Das dunkle Ende - Die Pflicht der Wahl
von Testhrus
Bella saß gerade an ihrem Schreibtisch in ihrem Zimmer in Malfoy-Manor und schrieb einen Brief. Ihre Eule saß geduldig neben ihr und wartete, bis sie ihren Brief fertig hatte.
Liebster
Er hat ihn versteckt und ich konnte noch nicht genau herausfinden wo. Allerdings ist seit kurzem ein Teil abgesperrt und die Schutzzauber lassen mich nicht mehr dorthin. Ich vermute mal er hat es niemandem gesagt. Es scheint ihm zu wichtig zu sein.
Bellatrix schwitze leicht und griff sich an ihren Kopf, um den Schweiß zu entfernen. Ihre Augen wurden müde. Sie schaffte es kaum noch, den Brief mit ihrem Namen zu unterzeichnen. Bella war das einzige was sie noch hinbrachte. Danach legte sie die Feder weg, stand auf und ging zum Bett. Der Brief faltete sich zusammen, rollte sich auf und wurde mit einem aus dem Nichts erscheinenden Faden an den Fuß der Eule gebunden. Diese flog sofort durch das offene Fenster hindurch, welches sich danach schloss. Bella legte sich erschöpft auf das Bett und Schloss ihre Augen. Keine zehn Sekunden später schlug sie sie wieder auf und ein irres Lächeln machte sich breit. Sie stand auf, verließ ihr Zimmer und machte sich auf den Weg nach unten in den großen Saal. Dort würde sie auf den dunklen Lord treffen, ihren Liebling, den, den sie über alles liebte und verehrte. Gewiss, sie liebte auch ihren Mann Rudolphus. Doch der verstand sie nicht so, wie es er tat; dachte sie.* * * * *
Harry faltete den Brief wieder und steckte ihn in seine Tasche. Nachdenklich blickte er zu Gabrielle, während Ginny ihn ansah und auch nachdenklich wirkte. Sie versuchte herauszufinden, was Harry dachte. Nach einer Weile wendete dieser seinen Blick von Gabrielle ab und sah stumm in das flackernde Feuer, das leicht vor sich hin brannte. Nun hatte er die Bestätigung für die Vermutung, die er hatte, als Gabrielles Erinnerungen auf ihn einschwebten. Vermutlich würde er in nächster Zeit noch mehr solcher Wechsel haben, damit sie sich besser kennen lernen und ihre familiäre Bindung stärken würde. Für einen kurzen Moment hatte er den Gedanken, dass er sich dann um Gabrielle kümmern müsste, falls ihren Eltern und ihrer großen Schwester etwas passieren sollte. Doch diesen Gedanken verwarf er ganz schnell wieder. Nach einer Weile fragte er sich, ob es zwischen ihm und Fleur auch so laufen würde und ob zwischen ihnen eine gewisse körperliche, nein räumliche Nähe notwendig wäre. Vielleicht sollte er Gabrielle fragen. Oder doch besser Fleur? Was hatte sie zu mir gesagt? Sie würde noch eine Weile im Schloss wohnen, bis ein Haus in Hogsmeade frei werde. Das würde in etwa drei Wochen so sein. Ich sollte morgen mal bei ihr vorbei gehen. Dann sah er wieder Ginny an und küsste sie. Sie sah ihn fragend an, woraufhin er nur leicht seinen Kopf schüttelte und sie versonnen anlächelte.
* * * * *
Harry betrat das Klassenzimmer für Verwandlung und Professor Lowron saß bereits hinter ihrem Pult und wartete auf die Klasse. Nachdem alle saßen und auf den Beginn der Stunde warteten, zog Professor Lowron ihren Zauberstab und die Tür fiel ins Schloss. Sie stand auf und baute sich vor der Klasse auf. Dann begann sie mit einem leichten schottischen Akzent zu sprechen. „Härzlich Willkommän zur ärsten Stundä Värwandlung. Verzäihung.“ Sie räusperte sich kurz und meinte danach: „Herzlich Willkommen zur ersten Stunde Verwandlung.“ Sie hatte nun keinen Akzent mehr. „Ich übe gerade für eine Theaterrolle, in welcher ich eine Schottin spiele. Eines meiner Hobbies. – Mein Name ist Rolfwursta Lowron.“ Einiges Gekicher durchbrach die Klasse. „Ich nehme an, dass ich für euch ab sofort Professor Wursti bin, wenn ich außer Sicht- und Hörweite bin. Aber ich muss dazu sagen, dass ich diesen Spitznamen schon hatte, bevor ich Hogwarts besuchte.“ Das Kichern verstummte. „Und ich nehme es euch weder krumm, noch ziehe ich euch Hauspunkte ab, wenn euch das mal herausrutschen sollte. Ansonsten bin ich einfach Professor Lowron.“
„Ich bin verheiratet mit meinem lieben Mann Wulfric, habe zwei Kinder von neun und zehn Jahren. Ach ja, ich bin leicht reizbar, wenn man mich auf meine Eltern anspricht. Also Vorsicht. Aber nun genug von mir, erzählt mal was von euch. Wir gehen rückwärts durch das Alphabet. Der Letzte fängt an.“ Sie lief um den Tisch herum und setzte sich auf den Stuhl. Dann wartete sie geduldig, bis der erste Anfing zu erzählen.
Als alle durch waren und Professor Lowron einen Überblick gewonnen hatte, war die Stunde auch schon fast zu Ende. Sie stand noch einmal kurz auf und fügte dann hinzu: „Ab der nächsten Stunde werden wir verstärkt Verwandlungen an Menschen durchnehmen. Wir beginnen mit Körperteilen, bis etwa Monatsende und fangen danach mit Ganzkörperverwandlungen an.“ Sie tippte sich einmal kurz mit dem Zauberstab an und vor der Klasse stand ein echter Orang-Utan mit einem Zauberstab in der Hand.
Harry hatte noch zwei Stunden Zeit, also überlegte er sich, ob er Ginny in den fünften Gemeinschaftsraum mitnehmen sollte. Aber sie hatte noch Unterricht, also fiel das aus. Stattdessen entschloss er sich, Hausaufgaben von Professor Snape zu erledigen.
Am nächsten Tag stand nachmittags Zauberstabkunde an.
„Ich freue mich, dass Sie alle da sind, um sich zumindest einmal anzuhören, um was es in diesem Fach geht“, sagte Mister Ollivander, als er in die Große Halle trat, in der schon die Schüler warteten. „Ich habe Ihnen eine ganze Menge an Zauberstäben mitgebracht. Sie können mit diesen Stäben versuchen, wie sich ein Zauber auswirkt. Bitte nur einen Schwebezauber auf die Holzklötze anwenden, die ich gleich auslegen werde.“ Er öffnete eine große Tasche und kramte eine Menge an Holzklötzen heraus, die er auf den Tisch warf. Dann legte er auf einen Tisch etwa zwanzig Zauberstäbe und öffnete deren Verpackung. „Kommen Sie bitte alle nacheinander her und versuchen Sie die hier ausliegenden Zauberstäbe.“
Die Schüler traten vor die Stäbe und versuchten, die Holzklötze zum Schweben zu bringen. Mal klappte es besser, mal nicht so gut. Ein Holzklotz explodierte sogar, was die umstehenden Schüler zum Lachen brachte. Mister Ollivander reparierte mit einem Schwung seines Zauberstabes den Holzklotz, sodass die Schüler weiter machen konnten.
