von Madam Malkin
Hallo Leute!
Willkommen zurück zu Band 6 von Another Charming Story! Bevor ich in die Ferien verschwinde (nicht allzu lange!) ein neues Kapitel für euch! Viel Spass dabei.
Alles Liebe, Madam Malkin <3
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Der erste Abend zu Hause war für Cara eine Wohltat. Nur sie, ihre Eltern und ein köstlicher hausgemachter Hackbraten. Sie fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Nach dem Abendessen brachte Ellie Caras Lieblingsdessert ins Wohnzimmer, Kürbistiramisu. Sie genoss es heute umso mehr. Nachdem sie zu Kaffee und Tee übergegangen waren, wurde Cara aus ihrer Idylle gerissen. „Schatz, es gibt da etwas, worüber wir mit dir reden müssen“, begann Ellie.
„Wir möchten, dass du dich nicht mehr mit Draco Malfoy abgibst. Aber Angesichts der Umstände, wirst du wohl nichts dagegen einzuwenden haben.“
Cara schüttelte betrübt den Kopf. Ihre Mutter legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu trösten, doch es half wenig. Sie hatte das Thema angesprochen, über welches ihre Tochter am allerwenigsten sprechen wollte.
„Aber nicht nur der junge Mr. Malfoy tut dir nicht gut, Cara. Du solltest sich in Zukunft auch von Harry fernhalten.“
Entsetzt starrte Cara ihren Vater an. „Du weisst, wir mögen ihn sehr und er verdient unseren Respekt für dass, was er für unsere Familie und viele andere getan hat. Aber ich will nicht riskieren, dass du noch einmal in so eine Sache hineingezogen wirst.“
„Ich bin freiwillig mitgegangen, das weisst du.“
„Harry hätte nie zulassen dürfen, dass ihr ihn begleitet. Keiner von euch Kindern.“
„Wir sind keine Kinder mehr, Dad! Wir hätten ihn niemals im Stich gelassen! Wäre er alleine gewesen, dann wäre er jetzt vielleicht tot und Voldemort an der Macht.“
„Liebling, wir wollen doch nur das Beste-“
„Das Beste, Mum? Das wolltet ihr auch für Cedric. Und jetzt ist er tot!“
„Das kannst du doch nicht vergleichen ...“
„Ich wollte Rache, versteht ihr?! Es war meine einzige Chance dem Mörder meines Bruders gegenüberzutreten. Und ich werde nicht aufgeben, ehe er tot ist, ob durch meine Hand oder die eines anderen!“ Damit erhob sie sich und stürmte aus dem Haus.
Wütend stapfte sie über das Feld, ungeachtet dessen, was wohl der Bauer sagen würde, wenn sie all seine Salatköpfe platt trat. Sie fühlte sich so unverstanden von der ganzen Welt. Warum meinten immer alle, sie könnten über ihr Leben bestimmen oder ihr Ratschläge geben? Sie wusste was sie tat - sie war im Ministerium den Todessern entgegengetreten, hatte vor ein paar Stunden gerade mit ihrem Freund Schluss gemacht und hatte, wenn alles gut ging, mindestens drei ihrer ZAG’s mit einem ‚Ohnegleichen‘ bestanden. Sie, Cara Diggory, hatte ihr Leben vollkommen im Griff. Während sie weiterging redete sie sich dies immer wieder ein, bis sie schliesslich zu dem Schluss kam, dass sie ganz und gar nichts im Griff hatte. Sie dachte an Fred und Draco und ihr Gefühlschaos, an ihren Bruder, der Grund warum sie überhaupt so töricht gewesen war, ins Ministerium mitzugehen, daran, dass sie ihren besten Freund Harry fast verloren hatte, weil sie zu stolz gewesen war, ihm Glauben zu schenken, daran, dass sie ihre Zaubertrankprüfung fast verhauen hatte und ihren Lieblingsprofessor angeschnauzt hatte und so weiter. Das ganze letzte Schuljahr zog vor ihrem inneren Auge vorbei und sie konnte nur den Kopf schütteln, wenn sie daran dachte, wie dumm sie gewesen war. Auch wenn sie sich vornahm sich nicht mehr wie ein ahnungsloses Dummchen zu verhalten, konnte sie sich dennoch nicht von einem auf den anderen Tag verändern. Es kostete sie zu viel Kraft, sich über alle ihrer Schritte Gedanken zu machen. Zudem wollte sie sich nicht länger rechtfertigen. In etwas mehr als einem Jahr war sie volljährig und keiner würde ihre Entscheidungen mehr in Frage stellen, ausser ihr selbst.
