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Fanfiction

[Ãœberarbeitung] Not every Bird likes to whistle - [NEU] In Noctem [NEU]

von Julia*Jay*Brown

Hallo,
Nicht viel zu sagen außer, dass ich hoffe, es gefällt euch!
Viel Spaß beim neuen Kapitel,
Jay

~*~*~

Es dauerte nicht einmal zehn Minuten da hatte Faye sich schon wieder gefangen und war bereit, Narzissa zu konfrontieren.
Diese Tatsache machte Draco, wenn möglich, sogar noch sprachloser.
„Wir haben keine Zeit zu vertrödeln“ warf sie ihm schlicht an den Kopf, als er sie fragend und mit schief gelegtem Kopf ansah. Faye hätte angesichts dieser Haltung fast angefangen zu lachen, hielt sich jedoch gerade noch zurück.
Mit einem letzten Blick durch das nun noch chaotischere Zimmer von Regulus Arcturus Black schlossen die beiden die prächtige Tür hinter sich.
„Sollen wir uns noch das von Sirius anschauen?“ fragte Draco, obwohl er sich schon entschieden hatte. Faye schüttelte den Kopf und die Tür des Paten blieb vorerst unberührt. Während sie die Treppen hinunter stiegen, doch ehe sie den Salon betreten konnten, kam Narzissa ihnen schon auf dem Treppenabsatz entgegen. Freudestrahlend hielt sie ein angelaufenes Silbertablet mit vier dampfenden Tassen Tee, einer feinen Porzellankanne und einem Teller in Händen.
„Etwas zu trinken habe ich uns immerhin schon einmal organisiert. Was das mit dem Essen angeht- nun, Verwandlung war noch nie so meine Stärke.“
„Ganz abgesehen davon, dass du nicht kochen kannst“ warf Draco mit hochgezogener Augenbraue ein, hielt jedoch seiner Mutter mit einer kleinen Verbeugung die Tür auf.
„Was habt hier bei eurer Tour entdeckt?“ fragte Ollivander kaum, dass die Teenager durch die Tür getreten waren. Er hatte sich in eine löchrige, wenn auch flauschige, Decke gewickelt und sporadisch den Kamin entzündet. Flackernde Schatten tanzten an den fleckigen Wänden umher und verliehen dem Salon etwas Behagliches und zugleich Unheimliches.
„Es ist etwas…merkwürdig und wir verstehen es selbst nicht so wirklich.“
„Eine dezente Untertreibung“
„Halt den Mund, Draco, und lass mich ausreden.“
„Schon gut, schon gut. Fahre bitte fort.“
Faye verdrehte die Augen, ebenso wie Narzissa, doch Ollivander lächelte nur über den Rand seiner Tasse hinweg: „Wir waren in dem alten Zimmer von Regulus und als wir dort ein wenig herumgestöbert haben, haben wir Runensiegel gefunden und diese alte Spieldose mit dem Familienring der Blacks darin.“
Faye überreichte die Gegenstände einer Narzissa, die fassungslos den Ring zwischen ihren Fingern anstarrte.
„Das glaub ich einfach nicht“ flüsterte sie und ließ sich auf das Sofa sinken, „Nach all diesen Jahren… Kein Wunder, dass niemand je etwas von ihm gehört hat.“ Narzissa blickte auf: „Was für Siegel waren das?“
„Sie waren gedacht, einen Gegenstand zu Kopieren und seine Eigenschaften auf einen ähnlichen zu übertragen?“ erklärte Draco unsicher, immer wieder zu Faye sehend.
„Kurzum Imitationssiegel.“
„Ahja, genau. Außerdem haben wir eine Nachricht auf der Rückseite eines Notenpapier gefunden.“
Ollivander nahm das Papier entgegen als Narzissa keine Anstalten machte, sich zu bewegen. Stattdessen drehte sie noch immer den Siegelring. Unterdessen las der Zauberstabmacher die Notiz laut vor, was die Hexe endlich aus ihrer Starre zu lösen schien.
„Was ist ein Horkrux?“ fragte Faye nach mehreren Momenten der Stille in den Raum hinein und es war Narzissa, die antwortete: „Schwarzmagische Objekte, sehr gefährlich.“
Sie erhob sich in einer fließenden Bewegung und begann, auf und ab zu laufen- nachdenkend- ehe sie vor einem der Bücherregale anhielt und ein altes Buch mit steifem Einband daraus hervorzog. Faye hätte fast damit gerechnet, dass sich nun ein Geheimgang öffnete, doch nichts dergleichen geschah.
„Es ist schon lange her, dass ich mich damit beschäftigt habe und ich hätte auch nie gedacht, dass es mir jemals wieder über den Weg laufen würde. Wenn ich mich richtig erinnere, ist ein Horkrux ein Gegenstand, in dem man einen Teil seiner Selbst einschließen kann.“
„Wie einen Finger?“
„Nein- eher etwas Spirituelles, seinen Geist glaube ich“ Narzissa blätterte die dicken Buchseiten sorgfältig um, fuhr über jede Seite einzeln auf der Suche nach Hinweisen.
„Irgendwo hier…da ist es. Durch Mord kann man einen Teil seiner Seele abspalten und diesen mittels verschiedener Rituale in den erwählten Gegenstand bewahren. Somit erlangt man Unsterblichkeit.“
„Das ergibt Sinn. Deshalb konnte Voldemort zurückkehren: Er hat einen Horkrux erschaffen und Regulus hat das herausgefunden. Aber warum sollte ihn das von Voldemort abbringen?“ meine Draco, nachdenklich mit dem Saum seines Hemdes spielend.
„Vielleicht, weil es ihm die Grausamkeit vor Augen geführt hat?“
„So wie ich Regulus kannte, hätte nur etwas Außergewöhnliches seine Meinung geändert. Er hat viel Zeit darauf verschwendet, Informationen zu den verschiedensten Themen herauszufinden, um sich dann eine persönliche Haltung dazu überlegen zu können. Schwarze Magie stand hoch auf seiner Interessenliste und ich glaube, er hat Voldemort für den Ursprung alles Bösen gehalten, als mächtigsten Zauberer aller Zeiten. Voldemort ist äußerst charismatisch, furchtlos in Kämpfen und hat immer diese besondere Arroganz, die junge Menschen besonders beeindruckt. Bei Regulus hat das natürlich auch funktioniert, bis er wohl angefangen hat, tiefer zu graben. Er hatte oftmals Glück mit seinen Theorien zu Magie und war darauf versessen, alles zu wissen, was er wissen konnte. Diese Bücher hier waren seine Leidenschaft und er hat sie alle auswendig gekannt.“
„Woher weißt du das alles?“ fragte Faye.
„Wir waren beide die Jüngsten in unserer Familie, also haben wir oft miteinander Zeit verbracht. Vor allem nachdem Sirius immer weniger im Grimmauldplatz war- ich war so etwas wie Regulus‘ Vertraute. Er hat mir alles erzählt und ich ihm. Er war ein ausgezeichneter Freund mit einem guten Herz, ließ sich von Gewalt leicht abschrecken. Sirius blieb über Jahre hinweg sein Vorbild, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Deshalb hat Regulus vermutlich erst an Voldemort gezweifelt: Er hat endlich verstanden, was seinen Bruder aus der Familie gescheucht hat. Im Grunde, egal wie sehr er es auch leugnen würde, war Regulus noch immer ein Kind. Ein sehr einsames, verängstigtes Kind.“
„Voldemort konnte ihn nicht mehr beschützen“ nickte Draco, als würde er aus eigener Erfahrung sprechen, „Aber Mutter, dann musst du auch die Spieldose kennen, oder?“
Narzissa nickte, richtete ihren Zauberstab darauf und das zuvor lockere Pergamentband rollte sich fest zusammen und schwebte nun in der Mitte des Holzkästchens.
„Er hat es zu seinem elften Geburtstag geschenkt bekommen. Ironischerweise von Sirius und mir gemeinsam. Wie wir das gemacht haben, weiß ich selbst nicht mehr.“
Eine langsame, schöne Melodie erfüllte den Raum. Leicht und zugleich schwermütig klangen die Noten nacheinander an, fließend. Doch das Vergnügen hielt nicht lange an, denn Narzissa klappte den Deckel zu und strich sich dann mit dem Handrücken über die Augen.
„Sirius hat in seiner Jugend den verpflichtenden Klavierunterricht bekommen und mir anschließend dieses Stück beigebracht, als wir an Weihnachten alle alleine hier waren. Regulus hat es geliebt, weshalb wir auf die Idee kamen.“
„Dann sind das hier vermutlich die zugehörigen Noten“ stellte Ollivander leise fest und Narzissa nahm das Pergament in die Hände, warf einen kurzen Blick auf die Noten und sank dann gegen die Wand.
„Mum…“ begann Draco, doch die viel zu rasch gealterte Frau wank nur ab, ehe sie weiter erzählte: „Es passt alles zu gut zusammen. All die Jahre, die Jahrzehnte, habe ich immer noch gehofft, er würde eines Tages einfach…einfach zurückkehren. Die Vorstellung, die Hoffnung eines naiven kleinen Mädchens. Ich habe gebetet, die alten Zeiten mögen doch zurückkehren- als alles noch so viel leichter war. Nur Kinder…“ flüsterte sie, „Doch es ist nun meine Aufgabe, meine Pflicht dafür zu sorgen, dass anderen Kindern nicht das Gleiche wiederfährt.“
„Wir sind keine Kinder mehr“ widersprach Draco.
„Oh, Draco“ seufzte Narzissa, „Nur weil du vor dem Gesetz volljährig bist, bedeutet das noch bei weitem nicht, dass du erwachsen bist. Es gibt so vieles, was du noch nicht verstehst und weißt. Ihr alle, die jungen Menschen, von denen wir hofften, sie würden niemals wieder einem Übel wie Voldemort gegenüberstehen müssen. Wir hofften damals alle, dass euch unser Schicksal erspart bleibt“ Tränen rannen ihr über das blasse, schöne Gesicht, „Folter, Verrat und Tod- nicht nur von euch, sondern der eurer Freunde. Ihr kämpft in einem Krieg, der nie hätte ausbrechen dürfen und doch hoffen wir darauf, dass jemand im Alter unserer eigenen Kinder die alles entscheidende Schlacht am Ende der Zeit für uns gewinnt. Wir sollten euch beschützen, doch wie Kinder wollt ihr euch Nichts vorschreiben lassen…“
„Weil wir unsere Eltern beschützen wollen“ meinte Faye, den Blick zu Boden gerichtet, „Weil wir nicht wollen, dass irgendjemandem etwas passiert.“
„Uns Alten“ fügte Ollivander hinzu, „Wird am Ende nur Eines bleiben: die Trauer, da wir nicht in die Schlacht ziehen können.“
Unvermittelt begann Narzissa etwas zu zitieren, offensichtlich den Text des befleckten Pergaments vor ihr:
„Ferte in noctem animam meam
Illustrent stellae viam meam
Aspectu illo glorior
Dum capit nox diem