Nachdem alle fertig waren, erklärte Mister Ollivander weiter. „Wer sich für dieses Wahlfach interessiert, wird lernen, wo man die entsprechenden Hölzer für die Stäbe herbekommt, die Fasern für den Kern, sei es Einhornhaar, Drachenherzfaser, oder andere. Sie werden lernen, welche Kerne zu den entsprechenden Hölzern passen und welche zu Problemen führen können. Außerdem müssen Sie lernen, falls Sie nicht entsprechend veranlagt sind, wie Sie Ihre Kunden zum Ersten richtig beraten und handhaben, zum Zweiten, wie Sie den richtigen Stab herausfinden.“
Dann fragte ein Schüler: „Brauchen Sie zum Herstellen einen Zauberstab, Mister Ollivander?“
Dieser antwortete: „Nein, auf gar keinen Fall. Das würde nicht nur das Ergebnis verfälschen, es könnte auch verheerende Resultate bringen. Ganz zu schweigen von einer Veränderung, über Jahrzehnte hinweg. Außerdem widerspricht es der Berufsehre der Zauberstabhersteller.“
Jetzt dachten die Schüler eine Weile nach, was sie noch fragen könnten. Der Unterricht bei Mister Ollivander wäre sicherlich sehr spannend. Nur für viele nicht das Richtige. Man musste sich mit Pflanzen auskennen und auch mit Hölzern. Außerdem brauchte man gute Kenntnisse in Pflege magischer Geschöpfe. Aber das konnte man auch während des Unterrichts lernen.
„Kann man alle magischen Wesen in Zauberstäben verarbeiten?“, fragte Lavender.
Ollivander sah sie eine Weile an. „Was meinen Sie damit, verarbeiten?“
„Ich weiß, dass man Einhornhaar und Drachenherzfaser verwendet, aber was ist mit Zentauren, Basilisken, Greifen, Kobolden oder auch Hauselfen?“
Nach einer erneuten Weile meinte er: „Basilisken, Kobolde und Hauselfen habe ich noch nie verwendet und auch nichts davon gehört. Greife verwende ich persönlich nicht und Bestandteile eines Zentauren, also den Schweif, hat mein Urgroßvater einmal in einem Zauberstab verwendet. Der hat gute Resultate erzielt, aber der liegt noch immer in meinem Laden.“
„Das beantwortet aber nicht meine Frage“, konterte Lavender.
„Dann lassen Sie es mich anders sagen: Ich weiß es nicht. Es wäre durchaus möglich, aber ich persönlich möchte es nicht mehr machen. Aber wenn Sie an Bestandteile herankommen und diesen Kurs besuchen möchten, dann können Sie gerne Ihr Glück versuchen. Vielleicht werden Sie ja erfolgreich.“
Dann wurde es still und alle dachten nach. Nach einer Weile läutete die Glocke und kündigte das Ende der Stunde an. Mister Ollivander verließ den Raum und traf dabei auf Fleur. Harry merkte dies rechtzeitig und fing sie ab, um sie zu fragen, ob seine Vermutung bezüglich der familiären Bindung wirklich eine räumliche Nähe brauchte. Fleur verneinte dies und sagte ihm, dass es nur schneller und intensiver wäre, aber nicht zwingend notwendig sei. Dann ging Harry wieder zurück in die Große Halle und aß weiter, nachdem er bereits ein paar Bissen zu sich genommen hatte. Sein Blick wanderte zum Lehrertisch und für einen Bruchteil staunte er, als er Professor McGonagall auf dem Direktorenstuhl sah. Wehmütig dachte er an Dumbledore.
* * * * *
„Schön, dass Sie es hier her geschafft haben“, sagte Professor Elber. „Doch zuerst ein paar ganz wichtige Sachen. Sollten Sie bei Muggeln aufgewachsen sein, oder ein, bzw zwei Elternteile haben, die Muggel sind, dann brauchen Sie die Muggelkunde-Stunden nicht vorzuweisen. Anders sieht es bei denjenigen aus, die bisher keinen Kontakt mit der Welt der Muggel hatten; allgemein als Reinblüter bezeichnet. Hier setze ich es voraus, dass Sie den Muggelkunde-Unterricht besucht haben. Sollten Sie das nicht haben, aber dennoch diesen Unterricht besuchen wollen, erwarte ich von Ihnen, dass Sie mir das vor der ersten Stunde sagen und innerhalb der ersten drei Wochen nach Unterrichtbeginn den Stoff in Eigenverantwortung nachgeholt haben. – Holen Sie sich die Aufzeichnungen Ihrer Mitschüler, lesen Sie die notwendigen Bücher, lassen Sie sich von Ihren Mitschülern erzählen, was im Unterricht durchgenommen wurde.“ Dann pausierte er kurz. „Kommen wir jetzt zum Inhalt des Faches. Wir werden nicht alle Einheiten hier im Schloss machen. Wir werden auch in Hogsmeade unterwegs sein und uns in der Welt der Muggel bewegen. Wir werden uns Gegenstände und Hilfsmittel der Muggel, sowie Versammlungsstätten der Muggel ansehen. Beispiele wären ein Kino, oder eine Sportveranstaltung.“ Wieder machte er eine kurze Pause. „Sie haben wie in den anderen Fächern den Rest der Woche Zeit, sich einzutragen. Wir werden uns jetzt als Einstimmung einen Film ansehen, damit Sie einen Überblick bekommen, was im Unterricht sonst noch durchgenommen wird …“
Der Raum wurde verdunkelt und eine Art Leinwand erschien vor der Klasse. Kurz darauf begann der Film, ein Krimi. Dort waren unter anderem Flugzeuge und Autos zu sehen, verschiedene technische Einrichtungen, aber auch Polizisten und ihre Vorgehensweise am Ort des Verbrechens. Das beeindruckte Harry. Er dachte darüber nach, statt Auror zu werden in Richtung Forensik zu gehen, nachdem Voldemort geschlagen war, denn momentan war an eine Arbeitsstelle im Ministerium nicht zu denken.
* * * * *
Als Harry mit den anderen in die Große Halle kam, saß bereits ein Mann auf der ersten Empore. Hinter ihm war eine kleine Bühne aufgebaut. Es dauerte noch eine Weile bis alle da waren, aber dann ging es los. Er sprach mit französischen Akzent.