Der Juli war in diesem Sommer besonders grau. Dichter Nebel bedeckte stets den Himmel und auch die Temperatur war nicht annähernd so hoch, wie in den vergangenen Jahren. Ausserdem lag eine drückende Stimmung über allen Zaubererhaushalten. Der, dessen Name nicht genannt werden durfte, war zurück. Diese Nachricht hatte sich diesmal wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Zeitungen berichteten stets davon und gaben Warnungen heraus, wie sich die Familien im Notfall zu verhalten hatten. Amos Diggory verhängte noch mehr Schutzzauber um sein Haus und liess seine Tochter nicht mehr alleine aus dem Haus. Er begleitete sie sogar über das Flohnetz zu den Weasleys. Ellie Diggory hatte im Ministerium allerhand zu tun, denn ihr Chef Rufus Scrimgeour war zum neuen Zauberminister ernannt worden. Aber auch Amos war ziemlich oft unterwegs und kaum zu Hause. Seine Tätigkeit in der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe trug es ihm auf in Somerset nach dem Troll zu suchen, den die Todesser für ihre Zwecke eingespannt und mit dem sie die Gegend verwüstet hatten. Also verbrachte Cara ihre Sommerferien einmal mehr bei der Familie Weasley. Molly hatte ihr in diesem Jahr sogar ein eigenes Zimmer zugeteilt, denn Fred und George lebten mittlerweile in London, von wo aus sie ihr Geschäft führen konnten. Cara hatte versichert, dass es ihr nichts ausmachte weiterhin bei Ginny am Boden zu schlafen, doch Molly bestand darauf, dass sie sich bei den Zwillingen einquartierte. Es passte Cara ganz und gar nicht in Freds altem Bett zu schlafen. Alles in diesem Zimmer erinnerte sie an ihn und dies trug nicht gerade zur Förderung ihrer neugewonnenen Selbstsicherheit zu. Als sie am ersten Abend sehr spät ins Zimmer kam, sie hatte sie Gedanken an Fred aus ihrem Kopf verbannt, weil sie mit Ginny rumgealbert hatte, machte sie sich bettfertig und schlüpfte dann unter die Decke. Sie war so müde, dass sie gar nicht mehr daran dachte, in wessen Bett sie eigentlich lag. Dann sog sie erneut den Duft der Bettdecke ein, den Duft der Familie Weasley, welcher ihr so vertraut war. Doch sie war im Zimmer der Zwillinge und obwohl sie nicht mehr hier waren, lag noch etwas anderes in der Luft, als bloss der Geruch des Waschmittels. Es erinnerte sie stark an Schiesspulver. Sie rollte sich zusammen und zog die Decke bis zu ihren Augen hoch. Unweigerlich dachte sie an Fred. Vor einem Jahr hatte er sie zum ersten Mal geküsst und sie sehnte sich diesen Augenblick zurück, wünschte sich in seine Umarmung. Mit diesem Bild vor Augen schlief sie zufrieden lächelnd ein.
Bei den Weasleys herrschte ziemliches Chaos, denn es waren unheimlich viele Leute anwesend, obwohl die Zwillinge weg und Arthur stets im Ministerium war. Fleur Delacour hatte sich ebenfalls einquartiert, da sie im nächsten Sommer Bill heiraten und die Familie besser kennenlernen wollte.
