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Fanfiction

Chasing the Sun - 7

von Xaveria

„Je origineller eine Entdeckung, desto offensichtlicher ist es anschließend.“

– Arthur Koestler



Die Warnung erwies sich als absolut richtig. Als sie punktgenau um halb sechs unten im Kerker ankam, konnte sie bereits auf den ersten Blick erkennen, was genau Phineas gemeint hatte; Snape wirkte genauso ungepflegt und unrasiert wie schon zuvor, ein noch verschlafener Blick. Im Grunde waren seine Augen auch nur halb geöffnet und wirkten nicht richtig fokussiert. Es war offensichtlich, dass er noch nicht wirklich wach war.

„Guten Morgen, Sir“, grüßte sie ihn etwas nervös.

Seine Stimme war schroff vom Schlaf und einige Oktaven tiefer, als er nur kurz knurrte: „Reden Sie nicht mit mir.“

Hermine blinzelte ein paar Mal. Selbst für Snape war das unhöflich.

Er erklärte sich geringfügig. Seine Stimme schwankte, als ob er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Das ist einer der wenigen friedvollen Momente, die ich den ganzen Tag bekommen werde. Es ist schon schlimm genug, ihn jetzt noch mit Ihnen teilen zu müssen. Da muss ich mir nicht auch noch Ihr Geplapper antun. Small Talk interessiert mich nicht.“

Nun, da ist aber jemand ein richtiger Morgenmuffel. Sie biss sich auf ihre Lippe, um ein Lächeln zu unterdrücken. Nicht die typische Reaktion auf einen schlecht gelaunten Snape, aber das hier glich so gar nicht seiner sonstigen Bissigkeit und war damit nicht einmal ansatzweise einschüchternd. Sie fragte sich müßig, ob er den anderen Lehrern beim Frühstück auch so charmant gegenüber war. Für gewöhnlich war er zu seiner ersten Unterrichtsstunde sein gewohntes, sarkastisches Ich. Unter diesen Umständen hielt sie es für das Beste, wenn sie einfach nur nickte und ihm nach draußen folgte, um sich im Morgengrauen mit Dehnübungen aufzuwärmen.

Es stellte sich heraus, als sie diesen Plan aufgestellt hatte, dass sie etwas Entscheidendes übersehen hatte: Hauptsächlich, dass sie für ein Mädchen die durchschnittliche Körpergröße hatte, irgendwo um die ein Meter sechzig und obwohl Snape nicht ganz so groß war, wie er immer wirkte, im Grunde, gerade mal circa ein Meter achtzig, so war er doch noch immer ein Stückchen größer als sie und seine Beine stellten den größten Unterschied zwischen ihnen dar. Sie waren gerade mal für ein paar Minuten auf dem Pfad, bevor sie bereits Schwierigkeiten hatte, mit seinen langen Schritten mitzuhalten und zu der Zeit, wo sie die Hälfte erreicht hatten und sich vom See abwandten, um am Waldrand zurückzulaufen, bekam sie keine Luft mehr.

Snape rannte mit halb geschlossenen Augen und war in Gedanken versunken, vermutlich meilenweit entfernt, bevor er nach einer ganzen Weile erst das Problem erkannte. Als er es dann tat, überraschte er sie und gab sich Mühe kleinere Schritte zu machen und etwas langsamer zu laufen, wenn auch nur mit grenzwertigem Erfolg. Er war es offensichtlich nicht gewohnt in Gesellschaft zu laufen, genauso wenig wie sie. Sie brauchten den Rest des Weges zurück, bis sie endlich ein Tempo ausgearbeitet hatten, welches sie beide halten konnten. Es bedurfte offenbar noch einiges an Übung.

Sie wünschte ihm einen guten Morgen, als sich ihre Wege trennten, fing sich dafür einen Blick und ein Grunzen ein, was wirklich alles hätte bedeuten können, und ging für eine schnelle Dusche, tief in Gedanken versunken, zurück zum Gryffindor-Turm. Offenbar verlief ihr Plan, den Zaubertränkelehrer besser kennenzulernen, nicht so, wie sie es sich erhofft hatte, aber im Großen und Ganzen war es gar nicht so schlimm gewesen. Wenn schon sonst nichts, sagte sie sich trocken, würde sie zumindest fitter werden. Dieser Mann konnte rennen.


++++



Als sie erst einmal sicher außer Hörweite war, erlaubte sich Severus ein herzhaftes Gähnen, bis sein Kiefer knackte, lehnte sich gegen die Wand und rieb sich müde seine Augen, bevor er in gekrümmter Haltung tiefer in die Kerker schlurfte, um seine morgendliche Verwandlung von seinem momentan noch schläfrigen Zustand in ein funktionierendes, menschliches Wesen abzuschließen. Falls es irgendwo einen Notfall gab, dann konnte er selbstverständlich augenblicklich hellwach sein und auf alles schießen, was nicht niet- und nagelfest war, aber für den Rest des Tages würde er sich wie der Tod auf zwei Beinen fühlen. Für gewöhnlich bevorzugte er es, morgens nett und langsam aufzuwachen.

Er betrachtete sein Spiegelbild trüb, als er sich kaltes Wasser ins Gesicht schlug und den Schweiß abwusch. Ohne Zweifel hatte seine Erscheinung das Mädchen vermutlich erschrocken, aber sie war jetzt alt genug, um zu lernen, dass Männer, genauso wie Frauen, morgens nicht wie aus dem Ei gepellt aussahen. Der gefürchtete Professor Snape war auch nur ein Mensch, wie jeder Andere. Er musste sich jeden Morgen rasieren. Obwohl sein Haar schon immer schrecklich gewesen war, besonders im Moment, sah es am schlimmsten aus, wenn er gerade aufstand. Er brauchte immer eine Weile, bevor er ein klares Sichtfeld hatte oder vernünftig reden konnte.

Das kalte Wasser tat seine Arbeit und brachte ihm dem Wachzustand schon etwas näher, was bedeutete, er konnte sich rasieren, ohne gleich sein Gesicht aufzuschlitzen. Er bevorzugte es, sich per Hand zu rasieren, anstatt Magie zu benutzen; zum Teil aus Gewohnheit, andererseits, weil er der Meinung war, dass es sich wie die bessere Rasur anfühlte, aber hauptsächlich, weil es zu seinem Morgenritual gehörte und er sich jedes Mal aufs Neue damit abfand, wer er war. Als er den letzten Schaum abgewaschen hatte, war er schon beinahe vollkommen wach und eine Dusche würde das Ganze zur Vollendung bringen. Aus seinem Badezimmer trat er als sein gewöhnliches Ich heraus und trottete grübelnd ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.

Dieser Morgen war kein kompletter Reinfall gewesen. Er hatte es nicht genossen, er hatte es ihr übel genommen, aber es hätte auch schlimmer sein können. Technisch gesehen konnte er niemanden außer sich selbst dafür verantwortlich machen. Niemand hatte ihn wirklich dazu gezwungen, auch wenn er bezweifelte, sie würde es ihm glauben, aber er hatte kaum eine Wahl gehabt. Die Logik war recht einfach. Es war für Granger nicht sicher, alleine auf dem Gelände herumzulaufen. Von daher wäre es nur verschwendete Luft seinerseits gewesen, es ihr zu verbieten, da die junge Gryffindor noch Steine in Sturheit unterrichten könnte und noch immer nicht zuhören würde. Deswegen musste sie von jemandem begleitet werden. Severus lief bereits friedlich seit Jahren auf dem Gelände in dem Wissen, dass es ansonsten niemanden interessierte und er daher ungestört sein konnte. Das bedeutete, entweder lief Granger mit ihm oder alleine und wurde gefressen. Unter diesen Umständen hatte er keinen Anlass gesehen, dieses Thema bei seinem Vorgesetzten anzubringen. Er gab lieber mit etwas seiner restlichen vorhandenen Würde nach, als es sich befehlen zu lassen.