„Mein Name ist Monsieur Albér Delin. Sie dürfen misch Albér nennen.“ Er stand auf und ging einige Schritte auf die Gruppe zu. „Wenn sie sich entscheiden sollten, 'ier den Gurs su machen, dann werden Sie lernen, wie Sie verschiedene Gefühle ausdrüggen gönnen. Das gönnte Ihnen nütslisch sein, wenn Sie einen Posten als Agent oder Auror annehmen. Schauspielerei ist eine interessante Gunstform.“
Albér hob eine Liste hoch. „Isch ’abe geine Liste mit Ihren Namen. Aber wir ’aben ’ier eine Lostrommel und eine Liste mit Rollen für sie. Jeder von I’nen schreibt seinen Namen auf einen Settel. Die Jungens auf einen blauen, die Mädschen auf einen roden.“ Er legte kleine Zettel auf den Tisch neben sich. „Sie sind sechs-und-dreisisch Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr und haben nur ein defizit von einer Person auf der weiblischen Seite. Wir werden die Paare für dieses Mal auslosen. Je ein Mädschen und ein Junge. Ein Paar wird sisch aus nur Jungs zusammenfinden.“ Dann zeigte er auf eine Schülern. „Isch nehme Sie, sagen Sie eine Sahl, die gesogen wird.“
Pansy Parkinson sagte „Zwölf.“
„Außerdem habe isch eine Liste mit Rollen, die Sie dann bekommen und bis sum Ende der Stunde lernen werden. Sie werden durch Trennwände abgeschirmt und gönnen somit nicht 'ören, was die anderen Proben werden. Das Paar Nummer zwölf wird also aus swei Jungs bestehen. Die Reihenfolge in der Sie gesogen werden, bestimmt die Rolle. Es sei denn, bei den beiden Jungs passt dies nicht. Dann werden Sie eine Nummer größer oder gleiner begommen. Bitte, werfen Sie Ihre Settel nun in das Gefäß.“
Jeder warf seinen Namen in eine leere Glasvase. Bald war sie gefüllt und Albér zog nacheinander ein Mädchennamen und einen Jungennamen und schrieb sie auf seine Liste. Bei Paar zwölf angekommen, meinte er, dass er sie auf Platz dreizehn verschieben müsste. Dann hatte er die Liste fertiggestellt und teilte die Paare ein. Harry musste mit Parvati zusammen spielen. Er bemerkte, dass Lavender ihre Augen zusammen kniff, als sie Parvatis und Harrys Namen hörte.
Albér teilte den Pärchen ihre Position in der Halle zu und schloss mit einem klatschen der Hände die Türen der großen Halle.
„Isch werde jetzt die Wände aufstellen. Warten Sie, bis isch Ihnen Ihre Rollen bringe.“ Er zog seinen Zauberstab heraus und die Trennwände erschienen. Sie waren mit einem Zauber belegt, der aus der Nachbarkabine nur Gemurmel durch ließ. Harry konnte sich noch daran erinnern, dass Ron und Lavender zusammengestellt wurden. Aber am besten fand er Hermine und Draco.
Albér kam um die Ecke. „Und swei Exemplare für das Paar Nummer funfsehn.“ Er reichte ihnen ihre Zettel und verschwand in die nächste Kabine.
Harry fand es unbequem im Stehen seinen Text zu lernen, also zauberte er schnell zwei Stühle hervor. Er und Parvati setzten sich. Nachdem sie saßen, berührten sich ihre Beine und Parvati wurde leicht rot. Er hatte sie wohl unbewusst genauso hin gezaubert, dass sie sich dabei berührten. Harry nahm sich seinen Zettel und las:
Ramona und Julius„Müsste das nicht Romeo und Julia heißen?“ fragte er mehr sich selbst, doch Parvati antwortete ihm: „Ist vielleicht eine überarbeitete Version.“Szenenbild: gepflegter englischer Garten; Pappmaché im Hintergrund; Balkon in drei Metern Höhe, der Handlauf durch Säulen abgegrenzt.
Ramona steht auf dem Balkon in einem Sommerkleid mit Reifrock und schaut der untergehenden Sonne entgegen. Ein leichter Ostwind bläst ihr sanft durchs offene Haar. Sie schaut verträumt.
Seitlich kommt nun Julius mit einer kleinen Leiter auf die Bühne und versucht sie an den Balkon zu lehnen.
JULIUS (empört): Oh!
JULIUS (empört; zum Publikum gedreht): Sie ist ja viel zu kurz.
Julius wendet sich wieder der Leiter zu und holt seinen Zauberstab heraus. Dann verlängert er die Leiter, bis sie die richtige Länge hat. Er steckt seinen Zauberstab wieder ein.
Ramona entdeckt ihn.
RAMONA (voller Sehnsucht): Julius. Geliebter. Endlich bist du da.
JULIUS (erklimmt die erste Stufe): Ich habe mich nach dir gesehnt, Ramona.
RAMONA: Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines.
Harry viel der Mund herunter und er hob ganz leicht seinen Kopf und rollte seine Augen nach oben, um Parvatis Gesichtsausdruck zu sehen. Ihre Augen huschten noch über das Blatt, doch dann viel auch ihr der Mund herunter. Sie blickte zu Harry, der seine Augen schnell wieder auf das Blatt lenkte.
„Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines“, sagte Parvati.
„Hmm?“ gab Harry geistesabwesend spielend zurück und hob seinen Kopf.
Parvati musste das aufgefallen sein, denn sie rückte ihren Stuhl näher zu Harry. Die Beine der beiden berührten nun die Sitzfläche des anderen Stuhles. Ihr Kopf kam seinem näher. „Lavender muss beben vor Wut, wenn sie uns auf der Bühne küssen sieht.“ Sie hob sein Kinn mit ihrer Hand leicht an und säuselte ihm entgegen: „Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines.“ Dann lachte sie und rutschte ihren Stuhl kaum merkbar zurück und widmete sich wieder ihrem Text.
„Ja, Lavender muss beben vor Wut“, sagte Harry matt. Diesen Gesichtsausdruck musste er sich aufheben. Zum Glück hatte er ein Omniglass dabei. Er würde es bei Zeiten Richtung Publikum legen.
Harry und Parvati lasen weiter.
Schritt um Schritt steigt Julius nun die Leiter hoch, bis er auf Augenhöhe mit Ramona steht.
Ramona umgreift sein Kinn und zieht ihn zu sich ran.
RAMONA (schmachtend): Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines.
Ramona zieht Julius zu sich her und küsst ihn; exakt zwanzig Sekunden.
JULIUS (nach dem Kuss): Ramona, ich möchte aus deinen Lippen trinken, denn deine Lippen sind für mich die Luft, die ich zum Atmen brauche.
Julius schlingt seine Arme und Ramona und küsst sie; exakt zehn Sekunden; dann löst er sich wieder von ihr, hält sie aber immer noch fest. Ihre Münder entfernen sich kaum voneinander
RAMONA (ängstlich): Sei vorsichtig, liebster. Mein Vater ist furchtbar eifersüchtig. Aber heute ist er auf der Jagd.
JULIUS: Jeder Atemzug den ich mache, ohne aus deinen Lippen zu trinken, ist ein verlorener Atemzug.
Julius küsst Ramona erneut; exakt zwei Sekunden.
Beide schauen sich verliebt in die Augen.
JULIUS: Ramona, mein Herz schlägt nur für dich.
Dann fällt ein Schuss und streift Julius leicht am Arm. Er rutscht von der Leiter ab und an ihr hinab. Dann liegt er am Boden.
RAMONA: Julius, geliebter. Bist du in Ordnung?
Sie versucht über den Balkon zu klettern, doch der Reifrock stört sie. Kurzerhand reißt sie ihn sich vom Leib. Zum Vorschein kommt eine Unterhose mit Bündchen an den Beinen (durch den Balkon sieht man nicht viel)
Ramona klettert über den Balkon und hastet die Leiter nach unten.
Sie hebt Julius' Kopf an und schaut ihm tief in die Augen.
RAMONA: Steh' auf, Julius. Mein Vater …
JULIUS: Komm mit mir.
Julius steht auf und nimmt Ramona noch einmal in den Arm und küsst sie (exakt fünf Sekunden)
Dann gehen sie von der Bühne.
Es verstreichen einige Sekunden.
Dann kommt ein Mann auf die Bühne. Er trägt ein Gewähr und sagt:
MANN (Richtung Publikum): Hoffentlich bleiben die beiden dieses mal etwas länger zusammen.
Als Harry seinen Text zu Ende gelesen hatte, sah er zu Parvati; sie war bereits fertig.
