Das dunkle Ende - Abschied und Zuwachs
von Testhrus
Am nächsten Morgen im Gemeinschaftsraum bemerkte er wieder schmerzlich, dass seit einiger Zeit keine Geister mehr im Schloss waren, mit Ausnahme von Helena, Rowena Ravenclaws Tochter, wie er seit letztem Jahr wusste und die er kurz nach seiner Ankunft traf. Er wurde von Ron und Hermine aus seinen Überlegungen gerissen und ging mit ihnen in die Große Halle um zu Frühstücken. Professor McGonagall wartete bereits vor dem Frühstückstisch der Lehrer bis alle eingetroffen waren. Die Türen wurden geschlossen und sie begann ihren Vortrag. „Sie werden schon bemerkt haben, dass seit Wochen keine Hausgeister mehr im Schloss zu finden sind.“ Das Murmeln wurde etwas lauter. „Auf Grund der Tatsache, dass die Todesser und Du-weißt-schon-wer in letzter Zeit verstärkt gegen Geister vorgehen, haben sich die Geister entschlossen Hogwarts zu verlassen um sich in Sicherheit zu bringen. – Sie müssen wissen, dass man bei Geistern wesentlich schwerer nachweisen kann, ob sie unter fremden Einfluss stehen und auch Geister uns Schaden zufügen können, sollte es jemandem gelingen sie unter seine Kontrolle zu bringen. Einzig die graue Dame ist noch hier.“
Das Murmeln wurde etwas lauter. „Ruhe bitte“, ermahnte sie die Menge.
„Doch Hogwarts ohne Geister ist nicht vorstellbar. Glücklicherweise haben wir adäquaten Ersatz gefunden.“ Sie hob ihre Hand und zeigte zur großen Flügeltür, welche die Halle verschloss. Alle Blicke wanderten zur Tür und die Schüler warteten gespannt darauf, wer hereinkommen würde. Plötzlich schwebten vier Geister durch die Tür und den Mittelgang entlang. Alle starrten sie gespannt an. Harry schaute erstaunt, als er seinen Ahnen Salazar Slytherin erkannte.
„Hallo Harry“, begrüßte ihn Salazar Slytherin.
„Hallo Salazar“, gab Harry zurück. Durch ihn hindurch sah er in Dracos erstauntes Gesicht. Harry wandte sich von ihm ab und sah in McGonagalls ebenfalls erstauntes Gesicht. Er bemerkte nicht, wie ihn Godric eigenartig und stirnrunzelnd ansah.
Als sich Professor McGonagall von ihrem kurzen Schreck erholt hatte und sich die vier Geister zu beiden Seiten McGonagalls aufgestellt hatten, fuhr sie fort. „Diese vier Geister hier, werden die Funktion als Hausgeister übernehmen.“ Sie sah Harry an. „Ich nehme an, dass einige von ihnen bereits einen Verdacht haben um wen es sich hierbei handeln könnte.“ Harry grinste sie nur an und sah danach zu seinen Urahnen die ihm nur zuzwinkerten. „Sie sehen vor sich die vier Gründer von Hogwarts.“
Die Ruhe war durchbrochen. Aufgeregt über diese Nachricht begann das Murmeln in der großen Halle. „Seid ruhig“, sagte Helga Hufflepuff, mit ihrer rauen und für eine Frau ungewöhnlich tiefen Stimme.
Die Menge verstummte wieder. „Danke Mrs Hufflepuff“, sagte Professor McGonagall. „Die vier hier werden als Hausgeister ihre jeweiligen Häuser betreuen und euch, sofern es ihnen möglich ist, bei den Hausaufgaben helfen.“
Das könnte lustig werden, dachte sich Harry, wenn Salazar als Slytherins Hausgeist mir bei den Hausaufgaben helfen würde.
„Und nun, wünsche ich ihnen einen guten Appetit“, schloss Professor McGonagall.
Nachdem die Geister eine Weile bei ihren Häusern saßen und sich Godric Gryffindor Harry offiziell vorgestellt hatte, schwebte er ihm gegenüber und schaute ihn fragend an. „Du weißt, warum ich hier bin?“, fragte er ihn.
„Ja, Professor McGonagall hatte uns …“ doch er unterbrach sich, da er das Gefühl hatte, dass Godric das nicht meinte. „Entschuldige Godric. Ja – ich weiß, dass wir verwandt sind.“ Harrys Umgebung begann zu husten. Ron, Hermine und Ginny wussten es bereits, hatten es aber, wie es schien, vergessen oder kurzzeitig verdrängt.
Der Geist Godric Gryffindors lachte. „Genau Harry. Freut mich, dass du es schon weißt.“
Er spielt hervorragend den unwissenden, dachte sich Harry.
„Na na na“, meinte Salazar Slytherin hinter ihm. „Beeinflusst du Harry etwa?“
„Hallo Salazar, schön, dich dauerhaft zu sehen“, sagte Harry. Wieder hörte er sich einige Schüler um sich herum, schlucken und husten.
Dann sah Salazar die Schlange. Hallo, begrüßte er die kleine Schlange, die sich um Harrys Oberarm geschlungen hatte.
Die Schlange sah den Geist an. Dann nahm sie nach einer kleinen Pause ihren Kopf hoch und zog ihn leicht zurück. Du kommst mir bekannt vor, sagte die kleine Schlange. Sie dachte nach. Slytherin? Salazar Slytherin?, fragte sie.
Das ist korrekt, gab er zurück. Und wie heißt du?, fragte Salazar zurück.
Harry nennt mich lily, antwortete die Schlange.
Und wie heißt du?, fragte Salazar.
lily. Ich hatte vorher keine Verwendung für einen Namen. Meine Art trifft sich nicht so oft um sich nur zu unterhalten. Es sind Treffen um Sex zu haben und dann geht jeder seine eigenen Wege. Meine Art hat sonst kein Bedürfnis nach Namen. Ich habe erst durch Harry gelernt, welche große Macht Namen haben können.
„Und jetzt bitte für uns alle verständlich Salazar“, meinte Godric Gryffindor, der noch immer neben ihm schwebte. „Wir haben nämlich kein Wort verstanden.“
Harry und Salazar sahen sich nur an und lachten los. Dann begann Harry sich zu konzentrieren und sagte: Wir sollten uns öfter so unterhalten.
Salazar sah ihn mit offenen Augen und offenem Mund an. „Du kannst Parsel, ohne eine Schlange anzusehen?“
Harry stutzte. „Und?“, fragte er.
„Ich habe bisher noch nie von einem Zauberer gehört, der das schaffte. Selbst ich musste immer ein Bild einer Schlange, ein plastisches Bild, sehen.“
Harry staunte. „Das dachte ich bisher auch immer. Aber …“
Mein Biss, sagte lily plötzlich.
„Wie?“ Harry und Salazar sahen zu lily. Wie?
Harry hatte sich von mir beißen lassen. Freiwillig. Dadurch ist er wohl in der Lage, denn wenn man sich von einer Schlange freiwillig beißen lässt, ist man in der Lage Parsel zu sprechen. Harry konnte es aber schon vorher. Dadurch fällt es ihm wohl leichter bzw es ist überhaupt möglich.
Beide schauten lily nun an.
Vermutlich, sagte Salazar.
„Du musst“, meinte nun Hermine. Harry nickte und stand auf. Er hatte noch einen Tremin, den er vor dem Unterricht noch wahrnehmen musste.
