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Fanfiction

Chasing the Sun - 9

von Xaveria


"Some things are too hot to touch
The human mind can only stand so much
You can't win with a losing hand."

– Bob Dylan, 'Things Have Changed'.




Im April begann alles aus dem Ruder zu laufen, oder zumindest fühlte es sich so an. Severus war am Abend unterwegs gewesen. Es hatte ein Todesser-Treffen gegeben und anschließend war er zu seinem Haus gegangen, um zu sehen, ob es überhaupt noch stand und hatte sich mit ein paar Bieren vor seinen billigen und unzuverlässigen Fernseher gesetzt, um etwas Abstand zu der Zauberwelt und deren Probleme zu gewinnen. Leicht angetrunken kehrte er nach Hogwarts zurück und fühlte sich gut, seine Gedanken waren angenehm fern und abwesend, ohne verschwommen zu wirken.

Er fand Hermine Granger – nicht einmal getarnt durch Potters Umhang – bereits auf ihn wartend direkt hinter dem Tor und er starrte sie an, als etwas von dieser angenehmen Benommenheit nachließ. Gerade als er sie fragen wollte, was sie sich diesmal dabei gedacht hatte, hielt er inne und legte seine Stirn in Falten, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Wenn er sich nicht ganz und gar täuschte, dann hatte sie geweint. „Miss Granger, Sie sollten besser einen wirklich guten Grund haben“, bemerkte er mit leiser Stimme, während er sich gegen das Tor lehnte.

Sie sah ihn für einen Moment ziemlich verblüfft an. „Professor Umbridge ist jetzt Schulleiterin.“

Severus starrte sie an und versuchte einen Sinn in ihren Worten zu finden. Er war sich ziemlich sicher nicht so viel getrunken zu haben, lediglich ein paar Bier, und obwohl er stärkeres Bier bevorzugte, war es garantiert nicht so stark gewesen. Und es war zwar noch früh im Monat, aber der Erste war letzte Woche gewesen und darüber hinaus kannte die Zauberwelt die Muggel-Traditionen am ersten April überhaupt nicht. „Wo ist Professor Dumbledore?“, fragte er mit einem langsamen Blinzeln nach einer viel zu langen Pause.

„Ich weiß es nicht, Sir.“

Er starrte sie noch einen weiteren Moment an, bevor er seufzend seinen Zauberstab herauszog und zwei Stühle herbeizauberte. „Sie erzählen mir besser alles, bevor wir zurück zum Schloss gehen. Das hört sich nach einer längeren Geschichte an.“

Das Mädchen nickte und setzte sich auf einen der Stühle, biss dabei auf ihre Unterlippe, wie sie es immer tat, wenn sie entweder nervös war oder besonders konzentriert über etwas nachdachte. „Nun, Sir, Sie wissen von der… von der DA…?“

„Ja“, antwortete er simpel, setzte sich ebenfalls und angelte die Zigaretten aus seiner Tasche. Ein anderes Mal hätte er vielleicht spöttisch gelächelt, sie darüber sogar etwas aufgezogen – selbstverständlich wusste er davon – aber jetzt stand einfach zu viel auf dem Spiel.

„Jemand – eines der Mädchen verpetzte uns bei Umbridge, ich meine Professor Umbridge--“

„Verschwenden Sie nicht Ihre Luft, um ihr irgendwelche Titel zu geben und verschwenden Sie keine Zeit, um mich nach jedem Satz mit einem ‚Sir‘ anzureden“, befahl er geradewegs heraus, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Er versuchte, ein Zittern zu unterdrücken.

Sie fing erneut ihre Lippe zwischen ihren Zähnen ein und tat dann das, um was er sie gebeten hatte: „Jemand hat mit Umbridge geredet und sie hat das Ministerium in die Schule gerufen. Eine Haushelfe hat uns gewarnt, als wir gerade am Üben waren und wir sind alle losgestürzt, aber ihr Inquisitionskommando hat uns verfolgt und Malfoy hat Harry geschnappt. Fudge hat ihn befragt – Harry war nicht wirklich deutlich, aber der Schulleiter schaffte es, alles etwas zu verwirren und Umbridge hat ihre Geduld verloren… Kingsley war auch da und er hat die Erinnerung der Person modifiziert, die uns gemeldet hat, damit sie nur noch sagen würde, es hätte lediglich ein Treffen stattgefunden und dann – dann hat Professor Dumbledore die volle Verantwortung für alles übernommen, er wollte nicht zulassen, dass Harry alle Schuld auf sich nimmt und das Ministerium hat versucht ihn zu verhaften, aber er konnte flüchten… und jetzt haben sie Umbridge zur Schulleiterin ernannt.“

Zum Ende hin versuchte Granger erneut ihre Tränen zu unterdrücken und sie hatte während ihrer zusammenhangslosen Anekdote kaum Luft geholt, aber Severus hatte genug von der Geschichte aufgenommen, um für seinen Geschmack viel zu schnell zu ernüchtern. „Was für eine verfluchte Scheiße“, murmelte er, strich sein Haar aus dem Gesicht und versuchte nachzudenken.

„Es tut mir leid, Sir…“

„Das war ja wohl kaum Ihre Schuld, oder?“, fragte er ziemlich ungläubig. Ihm war das Gefühl der Schuld ganz sicherlich nicht unbekannt, aber ernsthaft, es gab durchaus Grenzen. Außerdem war es viel lustiger, Umbridge die Schuld zu geben.

„Nun, ich – ich habe die DA überhaupt erst vorgeschlagen und ich… ich habe dafür gesorgt, dass uns keiner verraten konnte, aber ich habe nicht dafür gesorgt, dass es niemand tun würde. Also nur eine Bestrafung, wenn sie es denn täten. Ich…“

„Genug jetzt, Miss Granger. Hören Sie auf herum zu jammern. Das war nicht Ihre Schuld. Und jetzt lassen Sie mich kurz nachdenken. Und hören Sie auf so auf Ihrer Unterlippe herumzubeißen”, fügte er abwesend hinzu, während er nachdenklich seinen Nasenrücken massierte. „In Ordnung. Hat es der Schulleiter geschafft, Potter irgendwas zu sagen?“

„Nur, dass er sich auf seine Okklumentik-Stunden konzentrieren sollte“, antwortete sie. „Professor McGonagall war auch da und hat ihn gefragt, wo er hingehen will, aber er hat nichts gesagt.“

„Er ging alleine?“

„Ja, Sir.“

Langsam nickend forderte er sie dazu auf aufzustehen und ließ die Stühle verschwinden, während er sich bereits in Richtung Schloss aufmachte.

„Wie hat Umbridge auf all dies reagiert?“

„Keine Ahnung, Sir.“ Für einen kurzen Augenblick lächelte sie beinahe, ihre braunen Augen blitzten wild auf. „Professor Dumbledore hat sie mit einem Schockzauber belegt. Und auch den Minister. Und Percy Weasley und die Auroren. Professor McGonagall hat Harry rausgescheucht, bevor sie aufwachen konnten.“

„Ha“, murmelte er erfreut bei diesem Gedanken. Er wünschte, er wäre dabei gesehen, nur damit er ARSCHLOCH auf Fudges Stirn schreiben oder seinen Bart hätte abrasieren können, bevor der Mann aufwachte, und was er alles dieser Kröte hätte antun können… „Wann wurde ihre Ernennung bekannt gegeben?“

„Haben sie noch nicht, aber im letzten Ausbildungserlass steht bereits was drin.“

„Und ich vermute, die gesamte Schule weiß bereits darüber Bescheid?“

„Vermutlich, Sir.“

„Warum sind Sie hier draußen?“

„Sir?“

„Versuchen Sie gar nicht erst zu behaupten, dass der Themenwechsel Sie verwirrt hat“, sagte er scharf, „denn ich glaube es keine Sekunde lang. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Sie nicht auf mich warten sollen.“

„Ich dachte, Sie sollten wissen, was passiert ist, bevor Sie zurückkehren, Sir. Im Moment ist da oben alles etwas verrückt. Phineas und Dilys haben alles gesehen und sie haben mir gesagt, ich soll hier auf Sie warten.“

Typisch. Er nickte langsam. „Dann sollte ich wohl besser gehen und nachsehen, was dort alles passiert. Und Sie sollten ins Bett, bevor Sie noch jemand erwischt. Ich denke, Sie und Ihre Freunde haben für einen Abend genug Chaos angerichtet, denken Sie nicht auch?“, fragte er trocken, zerdrückte seine Zigarette und ließ den Stummel verschwinden.