„Zwanzig Sekunden exakt“, war alles was sie sagte.
„Denk darüber nicht nach, Parvati.“
„Wie soll ich darüber nicht nachdenken, wir können wohl schlecht auf der Bühne nach einer Uhr Ausschau halten, oder?“
Harry grinste sie an, während er an seinem rechten Ringfinger rieb. „Weißt du, ich habe zu meinen Geburtstag einen Ring geschenkt bekommen. Er verschmolz mit meiner Hand, als ich ihn anzog. So weiß ich immer, wie spät es ist, wenn ich mich darauf konzentriere.“
Parvati war erstaunt. Spontan drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und meinte: „Dann lass mal sehen, sieben Sekunden“ und küsste ihn. Harry war perplex, konnte sich aber noch rechtzeitig konzentrieren, obwohl es ihm schwer fiel, während er Parvati küsste und brach nach sieben Sekunden den Kuss.
„Ja, das haut hin“, musterte sie ihn. „Hat es dir gefallen?“ fragte sie ihn mit einem Strahlen in den Augen.
Harry schaute verschämt auf den Boden. „Weißt du, Parvati, ich weiß gar nicht, ob ich mich bei dir schon entschuldigt habe. Du weißt schon, wegen dem Ball während des trimagischen Turniers. Ich habe dich gefragt, ob du mit mir zum Ball gehen möchtest und habe dich dann den halben Abend sitzen lassen.“
Parvati legte eine Hand auf Harrys Schulter und sagte dann: „Tja, eigentlich schon, aber wenn ich es mir recht überlege, wird deine Schuld wohl erst so richtig abgegolten sein, wenn wir uns auf der Bühne nachher küssen und deine Küsse mich die Zeit vergessen lassen.“
Harry schmunzelte und schaute nun Parvati in die Augen. „Wir brauchen eine Leiter“, sagte er schließlich. Albér kam wieder um nach ihnen zu sehen. „Albér“, sagte Parvati, „wir brauchen eine Leiter.“
„'aben wir hier nischt. Aber auf der Bühne. Lernen Sie lieber Ihren Text und der Rest gommt von alleine. Und drücken Sie Ihre Emosionen aus.“
Beide nickten und lernten eifrig ihren Text. Dann fingen sie an zu Proben. Parvati kletterte auf einen Stuhl und Harry nahm den anderen als Leiter her. Er trat einige Schritte zurück, nahm den Stuhl mit und betrat ihre imaginäre Bühne. Parvati schaute verträumt und Harry kam mit seinem Stuhl.
„Oh!“, dann drehte er seinen Kopf zur Seite. „Sie ist ja viel zu kurz.“ Er zog seinen Zauberstab und tippte den Stuhl an, dann steckte er ihn wieder ein. Nichts hatte sich verändert.
Parvati sah nun zu ihm runter. „Julius. Geliebter. Endlich bist du da.“
Harry hob ein Bein in die Höhe um die erste Stufe zu simulieren. „Ich habe mich nach dir gesehnt, Ramona.“
„Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines.“
Langsam zog sich Harry an einem Bein entlang den Stuhl hoch, um den Aufstieg auf der Leiter zu simulieren. Ich hätte doch besser den Stuhl verwandeln sollen, dachte er sich später.
Parvati griff nach Harrys Kinn und zog ihn zu sich ran.
„Mögest du aus meinen Lippen trinken, wie aus einem vollen Kelche blutroten Weines.“ Nun zog Parvati Harry zu sich und küsste ihn. Harry zählte die zwanzig Sekunden ab. Er genoss jede Sekunde, die er mit Parvati verbunden war. Dann trennte er sich von ihr. Sie lächelte ihn an.
„Parvati … äh – Ramona, ich möchte aus deinen Lippen trinken, denn deine Lippen sind für mich die Luft, die ich zum Atmen brauche.“ Er schlang seine Arme um sie und küsste sie. Er spürte, wie es Parvati zu ihm zog und ihre Knie weich zu werden begannen. Für einen kurzen Moment vergaß er Ginny. Nur noch Parvati war wichtig. Doch dann schüttelte er sich innerlich um diese Gedanken zu verdrängen. Er würde sich ihr erst am wahren Auftritt hingeben. Das dürfte sie für alles entschädigen, dachte sich Harry, was ich am Ballabend versaut habe. Nach zehn Sekunden brach er den Kuss, entfernte sich aber kaum von ihr. Würde sie jetzt sprechen, dachte Harry sich, ich würde es auf meinen Lippen spüren.
„Sei vorsichtig, liebster. Mein Vater ist furchtbar eifersüchtig. Aber heute ist er auf der Jagd.“
„Jeder Atemzug den ich mache, ohne aus deinen Lippen zu trinken, ist ein verlorener Atemzug.“
Er küsste Parvati erneut für zwei Sekunden und schaute ihr dann in die Augen. Er versucht verliebt auszusehen, was ihm angesichts der indischen Schönheit nicht besonders schwer fiel. Nur Ginny spukte in seinem Kopf umher. Während der Vorstellung musste er sie aus seinem Kopf verbannen, um so überzeugend wie möglich zu sein. Er wollte sich vor Malfoy keine Blöße geben.
„Ramona, mein Herz schlägt nur für dich.“
Harry simuliert einen Schuss, indem er sich an den Arm griff und vom Hocker hüpft. Dann lässt er sich zu Boden fallen.
„Julius, geliebter. Bist du in Ordnung?“
Parvati nahm ein Bein vom Stuhl, merkte aber, dass sie über den Balkon musste und hob es stattdessen an. Schade, dachte Harry, sie hat eine Hose an.
Dann simulierte Parvati das Abreißen des Reifrocks, indem sie an ihrer Hose zerrte und stieg vom Stuhl herunter.
„Parvati“, sagte Harry. „Du musst deine Hose ausziehen. In der Szene trägst du eine Unterhose.“
„Stell’s dir vor“, fauchte sie ihn an. „Das dauert mir zu lange.“
Dann hob sie Harrys Kopf an und schaute ihm in die Augen. Harry könnte dahinschmelzen, so schön war sie, wie sie sich über ihn gelehnt hatte. „Steh' auf, Julius. Mein Vater …“
„Komm mit mir.“ Harry stand auf, nahm Parvati in den Arm und wollte schon von der Bühne gehen, als sich Parvati räusperte und auf ihre Lippen zeigte. Schuldbewusst, dass er es vergessen hatte, drehte er sich noch einmal zu ihr und küsst sie für fünf Sekunden. Dann gingen sie von der Bühne.
Sie ließen einige Sekunden verstreichen, ehe sie wieder in die Mitte ihres Separees liefen um sich zu verbeugen. Beide konnten den Applaus schon förmlich hören. Dann setzten sie sich wieder auf die Stühle und gingen nochmal ihren Text durch.
Später war der Zeitpunkt, an dem die Aufführungen beginnen sollten. Sie zogen noch einmal Lose, um die Reihenfolge auszumachen. Harry und Parvati waren als letztes dran. Er legte sein Omniglass an eine günstige Stelle und positionierte einen Spiegel, sodass er die Gesichter des Publikums und das Bühnenstück selber aufzeichnen konnte. Dann konnte er es sich immer wieder ansehen.