Niemand konnte sie ausstehen, ausser den Jungs, die natürlich sofort ihrem Veela-Charme verfallen waren. Hermine regte sich besonders auf, da Ron sie stets in Schutz nahm, wenn Ginny sie „Schleim“ nannte. Auch Harry war angereist und in der zweiten Ferienwoche erhielten sie ihre ZAG Ergebnisse. Hermine war so aufgeregt, dass sie alle anderen mit ihrer Nervosität ansteckte. Doch weder sie, noch Cara brauchten sich Sorgen über ihre Ergebnisse zu machen. Sie war zwar nicht so gut wie ihre Freundin, doch Cara erreichte acht ZAG’s und sie hatte ihr sogar trotz des Debakels in der Schriftlichen Prüfung Zaubertrankkunde ein „Erwartungen übertroffen“ erhalten. Nur in Wahrsagen war sie durchgefallen, genauso wie Ron und Harry. Sie stimmten überein, dass dies das allerschlimmste Fach überhaupt gewesen war. Zudem hatte Cara sogar vier „Ohnegleichen“ geschafft, was sie nicht erwartet hatte. Zur Feier des Tages und ihren guten Ergebnissen bereitete Molly ein besonders gutes Abendessen zu und auch beim Nachtisch übertraf sie sich beinahe selbst.
Cara vermisste Draco, das musste sie sich eingestehen. Es war schwer nicht an ihn zu denken, an das, was zwischen ihnen vorgefallen war und was sie im Ministerium mit seinem Vater durchgemacht hatte. Es verfolgte sie bis in ihre Träume, doch darin stand sie stets Draco gegenüber, der eigentlich ihr Feind war, den sie aber liebte und von dem sie schlussendlich an Voldemort übergeben wurde, der sie tötete – worauf sie schweissgebadet erwachte. Dann war sie stets überzeugt davon, dass es die Richtige Entscheidung gewesen war, ihn zu verlassen. Doch die Berichte in den Zeitungen sprachen davon, dass alle Todesser, die an diesem Abend im Ministerium gewesen waren, jetzt in Azkaban sassen. Dann überkam sie ein schlechtes Gewissen und sie hoffte, dass Draco nicht allzu sehr darunter litt, dass sein Vater im Gefängnis sass.
Sie vermisste auch Fred. Jeden Abend lag sie in seinem Bett, starrte an die Decke und fragte sich, was er wohl gerade machte. In einer düsteren Vollmondnacht lag sie zwei Stunden wach, ehe sie aufstand, um nachzusehen, ob Ginny oder Hermine noch wach waren. In der Dunkelheit stiess sie jedoch den Wecker herunter, der davonhüpfte und sich unter dem Bett verkroch. Also macht sie Licht und suchten nach ihm. Aber es geriet ihr etwas anderes in die Hände, als sie unter das Bett griff. Es war eine weitere Schachtel, die zurückgeblieben war. Sie war klein und liess sich gut hervorziehen. Staub lag nur wenig auf dem Deckel und sie konnte Fingerabdrücke erkennen. Fred oder George mussten sie vor ihrem Auszug noch geöffnet haben. Cara zögerte nicht sie zu öffnen, doch das hätte sie lieber bleiben lassen. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Fotos sah. Auf jedem einzelnen lachte sie sich selbst entgegen, winkte oder warf eine Kusshand über die Schulter. Sie kramte darin herum und fand auch Bilder von ihr und Fred. Zuunterst lagen Briefe, die alle von ihr unterzeichnet waren. Sprachlos sass sie vor den ausgebreiteten Fotos, Pergamenten und Erinnerungen. Zweifellos gehörte die Kiste Fred. Ihr Herz schlug höher. Er hatte so viele Fotos von ihr, hatte jeden einzelnen Brief von ihr aufgehoben. Doch er hatte sie zurückgelassen. Cara liess die Schultern hängen. Er hatte tatsächlich mit ihr abgeschlossen. Eine Träne rann über ihre Wange. Sie hatte sich geschworen, dass sie sich nicht mehr verlieben wollte. Doch einmal mehr wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