Die Zurechtweisung erntete ihm ein weiteres Lippenbeißen, aber sie nickte, sehr wohl erkennend, dass er nicht wirklich wütend war. „Was wird jetzt passieren, Sir?“

„Vermutlich nichts Angenehmes“, antwortete er, „aber es wird nur noch wenige Monate andauern.“

„Denken Sie das wirklich, Sir? Sie ist nicht länger die Lehrerin für Verteidigung…“

„Oh doch, das ist sie. Ihr Vertrag war für ein Jahr.“ Er schenkte ihr ein unfreundliches Lächeln. „Mein Prinzip ist es, niemals die Fähigkeit der Schüler zu unterschätzen, wenn sie einem Lehrer, den sie nicht mögen, gegenüber Chaos verbreiten, Miss Granger. Ich bin mir ganz sicher, Ihre Schulkameraden werden sie schon früh genug erkennen lassen, dass das Lehren nicht ihre Berufung ist. Und wenn ihr nicht einmal annähernd so nervtötend seid, wie ich es mir denke, dann werde ich sie zum Sommer hin selbst erledigen, wenn es denn sein muss. Wir werden es überleben. Dumbledore geht mir ziemlich oft auf die Nerven, aber er ist kein Dummkopf. Der Tag, an dem er nicht das Ministerium austricksen kann, ist der Tag, an dem ich die Weihe erhalte und Priester werde. Und jetzt sollten Sie ins Bett gehen, während ich mich mit Professor McGonagall unterhalten werde. Und ich meine es, Miss Granger – in Zukunft werden Sie nicht mehr wie ein treues Schoßhündchen vor den Toren auf mich warten. Mir ist es egal, ob das Schloss explodiert ist oder Sie denken, dass man mich ausgeweidet hat, bleiben Sie nur einmal in Ihrem Leben dort, wo Sie auch sein sollten. Verstanden?“

„Ja, Sir.“


+++



Sobald Granger davon geflitzt war, ging er geradewegs zu Minervas Büro und fand seine Kollegin hellwach und arbeitend vor. „Ernsthaft Frau, ich war nur für drei Stunden verschwunden. Ich komme zurück und es hat einen Machtwechsel gegeben? Was zum Teufel haben Sie nur angestellt?“, fragte er leichtfüßig.

„Ich nehme an, Sie wissen dann, was passiert ist?“, fragte sie angespannt, offenbar nicht in der Stimmung für einen Schlagabtausch.

„Ein kleines Vögelchen hat es mir gezwitschert. Wo ist er jetzt?“

„Ich weiß es nicht. Ich habe bisher noch nicht von ihm gehört.“ Ihr Blick verfinsterte sich. „Warum hat er es getan?“

„Haben Sie sich Ihren Kopf gestoßen und jeden bisschen Verstand verloren? Sie wissen, warum er es getan hat. Weil die Alternative Potters Rausschmiss gewesen wäre und obwohl ich an diesem Tag – sollte er denn jemals eintreten – einen verdammten Freudentanz aufführen werde, würde es jetzt seinen Tod bedeuten. Fern von Hogwarts wird er innerhalb weniger Tage umbracht werden. Außerdem verusacht es dem Ministerium so mehr Probleme, sie stehen unglaublich dämlich da, weil sie hier absoluten Mist gebaut haben. Sollten sie sich uns in den Weg stellen wollen, werden sie dazu nicht mehr genug Macht haben.“ Und wegen Potters beschissenen Okklumentik-Stunden, was auch immer die bringen mögen. „Es hat sich jedoch ziemlich lustig angehört“, fügte er gedankenverloren hinzu. „Mir tut es schon fast leid, dass ich es verpasst habe, aber ich bin mir sicher, Phineas und Dilys werden mir später einen vollen Bericht erstatten. Komplett mit allen Szenen und Geräuscheffekten. Was hat sie bisher getan, um ihre Schreckensherrschaft zu starten?“

Minerva sah jetzt bereits besser aus und schnaubte. „Sie hat all ihre Erlasse an jeder einzelnen Wand im Schloss aufhängen lassen und hat einen Aufstand gemacht, als sie anschließend nicht mehr Albus‘ Büro betreten konnte.“

„Er versteckt sich nicht dort drinnen, oder?“, fragte Severus leicht amüsiert. „Denn das wäre wirklich lustig.“

„Ich wünschte, er täte es, Severus. Sie hatten recht, diese Frau wird es komplett vermasseln-“

„Das ist nicht das, was ich gesagt habe“, unterbrach er sie spöttisch.

„Ich wurde besser erzogen als Sie“, entgegnete sie nicht zimperlich.

„Stimmt, obwohl das nicht sonderlich schwierig ist.“

„Jedenfalls haben Sie recht, sie wird alles vermasseln, aber zwischen Juni und jetzt kann sie noch sehr viel Schaden anrichten und ich werde es nicht aufhalten können.“

„Dann tun Sie’s nicht. Die Schüler sind durchaus in der Lage sich zu behaupten. Sie haben noch nicht einmal angefangen. Tun Sie einfach so, als ob Sie nicht die stellvertretende Schulleiterin sind, Minerva. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie Chaos walten.“ Ein teuflisches Grinsen zeichnete seine Lippen, als bereits einige interessante Ideen durch seinen Kopf schossen. „Ich zumindest kann unsere erste Lehrerversammlung kaum erwarten, wo sie versucht uns zu sagen, was wir zu tun haben. In den nächsten paar Tagen wird sie sich auf ein paar Gemeinheiten gefasst machen müssen. Es wird weniger eine Lernerfahrung sein, als in dem Buch Dead Man’s Bend.[1] Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge und lassen Sie den Rest geschehen. Wir können auch später noch aufräumen.“

„Sie können das so einfach sagen. Ich bin auch noch, wie Sie sehr wohl wissen, stellvertretende Anführerin des Ordens.“

Da schnaubte er. „Dumbledore kann ohne jemandes Wissen ins Hauptquartier verschwinden. Er leitet noch immer den Orden. Der Hogwartsteil und der des Ordens bestehen im Moment so ziemlich aus Ihnen und mir und ich versichere Ihnen, ich brauche keinen weiteren Herren – oder eine weitere Herrin. Zwei reichen vollkommen aus.“ Besonders da beide für ihn eine herbe Enttäuschung darstellten.