Harry war so aufgeregt, dass er sich nicht mehr an alle Stücke erinnerte, aber dazu hatte er ja sein Omniglass. Er wusste noch, dass Hermine und Draco zusammen eine Rolle hatten. Das könnte interessant werden, dachte sich Harry. Es war nicht sehr bewegt. Draco saß in einem Stuhl und tat nichts. Hermine lief hinter einer Wand mit geöffneter Tür hin und her und stellte ihm immer wieder Fragen.
„Hermann, was machst du?“
„Nichts.“
„Nichts?“
„Ich sitze da.“
„Du sitzt da?“
„Ja.“
„Aber irgendwas machst du doch!“
Albér sagte, dass es von einem deutschen Künstler namens Loriot stammt. Es war sehr amüsant und brachte das Verhältnis zwischen Frau und Mann im täglichen Leben auf den Punkt. Besonders der Schluss gefiel Harry. Draco schrie zum Schluss Hermine an. „Ich schreie dich nicht an.“
Die folgenden Stücke waren alle sehr spannend und Harry freute sich über mehrere komödiantische Stücke, ein paar Dramen und er musste sogar einmal weinen, als Susan Bones einen sterbenden Schwan spielte.
Dann kamen Ron und Lavender, sie spielten die erste Szene aus einem Stück namens Zauberflöte. Harry hatte eine dumpfe Erinnerung daran. Er hatte sich als Strafe mit seinem Onkel eine Aufzeichnung anschauen müssen. Und er fragte ihn später darüber aus, um weiter zu entscheiden. Leider schlief Harry nach der Hälfte ein, konnte aber den ersten Akt zur Zufriedenheit seines Onkel beantworten. Die Strafe fiel daher nicht ganz so stark aus.
Ron kam rennend auf die Bühne. Er zog an einem schmalen Seil eine Schlange hinter sich her. Anscheinend wurde er von ihr verfolgt.
„Zu Hülfe! zu Hülfe! sonst bin ich verloren,“
„Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.“
„Barmherzige Götter! schon nahet sie sich;“
„Ach rettet mich! ach schützet mich!“
Er fiel in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die Pforte des Tempels; eine verschleierte Lavender kam heraus, mit einem silbernen Wurfspieß. Ron ließ das Seil fallen.
Lavender warf den Spieß auf die Schlange und schob sie mit einem Fuß von der Bühne. Dann betrachtete sie ihn: „Ein holder Jüngling, sanft und schön. So schön, als ich noch nie gesehn.“
Sie lief auf ihn zu und sah von oben auf ihn herab. Ron drehte sich um und sah ihr in die Augen.
„Würde ich mein Herz der Liebe weihen, So müsst es dieser Jüngling sein. Lass mich zu meiner Fürstin eilen, Ihr diese Nachricht zu erteilen. Vielleicht, dass du schöner Mann mir Ruhe geben kannst.“
Lavender beugte sich zu ihm herunter und ging danach in die Hocke. Dann sah sie ihm direkt ins Gesicht.
„Ich bleibe hier. Ich wache hier für dir. Ich schütze dich allein.“ Sie kam seinen Lippen näher.
„Was wollte ich darum nicht geben, Könnt ich mit diesem Jüngling leben! Hab ich ihn doch so ganz allein!“ Dann zog sie seinen Kopf zu sich herauf und küsste ihn.
Harry warf einen verstohlenen Blick zu Hermine. Diese verengte ihre Augen und funkelte Ron und Lavender böse an. Die bekamen das allerdings nicht mit. Harry beugte sich zu Hermine vor und sagte ihr so leise ins Ohr, dass nur sie es hören konnte. „Wir haben uns auch geküsst, als du mit Ron zusammen warst.“ Er spürte wie Hermine rot wurde und sah es, als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte. Sie drehte sich nur um und schluckte. Harry zog eine Augenbraue hoch. Sie wusste, dass er recht hatte.
Schließlich waren er und Parvati dran. Er sagte noch schnell zu Hermine: „Schau mich bloß nicht so böse an, aber gib acht auf Lavender.“ Es war noch ein Paar auf der Bühne, während Harry und Parvati sich umzogen. Er bekam nur zu hören, was sich auf der Bühne abspielte und das nur am Rande.
Dann war es soweit. Parvati stand auf dem Balkon in drei Metern Höhe und Harry hatte seine Leiter mit einem Meter. Es war komisch, die Leiter zum ersten Mal zu halten. Er ging auf die Bühne mit seiner Leiter und versuchte sie an den Balkon anzulehnen, was natürlich nicht klappte. Er beschwerte sich beim Publikum und verlängerte die Leiter.
Endlich war er oben und küsste Parvati. Er verdrängte mit Hilfe seiner Okklumentik-Technik Gedanken an Ginny, sodass er sich ganz auf Parvati konzentrieren konnte. Er erschrak, als schließlich der Schuss kam und ließ sich an der Leiter herunter gleiten und sackte am Boden zusammen. Parvati riss sich den Reifrock ab und schwang ihr Bein über die Brüstung um die Leiter herunter zu laufen. Sie hatte eine richtige altertümliche Unterhose an. Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Dann verschwanden sie von der Bühne und der obligatorische Applaus erklang. Sie kamen zurück um sich zu verbeugen und zogen sich danach um.
„Damit wären wir am Ende“, sagte Albér. „Jeder der weiterhin Theaterstunden nehmen möchte, trägt sich bitte ein.“
Die Türen der großen Halle öffneten sich auf das Klatschen hin und Albér ließ mit seinem Zauberstab die Theaterausrüstung verschwinden und die Tische und Bänke schwebten an ihren Platz. Jeder setzte sich an seinen Tisch und das Essen erschien. Nach und nach kamen die andern Schüler herein und nahmen ebenfalls ihr Mahl ein.
* * * * *
Jetzt hatten sie schon vier Wahlfächer vorgestellt bekommen und noch eines stand aus. Ein Weg aus kurzem Gras und Moos, sowie einzelne erdige Stellen bildete sich in die Große Halle hinein. Firenze kam auf seinen Hufen herein stolziert und sah sich um. Und erneut waren alle Siebtklässler versammelt. Firenze blickte in viele bekannte Gesichter. Einige davon hatte er letztes Jahr in seinem Unterricht vermisst. Eine Schülerin, die neben ihm stand, fragte ihn ganz leise, wie es zwischen ihm und seiner Herde ging. Firenze sah sie erst an, dann wandte er sich an die Klasse. „Wir vertragen uns wieder“, sagte er in normalem Ton. „Meine Herde hat mich wieder aufgenommen.“ Er ging in die Mitte des Raumes und fing an zu erklären, was es in diesem Kurs gab. „Diese Stunden werden anders sein, als Sie bisher von diesem Fach gewohnt sind. Ich möchte mit Ihnen eine ganz andere Art und Vorgehensweise in der Wahrsagerei betreiben, eine die auf alten Weisheiten der Zentauren zurückgeht.“
Das fand Harry nur mäßig spannend. Die Stunde letztes Jahr hatte er nur gemacht, weil er Firenze wieder einmal sehen wollte, ihm Langweilig war und er gerade eine Freistunde hatte. Dieses Wahlpflichtfach würde er bestimmt nicht nehmen. Nach dem Essen verließ er die Große Halle, holte seinen Tarnumhang und machte sich auf zum verabredeten Punkt auf dem Schulgelände. Er zog sich den Tarnumhang über und lief dann nach draußen ins Freie. Wieder einmal hatte er eine Stunde in Tarnen und Täuschen. Doch dieses Mal sollte er sich tarnen und an Professor Elber heran schleichen. Er bewegte sich lautlos auf den sandigen Pfad und versuchte sich an seinen Lehrer heranzuschleichen. Doch dies war nicht so einfach.