Cantate vitae canticum
Sine dolore actae
Dicite eis quos amabam
Me nunquam obliturum.”

„Es ist ein…Abschiedsgesang, der oft bei Beerdigungen von einem Chor aus Geistern gesungen wird. Er ist hoch angesehenen Mitgliedern der Gesellschaft vorbehalten, überliefert von der Zeit, als Zauberer sich als Gruppen zusammenfanden“ erläuterte Ollivander erstaunt, „Die Zeilen sind mit Magie verwebt, weshalb sie, wenn sie von denen, die tot sind, gesungen werden, ein Ruhen in Frieden garantieren. Er ist auch ein Requiem für Kinder. Es ist euch möglicherweise nicht klar, aber Hogwarts ist eine wichtige Komponente. Eine Zeit lang, als Hexen und Zauberer sich vor Muggeln noch verstecken mussten, galt das Schloss als einzige sichere Zuflucht- deshalb ist diese Größe überhaupt erst erreicht worden. Einerseits war es ein Wohnort für die Gründer, Lehrer und Schüler und wurde alsbald zur Herberge für obdachlose, verfolgte und geächtete Magier der gesamten britischen Inselgruppe. Es gibt ein paar abgeriegelte Räume, die an diese Zeit erinnern ebenso wie der alte Friedhof unter dem Schloss. Diejenigen Schulleiter, die es wünschten, wurden dort beigesetzt- von ihrem Nachfolger.“
„Was bedeuten die Verse?“ fragte Faye, ließ sich auf einem alten Sessel nieder und versuchte, die Informationen miteinander zu verknüpft. Hatte Regulus von dieser Tradition Wind bekommen, oder handelte es sich um einen Zufall?
„Trage meine Seele hinein in die Nacht
Sterne über meinen Weg halten Wacht.
Ihren Anblick bejubele ich
Während die Nacht den Tag einfängt.

Singt das Lied eines Lebens
Gelebt ohne Schmerzen.
Erzählt denen, die ich liebe,
Niemals werde ich vergessen.