Der Besuch der Zwillinge fiel sehr kurz aus. An einem schönen Sonntagnachmittag hatten sie sich von ihrer Arbeit losgerissen und waren zu Tee und Kuchen gekommen. Als Molly einen Tag zuvor erzählte, sie würden spontan vorbeikommen, wurde Cara nervös. Andererseits freue sie sich riesig und war unheimlich aufgeregt. Ginny bemerkte natürlich ihren Stimmungswandel und so musste Cara ihr erzählen, was sie beschäftigte. Sie erzählte auch von der Schachtel mit den Erinnerungen an sie, die Fred unter dem Bett versteckt hatte. Wie immer riet ihr die Rothaarige, sich zu entspannen und abzuwarten. Schliesslich gab es nichts zu verlieren. Er hatte die Schachtel zurückgelassen, nicht vernichtet. Und sie war solo, Fred bestimmt noch immer in sie verliebt, also was konnte da noch schief gehen? Aber es war ausgerechnet Fred, der ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Er ignorierte Cara vollkommen. Schon bei der Begrüssung warf er nur einen knappen Blick auf sie und wandte sich wieder ab, keine Umarmung, kein Händedruck, kein Hallo. Enttäuscht starrte sie ihn an und wurde sogleich von George in die Arme geschlossen. Er verlor kein Wort über das seltsame Verhalten seines Zwillingsbruders. Auch später sprach Fred kein Wort mit ihr. Obwohl er ihr gegenüber sass, die Sahne direkt vor Caras Nase stand, die sie ihm ohne weiteres hätte reichen können, zog er es vor, Ron danach zu fragen. Sie rümpfte die Nase. Sie wusste nicht, was in ihn gefahren war, aber es verdarb ihr die Laune voll und ganz. Ginny hatte versucht die beiden in ein Gespräch zu verwickeln, was die Sache nur noch schlimmer machte.
„Vermisst ihr Hogwarts denn nicht? Denkt nur an all die Neuigkeiten, die ihr alle verpasst!“
„So, was gibt’s denn Neues?“, fragte Fred, während er sich einen grossen Löffel Pudding auftat.
„Hmm, mal sehen“, sagte Ginny und tat so, als müsste sie überlegen.
„Also; Umbridge hat einen Dachschaden davongetragen, wir kriegen einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, der Slughorn heisst, Slytherin hat den Hauspokal gewonnen, Cara hat mit Draco Schluss gemacht, Hagrid und Trelawney dürfen wieder unterrichten …“
Fred blickte von seinem Teller auf und sah Cara an, die sich gerade verschluckt hatte und hustete.
„Ach ja?“, fragte er und hob eine Augenbraue. Als sie sich erholt hatte, sah sie ebenfalls auf und ihre Blicke trafen sich. Dann bemerkte er, dass er sich in ihren Augen verlor und wandte sich schnell ab. „Slughorn also … hab schon viel von ihm gehört, er soll ziemlich gut sein.“
„Jaah, Harry meinte, er wäre ein komischer Kauz, verwandelt sich in Sessel und so weiter …“, versuchte Ginny die drückende Stimmung wieder aufzuheitern. Sie erreichte jedoch nicht, was sie beabsichtigt hatte und so liess sie es bleiben.
Die Verabschiedung verlief genau gleich wie die Begrüssung. Fred ging einfach ihr vorbei und umarmte an ihrer Stelle Hermine. Cara würde verdammt sauer und hätte Fred am liebsten zur Rede gestellt, aber sie unterliess es, vor der ganze Familie Weasley eine Szene zu machen. Nachdem die Jungs im Kamin verschwunden waren, verzog sie schnell nach oben. Sie wollte alleine sein, damit sie sich in Ruhe über ihn aufregen konnte.
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