Als er sich auf seine Bettkante setzte und langsam seine Socken und Stiefel anzog, verdunkelte sich sein Blick. Sie hatte viel zu schnell zugestimmt; er hegte den starken Verdacht, dass sie das geplant hatte. Er wusste nicht warum. Wäre es irgendein anderer Schüler, wusste er, lauerte irgendwo ein Streich auf ihn. Nach vierzehn Jahren des Unterrichtens, hatte er bereits jeden erbärmlichen Plan, den diese kleingeistigen Jugendlichen ausheckten, gesehen. Er hatte bereits alles erlebt, angefangen von Bestechung, bis versuchter Verführung und Erpressung. Er war besonders stolz darauf, niemals auf einen dieser Versuche hereingefallen zu sein. Aber er glaubte nicht wirklich, dass Granger der Typ war ihn dermaßen hereinzulegen. Selbst er war nicht einmal dermaßen paranoid. Dafür hasste sie ihn einfach nicht genug. Obwohl er es Dilys hundertprozentig zutrauen würde, das Mädchen abzustellen, damit sie ihn ausspionierte, war sie einfach nicht dazu in der Lage. Wahrscheinlich war sie neugierig. Das klang so harmlos, aber Granger hatte einen einzigartigen Verstand und wenn erst einmal ihre Neugierde geweckt war, dann wurde sie zu einer Naturgewalt vor der man sich in Acht nehmen sollte. Er hegte kein Verlangen, ihr neustes Projekt zu werden.

Das setzte allerdings voraus, dass er es natürlich aufhalten konnte. Ihr inoffizieller Status als Heilerin in Ausbildung gab ihr freien Zugang zu einige Ecken in seiner privaten Welt. Selbstverständlich nicht zu allen, danke Gott für kleine Gnaden, aber es war genug, damit sie einige der Schlüsse, die letztendlich zu seinem Sein führten, zusammensetzen konnte. Niemand hatte es bisher so weit erkannt, noch nicht einmal die, die all die Informationen zur Hand hatten, wofür er wirklich dankbar war. Jedoch würde früher oder später jemand die Einzelheiten zusammensetzen und bei seinem Glück wäre es nur typisch, wenn dieser jemand ein unglaublich nerviges Mädchen war, das den Drang verspürte, die Dinge zu reparieren. Oberflächlich betrachtet erschien diese Entwicklung so harmlos, aber er konnte einfach nicht das nagende Gefühl abwimmeln, dass dies durchaus der erste Schritt war, der ihn auf die schiefe Bahn brachte.

Nun, was auch immer sie plante, er würde schon dafür sorgen, sie zu enttäuschen, entschied er, als er seine Manschettenknöpfe zuknöpfte und seine Roben überlegte. Zumindest würde sie ihn nicht jeden Morgen mit ihrem Gebrabbel nerven; so früh am Morgen war er kaum in der Lage ein gerades Wort herauszubekommen und ganz sicher hatte er bisher auch nie das Verlangen gehegt, irgendetwas zu sagen. Hoffentlich würde sie schon bald von dieser Idee gelangweilt sein und bis dahin könnte er vielleicht versuchen, sein Tempo etwas zu drosseln und in ihrem Schritt zu laufen. Schon bald wäre sie dem überdrüssig und würde sich etwas anderes suchen und er bekam seine friedvollen Morgenstunden zurück. Natürlich, sollte er auch nur ein einziges Wort auf den Lippen eines Anderen erkennen ...

Er lächelte böse, jetzt wieder vollkommen er selbst, und verließ seine Gemächer, um das Frühstück in der Gegenwart dieser Kröte zu überstehen. Es war schon recht amüsant zu beobachten, wie sie jeden Bissen genausten überprüfte und im Moment konnte er jede Art von Belustigung gebrauchen, die er kriegen konnte.


++++



„Granger. Granger. Verdammt, Mädchen, wachen Sie endlich auf!â€

Hermine öffnete ein Auge, als sie von Krummbein ein katzenhaftes Zischen hörte und erkannte, dass der Bilderrahmen über ihrem Bett jetzt von Phineas Nigellus bewohnt war. „Merlin, Mädchen, Sie schlafen den Schlaf der Toten. Aufstehen.“

„Warum?“ Nachdem sie sich herumgedreht hatte, blinzelte sie träge in die Richtung ihres Weckers. „Es ist nicht einmal Morgen. Und ich weiß, es gibt keinen medizinischen Notfall, denn wenn es einer wäre, dann wäre jetzt Dilys hier und nicht Sie.“ Mit einem Gähnen verstummte sie, während ihre Kieferknochen knackten.

„Wir begeben uns jetzt auf einen geheimen Ausflug“, verkündete ihr das Porträt kurz angebunden. „Ich werde Ihnen Severus‘ Gemächer zeigen. Er wird die ganze Nacht unterwegs sein; wir werden diese Möglichkeit vielleicht nicht wieder so schnell erhalten.“

Noch immer ziemlich verschlafen setzte sie sich auf, rieb ihre Augen und dachte über seine Worte nach. „Warum helfen Sie mir auf einmal?“, fragte sie ihn misstrauisch. Ihre Worte wurden nur durch ein Knurren Krummbeins untermalt. Ihre Katze mochte es nicht, um diese Uhrzeit gestört zu werden, es sei denn, er wollte aufstehen und seinem Geschäft nachgehen.

Der ehemalige Schulleiter schnaubte. „Ich helfe nicht Ihnen, ich helfe ihm“, antwortete er rätselhaft. „Kommen Sie runter in die Kerker. Verschwenden Sie nicht die ganze Nacht dafür und lassen Sie sich nicht dabei erwischen.“ Ohne weitere Erklärung verschwand er aus dem Bilderrahmen.

Seufzend erhaschte sie den Blick ihrer Katze. „Du kannst jetzt aufhören, so selbstgerecht auszusehen. Wenn ich aufstehe, wird der warme Fleck im Bett verschwinden“, erklärte sie ihm mit einem weiteren Seufzen, als sie sich aus dem Bett rollte und ihren Morgenmantel überzog.


++++



Als sie sich ihren Weg durch den dunklen und kalten Korridor hinunter zu Snapes privaten Gemächern bahnte, war sie inzwischen so weit wach, dass sie sich wünschte, noch zu schlafen. Es war bitterkalt und sie musste schon so früh aufstehen. Das machte sie nicht sonderlich glücklich; wenn Snape jemals herausfinden sollte, dass sie in seinen Gemächern herumgeschnüffelt hatte, dann würde er sie umbringen, egal wie schwummerig ihre derzeitige Allianz auch war, und man könnte ihm noch nicht einmal etwas anlasten; sie fühlte sich ganz und gar nicht wohl bei dieser Idee.

Unentschlossen stand sie vor seiner Bürotür und zerbiss ihre Unterlippe. Normalerweise war sein Büro nicht geschützt, aber sie hatte zuvor auch noch nie versucht, es außerhalb seiner Bürozeiten zu betreten und sie traute dem Hauslehrer von Slytherin durchaus zu, es mit irgendwelchen Zaubern zu belegen, wenn er nicht anwesend war. „Schön, jetzt bin ich also hier“, flüsterte sie letztendlich.

„Sie haben sich ganz schön Zeit gelassen“, knurrte Phineas aus dem Rahmen gegenüber der Tür, ein kleines Ölgemälde, welches eine dunkle Moorlandschaft zeigte. „Auf was warten Sie denn noch?“

„Wo ist er heute Nacht?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Fein, und wann kommt er wieder zurück? Wenn er mich hier findet, dann bin ich tot.“

„Ich versichere Ihnen, er wird für ein paar Stunden fort sein. Also hören Sie auf Zeit zu schinden.“

„Wie bewacht er seine Tür, wenn er nicht hier ist?“

„Sie können sein Büro problemlos durchqueren. Der Schutzzauber auf der Tür ist eine psychische Absperrung und sie basiert auf Intentionen. Wenn Sie ihm Schaden zufügen wollen, dann wird sie Sie schlimm verbrennen, wenn Sie nur irgendwelche Schwierigkeiten verursachen wollen, wird sie sich nicht öffnen. Ich denke, sie wird Sie nicht aufhalten. Im Moment befinden sich noch keine Bilder im Büro, also werde ich Sie erst wieder in seinem Wohnzimmer sehen. Sein derzeitiges Passwort lautet, aus welchen Gründen auch immer,: ‚Morgenstern‘.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand er und vorsichtig betrat Hermine das dunkle Büro. Im Grunde mochte sie dieses Zimmer, aber Snapes Sammlung von eingelegten Dingern war in der Nacht noch unheimlicher. Daher eilte sie zittern durch den Raum zu der Tür auf der anderen Seite. Als sie den Türknauf berührte, flüsterte sie: „Morgenstern“, und sie hörte ein Klicken.

