von Kelly
Immer noch besuchten sie Harry jeden Tag im Krankenflügel – Severus erzählte seinem Sohn von den Fortschritten in Hogwarts, während Hermine seine Hand hielt. Mittlerweile war auch die Illusion gefallen, die James und Lily Potter über ihn gelegt hatten, damit er wie James aussah: Harry war um einige Zentimeter gewachsen, seine Haare waren noch dunkler geworden, sofern dies überhaupt möglich war und wiesen jetzt Locken auf. Doch dies fand niemand schlimm, denn jetzt sahen Harrys Haare ordentlicher und gepflegter aus als zuvor. Auch seine Gesichtszüge ähnelten jetzt denen des Tränkemeisters – nur die Augen und die Nase schien Harry von seiner Mutter geerbt zu haben, ein Umstand, den Severus sehr begrüßte. „Reicht ja, wenn einer in der Familie eine Hakennase besitzt.“
Poppy bestätigte, dass sich Harrys Zustand langsam besserte. Auch waren mittlerweile alle Schäden an Hogwarts dokumentiert worden, was ganze 4 Wochen dauerte – die Aufräumarbeiten sollten in einer Woche beginnen. Es fehlte nur noch die Abschlussbesprechung mit dem Zauberei- sowie dem Schulminister.
Deshalb flohten Severus und Hermine ins Zaubereiministerium, um die Ergebnisse ihrer Besichtigung zu präsentieren. „Ah, Severus und die neue Mrs. Snape“, Lucius Malfoy, seines Zeichens Schulminister, stand auf und zog Hermines Hand galant an seine Lippen. „Wird auch Zeit, dass mein Cousin endlich heiratet. Ah, dass hat er Ihnen bislang verschwiegen, Sie sind somit mit Draco verwandt.“
Hermine sah geschockt aus. „Schock doch nicht meine arme Frau“, beschwerte sich Severus grinsend, sein Arm schlang sich um Hermines Taille, was diese beruhigte, denn sie schmiegte sich sogleich in seine Arme. Dieser Umstand blieb Lucius natürlich nicht verborgen.
„War nicht meine Absicht, Cousinchen, aber ich verrate Dir eines – Draco wurde ohnmächtig, als ich es ihm erzählte. Ich überlegte nämlich laut, ob er Dich nicht Tante nennen sollte. Dein Mann ist Dracos Patenonkel und wird von ihm Onkel Sev genannt. Ich würde sagen, wir bestehen auf Tante Hermine. Soll Draco doch ruhig daran herumknabbern.“
Rückblick
Lucius Malfoy öffnete den Brief, der ihn beim gemeinsamen Frühstück erreichte. Er liebte die gemeinsamen Mahlzeiten mit seiner Familie, doch leider blieb es meistens bei einem gemeinsamen Frühstück – außer am Wochenende. In der Woche schliefen die Zwillinge und Cassie bereits, wenn er aus dem Büro oder dem Zaubereiministerium kam. Also genoss er die Wochenenden umso mehr. Die Zeit verging viel zu schnell und die Kinder wurden zu schnell groß â€“ er verpasste viel zu viel.
Lucius las schnell den Brief seines Cousins und grinste. „Severus schreibt, dass er heute geheiratet habe.“
„Oh, so plötzlich, wer ist es denn?“ Narzissa sah neugierig hoch, während sie Cassie fütterte, Castor und Pollux mümmelten ihre Haferflocken – sie waren stolz darauf, schon alleine essen zu können.
„Oh, eine sehr gute Freundin von Draco.“
„Von mir?“ Draco dachte angestrengt nach, doch ihm fiel niemand ein. „Kann nicht sein, das hätte ich gewusst. Warum hat Onkel Sev uns denn nicht eingeladen?“
„Seiner Frau geht es im Moment nicht gut, deshalb war es nur eine Feier im aller-, allerkleinsten Rahmen, sprich das Brautpaar und der Minister.“
„Keine meiner Freundinnen ist krank, da musst Du Dich täuschen Dad.“
„Ich irre mich nur sehr selten, wie Du weißt, Draconis.“ Lucius liebte es, seinen Sohn ab und an zu foppen.