„Zwanzig Meter Entfernung, Harry. Ich sehe deine Fußspuren“, sagte Frederick.
Harry stoppte in seiner Bewegung und sah auf seine Füße. Dann drehte er sich um und sah seine Fußspuren, die er hinterlassen hatte. Mit einem einfachen Zauber entfernte er die Spuren und bewegte sich langsam weiter. Langsam näherte er sich seinem Ziel, der Bank neben Frederick.
Nach einer Weile sagte Frederick wieder: „Elf Uhr, Harry, fünf Meter Entfernung.“ Und nach einer kleinen Pause: „Elf Uhr von mir aus gesehen.“
Es brauchte eine Weile, bis Harry begriff, dass er damit ein liegendes Ziffernblatt meinte, in dessen Mitte er stand und nicht die Uhrzeit. Direkt vor Frederick wäre dann zwölf Uhr, hinter ihm sechs Uhr, auf seiner linken Seite Neun Uhr und auf der rechten Seite Drei Uhr. Es dauerte eine Weile in der Harry nachdachte, woran Frederick erkannte, wo er stand. Er sah sich um und merkte auf einmal, dass er inmitten eines Schwarmes Mücken stand. Diese mussten natürlich um ihn herum fliegen und stießen auch mal an den Umhang. Ein paar von ihnen hielten sich an ihm fest. Er lief schnell hindurch und schüttelte seinen Umhang, um die Mücken loszuwerden.
„Jetzt habe ich dich verloren“, sagte Frederick, schloss die Augen und meinte kurz darauf: „Erweitere Überwachungsmodus.“
Harry fragte sich, was das nun wieder zu bedeuten hatte. Aber das würde er sicherlich heute noch erfahren. Er versuchte sich weiter an ihn heranzupirschen. Frederick hob einen kleinen Stock und zeigte damit auf Harry. Stumm folgte er der Bewegung Harrys. Egal in welche Richtung er sich bewegte und ob er in die Hocke hing, oder stand. Harry war erstaunt, dass er ihn so genau lokalisieren konnte, obwohl es bisher keinem gelungen war, ihn unter seinem Tarnumhang zu finden. Harry grübelte nach, kam aber auf keinen grünen Zweig.
Erst als Harry sich auf die Bank gesetzt hatte, nahm Frederick das Stöckchen herunter und legte es neben sich. Harry nahm seinen Umhang herunter und sah Frederick fragend an. Dieser merkte, dass Harry sich fragte, wie er es schaffte, ihn unter dem Umhang zu orten. Doch er zeigte nur stumm auf einen großen Steinbrocken. Dann zeigte er auf Harrys Tarnumhang und erneut auf den Fels. Harry stand auf und legte seinen Umhang über den Fels und setzte sich wieder. Der Stein war verhüllt und Harry konnte ihn nicht mehr sehen. Auch hatte er Mühe ihn zu erfassen, da der Umhang das Objekt sehr stark schützte.
„Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Harry“, sagte er. „Betrachte die nähere Umgebung des Steins. Was fällt dir auf.“
Harry dachte nach, aber ihm fiel auch nach längerem Überlegen nichts ein. Dann nahm Frederick seinen Stab heraus und erzeugte eine feine Nebelspur von zwanzig Zentimetern Breite, die er zum Stein lenkte. Dann teilte sich der Nebel und floss links und rechts um den Stein herum. Ein Teil glitt auch über den Stein. Jetzt begriff es Harry. Eigentlich war es einfach. Man musste die Luftströmungen verfolgen. Aber wie?
„An was denkst du?“, wurde er nun gefragt.
„Ich muss die Luftströmungen verfolgen“, sagte er ernst.
„Und wie stellst du das an?“ Harry hob nur kurz seine Schultern. „Der Trick daran ist, nicht die Luftströmungen zu finden und zu verfolgen, das kannst du später noch lernen, denn das ist sehr kompliziert und löst nicht alle Probleme, ist aber für den Gegner nicht aufspürbar. Wir werden etwas anderes machen, was nur sehr gute Zauberer merken würden. Also neben uns beiden noch Dumbledore, unser aller Freund Voldi und ein paar asiatische, mongolische und eine Hexe im Jordan. Das heißt also, der Rest spürt es nicht.“ Darauf hin musste Harry lächeln. „Mache deine Okklumentik-Übungen und fange ganz sachte mit Legilimentik ohne Ziel an. Ich bereite derweil etwas vor.“ Er murmelte etwas, was Harry nicht verstand.
Harry hatte nicht das Gefühl, dass er ihm den Spruch verraten würde. Nachdem sich Harry vorbereitet hatte und versuchte den Stein zu erfassen, sah er viele kleine dünne Fäden, die scheinbar unkoordiniert seinen Körper verließen und die Umgebung erkundete. Die Fäden hatten etwas von einer Rankenpflanze. Dann sah er, als die ersten Fäden den Tarnumhang erreicht haben mussten, eine kleine Veränderung. Die anderen Fäden schienen sich der Richtung anzuschließen und dem Umhang abzutasten.
Jetzt begann sich in Harry ein eigenartiges Gefühl auszubreiten. Er erkannte die Umrisse des Umhangs, der auf dem Stein lag. Zwar konnte er noch nicht den Stein erkennen, aber die Umrisse waren dem des Stein doch ähnlich, wenn man von den Falten des Umhangs einmal absah.
„Du kannst deinen Umhang wieder holen.“ Harry stand auf und nahm seinen Umhang. Dann setzte er sich wieder auf die Bank und hatte den Umhang auf seinem Schoß. „Du hast jetzt einen Eindruck davon, was man alles damit machen kann, wenn man Okklu- und Legilimentik beherrscht. Nutze es. Experimentiere damit.“
„Wie meinst du das? Experimentieren!“
„Teste mal verschiedene Gegenstände, Personen, Geister, Situationen, Pflanzen, Tiere, andere Lebewesen …“
Harry nahm das zum Anlass, um sich den Stein nochmals vorzunehmen. Er übte mit ihm; die feinen Fäden blieben dieses Mal aus. Er schloss die Augen und lies nur diese neuen Eindrücke auf sich wirken. Dann begann er langsam die Umgebung und die des Steines zu erkunden. Nach einer viertel Stunde, in der er auch über seinen Lehrer mit seinen Fäden fuhr, entdeckte er den Mückenschwarm und musste abbrechen, da er aufgrund der vielen Informationen Kopfschmerzen bekam.
„Pass auf, Harry, du warst bei mir schon kurz vor einer Ermahnung. Du bist ziemlich nah in meine Privatsphäre eingedrungen und den Mückenschwarm hättest du dir für später aufheben können“, sagte Frederick. „Es ist schon spät, lass uns in unsere Gemächer zurückkehren“, sagte er und war schon verschwunden.
Im ersten Moment war Harry baff, doch dann erinnerte er sich daran, dass er ja aufgrund seiner Erfahrung und seiner Beziehung zum Schloss apparieren können müsste. Harry apparierte in sein Zimmer, da er spürte, dass es leer war. Dann zog er sich um und legte sich in sein Bett. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum er es immer wieder zu vergessen schien. Aber scheinbar war er noch nicht soweit.
Während Harry im Bett lag, unterhielten sich Professor Elber und Professor McGonagall im sonst leeren Klassenzimmer.
„Wo ist denn Aaron?“ fragte Elber.