Noch während sie die Tür öffnete, grübelte sie über sein Passwort nach. Es gab eine Waffe, die Morgenstern hieß, ein dorniger Eisenkopf am Ende einer Kette, aber irgendwie glaubte sie nicht, dass es das war. Sie war sich ziemlich sicher, dass es im Grunde eine Referenz zu Lucifer war, der Lichtbringer, der widerspenstige gefallene Engel, der zum Teufel wurde; er war auch bekannt als der Morgenstern oder das Tagesgestirn. Nette Symbolik.

Wohlweislich schloss sie die Tür hinter sich, sollte noch irgendwer durch die Korridore schleichen und das Licht sehen. Dann zog sie ihren Zauberstab und flüsterte: „Lumos.“

Das Erste, was sie bemerkte, war die Größe des Zimmers. Es war um einiges kleiner als sie erwartet hatte. Auf der anderen Seite stand ein Schreibtisch, viel schäbiger als der in seinem Büro und mit einem weniger bequemen Stuhl dahinter. Der Tisch war begraben unter Büchern und Pergamentrollen, alles durcheinander und nicht so aufgeräumt, wie in seinem Büro oder seinem Klassenzimmer. Bücherregale zierten die Wände vom Boden bis unter die Decke und ihre Finger begannen bereit zu zucken, bevor sie sich ernst ermahnte, sich zu benehmen.

Am anderen Ende befand sich ein kleiner Kamin mit einer Uhr auf dem Sims; ein paar verbrauchte Ohrensessel waren um einen kleinen Kaffeetisch in einem Halbkreis darum angerichtet. Ein Getränkeschrank stand an der Wand zwischen zwei Türen. Die Wände waren kahl und bestanden aus purem Stein, außer einem riesigen und beeindruckenden Ölgemälde von Hogwarts, wie man es sehen würde, wenn man unten am See stand. Doch jetzt wurde der Vordergrund von Phineas Nigellus geziert.

„Soll ich nach etwas Bestimmtem suchen?“, fragte sie flüsternd und er schüttelte nur mit dem Kopf.

„Nein, aber Sie wollten wissen, was für ein Mensch Severus ist. Das wird es Ihnen zeigen. Sehen Sie sich um, aber fassen Sie ja nichts an.“

Nickend durchschritt sie das Zimmer, untersuchte Dinge und versuchte sich von der Versuchung, die das Bücherregal darstellte, fernzuhalten. Ein kurzer Blick auf seinen Schreibtisch zeigte ihr, dass Snape seine Schularbeiten in seinem Büro ließ. Das hier sah vielmehr wie seine privaten Untersuchungen in Zaubertränken aus oder doch eher ein örtlich begrenzter Hurrikane. Es war unglaublich verführerisch, seine Notizen durchzublättern, nur um zusehen, an was er gerade arbeitete, aber sie wollte nicht unnötigerweise seine Privatsphäre verletzten, wenn es sich denn unter diesen Umständen irgendwie vermeiden ließ. Abgesehen von allem, wollte sie ihn nicht unterschätzen; es würde sie nicht überraschen, wenn er wüsste, dass sie etwas berührt hatte.

„Wo führen die Türen hin?“

„Die rechts führt zu einem weiteren Eingang zu seinem privaten Labor, welches, wie Sie bereits wissen, auch durch den Lagerraum erreicht werden kann, nicht den, den die Schüler benutzen, sondern der eigentliche Lagerraum. Die zu unserer Linken ist unser Ziel.“

Die linke Tür führte durch einen Flur, der von nur einer einzigen Kerze erleuchtet wurde, obwohl die Kerze jetzt dunkel und kalt im Wandleuchter hing. Auf der linken Seite befanden sich zwei Türen, rechts führte der Flur in die Dunkelheit. Phineas erklärte leise: „Das ist der Durchgang, den er benutzt, um das Schloss zu verlassen, sowohl, wenn er gerufen wird als auch für eure morgendliche Runde. Es ist sein privater Ausgang. Eine der Türen führt zu seinem Badezimmer und die Andere in sein Schlafzimmer.“

Eine der Türen, die in das Badezimmer führte, war nur angelehnt. Sie wählte dies als ihre weniger beunruhigende Option und schielte neugierig hinein. Alle Badezimmer in Hogwarts waren relativ luxuriös und das Badezimmer der Vertrauensschüler war schon lächerlich opulent. Daher machte es Sinn, wenn die Badzimmer der Belegschaft irgendwie speziell sein würden. Wenn das wirklich wahr war, dann war Snape ganz offensichtlich die Ausnahme der Regel. Sein Badezimmer hätte in einem vorstädtischen Muggelhaus nicht sonderlich ausgefallen ausgesehen. Die Badewanne war eine dieser altmodischen, frei stehenden Modelle mit Löwenfüßen, nicht größer als die, die ihre Eltern zu Hause hatten. Es war sicherlich kein Schwimmbecken, wie die Anderen im Schloss. Alles andere war ungefähr so, wie sie erwartet hatte. Duschkabine, Toilette, Wäschekorb, ein kleines Waschbecken mit einem Spiegel darüber und ein einziges Regal, gefüllt mit ein paar Hygieneartikeln, abgerundet durch einen Handtuchhalter darunter.

Hermine sah sich mit einem Stirnrunzeln um. Ein nagendes Gefühl von Unmut hatte bereits in seinem Wohnzimmer begonnen und das Badezimmer machte es nur noch schlimmer, aber sie wusste nicht warum. Alles sah normal aus, aber etwas schien nicht zu stimmen. Die Tatsache, dass sich Snapes Gemächer im Untergrund befanden und somit keine Fenster besaßen, half nicht unbedingt, aber das war es nicht. Abwesend biss sie auf ihre Unterlippe, als sie darüber nachdachte. Nur widerwillig verließ sie das Badezimmer und versuchte vorsichtig die Schlafzimmertür.

Wieder überraschte sie die Enge des Zimmers. Alle Schüler hatten ein breites Doppelbett in ihren Zimmern stehen, aber Snape besaß lediglich ein Einzelbett. Vermutlich beabsichtigt, da in das Zimmer, obwohl es recht klein war, durchaus ein Doppelbett, wenn er es denn gewollt hätte, passen würde. So klein war es nun auch nicht. Zusätzlich zu dem Bett, standen dort ein Kleiderschrank, eine Kommode, ein massiver Schrank, der sich zu einem Nachttisch verdoppelte und ein kleiner Schreibtisch mit einem Stuhl. Daneben befand sich eine Abschirmung in der Ecke. Neugierig lief sie durch das Zimmer, um dahinter zu blicken und schnappte überrascht nach Luft, als sie ein umwerfendes Piano dahinter stehen sah.

„Schönes Ding, nicht wahr?“, kommentierte Phineas leise. Das Gemälde im Schlafzimmer war ein winterlicher Strand in Wasserfarben gezeichnet, welches absolut schön auf eine eher nüchterne Art und Weise wirkte. „Leider spielt er heute kaum noch.“ Das Piano sah wirklich etwas eingestaubt aus und der nagende Unmut vertiefte sich nur. Daneben lagen ein paar Notenpapiere, die gleichfalls vernachlässigt aussahen.

Sie wandte sich von dem atemberaubenden Instrument ab, um hinauf zum Gemälde zu blicken. „Kann er gut spielen?“

„Ja“, war die einfache Antwort.

