„Es ist ein miserabler Geisteszustand, weniges zu wünschen und vieles zu befürchten."
– Sir Francis Bacon.
Soweit es Severus betraf, verlief der Rest des Schuljahres relative monoton. Den Weasleys war irgendwann doch noch eingefallen, dass auch Granger ihre Freundin war und jetzt war sie irgendwo in St Mungos oder dem Fuchsbau oder dem Hauptquartiert oder wo auch immer und er lief endlich wieder schweigend in absoluter Ruhe durch den Schnee. Die letzten Monate hatte er sich nichts anderes gewünscht und doch musste er sich eingestehen, er vermisste das Knirschen ihrer Schritte, während sie versuchte sein Tempo zu halten und er aus seinem Augenwinkel heraus ihre Atemwolke erhaschen konnte – sogar noch mehr als das, er lief jetzt in dem Tempo, etwas langsamer als er es gewohnt war, das sie beide sich ausgearbeitet hatten. Das war seltsam, wenn man bedachte, wie sehr er seine Einsamkeit mochte, aber er musste sich jetzt auf andere Dinge konzentrieren.
Im Grunde war es sogar recht friedvoll. Die Schüler waren überraschend ruhig und er hatte keinen Unterricht und er musste sich nur um sehr wenig Papierkram kümmern, es gab nicht sonderlich viel zu tun. Daher verkroch er sich in den Tiefen seines Kerkers und wäre beinahe, mit einem guten Buch in seinem Bett, in den Winterschlaf gefallen. Es mochte vielleicht für jeden anderen langweilig sein, aber es war auch eine absolute Glückseligkeit, Frieden und Ruhe und ungestörte Erholung.
Selbst die Todesser waren zurzeit ruhig. Der Dunkle Lord mochte es vielleicht nicht, aber viele der höherrangigen Gefolgsleute hatten Familie und sie konnten es sich nicht erlauben, die Weihnachtstage über abwesend zu sein, ohne ihre Tarnung auffliegen zu lassen – oder zumindest behaupteten sie das. Selbst die Anhänger des Bösen brauchten zwischendurch mal etwas Urlaub. Und der Orden war jetzt auch ruhig und fröhlich, da es Arthur bereits wieder besser ging.
Weihnachten selbst war kaum der Rede wert; er erhielt nie irgendwelche Geschenke und es kümmerte ihn auch nicht sonderlich, da es nur bedeutete, er musste diese Geste nicht erwidern. Er war jedoch ziemlich überrascht, eine Weihnachtskarte erhalten zu haben, selbst wenn es nichts Ausgefallenes war – lediglich ein Stück Papier mit den Worten Fröhliche Weihnachten, Professor – aber dennoch starrte er eine Weile darauf. Er konnte nicht sagen, er sei als solches von dieser Geste unbedingt gerührt, aber dennoch, es war… nett. Irgendwie. Und auch verdächtig. Letztendlich stopfte er das Papierstück in seine Schublade mit all dem anderen Krimskrams, der sich die Jahre über angesammelt hatte, und gab sein Bestes, es einfach zu vergessen.
Neujahr brauchte gar nicht erwähnt zu werden. Normalerweise feierte die Belegschaft zusammen, eine Feier, zu der er sonst immer gezwungen worden war, aber mit Umbridge unter ihnen hatte niemand Lust wirklich zu feiern und Severus verbrachte den Abend alleine mit einem Glas Feuerwhiskey und begann sich langsam zu fragen, ob dieses neue Jahr auch sein letztes sein würde.
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Severus war nicht sonderlich erfreut, an seinem sechsunddreißigsten Geburtstag noch vor Morgengrauen, geweckt zu werden. In letzter Zeit bekam er kaum eine Stunde Schlaf und er hatte noch immer Ferien und hätte gerne zu seinem Geburtstag etwas länger geschlafen. Während er langsam zur Tür humpelte, kratzte er sich über sein stoppeliges Kinn, als er Dumbledore hereinbat und seine Arbeitgeber mit einem blutunterlaufenen Blick anstarrte. „Das sollte jetzt besser wichtig sein oder ich werde Sie verfluchen“, knurrte er.
„Auch Ihnen einen wunderschönen guten Morgen, Severus“, antwortete der Schulleiter so freudig wie eh und je und glitt an ihm vorbei. „Wie geht’s Ihnen?“
„Müde. Genervt.“ Leide Schmerzen. „Wünschte, Sie würden einfach wieder abhauen.“
„Wie immer dann also. Ich bin froh, das zu hören.“ Der Blick des alten Mannes funkelte für einen Moment, bevor dieser Ausdruck von seinem Gesicht verschwand und Severus sich automatisch anspannte.
„Was?“
„Noch immer so paranoid, Severus?“, stichelte er.
„Hält mich am Leben. Was wollen Sie, Schulleiter?“
„Ich hätte da eine Bitte.“ Das bezweifelte Severus. Der Schulleiter stellte keine Bitten, er befahl, egal, welches Wort er auch benutzte, um es zu umschreiben. Dumbledore fuhr ernst fort: „Was denken Sie darüber, was mit Arthur passiert ist? Ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören.â€
Noch während er ein Gähnen unterdrückte, versuchte er seine Gedanken zu sammeln, was um diese Uhrzeit nicht gerade einfach war. „Nichts, was wir nicht erwartet hatten. Unseren Schutz zu zerrütten hat nicht funktioniert, also hat er es mit Gewalt versucht, genau, wie ich Sie davor gewarnt hatte. Arthur wird es gut gehen.“
„Das ist nicht das, was ich meine und das wissen Sie. Was denken Sie darüber, was Harry gesehen hat?“
Severus begann sich, seinen Nasenrücken zu massieren. Darüber hatte er schon seit Tagen nachgedacht – immer wieder zwischen all den anderen Dingen, die er erledigen musste - und er mochte nicht eine Theorie, die ihm dabei in den Sinn kam. Die einzige wirklich klare Schlussfolgerung, zu der er gekommen war, war, dass Potter noch seinen Tod bedeuten würde. Überraschenderweise hatte er bisher noch keine weißen Haare bekommen – wenn auch die ersten grauen Strähnen aufblitzten, was in seinem Alter unglaublich deprimierend war. „Ich schätze, das, was auch Sie sich bisher zusammengereimt haben. Die mutmaßliche Verbindung zwischen ihnen ist echt und stärker als wir befürchtet hatten. Der Junge hat eine Verbindung zu den Gedanken des Dunklen Lords.“
„Weiß er davon?“
„Noch nicht, aber es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit.“
„Und Harry?“
„Dumbledore, ich weiß nie, was der Junge gerade denkt, ganz einfach aus dem Grund, weil er selten irgendetwas denkt. Daher bezweifle ich es. Ich bin mir allerdings sicher, dass er bereits ein Dutzend Ideen hat, jede Einzelne vermutlich melodramatischer und unwahrscheinlicher als die vorherige, aber ich bezweifle ernsthaft, ob er wirklich die Wahrheit kennt. Selbst wenn er kopfüber über die richtige Antwort stolpern würde, würde er vermutlich nichts sagen. Sie wissen das so gut wie ich.“
Dumbledore nickte langsam. „Wir müssen dann also schnell handeln, bevor sich Voldemort dieser Verbindung bewusst wird.“ Severus unterdrückte ein Zucken. Er wünscht wirklich, Dumbledore würde aufhören in seiner Gegenwart diesen Namen auszusprechen. Es schmerzte.