* * * * *
Professor McGonagall hieß ihn in ihrem neuen Büro offiziell Willkommen. „Danke, dass Sie hier her gekommen sind, Harry. Professor Dumbledore erwähnte sie in ihrem Testament. Die offizielle Verlesung war bereits kurz nach seiner Beerdigung, aber ich hatte einfach keine Zeit, Ihnen das zu geben. Dann hatte ich es auch noch vergessen.“
„Er hat mir etwas hinterlassen?“, fragte Harry ungläubig.
„Ja“, antwortete Professor McGonagall. Er hat Ihnen sein Denkarium hinterlassen, unter der Voraussetzung, dass ich es jederzeit mit nutzen darf und er hat Ihnen ebenfalls eine Säule voller Erinnerungen hinterlassen.
„Erinnerungen an was?“, fragte Harry erstaunt.
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es gibt keinerlei Anweisungen oder Aufzeichnungen diesbezüglich.“ Sie öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und zog einen Umschlag heraus. Dann reichte sie ihn ihm. Harry nahm ihn entgegen und betrachtete die Vorderseite. Dort stand nur: Harry Potter
Er öffnete den Brief und las ihn.
Lieber Harry,
Wenn du diesen Brief hier erhalten hast, dann hatte ich scheinbar nicht mehr die nötige Zeit, Dir vor meinem Tod einige Dinge mitzuteilen. Ich habe Dir einige Erinnerungen und mein Denkarium hinterlassen. Es wird Dir hoffentlich die Dinge erklären, die ich nicht mehr tun kann. Gegenüber meines Büros, findest du eine Steinwand. Stell dich davor und denke, dass du hinein möchtest. Bedenke, dass die Erinnerungen nummeriert sind und du diese in der richtigen Reihenfolge ansiehst. Ferner musst du darauf achten, dass du erst eine gewisse Erkenntnis erlagen musst, wenn du an einem bestimmten Punkt angelangt bist. Weitere Erinnerungen werden erst dann zugänglich.
Er sah wieder zu Professor McGonagall hoch und gab ihr den Brief, damit auch sie ihn lesen konnte.
Professor McGonagall schaute ihn eigenartig an. „Ach übrigens, wie Sind sie denn damals mit Miss Granger in mein Büro gekommen?“, wollte sie nun wissen. „Ich hatte das Passwort bereits geändert.“
Harry schaute sie fragend an. „Ich hatte einfach Professor Dumbledores letztes Passwort genommen, das er mir gesagt hatte und gehofft, es wäre noch gültig“, sagte Harry.
„Was für eines war das?“ fragte Professor McGonagall.
„Säuredrops“, antwortete Harry.
Professor McGonagall runzelte ihre Stirn. „Das war nie ein Passwort. Das ist mir vollkommen unbekannt.“
„Vielleicht ist es nur für mich bestimmt?“, meinte er.
„Ein zusätzliches Passwort?“, fragte Professor McGonagall. „Das glaube ich kaum, das geht meines Wissens nach nicht.“
„Anscheinend hat Dumbledore einen Weg gefunden.“
„Dann hätten Sie jederzeit Zugriff auf mein Büro!“, beklagte sich Professor McGonagall.
„Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, meinte Harry.
„Mister Potter, Sie müssen mir versprechen, mein Büro nicht für unlautere Zwecke zu missbrauchen oder sonst einen Blödsinn hier anstellen.“
Harry nickte. „Ja Professor.“ Ich benutze es nur für wichtige Sachen. „Darf ich gehen? – Wer ist eigentlich stellvertretender Schulleiter?“, fragte Harry sie.
Professor McGonagall setzte sich wieder. Sie legte ihre Hände in ihren Schoß und schaute ihn an. „Severus Snape.“
* * * * *
Am nächsten Morgen traf sich Harry mit Ginny im Gemeinschaftsraum. Beide hatten ihre Jogging-Sachen an und verließen den Gryffindor-Turm. Vor den Toren des Schlosses trafen sie auf Luna, die sie seit einigen Monaten begleitete und mittlerweile auch durchtrainiert war. Sie liefen gemeinsam Richtung Quidditch-Feld. Wie jeden Tag. Als sie eine kleine Pause machten, sagte Luna plötzlich. „Ich muss dir noch mein Geschenk geben. Du hattest doch Geburtstag.“ Harry nickte. Er wusste nicht was Luna wollte, schließlich hatte sie nichts dabei außer ihrer Kleidung. „Eigentlich ist es auch ein Geschenk für Ginny“, sagte sie. Dann zu Ginny gewandt, „Tut mir Leid, Ginny, sei mir nicht böse, aber ich muss Harry kurz küssen. Du wirst gleich alles verstehen.“ Sie zog Harry leicht an sich ran und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Dann drehte sie sich zu Ginny und legte einen Daumen auf ihre Stirn und die restlichen Finger auf ihre Haare. Sie schloss die Augen und murmelte eine Formel die Harry nicht verstehen konnte.
Als sie von Ginny wieder ab ließ, öffnete sie ihre Augen und Harry hörte sehr deutlich in seinem Kopf. Hörst du mich, Ginny?
Harry wollte schon sagen: „Luna, du kannst doch nicht …“ aber er hörte Ginny laut und deutlich denken: Ja, Luna, ich höre dich.
Harry schaute Luna verdutzt an. „Was hast du gemacht, Luna?“, fragte er sie.
Doch Luna antwortete nicht, sie dachte nur: Da wir nicht mehr zusammen sind, dachte ich mir du und Ginny könntet das ganz gut gebrauchen. Ich habe den Sommer über Bücher gewälzt und Artikel gelesen, wie man Fähigkeiten auf jemand anderen übertragen kann.
„Du hast was?“, fragte Harry. „Heißt dass, Ginny und ich können nun durch Gedankenaustausch kommunizieren?“
Genau, dachte Luna.
Das ist cool, dachte Ginny. „Das ist ein cooles Geschenk, danke Luna“, meinte Ginny. Sie umarmte Luna herzlich.
„Keine Ursache“, sagte Luna, als Ginny sie wieder los ließ. „Und wenn ihr eure Gedanken nicht an alle richtet, sondern euch konzentriert, könnt ihr eine Unterhaltung führen, ohne dass es andere mitbekommen.“
Also Luna, dachte Harry und Ginny grinste.
„Laufen wir wieder weiter?“, fragte Luna. Harry und Ginny schauten sie erstaunt an.
Auf dem Rückweg dachte Harry zu Luna: Danke, Luna, danke, dass du Montagnachmittag mir die nötige Stärke verschafft hast.
Er hörte nur Lunas Lachen in seinem Geiste. Weißt du, Harry, das war eine seltsame Erfahrung. So etwas kann nicht jedes Mädchen machen. Ich war in deinem Körper und habe Hermine berührt. Es war eigenartig, etwas befremdlich.
Übrigens, Luna, ich konnte nicht in unser altes Zimmer, als ich mit Hermine dort war. Und außerdem war es noch mit unseren Namen beschriftet.
Ich habe vermutlich noch etwas privates da drinnen. Wir müssen wohl nochmal zurück und das Zimmer leeren.
Ja. Nachher, nach dem Mittagessen?
Gut, gab Luna zurück.
Harry und Luna räumten gerade ihr altes Zimmer im Gemeinschaftsraum auf, als er sie fragte: „Bist du schon wieder mit jemandem zusammen, Luna?“
„Nein“, sagte sie.
„Was wird eigentlich aus unserem Zimmer, wenn es leer ist?“, fragte Harry.
„Ich nehme mal an, es wird dir und Ginny gehören“, antwortete Luna.