Das sah dem Snape, den sie kannte, so gar nicht ähnlich, aber dann war das ja auch der Punkt, nicht wahr? Phineas versuchte ihr zu zeigen, dass sie im Grunde rein gar nichts über den echten Snape wusste. Bisher hatte er seinen Punkt mehr als nur verdeutlicht. Hermine sah sich erneut neugierig in dem Zimmer um, versuchte ein weiteres Mal herauszufinden, was nicht mit seinen Gemächern stimmte. „Warum ist das Piano so verstaubt? Stauben die Hauselfen es nicht ab?“

„Nein. Er hat sie bereits vor Jahren aus seinen Gemächern verbannt.“

Da konnte sie einen gereizten Unterton nicht unterdrücken. „Warum?“ Es war ganz sicher nicht aus irgendwelchen moralischen Gründen, also mochte er sie offenbar nicht, was wohl kaum gerecht war.

Phineas schnaubte und bedachte sie mit einem verachtenden Blick, aber erklärte sich dann doch widerwillig nach einem Moment. „Weil alle Hauselfen in Hogwarts dem Schulleiter Rede und Antwort stehen. Severus kommt nicht immer mit seinem Arbeitgeber zurecht und er weigert sich, von Dumbledore ausspioniert zu werden. Die Kerker sind daher für jeden verboten, damit er sich hier unten verstecken kann und ehrlich, ich kann es ihm nicht einmal verübeln.“

„Kann ich mich noch etwas genauer umsehen?“

„Ja. Zerbrechen Sie nur nichts.“

„Als ob ich das wagen würde“, murmelte sie getroffen und starrte ihn für einen Moment an, bevor sie sich gründlich umsah. Die Kommode enthielt nur irgendwelche Kleidungsstücke; Unterwäsche und Socken in der oberen Schublade, T-Shirts und Unterhemden in einer darunter und die unterste Lade war gefüllt mit Hosen, alle entweder schwarz, grau oder weiß.

Im Schrank befanden sich weitere Kleidungsstücke; seine Laufkleidung war kurzerhand in die obere Ablage gestopft worden und sein Mantelrock, genau wie seine Lehrerroben, hingen zusammen mit ein paar weißen Hemden an einigen Bügeln. Unten auf dem Boden standen noch ein paar Stiefel und ein schmaler Spiegel war an der Innenseite einer der Türen angebracht. Vermutlich ein normaler Spiegel, da er nichts sagte und kein magischer Spiegel hätte dem Drang widerstehen können, ihr Haar zu kritisieren, welches jetzt noch viel schlimmer abstand als gewöhnlich, da sie es sich nicht durchgekämmt hatte, bevor sie aufgestanden war. Hinter der Kleidung befand sich etwas, wo die meisten Zauberer vermutlich ihren Besen aufbewahren würden, aber Hermine entdeckte dort ein paar veraltete Krücken, welche den verblassten Aufkleber trugen, dass sie das Eigentum des North Manchester General Hospitals seien.
Einen Durchgang nach Narnia zu finden, wäre ehrlich gesagt nicht ganz so verwirrend, entschied sie und starrte ausdruckslos die Krücken an.

Es gab nicht sonderlich viele Objekte, die zu besitzen, für einen Zauberer noch surrealer waren. Sie war sich ziemlich sicher, nicht einmal Arthur Weasley wäre an den Krücken interessiert. Bedacht schloss sie den Schrank und sah sich ein weiteres Mal um. Sie biss auf ihre Unterlippe, als das Gefühl, dass sie etwas übersah, wieder begann, an ihr zu nagen.

Dann wandte sie sich seinem Nachttisch zu und blinzelte bei der ordentlichen Anreihung von Fläschchen und Gefäßen im Inneren. Die Meisten von ihnen waren natürlich irgendwelche Zaubertränke und sie erkannte einige Heilungstränke, aber darunter befanden sich auch Muggel-Medizinfläschchen: Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Antibiotika und einige, die sie nicht erkannte. Dann war da noch ein Schuhkarton, worin sich ein paar Pflaster, Verbände und zahlreiche Binden in verschiedenen Größen und unterschiedlicher Elastizität, Scheren, eine kleine Schachtel mit Kanülen und eine Stoffrolle, in der sich tatsächlich ein Skalpell befand. Daneben lag eine verschlossene Metallbox und dann hatte er noch ein Buch darin liegen. Als sie es herumdrehte, sah sie, es war eine Kopie von „Lehre vom Körper“.

Das war kein Nachttisch, das war ein ziemlich durchdachter Medizinschrank und dazu noch einer, der regelmäßig benutzt wurde. Hermine dachte kurz an den Medizinschrank ihrer Eltern, wo sich nichts Schlimmeres als Ibuprofen, etwas Mundwasser und eine Flasche Antiseptikum befand und sie konnte nur mit ihrem Kopf schütteln. Direkt neben dem Nachtschrank, auf dem Boden, entdeckte sie ein paar dunkle Spritzer, welche entsetzlicherweise nach Blutflecken aussahen.

„Was befindet sich in der Metallbox?“, fragte sie Phineas leise.

„Genug illegale Substanzen, die ihm einige Jahre Gefängnis einbringen könnten, sowohl in der Zauberer- als auch in der Muggelwelt. Fassen Sie es nicht an. Er hat die Box mit einem gemeinen Fluch belegt.“

Dann war das vermutlich seine Drogensammlung; bisher bestritt er, irgendwas von den harten Dingen wieder zu nehmen, aber es gab noch genug Anzeichen für Madam Pomfrey, um skeptisch zu bleiben. Mit einem unterdrückten Seufzen schloss sie vorsichtig die Türen des Nachtschrankes. Oben auf der Oberfläche lag ein kleines Notizbuch, eine halb leere Whiskey-Flasche und ein Buch, welches er wohl gerade las. Es war auf Französisch, es sah sehr alt aus und sie hatte keine Ahnung, was es war. „Was ist dieses Notizbuch hier? Führt er ein Tagebuch?“

„Wohl kaum“, antwortete Phineas verächtlich und betrachtete sie mit einem vernichtenden Blick. „Vieles von dem, was ihm passiert, ist nicht sicher genug, um aufgezeichnet zu werden und ich bezweifle stark, dass er sich an den Rest davon erinnern möchte. Es sind sozusagen medizinische Aufzeichnungen, aber nicht die Einträge, die Sie kennen. Dort drinnen hält er psychologische Notizen fest, seinen Schlafrhythmus, ein Traumtagebuch und alle anderen Dinge. Poppy würde sich alle zehn Finger danach lecken, um es zu sehen und von Ihrem Blick ausgehend, würden auch Sie alles dafür geben, aber verschwenden Sie noch nicht einmal einen Gedanken daran. Es ist ziemlich gut beschützt.“

Hermine blickte sich erneut im Zimmer um; es war nur noch der Schreibtisch übrig. Anders als das Chaos auf dem in seinem Wohnzimmer, lagen hier drei gebundene Notizblöcke auf der Oberfläche. Als sie sich näherte, flüsterte Phineas: „Fassen Sie die nicht an. Sie sind nicht beschützt, was wirklich dumm von ihm ist; ich weiß wirklich nicht, warum er sie nicht beschützt hat, aber fassen Sie sie bloß nicht an.“

„Was sind das für Bücher?“

„Seine Skizzenbücher.“

Er blinzelte sie an. „Er zeichnet auch?“

Phineas nickte. „Er malt auch, aber genau wie seine Musik, hat er auch seine Malerei vernachlässigt. Manchmal skizziert er noch etwas und seine Kunst kann sehr persönlich sein, selbst wenn sie eher dem Surrealen und Abstrakten gleicht und ich kann Ihnen nichts zu seiner Begabung oder Fähigkeit sagen. Er zeichnet nur Dinge, die ihm sehr wichtig sind. Sie müssen noch nicht so viel über ihn wissen, zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht ein anderes Mal.“

„Das ist kaum fair. Erst machen Sie mich neugierig und jetzt erlauben Sie mir nicht, es mir anzusehen?“

„Sie werden es überleben. Also schön, Ihr geheimer Ausflug ist jetzt vorbei. Gönnen Sie sich noch einen letzten Blick und dann verschwinden Sie; wenn er Sie hier drinnen erwischt ...“