Er erscheint mir äußerst passend und nach allem, was ich über Regulus gehört habe, würde es mich nicht wundern, wenn er sowohl die Bedeutung als auch die Funktion von ‚In Noctem‘ kannte. Man könnte fast meinen, es wäre sein eigenes Werk.“
„Das ist typisch für ihn- er hatte ein Gespür, wie ich bereits gesagt habe.“

Der Rest des Tages verging damit, dass Narzissa die geborgenen Pergamente genauestens studierte und Faye fühlte sich daran erinnert, wie sie über ihre kindlichen Hoffnungen gesprochen hatte. Ein Teil der Malfoy wartete noch immer, da war sie sich sicher, auf einen Hinweis, was damals passiert war und ob ihr Cousin doch entkommen war.
„Wir sollten hier nicht zu lange vertrödeln. Dieses Haus…es schlägt sich extrem auf unsere Gemüter nieder“ stellte Draco grummelig fest, als er am nächsten Morgen die kaum angerührte Tasse Tee auf dem Kaminsims deponierte. Dann blickte er Faye direkt an, die verzweifelt versuchte, nicht an Essen zu denken: „Lass uns diese Schutzzauber üben und dann in den Tentsmuir Forest verschwinden. Von dort können wir den Orden dann auch informieren, ohne Verdacht zu erregen.“
Faye nickte zustimmend und auch Ollivander erhob sich, um sich durch Meditation auf die Kraftanstrengung vorzubereiten. Narzissa hatte sich direkt nach dem Aufstehen daran gemacht, sämtliche Bibliotheksbücher neu zu sortieren. Als Black war sie mühelos durch die diversen Schutzzauber gedrungen, die dem Orden vor zwei Jahren so viele Probleme bereitet hatten.
„Jeder von uns lernt vier Stück bis zur Perfektion, ich beschäftige mich danach mit Mitteln aus der Arithmantik, du mit zusätzlichen Schutzsiegeln. Weißt du, wie solche Sachen funktionieren?“
„Wir musste Ende letzten Jahres ein Essay darüber schreiben, ich habe ein O bekommen- mit Belobigung des Professors. Hermine hat mir eines ihrer Bücher geliehen, was äußerst hilfreich war. Ich vermute, sie wird auch Siegel verwenden, um sich vor den Todessern zu verbergen. Haben wir eine Liste möglicher Zauber?“ erwiderte Faye nachdenklich und als Draco den Kopf schüttelte, beschwor sie ein Blatt Pergament und eine Feder mit dem Zauberstab hervor, den Draco von Snape überreicht bekommen hatte. Danach öffneten die Zauberer die von Narzissa zu ihnen gebrachten Bücher und allmählich sammelte sich eine doch deutlich längere Aufzählung von defensiven Zaubern, Schilden und Flüchen an.
„Welche davon brauchen wir unbedingt?“ murmelte Faye, doch Draco antwortete trotzdem: „Meiner Meinung nach: Adversarius irruptionis, als Grundlage gegen alle eventuellen Eindringlinge. Er lag und liegt auf den Mauern von Hogwarts- ist also recht kompliziert, aber effektiv, Fianto duri sollte den Effekt verstärken, genauso wie Repello inimicum. Cave inimicum; Imperturbata für die Tür; Muffliato; alle vier Protego- Zauber; Repello muggletum…“
„Das dürfte reichen- das plus die Siegel und diese Arithmantik sollte uns genügend beschützen. Wie soll letzteres überhaupt funktionieren, also was genau ist das?“
„Arithmantik ist im Grunde Zahlenmagie- es gibt verschiedene Möglichkeiten, mittels simpler Schreibweisen, Verschlüsselungen und Zahlen die Effekte von Zaubern zu verstärken und Gegenstände mit recht gemeinen Flüchen zu belegen. Die meisten Wappen der alten Zaubererfamilien basieren auf Arithmantik.“
„Können wir wohl deine Effekte in meine Runen einarbeiten? Dürfte möglich sein…“
„Das machen wir gleich. Welche Zauber willst du übernehmen oder kennst du schon welche?“
„Muffliato beherrschen wir vermutlich beide, mein Protego Maxima und Protego Totalum sind recht effektiv. Cave inimicum habe ich nur theoretisch behandelt…“
„Mit Muffliato hast du Recht. Dann solltest du die anderen beiden Protegos noch lernen, Cave inimicum auch und Repello inimicum. Jetzt wo ich darüber nachdenke, sollten wir beide vermutliche auch Repello muggletum üben, nur zur Sicherheit. Das ist nämlich etwas, was wir nicht anderweitig einarbeiten können, deshalb sind mehrere Zauber der Sorte besser als nur einer.“
„Gut- bleiben für dich noch die restlichen…drei Zauber. Du bist vermutlich schneller fertig und kannst dir ansehen, wie wir mehrere Verkettungen zustandebringen können.“
„Was ist mit dem Fidelius?“
„Wir bräuchten einen Geheimniswahrer, den wir nicht haben. Außerdem weiß keiner so wirklich, wie er funktioniert.“
„Stimmt. Also: Ran an die Arbeit.“