Bedächtig begann er die Muskeln in seinem linken Unterarm unter dem Ärmel seines Nachthemdes anzuspannen und zu entspannen, um den Krampf, der sich ankündigte, entgegenzuwirken. Äußerst leise wiederholte er: „Wir müssen handeln?“
„Harry muss unbedingt Okklumentik lernen.“
„Wagen Sie es nicht.“
„Severus…“
„Nein, ich meine es. Sagen Sie es nicht. Ich werde es nicht tun.â€
Die Stimme des Schulleiters wurde scharf. „Das werden Sie. Sie müssen es. Wer sollte es denn sonst tun, Severus? Sie sind der begabteste Okklumentor von dem ich bisher gehört habe, um einiges besser als jeder andere auf beiden Seiten. Harry braucht jetzt dieses Talent.“
„Dann unterrichten Sie ihn doch selbst.“
„Das kann ich nicht.“
„Warum?“, fragte Severus mit einem abfälligen Lächeln. „Zu beschäftigt?“ In diesen Tagen hatte keiner der Ordensmitglieder so etwas wie Freizeit, aber er versuchte hier zwei Vollzeitbeschäftigungen gleichzeitig zu meistern – Lehrer und Todesser. Darüber hinaus musste er sowohl für den Orden, als auch für Hogwarts sämtliche Tränke brauen, dann noch seine privaten Aktivitäten und er geriet ziemlich schnell an den Punkt, wo er ernsthaft darüber nachdachte, einen Zeitumkehrer zu stehlen, nur damit er etwas Zeit zum Schlafen finden könnte.
„Ich bin durchaus ziemlich beschäftigt“, antwortete Dumbledore ernst, „aber das ist nicht der einzige Grund. Harry ist im Moment ziemlich wütend auf mich und sowohl sein eigener Ärger, als auch Voldemorts weniger herausragende Meinung meiner Person gegenüber, bedeutet, dass ich es nur ungerne riskieren würde.“
Severus lachte hohl. „Und Sie denken, er ist auf mich weniger wütend, Dumbledore? Wir können uns nicht ausstehen, wie Sie sehr wohl wissen.“ Jeder behauptete, es sei alleinig Severus‘ Schuld, aber die Tatsachen waren unleugbar. Er hatte den Jungen bereits beim ersten Anblick gehasst, ja, das stimmte, aber auch der Junge hatte ihn von diesem Moment an gehasst. So seltsam es vielleicht auch war, ihre gegenseitige Abneigung bestand von Anfang an… genau, wie es mit seinem Vater der Fall gewesen war.
Dumbledores Blick kühlte sich merklich ab. Das war das wahre Gesicht ihres Anführers, die Seite, die sonst niemand zu Gesicht bekam. Da waren keine Güte und keine funkelnden Augen des alten Mannes. „Sie werden diesen kindischen Groll überwinden Severus, und Sie werden Harry Potter darin unterrichten, wie er seinen Verstand blockieren kann. Haben Sie mich verstanden?“
Er biss sich kurz auf seine Zunge, sehr wohl wissend, es wäre absolut nutzlos, ihm seinen kindischen Groll zu erklären. Genauso, als würde man versuchen, einem Blinden etwas über Farben zu erklären. Es war so viel mehr an der Geschichte, als das James ihn nur schikaniert hatte, aber er hegte keinen Wunsch das jetzt zu erklären und außerdem wäre es absolut überflüssig. „Ich habe es verstanden, aber Sie tun es nicht“, schnappte er, bevor er seine Stimme zwang, sich zu beruhigen. Er musste Dumbledore davon überzeugen, dass er hier grade keinen Anfall bekam. „Sie verstehen nicht, um was Sie mich da bitten, Schulleiter. Ich kann ihm das nicht beibringen.“
„Warum nicht?“, fragte Dumbledore kalt mit ernstem Blick.
Während er sich seinen Nasenrücken massierte, versuchte er es ihm zu erklären: „Erstens besitze ich ein natürliches Talent für Okklumentik und benutze diese Fähigkeit daher instinktiv und muss mich nicht bemühen. Ich habe keine Ahnung, wie ich es jemand anderem beibringen soll. Ich wüsste noch nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Zweitens vertraut Potter mir nicht, selbst wenn die Hölle bereits Millionen von Jahren zugefroren wäre. Wenn er mir nicht vertraut, kann ich nicht aus freien Stücken auf seine Gedanken zugreifen, sondern muss mir den Zugang zu ihm erzwingen, und wenn ich nicht frei auf seinen Verstand zugreifen kann, dann gibt es keine Hoffnung, dass ich ihm zeigen kann, was er wissen muss. Außerdem, wenn er mir nicht vertraut, dann wird er mir auch nicht glauben und er wird nichts von dem tun, um was ich ihn bitte. Sie wissen, dass es stimmt.“ Er zögerte bei seinem nächsten Punkt, nicht willens es auch zuzugeben, bevor er schließlich knurrte: „Und ich bezweifle, dass es mir möglich sein wird, meine Wut zu kontrollieren, wenn ich für eine gewisse Zeit mit ihm alleine sein muss. Abgesehen davon“, fuhr er hastig fort, „glaube ich nicht, dass er überhaupt von irgendjemand Okkkumentik lernen kann.“
„Harry ist nicht dumm, Severus, egal, wie oft Sie das auch behaupten mögen.“
„Diesmal habe ich auch nicht gesagt, dass er es ist, oder was ich damit sagen wollte“, antwortete er gereizt, sehr wohl wissend, dass die Schlacht bereits verloren war. Dumbledore hatte nicht auf einen seiner Einwände gehört, zweifelsohne hatte der alte Mann nichts anderes als Ich mag Potter nicht gehört. „Er ist einfach viel zu sehr ein Gryffindor. Bei Okklumentik geht es nicht um rücksichtslosen Mut und Ehrlichkeit. Es geht darum, Dinge zu verstecken und er würde es noch nicht einmal schaffen, wenn sein Leben davon abhänge, egal wie hoch der Einsatz eventuell auch wäre. Es geht darum, ruhig zu bleiben und er war noch nicht einmal gut darin, bevor er Hals über Kopf in die Pubertät gestürzt war. Sein natürliches Wesen ist einfach nicht dafür geschaffen.“
„Wie dem auch sei, er muss es jedenfalls lernen und Sie wissen mehr als jeder andere darüber, also müssen Sie es ihm auch beibringen. Das ist keine Bitte, Severus.“
„Und doch haben Sie gesagt, es sei eine Bitte“, erwiderte er garstig, während ihn ein Gefühl der Sinnlosigkeit und bösen Vorahnung ergriff. Das würde eine absolute Katastrophe werden. Er bemühte sich um einen letzten Versuch. „Haben Sie überhaupt etwas von dem gehört, was ich gesagt habe, Dumbledore? Ich denke nicht, dass er es überhaupt lernen kann und selbst, wenn er es könnte, dann bestimmt nicht von mir.“
„Severus. Genug jetzt. Ich werde diesbezüglich keine weiteren Ausreden von Ihnen anhören. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.“
Wann tue ich je etwas anderes? Severus traf den Blick des älteren Mannes und sagte sehr kalt: „Wie Sie wünschen. Ich werde Ihnen dann sagen, dass Sie mir keine Schuld geben sollen, wenn es nicht funktioniert, aber wir wissen beide, dass, egal, was auch passieren wird, Sie es so oder so tun werden. Gibt es sonst noch etwas?“
„Nein. Einen schönen Tag noch, Severus.“
Nachdem der Schulleiter verschwunden war, starrte Severus stumpfsinnig auf die Tür, bevor er sich mit einem schweren Seufzen abwandte, um in Richtung Dusche zu schleichen und sich dann zu rasieren und den Tag zu beginnen. Alles Gute zum Geburtstag, Severus…
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Hermine erhielt eine weitere Lehrstunde in der Notwendigkeit, einen klaren und akkuraten Durchblick zu haben, als sie und die anderen die Küche des Grimmauldplatzes betraten, nur um Sirius und Snape mit gezogenen Zauberstäben dort stehend zu sehen. Der Grund ihres Streites war absolut belanglos, nachdem Harry es ihnen später erklärt hatte – sie war sogar etwas neidisch auf ihren Freund, selbst wenn er sich davor absolut fürchtete. Okklumentik hörte sich wirklich interessant und nützlich an. Was sie am meisten sorgte, war Snapes Blick und es war eine Erinnerung, die sie für den Rest des Sommers bis zu ihrer Rückkehr nach Hogwarts nicht mehr losgelassen hatte. Da lag Wut darin, oh ja, und genug brutaler Hass, der ihre Theorien bezüglich dieser beiden Männer bestätigte, aber darunter hatte noch etwas Kaltes und Kalkulierendes und wirklich Unfreundliches gelegen.
