeremonie war zu Ende und die Trauhexe meinte ganz erstaunt zu Fleur und Bill: „Solche Hochzeitsketten habe ich schon sehr lange nicht mehr gesehen und damals nur auf Bildern. Ich wusste gar nicht, dass jemand aus Ihrer Familie so etwas besitzt. Sie sind sehr kostbar. Wo haben Sie die her?“
Fleur konnte nur mit den Schultern zucken. „Eine von Harrys Elfen hat mir den Schmuck angelegt. Er dürfte es wissen.“
Die Trauhexe nickte und sagte dann für alle: „Die Zeremonie ist beendet.“
Fleur und Bill drehten sich um und eröffneten das Kuchenbuffet, nachdem sie die heranschwebende Hochzeitstorte anschnitten hatten. Nachdem Fleur und Bill ihr Stück hatten, schnitt die Trauhexe zwei ab und ging zu Harrys Tisch, an dem noch weitere Personen saßen. Sie bat höflich darum, sich setzen zu dürfen und stellte einen Teller vor Harry hin.
„Bitte, Mister Potter, Ihr Stück. Dafür hätte ich gerne ein paar Fragen beantwortet.“
„Wenn ich Ihnen helfen kann, Mrs.“
„Mrs Windsor. Adele Windsor.“
„Wie die königliche Familie der Muggel?“, fragte Hermine nach.
„Genau, über ein Paar Ecken verwandt“, kürzte sie die die anstehende Diskussion ab. „Mister Potter, würden Sie mir verraten, woher Sie diese Hochzeitsketten haben? Die sind sehr alt und kostbar. Mit ihnen wird eine Menge Magie auf das Brautpaar gelegt.“
Harry lächelte sie an. „Wissen Sie denn, wie viele es gibt?“
Mrs Windsor antwortete: „Ich weiß von fünf Ketten, die ursprünglich hergestellt wurden. Leider sind meines Wissens drei davon zerstört worden und das schon vor vielen Jahrhunderten.“ Sie dachte eine Weile nach. „Eine der übrig gebliebenen Ketten ist im Besitz der Familie Endar. Allerdings weiß ich nicht, ob diese Linie ausgestorben oder in einer anderen Linie aufgegangen ist. Die andere entzieht sich meiner Kenntnis.“
Harry zog seine Augenbrauen zusammen. „Es gibt nur noch zwei davon?“ Mrs Windsor nickte. „Fleur hat doch zwei angehabt, Mrs Windsor!“, wunderte sich Harry.
„Zwei?“, keuchte Mrs Windsor. „Wie meinen Sie das?“
„Ich habe meine Elfe angewiesen, beide Ketten am Kleid zu befestigen, als ich sie holen ließ.“
Das brachte die arme Dame an den Rand eines Zusammenbruchs. Sie atmete stoß-weise und sehr schnell. Ginny holte sofort einen kalten Lappen und etwas klares Wasser in einem Glas. Sie stellte sich hinter die Frau, überstreckte ihren Kopf ein wenig und legte ihr den kalten Lappen auf die Stirn. Es dauerte etwas, bis sie sich beruhigt hatte.
„Nennen Sie mich Adele“, meinte sie.
„Dann nennen Sie mich Harry.“
„Nein, Mister Potter. Das ist zu viel für mich. – Beide Ketten befinden sich in Ihrem Besitz?“
„Das auch“, antwortete er.
„Wie meinen Sie das?“
„Sie sind auch mein Eigentum.“
„Klar“, sagte sie, „sonst könnten Sie sie nicht anbringen lassen und die Ketten ihre Wirkung entfalten.“
„Was hat es eigentlich mit diesen Ketten auf sich?“, fragte Hermine.
Adele erklärte: „Diese Ketten stammen aus früheren Zeiten, in denen es noch viele Kriege unter den Zaubererfamilien gab. Sie wurden oftmals zu Hochzeiten verliehen, gegen eine Einladung der Eigentümer. Sie sollten bei arrangierten Hochzeiten dafür sorgen, dass die Ehe unter einem guten Stern stand und dass die Familien besser zusammen wuchsen. Kurzum, dass die Brautpaare, die manchmal nur verheiratet wurden, weil die Familien es als einzigen Ausweg aus der Feindschaft sahen, glücklich miteinander wurden und Kinder bekamen. – Wenn beide sich allerdings lieben, so wie heute, dann bleiben goldene Spuren auf den Gewändern zurück.“
„Sie wissen aber viel über diese Ketten, Adele“, meinte Harry.