Faye war für diesen Moment äußerst glücklich. Die Arbeit lenkte sie von ihrem ständigen Hungergefühl ab und sich in alten Wälzern zu verkriechen erinnerte sie an die Tage in der Bibliothek von Hogwarts oder dem Gemeinschaftsraum. Die Basis der meisten Zauber waren sich recht ähnlich und sobald sie die Theorie hinter ihnen verstanden hatte, war das Beschwören selbst kein Problem mehr, auch wenn sie sich mit voller Konzentration dieser Sache widmen musste. Selbst als Ravenclaw erwies sich manches als echte Herausforderung, doch Faye ließ sich nicht davon abbringen. Leben und Tod hingen von ihrer Fähigkeit ab, diese Schildzauber mit Brillanz zu beherrschen. Versagen stand gar nicht erst zur Debatte. Stundenlang wiederholte die Birdfly Handbewegungen, übte die korrekte Aussprache, wirkte die Zauber, bis sie mit ihren Endergebnissen zufrieden war. Auch Draco gab ihr ein Zeichen, das die Zauber ausgezeichnet funktionierten, doch Faye verbesserte sie trotzdem noch, nur um sicher zu gehen. Draco erwies sich ebenfalls als fixer Lerner und begabter Magier und es dauerte nicht lange, bis sie beide erneut zusammenkamen und die nächste Etappe ausdiskutierten.
Ollivander gesellte sich zu ihnen, interessiert und erpicht auf die neuen Entdeckungen, die die beiden Schüler miteinander und mit ihm teilen würden. Sein unschätzbares Wissen über alte und traditionelle Magie würde sich zudem als mehr als hilfreich erweisen, da war Faye sich sicher.
„Das hier wäre eine mögliche Skizze für die Verstärkung der Protego-Gruppe. Zuerst habe ich das Wort mit altgriechischen Buchstaben geschrieben, dann mit zwei Codes nacheinander verschlüsselt und anschließend in Zahlen umgewandelt. Zum Schluss noch eine Anordnung als sieben und schon haben wir ein Symbol, dass sich so an jedem beliebigen Ort innerhalb unseres Schutzkreises platzieren lässt. Mehrere davon lagern sich übereinander und verstärken den Effekt. Es ist Protego spezifisch, aber da niemand herausfinden wird, wofür die Zahlen stehen, kann keiner die Magie durchbrechen.“
„Und das funktioniert einfach so, dass du ein Wort übersetzt, codierst und als sieben schreibst?“
„So einfach ist es nicht- man muss die Zauber dafür beherrschen, ich schreibe das ja nicht einfach irgendwo auf. Außerdem steht jede einzelne Zahl und Ziffer in der Arithmantik für eine bestimmte Zielrichtung. Es ist eine eigene Sprache, je nachdem welches System an Codes verwendet, muss man unterschiedliche Anordnungen am Ende bedenken, sonst hat man ein unerwünschtes Ergebnis.“
„Okay“ überlegte Faye und zog das Pergament zu sich herüber, mit ihrer Feder drei verschiedene Runen neben Dracos Skizze zeichnend: „Das hier ist der Buchstabe ‚P‘ einmal im angelsächsischen, nordischen und markomannischen Runensystem. Diese drei kann ich sozusagen fließend schreiben- Lesen ist nochmal etwas anderes. Wir versuchen hier verschiedene Ansätze aus ganz Europa miteinander zu vereinen, da müssen wir vorsichtig sein. Ein Protego- Runensiegel aus dem Angelsächsischen würde so aussehen“
Faye hob den Zauberstab und begann mit einer kreisenden Bewegung über dem genannten P, das immer kleiner wurde und zu dem immer mehr Buchstaben dazukamen. Das kleine Wortband wurde immer kleiner und drehte sich zu einer Spirale zusammen, die mit einem Ruck von Fayes Zauberstab unvermittelt die ursprüngliche Form der P- Rune einnahm. Um diese herum hatte sich das Band zu einer geschlängelten Ellipse verschnörkelt, doppelt und hochkomplex. Das Siegel war stärker als das aus Regulus Zimmer, da es für einen bestimmten Radius angedacht war und einen großen Raum ausfüllen musste. Faye bedeutete den Männern, aufzustehen, richtete die Spitze ihres Stabes auf das Zentrum des Siegels aus und sagte „Protego“. Der hellblaue Zauber schlug ein und eine Kuppel bildete sich über die Dreiergruppe, sichtbar für den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie scheinbar zu verschwinden schien. Narzissa blickte von ihrer Recherche auf, zog ihren eigenen Zauberstab und schickte einen Fluch mittelschweren Ausmaßes los. Er traf auf die Kuppel auf und verlief sich, ohne Schaden anzurichten. Faye hob den Zauber auf.
„Ausgezeichnet. Es wird nie jemand bemerken, dass wir da sind und wenn doch, werden sie nicht sonderlich weit kommen. Die Arithmantik- Anordnungen werden nur die Zauber unendlich lange speisen- keine glorreichen Effekte hier.“
„Dumbledore wäre stolz auf sie beide. Sie haben es geschafft, dass ich mich in unserem neuen Zuhause wohler und sicherer fühlen würde, als in Hogwarts. Und das ist eine Errungenschaft, die ihresgleichen sucht. Narzissa wird den Ort wohnlich machen und meine bescheidene Aufgabe ist es, ihn zu seiner korrekten Größe aufzublähen“ verkündete der Zauberstabmacher und eine Welle des Stolzes durchfuhr Faye. Dem Aussehen nach zu urteilen, ging es Draco nicht wirklich anders.
Zum ersten Mal seit sie ihren ersten Zauberspruch bei Professor Flitwick im Unterricht gesprochen hatte, fühlte Faye sich, als hätte sie wirklich etwas erreicht, als hätte sie sich weiterentwickelt von ihrer vorigen Stufe. All die Jahre des Lernens und Abrackerns hatten endlich eine nützliche Anwendung gefunden und es machte fast schon wieder Spaß, sich in unendlichen Verkettungen zu verlieren, in Hirngespinsten.
Ohne Leistungsdruck, nur mit Voldemort im Nacken.