„Sie sind der zynischste Mensch, den ich jemals getroffen habe, Severus. Warum sind Sie plötzlich so dermaßen optimistisch?“

Er bedachte sie mit einem Blick. „Vorhin kniete ich vor dem Dunklen Lord, immer mit der Frage im Hinterkopf, ob heute der Abend sein würde, an dem er mich umbringt. Verglichen mit dem, was wirklich vor sich geht, Minerva… ist Dolores Umbridge lediglich ein aufgeblasener Windbeutel. Wen kümmert es schon? Die Kinder können allem Anschein nach ziemlich gut auf sich selbst aufpassen – verdammt, sie unterrichten sich sogar selbst, und wie ich zugeben muss, machen sie das auch noch überraschenderweise ziemlich gut. Die Kröte konnte nur ein paar der wirklich dummen Slytherins auf ihre Seite ziehen, aber der Rest der Schule verachtet sie und die Kinder werden sie ganz schön auf Trab halten. Offen gesagt, beabsichtige ich mich zurückzulehnen und all dies zu beobachten.“

„Ich schätze, Sie haben recht…“

„Entschuldigung, wie war das bitte? Habe ich Sie richtig verstanden?“

„Halten Sie die Klappe, Severus.“

„Passen Sie auf oder ich erstelle mir meinen eigenen Erlass und lasse es als Beleidigung auffassen, wenn Sie so mit mir reden. Im Moment mag sie mich noch immer.“ Er lächelte unfreundlich. „Das wird jedoch nicht anhalten.“

Sie begann jetzt zu lächeln und es war genauso garstig wie sein Eigenes. „Was halten Sie davon, wenn wir ab heute bis zum Ende des Jahres den Einsatz erhöhen? Wir können jetzt noch viel kreativer sein…“

„Ich bin dabei, wenn Sie es sind. Die Anderen werden auch mitziehen.“ Da lächelte er erneut. „Ich habe schon lange nicht mehr meine Arbeit so genossen. Das wird ein richtiger Spaß.“


+++



Bevor er überhaupt drei Schritte gegangen war, wurde er von Dilys in den Krankenflügel gerufen. Während er die Stufen zum Krankenflügel hinaufging, füllte Dilys für ihn die Lücken aus Grangers Geschichte und er versuchte, beim Eintreten ein Lachen zu unterdrücken. „Willkommen in der neuen Welt, Poppy“, grüßte er ziemlich wunderlich. „Was denken Sie?“

„Es ist ein Desaster, welches nur darauf gewartet hatte, auszubrechen, aber das ist nicht mein Problem, außer die Horde an Schüler, die sich bewusst selbst vergiften – zum Dank der Weasley-Zwillinge - um nicht an Verteidigung teilnehmen zu müssen“, erzählte sie ihm genervt. „Selbst Sie haben es nie geschafft, sie in diesen Massen davonzutreiben. Aber bevor wir hier weitermachen, wie geht’s Ihnen?“

„Oh, mir geht’s gut, danke. Er hat mich heute Abend komplett ignoriert, was immer nett ist. Und dann kehrte ich zurück, nur um zu erfahren, dass mein Boss davongelaufen ist und die Krötenjagdsaison angefangen hat. Im Grunde geht es mir richtig gut.“

„Typisch. Da sind Sie aber der Einzige. Jedenfalls brauche ich Ihre Hilfe bei einer Schülerin, Miss Edgecombe aus Ravenclaw.”

Sobald Severus das Mädchen sah, welche gottseidank ruhiggestellt worden war, brach er in schallendes Gelächter aus. „Oh, das ist einfach nur brillant. Zehn Punkte für Gryffindor.“

„Severus!“

„Ich meine es. Das ist doch grandios, das ist es wirklich. Es ist fast so lustig, wie der Tag, an dem sich Miss Granger in eine Katze verwandelt hat, obwohl das noch immer meine liebste Erinnerung ist.“

„Sie sind heute richtig boshaft, nicht wahr? Können Sie irgendwas für das arme Mädchen tun?“

Er zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, obwohl es etwas dauern würde, da es für mich nach einen von Grangers eigenen Zaubern aussieht. Aber ich werde es nicht.“

„Was? Warum nicht?“

Jetzt lachte er nicht mehr. „Ich habe nicht sonderlich viel für jemanden übrig, der seine Freunde verpetzt“, antwortete er kühl. „Lassen Sie sie als Verräterin gebrandmarkt. Es ist wirklich das Mindeste, was sie verdient hat. Ohne ihr großes Mundwerk wären wir jetzt nicht in diesem Schlamassel. Granger ist viel zu weichherzig, um es dauerhaft zu machen - es wird schon von alleine verschwinden.“

„Severus…“

„Wagen Sie es nicht“, tadelte er sie gütig. „Sehen Sie mir in die Augen und sagen mir, dass Sie nicht genauso fühlen.“

Nach einem langen Moment bedachte die Krankenschwester ihn mit einem dunklen Blick. „Halten Sie die Klappe, Severus.“

„Das höre ich heute Abend ziemlich oft“, bemerkte er trocken. „Ich werde jetzt ins Bett gehen, in der Hoffnung, dass auf den Weg nach unten nicht noch etwas passiert. Morgen beginnt der ganze Spaß.“


+++



Der Spaß begann wirklich am nächsten Tag, zum Mittagessen und noch ziemlich dramatisch dazu. Severus war Explosionen gewohnt, da er den ganzen Tag mit unfähigen Schülern zusammenarbeitete, aber selbst an seinen hohen Maßstäben gemessen, war er beeindruckt. Es gehörte schon einiges dazu, um das Schloss zum Beben zu bringen. Er und Minerva schlossen sich der Meute an, die sich ihren Weg aus der Halle kämpfte, um zu sehen, was passiert war. Als er Umbridges Abwesenheit bemerkte, hielt er für einen Moment inne und starrte auf das Feuerwerk, welches die Flure erfüllte und herumhüpfte. Es war wirklich schön, beobachtete er und kämpfte damit seine Gesichtszüge ausdruckslos zu halten; er mochte Feuerwerke.

„Ich glaube, Sie schulden mir zehn Galleonen, Minerva“, bemerkte er.

„Sie haben keine Beweise, dass die Weasleys dahinterstecken“, protestierte sie halbherzig.

„Abgesehen von der Tatsache, dass ich sie dort hinter dem Wandteppich lachen sehen kann?“

Seufzend griff sie in ihre Tasche. „Ich habe nur drei Galleonen und ein paar Sickels bei mir. Den Rest werde ich Ihnen wohl erst noch schuldig bleiben müssen.“

„Ich werde Sie garantiert noch daran erinnern“, antwortete er trocken, während er die Geldstücke in seine Tasche steckte und sich der Rest der Belegschaft um sie herum sammelte. Sie machten nicht die geringsten Anstalten die aufgeregten Schüler zu beruhigen. „Was um alles in der Welt bringen Sie Ihren Sechstklässlern bei, Filius?“, fügte er mit einem Lächeln und einen Blick auf den kleinen Zauberkundelehrer hinunter zu.

„Ich habe bereits vor Jahren aufgegeben diesen beiden noch etwas beizubringen“, antwortete Flitwick, als er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. „Sie bringen sich alles, was auch nur annähernd interessant aussieht, selbst bei, und alles andere schaffen sie, indem sie raten. Aber das hier ist wirklich beeindruckend, oh ja… im Grunde“, fügte er leise hinzu, „zehn Punkte für Gryffindor.“

„Das wird ein paar der Punkte ersetzen, die Ihre Slytherins abgezogen haben“, zischte Minerva bestimmt, als sie Severus einmal auf den Fuß trat und ihn anstarrte. „Sie wissen, was Mr. Malfoy getan hat, nicht wahr?“

Er seufzte. „Er hat Muggelgeborenen Punkte abgezogen, weil Sie Muggelborene sind. Ja, ich weiß. Wenn er es innerhalb meiner Hörweite macht, kann ich ihn aufhalten, aber ansonsten kann ich nicht sonderlich viel machen.“ Sollte Draco auch nur einmal wagen, dieses Wort in seiner Gegenwart zu benutzen, dann würde er dem Jungen ein paar hinter die Ohren geben. „Ich denke, niemand scheint sich im Moment sonderlich um den Hauspokal zu scheren.“

„Das ist aber interessant“, unterbrach Pomona Sprout und deutete quer über den Flur. „Unsere hoch angesehene Schulleiterin hat gerade entdeckt, sollte man versuchen die Feuerwerke zu schocken, dass sie dann explodieren.“

„Warum sollte man versuchen ein Feuerwerk zu schocken?“, fragte Severus recht ungläubig. „Das ist eine ziemlich seltsame Reaktion.“ Allerdings war sie auch eine ziemlich seltsame Frau…

„Ich frage mich, was wohl passiert, wenn man andere Zauber auf sie anwendet…“, überlegte Filius, während Umbridge begann, sich ihren Weg zu ihnen durchzukämpfen.