„Ich habe darüber während meiner Ausbildung und den Studien der verschiedenen Trau-Zeremonien gelesen, Mister Potter.“
„Nennen Sie mich doch Harry“, sagte er, doch Adele überging diesen Satz.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas sehen würde. Vor allem erstaunt mich, angesichts des Wertes des Schmuckes, auch des restlichen Schmucks, dass Sie ihr so einfach den Schmuck geliehen haben. Die Braut muss Ihnen viel bedeuten.“
„Das tut sie in der Tat“, antwortete Harry, worauf ihn Ginny eigenartig ansah. „Zu ihr und ihrer Schwester habe ich eine besondere Bindung. Es ist so, als ob sie meine leiblichen Schwestern wären.“
Harry sah kurz zu Luna. Sie saß auf ihrem Stuhl und schaute mit abwesendem Blick auf die Tanzfläche, die gerade von der Kapelle für den Brauttanz eröffnet wurde. Das Brautpaar ging auf die Fläche und begann mit dem ersten Tanz des Abend, welcher zugleich ihr erster sein würde. Im Laufe des Abends würden sich sicher noch einige Partner zum Tanzen finden und auch andere Paare würden die Gunst der Stunde nutzen. Und wieder sah Harry kurz zu Luna und dann erst zum Brautpaar. Ginny blieb dieser kurze Blick nicht unbemerkt.
„Lass uns tanzen“, sprach sie und forderte Harry auf, nachdem die Kapelle die Fläche für alle freigegeben hatte.
Jetzt drehten schon zwei Paare ihre Kreise auf der Fläche und bewegten ihre Körper im Takt der Musik. Zunehmend wurden es mehr. Doch immer wieder blickte Harry kurz zu Luna, die auf ihrem Stuhl saß, oder sich an ihrem Platz um sich selbst drehte. Nach dem Tanz mit Ginny setzten sie sich wieder zu Hermine und Ron an den Tisch. Adele Windsor war bereits gegangen und saß nun an einem anderen Tisch. Im Laufe des Nachmittags und des Abends wechselte sie immer mal wieder den Tisch, um sich mit verschiedenen Leuten zu unterhalten. Die vier beobachteten die Leute. Manche würden sagen, sie tratschten, aber die vier sahen das anders; sie beobachteten, analysierten und bewerteten. Ginny bemerkte wieder, wie Harrys Blick kurz an Luna hängen blieb. Als er wieder zu Ginny sah, senkte er schuldbewusst seinen Blick, da sie ihn ertappt hatte.
„Nun geh schon und tanze mit ihr“, sagte sie. Harry war darüber erstaunt. „Ich seh’ doch, dass ihr beide gerne mal tanzen möchtet, also tanz mit ihr.“
Harry sah sie noch eine Weile an und stand dann beim nächsten Lied auf. Wortlos nahm er Lunas Hand und führte sie auf die Fläche. Als beide auf der Fläche begannen zu einem langsamen Lied ihre Figuren zu machen, wurde es im restlichen Zelt ruhiger; selbst das Brautpaar war davon begeistert. Nach dem Tanz bedankte sich Harry bei Luna und nahm sie mit an seinen Tisch. Doch er kam nicht dazu, sich zu setzen, denn bei dem nächsten schnelleren Lied nahm Ginny schon wieder seine Hand und zog ihn auf die Fläche. Hermine und Ron folgten ihnen. Die nächsten beiden Lieder tanzten beide Paare, bis Ginny, wegen Harry, mit ihm zusammen die Fläche wieder verließ und sie zum Tisch des Brautpaares gingen. Sie wirkte glücklich.
An ihrem Tisch saßen Fleur und Bill, sowie Gabrielle und Luna und unterhielten sich. Gabrielle mit Luna und Fleur mit Bill, wenn sie sich nicht gerade anschmachteten oder immer mal wieder kurz küssten.
„Und, wie fühlt es sich an, wenn man den großen Schritt gewagt hat?“, fragte Ginny.
„Einfach wunderbar“, antwortete Fleur und sah ihren Mann verliebt an.