„Gut, dann skizzieren wir die restlichen Runen und Siegel am besten auch noch. Das könnte uns im Wald einiges an Zeit ersparen.“
„Eine Sache noch“ warf Narzissa ein und trat zu der Gruppe, „Wie begabt wir als Magier auch sind, außer dem Aguamenti haben wir keinerlei Möglichkeit, Essen zu beschwören. Und wie Faye bereits angemerkt hat, haben wir auch kein festes Einkommen, um es irgendwo zu kaufen. Wie ernähren wir uns also da draußen?“
„Darüber habe ich während meiner Meditation nachgedacht“ erwiderte Ollivander und entfaltete seine knochigen, bleichen Finger um anschließend die Spitzen aneinander zu legen. Die Geste erinnerte ein wenig an Dumbledore: „Wir können uns als Selbstversorger gut absichern. Wir erschaffen uns ein Gewächshaus, einen kleinen Garten außerhalb. Darin können wir auch magische Kräuter und Pilze anpflanzen. Dazu brauchen wir natürlich auch bestimmte Klima-Zauber, aber die beherrsche ich recht gut.“
„Was ist mit Fleisch? Das können wir nicht so einfach beschaffen?“ warf Draco ein.
„Für solche Nöte sollten wir am ehesten einen Bauernhof aufsuchen, oder besser noch, darauf verzichten. Außer natürlich, sie sind ein Jäger, Draco.“
Der Malfoy- Erbe schüttelte den Kopf: „Diese Traditionen wurden vor hundert Jahren aufgegeben. Vater war zwar ein begeisterter Fischer, aber der Enthusiasmus wurde mir nicht wirklich vererbt.“
„Dann brauchen wir eine größere Auswahl an Getreide, Reis, Körnern und Kernen. Ein Extrahiergerät lässt sich mit Leichtigkeit beschwören- es wird uns alles von Mehl zu Öl zur Verfügung stellen“ erläuterte Ollivander, „Ich verwende ihn, um Polituren herzustellen, die auf das Holz des Stabes zugeschnitten sind.“
„Dann sollten wir alles in der Theorie erarbeitet haben, oder?“
„Falls nicht, können wir es immer noch implementieren, wenn es auffällt. Bleibt nur noch der Aufbruch. Meine Recherchen bezüglich Horkruxen sind fast abgeschlossen, allerdings wird uns das nur begrenzt weiterhelfen, da wir nicht wissen, wie viele Voldemort erschaffen hat. Oder, was sie sein könnten.“
„Potter weiß es mit Sicherheit, aber wir müssen uns auf etwas anderes konzentrieren, was in diesem Krieg helfen könnte“ erklärte Faye entschlossen, „Auf Gegenflüche zu schwarzmagischen Zaubern, auf Schildzauber und dergleichen. Zweifelsohne wird es alsbald zu einem offenen Krieg kommen, zu kleinen Gefechten. Wenn wir geschickt sind, schwächen wir die Todesser so gut wie möglich, dünnen ihre Ränge aus, indem wir sie für eine lange Zeit kampfunfähig machen.“
„Wir haben auch den Vorteil, dass wir Gebäude infiltrieren können, sobald wir die Grundlage für Vielsafttrank haben. Oder Verwandlung. So könnten wir ins Ministerium hineinkommen, Informationen beschaffen und verschwinden.“
Faye betrachtete Draco nickend: „Wo wir schon bei Verwandlung sind, sollten wir uns auch über die Wichtigkeit von solchen Zaubern klar werden- nicht nur, um uns selbst zu schützen, sondern um andere aus brenzligen Situationen zu bekommen. Wir haben zudem genug Zeit, um sowohl Animagi, als auch Patroni zu meistern.“
„Lustig“ schnappte Narzissa, warf die Hände in die Luft (eine Geste, die Faye sehr an Fleur erinnerte) und tappte erneut zu den Bücherregalen hinüber, „Das müsst ihr sagen, sonst stehen wir vollkommen ohne Wissen in einem Wald.“
„‘Tschuldigung. Ist mir gerade so eingefallen“ Faye massierte sich den Nacken und versuchte, nicht zu peinlich berührt auszusehen. Draco grinste nur.
„Das hier ist äußerst interessant“ sagte die Malfoy und trat zurück zu den anderen, ein Buch aufgeschlagen, aus dem jemand einige Seiten herausgerissen hatte. An verschiedenen Stellen auf anderen Seiten waren vereinzelt Sätze unterstrichen und etwas an den Rand daneben gekritzelt, „Diese Bücher sind ein Heiligtum und niemand, der noch ganz bei Sinnen ist, hätte die Seiten entfernt. Es kommt nur Sirius in Frage- nur er besaß eine solche Dreistigkeit.“
„Vielleicht hat er sie in seinem Zimmer versteckt, oder gar in Hogwarts. In der Hoffnung, dass es sowieso keinem auffallen würde. Aber es ist anzunehmen, dass diese Seiten das Wichtigste waren.“
„Eigentlich ist das nicht ganz korrekt. Die Mechanismen und Meditationsübungen sind alle noch erhalten. Diese Informationen finden sich auch in Büchern aus der Bibliothek in Hogwarts, da bin ich mir ziemlich sicher. Dieses Buch ist eine recht alte Ausgabe, verschiedene Zensuren wurden noch nicht vorgenommen. Und laut dem Inhaltsverzeichnis fehlt das Kapitel über Tierpsychologie- wie man sich authentisch als Tier verhält, um nicht aufzufallen.“
„Dann war es für ihn wichtig, aber für uns spielt das wohl kaum eine Rolle. Wenn es jemand von uns schaffen sollte, sich in einen Animagus zu verwandeln, ist die Authentizität die letzte Sorge“ Draco wirbelte seinen Zauberstab zwischen seinen Fingern umher, seine grauen Augen leuchteten mit gut verstecktem Enthusiasmus. Ihn juckte es genauso, endlich all die Dinge in die Tat umzusetzen, die sie so lange geübt hatten. Er wollte ebenso die Geheimnisse der Magie lüften. Sie hatten einige der weniger wertvollen Bücher mit einem Gemini verdoppelt und die Kopien in einen eigens dafür angelegten Koffer untergebracht, nur, um das gehortete Wissen für sich beanspruchen zu können.
Ollivander erhob sich vorsichtig von der Couch, was die Aufmerksamkeit aller auf sich zog: „Es wird bald dunkel, wir müssen uns beeilen, wenn wir noch vor Mitternacht in unseren neuen Betten liegen wollen.“
„Ich befürchte, wir werden die Nacht durchmachen“ erwiderte Faye, „Aber Sie haben Recht. Narzissa, am besten, wir kopieren auch hier die Exemplare. Im Zweifelsfalle schaffe ich es auch, hier erneut herzukommen, und sie zu holen.“
Narzissa seufzte und wirkte den Zauber: „Wisst ihr, es hat mich so sehr an meine Schulzeit erinnert, an die Stunden in der Bibliothek. Es tut gut, sich wieder jünger zu fühlen. Hoffentlich kommen wir alle in den Genuss, in unserer neuen Hütte.“
„Sollen wir es dann anpacken. Mehr als die Bücher und Pergamente haben wir hier nicht verwendet. Draco, es gibt nur noch eines.“