„Ich habe im Grunde nur noch eine Klasse heute Nachmittag und dann für den Rest des Tags frei“, antwortete er selbstgefällig. „Ich werde etwas herumexperimentieren. Es wird Tage dauern, bis wir hier alles beseitigt haben.“

„Versuchen Sie vielleicht auch ein paar von den bereits Gezündeten einzusammeln, wenn es Ihnen möglich ist“, bat sein Kollege. „Ich würde sie mir gerne genauer ansehen.“

„Warum stehen Sie hier nur herum und schauen zu?“, brodelte Umbridge, als sie zu ihnen kam. „Tun Sie etwas! Werden Sie die Dinger los und bringen Sie die Kinder in ihre Klassen!“

Die Lehrer tauschten Blicke aus, alle von ihnen versuchten ein Lächeln zu unterdrücken, bevor Minerva ruhig antwortete: „Ich denke, ich kann den Kindern nicht sagen, dass sie die Feuerwerke ignorieren sollen, Dolores. Feuerwerke stehen in keinem Zusammenhang zu Verwandlungen und ich würde auf gar keinen Fall gegen einen von Ihren vielen Ausbildungserlassen verstoßen wollen. Außerdem wird mein Essen kalt. Kommt schon, wir werden das Durcheinander später aufräumen.“


+++



Dieser Nachmittag war einer der Besten in Severus‘ Leben, als er freudig durch das Schloss wanderte und sich in dem Durcheinander aalte. Keiner der Feuerwerkskörper hatte seinen Weg hinunter in die Kerker gefunden, also wurde seine letzte Stunde nicht unterbrochen und jetzt konnte er es richtig genießen. Seine Kollegen hatten eine einheitliche Front gebildet und waren alle auf einmal unfähig, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Die Kröte lief sich beinahe zu Tode, während sie gegen die Feuerwerke kämpfte, welche sich als überraschend widerstandsfähig erwiesen und sich wacker schlugen.

Die Wunderkerzen waren seiner Meinung nach eher kindisch – offenbar wurden die Weasleys von ihrer eindrucksvollen Mutter zu nett erzogen und sie wussten nicht, wie man anständig fluchte – aber die anderen waren wirklich einfach nur wundervoll. Nachdem er einen herrlich leeren Flur mit nur einem Feuerwerkskörper darin gefunden hatte, zog Severus seinen Zauberstab heraus und begann mit großer Vorsicht zu experimentieren. Sie zu versteinern, führte zu demselben Ergebnis, wie sie zu schocken. Sie verschwinden zu lassen, entdeckte er mit freudiger Überraschung, sorgte dafür, dass sie sich vervielfachten und zauberte prompt weitere Verschwindezauber auf all die neuen Feuerwerkskörper, bis der gesamte Flur damit gefüllt war und er zurückweichen und sich einen neuen Korridor für seine Experimente suchen musste.

Irgendwann entdeckte er, dass ein Stasiszauber die Feuerwerke versiegen ließ und ein langsamer Kältezauber sie verschwinden lassen würde, was auf jeden Fall weit weniger schmerzhaft war, als alles, was die Kröte versuchte – er hatte sie danach einmal gesehen und sie sah aus, als wenn sie dafür trainierte ein Feuerwehrmann zu sein, komplett zerzaust, verschwitzt und von Kopf bis Fuß mit Ruß bedeckt und er musste sich seinen Ärmel vor den Mund haltend in einem leeren Klassenzimmer verstecken, damit ihn niemand lachen hören konnte.

Er entschied ihre Abwesenheit auszunutzen und ging geradewegs zu ihren Gemächern, nur um festzustellen, dass bereits jemand anderes dieselbe Idee gehabt hatte. Er musste die Tür nicht öffnen, um das Krachen und Zischen durch das Holz zu hören und fragte sich amüsiert, wie viele Feuerwerkskörper gerade fröhlich ihre Inneneinrichtung in Flammen steckten. Beinahe lautlos begann er, auf seinem Weg zu ihrem Büro ‚Disco Inferno‘ zu summen. Unterwegs sammelte er ein Feuerrad ein und befestigte es mit einem permanenten Klebezauber besonders nahe der Türklinke an ihrer Bürotür, damit sie es zuvor entfernen musste, um ihr Büro zu betreten. Dann trat er einen Schritt zurück, bewunderte seine Arbeit genüsslich durch halb geöffnete Augen und lächelte, bevor er sich rarmachte und sich ein neues Spielzeug suchte.

Nachdem er sich damit belustigt hatte, einen der riesigen Drachenfeuerwerke zu ‚erschlagen‘, rannte er beinahe in Granger, die gerade aus einem der Badezimmer im vierten Stock kam. Sie erwischte ihn, wie er den erlegten Feuerwerkskörper einsteckte und er war immens erleichtert, dass sie nicht mit angesehen hatte, wie er vor wenigen Sekunden versucht hatte, St. George zu imitieren. Sie schenkte ihm ein überraschend böses, verschwörerisches Lächeln, wodurch ihre braunen Augen von reinem Schalk aufleuchteten. Sie genoss es offensichtlich genauso wie er und hüpfte schon praktisch zurück in ihren Unterricht. Er sah, wie sie ihren Zauberstab zog und im Vorbeigehen einen Verschwindezauber auf eines der Römischen Lichter zauberte und er konnte das Grinsen nicht aufhalten. Zehn Punkte für Gryffindor, verdammt noch mal. Selbst das Wissen seiner bevorstehenden Okklumentik-Stunde mit Potter konnte momentan seine gute Stimmung nicht trüben.



+++



Leise vor sich hinmurmelnd marschierte Severus zurück zu seinem Büro. Er wusste nicht, was mit Montague passiert war, aber der Junge war vollkommen durch den Wind und brauchte vermutlich professionelle Hilfe, um seinen Verstand wieder zu ordnen – was zumindest noch davon übrig war, er war nie eine sonderliche Leuchte gewesen – und vermutlich würde er für den Rest des Schuljahres fehlen. Seine Familie würde nicht sonderlich beeindruckt sein. Und jetzt musste er wieder zurück und diese Farce mit Potter fortsetzen… Er wollte nicht noch weitere Jugendängste sehen und es war alles eine unglaubliche Zeitverschwendung. Und der Tag hatte so gut angefangen; Flitwick hatte heller als die Sonne gestrahlt, als Severus ihm ein halbes Dutzend von verbrauchten Feuerwerkskörpern überreicht hatte, mit denen er jetzt spielen konnte.

Als er die Tür öffnete, erstarrte er für einen Augenblick, starrte auf das sich ihm dargebotene Bild, während er um Luft rang. Seine Augen starrten auf das Denkkarium… sein bescheuertes, unbewachtes Denkkarium… mit all diesen Erinnerungen…

Die Welt verlief vor seinen Augen zu rot und schwarz, als etwas in ihm überschnappte und sein Körper von einer verzweifelten Wut erfasst wurde. Erst nachdem sich der rote Nebel wieder etwas gelichtet hatte, befand sich Severus vollkommen erschöpft und zitternd alleine in den Überresten seines Büros wieder. Nach Luft schnappend, lehnte er sich gegen die Wand und rutschte mit wackligen Knien hinunter auf den Boden, ließ seinen Rücken gegen den kalten Stein fallen, während er seine Augen schloss und ein unangenehmes Pochen seinen Kopf erfüllte. Dieser verfluchte Harry Potter und seine absolute Unfähigkeit, seine Nase nicht in alle Dinge hineinzustecken! Diese verfluchten Gene von James Potter. Verdammt Lily, dafür, dass sie sich für James entschieden hatte. Verdammt Dumbledore, weil er ihn zu alle dem zwang. Verfluchte Petunia, weil sie diesem Balg nicht beigebracht hatte, dass er nicht im fremden Eigentum herumzuschnüffeln hatte. Und selbst soll er verdammt sein, weil er nicht daran gedacht hatte, einen beschissenen Schutzzauber auf das Ding zu legen.