„Wer ist es denn jetzt, Dad?“
„Rate doch noch ein wenig, ich kann Dir ja bis heute Abend Zeit geben. Schauen wir mal, ob Du dann darauf kommst, wen ich meine.“
„Oh manno, Dad. Da komm ich nie drauf. Sag schon.“
„Immer diese Ungeduld – wären Sev und ich so ungeduldig gewesen ...“
„Ja, ja ich weiß â€“ die Leier ist alt – dann hättet Ihr nie Voldemort ausspionieren können. Ich weiß es wirklich nicht Dad.“
„Nun sag schon, Luc – wer ist die glückliche Frau an Sevs Seite“, Narzissa lächelte ihren Mann verliebt an.
„Nun, es ist Hermine Granger.“
„WAS?“ Draco glaubte seinen Ohren nicht glauben zu können.
„Dein Patenonkel hat Hermine Granger geheiratet. Ihr geht es derzeit dank Tante Bella & Co. nicht besonders gut – das Ministerium wollte sie schon entmündigen, weil sie nicht spricht, auch gar nicht ansprechbar ist. Dein Pate hat somit die Vormundschaft für sie übernommen – so ist sie geschützt und in Sicherheit. Nicht auszudenken, wenn sie auf einmal neben Lockhart aufwachen würde. Das arme Mädel würde ja einen Schock bekommen.
Ich würde sagen, da Du Deinen Paten ja mit Onkel Sev anredest, solltest Du seine Frau auch mit Tante anreden. Tante Hermine – hört sich doch gut an, oder Draco?“
„Tante Hermine“, Castor und Pollux versuchten ihr Glück.
„Sehr gut, meine Kleinen. Das macht Ihr sehr gut“, Lucius strich seinen jüngsten Söhnen über die Köpfe. „Mach es Deinen Brüdern mal nach: Tante Hermine, ist doch gar nicht so schwer, oder?“
Draco versuchte es gar nicht erst, diese Anrede auszuprobieren. Er war so geschockt, dass er von seinem Stuhl fiel und bewusstlos liegen blieb. Lucius prustete los: „Die Jugend von heute, mit der ist aber auch gar nichts mehr los – sind viel zu einfach zu schocken.“
Rückblick Ende
Hermine grinste, lachte schließlich und entspannte sich noch mehr. Man merkte, dieser Lucius Malfoy gefiel ihr besser als der arrogante Reinblüter, als der er sonst aufzutreten pflegte.
„So, das wäre geschafft“, Kingsley lehnte sich entspannt zurück, nachdem Severus mit seinem Bericht durch war – Hermine präsentierte dazu Unmengen an Fotos. „Ich wollte, alle Probleme würden sich so einfach lösen lassen. Danke, dass Ihr zwei wirklich jede kleinste Einzelheit aufgelistet und bebildert habt. Ich wollte, jeder meiner Leute würde so präzise arbeiten wie Ihr zwei und Lucius.“
„Was für Probleme hast Du denn noch, Kingsley?“ erkundigte sich Severus.
„Die Kinder der Todesser brauchen ein neues Zuhause. Lucius und Narzissa haben die zweijährigen Zwillinge Castor und Pollux von Bellatrix und Rodolphus Lestrange zu sich genommen und bereits adoptiert. Viele Kinder wurden bei weit entfernten Verwandten im Ausland untergebracht, die nichts mit den Idealen der Todesser zu tun haben wollten. Jetzt haben wir noch die zweijährige Tochter von Rabastan Lestrange sowie den einjährigen Sohn von Gregory Goyle übrig. Bislang konnten wir für Rebecca und Jordan keine neuen Eltern finden.