Der Malfoy- Erbe nickte und betrachtete erneut den alten Ring. Mit einem entschlossenen Ruck zog er das prachtvolle Metall von seinem Finger. Es schien, als würde sich das Schmuckstück dagegen wehren, doch Draco schritt entschlossen durch den Raum und platzierte es neben dem von Regulus in der Spieldose.
Er starrte es für einen langen Augenblick an und Faye fragte sich, was wohl in seinem Kopf vorgehen mochte. Dieser Ring war quasi seine Vergangenheit.
Mit einer plötzlichen Bewegung schloss Draco den Deckel, das leise Lied verstummte und lautlos legte der Malfoy eine Reihe von Zaubern darüber, die alsbald von dem dunklen Holz absorbiert wurden.
„Kommst du mit, es verstecken?“ fragte er daraufhin, zum Erstaunen aller, an Faye gewandt. Diese nickte stumm, wenn auch ein wenig verwirrt. Dennoch folgte sie ihm die Treppen hinauf zurück in das Zimmer von Regulus.
„Ich dachte, wir könnten so etwas wie die Geheimniswahrer dieses Ortes sein. Dass wirklich nur wir zwei wissen, wo es zu finden ist. Irgendwie dachte ich, Regulus würde sich darüber freuen. Klingt das doof?“
„Nur ein wenig. Aber ich glaube auch, dass Regulus gewollt hätte, dass seine Familie von dem Schmerz ferngehalten wird. Dadurch hat er ihr vermutlich einen größeren beschert als mit Ehrlichkeit. Deine Mutter versteckt es ganz gut, aber dennoch merkt man, wie sehr sie sie alle vermisst.“
„Ihre gesamte Vergangenheit, all ihre Erinnerungen, basieren auf Menschen, die sie aufgeben musste. Eine ihrer Schwestern ist eine machtsüchtige, grausame Verrückte, die andere hat sich von der Familie losgesagt. Ihre beiden Cousins sind mittlerweile gestorben, oder ihnen ist etwas Schlimmeres als der Tod wiederfahren. Ihr Mann hat sich dem Dunklen Lord unterworfen und ist ein Wrack, willenslos. Es ist ein Wunder, dass sie nach alldem noch nicht den Verstand verloren hat.“
„Sie ist stärker, als viele ihr zuschreiben wollen. Mehr, als nur die Frau eines herzlosen Mannes.“
„Ich hoffe nur, uns bleibt genug Zeit, um die echte Narzissa kennenzulernen. Zu ihrem Schutz würde ich alles aufgeben“ Draco lachte humorlos, „Im Grunde genau das, was ich getan habe, als ich hinter dir durch diese Hecke gekrochen bin.“
Sie verstauten die Fotos erneut über den neuerlich angebrachten Zaubern und vernichteten sämtliche Spuren ihres Hierseins, die Pergamente mit den Siegeln waren längst in einem der kleinen Köfferchen verschwunden. Irgendwie fühlte sich Faye ein wenig schuldig, als sie die Tür hinter sich mit einem simplen Zauber abriegelte.
„Sollen wir schauen, ob wir diese Buchseiten in Sirius Zimmer finden können?“
„Wie gesagt, halte ich sie für recht redundant. Es erscheint mir zudem ein wenig falsch im Erbe eines Mannes herumzuschnüffeln, das für Potter bestimmt ist. Dazu haben wir am allerwenigsten das Recht. Am besten, wir lassen den Raum ruhen- seine Geheimnisse sind für jemand anderen bestimmt.“
Faye sah zu Draco auf, ein wenig erstaunt, aber hauptsächlich beeindruckt. Sie hätte nicht erwartet, Draco ließe eine solche Gelegenheit einfach verstreichen. Mit einem sanften Lächeln legte sie ihre rechte Hand auf seinen Unterarm, ihr Daumen strich leicht darüber.
Für eine Sekunde sahen sie sich in die Augen, ehe sie gemeinsam und schweigend die knarrenden Stufen hinab stiegen.
Am Fuße der Treppe, vor dem Gemälde von Mrs Black, warteten die anderen Mitglieder ihrer Reisegesellschaft. Im fahlen Licht, welches durch die offene Tür fiel, wirkten sie alle noch ausgemergelter als zuvor. Es war an der Zeit, endlich neu zu beginnen.
Faye fragte sich, während sie so dastanden, ob dieser Krieg tatsächlich ein gutes Ende finden könnte. Ob Voldemorts Tod überhaupt möglich blieb.
Wie lange würden sie sich vor seinen Anhängern verstecken können, wie lange, bis der Orden endgültig zerbrach?
„Gehen Sie voran, Ms Faye“ meinte Mr Ollivander galant, ein Grinsen im Gesicht, dass ihn um einige Jahre jünger aussehen ließ. Faye tat wie ihr geheißen, stopfte einige der verkleinerten Taschen in ihren Umhang und streckte anschließend ihre Hände aus. Draco und Ollivander nahmen sie und somit bildeten die Vier einen kleinen Kreis, der vorsichtig auf die Türschwelle vorrückte.
Narzissa schloss den Schlangen-Türgriff hinter ihnen und mit einem Blick auf das blasse Gold, welches den Abendhimmel erhellte, schloss Faye ihre Augen und rief sich das Bild des kleinen Sees vor Augen.
In eben jenen See war sie gefallen, als sie versucht hatte, alleine nach Hogsmeade zu apparieren, um mit ihren Eltern dort einkaufen zu gehen. Ein Ziehen in ihrer Magengegend verriet, dass es ihr diesmal tatsächlich gelingen wollte. Die Luft wurde plötzlich zum Vakuum und die charakteristische Enge wollte sie fast ersticken, bis sie allesamt auf dem weichen Waldboden landeten.
Fayes Füße standen im Matsch, der dem See als Strand diente. So weit im Norden war der Himmel so viel dunkler als im Herzen von London und der vertraute Duft von Holz und Blättern umwehte die kleine Gruppe.
Einige der Blätter hatten sich bereits verfärbt, ihre bunte Spiegelung glänzte mit der Reflektion des Mondes um die Wette.
Mr Ollivander hatte die Position seiner ehemaligen Unterkunft zu den beiden „Kindern“ beschrieben und somit machten sie sich auf den Weg und fanden sich alsbald auf einem schmalen Pfad. Die Pinien wurden langsam aber sicher immer dichter, kaum Licht drang hindurch.
„Kommt es mir nur so vor, oder hört man das Rauschen des Meeres?“ schnaufte Narzissa, als sie einen kleinen Hügel erklommen. Laut ihres Zauberstabs, führte der Weg direkt nach Osten, also nickte Faye.
„Auf der Karte sah es nach einem ganzen Stück Weg aus, aber prinzipiell sind wir hier nicht weit vom Meer entfernt. Es kann nicht mehr weit sein.“
„Nein, in der Tat ist das Häuschen auf diesem Hügel und wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht…“ doch Ollivander musste seinen Satz unterbrechen, da er die Luft eindeutig zum Atmen brauchte.
Zwanzig Minuten später, aufgrund des weichen Bodens, hatten sie endlich den Hügel erklommen und Faye konnte durch die wenigen Reihen von Bäumen einen schmalen Streifen des Horizonts erkennen. Ihr Lumos- Zauber warf merkwürdige Schatten auf den Boden, doch ließen sich die Wanderer nicht beirren und setzten ihren Marsch fort.