Das Zittern wurde nur noch schlimmer, als er seine Knie an seine Brust zog. Er hatte sehr, sehr viel Glück gehabt. Er hatte Potter gerade noch rechtzeitig erwischt. Der Junge hatte den Moment gesehen, wo alles zusammengebrochen war, aber er verstand nicht, was er dort gesehen hatte. Die Erinnerungen, die dieser gefolgt wären, hätten alles nur allzu deutlich gemacht; er hatte gerade ebenso noch flüchten können, obwohl das im Moment nur recht wenig tröstlich war.

Er war auch froh, den Jungen nicht umgebracht zu haben. Schon sehr lange hatte er nicht mehr solch eine Wut verspürt… nicht seit Black das letzte Mal ungeschoren davongekommen war, obwohl Severus sich jetzt nicht in der Verfassung dazu befand, der Ironie dieser Situation zu huldigen. Seine Wut war immer am Gefährlichsten, wenn sie von Angst oder Schmerz geschürt wurde. Es hatte ihn alles gekostet daneben zu zielen, als er damit begonnen hatte, Dinge nach dem Jungen zu werfen und er hatte keine Ahnung, was seine Magie eigentlich getrieben hatte, wenngleich er sich daran erinnerte, die Kontrolle darüber verloren zu haben. Verdammt, er konnte sich glücklich schätzen, ausversehen kein Dämonenfeuer gezündet zu haben und damit beinahe das halbe Schloss in Grund und Asche zu brennen.

Noch immer zitternd wischte er mit seinem Ärmel übers Gesicht, als er sich auf seine Atmung konzentrierte und sich langsam beruhigte. Seufzend fuhr er mit seinen Fingern durch seine Haare und sah sich mit einem Kopfschütteln die Zerstörung an. Sein Hals schmerzte, aber das ignorierte er. Er hatte wegen dieser Erinnerung bereits genug geschrien, als das es ihn jetzt noch emotional treffen könnte. Es schmerzte noch immer, würde es vermutlich auch immer tun, aber es waren nicht mehr sonderlich viele Gefühle übrig.
Nun, das war’s dann wohl. Die Okklumentik-Stunden waren jetzt offiziell vorbei. Potter sollte sich glücklich schätzen, dass er noch immer lebte; jede Unterrichtsstunde in Zaubertränke würde jetzt ein Kampf sein, während Severus versuchte, seine Wut wieder unter Kontrolle zu bringen. Er hatte gewusst, es würde ein Fiasko werden, aber ein Desaster dieser Stufe hatte er nicht erwartet. Mit einem weiteren Seufzen stemmte er sich gegen die Wand und stieß sich auf seine Füße. Er konnte es jetzt nicht mehr ändern, außer den Jungen mit einem Vergessenszauber zu belegen und das würde glücklicherweise nicht nötig sein. Vielleicht tat es ihm ja mal gut zu sehen, was für Mistkerle sein Vater und sein Patenonkel wirklich waren, sagte er sich boshaft, aber der Gedanke erfüllte ihn nicht mit irgendwelcher Genugtuung. Geschah dieser Brut recht, einfach seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen, die seine Privatsphäre verletzten. Man konnte schließlich nie wissen, vielleicht fühlt sich Potter deswegen irgendwann Mal schuldig… Wunder geschahen immerhin immer wieder, selbst wenn er nie davon betroffen war.

Sehr wohl wissend, wie unglaublich wütend er war und sich am Rande seines Verstandes befand, zog er seinen Zauberstab und begann methodisch das Durcheinander aufzuräumen und alles wieder zu reparieren, was er zerstört hatte. Bis er mit dem Büro fertig war, würden seine Okklumentik-Schilde seine Wut dahin verdrängt haben, wo sie hingehörte und er würde sich wieder beruhigt haben. Dann, schätzte er, sollte er zu Dumbledore gehen und ihm erzählen… nein, warte, das war ja nicht mehr nötig, denn der alte Mann war ja gar nicht mehr da. Das war zumindest etwas. Schwer zu glauben, dass das Ganze doch noch etwas Gutes hatte… da begann er, etwas hysterisch zu lachen. Er war der letzte Mensch, der noch in irgendwas einen Lichtblick finden konnte. Und dabei hatte der Tag so schön angefangen… er hätte wissen müssen, dass es nicht anhalten würde.


+++



Hermines starke Vermutung, dass etwas gewaltig schief gelaufen war, als Harry früher als sonst von seinem Okklumentik-Unterricht zurückkehrte, wurde nur durch seinen Anblick bestätigt – blass und erschüttert – das alleine war ansonsten nicht wirklich ungewöhnlich, aber er vermied es ihr und Ron in die Augen zu sehen, als er ihnen erzählte, Snape hätte ihm gesagt, er würde jetzt die Grundlagen beherrschen und könnte alleine weiter arbeiten. Offensichtlich log Harry. Als Snape am nächsten Morgen nicht zu ihrer gewöhnlichen Laufrunde erschien, bestätigte das nur ihre Vermutung, dass etwas vorgefallen sein musste. Der Mann war beim Frühstück anwesend, mit Blut unterlaufenden Augen und einer beinahe sichtbaren Aura der Wut umgeben, was bedeutete, dass selbst die anderen Lehrer in seiner Gegenwart Vorsicht walten ließen, aber außer einem giftigen Blick, vermied er es zum Gryffindor-Tisch zu sehen.

Nach dem Frühstück sammelte sie einen ziemlich widerspenstigen Ron ein und zwängte Harry in eine Ecke auf dem Flur. „Was ist gestern passiert, Harry?“

„Ich habe euch doch bereits--“

„Ja, ich weiß, was du uns gesagt hast. Harry, wir kennen dich jetzt fünf Jahre. Du bist schon immer ein schrecklicher Lügner gewesen und es ist offensichtlich, dass du dich mit Professor Snape gestritten hast. Was ist passiert?“

„Ein Streit“, lachte Harry ziemlich leer. „Ich schätze, so könnte man es bezeichnen, ja.“ Er seufzte und fuhr mit einer Hand durch sein Haar. „Ich… ich habe eine Erinnerung gesehen, von der er nicht wollte, dass ich sie sehe. Etwas darüber, was mein Vater und Sirius ihm angetan haben, als sie noch Kinder waren.“

Hermine schnappte kurz nach Luft. Die Hütte? Nein, Harry sah nicht annähernd so erschüttert aus, wie wenn er das gesehen hätte. „Was hast du gesehen?“

Er schüttelte mit seinem Kopf. „Ist egal. Es war wirklich nicht schön gewesen. Sie haben nur… haben ihn schikaniert, denke ich mal. Jedenfalls ist Snape, nachdem ich es gesehen habe, explodiert und hat mich rausgeschmissen. Ich dachte, er würde mich wirklich verfluchen. Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals so aufgebracht gesehen habe.“ Er zuckte mit seinen Schultern. „Ich denke, die Stunden sind jetzt vorbei. Ich will bestimmt nicht wieder zurückgehen.“

„Aber Okklumentik ist wichtig“, bemerkte Ron ziemlich beunruhigt. „Du musst Du-weißt-schon-wen aus deinem Kopf halten. Hat Snape dir denn bis jetzt genug beigebracht?“

„Ja, ja, mach dir keinen Kopf. Das wird schon passen. Ich bin, ehrlich gesagt, jetzt einfach nur froh, nicht mehr dort hingehen zu müssen. Ich will nicht, dass Snape noch ein weiteres Mal in meinem Kopf herumstochert. Denkt ihr, er wird sich bis zu unserem nächsten Zaubertränkeunterricht wieder beruhigt haben?“

„Ist das hier jetzt wirklich die wichtigste Frage?“, fragte Hermine sauer.