„Ich weiß nicht“ und er sah sie an. Luna blickte zurück. „Ich möchte nicht unbedingt mit Ginny im selben Bett wie mit dir …“
„Schlafen?“, vollendete Luna den Satz. Harry wurde rot. „Nana, das ist doch kein Grund rot zu werden.“ Sie kam auf ihn zu und nahm seine Hände. Sie drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, drehte sich um packte weitere ihrer Sachen in eine Kiste. „Und außerdem nehme ich an, dass, wenn du mit Ginny hierher kommst – Sag mal, warst du mit ihr noch nie hier drin?“
„Nein“, antwortete Harry. „Das wollte ich noch nicht.“
„Ich nehme an, dass dieses Zimmer dann ganz anders aussehen wird“, vollendete Luna ihren Satz.
„Du weißt, Luna, uns wird immer etwas ganz besonderes Verbinden. Etwas, was ich mit keinem anderen Mädchen teilen kann.“
Sie lächelte ihn an und kam auf ihn zu. „Ich weiß“, sagte sie und küsste ihn. Dieses Mal auf seinen Mund.
Sie trugen ihre Sachen zurück in ihre Zimmer und verstauten sie in ihren Koffern. Dann ging Harry seine Sachen für die nächste Stunde vorbereiten. Er wusste nicht mehr genau, wie er Geschichte der Zauberei hinter sich brachte. Er schlief jedes Mal während der Stunde ein. Doch dieses Mal hatte er das Gefühl mehr zu behalten als sonst. Sonst hatte er sich an kaum etwas erinnert. Wer hatte überhaupt Unterricht gehalten? Er wusste es nicht mehr. Sobald er auf seinen Stuhl saß, dämmerte er weg, so wie alle anderen. Er erinnerte sich noch an eine Frauenstimme. Und das wenige, was sie sagte, war das, was Harry behalten hatte.
Aber würde sich die gedankliche Unterhaltung mit Ginny genauso anfühlen, wie bei Luna? Würde sie Bestand haben?
* * * * *
Er stand vor der Wand gegenüber McGonagalls Büro. Er dachte intensiv daran, dass er hinein wollte. Dann begann sich die Mauer zu verformen und eine Tür bildete sich aus. Er öffnete die Tür und trat dann ein. In der Mitte des kleinen, mit Kerzen behangenen Raumes schwebte das Denkarium. Die Kerzen fingen an zu leuchten, als Harry den Raum betrat. Rechts neben dem Denkarium stand eine große Holz-gefasste Säule mit mehreren Ebenen, an denen Violen mit bläulich schimmernden Fäden aus Licht schwebten und sanft umher waberten. Jeder der Violen hatte eine kleine weiß gravierte Fläche. Auf manchen war mit schwarzer Tinte – es hatte den Anschein von Tinte – Zahlen in aufsteigender Reihenfolge geschrieben. Die Tür glitt hinter ihm langsam zu und fiel mit einem leisen Klick ins Schloss. Harry blieb stehen. Da schwebte es vor ihm, das Denkarium. Jener Gegenstand, in dem er schon einmal die Verhandlung mit Karkaroff gesehen hatte.
Harry ging auf die Holzsäule zu und entnahm die erste Erinnerung. Doch dies war keine Erinnerung, wie ihm gleich danach auffiel. Das, was Harry für einen Gedankenfetzen hielt, schwebte aus der Viole heraus und begann sich in der Luft, über dem Denkarium, zu etwas zu verformen. Langsam begann sich eine Gestalt herauszubilden und Dumbledore zu formen. Die Gestalt hatte nur die halbe Größe des normalen Dumbledore. Dann begann sie (die Gestalt) zu sprechen.
„Hallo Harry – und ja, ich bin tot und kein Geist. Ich bin nur ein Abbild, eine Aufzeichnung, wenn du so willst.“ Erstaunt sah Harry ihn an.
„Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich dir keine Fragen mehr beantworten kann. Du bist also auf dich allein gestellt und musst viel mehr herausfinden. Wenn du die Gelegenheit bekommst, oder Hilfe brauchst, werden dich die Lehrer in Hogwarts oder deine Freunde unterstützen.“
Dann begann der kleine Dumbledore kurz zu flackern und erneut zu sprechen. „Frag Professor Elber, wenn du etwas wissen willst. Ich weiß nicht, was er dir bereits gesagt hat, aber er kann dir deine Fragen beantworten. Du müsstest mittlerweile wissen, was und vor allem wer er ist.“ Erneut flackerte der kleine Dumbledore. Harry grinste. Dumbledore musste diese Sequenz erst später eingefügt haben. „Es sind nur die Phiolen beschriftet, die du zurzeit sehen kannst. Erst wenn du genügend Erkenntnisse gewonnen hast, dann werden die Nummern auf den nachfolgenden Phiolen sichtbar.“
Dumbledores Erscheinung begann zu verblassen und war kurz darauf mit einem Plopp verschwunden. Harry betrachtete die Violen und sah die Nummern Zwei bis Neun. Er stellte die Phiole an ihren Platz zurück und das weiße Feld begann sich grün zu färben.
Aha, dachte Harry, die habe ich bereits gesehen.
Harry nahm sich die nächste Erinnerung vor. Er entkorkte sie und rührte vorsichtig mit seinem Zauberstab um. Dann tauchte er in die Erinnerung ein.
Es war ein trostloser Tag. Die Häuser sowie die Wolken waren grau und auch der Nebel, der über den Straßen hing, hatte dieselbe trostlose Farbe. Dumbledore tauchte mit einem leisen Plopp hinter Harry auf und lief durch ihn hindurch. Er ging die schmale Gasse entlang und bog dann nach rechts auf die Hauptstraße ein. Harry folgte ihm. Noch wusste er nicht, was diese Erinnerung zu bedeuten hatte, aber das würde er noch erfahren. Nach guten zweihundert Metern standen sie vor einem Eisen-beschlagenem Tor über dem ein Schriftzug aus eisernen Lettern angebracht war. Kinderheim stand dort. Dumbledore öffnete es und trat den Fußweg zur Tür, um den Klopfer zu betätigen.
Es dauerte eine Weile, bis ihm geöffnet wurde. Eine Dame, so um die vierzig, mit schwarzen Haaren, die sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte, und einer weißen Kittelschürze, sprach ihn an. „Ja bitte?“
„Guten Tag, die Dame, mein Name ist Dumbledore.“
„Ah, Mister Dumbledore. Kommen Sie rein. Sie hatten sich ja angemeldet.“
Dumbledore nickte nur. Zusammen betraten sie die Vorhalle und gingen dann die Treppen hinauf in den zweiten Stock.
Bereits auf der ersten Stufe begann die Dame zu erzählen: „Wissen Sie, Tom hat in all den Jahres, die er hier bei uns verbracht hat, nur zweimal Besuch bekommen. Beides mal waren das Ärzte, die seinen Gemüts- oder Gesundheitszustand untersuchten; ich bin deshalb etwas verwundert, dass ausgerechnet ein Lehrer ihn besuchen kommt. Wie kommt er zu dieser Ehre?“
„Tom hat ein Stipendium bekommen“, gab Dumbledore unumwunden zu.
„Ein Stipendium? Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wie bekommt jemand wie er ein Stipendium?“
„Sehen Sie, es ist so“, begann Dumbledore, „Es gibt eine gewisse Menge an privaten Fördergeldern. Aus diesen werden begabte, aber finanziell benachteiligte Jugendliche gefördert. Falls die Anzahl der Personen, welche dadurch gefördert werden, weniger ist, als das Geld; ich will damit sagen: Wenn noch Geld übrig ist; dann werden Jugendliche durch Zufall ausgesucht und bekommen so die Chance, etwas aus ihrem Leben zu machen.“
„Und welcher Gruppe gehört Tom an?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen“, sagteDumbledore leicht verschmitzt.