„Weißt du es noch nicht? Er ist verschwunden.“
„Wie, verschwunden?“
„Er ist bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Man vermutet, dass er entführt wurde.“
„Ach, er hat doch noch zwei Tage bis der Unterricht wieder beginnt, wahrscheinlich verspätet er sich nur. Heute ist doch erst Freitag. Vielleicht wurde er aufgehalten und kommt erst morgen früh.“
„Davon bin ich nicht überzeugt, und da Severus es demnächst wohl vorzieht uns zu verlassen um seinem Herrn zu folgen, brauchen wir auch für ihn Ersatz.“
„Hast du schon jemanden?“
„Für Severus habe ich eventuell Horace Slughorn.“
„Und für Aaron?“
„Noch niemanden. Ach Frederick, zwei Lehrer innerhalb kürzester Zeit.“
„Ich wüsste jemanden für Aaron, falls er nicht mehr auftaucht.“
„Wen?“
„Ich glaube nicht, dass du sie mögen wirst. Mir wäre es lieber, wenn du einfach ja sagen würdest und mir vertraust.“
„Das kann ich nicht machen, Frederick. Wer ist es?“
„Ich möchte erst mit ihr reden, bevor ich nochmals darauf zurück komme.“
„Also gut“, sagte Professor McGonagall.
„Aber woher weißt du das von Severus.“
„Ich denke, ich sehe es in seinen Augen.“
* * * * *
Die Schüler des Kurses über den Aufbau der Magie saßen gespannt in der großen Halle und warteten an einem Tisch auf den Beginn des Unterrichtes. Harry hatte sich für beide Kurse bei Elber eingeschrieben. Professor Elber kam mit Professor McGonagall und Professor Flitwick herein. Er selber setzte sich an den Kopf des Tisches, während die beiden Professors sich an den langen Tisch setzten.
„Jetzt, nachdem wir vollzählig sind und alle Schüler anwesend sind, können wir endlich mit dem Unterricht beginnen.“
„Und die beiden Professors?“, fragte Susan.
„Wie ich sagte: Alle sind anwesend. Ich bin mit Ihren beiden älteren Mitschülern übereingekommen, dass wir uns innerhalb des Unterrichtes alle mit Vornamen ansprechen. Außerhalb des Unterrichtes auch, wenn es sich um Angelegenheiten des Unterrichts betrifft, damit die beiden gleich wissen, um was es geht. Falls sie nämlich wenig Zeit haben, kann es sein, dass sie doch noch einen Termin bekommen.“
„Wie kann ich mir das vorstellen?“, fragte Susan genauer nach. „Soll ich hingehen und sagen: ‚Minerva, haben Sie kurz Zeit?‘, damit sie weiß, dass ich etwas zum Unterricht wissen will?“
„Genau das, Susan“, antwortete Frederick. „Und, damit es alle anderen auch verstanden haben, ich bin ab sofort für sie alle Frederick. Auch außerhalb des Unterrichtes.“
„Wie kommt das?“, fragte Adrian nach.
„Ich bin dieses Jahr zum letzten Mal auf Hogwarts. Danach werden Sie mich nicht mehr sehen.“
„So wie letztes Jahr, als Sie gingen und dann doch wieder gekommen sind?“
„Nein. Dieses Mal ist es endgültig.“ Dann ließ er dünne Bücher vor den Plätzen seiner Schüler erscheinen. „Diese Bücher sind leer und warten darauf gefüllt zu werden.“
Eine Flügeltür der großen Halle ging auf und eine Schülerin mit langen, glatten, leicht gewellten roten Haaren kam herein. Sie hatte eine Brille auf und Sommersprossen. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich wurde aufgehalten. Ich weiß, das ist nicht wirklich eine Entschuldigung, aber eine andere habe ich nicht.“
Professor Elber bot ihr mit seiner Hand den Platz ihm gegenüber an. „Wir haben gerade eben angefangen. Wir sind übereingekommen, dass wir uns alle hier innerhalb des Unterrichts beim Vornamen nennen.“ Sophia setzte sich und vor ihr erschien ebenfalls ein leeres Buch. „Jeder Schüler hat ein leeres Buch bekommen, in dem er sich Notizen machen kann.“ Er stand auf und holte aus seiner Tasche einen Füllfederhalter. Er reichte ihn ihr. „Damit Sie während des Unterrichts nicht so laut sind, denn Sie werden vermutlich mehr mitschreiben als die anderen“, sagte er lächelnd. Danach setzte er sich wieder.
In diesem Moment fragte sich Harry, warum er nicht schon in seinem ersten Jahr auf die Idee gekommen war, einen Füller zu verwenden.
„Wir werden uns zuerst anschauen, wie die Magie eines magisch begabten Wesens über den Zauberstab oder direkt auf das zu verzaubernde Objekt einwirkt. Wir schauen uns an, wie dieser Magiefluss verändert oder umgelenkt werden kann. Des Weiteren, wie Sie Ihre Magie verstärken oder auch abschwächen können und wie Sie Zauber effektiver ausführen können. Dazu gibt es eine spezielle Umgebung, die aus einer Kuppel besteht. Innerhalb dieser Kuppel wirken die Zauber nicht auf magisch begabte Wesen, sondern nur auf Gegenstände. Außerdem werden Irrläufer, also Zauber die Sie indirekt treffen, auf Sie keine Wirkung haben.“ Er pausierte eine Weile und fuhr dann fort. „Wie viele Arten einen Schwebezauber auszuführen kennen Sie?“, fragte er in die Runde. Dann sah er jeden einzeln an. Als sein Blick bei Harry ankam, schüttelte er leicht seinen Kopf. Harry wusste in diesem Fall die Antwort.
Es dauerte eine Weile, bis die Schüler anfingen aufzuzählen. „Mit Zauberstab“, „ohne Zauberstab“, „ungesagt“, „gesagt“, waren ihre Antworten.
„Fallen Ihnen noch ein paar Möglichkeiten ein?“ Die Schüler schüttelten ihre Köpfe. „Wie wäre es mit und ohne Armbewegungen?“
Alle stutzten und fragten sich, ob ihr Lehrer sie veralbern würde. „Sie meinen, ohne Bewegung des Zauberstabes?“, fragte eine Schülerin. Professor Elber nickte. „Wie soll das gehen?“
„Wie geht es mit Worten und ohne Worte? Wieso klappt es überhaupt?“, fragte er und wartete, ob seine Klasse eine Antwort finden würde.
„Sie meinen nur durch Gedanken einen Zauber wirken?“, fragte Minerva.
„Den Versuch, darüber nachzudenken, ist es wert“, meinte Frederick. „Lasst uns jetzt mit dem Unterricht beginnen. Zuerst zeige ich euch, wie ihr die zum Testen und Üben richtige Umgebung vorbereitet. Dazu gibt es einen speziellen Zauber. Wie ich euch schon gesagt habe, wirkt dieser Zauber nicht auf magisch begabte Wesen, wenn sie innerhalb des Feldes ausgeführt werden, bzw. das Schild durchdringt. Es ist ein einfacher Zauber. Protego Allum magicus nullicus.“
„Ich möchte, dass ihr diesen Zauber alle einmal ausführt. Sucht euch einen Bereich hier und zieht den Kreis um euch herum.“
* * * * *
Der Wind wehte stürmisch um die Türme des Schlosses. Er umspielte die Beine der beiden Professoren McGonagall und Elber und die der Medi-Hexe Madam Pomfrey. Ron und Hermine standen neben ihnen und schauten in die Weite der Ebene. Der aufgewirbelte Staub umspielte die beiden Eber, die schon seit Urzeiten den Eingang zum Schloss flankierten.