Ron grinste sie an. „Im Grunde schon, denn, wie du dich sicherlich erinnerst, wenn Snape auf Harry wütend ist, dann werden wir beide es auch abbekommen. Ich will bestimmt nicht in Stücke gerissen werden, nur weil der Auserwählte nicht weiß, wie er mit Menschen umzugehen hat.“


+++



Severus ging es im Moment nicht gut. Es kostete ihn seine gesamte Kontrolle, dem Verlangen Potter zu erwürgen nicht nachzugeben, wann immer er ihn sah. So wütend hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Welch eine Gräueltat, so sein Leben zu misshandeln. Ihm kam nicht in den Sinn, dass Granger weit tiefer in seine Vergangenheit vorgedrungen war, ohne seine Wut auf sich zu ziehen. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, stumm zu wüten, als er mit sich selbst debattierte, was er als Nächstes tun sollte. Er wusste, er sollte den Jungen zurückholen, ihn dazu zwingen, die Stunden wieder aufzunehmen und er brauchte sicherlich niemanden aus dem Orden, der ihn dazu drängte und sich einmischte, damit er es tat. Er verstand durchaus, warum es so wichtig war, vermutlich sogar besser als jeder andere, außer vielleicht Dumbledore selbst.

Das Problem war einfach nur, wenn er es wirklich tat, dann würde er den Jungen ernsthaft verletzen. Er kannte sein Gemüt und er kannte seine Grenzen und er wusste, er konnte sich was das betraf, nicht länger vertrauen. Außerdem hatte es so oder so nicht funktioniert. Er hatte wirklich versucht seine Gefühle außen vor zu lassen, aber er wusste auch, er hatte diese ‚Stunden‘ vermasselt und Potters Einstellung hatte selbst vor dem Vorfall mit dem Denkarium nicht geholfen. Nein, er konnte nicht weitermachen. Aber er konnte nicht einfach so herumstehen und gar nichts machen. Niemand war so bewandert in Okklumentik, wie er es war, zumindest damit hatte der Schulleiter recht behalten.

Also bedeutete dies, dass er einen anderen Weg finden musste …


+++



Während der Osterferien verbesserte sich die Lage nicht. Ron hatte Hermine besorgt erzählt, dass Harry noch immer diese seltsamen Träume hatte und in seinem Schlaf redete. Es war offensichtlich, dass das Wenige, was er von seinem Unterricht in Okklumentik aufgeschnappt hatte, nicht ausreichte. Snape verharrte weiter in einem Zustand der kaum zu kontrollierenden Wut. Er begann beinahe jedes Mal, wenn er Harry erblickte, an Ort und Stelle zu vibrieren. Selbst wenn sie morgens während ihrer Laufrunde mit ihm alleine war, schwieg er und wirkte angespannt und war einem Gespräch gegenüber noch abgeneigter als schon zuvor.

Eines Morgens, nach ihrem Auslaufen und Dehnübungen, als Hermine bereits auf den Weg nach drinnen und in Gedanken an eine Dusche versunken war, durchbrach Snape schließlich sein Schweigen. „Miss Granger.“

Mit einem neugierigen Blick drehte sie sich zu ihm herum. Normalerweise sagte er während dieser Zeit nie ein Wort zu ihr, selbst wenn sie ihm manchmal ein ‚Gute Morgen‘ abgewinnen konnte. „Ja, Sir?“

Es war noch immer seltsam Snape so zu sehen, leicht errötet und verschwitzt und etwas außer Atem, besonders, weil er sich vor ihrem Lauf nie rasierte. Seltsam oder nicht, sie konnte anhand seiner Körpersprache noch immer erkennen, dass er über das, was er sagen würde, nicht sonderlich glücklich war. „Wie sehr hört Potter noch auf Sie?“

Hermine blinzelte ihn an. „Ich verstehe die Frage nicht, Sir.“

„Als Sie jünger waren, da hatte er akzeptiert, dass Sie mehr wussten und er hatte sich auf Ihren Ratschlag verlassen. Hat sein Stolz, es sei denn, er will Hilfe bei seinen Hausaufgaben haben, diesen Punkt bereits überschritten?“

Da legte sie nachdenklich ihre Stirn in Falten. Er fragte sie gelegentlich, wenn er einen Rat wegen irgendwelcher Mädchen brauchte, aber irgendwie dachte sie nicht, dass Snape das meinte. „Ich schätze schon, dass er noch immer auf mich hört, Sir, aber es kommt wirklich auf das Thema an…“

Seufzend wischte sich Snape mit seinem Ärmel über das Gesicht und sah sie jetzt zum ersten Mal wieder direkt an. Nicht, dass es sonderlich half, da seine schwarzen Augen so unleserlich wie immer waren. „Wenn ich Ihnen Okklumentik beibringen würde“, begann er langsam, „könnten Sie dann Potter dazu überreden, es von Ihnen zu lernen, wenn Sie behaupten, Sie hätten es sich selbst beigebracht, um ihm zu helfen?“

Jetzt starrte sie ihn an, zumindest, bis er ihr Starren mit einem finsteren Blick erwiderte. Schnell wandte sie ihren Blick ab und dachte darüber nach, fragte sich, warum er überhaupt diese Frage stellte und dachte dann über die eigentliche Frage nach. „Wenn ich auf die richtige Art und Weise an ihn herantrete, ja, dann könnte ich das“, sagte sie schließlich. „Aber ich bin sicherlich nicht so ein guter Lehrer, wie Sie, Sir. Könnten Sie nicht--“

„Nein“, unterbrach er sie knapp, als sich sein Blick wieder härtete. „Ich werde ihn nicht noch einmal darin unterrichten. Hat er Ihnen erzählt, was vorgefallen ist?“

„… zum Teil, Sir. Er sagte, er hätte eine Erinnerung gesehen, von der Sie nicht wollten, dass er sie sieht, etwas über seinen Vater und Sirius und dass Sie ihn anschließend rausgeschmissen haben.”

Snapes Lippen verzogen sich zu einem kalten und unfreundlichen, schiefen Lächeln, welches keinerlei Belustigung enthielt und bestätigte dadurch nur ihre Vermutung, dass Harry ihr nicht alles erzählt hatte. Seine Augen waren hart und wütend. „Zum Teil, ganz genau… es kommt nahe genug an die Wahrheit heran, dass es als Erklärung ausreichen wird. Jedenfalls hatte es davor auch schon nicht funktioniert. Ich kann ihm nicht das beibringen, was er wissen muss und er kann es nicht von mir lernen. Kann nicht, nicht, dass ich es nicht tun würde, in beiden Fällen. Sind Sie bereit als Vermittlerin zu agieren?“

„Ja, Sir.“ Sie zögerte kurz, bevor sie zugab: „… ich hatte eh darüber nachgedacht, es zu lernen.“

Er schnaubte. „Ich bin nicht einmal überrascht. Was haben Sie bisher über das Thema gelesen?”

„Nichts. In der Bücherei ist nichts darüber zu finden. Ich wollte bei meinem nächsten Hogsmeade-Wochenende bei Flourish und Blott’s nachfragen.”

„Nicht nötig. Ich werde Ihnen die passenden Bücher geben.”

„Sie haben Harry nichts zu lesen gegeben“, purzelten die Worte aus ihrem Mund, bevor sie sie aufhalten konnte.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Hätte er sich dazu herabgelassen, sie auch zu lesen?“

Hermine biss auf ihre Lippe, bevor sie seufzte und ehrlich antwortete: „Also, er hätte vielleicht den Buchrücken überflogen, wenn Sie eine Zusammenfassung verlangt hätten.“

Da schnaubte er erneut. „Ganz genau mein Punkt, Miss Granger. Kommen Sie heute Abend nach dem Abendessen in mein Büro und wir werden anfangen.”


+++



Hermine musste sich eingestehen, sie war nervös, als sie an seine Bürotür klopfte. Das Wenige, was Harry über die Stunden gesagt hatte, erfüllte sie nicht mit Zuversicht. Er hatte gesagt, es würde wehtun und sie wollte nicht, dass Snape – oder sonst wer – in ihrem Kopf herumstocherte.