Sie erinnerte sich an die Heulende Hütte und Snapes Flüstern: „Gib mir einen Grund.“ Ohne eine Provokation würde er nicht handeln, er besaß diesen seltsamen Sinn für Ehre, von dem Phineas ihr erzählt hatte, aber er war sich sicherlich nicht zu schade, diese Provokation hervorzurufen, um seine zukünftige Vergeltung zu rechtfertigen. Sie musste ihre Sinne beisammen halten und realistisch bleiben, sagte sie sich selbst. Vielleicht gab es noch viel mehr Seiten an Snape als den boshaften und gefährlichen Mann, den sie und ihre Freunde jeden Tag sahen, aber diese Seite war sehr wohl ein Teil seines Wesens und das durfte sie nicht vergessen. Ihre derzeitige recht sonderbare Verbindung war gut und schön, aber es änderte nichts daran, wer er wirklich war.
Was sie wirklich verwirrte, war die Art und Weise wie jeder andere im Orden dies als eine harmlose Fehde zwischen Schülern abtat. Es war nicht sonderlich schwer zu erkennen, dass es diesen Punkt längst überschritten hatte und die Wurzeln weit tiefer reichten. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum niemand sonst es erkannte. Selbst bevor sie die ganze Wahrheit kannte, bereits in ihrem dritten Jahr, hatte sie aus unerfindlichen Gründen erkannt, dass die beiden sich wahrlich hassten und es damals für Snape bereits etwas Persönliches gewesen war, wohingegen es für Sirius eher reine Gewohnheit als alles andere war. Damals war sie bezüglich Snape auf Sirius‘ Seite gewesen – und sie schämte sich jetzt dafür, aber zu ihrer Verteidigung war Snape in jener Nacht vollkommen aus seinem Gleichgewicht und einfach nur absolut Furcht einflößend gewesen – aber sie hatte es dennoch erkannt, also warum tat es sonst niemand, ganz besonders Dumbledore, der doch die ganze Wahrheit kannte?
Die Frage, die sie die Tage nicht mehr losgelassen hatte, war, wie weit wäre Snape wirklich gegangen, wenn sie nicht mitten in den Streit geplatzt wären? Sirius hätte definitiv versucht ihn zu verfluchen, und obwohl sie nicht wusste, wo vorher bei ihnen die Messlatte gelegen hatte, aber nach zwölf Jahren in Askaban, konnte sich der Rumtreiber keine großen Hoffnungen gegen jemanden wie Snape ausmalen. Ihr Professor hatte vielleicht bewusst mit dem Streit angefangen und hatte sich vermutlich auch absolut unter Kontrolle – ganz im Gegensatz zu Sirius‘ automatischen Gefühlsausbrüchen – aber sie würde ihren Zauberstab verwetten, das hätte nicht gehalten, wenn die ersten Funken geflogen wären. Wenn er wirklich seine Geduld und seine eiserne Selbstkontrolle verlor, war Snape der Furcht einflößendenste Mensch, den sie kannte. Es wäre vermutlich blutig geworden, aber sie war sich nicht wirklich sicher, wie weit es wirklich gegangen wäre. Sie hatte nichts gesehen, was Snapes Hass auf seinen ehemaligen Peiniger gleichkommen würde. Sie kannte nicht seine Grenze und das beunruhigte sie. Er war wirklich unberechenbar und sie war sich nicht sicher, ob sie ihm deswegen jemals absolut vertrauen könnte.
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Bisher, überlegte Severus verhalten optimistisch, waren die ersten Okklumentik-Stunden nicht die komplette Katastrophe gewesen, die er erwartet hatte. Selbstverständlich würde es dennoch nicht funktionieren – er hatte recht, Potters Verstand war nicht einmal annähernd dafür geschaffen und der Junge besaß nicht die nötige Disziplin – aber zumindest gab er sich Mühe, was ihm vielleicht Dumbledore für eine Weile vom Hals halten würde. Außerdem musste offenbar jemanden dem Jungen irgendetwas beibringen. Er würde lieber Stinksaft trinken als es zuzugeben, aber Severus machte sich Sorgen darum, dass Potter etwas über den Flur zur Mysterienabteilung wusste.
Was das anging, was er in dem Kopf des Jungen sah, nun, es war keine absolute Katastrophe. Seltsamerweise war Severus etwas dankbar, dass Lupin während seiner Zeit als Lehrer nie aufgehört hatte, über Potter zu reden. Er hatte versucht nicht allzu viel von dem zu lauschen, was der Werwolf damals gefaselt hatte, aber er hatte sich zumindest die Unterhaltung gemerkt, die folgte, nachdem ihn die Dementoren angegriffen hatten. Andererseits, so wusste er, wäre er vielleicht der Versuchung erlegen gewesen, nach irgendwelchen Erinnerungen von Lily zu suchen. Es wäre sinnlos, da der Junge nicht mal ein Jahr alt gewesen war, als sie starb. Unter den gegebenen Umständen hegte er kein Verlangen noch einmal ihre Schreie zu hören und war somit vorsichtig gewesen, nicht irgendwelche Auslöser zu treffen und sie zu vermeiden.
Er vermutete, ein Teil von Dumbledores Plan war vermutlich, ihn sehe zu lassen, wie kaputt Potters Kindheit gewesen war, in der Hoffnung, wenn er wüsste wie sehr der Junge gelitten hatte, freundlicher zu ihm sein würde. Das würde nicht funktionieren. Severus wusste bereits, dass der Knabe kein glückliches Elternhaus gehabt hatte. Selbst wenn der Orden ihn nicht von seinem Säuglingsalter an beobachtet hätte, war er gut darin die Kinder zu erkennen, die aus keinem harmonischen Zuhause kamen. Es berührte ihn nicht. Erstens wusste er, Petunia Dursley würde trotz ihrer Gefühle, einem Kind gegenüber niemals so weit gehen. Und zweitens, nichts was er sah würde jemals so schlimm wie seine eigene Kindheit sein. Jedenfalls hatte er jetzt noch andere Dinge, an die er denken musste, als sein Arm zu brennen begann und sein Herz in seinen Bauch rutschte. Für heute Abend hatte der Dunkle Lord den Angriff auf Askaban geplant. Entweder scheiterte er und er würde so wahnsinnig vor Wut sein, dass er sie alle zu einer blutigen Lache verfluchen würde… oder er war erfolgreich, wodurch ebenfalls ein Blutbad ausbrechen würde, wenn die neue Hackordnung aufgestellt wurde. Severus würde kämpfen müssen, um seinen Platz innerhalb des inneren Kreises halten zu können und er freute sich nicht sonderlich darauf.