Sie waren oben angekommen und liefen noch den Gang entlang, bis sie vor Toms Zimmer standen.
Die Tür war noch geschlossen und die Schwester trat nach einen Klopfen und ein paar Sekunden Wartezeit in das Zimmer ein, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. „Du hast Besuch, Tom. Mister Dumbledore möchte mit dir sprechen“, sagte sie. Dann drehte sie sich zu Dumbledore und meinte: „Ich lasse Sie dann mal alleine.“ Dann ging sie den Gang entlang und die Treppen hinunter an ihren Posten beim Empfang.
Dumbledore beobachtete sie noch wie sie den Gang entlang trat, bis sie außer Sichtweite war. Dann erst betrat er das Zimmer, lies die Tür aber offen. Er setzte sich auf das Bett, da Tom auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch saß.
„Wer sind Sie?“, fragte er.
„Ich bin Professor Dumbledore.“
„Sie sind kein Arzt?“
„Nein, ich bin Lehrer.“
„Was für ein Lehrer.“„Ein Lehrer an einer Schule für Kinder wie dich. Begabte Kinder.“
„Werden Sie genauer.“
„Hogwarts ist eine Schule für Magie.“
„Und ich soll da hin?“
„Ja.“
„Dann stimmt es also, was ich immer wusste, ich bin was Besonderes.“
„Ja, das bist du.“
„Ich wusste schon immer, dass das, was ich kann, besonders ist.“
„Was kannst du denn?“, fragte Dumbledore nach.
„Ich kann Tiere tun lassen, was ich will, ohne sie zu dressieren. Ich kann machen, dass Kindern schlimmer Dinge passieren, wenn sie Böse zu mir sind“, antwortete Tom ganz aufgeregt. Dumbledore lächelte nur. „Sind sie auch ein … ein … Zauberer?“, fragte er.
„Ja, das bin ich.“
„Beweisen Sie es“, befahl Tom.
Harry, der die ganze Szene angesehen hatte, meinte, einen Befehlston heraus zu hören, der Dumbledore wirklich dazu bringen sollte, dies zu tun.
„Nun, wenn du, wie ich vermute, nach Hogwarts kommst …“
„Das tue ich“, antwortete Tom sehr schnell.
„Dann solltest du mich mit Professor oder Sir ansprechen.“„Verzeihung – Sir“, meinte Tom etwas kleinlauter. „Könnten Sie es mir bitte zeigen?“
Dumbledore zog seinen Zauberstab und setzte damit den Schrank in Flammen. Tom sprang auf und meinte mit Nachdruck: „Hören sie auf.“ Er sah Dumbledore dabei wütend an. Die Flammen verschwanden, doch vom Inneren raschelte plötzlich etwas.„Nimm es ruhig heraus“, sagte Dumbledore.
Tom stand zögerlich auf und öffnete den Schrank. Darin sah Harry ein kleines hölzernes Kästchen, das zu vibrieren schien. Tom sah Dumbledore mit einer Mischung aus Argwohn und Zorn an, nahm aber das Kästchen heraus.„Öffne es ruhig und breite den Inhalt auf dem Bett aus.“
Tom sagte nur: „Ja Sir.“ Harry meinte, dass Tom dieses Mal neutralem Ton sprach. Tom breitete den Inhalt aus, worauf die Gegenstände im Inneren aufhörten sich zu bewegen. Es war nichts Besonderes. Ein Fingerhut und ein Jo-Jo waren darunter.
„Du wirst die Sachen ihren Besitzern zurückgeben und dich entschuldigen. Hogwarts ist kein Ort des Diebstahls. Das wird dort nicht geduldet. Außerdem kann man jemanden aus der Schule ausschließen, falls er sich nicht an die Regeln hält. Zudem gibt es das Ministerium, das Missetäter bestrafen kann.“
Tom nickte. „Wann bekomme ich so einen Stab?“, fragte er.„Alles zu seiner Zeit“, sagte Dumbledore. „Du wirst jedes Jahr, während der Sommerferien, wenn die Schule geschlossen ist, wieder hier her zurückkommen müssen.“ Dann stand Dumbledore auf und meinte: „Dann bis Ende August. Wir werden dann deine Schulsachen einkaufen.“
„Kann ich die nicht alleine kaufen? Ich laufe ständig durch London und besorge Sachen.“
Dumbledore musterte ihn lange und zog dann einen Umschlag heraus. „Hierin findest du alle Informationen, die du brauchst. Der Weg zum tropfenden Kessel, den nur Magier sehen können; frage nach Tom, dem Wirt; deine Liste an Schulsachen und eine Zugfahrtkarte, die du am ersten September brauchen wirst.“ Dann griff er erneut in seine Tasche und zog einen kleinen Beutel mit Geld heraus. „Das wirst du auch brauchen. Es ist Geld, da du vermutlich keines haben wirst.“ Dann ging er endgültig.
Das Abschlussgespräch mit der Dame, die ihn zu Tom gebracht hatte, hörte sich Harry nicht mehr bewusst an. Er verließ das Denkarium und wollte gerade die Erinnerung wieder in die Phiole füllen, als ihm etwas einfiel. Dumbledore hatte einmal im Denkarium ein Bild gesehen, ohne direkt in die Erinnerung einzutauchen. Er spielte gerade mit seinem Zauberstab auf der Oberfläche herum, als sich das Bild zeigte, das er nochmal sehen wollte. Es war ein Bild, das ihm an einer Wand in Toms Zimmer aufgefallen war, dem er aber keine große Bedeutung beigemessen hatte. Es zeigte den Eingang einer Höhle am Meer. Sofort drängten sich ihm wieder Erinnerungen vom Inneren der Höhle auf, als er in einer Vision vor dem Horkrux im Inneren stand. Dann nahm er die Erinnerung auf und legte sie wieder in die Phiole.
Harry setzte sich auf den kleinen Stuhl im Raum und hing seinen Gedanken nach. Ich habe doch ein eigenes Denkarium. Dann kann ich das hier der Schule und Minerva … Professor McGonagall, verbesserte er sich selber, überlassen. Aber dieser Raum hier ist praktisch. Ich könnte zwar Salazars Räume verwenden, wenn ich für mich sein möchte und die Erinnerungen ansehe, aber … Dieser Gedanke behagte ihm aus irgendeinem Grund nicht.
Er dachte noch darüber nach, sich die nächste Erinnerung anzusehen, aber es war schon spät geworden. Zu einem anderen Zeitpunkt würde er dies tun. Dann verließ er den Raum. Fast wäre er mit Professor McGonagall zusammengestoßen. Er entschuldigte sich kurz und ging Richtung Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo er sich fürs Zu-Bett-gehen herrichtete und danach einschlief.
Die Stunden am nächsten Tag waren entspannend. Als er sich wieder einmal in die Große Halle begab, um zu Essen, erwartete er nichts Böses. Er hatte seine Schlange um den Arm gewickelt und dachte an die Szene im Landhaus, in der Hagrid ihm sagte: „S' ist ein Weibchen, Harry. Dachte mir, hasste mehr Spaß mit.“ Dann lies er seine Gedanken gleiten und dachte an das Buch, welches ihm Professor Elber schenkte. Das alte, teure Buch. Er hatte den Zauberspruch noch genau in Erinnerung.