„Ja, ja, ich weiß.“ Gehorsam sah sie sich noch ein letztes Mal um. Ihre Augen verengten sich. „Was übersehe ich?“, flüsterte sie. „Ich denke, ich kann fühlen, was Sie mich hier sehen lassen wollen, aber ... etwas stimmt nicht.“

Phineas gab ein Geräusch der absoluten Abscheu von sich und verkündete dann verächtlich: „Sind Sie eine Hexe oder eine Muggel? Öffnen Sie Ihre Augen und sehen Sie genau hin.“

Sie verschwendete einen flüchtigen Blick zu ihm und sah sich erneut um, dachte an die anderen Zimmer und langsam dämmerte es ihr. Snapes Zimmer waren klein und nur sporadisch möbliert. Alle Möbel waren ziemlich alt, keine davon dienten der Dekoration und einige davon wirkten bereits ziemlich verbraucht. Sie hatten nichts besonders Luxuriöses an sich. Die Ohrensessel im Wohnzimmer wirkten einigermaßen bequem, aber sie sahen auch alt, billig und verbraucht aus. Ihr Blick fiel auf das Einzelbett. Sie musste nicht probeliegen, um zu sehen, dass die Matratze komplett durchgelegen war und die Federn bereits hervorstachen. Die Qualität seiner Kleidung im Schrank war relativ gut, selbst wenn es nicht der Maßschneiderei Savile Row entsprach, aber auch hier wieder, war es alles andere als neu. Sie wagte einen erneuten Blick und bemerkte den Verschleiß an den Ärmeln und am Saum.

„Warum lebt er so?“, fragte sie Phineas flüsternd. Wenn ihr jemand gesagt hätte, dass diese Gemächer einem nicht sonderlich erfolgreichen mittelständigen Muggel-Lehrer gehörten, dann hätte sie es vielleicht geglaubt, aber sie sahen sicherlich nicht nach einem ziemlich erfolgreichen Zauberer aus, der eine ziemlich gute Position innehatte und magisch fast alle überragte. Selbst wenn Snape arm war, sie hatte keine Ahnung, was ihre Lehrer so verdienten, kostete es kein Geld etwas zu verwandeln oder zu reparieren.

„Das ist eine wichtige Frage und eine über die Sie nachdenken sollten“, antwortete das Porträt ebenso leise, ausnahmsweise Mal nicht in einem spöttischen Ton. „Aber jetzt ist es bereits nach halb zwei und Sie sollten zurück in Ihr Bett gehen.“

Sicher wieder zurück in ihrem Zimmer, legte Hermine einen Schutzzauber über ihr Bett, um Lavenders Schnarchen abzuschirmen und legte sich hin, lauschte Krummbeins Schnurren, während sie weiterhin über seine Gemächer nachdachte. Die allgemeine Atmosphäre in Snapes Zimmern wirkte sehr gleichgültig; es gab keine persönliche Note, keine Dekoration und nur wenige Bilder, keine Decken oder Kissen, keine dieser Kleinigkeiten, die ein Haus in ein Zuhause verwandelten. Sie hatte das Gefühl, dass alles so verbraucht und schäbig war, weil es ihm schlichtweg egal war. Es war genau derselbe Grund, warum seine Haut so vernarbt war und seine Haare immer danach aussahen, gewaschen werden zu müssen.
Das andere Gefühl, welches Sie bei dem Anblick seiner Räumlichkeiten erfasst hatte, war Einsamkeit. Es lag keine Gemütlichkeit oder Freude darin, außer vielleicht seine Bücher in seinem Wohnzimmer. Sein Schlafzimmer glich mehr einem Krankenzimmer als einem Rückzugsort. Seine Kunst schien für ihn eine Art Therapie zu sein und seine Musik lag vergessen und verstaubt in der Ecke. Das waren die Zimmer eines Mannes, dessen Leben keinerlei Freude enthielt, welcher eher existierte als wirklich lebte und sie konnte das Mitleid einfach nicht unterdrücken.


++++



Als Severus wieder in die Schule zurückkehrte, müde, wund und gründlich fertig mit den Nerven, wusste er augenblicklich, dass sich jemand in seinen Gemächern aufgehalten hatte. Augenblicklich untersuchte er alles und erkannte, wer auch immer hier war, es wurde nichts angefasst, nichts fehlte und nichts war kaputt, aber das war wohl kaum der Punkt. Er grübelte sich zu einem Entschluss durch und während seiner freien Zeit am nächsten Tag rief er kurzerhand Dilys und Phineas in das Gemälde, welches in seinem Wohnzimmer hing.

Mit verschränkten Armen starrte er die Beiden an. „Das hört hier und jetzt auf.“

„Was genau?“, fragte Dilys unschuldig und er biss seine Zähne zusammen.

„Nicht. Ich bin nicht in der Stimmung für irgendwelche Spiele. Sie beide wissen, wovon ich rede und das hört jetzt auf. Ich weiß nicht, wie weit Sie Poppy mit in Ihren kleinen Plan eingeweiht haben und ich will es auch nicht wissen, aber ich sehe durchaus, was Sie beide hier versuchen.“

„Und was soll das sein?“, fragte Phineas gedehnt.

Sein Blick verhärtete sich. „Miss Granger dazu zu ermutigen ein ungesundes Interesse an meinem Leben zu entwickeln“, flüsterte er. „Poppy dabei zu beobachten, wie sie mich behandelt, ist eine Sache, aber alles Andere beruht auf der Einmischung von Ihnen beiden. Kein Schüler hat sich mir gegenüber jemals freiwillig relativ zivil verhalten, ganz zu schweigen davon, noch tiefer blicken zu wollen. Sie ist eine nervige Göre und sie braucht sicherlich nicht Ihre Unterstützung, um mich wütend zu machen.“

„Severus, seien Sie nicht so gemein. Sie war bisher eine sehr große Hilfe. Hören Sie auf so undankbar zu sein.“

„Undankbar?“, zischte er aufgebracht. „Ich habe nie um ihre Einmischung gebeten. Poppy kann ruhig machen, was nötig ist. Es ist schon schlimm genug, dass ich zustimmen musste, ihr Versuchskaninchen zu sein, aber das hier werde ich nicht tolerieren. Ich weiß, einer von Ihnen hat sie gestern Nacht hier in diese Zimmer gelassen. Ich kann es nicht beweisen oder sie befände sich jetzt in immensen Schwierigkeiten, aber ich weiß, was passiert ist, genau, wie ich weiß, dass einer von Ihnen ihr erzählt hat, wann und wo ich laufen gehe. Ich werde das hier nicht länger tolerieren. Sie beide halten sich aus meinem und ihrem Leben heraus. Ich weiß nicht, warum Sie beide versuchen uns so oft zusammenzuführen, aber wenn Sie nicht wollen, dass ich sie irgendwann erwürge, dann hören Sie auf sich einzumischen.“

Dilys antwortete relativ traurig: „Ich dachte, Sie würden sie vielleicht mögen, Severus. Sie ist ein nettes Mädchen und sie möchte Ihnen helfen. Warum muss das denn gleich schlecht sein?“

Ich mag es nicht, bemitleidet zu werden. Kühl antwortete er: „Miss Granger ist eine nervige Besserwisserin, welche in den letzten fünf Jahren nichts anderes getan hat, als mich zur Weißglut zu treiben. Ich will nicht, dass sich irgendein Schüler in mein Leben einmischt, schon gar nicht so eine kleine Plage, wie sie eine ist. Ich will nicht zu ihrem nächsten Projekt werden und ich will niemanden, noch brauche ich jemanden, der mich ständig verfolgt. Ich werde es nur noch einmal sagen, Sie beide hören auf sich einzumischen oder ich werde keinerlei Verantwortung für das übernehmen, was passieren wird, wenn Sie mich noch mehr reizen. Ist das klar?“

Die beiden Porträts tauschten einen langen Blick aus, bevor Phineas knapp sagte: „Glasklar.“