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Hermine traf Snape wie immer draußen vor den Kerkern. So früh an einem Januarmorgen war es noch immer dunkel, aber der Schnee schien beinahe zu leuchten, wodurch sie leichter sehen konnte. Der Schnee war hart gefroren, also war das Laufen nicht allzu schwer, wenn man sich denn genug konzentrierte. Er war so schweigsam wie eh und je und sah sogar noch müder und ausgemergelter aus als sonst. Ständig fragte sie sich, wie er es schaffte, sich jedes Mal zusammenzureißen und diese Strapaze zwischen ihrem Lauf und dem Frühstück zu verstecken. Der Massenausbruch aus Askaban war vor zwei Tagen gewesen; er schien vollkommen unberührt gewesen zu sein, aber am nächsten Morgen, noch bevor sie die Zeitung gelesen hatte, hatte sie den starken Duft von Heilungstränken an ihm gerochen und anschließend hatte sie es dann auch verstanden, denn es musste eine wirklich harte Nacht gewesen sein. Gryffindor-Mut oder nicht, sie war einfach nicht mutig genug, um ihn danach zu fragen, egal wie neugierig sie auch sein mochte. Ihr eigentlicher Plan war es gewesen ihren rätselhaften Zaubertrankmeister besser kennenzulernen, aber schon recht schnell hatte sie erkannt, was für eine Torheit diese ganze Idee gewesen war. Snape führte keine oberflächlichen Unterhaltungen und ihn störte das Schweigen zwischen ihnen nicht im Geringsten. Dennoch blieb sie zum Teil hartnäckig, weil sie einfach nur stur war und auch, weil sie ihn im Auge behalten wollte. Außerdem half ihr das Training; sie war jetzt stärker und schlief besser. Aber es war mehr als das… das Schweigen zwischen ihr und Snape besaß eine einzigartige Qualität. Er hatte keinerlei Erwartungen an sie; er forderte nichts von ihr, sie musste nichts sagen. Er war einfach nur da und seine Gegenwart bedeutete, sie musste sich um nichts Gedanken machen. Für eine Stunde musste sie mal nicht wachsam sein und sie konnte sich entspannen. Diese morgendlichen Runden waren ihr einziger friedvoller Moment am ganzen Tag, genau, wie es bei ihm der Fall war und sie genoss es wirklich.
Gelegentlich redete Snape mal mit ihr, zumindest, wenn er ihr etwas Wichtiges zu sagen hatte. Sie hatte gehofft ihm beim Abkühlen, nachdem er ein „Miss Granger, einen Moment noch“ sagte, nach Harrys Okklumentikunterricht fragen zu können, aber nachdem er sein Gesicht mit einer Handvoll Schnee gewaschen und etwas davon gegessen hatte, bedachte er sie mit diesem seltsamen Blick, den sie nicht sonderlich mochte und sie erkannte, sie würde heute keine Möglichkeit bekommen. „Folgen Sie mir “, sagte er letztendlich und führte sie durch das Labyrinth der Kerker zu einem seiner Lagerräume. Er nahm ein schweres Gefäß von dem Regal und reichte es ihr. „Wissen Sie, was das hier ist?“
Sie betrachtete es genau. Die orange Flüssigkeit sah ziemlich unappetitlich aus. „Nein, Sir.“
„Es ist eine etwas fortgeschrittene, destillierte Form der Murtlap-Essenz.“
Hermine blinzelte ihn an. „Das ist für Schnitte und Hautverletzungen, nicht, Sir?“ Warum gab er ihr das?
Snape nickte langsam; er sah sie nicht direkt an, was ziemlich seltsam war. „Es wird Potters Hand mehr helfen als das, was Sie ihm gegeben haben.“
Geschockt starrte sie ihn an. „Sie wissen von diesen Nachsitzstunden?“
„Offensichtlich“, antwortete er, aber sein Herzblut steckte nicht in seinem Sarkasmus und ihr Schock verwandelte sich langsam in Wut.
„Warum hat denn dann niemand etwas getan, um sie aufzuhalten?“, verlangte sie zu wissen.
Normalerweise führte solch ein Ton in Snapes Gegenwart direkt zum Tode oder zumindest zu einem Verlust von Hauspunkten und Nachsitzen, aber er schien es diesmal kaum zu registrieren. Jetzt sah er sie beinahe direkt an, als er leise flüsterte: „Ich habe es sonst niemanden erzählt, Miss Granger.“
„Warum nicht? Warum haben Sie denn nichts unternommen?“
„Da gibt es nichts, was man tun kann.“
„Was?“ Jetzt wurde sie wirklich wütend, fühlte sich seltsam betrogen.
„Hören Sie auf zu kreischen und fangen Sie an nachzudenken“, schnappte er noch immer ohne wirklichen Augenkontakt. „Die Gesetze sollten die Schüler schützen, die Gesetze, die solch einen Missbrauch verhindern sollten, wurden von den Leuten geschrieben, die Umbridge erst hierher gebracht haben. Sie unterstützen sie und müssen dies auch in der Öffentlichkeit tun, egal was sie vielleicht auch privat von ihr halten mögen. Außerdem nützt es ihnen, Potter entweder für einen wahnhaften und labilen Egoisten zu halten, der sich nur nach Aufmerksamkeit sehnt oder es passt für sie, vorzugeben, ihm zu glauben. Niemand wird ihm glauben – oder mir, wenn man bedenkt, wer oder was ich bin – solange sie einen Einfluss hat. Hogwarts kann den Minister nicht herausfordern. Und bedenken Sie, Lucius Malfoy hat noch immer recht viel Einfluss innerhalb des Ministeriums und besitzt einen Platz im Schulausschuss.“
„Sie sollten es zumindest dem Schulleiter sagen!“
„Vermutlich weiß er es bereits. Und selbst wenn er es nicht tut, was wird es schon bringen, ihm das zu erzählen? Er kann nicht mehr tun, als ich es könnte, selbst wenn er ein weitaus zuverlässiger Zeuge ist, als ich es bin. Er wird sehr genau beobachtet, Miss Granger. Das werden wir alle. Das Ministerium sucht nur nach der kleinsten Entschuldigung, um ihn loszuwerden, damit sie die Schule übernehmen können. Und dann wären all Ihre Unterrichtsstunden so nützlich wie Ihr derzeitiger Verteidigungs-Unterricht. Sie würden nichts lernen und schon bald von den Todessern geschnappt werden.“
Hermine spürte eine Kälte in sich, als sie erkannte, dass er recht hatte. Es fühlte sich falsch an zu erkennen, dass die Lehrer genauso machtlos wie die Schüler waren. Sie konnte in Snapes dunklen Augen sehen, wie sehr er die Situation verabscheute. So sehr er auch immer auf Harry und vielen anderen Schülern herumgehackt hatte, hatte er ihnen niemals körperlichen Schaden zugefügt und hatte sogar dafür gesorgt, sie vor gewissen Gefahren zu beschützen. Selbst er hatte seine Grenzen, aber anscheinend schien Umbridge keine zu haben. „Also werden Sie einfach gar nichts tun?“, fragte sie mit ziemlich kleiner Stimme.