„Herein.“

Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich, verspürte ein unmittelbares Kribbeln, als Snape den Raum schütze, damit sie von niemandem gestört werden konnten. „Guten Abend, Sir.“

„Guten Abend, Miss Granger.“ Er legte seine Arbeit zur Seite und lehnte sich zurück, gestikulierte auf den Stuhl gegenüber von seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich.“ Während er sie beobachtete, zog er eine Augenbraue hoch. „Und hören Sie auf, so besorgt auszusehen. Ich werde Sie schon nicht aufessen.“ Da lächelte sie verlegen und setzte sich gegenüber von ihm auf den Stuhl, als er fortfuhr: „Ihr Unterricht wird sich Potters' gegenüber unterscheiden. Die Situation ist eine andere. Was wissen Sie über Okklumentik?“

„Nicht viel mehr als das, was Sie Harry erzählt haben, Sir. Es ist eine Möglichkeit Erinnerungen und Gefühle von einem Legilimentor zu verbergen. Man kann Lügen und Geheimnisse verstecken, ohne entdeckt zu werden. Madam Pomfrey sagte mir mal, es kann auch dabei helfen, Schmerzen zu blockieren.“

Snape nickte nachdenklich. „Ja, kann es. Wir haben einen Vorteil, Miss Granger – da Sie eine viel belesene Muggelgeborene sind. Ich kann Analogien benutzen, die Sie verstehen werden. Okklumentik ist Meditation sehr ähnlich. Es heißt Okklumentik, weil die meisten Menschen es nur dazu benutzen, ihre Gedanken abzuschirmen. Viele Menschen glauben, das ist das Einzige, was es kann. Ich mag die Bezeichnung nicht sonderlich. Sie ist nicht wirklich akkurat. Was die Leute als Okklumentik betiteln, ist im Grunde eine Art des Yogas. Um es einfach zu sagen, es ist eine mentale Disziplin, und wenn sie entsprechend ausgeführt wird, dann erlaubt sie die absolute Kontrolle nicht nur über den Verstand und die Psyche, sondern auch den Körper.“

Das klang interessant. Hermine hatte nicht über die Möglichkeit, Voldemort aus Harrys Kopf fernzuhalten, hinausgedacht, aber bereits jetzt raste ihr Verstand mit all den neuen Möglichkeiten. Er musste es in ihrem Gesicht gesehen haben, denn plötzlich grinste Snape sie an. „Bitte versuchen Sie sich zu zügeln, Miss Granger. Es gibt weitaus mehr über Okklumentik als ich Ihnen beibringen kann. Wir stehen unter enormen Zeitdruck und es würde Jahre in Anspruch nehmen. Ich kann Ihnen die Grundlagen beibringen und Ihnen das Wesentliche an die Hand geben, damit Sie, wenn Sie denn unbedingt wollen, vielleicht den Rest selbst herausfinden können, aber hier und jetzt werden wir uns größtenteils damit beschäftigen, den Verstand abzuschirmen. Der Schlüssel ist Visualisierung und Konzentration. Auch hier befinden wir uns wieder im Vorteil, da ich glaube, dass Sie eine visuell Lernende sind?“

Sie nickte langsam. Wenn sie sich an Dinge erinnerte, dann stellte sie sich ihre Notizen oder das Buch oder welche Quelle auch immer, immer bildlich vor, selbst wenn sie sich fragte, woher
Snape das wusste. „Ja, Sir.“

„Gut. Dann sollten Sie es relativ schnell auffassen. Wie Sie es im Anschluss Potter beibringen werden, da er diese Fähigkeit nicht besitzt, ist nicht meine Sorge“, fügte er leidenschaftslos hinzu und ihn schien es wirklich nicht zu kümmern. „Also lassen Sie uns anfangen. Es gibt viele unterschiedliche Wege einen Verstand gegen ein Eindringen zu organisieren und abzuschirmen. Jede Kultur auf der Erde besitzt eine Form des Yogas. Einige konzentrieren all ihre Energie darauf, sich feste Schilde vorzustellen, für gewöhnlich Ziegel – oder Steinwände. Diese Art funktioniert ziemlich gut gegen gewöhnliche Angriffe und wird sich vielleicht als Potters beste Option erweisen, aber diese Methode hat ihre Lücken, und wenn man sie richtig trifft, kann sie leicht einbrechen. Andere bevorzugen angreifende Versuche zu durchkreuzen, indem sie sich darin üben, an ein organisiertes Chaos zu denken, laut an zufällige Zahlen zu denken oder an Fisch – und Insektenschwärme oder Farbblitze, um den Angreifer abzulenken. Das erfordert ein hohes Maß an Konzentration und ist ziemlich ermüdend und sollte sie nur für eine Sekunde einbrechen, erweist sich diese Methode als fatal. Einige konstruieren eine äußerst detaillierte und komplexe mentale Struktur, eine Art Labyrinth, in ihrem Kopf, aber das erfordert Jahre der zermürbenden Arbeit. Ich persönlich bevorzuge eine andere Methode, die die Elemente all dieser Übungen verbindet und mir somit eine gewisse Flexibilität erlaubt. Einige Dinge werden versteckt, während ich andere ausgewählt freigebe, wodurch ich mehrere Möglichkeiten erhalte. Bevor ich Ihnen noch mehr erzähle, würde ich Ihnen gerne zeigen, was ich meine. Manche Dinge können einfach nicht so gut erklärt wie erlebt werden. Fürs Erste benutzen Sie Ihren Zauberstab, wenn Sie ihn auch später nicht mehr brauchen werden. Ich möchte, dass Sie Legilimentik an mir ausüben.“

„…Sir?“, hauchte sie, sicher, dass sie sich bestimmt verhört hatte. Das konnte er unmöglich meinen.

Er schnaubte leicht und bedachte sie mit einem leichten, spöttischen Lächeln. „Sie werden nichts sehen. Sie werden nur in meinen Verstand eindringen können, weil ich es erlauben werde – es werden Tage vergehen, bevor Sie überhaupt einen total ungeschützten Verstand betreten können und ich bezweifle ernsthaft, ob Sie jemals dazu in der Lage sein werden, meine Verteidigung zu überwinden. Ich will Ihnen lediglich zeigen, wie ich mich selbst beschütze. Sie kennen den Zauber?“

„Ja, Sir, aber…“

„Dann fangen Sie an.“ Er lehnte sich gemütlich in seinen Stuhl zurück und betrachtete sie ruhig. Sie atmete einmal tief durch und schluckte jeden weiteren unnützen Protest hinunter, zog zögernd ihren Zauberstand und traf seinen Blick, das erste Mal, ohne diese rohe, unkontrollierte Qual darin zu erkennen.

„Legilimens“, flüsterte sie nervös und die Welt begann sich um sie herum zu drehen, als sie sich in den dunklen Tiefen seiner Augen verlor.

Da war nichts als Dunkelheit. Es fühlte sich so an, als ob sie zeitweilig im Raum schweben würde, nicht in der Lage etwas zu sehen oder irgendwas zu hören und es war absolut beängstigend. Die Panik, die drohte, sie zu übermannen, weilte nur einen kurzen Augenblick. Da war etwas, ein Gefühl von… etwas. Snape hatte recht, manches konnte einfach nicht erklärt werden. Ihr fehlten die Worte, es zu beschreiben, aber etwas stützte sie in der Dunkelheit. Es dauerte einen Moment, bis sie das Gefühl erkannte; kein Raum, sondern Wasser. Sein Verstand war ein dunkler, ruhiger Ozean. Sie konnte die Wellen um sich herum, die endlose Tiefe unter ihren Füßen, fühlen. Langsam begriff sie, dass sie auch Geräusche wahrnahm. Ein leises Rauschen, irgendwo zwischen dem Geräusch einer entfernten Welle und dem gleichmäßigen Rhythmus menschlicher Atmung. Nach und nach kehrte ihre Sicht wieder zurück; es war so hell, wie es nachts unter Wasser sein würde, aus der absoluten Schwärze wurde ein sehr dunkles Mitternachtsblau.