„Dann bin ich ja froh, dass wir uns verstehen. Und jetzt verschwindet.“


++++



„Das lief doch ganz gut, nicht wahr? Ich bin überrascht. Ich dachte, er würde früher überschnappen. Er muss es schon vor einiger Zeit erkannt haben.“

„Ja, sieht so aus, als ob du doch recht hattest. Interessant.“

„Sollen wir ihm wirklich gehorchen? Was meinst du? Du weißt, wie stolz er sein kann. Wenn wir ihn auf die Probe stellen, dann wird er das arme Mädchen fertigmachen und es ist noch nicht einmal ihre Schuld.“

„Ich denke, wir sollten es zumindest für die nächste Zeit. Er kann im Moment nicht weiter gedrängt werden; er sollte sich erst wieder etwas entspannen.“

„Denkst du, wir haben bisher genug gemacht?“

„Würde ich mal sagen. Was er auch immer sagt, es ist keine nutzlose Neugierde oder ein Verlangen, ihn zu nerven und er ist nicht so wütend, wie er er selbst glaubt. Ich denke, wir sollten uns erst einmal zurücklehnen und beobachten. Und ich kann noch immer nicht glauben, dass du mich überhaupt dazu überredet hast, aber ich kann nicht abstreiten, dass es funktioniert.“

„Ich frage mich, wie weit es wohl gehen wird? Du weißt sehr wohl, früher oder später wird er anfangen sich dumm aufzuführen und versuchen, alles zu ruinieren. Wenn dann nicht bereits genug vorhanden ist, bevor er an diesem Punkt ankommt, wird es das beenden.“

„Ich stimme ihm jedoch zu. Das Mädchen ist nervig, aber sie ist nicht dumm. Ich schätze, bis sie beide diesen Punkt erreicht haben, wird sie herausgefunden haben, warum er es tut und selbst eine Entscheidung treffen. Fürs Erste, Frau, haben wir uns genug eingemischt. Lass die Beiden für eine Weile ihren eigenen Weg finden. Wenn wir jetzt noch mehr machen, werden es Albus oder Poppy herausfinden und dann wird die Hölle losbrechen. Lass sie in Ruhe.“

„Wie lange, denkst du, wird es dauern? Ich denke, er ist näher als sie ...“

„Da stimme ich zu. Ich denke, er ist bereits verloren. Selbst wenn er es noch nicht weiß, aber sie wird ihn schon bald überholen. Wenn die Dinge erst einmal in Bewegung sind, wird es für sie schneller gehen. Davon abgesehen ist sie nicht ganz so dickköpfig wie er.“

„Oh, ich hoffe, da irrst du dich. Sie wird jeden Funken Sturheit brauchen, bevor das hier überhaupt vorbei ist.“

„Worüber redet ihr beiden da überhaupt. Manche von uns versuchen zu schlafen.“

„Das geht euch gar nichts an.“


++++



Hermine verpasste die ganze Aufregung Mitte Dezember. Sie wachte auf, nur um das Gerede im Gryffindor-Turm zu hören, dass Harry irgendwas gemacht hatte, obwohl sich niemand wirklich sicher war, was es denn war, und er und die Weasleys hatten die Schule verlassen. Komplett verwirrt machte sich Hermine auf die Suche nach ihrer Hauslehrerin. Professor McGonagall schien ziemlich abgelenkt zu sein, aber sie erzählte ihr, dass Mr. Weasley während eines Auftrages für den Orden verletzt worden war. Harry hatte es herausgefunden und war gleich zum Schulleiter gegangen. Alle befanden sich jetzt in St. Mungo.

Hermine lauschte mit großen Augen der Geschichte und als sie das Büro verließ, war sie vollkommen erschüttert. Sie versuchte an die Schlange, den Traum und alles andere, was sie gerade erfahren hatte, zu denken, aber der einzige Gedanke, der sich immer in den Vordergrund drängte, war: Warum hat mir niemand etwas gesagt? Sie wusste, die Weasleys betrachteten Harry als ein Familienmitglied, aber ... sie dachte, sie würden sie auch als einen Teil davon sehen. Sicherlich war es nicht noch immer wegen dem Mist aus der Hexenwoche vom letzten Jahr. Vielleicht hatte Mrs. Weasley diesbezüglich immer noch gemischte Gefühle, aber die Anderen? Sie mochte die Zwillinge, Ginny. Ron und Harry waren eigentlich ihre beiden besten Freunde. Mr. Weasley war immer nett zu ihr gewesen und sie mochte es mit ihm über die Muggel-Welt zu reden. Sie wollte auch im Krankenhaus bei ihnen sein. Sie wusste noch nicht einmal, wie schwer er verletzt war.

Nachdem sie ein paar Stunden ruhelos auf und ab gelaufen war und wild zwischen einer panischen Sorge um Mr. Weasley und unglaublich nervigen, verletzten pubertären Gefühlen wechselte, trieb Hermine sich selbst in den Wahnsinn. Krummbein hatte schon längst die Nase voll von ihr und war bereits verschwunden. Sie konnte mit niemandem darüber reden, denn nur der Orden wusste über den Angriff Bescheid.

Was, wie sie vermutete, nicht bedeutete, dass sie mit keinem Ordensmitglied darüber reden konnte. Aber der Schulleiter hatte bereits vermutlich genug im Kopf und sie kannte ihn nicht sonderlich gut, um ihn damit zu belästigen. Professor McGonagall war vermutlich genauso beschäftigt. Madam Pomfrey war nicht wirklich in den Orden verwickelt und sie kannte auch keine Details. Das einzige andere Ordensmitglied hier in Hogwarts war ...

... nicht so abstoßend, wie er vielleicht hätte sein sollen, erkannte sie mit so etwas wie Überraschung. Sie bezweifelte, dass Snape wirklich viel über den Angriff wusste oder ob er ihr überhaupt etwas erzählen würde, aber dennoch hätte sie nichts dagegen mit ihm zu reden, einfach nur, weil er wusste, was geschehen war. Das schon alleine würde eine Erleichterung sein.

Ich bin total verrückt, sagte sie sich, als sie den Turm durch das Gemälde verließ und sich ihren Weg hinunter in die Kerker bahnte. Mal von allem anderen abgesehen, sollten entweder Filch oder Umbridge sie erwischen, würde sie tot sein. Sie war ganz sicher nicht einer von Umbrides Lieblingen und Filch mochte sie nicht, weil Krummbein Mrs. Norris im dritten Jahr geschlagen hatte. Dass Hermine erst davon erfahren hatte, als der Wärter ihr es eine Woche später zugezischt hatte, schien nicht zu zählen. Was sie auch nicht vergessen sollte, Snape wäre vermutlich genauso wenig begeistert sie zu sehen, wenn er denn überhaupt da war. Vermutlich war er bereits gerufen worden. Es wäre vermutlich klug gewesen, sich vorher mit den Porträts kurzzuschließen, aber sie war müde, aufgebracht und etwas verängstigt. Sie konnte sich jetzt nicht dazu aufraffen, sich wie ein Slytherin zu verhalten.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ihr doch eher zaghaftes Klopfen an einer Bürotür beantwortet wurde und das Ergebnis war nicht sonderlich vielversprechend; Snape riss die Tür auf. Er wirkte müde und wütend und knurrte: „Was?“, bevor er wirklich erkannte, wer da eigentlich vor ihm stand. Er blinzelte. „Miss Granger? Was? Ich dachte, Sie seien im St. Mungo.â€

„Harry und die Weasleys sind es“, sagte sie mit kleiner Stimme, die viel verlorener klang, als sie eigentlich wollte. „Ich wurde nicht gefragt.“

„Ah.“ Er betrachtete sie für einen Moment und sein Blick wurde weniger feindselig, als noch vor wenigen Sekunden. „Ich befürchte, ich kann Ihnen keine Neuigkeiten liefern, Miss Granger. Im Moment weiß ich nicht mehr als Sie.“