Plötzlich begann seine Narbe zu schmerzen. Seine Umgebung verschwamm und er sah eine Frau, die ihn ansah. Sie blickte von oben zu ihm herab und sang ein Lied. „Kleiner Tom, braver Tom, morgen ist der Tag vorbei. Schlafe gut und süß mein Sohn, schlafe ein, schlafe ein.“
Als er wieder bei Sinnen war, sahen ihn seine Schulkameraden an. Er musste wohl wieder geschrien haben. Plötzlich sprang die Flügeltür der großen Halle auf und Voldemort kam mit einer ganzen Schar an Todessern herein. Einige hatten ihre Gesichter hinter einer Maske versteckt. Keiner wagte es, sich zu rühren. Voldemort blieb in der Reihe vor Harry stehen und sah sich um. Dann entdeckte er Harry. Er blickte ihn kurz an und sagte dann, als er sich wieder Professor McGonagall zuwandte. „Ich bin hier.“ Harry meinte, dass er etwas auf den Fußboden gesehen hatte. Er erhob sich leicht, um zu sehen, was es war.
Dann geschah alles sehr schnell. Sein Gehirn begann die Gedankenfetzen zu formen, die ihm noch vor kurzem in loser Reihenfolge in den Sinn kamen. Er sah wieder die Frau vor sich – klar und deutlich – und er begriff. Das war Tom Riddles Mutter. Sein Gehirn rotierte.
„S' ist ein Weibchen, Harry. Dachte mir, hasste mehr Spaß mit.“
„Sie wissen gar nicht, wie Recht sie damit haben, Hagrid.“
„… Wenn Sie herausgefunden haben, wofür der Zauber gut ist …“
Harry begriff. Er zog gelassen seinen Zauberstab und ließ ihn sachte an seiner Seite herunter hängen. Dann stand er langsam auf. Voldemort drehte sich zu ihm um.
„Ah, Harry. Bereit zu sterben?“, fragte Voldemort. Harry blickte kurz zu Professor McGonagall, die, so schien es ihm, sich auch bewaffnet hatte.
ifxetexEr sah zurück zu Voldemort und sagte ihm nur: „Serpentigena, per horam vīgintī effemino.“elseEr sah zurück zu Voldemort und sagte ihm nur: „Serpentigena, per horam v=i gint=i effemino.“fi
Er zielte auf Voldemorts Schlange. Eine Rauchwolke verhüllte sie für einige Sekunden. Doch als sie nachließ, war dort keine Schlange mehr. Sie war eine junge Frau, die auf dem Boden lag. Vollkommen nackt. Voldemort war außer sich. „Was hast du getan?“, fragte er Harry.
Harry zuckte mit seinen Schultern und meinte: „Ich dachte mir, du solltest mal wieder mit deiner Mutter sprechen.“
Voldemorts Augen vergrößerten sich. Qualm kam aus seinen Nasenlöchern. Kaum merkbar schob er seinen Fuß Richtung Schlange, nein, Richtung dem Abbild seiner Mutter. Dann disapparierte er … Sofort begannen Professor McGonagall und die anderen Lehrer, sowie sämtliche Mitglieder der DA inkl. Harry, die restlichen Todesser mit Flüchen zu belegen und am Disapparieren zu hindern. Der Hälfte allerdings gelang die Flucht. Einige Lehrer begannen sofort damit, die festgehaltenen Todesser in die Kerker zu transportieren.
Professor McGonagall lief auf Harry zu. Mit lauter aber erfreuter Stimme sagte sie: „Was zum Teufel haben sie mit Vol- Voldemorts Schlange gemacht?“
Harry grinste sie an. „Ich habe sie in seine Mutter verwandelt. Für Zwanzig Stunden.“
McGonagalls Augen quollen fast über vor Stolz. Dann schüttelte sie sich Innerlich und meinte dann. „100 Punkte für Gryffindor, wegen eines ausgezeichneten Verwandlungszaubers.“ Und als sie bei Harry angekommen war: „Woher haben Sie denn den Spruch?“
„Aus einem Buch“, sagte Harry. „Ein Buch über Zauber, die man mit Schlangen bewirken kann.“ Professor Elber, der den ganzen Weg Professor McGonagall hinterher lief, drehte bei Harrys letztem Satz um und verschwand im Gewirr der Leute. Harry sah ihm aus seinen Augenwinkeln zu. Das hätte ich wohl besser nicht gesagt. „Mister Potter. Ich hoffe doch, dass Sie damit vorsichtig sind. Ich habe von vielen diesen Zaubern gehört, die in die schwarze Magie hineingehen.“
Harry war nur froh, dass McGonagall nicht danach fragte, wofür dieser Spruch gut war, oder selbst erkannte, wofür er geeignet war. Zumindest dachte Harry das, als er versucht ihren Gesichtsausdruck zu lesen. Harry verzog keine Miene.
Dann war Harry wieder klar im Kopf. Er sah sich in der großen Halle um. Jeder starrte ihn nur an. „Tschuldigung“, sagte er laut, da er dachte, schon wieder geschrien zu haben. Er wollte nicht sagen, warum. Er wollte nicht, dass jeder wusste, wie er und Voldemort zueinander standen, denn noch immer trug er seinen Teil seiner Seele mit sich herum. Dieser war mittlerweile so geschwächt, dass er ihm nicht mehr schaden konnte. Aber die Visionen konnte er noch immer nicht vollständig verhindern, trotz seiner Okklumentik-Bemühungen. Seine Verbindung war einfach zu tief. Er nahm sich vor, sich über den Spruch zu informieren.
Aber waren es wirklich Visionen von Voldemort? Nein, glaubte Harry. Es waren eigene Visionen. Vielleicht Blicke in die Zukunft. Oder verarbeitete sein Gehirn nur die Informationen und führte sie auf ungewöhnliche Weise zusammen? All das, was er bisher gelernt hatte und besonders die Teile, die er nicht zuordnen konnte, wurden so zu einer Einheit zusammengesetzt.
* * * * *
Die nächsten beiden Wochen, nachdem die neuen Hausgeister ihre Aufgaben übernommen hatten, sah Harry seinen Ahnen Salazar nicht mehr. Also nahm er mit Godric vorlieb. Harry war zwar der Meinung, Salazar sei netter, aber Godric mühte sich nach Kräften allen Schülern seines Hauses die gleiche Sympathie zukommen zu lassen. Harry musste schmunzeln, als er daran dachte, wie Godric hinter einem Erstklässler schwebte und ihm Tipps bei seiner Hausaufgabe gab. Dieser erschrak, als er den Gründer seines Hauses erkannte und wurde nervös. Doch Godric sah darüber hinweg.
„Woran denkst du, Harry?“, fragte ihn Ginny, die sich soeben auf seinen Schoß gesetzt hatte.
„An die Szene vor drei Tagen, als der kleine Philipp von Godric Gryffindor überrascht wurde und zitterte wie Espenlaub.“ Ginny küsste ihn und begann dann zu lachen. „Du warst auch nicht besser, als er hinter dir stand“, sagte Harry plötzlich.
Ginny verstummte. „Das ist nicht witzig“, sagte sie.
„Nein, ist es nicht“, sagte Harry und lachte. „Aber dein Gesicht gerade eben, war so, wie das von Philipp.“
Ginny sah Harry ausdruckslos an. Dann begann sich ein sachtes Schmunzeln auf ihrem Gesicht zu zeigen. „Du bist aber auch ganz schön schreckhaft“, meinte sie schließlich.