„Da gibt es nichts, was ich tun kann“, flüsterte er. „Wenn ich die Möglichkeit bekomme, kann ich ihr vielleicht diese verdammte Feder abnehmen, aber es wäre für sie nichts weiter als eine weitere Verärgerung, die sie vielleicht ein oder zwei Tage aufregen würde.“
„Sie sollten es sonst noch jemanden sagen…“, setzte sie zu einem weiteren, schwachen Protest an, aber ihr fiel niemand ein, der irgendwas ändern könnte. Noch konnte es Snape, wenn man seinen finsteren Blick bedachte.
„Wie Potter es getan hat?“, fragte er grimmig.
„Er ist viel zu stur. Ich vermute, er denkt, er beweist etwas damit, indem er nicht um Hilfe bittet.“
„Zum Teil, aber zum größten Teil, weil er ein größerer Realist ist als Sie, Miss Granger. Warum sollte man sich die Mühe machen, um Hilfe zu bitten, wenn man genau weiß, dass man sie eh nicht bekommt? Warum Ihrem Peiniger die Genugtuung geben, dass sie einen stören und man selbst nichts dagegen unternehmen kann, dass sie unberührbar sind?“ Seine Stimme war jetzt leiser und in seinen Augen lag etwas, was weit über den Lagerraum, in dem sie gerade standen, hinausging.
„So sollte es aber nicht sein.“
„Nein“, stimmte er ihr flüsternd zu, „sollte es nicht. Aber so ist es und wir müssen jetzt das Beste aus den Karten machen, die wir erhalten haben…“ Er verstummte und bedachte sie mit einem entschlossenen Blick, den, den er immer bekam, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. „Solange das Ministerium ungehindert offen seine Geschichten erzählen kann, solange es keinen anderen Gesichtspunkt gibt, solange ihr öffentliches Ansehen besser als das Unsrige ist, können wir nicht gegen sie vorgehen.“
Hermine starrte zurück, überdachte noch einmal seine Worte und nach einem Augenblick wandte er seinen Blick von ihr ab. Schnell biss sie auf ihre Unterlippe und sehr langsam, begann sich eine Idee in ihrem Hinterkopf zu rühren. „Was wollen Sie, was ich tue, Sir?“
„Ich?“, fragte er mit echter Überraschung – sie kaufte es ihm keine einzige Sekunde ab. „Aber warum, Miss Granger, absolut gar nichts. Wenn Sie durch ein Gespräch mit mir, lernen in andere Richtungen zu denken, dann ist das sicherlich nicht mein Werk.“
Nicht einmal annähernd überzeugt betrachtete sie ihn. „Ist das Ihre Art mich in eine Slytherin zu verwandeln?“
Da lachte Snape ohne jeglichen Humor auf. „Gott, nein. Was für ein schrecklicher Gedanke. Sie wären eine grauenhafte Slytherin. Wenn Sie in mein Haus sortiert worden wären, dann hätten Sie dort die erste Woche nicht überlebt. Und jetzt los mit Ihnen, wir hängen bereits dem Zeitplan hinterher und in zwanzig Minuten gibt es Frühstück.“
Mit einem Blick auf ihre Uhr schrie sie bestürzt auf, schnappte sich das Gefäß mit der Salbe und stürmte aus dem Lagerraum. Mit besorgtem Blick starrte er ihr lange nach, bevor sich dieser verfinsterte und er sich langsam umdrehte.
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Es hatte Severus alles gekostet, nicht laut aufzulachen, als Minerva ihm im Lehrerzimmer die Ausgabe des Klitterers überreichte. Er musste irgendeinen Weg finden, Granger dafür unter der Hand Punkte zu geben. Sie hatte sicherlich keine Zeit verschwendet. Er wusste, sie hatte diese fürchterliche Reporterin irgendwie in der Hand, das musste sie, denn nichts andere hätte die letztjährige Schmutzkampagne enden können, aber er hätte niemals gedacht, dass sie es in sich hätte. Selbst in diesem Blatt, besaß Kimmkorn einen gewissen Ruf in den Medien, und obwohl der Großteil ihrer Geschichten absoluter Müll war, würde sie immer eine gewisse Glaubwürdigkeit in die Interviews bringen.
Seine Belustigung starb, als er dann tatsächlich den Artikel las. „Verdammt.“
„Was?“, fragte sie leise.
„Ich hätte nicht gedacht, dass er so weit gehen würde. Dafür werde ich beim nächsten Treffen jede Menge Schwierigkeiten bekommen, weil ich ihn nicht aufgehalten habe. Er hat den gesamten zweiten Kreis und den größten Teil des Inneren benannt.“
„Wie hätten Sie ihn denn aufhalten sollen? Sie hätten nicht wissen können, dass er das tun würde.“
Granger ist einfach zu klug für ihr eigenes Wohl und versteht durchaus eine Andeutung. Seine Bemühungen erschienen jetzt weniger lustig, obwohl er es rückblickend hätte wissen müssen. „Es ist meine Aufgabe, so etwas zu wissen“, antwortete er abwesend, als er grübelnd den Artikel betrachtete. Vermutlich würde er heute Abend bereits gerufen und es wird böse werden. Aber… verdammt noch mal, das war es das wert, entschied er plötzlich. Er würde lieber abgestandenes Abwasser trinken als es zuzugeben, aber diese Kinder waren mutig und im Grunde kümmerte es ihn nicht sonderlich, wenn er wegen ihnen dafür bezahlen musste.
Jetzt war es definitiv an der Zeit das Thema zu wechseln, bevor er sich noch aufgrund seines eigenen inneren Monologes übergeben musste. „Und wie haben die anderen auf dieses kleine journalistische Meisterstück reagiert?“
„Seien Sie froh, dass Sie es verpasst haben. Sie wären angewidert gewesen.“
„Oh Merlin. Gab es Tränen?“
„Ja.“ Die beiden tauschten schiefe Blicke aus. „Es war wirklich zu erwarten“, fuhr Minerva leise fort. „Sie kannten nicht die ganze Geschichte. Wir haben sie bereits gehört, aber ansonsten noch niemand.“ Da wurde ihr Blick selbstzufrieden. „Potter wird sich diese Woche auf einige Hauspunkte freuen können.“
„Dann werde ich wohl meine Bemühungen, ein Gleichgewicht zu halten, erhöhen müssen, nicht wahr?“, antwortete er scharf, aber um ehrlich zu sein, kümmerte es ihn ziemlich wenig. Der Junge verdiente etwas Belohnung, wenn auch nur aus dem Grund, weil er Umbridge damit zur Weißglut getrieben hatte und es war nicht unbedingt so, als ob der Hauspokal sonderlich hoch auf seiner Prioritätenliste stand. Außerdem bedeutete es, er musste keinen Weg finden, Granger Punkte zukommen zu lassen. „Was denkt Dumbledore?“, fragte er plötzlich.
Da legte seine Kollegin ihre Stirn in Falten. „Ich bin mir nicht sicher. Er war erfreut und irgendwie stolz auf Harrys Mut, aber gleichzeitig wünschte er sich, es wäre nie passiert. Das Ministerium wird jetzt noch boshafter reagieren. Die meisten unserer Mitglieder werden bereits beschattet und das Leben hier wird jetzt nur noch viel schwieriger…“
„Ich frage mich, wie es wohl sein wird ein schwieriges Leben zu führen“, erwiderte Severus sarkastisch.