„Das habe ich auch nicht wirklich erwartet, Sir.“ Sie zögerte und versuchte etwas von dem legendären Gryffindor-Mut zusammenzukratzen, aber scheiterte kläglich. Sie wollte sich schon geschlagen geben und sich davonstehlen, als sie Snapes leise, ruhigere Stimme hinter sich hörte: „Ich habe noch relativ viel zu tun, aber wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, dann könnten Sie mir helfen.“

Hermine blinzelte ein paar Mal. Sein Blick brachte sie irgendwie aus der Fassung; dieser durchdringende starrende Blick, welcher genau durch sie hindurch zu stechen schien und sie wurde von dem unguten Gefühl erfasst, dass er mehr sehen konnte, als sie eigentlich wollte. Es kursierten bereits seit Langem die Gerüchte, dass Snape Gedanken lesen konnte, aber bisher hatte sie ihnen nie Glauben geschenkt, bis jetzt. Da sie ihrer Stimme nicht vertraute, nickte sie einfach und folgte ihm tiefer in die Kerker. Er führte sie durch eine Tür in den Lagerraum, die sie vorher nie bemerkt hatte, ein paar Stufen hinunter in sein privates Labor. Oberflächlich betrachtet unterschied es sich nicht sonderlich von seinem Klassenzimmer oder den anderen Räumen, die von den ZAG-Schülern benutzt wurden, aber da Snape sie alle hergerichtet hatte, war es wirklich keine Überraschung. Die Ausstattung war anspruchsvoller und es gab viel mehr Materialien. Geschwind ging er zu dem Kessel hinüber, an dem er wohl gearbeitet hatte, als sie ihn unterbrochen hatte, überprüfte kurz den Inhalt, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte.

„Ich glaube, Sie haben Madam Pomfrey bei ihrer letzten Inventur geholfen?“

„Ja, Sir.“

„Dann sollte Ihnen das ja vertraut sein.“ Er überreichte ihr eine Pergamentrolle, die, in ihrer eigenen ordentlichen Handschrift, die Tränke auflistete, von denen der Vorrat langsam zuneige ging. „Suchen Sie sich einen aus und stellen Sie einen Schwung her. Mir ist egal, welchen.“

Hermine starrte ihn an. „Sir?“

„Befand sich irgendein Wort in diesem Satz, das Sie nicht verstanden haben, Miss Granger?“

„... den Satz selbst, denke ich, Sir“, hauchte sie. „Diese Zaubertränke ...“

„Sind alles grundlegende Heilungstränke“, unterbrach er sie ungeduldig, „und daher ein legitimer Teil Ihrer Ausbildung. Normalerweise würden Sie sie nicht so früh in Ihrer Ausbildung brauen, aber ein Mädchen, welches bereits in ihrem zweiten Jahr den Vielsaftrank herstellen kann, wird dies dann wohl kaum als eine Herausforderung ansehen. Außerdem bin ich mir durchaus bewusst, wie gefährlich Sie werden können, sollten Sie sich langweilen. Ich kann nur erahnen, dass es vermutlich schlimmer ist, wenn Sie aufgebracht sind. Daher ist es viel besser, wenn Sie sich mit etwas Legalem beschäftigen. Ich habe nicht die Zeit, alle herzustellen. Fangen Sie schon an.“

Der ungeduldige Unterton in seiner Stimme ließ sie augenblicklich handeln und sie befolgte automatisch seinen Befehlen. Die ersten Inhaltsstoffe köchelten bereits in ihrem Kessel, bevor ihr Gehirn wieder aufzuwachen schien und sie fragte ungläubig: „Woher wissen Sie, dass ich in meinem zweiten Jahr den Vielsafttrank gebraut habe?“

Snape drehte sich zu ihr um und bedachte sie mit einem wirklich amüsierten Blick. „Kommen Sie schon, Miss Granger. Sie haben sich zum Teil in eine Katze verwandelt. Was irgendwelche Unfälle mit Zaubertränken angeht, war das schon ziemlich spektakulär. Ist es da für Sie so überraschend, dass ich an Ihrer Heilung beteiligt gewesen bin?“ Er lachte leise, ein ganz und gar böses Geräusch, als er offenbar in seinen Erinnerungen schwelgte.

Sie lief bis zu ihren Haarspitzen rot an, blickte absolut und vollkommen gedemütigt und auch etwas verwirrt hinunter in ihren Kessel. Wenn er es von Anfang an gewusst hatte, warum hatte er dann nie etwas gesagt? Mit diesem Unterfangen hatte sie einige Schulregeln gebrochen, genau wie Harry und Ron.

Offensichtlich unberührt von ihrem emotionalen Dilemma, fuhr Snape gedankenverloren fort: „Außerdem, so sehr ich es auch genieße, Mr. Potter für alles die Schuld zu geben, und das tue ich, denke ich nicht, dass er in der Lage wäre, aus meinen Lagerräumen zu klauen. Nicht einmal jetzt ist er so talentiert, um sich überhaupt an einem Vielsafttrank zu versuchen.“

„Warum haben Sie dann nichts gesagt, Sir?“, fragte sie, wütend über sich selbst, dass sie noch immer weiter errötete.

Er zuckte nur mit seinen Schultern. „Leider verstößt der Versuch den Helden zu spielen, nicht gegen die Schulregeln, Miss Granger, auch wenn es in den meisten Fällen wohl so sein sollte. Besonders in Gryffindor. Ihre Absichten waren zumindest gut. Allerdings verstößt es gegen die Schulregeln von mir zu stehlen“, fügte er regungslos hinzu, während seine Augen vor boshafter Belustigung glitzerten, „aber der Anblick von Ihnen mit Fell und Schnurrhaaren hatte mir die letzten Jahre mehr Freude bereitet, als es die Inhaltsstoffe wirklich wert waren. Besonders da sie von der Schule bezahlt werden und ich sie nicht aus meiner eigenen Tasche bezahlen muss.“

Erst da erkannte sie, leider viel zu spät, dass das eine Unterhaltung war, die sie nie gewinnen würde können und so entschied Hermine, Vorsicht war der bessere Teil der Tapferkeit. Da biss sie sich auf ihre Lippe und hielt ihren Mund, während sie sich wieder auf ihren Zaubertrank konzentrierte und sich besorgt fragte, ob Snape auch von all den anderen Dingen wusste, die sie in den letzten Jahren angestellt hatte. Sie hoffte inständig, er tat es nicht.


++++



Das war das Ende einer jeden Unterhaltung zwischen ihnen. Snape entpuppte sich als ein besessener Arbeiter und als sie sich nach einer kurzen Zeit zu ihm herumdrehte, um ihn etwas zu fragen, sagte ihr ein Blick auf sein Gesicht, dass er sie niemals hören würde. Es würde schon einiges nötig sein, um durch diese Konzentration zu brechen und selbst, wenn sie es schaffte, würde er sie vermutlich deswegen umbringen. An was auch immer er da arbeitete, schien sehr kompliziert zu sein und ihn zu nerven, wenn sie von seinem Gemurmel ausging, es sei denn, das war nur eine Reflexion seiner Stimmung.

Trotz seiner zunehmenden Wut und wachsenden Frustration war es doch überraschend friedlich hier unten. Die Geräusche des Schlosses waren hier nicht einmal irgendwelche Hintergrundgeräusche; es war wunderbar ruhig und leise so tief im Untergrund und obwohl es relativ kalt war, hielt die Hitze der Kessel die Kälte in Schach.

Da sich Hermine so auf ihren Zaubertrank konzentrierte, erlitt sie beinahe einen Herzinfarkt, als die Beinahe-Stille plötzlich von Snapes explosionsartigen, extrem frustrierten Aufschrei: „Verfluchte Scheiße!“ und einem fliegenden Glas, welches an der gegenüberliegenden Wand in tausend Einzelteile zerschellte und überall eine dunkle Flüssigkeit verteilte, durchbrochen wurde. „Gottverdammtes Höllenfeuer!“, fügte er zur Sicherheit mit rauer Stimme noch hinzu, bevor er stumm das Durcheinander anknurrte.