Als sie auf die Lichtung traten blieb Faye vor Staunen die Luft weg. Am östlichen Rand, hundert Meter vor ihnen, stand ein kleines Haus, eine Steinhütte. Ihr halbrundes Dach war mit hohen Gräsern und Moos überwachsen.
Wie Ollivander geschildert hatte, war die eine Hälfte nur halb so hoch wie der Rest. In Richtung des Meeres öffnete sich die Lichtung, was auch erklärte, weshalb Faye den Horizont hatte sehen können, auch wenn die Sonne natürlich in der entgegen gesetzten Richtung unterging.
„Sollen wir nun also beginnen?“ Narzissa klatschte in die Hände und stürmte ihnen allen voran auf das Haus zu, scheinbar auf der Suche nach einer Tür. Ollivander beschwor eine schmale Bank und ließ sich erschöpft gegen die feuchte Wand des Häuschens sinken, während sowohl Faye als auch Draco ihre Umhänge neben ihm hinwarfen, um sich eine Eingrenzung zu überlegen. Sie entschieden sich nach kurzer Diskussion für die ersten vier Bäume in jeder Richtung, um vor eventuellen Muggeln die Tatsache verheimlichen zu können, dass das Haus für sie nicht mehr sichtbar war.
Relativ Zentral auf der Lichtung war ein altes Schild aufgestellt worden, was das Gebäude als eine Art örtliche Sehenswürdigkeit auswies. Die beiden entschieden kurzerhand, das steinerne Fundament des Schildes als einen der Plätze für ihre Runen zu wählen. Sie debattierten über die Anzahl an Runen, als Narzissa zu ihnen trat, sich einige Spinnenweben vom Umhang zaubernd.
„Ich habe jetzt die Grundlage für die Ausdehnungszauber gelegt. Wenn alles glatt läuft, sind wir in einer halben Stunde bereit für die Einrichtung. Mit etwas Glück schaffen wir es auch, heute Abend noch etwas zu essen.“
„Super“ erwiderte Draco nickend, „Also ich wäre persönlich für acht meiner Arithmantik- Siegel. Eine für jede Himmelsrichtung. Die richtige Konstellation würde helfen.“
„Aber wären das nicht immer noch zu wenig.“
„Wir müssen vorsichtig sein, dass niemand sie entdeckt. Je mehr wir verteilen, desto eher fällt jemandem etwas auf.“
„Nicht, wenn wir sie unter Blättern verbergen. Steine lassen sich umdrehen und da sie sowieso innerhalb der Umrandung sind, wird keiner etwas sehen.“
„Wie viele schlägst du also vor? Vierzig sind definitiv zu viele.“
Faye seufzte und drehte sich nachdenklich um: „Wir brauchen auf jeden Fall genügend für alle Zauber und mindestens zwei pro Schutz. Das macht Zwölf insgesamt. Wir gruppieren sie am besten, wie du gesagt hast, in den Himmelsrichtungen- ich nehme am besten noch ein paar dazu, damit es aufgeht. Wenn wir Repello Muggeltum viermal verwenden, geht es perfekt auf.“
Draco schien über ihren Vorschlag nachzudenken: „Glaubst du das reicht?“
„Wir können noch ein paar neben anderen Runen platzieren, aber der Bereich ist im Vergleich relativ klein. Über das Haus legen wir am besten noch einen separaten Ring, nur um ganz sicher zu gehen.“
„Los geht’s. Bevor die Nacht heranbricht.“
„Das wird sich nicht verhindern lassen, fürchte ich. Schau, die ersten Sterne sind schon zu sehen.“
Mit einem abgedunkelten Lumos bewaffnet machten sie sich endgültig an die Arbeit, nahmen immer wieder ihren Zauberstab zu Hilfe und suchten nach geeigneten Plätzen für ihre jeweilige magische Besonderheit. Faye verzauberte häufig einen Stein, welchen sie zuvor umgedreht hatte, und legte ihn mit seiner moosbewachsenen Seite nach oben zurück an seinen angestammten Platz. Leise wispernd bewegte sie sich dennoch wie ein Schatten durch die Bäume, immer wieder ein bläuliches oder gräuliches Leuchten verursachend, wenn sie den nächsten Zauber sprach. Gelegentlich mischten sich Bronze, Weiß und Gold darunter, wohingegen der Muggelabwehrzauber in einem besonders zarten Rosa auf flimmerte.
Sie konnte die Kuppeln sehen, die sich von ihren Runen aus bildeten und mit den vorigen verschmolzen, und trotz allem nicht sichtbar wurden. Vorsichtig streckte sie eine Hand aus, doch war kein Widerstand zu spüren, obwohl sie wusste, dass jeder andere Zauber ihn nie würde passieren können. Wenn alles nach Plan lief, würde nie jemand auch nur in die Nähe kommen.
Nach geraumer Zeit war ihre Arbeit beendet und mit einem leicht schmerzenden Handgelenkt machte Faye sich auf den Weg zurück zur Hütte. Draco saß neben Ollivander auf der Bank und rieb sich die Stirn. Seine Haare waren verschwitzt und durch den Wind aus der Fassung gebracht. Ein blaues Feuer flackerte in einem Glas zwischen den beiden Männern. Wie viel Zeit vergangen war, vermochte Faye nicht zu sagen, und doch war sie unglaublich zufrieden.
„Wir sollten nun für keine Menschen- Seele mehr auffindbar sein. Wie sieht es drinnen aus?“
„Einzugsbereit, Mutter kümmert sich bereits um die Küche, eines das Badezimmer und das Wohnzimmer.“
„Und warum sitzt ihr zwei tatenlos hier herum?“ Faye war nicht sonderlich ernsthaft, während sie sich ihren Umhang zum Schutz gegen die kalte Nachtluft anzog.
„Wir durften nicht hineingehen, bevor sie nicht fertig waren. Strenge Anweisung von der Patriarchin.“
Faye musste lächeln: „Gut, dann sollten wir jetzt endlich eintreten. Ich bin neugierig, was da drin passiert ist.“
Draco stützte Ollivander auf der einen Seite, während Faye sich an seinem Arm einhakte. Der Malfoy sah sie kurz erstaunt an, lächelte dann und geleitete die beiden durch die schmale Tür.
Es war, als würde man eine neue Welt betreten, und doch erkannte man, wie sehr Narzissa von ihrer eigenen Erziehung weggekommen war. Unnötiger Protz fehlte vollkommen.
Der erste Raum war eine geräumige Diele, die hölzerne Decke gerade hoch genug, dass Draco sich nicht ducken musste. Die steinerne Wand war identisch mit der nach außen hin, doch deutlich sauberer, und ein Teppich lag auf dem Holzboden. Schmiedeeiserne Stangen dienten als Jackenständer und Gerüst für Lampen und Vorhänge. Letztere waren von einem warmen Beige und umrahmten Fenster, die real nicht existierten und dennoch einen wunderschönen Ausblick ermöglichten.
Sie wandten sich nach links, ihre Umhänge und Schuhe neben denen von Narzissa stehen lassend. Es war warm genug dafür.