Hermine hörte sich die Überlegungen der drei Männer an. Dann tippte sie Severus auf die Schulter, zeigte auf ihn und anschließend auf sich. „Wir sollen die Kinder nehmen?“ vergewisserte sich Severus. Hermine nickte und schrieb dies auch schnell auf ein Blatt Papier. „Wird das nicht zu viel für Dich, Hermine?“
„Den Kindern geht es schlechter als mir“, schrieb Hermine eifrig. „Was können kleine Kinder für ihre Eltern? So bleibt Rebecca auch die Cousine von Castor und Pollux. Mit einem neuen Nachnamen können sie von vorn beginnen, werden nicht mit den Gräueltaten ihrer Eltern in Verbindung gebracht. Außerdem wollte Harry schon immer Geschwister haben. Denk an Deinen Sohn, Severus.“
So aufgekratzt hatte Severus Hermine zuletzt in seinem Unterricht gesehen. „Willst Du es Dir noch einmal in Ruhe überlegen? Vielleicht sollten wir auch vorher mit Poppy und den Heilern im St. Mungos sprechen, ob wir Deine Gesundheit dadurch eventuell gefährden könnten.“
„Nicht überlegen“, flüsterte Hermine mit völlig heiserer Stimme. „Ich hätte dann eine Aufgabe, während Du unterrichtest.“
„Die hast Du schon seit unserer Hochzeit – Schulabschluss nachholen, studieren wenn Du magst und dem Direktor weiter so gut helfen. Jeder wird mich um Dich als Assistentin beneiden – bis auf Luc, der hat seine Cissy als Assistentin.“
„Hermine hat bereits ihren Abschluss in der Tasche“, grinsten Kingsley und Lucius, „genauso wie Harry und Ron. Die drei machten auf ihrer Jagd nach den Horkruxen ihre Schularbeiten, schrieben Arbeiten, die Minerva, Filius, Pomona und Septima bewerteten. Anhand ihrer versandten Erinnerungen wurden sie auch im praktischen Teil benotet. Deine Frau hat 13 Ohnegleichen, selbst in Wahrsagen legte sie die Prüfung ab.“
„Ich bin stolz auf Dich, kleine Gryffindor. Wie schnitt Harry ab?“
„10 von 13 möglichen UTZ's er vergeigte genauso wie Ron die Prüfung in Geschichte der Zauberei und Arithmantik sowie Alte Runen haben die Jungs ja nie belegt gehabt.“
„Du kannst stolz sein auf Deinen Sohn, Sev.“
„Bin ich auch, Luc, bin ich auch.“ Severus zog Hermine an sich und küsste sie auf die Wange. „Ich bin stolz auf meinen Sohn und auf meine kleine Frau.“
„Außerdem belegte Hermine, da sie ja schon in der 6. Klasse ihren UTZ-Abschluss in Alte Runen und Arithmantik machte, in diesen Fächern ein Fernstudium und schloss es erfolgreich im April ab. Sie brachte Harry und Ron die Grundkenntnisse in diesen Fächern bei und die Jungs erreichten dort je zwei ZAG's nachträglich.“
„Mrs. Snape, Sie sind meine Frau.“
„Das wissen wir doch!“
„Ja, das natürlich auch, doch fehlt mir noch eine Lehrerin oder ein Lehrer in Alte Runen. Natürlich nur, wenn Du magst, Hermine.“
„Ich, ich möchte schon, doch ...“
„Die Kinder gehen nicht aus Deinem Kopf. Überlege es Dir trotzdem – zusammen werden wir es doch schaffen, unsere Kinder zu versorgen und Harry als großer Bruder ist auch noch da.“
„Also nehmt Ihr beide Kinder?“ vergewisserte sich Kingsley rasch.
