von Mabji
Kapitel 15 - Aufgeben kann man, wenn man verloren hat
Im nachhinein hätte ich wirklich nicht mehr sagen können, was mich zu dieser völlig hirnlosen, ersten Reaktion getrieben hat!
Als ob Severus einfach aufwachen und sagen würde: âNa gut, wenn du mich so nett bittest, sterbe ich natürlich nicht!â
Totale Grütze!
Kaum hatte ich realisiert, wie dämlich ich mich gerade benahm, da kam ordentlich Bewegung in meinen Körper. Ich leerte seine wassergefüllten Lungen mit einem Schwung des Zauberstabs, mit einem zweiten schickte ich meinen Patronus zur Krankenschwester und rief um Hilfe.
Dann begann ich mein angelerntes Wissen endlich zu nutzen und begann mit einer professionellen Wiederbelebung. Es war schweißtreibend, immer im richtigen Rhythmus auf seine inzwischen nackte Brust zu drücken, weshalb ich jedes Mal zwei Atemzüge brauchte um seine Lungen komplett mit Luft füllen zu können.
Schon nach kurzer Zeit hörte ich krach und keine Minute später polterten Pomfrey und McGonagall in mein Bad, keuchten beide entsetzt und fuhren sich mit der Hand an die Brust.
Die Medihexe schwang ihren Stab, murmelte ein paar Beschwörrungen, während ich mich weiter abrackerte, um Severus Kreislauf wieder in Gang setzten zu können, doch als ich sah, wie die Frau ihren Stab sinken ließ und an die Schulleiterin gewandt den Kopf schüttelte, da verlor ich die Geduld.
âWENN SIE GAR NICHT ERST VERSUCHEN IHN ZU RETTEN; DANN HABEN SIE HIER NICHTS VERLOREN!â, brüllte ich ohne Vorwarnung los und Tränen rannen mir in Sturzbächen über die Wangen. âRAUS!â
âMandy, es hat keinen Sinn mehr!â
âICH WILL DAS NICHT HÖREN! RAUS! ICH MACHE DAS ALLEINE!â, schrie ich nun die Schulleiterin an, die einfach nur traurig den Kopf schüttelte und dann wieder ging.
Es war mir vollkommen gleichgültig, was diese Frauen sagten!
Noch spürte ich die Anwesenheit des Sensenmanns, was nur bedeuten konnte, dass Severus noch irgendwie gerettet werden konnte und noch hatte ich keinen Schmerz auf dem Rücken verspürt, wie Dalibor ihn mir beschrieben hatte.
Endergebnis: es war noch nicht alles verloren!
Ich öffnete die Phiole um meinen Hals, träufelte einen Tropfen davon auf seine Kopfverletzung und schüttete ihm den Rest dann in den Mund. Mit einem Zauber brachte ich den Körper zum schlucken und zog mir dann mit einem Ruck den Pulli über den Kopf.
Ich legte meine Arme auf seine nackten und achtete darauf, dass unsere Pulsschlagadern sich berührten.
Mit einem kleinen Zauber, waren unsere Körper durch die Arme verbunden und mein Herzschlag beschleunigte sich wahnsinnig. Kein Wunder, immerhin musste mein Herz jetzt das Blut für unsere beiden Körper bewegen! Aus dem selben Grunde wurde auch das Atmen für mich schwieriger.
Dieser Zauber war eigentlich für etwas ganz anderes erfunden worden. Nämlich für den Fall, dass zwei Menschen irgendwo bei Eiseskälte in der Wildnis gefangen waren! Damit sie überleben konnten. Aber so funktionierte es auch!
Und dann entschied ich mich dazu den letzten Schritt zu tun, welcher eigentlich schon lange verboten worden war.
Da unsere Körper nun über den Blutkreislauf verbunden waren, galten sie als ein Körper.
Eine komplexe Beschwörungsformel murmelnd übertrug ich alle Schäden, die er erlitten hatte, sei es durch den Sturz oder das Ertrinken, auf mich selbst und schloss sie in meiner linken Hand ein.
Heftige Schmerzen durchzuckten meinen Arm und trieben mir noch mehr Tränen in die Augen, Schweiß trat mir auf die Stirn.
Dann konnte ich dabei zusehen, wie sich mein kleiner Finger langsam erst grün, dann blau und schließlich schwarz verfärbte und abstarb. Das selbe Schauspiel folgte bei dem Ringfinger daneben und auch bei der Fingerkuppe des Mittelfingers.