Sie schnaubte geschmacklos. „Auch wieder wahr, aber Sie wissen, was ich meine.“
Ein Nicken. „Sie wird ihre Bemühungen die DA ausfindig zu machen, nur noch verstärken. Sie wird weiter daran arbeiten, Dumbledores Einfluss zu schwächen…“ Jetzt war er es, der seine Stirn in Falten legte, kurz darüber nachdachte und dann seufzte. „Sagen Sie ihm, er soll sein Vorhaben, was Wahrsagen angeht, wie geplant durchführen. Ich verwette meinen Zauberstab, dass sie Trelawney innerhalb eines Monats rausschmeißen wird und vielleicht auch Hagrid.“
„Denken Sie wirklich?“
„Ja. Wie schaffen Sie es, eine Position zu schwächen? Eleminiere seine Unterstützer. Die meisten der Lehrer hier sind zu gut, sie kann sie nicht ohne einen Grund etwas anhängen, aber die beiden werden kaum eine Chance haben. Und bitte versuchen Sie, Potter etwas Verstand einzubläuen. Sie wird jetzt Blut geleckt haben und ihn jagen.“ Das tat sie bereits. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie als nächstes versuchen wird. Umbridge wusste genauso wenig, wie sie Potter kontrollieren konnte, wie der Dunkle Lord oder Dumbledore Severus selbst kontrollieren konnten, aber sie könnte in ihrem Versuch verdammt viel Schaden anrichten, und eine Frau, die eine Blutfeder benutzte, um ein Kind zu bestrafen, war einfach zu allem fähig.
Er tippte mit einem Finger gegen die Zeitung. „Das hier war eine gute Idee. Dadurch wurde die Geschichte jetzt für die gesamte Bevölkerung greifbar. Die allgemeine Öffentlichkeit ist jetzt weniger verletzbar. Aber für uns werden die Dinge jetzt wirklich schwierig. Wir werden uns nur mit Bedacht bewegen können.“
„Das ist es wert.“
„Gryffindors“, knurrte er mit einem übertriebenen Augenrollen.
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Hermine erkannte erst, nachdem sie das gesamte Interview gelesen hatte, was es bedeuten würde. Malfoys Wut, als er den Namen seines Vaters gelesen hatte, ließ sie erkennen, dass auch die anderen Todesser fuchsteufelswild sein würden und vermutlich würde der Todesser, der Harry am nächsten stand, dafür büßen, da er der Todesser war, der ihn nicht aufgehalten hatte. Das war auch der Grund, warum sie um halb zwei morgens unter Harrys Tarnumhang, den sie mit einigen Wärmezaubern belegt hatte, zusammengekauert saß und die Tore Hogwarts‘ beobachtete. Zumindest war der Umhang wasserfest. Schneeregen prasselte auf sie hinunter. Nachdem sie erkannte, dass sie vermutlich als ein unerklärliches Loch im Wetter zu sehen war, stellte sie sich unter einen Baum, schritt immer wieder auf und ab, um sich warmzuhalten und wach zu bleiben.
Der laute Knall einer Apparation in der Nähe, ließ sie aufschreien und erschreckte sie beinahe zu Tode. Sie hatte ihre alten Omnigläser herausgesucht, stellte sie jetzt auf den Nachtmodus um und sie konnte deutlich die Person erkennen, die dort draußen vor den Toren stand, doch dann auf seine Knie sackte und dort für einen kurzen Moment bewegungslos verharrte, bevor er schließlich steif aufstand. Sie beobachtete, wie er sich seiner Maske und seiner äußeren Robe entledigte und beide Utensilien verkleinerte und in seinem Mantel versteckte, als er durch das Tor trat. Zu ihrer Überraschung zog er eine relativ ramponierte Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug heraus. Bevor er das Tor wieder schloss, hatte er sich auch schon die Zigarette angezündet. Sie hatte keine Ahnung, dass er rauchte. Im Grunde kannte sie nicht einen Zauberer oder eine Hexe, die rauchten und schon gar nicht irgendwelche Muggel-Zigaretten – besonders keine Lucky Strikes. Sie wusste gar nicht, dass die überhaupt noch produziert wurden. Ihr Großvater hatte sie geraucht, als sie selbst noch sehr jung gewesen war.
Behutsam und langsam setzte er sich in Bewegung und sie sah anhand seines erleuchteten Zauberstabes, dass er nicht nur aufgrund der Kälte zitterte, als er an ihr vorbeihumpelte. Sie hörte seine Atmung, abgehakt und schmerzhaft, und begann ihm zu folgen. Sie versuchte sich seinem Tempo anzupassen und auf nichts zu treten, was irgendwelche Geräusche erzeugen würde. Zumindest konnte sie kein Blut riechen, noch konnte sie es sehen, aber er hatte offensichtlich ziemlich starke Schmerzen und der Weg hinauf dauerte ziemlich lange.
Als das Schloss langsam in ihr Sichtfeld kam, atmete Snape einmal röchelnd durch und schon beinahe beiläufig bemerkte er: „Miss Granger, können Sie mir auch nur einen Grund nennen, warum ich Ihnen nicht bis zum Schuljahrsende Nachsitzen aufdrücken sollte?“
Nachdem sie sich von ihrem Beinahe-Herzinfarkt erholt hatte, fragte sich Hermine reuevolle, wie sie jemals damit hätte durchkommen sollen. Snape war wohl der intelligenteste Mensch, den sie jemals getroffen hatte und wenn seine obligatorische Aufmerksamkeit nicht so raffiniert wäre, wäre er bereits vor Jahren gestorben. Fuchsteufelswild debattierte sie mit sich selbst, was sie jetzt tun sollte. Er klang nicht sonderlich wütend, aber seine Worte lallten etwas und er hatte Schmerzen, wodurch seine Geduld wahrlich kurz sein würde.
„Also?“
Seufzend gab sie sich geschlagen und versuchte eine freudige Unschuld an den Tag zu legen, ohne genervt zu klingen. „Weil Sie dann meine Gegenwart noch viel öfters ertragen müssen?“
Da lachte er unter Schmerzen und einem Zittern auf. „Da ist das, schätze ich. Was haben Sie hier draußen zu suchen?“
„Ich habe auf Sie gewartet, Sir.“
„Das habe ich mir bereits gedacht. Warum?“
Hermine starrte ihn an, froh den Tarnumhang noch schützend über sich gelegt zu haben. Er klang so, als ob er ehrlich nicht die Antwort kannte oder er hätte sich längst über ihre Gryffindor-Gefühle lustig gemacht. Er wusste wirklich nicht, dass sie sich um ihn sorgte. Das war… einfach nur traurig. „Ich wollte sichergehen, dass Sie aufgrund dessen, was Harry gesagt hatte, nicht allzu schwer verletzt worden sind, Sir.“
Er hustete abgehakt und seufzte. „Das war diesmal die Entschuldigung, aber wenn es nicht das wäre, dann wäre es bestimmt etwas anderes gewesen. Niemand von euch beiden trägt die Schuld. Und-“
„Wagen Sie es nicht mir jetzt zu sagen, dass es nicht so schlimm ist, wie es aussieht. Sie können kaum noch aufrecht stehen.“
Da blieb Snape stehen. „Wie bitte?“, fragte er kalt.