Harry grübelte kurz und meinte dann: „Hallo Salazar, du brauchst dich nicht anzuschleichen. Ich weiß auch so, dass du hinter mir bist.“
Ginnys Schmunzeln wich einem erstaunten Gesichtsausdruck mit großen Augen.
Der Geist Salazars schwebte um ihn herum und setzte sich wieder in einen Sessel ihnen gegenüber. Eigentlich schwebte er in sitzender Position über dem Sessel. Sein Blick fiel auf lily, die sich um Harrys Arm gewunden hatte. Dann sprach er zu Harry, ohne seinen Blick von der Schlange zu lassen. Du und Ginny liebt euch. Richtig?
Ja.
Was siehst du, wenn du das Amulett hältst und an nichts denkst? Wenn du deinen Geist schweben lässt?
Harry dachte nach. Mittlerweile Ginny.
Was heißt mittlerweile?
Früher sah ich, wie ich die DA unterrichtet hatte. Und an dessen Ende immer Luna, wie sie ihren Patronus heraufbeschwor.
DA? Was ist das?
Das war eine Gruppe, von mir geleitet. Wir haben uns Verteidigung gegen die dunklen Künste beigebracht, als wir vor zwei Jahren nur Theorie lernen sollten und unsere Lehrerin versuchte uns glaubhaft zu machen, dass Voldemort nicht zurückgekehrt ist. Sie hat die gesamte Schule terrorisiert und schließlich musste Dumbledore flüchten.
Salazar nickte. Was sieht Ginny?, fragte er.
Ich weiß es nicht!
Warum lässt du sie das Amulett nicht einmal berühren, während du es trägst und nichts denkst?
Ich weiß es nicht. Was sollte ich denn dann sehen?
Wenn du dich siehst, ist alles in Ordnung und eure Gefühle zueinander sind ehrlich. Wenn du jemand anderen siehst, dann ist ihre Liebe zu dir nicht ganz so, wie sie dir glauben machen möchte.
Harry sah nun von Salazar zu Ginny, der immer noch die Schlange betrachtete.
„Worüber habt ihr euch unterhalten?“ fragte Ginny.
„Familienangelegenheiten“, erklärte Harry. „Ich erzähle es dir vielleicht später.“
lily wurde wach und schaute nun auf den Geist, der ihr direkt in die Augen blickte. Stumm blickte sie ihn an und fixierte ihn. Schließlich war es Salazar, der seinen Blick von ihr nahm und dann davon schwebte.
Etwas später machte sich Harry auf den Weg zum Büro der Direktorin. Vor dem Wasserspeier angekommen, sagte er sein Passwort. Doch der Wasserspeier gab den Weg nicht frei. Auch nicht nach mehreren Versuchen. Dann zog er seinen Zauberstab und versuchte zu erfahren, ob sie überhaupt in ihrem Büro war. Das war der Fall.
Madam Pomfrey kam gerade den Gang entlang und fragte: „Wollen Sie rein?“
„Ja, ich habe einen Termin, aber der Wasserspeier akzeptiert das Passwort nicht. Er reagiert überhaupt nicht.“
Madam Pomfrey stand vor der Wand und sagte das Passwort. Doch es bewegte sich gar nichts.
Nach einer Weile fragte Harry: „Können Sie feststellen, ob Professor McGonagall bei Bewusstsein ist? Ihre Anwesenheit habe ich bereits überprüft. Sie ist da.“
„Wie kommen Sie auf die Idee, dass sie nicht bei Bewusstsein ist?“
„Wir hatten doch schon mal einen Angriff. Es könnte dieses Mal einer auf unsere Direktorin sein.“
„Gutes Argument.“ Sie holte ihren Zauberstab heraus und schwang ihn umher. „Sie ist da. – Liegt aber bewusstlos im Büro. Wir müssen da rein.“
Doch die Versuche liefen alle ins Leere.
„Warten Sie hier. Ich bin gleich wieder da.“ Harry lief den Gang entlang. „Ich öffne die Tür für Sie.“
„Was? Wie?“, rief sie ihm hinterher, doch Harry war schon in den Aufzug getreten.
Die Tür schloss sich und Harry war auf dem Weg in McGonagalls Büro, nachdem er den Knopf gedrückt und seine Hand auf die Fläche gelegt hatte. Oben angekommen stürmte er sofort aus dem Aufzug heraus und die Treppen hinunter. McGonagall lag bewusstlos in ihrem Büro. Harry öffnete die Türe und schrie: „Gib den Weg frei.“ Die Wendeltreppe setzte sich in Bewegung und die Wand gab den Weg frei. Harry hastete zurück und untersuchte seine Direktorin mit dem Zauberstab.
Madam Pomfrey kam herein und Harry berichtete ihr. „Kaum Puls und ein Koma-artiger Zustand meines Erachtens nach.“
Madam Pomfrey untersuchte sie ebenfalls und meinte: „Richtig erkannt. Das bringt eine gute mündliche Note.“ Sie schwang ihren Zauberstab und lies die Direktorin auf die Tür zu schweben.
Kurz vorher stellte sie sich jedoch in der Luft auf und spreizte Arme, sowie Beine auseinander, um die Tür zu blockieren und zu verhindern, dass sie das Büro verließ. Madam Pomfreys Versuche sie zu drehen waren erfolglos. Harry hatte sich in der Zwischenzeit auf ihrem Schreibtisch umgesehen und einen offenen Brief auf ihrem Schreibtisch entdeckt. Mit seinem Zauberstab brachte er ihn zum Schweben. Harry hatte ein eigenartiges Gefühl, als er den Brief betrachtete, der vor ihm in der Luft schwebte. Er hatte das Gefühl, es mit schwarzer Magie zu tun zu haben.
„Ich bekomme sie nicht durch die Tür“, sagte Madam Pomfrey.
Harry überlegte kurz. „Dann werde ich sie mitnehmen. Sie warten am besten vor dem Büro. – Oder ich nehme Sie mit. Dann müssen Sie mir allerdings versprechen, dass Sie niemandem davon erzählen.“
Madam Pomfrey überlegte kurz. „Ich glaube, ich warte vor der Tür.“ Sie lief bereits auf sie zu, als Harry sie unterbrach.
„Halt. Es ist doch besser, Sie kommen mit mir. Dann kommen wir direkt neben dem Krankenflügel raus. Das geht schneller.“
„Stimmt“, antwortete Madam Pomfrey. „Sie sind ja mit den Aufzügen her gekommen.“
Als sie auf Harry zukam, zog dieser seinen Zauberstab und verschloss die Tür. Dann nahm er die senkrecht in der Luft schwebende Professor McGonagall an der Hand und schob sie vor sich her. Nachdem er die ersten Stufen hinauf gestiegen war, drehte er sich noch einmal und erzeugte ein schützendes Feld um den Brief, der immer noch über ihrem Schreibtisch in der Luft war.
„Nur mit der Hand?“, fragte Madam Pomfrey ganz erstaunt nach.
„Naja“, meinte Harry und zog den Kopf ein. „Hätte ich meinen Zauberstab nehmen sollen?“
„Sie sind immer wieder für eine Überraschung gut“, meinte Madam Pomfrey.
Die kleine Gruppe setzte ihren Weg bis ganz nach oben fort. Durch ein offenes Fenster flog gerade Fawkes herein und setzte sich auf das Geländer. Er betrachtete die Gruppe kurz und sah dann einige Sekunden auf McGonagall. Dann flog er wieder hinaus und gab einen traurigen Laut von sich.