Hermine konnte ihn nur mit aufgerissenen Augen anstarren, als er von seinem Arbeitsplatz herumwirbelte, sich kurz aufrichtete und ihren Blick erwiderte; offenbar hatte er ihre Anwesenheit komplett vergessen. Es zeichnete sich eine leichte Röte auf seinen Wangen ab. Sein Blick war leicht schuldbewusst, als er sich mit einer Hand durch sein strähniges Haar fuhr. „Entschuldigen Sie, Miss Granger“, murmelte er schroff.

Der starke Ausdruck selbst kümmerte sie nicht; es war nicht unbedingt so, als ob sie es nicht bereits zuvor schon gehört hätte. Was sie störte, war die Tatsache, dass es Snape so ganz und gar nicht ähnlich sah, irgendwelche Beschimpfungen zu schreien, egal wie genervt er auch war. Im Grunde war sie sich sogar fast hundertprozentig sicher, dass sie ihn noch nie hatte fluchen hören. „Wann haben Sie zuletzt geschlafen, Sir?“, fragte sie flüsternd, als sie sich wieder auf ihren Zaubertrank konzentrierte.

„Vor zwei Tagen“, antwortete er tonlos, zuckte mit seinem Zauberstab, um das Chaos auf dem Boden verschwinden zu lassen und begann erneut seine Inhaltsstoffe zu sortieren.

„Können Sie sich jetzt nicht etwas ausruhen?“

„Selbstverständlich könnte ich das“, war seine sarkastische Antwort, bevor er seufzte. „Wollen Sie sich freiwillig melden, um Ihren Weasley-Freunden zu sagen, dass ihr Vater tot ist, weil ich ein Nickerchen brauche?“

Hermine wirbelte erneut zu ihm herum. „Ich dachte St. Mungo ...“

„Dass ich nicht lache“, bemerkte er verächtlich und klang alles andere, als wenn ihm zum Lachen zumute wäre. „Sie versinken ja bereits bei ihrer Aufgabe, ihn vom Verbluten abzuhalten, im Chaos, bevor sie überhaupt dazu fähig wären, ein Antidot zu finden. Ihre Abteilung für Zaubertränke ist erbärmlich und sie verdienen kaum diesen Namen. Der Großteil der Belegschaft sind unfähige Idioten. Ich sollte es wissen, ich habe mindestens die Hälfte von Ihnen selbst unterrichtet.“

„Warum sollte jemand anderes wissen, wie man Naginis Biss behandelt, Sir?“, fragte sie leise. „Es war doch Nagini, nicht wahr?“

Er bedachte sie mit einem scharfen Blick, bevor er nickte. „Ja, war es“, bestätigte er flüsternd. „Und nein, sie haben absolut keinen Schimmer, wie man den Biss behandeln muss. Das hat nichts mit ihrer gewöhnlichen Unfähigkeit zutun“, fügte er knapp hinzu, bevor er lediglich mit seinen Schultern zuckte und sich wieder seiner Arbeit zuwandte. „Ich weiß auch nicht, wie man den Biss behandeln soll. Ich entwerfe diesen Trank auch nur aus dem Stegreif, obwohl ich mich in einer Position befinde, in der ich wohl eine begründetere Vermutung als jeder Andere abgeben könnte, aber selbst das wird noch zu wenig sein. Ich versuche, wenn möglich, Nagini nicht allzu nahe zu kommen.“

„Was für eine Art Schlange ist sie?“

„Keine Ahnung“, antwortete er. „Herpetologie ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet. Ihre Abzeichnungen gleichen denen einer Boa Konstriktor, aber sie ist im Gegensatz hochgiftig. Ich denke, sie stammt von einer Anakonda ab, aber ich weiß es ehrlich nicht. Was ich sagen kann, ist, da Arthur Weasley den Angriff überlebt hat, wird er sicherlich auch leben. Er wurde gerade noch rechtzeitig gefunden.“

„Wissen Sie, was er bewacht hat, Sir?“, wagte sie vorzustoßen und seine ungewöhnliche redliche Stimmung auszunutzen.

„Ja.“

So viel dann also zu ‚redlich‘. „Werden Sie es mir erzählen, Sir? Bitte.“

„Nein.“

„Sir…“

„Ich sagte Nein, Miss Granger“, sagte er streng mit einem warnenden Blick. Er hielt ihren Blick für einen langen Moment, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte und fuhr dann in einer weniger groben Stimme fort: „Es liegt nicht an mir, es Ihnen zu sagen und jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt. Ich hoffe, Sie werden es eine ganze Weile nicht erfahren. Es reicht wohl, wenn ich sage, dass er ein wichtiges Geheimnis bewachte, für welches der Dunkle Lord alles opfern würde, um es zu erfahren. Und bevor Sie fragen, ich weiß nicht, worum es geht. Das Risiko, dass er es von mir erfahren könnte, ist einfach zu groß.“ Es lag eine merkwürdige Schwankung in seiner Stimme, die beinahe wie Bitterkeit klang und sie entschied, es wäre wohl besser, wenn sie ihn nicht weiter drängte.

„Professor McGonagall hat mir von Harrys Träumen erzählt, Sir. Darüber, durch die Augen der Schlange zu sehen. Was denken Sie, hat das zu bedeuten?“

„Ich habe meine Vermutungen“, antwortete er vage, „sicherlich genau wie der Schulleiter auch. Er wird damit umgehen, wie er es für richtig hält. Ich bin nicht sein Vertrauter.“

„Hat es etwas mit Harrys Fähigkeit Parsel sprechen zu können, zu tun?“

„Verflucht noch mal, Mädchen, ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich nicht weiß, was passiert ist“, schnappte er. „Ich muss das hier fertigstellen, bevor ich wieder gerufen werde oder ich breche vor lauter Erschöpfung zusammen, was auch immer zuerst eintreffen wird. Würden Sie wohl endlich Ihre Klappe halten und mich in Ruhe arbeiten lassen?“

Das tat sie dann auch.


++++



Hermine erschrak irgendwann später zutiefst, als Snape ihr den Rührstab aus den Fingern zog. Sie hatte ihn nicht mal kommen hören. „Zeit aufzuhören, Miss Granger“, flüsterte er. „Sie schlafen schon praktisch im Stehen. Gehen Sie ins Bett. Ich kann das hier alleine beenden.â€

Sie wollte schon zum Protest ansetzen, aber ihr Körper verriet sie und als sie es irgendwann schaffte ihr Gähnen zu kontrollieren, lachte er bereits leise, seine Augen vor Belustigung leicht zusammengekniffen. „Gehen Sie ins Bett“, wiederholte er. „Sie können nichts ändern, indem Sie sich selbst etwas Ruhe verwehren und in Ihrer derzeitigen Verfassung würden Sie nur einen Unfall verursachen. Hoffentlich werden wir morgen früh mehr wissen. Aber jetzt brauchen Sie Schlaf. Hauen Sie ab.“

Widerwillig erkannte sie, dass sie nicht in der Verfassung war, mit ihm zu streiten. Also nickte sie träge und stand von ihrem Stuhl auf, als sie zur Tür schlich. „Danke, dass ich bleiben durfte, Sir. Entschuldigen Sie die Störung.“

Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ihre Hilfe war willkommen. Auf jeden Fall brauchten Sie etwas, um beschäftigt zu sein. Es ist niemals angenehm, ausgeschlossen zu werden, ganz besonders unter diesen Umständen und Sie waren besorgt. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie zum Gryffindor-Turm zurückkehren; heute Nacht patrouilliert Professor Umbridge.“

„Vielleicht kann ich sie ja dann die Treppe hinunterschubsen“, murmelte Hermine, bevor sie erstarrte, als sie erkannte, was sie gerade laut ausgesprochen hatte. Sie war offensichtlich müder als sie dachte. Sie warf Snape einen erschrockenen Blick zu und entspannte sich leicht, als sie wieder die Belustigung in seinen dunklen Augen sehen konnte.

„Haben Sie etwas gesagt?“, fragte er höflich. „Ich fürchte, ich habe Ihnen nicht zugehört.“

„Nicht so wichtig, Sir“, wagte sie zu antworten und sah, wie sein Blick entsprechend funkelte und er eine Augenbraue hochzog.

„Ganz genau. Angenehme Träume.“


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