Plötzlich war Hermine unglaublich erleichtert, unsichtbar zu sein und schluckte. „Entschuldigen Sie, Sir. Ich meinte nur…“
„Miss Granger“, flüsterte er mit einer deutlichen Warnung in seiner Stimme, „Sie sind nicht meine Mutter oder meine Pflegerin oder meine Heilerin oder meine Herrin. Sofern die Heilerin, die Ihre Ausbildung leitet, Sie nicht ruft, geht Sie mein medizinischer Zustand rein gar nichts an. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“
Sind alle Männer so stur? „Ja, Sir“, pflichtete sie ihm kleinlaut bei.
„Gut. Und jetzt verschwinden Sie in Ihr Bett, bevor Filch Sie noch entdeckt. Tun Sie es nicht noch einmal.“
„Ja, Sir. Sir?“
„Was?“
„Woher wussten Sie, dass ich hier war?“
Da schnaubte er auf, schnippte seine Zigarette in den Matsch und trat sie aus. „Sobald ich die Tore passiert hatte, wusste ich, dass ich beobachtet wurde. Die Liste der Leute in Hogwarts, die so etwas tun würde, ist extrem kurz; die Liste derer, die es tun würden, ohne sich offen zu zeigen, ist noch kürzer. Und ich konnte Sie gut genug hören, um Ihre Größe abzuschätzen. Und jetzt verschwinden Sie.“
„Und Sie sind sich sicher, dass es Ihnen gut geht, Sir? Ich könnte zu Madam Pomfrey gehen…“
„Auch ohne Ihre Hilfe veranstaltet sie bereits genug Rummel um mich. Es ist nicht so schlimm, dass ich es nicht alleine behandeln könnte. Ich kann mich darum kümmern. Und jetzt hauen Sie endlich ab, Miss Granger. Wenn Sie nicht in zehn Sekunden außerhalb meiner Hörweite sind, dann werden Sie unabhängig der für mich entstehenden Unannehmlichkeiten bis zum Jahresende nachsitzen müssen.“
++++
Ausnahmsweise hatte Severus einen Abend nur für sich alleine und er freute sich schon richtig darauf. Kein Nachsitzen, keine Okklumentik-Stunden – das war wirklich eine Erleichterung. Es beunruhigte ihn noch immer, dass Potter ein paar seiner Erinnerungen gesehen hatte, selbst wenn diese ziemlich harmlos gewesen waren – kein Treffen der Todesser, keine Lehrerversammlung und er hatte sogar seine Papierarbeit aufgeholt. Er konnte sich gar nicht an das letzte Mal erinnern, wo er wahrlich Zeit nur für sich hatte. Es gab noch einige Dinge, die er tun könnte, aber nichts von dem war wirklich dringend und so streckte er sich lässig, bevor er sich mit einem zufriedenen Seufzen in den alten Armsessel fallen ließ. Er plante, für ein paar ungestörte Stunden einfach nur zu lesen und dann würde er früh zu Bett gehen und hoffentlich endlich mal ungestört durchschlafen.
Trotz seiner ungewöhnlich zufriedenen Stimmung, war er immer noch ein regelrechter Zyniker und so überraschte es ihn nicht sonderlich, als jemand nicht einmal eine halbe Stunde später an seine Tür klopfte. Es war so unglaublich typisch. Mit einem unterdrückten Seufzen spielte er kurz mit dem Gedanken, einfach so zu tun, als wenn er nicht da wäre, aber nachdem er sich kurz auf seine Schutzzauber konzentriert hatte, erkannte er, dass es ihre verdammte Großinquisitorin war – es sei denn, sie hatte sich inzwischen wieder einen neuen Titel gegeben – und sie würde nicht aufgeben, sondern ihn nur so lange nerven, bis er ihr die Tür öffnete. Recht widerwillig stieß er sich aus dem Sessel, zog sich wieder seine Robe über und schlurfte hinüber zur Tür. „Guten Abend, Dolores“, begrüßte er sie kühl. „Was verdanke ich diese…Ehre?“
„Severus“, erwiderte sie den Gruß lebhaft und fegte dann schwungvoll an ihm vorbei – zumindest wäre es schwungvoll gewesen, wenn sie nicht einen ganzen Kopf kürzer als er wäre.
„Bitte kommen Sie doch rein“, antwortete er sarkastisch und schlug genervt die Tür fester zu, als es wirklich nötig gewesen war. „Machen Sie es sich ruhig gemütlich.“
Sie ignorierte es – er bezweifelte, ob sie überhaupt den Seitenhieb verstanden hatte –, wirbelte zu ihm herum und forderte ohne Umschweife: „Ich brauche Veritaserum.“
Da zog er eine Augenbraue hoch. „Oh?“ Was planen Sie jetzt schon wieder, Sie durchgeknalltes Miststück? „Bewilligt das Ministerium jetzt illegale Mittel gegen die Schüler? Zugegeben, seit Jahren wünsche ich mir bereits diese Möglichkeit, aber…“ Obwohl er jedoch niemals so weit gehen würde. Er hatte letztes Jahr damit gedroht, aber er hatte nie vorgehabt diese Drohung auch wirklich umzusetzen, egal, wie verführerisch es auch sein mochte. Außerdem musste er nicht auf solche mitleidigen Methoden zurückgreifen.
„Das Ministerium hat mir die Autorität gegeben, so zu handeln, wie ich es für richtig halte“, schnappte sie getroffen. „Verweigern Sie mir Ihre Hilfe?“
Ich wünschte, ich könnte es. „Ganz und gar nicht, Dolores“, antwortete er geschmeidig. „Ich weiß lediglich ganz gerne, wofür meine Zaubertränke eingesetzt werden, wenn ich schon ein so großzügiges Angebot, wie das von Ihnen, erhalte. Ich gehe davon aus, dann haben Sie bisher noch nicht in Erfahrung bringen können, ob Potter bereits etwas in Schilde führt?“ Weil Sie eine kurzsichtige Kuh sind, die rein gar nichts von Kindern versteht? Er warf ihr einen absolut unschuldigen Blick zu, der auch schon von einem Kleinkind hätte durchschaut werden können. Auf perverse Art und Weise war er sogar etwas stolz auf die sogenannte DA, und nicht nur, weil er zum Teil selbst an der Entstehung beteiligt war. Aber auch nur etwas und er würde es garantiert niemals zugeben.
Ihr aufgedunsenes Gesicht lief vor unterdrückter Wut widerwärtig rot an. „Nein“, gab sie widerwillig zu. „Genug jetzt davon, Severus. Haben Sie jetzt den Trank?â€
So sehr es ihn auch amüsierte sie zu sticheln, sein gewärmter Stuhl und sein Buch warteten bereits auf ihn und sein freier Abend verstrich unglaublich schnell. „Selbstverständlich. Einen Moment.“
Er trat um sie herum und verließ das Zimmer. Es kümmerte ihn nicht, sie dort alleine zu lassen. Sie hatte bereits seine Gemächer durchsucht, selbst wenn sie der Meinung war, er wüsste nichts davon. Als er seinen privaten Lagerraum betrat, fand er das Veritaserum und füllte einen kleinen Teil in eine Phiole ab. Dann hielt er es hoch, betrachtete es mit einem gewissen Grad an Boshaftigkeit, führte die Phiole an seinen Mund und spuckte hinein. Es gab durchaus schönere und weniger kindische Wege diesen Trank untauglich zu machen und er hätte auch lediglich etwas Wasser benutzen können soweit es Umbrdige bemerken würde, aber er hatte noch nie behauptet auch wirklich nett zu sein – oder erwachsen, wenn man schon dabei war. Schnell legte er seinen Daumen über die Öffnung, schüttelte die Phiole einmal kräftig, um die Spucke aufzulösen und betrachtete die Lösung vor sich genau und bemerkte die leichte Veränderung in der öligen Struktur. Zufrieden damit, dass es nicht mehr funktionieren würde, verschloss er die Phiole und kehrte zurück in sein Wohnzimmer.