Harry fand es seltsam, dass Fawkes immer noch in der Nähe von Hogwarts war. Normalerweise flogen Phönixe, wenn ihre Partner gestorben waren, sofern es keine Phönixe waren, weit fort um ihre Trauer zu überwinden. Doch Fawkes blieb immer in der Nähe. Vielleicht hat es etwas mit mir zu tun, dachte er. Nein, das wäre arrogant. Ich darf nicht immer von mir ausgehen, ging ihm durch den Kopf.
Harry ging auf die Wand zu und drückte den Stein. Die Wand teilte sich und er stieg mit McGonagall in den kleinen Raum. Pomfrey folgte ihm. Er drückte die Taste mit dem roten Kreuz und dem roten Halbmond. Kurz darauf öffnete sich wieder die Wand und sie traten vor der Krankenstation auf den Flur.
„Das finde ich immer wieder spannend, diese tollen kleinen Räume.“
„Bei den Muggeln heißen sie Aufzüge, können aber nur in eine Richtung fahren. Nach oben und unten. Außerdem gibt es pro Fahrweg nur einen, und wenn der gerade in einem anderen Stockwerk ist, dann dauert es etwas bis man einsteigen kann“, erklärte er ihr auf ihrem Weg zu den Türen der Krankenstation.
Als die Gruppe durch die sich öffnenden Türen herein kam, saß Fawkes bereits auf dem Fußteil eines Bettes und wartete. McGonagall wurde in ein Bett gelegt und Fawkes flog an dessen Fußteil. Dann wurde McGonagall weiter untersucht. Fawkes flog an das Kopfteil des Bettes und drehte sich um. Dann vergoss er eine einzelne Träne, die auf McGonagalls Stirn traf. Ihr Kopf bewegte sich etwas und nach wenigen Sekunden öffnete sie ihre Augen. Doch sie starrten nur an die Decke und schlossen sich wieder. Mit einem enttäuschenden Laut flog Fawkes wieder an das Fußteil des Bettes und sah sie an.
„Ich werde ihr einen Trank zusammen brauen, der ihr helfen sollte.“
„Sollte?“, fragte Harry nach. Madam Pomfrey nickte nur. „Ich werde dann mal gehen und Hausaufgaben machen. Den anderen sage ich momentan noch nichts?“, formulierte er seine Aussage, die er als Frage klingen ließ, um sich eine Bestätigung zu holen.
Madam Pomfrey nickte erneut.
Harry verließ den Krankenflügel und saß eine halbe Stunde später an seinen Hausaufgaben. Ein paar Stunden später lag er mit Ginny auf einer weichen Decke am Rande des Sees und sah in den dunkler werdenden Himmel.
„An was denkst du?“, wurde er gefragt.
„Ich denke wieder an eine Passage, die ich in einem Buch gelesen habe.“
„Was für eine Passage?“
„Über eine Bibliothek. Da stand etwas von einer Mondbibliothek. „Um die Ursprünge der Magie zu finden und zu verstehen, muss man in die Mondbibliothek gehen.““
Harry ging zurück in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum und setzte sich auf einen freien Platz. Er bekam nicht richtig mit, wie sich Godric in sein Sichtfeld schob und zwischen ihm und dem Kamin schwebte. Er realisierte es erst, als ihn Ginny darauf hinwies, dass ihn Godric wartend ansah.
Dann fokussierte Harrys Blick auf Godric. „Ja bitte?“, fragte er, noch leicht abwesend.
„Es wird Zeit“, sagte der Geist seines Ahnen.
„Zeit wofür?“, fragte Harry nach.
„Dass wir unsere Bindung stärken. Komm mit.“ Dann schwebte er durch Harry hindurch und verließ den Raum.
„Sei vorsichtig, es ist bald zweiundzwanzig Uhr“, sagte Ginny.
Harry nickte, stand auf und folgte Godric. Dieser wartete bereits vor dem Portrait und schwebte weiter, als er Harry sah. Stumm und leise folgte Harry ihm. Vor einer Statue knappe zwanzig Meter vom Zugang zum Gemeinschaftsraum entfernt, aber um ein paar Ecken durch das Schloss, blieb Godric in der Luft stehen. Er wartete bis Harry stehen blieb und winkte ihn zu sich heran, bis Harry genau über einem Muster auf dem Boden stand. Dann stoppte er ihn durch eine Geste seiner Hand. Stumm zeigte er nach oben auf die Decke. Harry erkannte dort dasselbe Muster wie auf dem Boden.
„Stell dir vor, dass du nach oben gezogen wirst und dabei an dein Erbe“, sagte der Geist und verschwand in der Decke.
Harry fragte sich, was das denn sein sollte, als er einen Sog spürte, zwar schwach, aber spürbar vorhanden. Er konzentrierte sich stärker und mit seiner Konzentration stieg auch der Sog, bis er wie durch einen Schlauch beim Apparieren nach oben gezogen wurde. Er kam in einer Art rundem Erker heraus und sah in einen gemütlich eingerichteten Raum. Sechs rote, mit Samt bezogene Sessel standen in einem runden Raum, um eine offene Feuerstelle herum. Hinter jedem Sessel ging eine Tür ab, außer hinter dem, hinter dem er stand. Harry trat etwas vor, um den Raum besser sehen zu können. Über jeder Tür war ein Bild zu sehen. Auf dreien waren Godrics Geschwister zu sehen. Auf zwei weiteren dessen Eltern.
Als Harry alles gesehen hatte, begann Godric weiter zu sprechen. „Du wirst heute Abend hier bleiben und in meinem Bett schlafen. Dadurch wird unsere Verbindung gestärkt.“
Harry kam das Ganze etwas komisch vor. Er fragte sich, warum gerade jetzt Godric das wollte und er es ihm nicht schon früher angeboten hatte. Er ging auf einen Sessel zu und setzte sich. Dann sah er Godric eindringlich an. „Warum gerade jetzt?“, fragte er den Geist. „Was hat es damit auf sich? – Ist es wegen meiner Verbindung zu Salazar und eurem Streit?“
Der Geist sah ihn vollkommen fassungslos an und wurde durchsichtiger. „Was – Was hat er dir erzählt?“, fragte er mit leichter Unsicherheit an.
Harry sah ihn eine Weile an. Aber nicht, um ihn zu verunsichern, sondern weil er nachdenken musste, was er ihm erzählen wollte. Er selber hatte seine Gefühle so weit unter Kontrolle, dass er nichts durchblicken ließ. „Er hat mir von eurem Streit erzählt, der euch entzweit hat. Du hast ihm nie geglaubt, dass er seine Ansichten geändert hat und sich von der Lehre des reinen Blutes abgewendet hatte. – Ich meine sogar, dass dein Angebot heute nur dem Zweck dient, mich von Salazar etwas zu entfernen. Also, was passiert, wenn ich heute Nacht hier bleibe?“
Der Geist sank in sich zusammen. Er konnte es nicht leugnen, Harry hatte ihn durchschaut. Traurig und den Tränen nahe, sank er tiefer, sodass er zu Harry aufsehen musste. „Nicht ganz“, sagte er schließlich. „Es diente nur dazu, in deinen Kopf zu schauen, ob du unter seinem Einfluss stehst.“
„Und auf die Idee zu fragen bist du nicht gekommen?“, fragte er sauer nach.
„Du musst mich verstehen …“, begann der Geist.
„Muss ich nicht.“
„Ich war schon immer auf ihn eifersüchtig. Er war redegewandter als ich und in vielen Dingen auch klüger. Ich war derjenige, der große Taten vollbrachte, weil ich gut mit dem Schwert umgehen konnte und charismatischer aussah. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich mit meiner Frau zusammengekommen bin. Verstehst du, Harry, ich bin neidisch auf ihn und deine gute Beziehung zu ihm.“ Das hatte Godric wohl gebraucht. Nun fühlte er sich wesentlich besser.