Ich wusste genau, dass ich diese Finger verlieren würde. Kein Zauber könnte sie noch retten.
Genau deswegen war diese Art von Magie verboten worden, weil es an Selbstverstümmelung grenzte. Aber für Severus nahm ich gerne den Verlust von ein paar Fingern hin und selbst die Schmerzen, die damit einher gingen.
Also keine weitere Veränderung mehr folgte sah ich auf.
Hechelnd blickte ich in sein Gesicht und wartete darauf, dass sein Herz und seine Lungen endlich ihre Arbeit wieder aufnehmen würden. Mir wurde schwindelig und ich konnte Sternen vor meinen Augen tanzen sehen.
Inzwischen furchtbar erschöpft, ließ ich meinen Kopf auf seine wunderschöne, nackte Brust sinken. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, wenn ich ihn verlieren würde!
âJetzt komm schon, Severus! Ich hab mich gerade erst in dich verliebt! Wenn du jetzt stirbst, dann werde ich dir folgen und dich in den Wahnsinn treiben!â, keuchte ich, während mir langsam schwarz vor augen wurde.
Ich konnte nichts dagegen tun, mein Kreislauf war einfach überarbeitet und so sackte ich endgültig auf meinem Lehrer zusammen, kraftlos und hilflos.
Erschrocken zuckte ich wieder hoch und sah mich hektisch um. Ich konnte nicht lang weg gewesen sein, es hatte sich rein gar nicht verändert, Severus war noch immer nass und ich auch.
Doch dann viel mir doch eine Veränderung auf!
Mein Herz schlug wieder in normaler Geschwindigkeit und auch meine Atmung ging ruhig und regelmäßig, obwohl Severus und mein Körper noch verbunden waren.
Mit großen Augen starrte ich auf seine Brust und fing direkt wieder an zu weinen, als ich sah, wie sich diese sachte anhob um frischer Luft in den Lungen platz zu machen, aber dieses Mal weinte ich vor Freude.
Lachend sackte ich wieder auf seine Brust und lauschte dem beruhigend, starkem Herzschlag, der dort zu hören war.
Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas schöneres gehört!
Langsam und vorsichtig löste ich unsere Arme voneinander, allerdings ohne mein Ohr von seiner Brust zu nehmen, aus Angst, sein Herz könnte gleich wieder aufhören zu schlagen.
Mehrere Minuten lag ich auf seiner Brust, mit geschlossenen Augen und Lächeln auf den Lippen, bis ich mir sicher seien konnte, dass er stark genug für einen kurzen Transport war.
Schon lag er auf einer Trage und schwebte neben mir her in den Krankenflügel, während ich seine Hand fest in meiner Gesunden hielt.
Ich war noch nicht ganz angekommen, da spürte ich das schon bekannte eisige Kribbeln.
Ich blieb stehen und sah verdutzt dabei zu, wie auf meinem linken Arm Schnitte entstanden. Ich spürte allerdings keinen Schmerz, sondern nur, wie das warme Blut über meine Haut floss.
Genau wie beim letzten Mal, als mir der Sensenmann eine Nachricht hinterlassen hatte.
Schließlich stand auf meinem Arm: âSiegerin. Du bist aus dem Spiel entlassen!â
Ein breites Grinsen trat mir aufs Gesicht als sich die Präsens des Todes endlich auflöste. Das war der endgültige Beweis dafür, dass ich es geschafft haben musste!
Als ich mit Severus den Krankenflügel betrat, kamen Pomfrey und McGonagall mit großen Augen auf mich zu. Chaos entstand und völlig fassungslos verlangten sie laut nach Erklärungen für dieses Wunder, wie sie es nannten, doch ich wollte nicht groß erklären.
Ich sagte nur kurz was zu Phönixtränen und zeigte der Krankenschwester meine toten Finger, das sollte reichen, damit sie verstand. Das tat sie auch.
Ich verfrachtete Severus in ein Bett, vergrößerte es ein bisschen und legte mich dann absolut erledig neben ihn.
Meine Energie reichte gerade noch, um mich vernünftig bei ihm anzukuscheln und dann war ich auch schon weg.
Sollte sich die Krankenschwester doch um meinen Arm und die Hand kümmern, während ich Severus Wärme genoss und mich auskurierte!
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