„Bitte sehr, Dolores. Das sollte reichen, um die Hälfte der Schule zu befragen, wenn Sie denn unbedingt wollen. Sie brauchen lediglich drei Tropfen.“
Sie riss ihm das Fläschchen mit einem widerwärtigen Verlangen beinah aus seiner Hand und hörte ihm ganz offensichtlich nicht zu. Severus zuckte gelassen mit seinen Schultern; eine Überdosis an Veritaserum würde Potter nicht schaden. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre für ein paar Tage etwas Kopfschmerzen und vielleicht eine leichte Übelkeit. Glücklicherweise würde er nicht endlos herumplappern. Er hatte bereits genug in den Gedanken des Jungen gesehen, um zu wissen, dass er es sich nicht auch noch anhören wollte. Und er konnte schon beinahe stolz auf sich sein, dass er dem Drang widerstand hatte, etwas dem Trank zuzusetzen, was Potter wirklich krankgemacht hätte. Die Versuchung war wirklich groß gewesen.
„Sind Sie sich sicher, dass es auch funktionieren wird?“, fragte Umbrdige, als sie schnell blinzelte und ihre Lippen befeuchtete, während sie die Phiole betrachtete.
Da begannen sich seine Lippen zu kräuseln und er starrte sie ausdrucklos an. „Ich hatte den Eindruck, nachdem Sie in den letzten Monaten so gründlich meinen Unterricht beobachtet haben, Sie von meiner Fähigkeit überzeugen zu können“, entgegnete er eisig. Typischerweise ignorierte sie es; sie hatte vermutlich nicht einmal verstanden, dass er sie wieder einmal beleidigt hatte.
„Das Ministerium dankt für Ihre Kooperation“, sagte sie ihm großzügig, als sie seine Gemächer verließ.
Severus bedachte die zufallende Tür mit einem vernichtenden Blick. „Das Ministerium kann sich einen spitzen Stock mit Nägeln dran sonst wo hinschieben“, informierte er den jetzt leeren Raum und kehrte wieder zu seinem Buch zurück, als sich endlich wieder Ruhe über den Kerker legte.
++++
Minerva wandte ihm sich am nächsten Morgen beim Frühstück mit einer hochgezogenen Augenbraue zu. „Haben Sie schon das Neuste gehört, Severus?“
„Wenn Sie das Veritaserum meinen, dann ja. Sie hat mich gestern Abend darum gebeten“, antwortete er mit vollem Mund.
Seine Kollegin runzelte mit ihrer Stirn. „Das habe ich nicht gemeint, nein… ist der Wahnsinn dieser Frau denn schier endlos?“
„Hoffentlich nicht“, murmelte er und schluckte schließlich. „Was meinen Sie dann?“
„Die sogenannte Hochinquisitorin“, Minerva betrachtete ihn erwartungsvoll, offensichtlich in der Annahme, dass es ihm etwas bedeuten würde. Mühevoll zerrte er seine Gedanken wieder von Monty Python davon – Umbridge sollte sich wirklich einen anderen Titel ausdenken, wenn man sie ernst nehmen sollte – zuckte nur mit den Schultern und sah sie dann mit einem leeren Blick an, also fuhr sie fort. „Gewissen hilfreichen Schülern und Schülerinnen werden Befugnisse eingeräumt, die selbst die Privilegien eines Vertrauensschülers oder sogar die unserer derzeitigen Schülersprecher und Sprecherin übersteigen. Im Wesentlichen hat sie eine Schulhofbande erschaffen.“
„Welche Freude“, antwortete er säuerlich, griff nach seiner Tasse Kaffee und setzte sie abrupt wieder ab, als er wirklich verstand, was Minerva ihm sagte. „Oh verflucht noch mal. Es ist Draco, nicht wahr?“
Sie nickte grimmig. „Alle Slytherin-Fünftklässer sind ihr beigetreten und vermutlich auch ein paar aus den anderen Jahrgängen.“
„Verdammt noch mal.“ Müde rieb er seine Augen und begann seinen Nasenrücken zu massieren. „Irgendwann bringt mich dieser Junge noch um.“
„Ich schätze, Sie wussten dann nichts davon?“
„Nein, wusste ich nicht“, antwortete er erschöpft, bevor er sie wieder ansah. „Seitdem die Hälfte ihrer Väter angefangen hatte ihnen zu erzählen, dass der Dunkle Lord schon bald wieder zurückkehren würde, haben sie aufgehört, auf mich zu hören. In dem letzten Jahr habe ich all den Boden, den ich mir in den letzten zehn Jahren im Hause Slytherin aufgebaut habe, verloren. Es gibt nur sehr wenig, wenn überhaupt etwas, was ich jetzt noch tun kann, um sie aufzuhalten.“
Schweigend setzte er sein Frühstück fort, jetzt ohne jeglichen Appetit und beobachtete bedrückt seine Schüler. Er hatte sein Bestes für sein Haus getan und seit Jahren hatte Slytherin eine beinahe beispiellose Vorherrschaft genossen, aber… seitdem Potter in Hogwarts aufgetaucht war, begann er sie zu verlieren. Seitdem sie am Ende des ersten Jahres dieses Jungen auf so unfaire und unglaublich erniedrigende Art und Weise den bereits gewonnenen Hauspokal verloren hatten, hatten die Slytherins kein Vertrauen mehr in ihm, da dort Dumbledores Bevorzugung mehr als offensichtlich wurde und das Haus der Schlange dafür büßen musste. Severus wusste jetzt, er hatte kaum noch eine Chance die älteren Schüler zu retten. Die derzeitigen Siebtklässler waren vermutlich schlau genug, sich dort herauszuhalten, aber einige der Sechstklässler waren wahrscheinlich auch bereits verloren und die gesamten Fünftklässler würden das Dunkle Mal tragen, bevor die Tinte auf ihren Abschlusszeugnissen getrocknet war.
Wenn er vielleicht noch mehr Zeit hätte, dann könnte er seinen Einfluss auf die jüngeren Schüler halten, aber… leider war das Hause Slytherin jetzt nicht mehr seine oberste Priorität und das bedeutete, sie waren von niemandem mehr die oberste Priorität, denn ihr Hauslehrer war bisher der Einzige gewesen, der sich um sie gekümmert hatte. Noch viel schlimmer, ein Großteil von ihnen wusste es. Das war es, was niemand wirklich verstand, der Grund warum so viele Slytherins auf der falschen Seite landeten. Für jeden Einzelnen, der sich der dunklen Seite zuwandte, um Macht zu erlangen und die dunklen Künste genoss, gab es zwei von ihnen, die sich ihr zuwandten, weil sie sich nur für all die Qualen und Ungerechtigkeiten rächen wollten oder weil – genau, wie er selbst – sie sonst nirgendwo hingehen konnten und niemand sonst sie haben wollte.
Seufzend wandte er seinen Blick ab, sehr wohl wissen, dass auch er sie im Stich lassen würde. Aber zumindest versuchte er es und das war weitaus mehr, als sonst jemand von sich behaupten konnte.
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Erst fanden wir das ein bisschen peinlich, aber Daniel hat es mir wirklich leicht gemacht, und dann ist es bestens gelaufen. Mir hat es richtig Spaß gemacht … denn Daniel küsst sehr gut.
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