Harry stand auf, setzte sich neben ihn und nahm ihn in die Arme. Er hatte keine Probleme damit, da Godric emotional aufgeregt war. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, löste Harry seine Umarmung. Nur durch seine Geste hatte er seinem Ahnen mehr gegeben, als dieser wollte.
Stumm zeigte Godric nun auf die Tür zum Schlafzimmer. „Drehe den Griff in die andere Richtung, um den Zauber aufzuheben. Dann öffnest du die Tür normal.“
„Und die anderen Türen?“, fragte Harry nach.
„Gästeschlafzimmer, Klo, Bad und eine kleine Küche.“ Dabei zeigte Godric auf die verschiedenen Türen. „Dann noch ein normaler Zugang, der für andere Personen gedacht ist.“
Harry sah sich um. „Und die letzte Tür?“, fragte Harry. Godric sah ihn an. „Aha, zu den internen Gängen und den anderen privaten Räumlichkeiten der Gründer. Also auch zu Salazars, Hufflepuffs und Ravenclaws Räumen.“
Godric sah ihn wieder erschreckt an, was Harry veranlasste, eine Augenbraue zu heben. „Du bist wirklich gut und misstrauisch. Du hast viel von Salazar. Aber auch viel von mir. Du bist mutig und auch etwas starrsinnig. Ich gebe zu, ich habe dich wohl falsch eingeschätzt. Ich hoffe, du schläfst trotzdem gut.“ Dann verschwand er durch die Wand.
Harry grübelte noch eine Weile und rief dann Kreacher. Der Elf erschien und verneigte sich. „Sir Harry hat gerufen?“
„Ja, Kreacher. Ich habe eine Frage an dich. Kannst herausfinden, ob auf einem Gegenstand oder einem Raum ein Zauber liegt?“ Dabei zeigte er auf die Tür zum Schlafzimmer.
„Ja Sir Harry, Kreacher kann das“, sagte er, ging auf die Tür zu und fuhr mit der Hand knapp über der Tür vorbei. Dann sagte er: „Es liegt ein Zauber auf dem Zimmer und der Tür.“
„Wird er mir gefährlich?“
„Das kann Kreacher nicht feststellen.“
„Kannst du ihn entfernen?“
„Kreacher kann das nicht alleine. Er braucht dazu Hilfe.“
„Dobby und deine Nachkommen?“
„Kreachers Sprösslinge sind dazu noch zu jung. Dobby alleine reicht nicht aus.“
„Bilbo und Eowin?“
„Das könnte klappen.“
„Bilbo, Eowin, könnt ihr kommen? Ich bräuchte eure Hilfe“, rief er in den Raum hinein. Er hoffte, dass die beiden Elfen, mit denen er letztes Jahr gesprochen hatte und die schon seinen Eltern gedient hatten, kommen würden. Dann rief er nach Dobby. Dieser erschien sofort.
„Was kann Dobby für Sir Harry tun?“, fragte der Elf.
„Gleich, Dobby, ich warte noch auf zwei Elfen.“ Es dauerte eine knappe Minute, bis die beiden Elfen erschienen. Sie schauten ihn fragend an. „Auf dem Zimmer hier“, er zeigte darauf, „liegt ein Zauber. Kreacher alleine kann ihn nicht aufheben, und es ist nicht klar, ob er mir schädlich werden kann.“
„Darf ich?“, fragte Eowin. Harry schaute erst überrascht, nickte dann aber. Die Elfe ging auf die Tür zu und unterzog sie einer genauen Prüfung. „Ein seltsamer Zauber“, sagte sie. „Er liegt schon sehr lange über diesem Raum.“ Es dauerte noch eine Weile, in der sie Bilbo zu sich rief und sich leise mit ihm unterhielt. Dann sagte sie: „Einer der beiden Zauber kann Ihnen gefährlich werden. Allerdings nur, wenn Sie ihn auslösen. Der andere ist ungefährlich. Beide wirken nur, wenn Sie den Raum betreten und nicht, wenn Sie ihn auslösen.“
Harry nickte und ging auf die Tür zu. Er drehte den Türgriff so, wie es ihm Godric gesagt hatte, damit er keinen Schaden anrichten würde. Dann wartete er auf das Urteil der Elfen.
„Das war der richtige Zauber“, sagte Eowin.
Dann hat Godric die Wahrheit gesagt, dachte Harry. „Könnt ihr die Zauber jetzt aufheben?“, fragte er.
Die Elfen nickten und machten sich an ihr Werk. Als sie fertig waren, verneigten sie sich erneut. „Alles ist nun in Ordnung“, sagte Bilbo. „Das war ein interessanter Zauber. Vielen Dank für die Erfahrung.“
„Wie darf ich das verstehen?“, fragte Harry nach, da er nicht wusste, was die Elfen meinten.
„Immer, wenn wir einen Zauber der Menschen auflösen dürfen oder müssen, dann lernen wir dadurch etwas über die Magie der Menschen.“
„Geht das auch anders herum?“, fragte Harry nach einer Weile.
„Das wird für Sie nicht mehr notwendig sein.“ Harry sah ihn fragend an. „Sie haben bereits eine Menge über die Magie der Elfen gelernt, durch Ihre Nacht mit unserem Sohn.“ Dabei nahm er seine Frau in den Arm. „Warum wohl können Sie innerhalb des Schlosses apparieren?“
„Ich dachte, das liegt an meiner Verbindung zu den Gründern.“
Bilbo sah ihn kurz an. „Das spielt nur zum Teil mit rein. Der weitaus größere Teil liegt an der Magie der Elfen. – Darf ich?“, fragte er Harry, als er ihm seine Hand entgegen streckte. Harry hielt ihm seine Hand hin, so dass der Elf feststellen konnte, was er wollte. Nach kurzer Überprüfung sagte er nachdenklich: „Sie haben noch andere Magiequellen, als nur Ihre und einen Teil von meinem Sohn.“ Harry zog seinen Augenbrauen hoch. „Einen großen Teil haben Sie von einem abgespaltenem Seelenteil, der sich in Ihnen befindet.“ Bilbo schloss erneut die Augen und konzentrierte sich. „Und Sie haben einen Teil von Ihrem Ahnen erhalten, Salazar Slytherin.“ Als er den Namen des Zauberers nannte, gingen seine wachsamen Ohren nach oben.
Alle sahen sich noch eine Weile an, bis sich die Elfen kurz verneigten und dann verschwanden. Jetzt war Harry wieder alleine im Raum. Er ging in das Schlafzimmer und legte sich hin, nachdem er die Abendtoilette hinter sich gebracht hatte. Als er aus dem Bad wieder zurück kam, fand er einen Schlafanzug auf dem Bett liegend vor. Die Nacht war angenehm und Harry träumte, bis er am nächsten Morgen erwachte. Er erinnerte sich zwar nicht mehr an seine Träume, war aber vollkommen entspannt.
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Mittwoch, 24.05.
Es ist wunderbar, wie furchtlos und entschlossen Dan sich jeder Aufgabe stellt. Manchmal drehten wir eine Szenenwiederholung nach der anderen, und jedes Mal spürte ich seine Entschlossenheit, es bei der nächsten Wiederholung des Takes noch besser zu machen. Das schätze ich so sehr an ihm: Er setzt wirklich alles daran, um seine beste Leistung zu zeigen.
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