Plötzlich hörte man von weiter Ferne Motorengeräusche. Es klang wie ein Auto, das näher kam. Harry kam mit Ginny näher und stellte sich hinter Ron und Hermine.
Das Geräusch wurde lauter. Professor Elber bemerkte Harry und drehte sich zu ihm um. „Sieh mal, Minerva. Mister Potter ist da. Er scheint es zu riechen, wenn es etwas gibt, dass ihn betrifft.“
Harry stutzte. „Was betrifft mich?“ fragte er.
„Das wirst du gleich merken“, antwortete Professor Elber.
Das Fahrzeug bog um die Ecke und kam näher. Es war derselbe Transporter, mit dem er und Hermine vor wenigen Wochen angekommen waren. Professor Elbers Butler fuhr ihn.
Harry wunderte sich, was ihn betreffen sollte. Ihm gingen viele Dinge durch den Kopf. Vielleicht ist es ein Teil von Sirius' Nachlass. Aber der hätte doch schon früher auftauchen müssen. Der Wagen hielt seitlich vor ihnen an und die Schiebetür öffnete sich. Harry war geschockt, als er sah, wer darin saß. „Nein, dass kann nicht sein.“ Drinnen saß seine Tante. Sein Onkel jedoch lag schwer verletzt und ohnmächtig quer im Wagen. Madam Pomfrey kümmerte sich sofort um Vernon Dursley. Seine Tante stieg aus und machte den Weg frei. „Wie – wie kommt ihr hierher? Warum seid ihr hier.“
„Es war ein Angriff, Harry“, sagte seine Tante mit zittriger Stimme. „Der ganze Landsitz wurde angegriffen und zerstört.“ Harry stand mit offenem Mund da. Sie drehte sich zu Professor Elber um und meinte: „Frederick. Er war dabei. Er persönlich hat den Angriff geleitet. Mit einem komischen Stein, den er in Händen hielt. Er sprach etwas, dann kam ein grün-schimmernder Steinbock hervor. Er war halb durchsichtig und galoppierte auf das Anwesen zu. Binnen weniger Sekunden durchbrach der den Schild und kam dann auf den Landsitz zu. Er zerstörte ihn komplett.“
„Ein Steinbock?“, fragte Professor Elber nach. „Oder war es eher ein Widder?“
Harrys Tante überlegte kurz und meinte dann. „Ja, es könnte ein Widder gewesen sein. Doch, ich bin mir sicher.“
Professor Elber blieb wie versteinert für einige Sekunden stehen. Er rührte sich nicht. Dann atmete er tief ein und wieder aus. „Du weißt was das heißt, Minerva? Poppy, bringen Sie Mister Dursley hinein. Petunia, du begleitest ihn in den Krankenflügel.“ Er drehte sich zu Professor McGonagall und wartete.
Professor McGonagall kommandierte: „Hermine, suchen Sie unseren Hausmeister und sagen Sie ihm, er möge das Schloss sichern. Ron, verständigen Sie die anderen Lehrer. Sie sollen an allen Ecken des Schlosses nach Angreifern Ausschau halten. Harry, Sie begleiten Ihre Verwandten auf die Krankenstation. Ginny, Sie gehen am besten mit ihm.“
Dann sagte Professor Elber etwas, das Harry beunruhigte bevor er außer Hörweite kam. „Er hat ihn, Minerva. Er hat den Widderstein. Wir sind hier nicht mehr sicher. Ich hätte nie gedacht, dass er jemals etwas über ihn erfahren würde, geschweige denn ihn finden würde.“
Auf der Krankenstation angekommen, ließ Madam Pomfrey Harrys Onkel wieder von den unsichtbaren Seilen los und sanft auf ein Bett schweben. Seine Tante setzte sich auf das Bett links neben ihm. Harry und Ginny nahmen das Bett rechts. Ohne großartig zu denken, wechselte sein Blick zwischen seinem Onkel und seiner Tante. Ab und an blickte er zu Ginny. Diese saß stumm neben ihm und nahm seine Hand in ihre. Er nahm das nur am Rande wahr.
Madam Pomfrey untersuchte seinen Onkel immer noch um nichts zu übersehen. Dann sagte sie schließlich: „Das wird etwas dauern, aber kein Problem Mrs …“
„Dursley“, sagte Harry.
„Mrs Dursley. In ein paar Wochen sind seine Wunden verheilt und es wird ihm besser gehen. Er braucht heute noch Ruhe und kann dann Morgen den Krankenflügel verlassen.“
Das riss seine Tante aus ihren Gedanken. „Wird er wieder ganz gesund?“, fragte seine Tante.
„Sicher“, antwortete Madam Pomfrey.
„Wie ist das passiert?“ wollte Harry wissen.
Seine Tante schaute ihn an. Dann wechselte sie ihren Blick auf Ginny.
Ginny sah Harry an und wandte danach ihren Blick auf Harrys Onkel. „Ich glaube, ich gehe in die Große Halle. Ich habe Hunger.“ Sie verließ die Krankenstation.
Jetzt waren nur noch Harry, seine Tante und sein Onkel auf der Krankenstation. Sein Onkel war noch immer bewusstlos und bekam daher nichts mit.
Seine Tante drehte sich nervös Richtung Ausgang um und meinte: „Jetzt müssen nur noch die Türen geschlossen werden.“ Kurz darauf schlossen sich wie von Geisterhand die beiden Flügeltüren der Krankenstation. Harrys Tante drehte sich wieder zu ihm und fing an zu erzählen. „Wir waren gerade aufgestanden, als wir angegriffen wurden. Wir hörten dumpfe Schläge, die gegen den Schild prallten. Als wir aus dem Fenster sahen, stand er da. Seine Leute warfen alle möglichen Zauber auf das schützende Feld. Fredericks Butler kam herein und bat uns, ein paar Habseligkeiten mitzunehmen. Wir mussten verschwinden. Ich sah als wir fertig waren noch einmal aus dem Fenster. Dort stand er mit einem grünen Etwas in der Hand. Dann kam ein Widder aus dem Etwas heraus. Er stürmte auf das Feld zu und wenige Sekunden danach war es zerbrochen und der Widder löste sich auf. Kurz darauf kam ein zweiter aus dem Stein heraus und bewegte sich auf den Landsitz zu. Wir konnten nur mit knapper Not fliehen. Der Widder zerstörte ihn bis auf die Grundmauern. Dann sind wir hierher gefahren.“
Harry kam das komisch vor. Sie erzählt es mit einer Ruhe. Sonst war sie immer so aufgeregt, wenn sie über Magie reden musste. Aber jetzt ist sie ganz entspannt. Sie benutzte sogar das Wort Zauber und redet von Voldemort. Woher weiß sie, wie er aussieht? Er betrachtete sie mit wachsendem Misstrauen. Plötzlich kam ihm Vielsafttrank in den Sinn. „Was habt ihr mir zu meinem elften Geburtstag geschenkt?“, fragte er seine Tante.
„Einen Kleiderbügel, wieso?“
„Ach, nur so. Ich wollte mir sicher sein.“
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Er kann sich wunderbar in andere Menschen versetzen und hat viel Sinn für Humor. Ein großartiger Filmemacher.
David Heyman über Alfonso
Cuarón