Durch den Durchgang hindurch sah man bereits die Schatten eines warmen Feuers und in der Tat hatte Narzissa es sich nicht nehmen lassen, einen Kamin anzubringen.
Dieser, aus Naturstein gefertigt, nahm einen Großteil der rechten Wand ein. Vor ihm standen, unter einer hohen halbrunden Holzdecke und auf einem wunderschönen roten Teppich, zwei Sessel und eine Couch in verschiedenen Farben. Wie all dies mit den Kissen harmonierte, vermochte Faye nicht zu sagen, doch sah es einfach fabelhaft aus und erinnerte sie an ihre Ferien in Cornwall.
An der ihnen gegenüberliegenden Wand führte eine leicht gewundene Treppe an mehreren hohen Fenstern vorbei in die zweite Etage, während links Esszimmer und Küche auf sie warteten- klein, aber so exzellent aufgebaut, dass dies nicht bemerkbar war.
Narzissa, die vermutlich ihre Gespräche von oben gehört hatte, kam die Treppen ins Wohnzimmer hinab und sah unglaublich zufrieden aus.
„Es ist wunderbar geworden“ sagte Ollivander aufrichtig und Narzissa lächelte.
„Unsere Zimmer sind hier, mit einem der Bäder“ sagte die Malfoy und lief an dem Bücherregal entlang, welches die Wand unter der Treppe bedeckte und zum Teil bereits gefüllt war. Sie drückte auf einen versteckten Knopf und ein Teil des Regals schwang nach hinten und offenbarte eine gut ausgeleuchtete, kleine Treppe, die nach unten führte, ehe sie in einen hellen Gang mündete.
„Ihr Zimmer ist momentan noch leer bis auf ein Bett und den Kamin, da sie sicher am besten wissen, was sie wollen. Hier ist das Bad. Ich habe mir erlaubt, ein wenig die Grenzen des Zaubers auszunutzen. Nur, weil ein Teil realistisch ist, heißt das noch lange nicht, dass alles so sein muss.“
„Unglaublich, wie schnell sie das geschafft haben. Wenn ihr erlaubt, werde ich mich schon mal hinlegen. Der Tag war äußerst anstrengend“
„Natürlich“ sagten die anderen drei gleichzeitig und mit einem Lächeln zog sich Mr Ollivander für die Nacht zurück.
Narzissa schloss die Bücherregal-Tür hinter ihnen und führte die beiden Teenager hoch in das Dachgeschoss.
„Ihr müsst euch auch wohl oder übel ein Bad teilen. Deshalb habe ich das auch schon mal für euch eingerichtet.“
Die abgenutzt erscheinende Tür verbarg einen Raum, der neben dem Bogen das Daches auch von einem hohen Spiegel dominiert wurde. Zwei Waschbecken befanden sich neben der alleinstehenden Badewanne auf ihren Bronzenen Füßen darin und ein Stapel Handtücher lag neben zwei verschiedenfarbigen Bademänteln. Die Toilette versteckte sich hinter einer weiteren Tür.
„Und hier sind zwei Räume, noch vollkommen leer. Nur die Größe habe ich festgelegt, damit es nicht zu kleinen Fehlern kommt. Wenn ihr das alleine hinbekommt, lege ich mich auch jetzt hin.“
„Gute Nacht, Mutter“ meinte Draco und Narzissa gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. Nach einem Blick zu Faye strich sie dem Mädchen sanft über die Haare, ehe sie die Treppen hinab stieg und verschwand.
„So“ sagte Faye in die peinliche Stille hinein, „Wie machen wir das mit dem Bad?“
„Was gibt es groß zu sagen. Es lässt sich abschließen und damit sollten die Probleme behoben sein.“
„Gut. Was hältst du davon, wenn wir morgen früh was zum Essen beschaffen?“
„Warum nicht. Am besten wir wecken uns gegenseitig, je nachdem, wer früher wach wird.“
„Abgemacht. Dann eine gute Nacht.“
„Schlaf schön“
Mit diesen Worten betraten sie ihre Räume und Faye wunderte sich darüber, wie merkwürdig das gerade gewesen war. Irgendetwas hatte unausgesprochen zwischen ihnen gehangen, als hätte etwas auf eine Gelegenheit gewartet.
Um sich abzulenken betrachtete Faye sich ihren Raum. Er war so ganz anders als ihr eigenes Zimmer in ihrem zuhause, doch sollten diese Zeiten vorbei sein. Trotzdem erinnerte sie sich daran, wie sie mit ihren Eltern darüber gesprochen hatte, es nach ihrem Abschluss völlig neu zu streichen.
Vor dem Fenster konnte sie die Bäume sehen, die die Dunkelheit nicht verhüllen konnte. Die Bewegung der Blätter und Äste verwirrte ihre Augen, ließ sie Bewegungen ausmachen, die nicht da waren. Sie sah Gestalten zwischen den Stämmen wandern, obwohl dies so unwahrscheinlich war.
Das warme Licht das Kamins, das beruhigende Geräusch der Flammen, darauf sollte sie sich konzentrieren. Mit einer einzigen Bewegung wurde das Sprossenfenster von dunkelblauen Samtvorhängen verhüllt.
Wenige Sekunden später, eine neue Vorstellung vor dem inneren Auge, stand Faye in der Mitte des kleinen Raumes und ließ ihren Zauberstab machen. Sie fühlte, wie der Boden sich unter ihren Füßen veränderte, konnte den Luftzug spüren, als sich die Laken über ihr Bett spannten. Das Knarzen des Kleiderschranks gegen das Klappern der Kommode.
Sie öffnete die Augen wieder und war von sich selbst überrascht. Sie war sich nie zuvor so sehr im Klaren gewesen, wie viel Kraft ein Bild in ihrem Kopf haben konnte. Das helle Holz des Bodens, die schlicht gemusterte Tapete, die dunkle Kommode und der schmale Kleiderschrank- all das erschien ihr so unwirklich.
Noch immer ein wenig sprachlos zog sie sich ihre dreckigen Klamotten aus, ließ sie auf dem verspielten Sessel vor dem Feuer liegen, und warf sich auf das Bett.
Augenblicklich war sie eingeschlafen, vollkommen übermüdet und ausgelaugt von den letzten vierundzwanzig Stunden.
Ausgelaugt und vernarbt, aber sicher und glücklich.


~*~*~

Da sind wir auch schon wieder.
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, hat sich der Kurs von der ursprünglichen Ff deutlich verändert und auch die Charaktere sind nicht mehr die alten.

Lasst mir doch bitte eure Meinung zu diesem Kapitel in der freundlichen Kommentarebox, entweder zu dieser Neuen Wendung im Vergleich zur alten Geschichte oder nur zum neuen Handlungsstrang.

Vielen Dank!
Jay

P.S.: Ich habe diese ganzen Zauber aus dem Harry Potter Wiki, die Informationen über Runen von Wikipedia und habe mich meiner kreativen Energie bedient, da ich nicht genau weiß, was Arithmantik sein könnte.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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