„Ja, alle beide - bereitest Du alles für die Adoption vor?“ bat Severus und zog Hermines Hand an seine Lippen. „Wo finden wir unsere Kinder und wie geht es ihnen? Wann können wir sie mit nach Hause nehmen?“
„Sie sind hier im Ministerium und es geht ihnen gut. Die Mutter von Rebecca starb bei der Geburt, Rabastan kümmerte sich nie um seine Tochter, war ja nur ein Mädchen. Bellatrix Lestrange schob ihre Zwillinge oft zu den Malfoys ab.
Bei Jordan ist der Vater sowie dessen gesamte Familie entweder tot oder in Askaban, die Mutter, Daphne Greengras, will das Balg, wie sie ihren Sohn „liebevoll“ nennt, niemals sehen. Sie hat bereits direkt nach der Geburt unwiderruflich auf sämtliche Rechte an Jordan verzichtet.“
„Arme Hasen“, Hermine weinte. Severus drückte ihren Kopf an seine Schulter, spendete ihr so etwas Trost. „Das bekommen wir schon wieder hin. Glaub mir, bald wird niemand mehr wissen, dass Rebecca und Jordan nicht unsere leiblichen Kinder sind. Dürfen wir zu ihnen?“
„Ich lasse sie holen“, Kingsley gab einen entsprechenden Auftrag an seinen Sekretär weiter.
Hermine rutschte aufgeregt hin und her. Severus beobachtete amüsiert, dass sie ganz rote Wangen bekam. „Dann planen wir später nach unserem Besuch bei unserem Großen mal den Umbau unserer Wohnung. Harry braucht schließlich auch sein eigenes Zimmer. Haben Harry oder Ron auch ein Fernstudium angefangen?“
„Ron wollte Profi-Quidditchspieler werden, er also nicht – er hat uns stattdessen abgefragt und kontrolliert. Harry besitzt einen Fernabschluss in Verteidigung gegen die dunklen Künste.“
„Will er noch Auror werden oder meinst Du, ich könnte unseren großen Sohn mit einer Stelle als Lehrer in diesem Fach ködern?“
„Unser Sohn nimmt die Lehrerstelle“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Drei Lehrer mit dem Namen Snape – nicht schlecht“, Lucius machte sich in seiner Eigenschaft als Schulminister eine entsprechende Notiz.
„Die Kinder, Minister“, wurden sie jetzt unterbrochen, der Sekretär trat mit zwei Kindern auf dem Arm ein. Beide waren am Weinen. „Sie schliefen gerade“, entschuldigte sich der Sekretär zerknirscht.
Hermine nahm ihm schnell die Kinder ab. „Nicht weinen, Daddy und Mommy sind doch jetzt hier.“
Das Mädchen hörte überrascht auf zu weinen und der kleine Junge schloss sich ihr an. „Mommy?“ zögernd kam dieses eine Wort von Rebecca.
„Ja, und da sitzt Euer Daddy“, Hermine zeigte auf Severus. „Wir gehen gleich Euren großen Bruder besuchen. Der wird sich freuen, dass Ihr da seid.“
„Bruder?“
„Ja, Ihr habt einen großen Bruder namens Harry.“
Jordan schlief bereits wieder, eng an Hermine gekuschelt, den Daumen im Mund. Auch Rebecca fielen wieder die Äuglein zu. „Wir sollten schleunigst nach Hause“, entschied Severus und nahm Hermine das Mädchen ab. „Besitzen die Kinder irgendetwas?“
„Gar nichts oder nicht viel.“
„Auch gut, dann kleiden wir sie nach unserem Geschmack ein. Das ist Hermine und mir auch viel lieber.“
„Ich werde Cissy bitten, Euch Kataloge zu besorgen. Ich schicke sie später über das Flohnetzwerk.“
„Danke Mr. Malfoy.“
„Du und Lucius oder Luc, Cousinchen.“
„Danke, Lucius“, wiederholte Hermine brav.
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