Wow. Das war… nun, irgendwie unwirklich, ja, aber es war auch unglaublich faszinierend und komplex und… Sehr leise, als wenn es aus weiter Entfernung zu ihr hallen würde, hörte sie ein leichtes Lachen, so leise, dass sie sich nicht einmal sicher war, ob sie es überhaupt wirklich gehört oder doch nur gefühlt hatte. Snapes Belustigung war wie ein Kräuseln im Wasser um sie herum und die gedemütigte Erkenntnis, dass er von ihren Gedanken, wie cool sie all dies fand, wusste, war genug, um die Verbindung zwischen ihnen zu brechen.

Jetzt, wo sie ihn ansah, konnte sie dieselbe Belustigung in seinem Blick erkennen, obwohl sein Gesicht die gewohnte ausdrucklose Maske trug. „Konnten Sie… spüren, was ich dachte, Sir?“, fragte sie unsicher.

„Nicht Ihre Gedanken, nein, aber Ihre Gefühle“, antwortete er, ein Mundwinkel verzog sich zu einem halben Lächeln. „So sehr Sie sich vielleicht auch von Ihren Freunden unterscheiden, Miss Granger, sind Sie auf vieler Art und Weise eine wahre Gryffindor. Sie sind weit introspektiver als die meisten in Ihrem Haus, das ist wahr, allerdings schreien Sie Ihre Gefühle noch immer in die Welt hinaus, wenn auch nicht verbal. Ihre Gefühle haben sich schon immer auf Ihrem Gesicht abgezeichnet und Ihr Verstand schreit förmlich alles hinaus, was Sie fühlen. Sie haben überhaupt keine Verteidigung. Wenn ich nachgesehen hätte, dann hätte ich mir alles darin aussuchen können Ihre bewussten wie unbewussten Gedanken.“

Hermine spürte, wie ihr Gesicht sich erhitzte und sie wusste, sie musste rot angelaufen sein, was wirklich nervig war, denn es bestätigte nur alles, was er gerade über ihre Fähigkeit, ihre Gefühle zu verstecken, gesagt hatte. Mit einem beschämenden Blick in ihren Schoß schlang sie unbehaglich ihre Hände um ihren Zauberstab.

Snape beugte sich leicht vor, seine Stimme wurde jetzt etwas sanfter. „Miss Granger, entspannen Sie sich. Während dieser ersten Sitzungen gebe ich Ihnen mein Wort, ich werde nichts von Ihnen lesen. Wenn wir diesen Punkt erreichen sollten, werde ich Sie vorwarnen und ich werde Ihnen beibringen ein Denkarium zu benutzen, damit Sie die Erinnerungen, von denen Sie nicht wollen, dass ich sie sehe, entfernen können. Ich versichere Ihnen, ich hege genauso wenig Verlangen die Tiefen Ihres Unterbewusstseins zu durchlöchern, wie Sie wollen, dass ich es tue. Ich werde vermutlich Dinge zufällig sehen, aber ich werde sie weder Ihnen, noch sonst jemandem gegenüber erwähnen.“

Etwas von der Anspannung fiel von ihr ab. Nicht viel, aber ein wenig. „Danke, Sir.“

In einem ziemlich anderen Tonfall bemerkte Snape: „Sie wissen schon, dass Sie mich nicht nach jedem Satzende mit ‚Sir‘ anreden müssen? Ich werde Ihnen schon nicht den Kopf abbeißen, wenn Sie es mal vergessen, wissen Sie.“ Er klang noch immer ziemlich amüsiert, und das halbe Lächeln war wieder zurück, als sie ihn ansah.

Mit einem riskierten Lächeln ihrerseits zuckte sie mit ihren Schultern. „Ich denke, es ist jetzt eine Gewohnheit, Sir“, fügte sie es jetzt bewusst hinzu.

Ein leises Schnauben und das halbe Lächeln vergrößerten sich kurzzeitig. „Zurück zur Arbeit. Was haben Sie gespürt?“

Sie erzählte ihm von dem Ozean, versuchte es so genau wie möglich zu beschreiben, und als sie fertig war, nickte er zustimmend. „Ja, ich benutze Wasser als meine Vorstellung, aber das muss es nicht sein. Es muss nicht einmal etwas Natürliches oder irgendwas Spezifisches sein. Jeder findet etwas anderes. Sie werden für sich die Methode finden müssen, die für Sie am Besten funktioniert. Je einfacher desto besser, oder zumindest wird es dann leichter werden. Das wird dann Ihre erste Aufgabe sein.“

„Ja, Sir. Wie hilft Ihnen das Wasser, die Dinge zu verbergen?“

Sein Mund verzog sich zu einer leichten Grimasse. „Worte können es nicht vernünftig erklären. Später werde ich es Ihnen zeigen und Sie werden es besser verstehen, aber fürs Erste lassen Sie sich gesagt sein, alles, was ich nicht möchte, was von einem anderen gesehen werden sollte… es versinkt tiefer im Ozean, wenn jemand nachsieht. Einer der Gründe, warum ich Wasser benutze, ist, dass mir die Analogien helfen, es mir auch vorzustellen. Dinge, die ich versteckt halten muss, versinken spurlos und die Dinge, die ich einfach nur schön gefärbt haben möchte, versinken gerade so tief, damit sie verschwimmen, während andere Dinge dafür sichtbar werden. Sie werden Ihren eigenen Weg finden müssen, aber es gibt keinen Grund zur Eile. Das wird Ihnen dabei helfen sich zu schützen, sollten Sie es mal brauchen, aber es wird Potter nicht helfen, was auch der Grund ist, warum wir beide jetzt hier sind.“

Daraufhin räusperte er sich, lehnte sich zurück und seine Stimme nahm jetzt einen brüsken und nüchternen Ton an. „Ich bin mir bewusst, ich bitte Sie darum, die Sonnendrehung zu stoppen, aber Sie müssen ihm beibringen, sich zu konzentrieren. Er muss noch einen sehr langen Weg gehen, bevor er in der Lage sein wird, sich irgendein Schild vorzustellen, ganz zu schweigen davon, es auch beständig und stark genug auszuführen und Sie und Weasley sind nicht die Einzigen, denen sein wachsendes Wutproblem aufgefallen ist. Das Erste, was ich Ihnen beibringen werde, ist Meditation und das ist auch das Erste, was Sie ihm beibringen müssen. Er muss unbedingt ruhig bleiben und seinen Kopf von jeglichen Gedanken befreien, bevor er irgendetwas lernen kann und wir haben nicht Zeit darauf zu warten, bis er erwachsen wird.“

„Sir“, begann sie zögernd, „darf ich Sie etwas fragen?“

„In Ihrem Fall, Miss Granger, befürchte ich, werden Sie explodieren, wenn ich Ihnen keine Fragen erlauben werde“, antwortete sarkastisch, das Lächeln verließ seine Lippen. „Das ist kein gewöhnlicher Unterricht. Fragen Sie schon.”

Hermine holte einmal tief Luft, kratzte all ihre Nerven zusammen. „Warum… warum haben Sie es Harry nicht so beigebracht?“, flüsterte sie. So wie Harry es beschrieben hatte, hatte Snape ihm lediglich gesagt, er sollte sich verteidigen und ohne irgendeine Erklärung, wie er das bewerkstelligen sollte, hatte dann begonnen, ihn zu attackieren.

Snape schwieg eine ganze Weile, hielt seinen Blick abgewandt und atmete langsam aus. „Weil er Harry Potter ist“, erklärte er schließlich. Er gab ihr keine weitere Erklärung und sie wagte es nicht, ihn zu fragen, was er mit dieser Antwort sagen wollte.


+++



[Loten]:
Gott, ich liebe es, über Okklumentik zu schreiben. Das macht irre viel Spaß!

[1] Dead Man’s Bend: Das Buch, geschrieben von Alan Combes, handelt von einem jungen Mann, der in einem gestohlenen Auto stirbt und dann als Geist zurückkehrt, um Rache zu üben.


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