„Und, Mrs Weasley, was ist für heute noch so geplant?“, fragte Harry. Fleur reagierte erst gar nicht, bis Harry mit seiner Hand vor ihrem Gesicht wedelte und wieder fragte: „Und, Mrs Weasley, was ist für heute noch so geplant?“
„Oh Harry, du meinst mich? Tja, nach dem Abendessen wird es nichts mehr geben, was das leibliche Wohl anbelangt, aber ich denke, es werden sich sicherlich einige hier nicht nehmen lassen, ein paar Spiele zu machen.“
Spiele, dachte Harry. Brautentführung. Mal sehen, was Arthur dazu sagt, ob das unter Zauberern auch bekannt ist. Er entschuldigte sich mit dem Vorwand mal kurz austreten zu müssen und suchte Arthur. Da er ihn außerhalb des Zeltes entdeckte, war das nicht einmal auffällig. Er befragte ihn zu dem Brauch der Muggel. Dieser meinte, dass es früher üblich gewesen sei, aber mittlerweile in Vergessenheit geraten sei.
„Wie wäre es, Arthur, wenn wir eine Brautentführung durchführen und die Gäste, besser gesagt der Bräutigam, sich auf die Suche machen muss?“
„In der kurzen Zeit, die uns noch bleibt?“
Harry rief seine Elfen. „Könnt ihr eine Schnitzeljagd auf die Schnelle organisieren? Wir beide haben vor …“
„Du, Harry, nicht ich. Ich muss den anderen sagen, was sie machen sollen.“
„Ich habe vor, die Braut zu entführen. Ihr müsstet dafür sorgen, dass Hinweise zum Ziel vorhanden sind, welchen die Gäste nachgehen müssen.“
Sämtliche Elfenohren gingen in die Höhe und auf ihren Gesichtern spiegelte sich pure Freude wieder. Sie beratschlagten kurz, wie sie vorgehen wollten, und fragten dann Harry nach dem Ziel.
Dieser überlegte eine Weile. Er fragte Arthur: „Wo wohnt denn Luna und ihr Vater Xenophilius?“
„Ein paar Kilometer in diese Richtung“ und zeigte in Richtung der Hügel.
„Dann wird dort unser Ziel sein. Ich klär das mit Mister Lovegood.“
Die Elfen nickten und Harry ging nach einem kurzen Abstecher auf die Toilette zurück in das Zelt, wo er Mister Lovegood aufsuchte und ihn als einzigen kurz einweihte. Dieser war begeistert und erlaubte es Harry. Dann gab Harry einem seiner Elfen ein Zeichen und ging zu seinem Tisch. Er wollte sich gerade setzen, als ihn Fleur davon abhielt, indem sie ihn zum Tanzen aufforderte. Dem Wunsch der Braut musste er natürlich nachgeben und mit ihr Tanzen. Als sie auf der Fläche standen und ihre Runden zu einem Walze drehten, zeichnete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen ab. Fleur bemerkte es nicht.
Als sich das Lied seinem Ende näherte, gab er seinen Elfen ein Zeichen und flüsterte Fleur ins Ohr: „Du kennst den Brauch der Brautentführung?“
Als Fleur nickte, winkte Harry, da er auf das Publikum sah, diesem kurz zu und verschwand mit einem beabsichtigten lauten Knall aus dem Zelt. Sofort wurde es wieder lauter im Zelt und Panik fing an, sich auszubreiten.
Arthur stürmte in das Zelt und schrie: „Die Braut wurde entführt, helft mir. Wir müssen sie wieder finden. Bill, such deine Frau. Finde sie und befreie sie.“
Die Panik wurde etwas weniger, da einige realisierten, dass diese Entführung nicht echt war. Es setzte zwar eine gewisse Entspannung ein, aber die Unruhe blieb. Alle sahen gespannt auf Arthur, der scheinbar wusste, wie es jetzt weiter ging.
„Die Elfen haben überall kleine Hinweise versteckt und Spuren gelegt. Diesen gilt es zu folgen und den Bräutigam darauf aufmerksam zu machen. Zusammen mit einer kleine Gruppe an Zauberern aus den hier versammelten, macht sich dieser dann, sofern die Hinweise gefunden und ihm übergeben wurden, auf, um seine Braut zu finden und wieder her zu bringen. Es kann sein, dass dort eine Auslöse, in welcher Form auch immer, gezahlt werden muss. Es ist also möglich, dass Bill wieder herkommt und etwas braucht.“ Dann trat er von der Fläche und ging zu seinem Sohn. „Viel Glück.“
„Da steckt doch nicht Harry dahinter“, meinte er. „Der hat doch nur Fleur mitgenommen. Das sind doch Fred und George.“
„Sind wir nicht“, meinte Fred. „Auf die Idee …“
„… sind wir gar nicht gekommen“, fügte George hinzu.
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