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Fanfiction

Chasing the Sun - 6

von Xaveria

„Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel."
– Friedrich Nietzsche.



Hermine hatte die Nacht nicht gut geschlafen. Was auch keine wirkliche Überraschung war, angesichts dessen wie knapp sie und die Jungs diesmal Umbridge entkommen waren. Im Nachhinein war es wirklich eine blöde Aktion gewesen, was nur ihre bohrenden und verwirrten Gedanken über Harrys Patenonkel fütterte. Was sie hier taten, war gefährlich und er sollte sie dazu ermutigen, vorsichtig zu sein, ihnen dabei helfen alles vernünftig durchzudenken und sie nicht blindlinks anstacheln. Sie mochte es nicht diese Gedanken zu haben, da ein Teil von ihr immer noch das kleine Mädchen sein wollte, welches absolutes Vertrauen in die Erwachsenen um sie herum hatte, die immer wussten, was am Besten für sie war. Erwachsen zu werden machte wirklich keinen Spaß.

Snape an diesem Morgen beim Frühstück zu sehen, half ihr nicht sonderlich. Sie hatte die halbe Nacht versucht zu vergessen, was Sirius ihm angetan hatte. Jedes Mal wenn sie zu ihm aufblickte, fühlte sie sich schuldig, was wirklich keinen Sinn ergab. Sie hatte bei keiner Schikane mitgemacht, und obwohl sie ihn zugegebenermaßen schon ein paar Mal angegriffen hatte, war es zu dem Zeitpunkt immer gerechtfertigt und niemals böse gemeint gewesen. Sie hatte ihn niemals bei einem dieser schrecklichen Namen genannt, die ihm der Rest der Schule gegeben hatte - gut, gelegentlich dachte sie, dass er ein Mistkerl war, aber das zählte nicht, da er das wirklich war - und sie hatte sogar versucht, bei dem Irrwicht-Vorfall nicht zu lachen. Also, warum fühlte sie sich wegen Dingen schuldig, die passiert waren, als sie noch nicht einmal geboren war?

Vielleicht weil die Leute, die daran beteiligt waren, sich nicht schuldig fühlten, erkannte sie langsam. Rückblickend auf den Irrwicht-Vofall hatte sie sich zu der Zeit etwas unbehaglich gefühlt. Es war nicht unbedingt professionell eine Klasse dazu zu ermutigen, sich über einen anderen Lehrer lustig zu machen und es hatte Professor Lupin so unähnlich gesehen. Die gesamte Schule hatte sich daraufhin über Snape lustig gemacht. Hermine schämte sich, als sie erkannte, dass sie sich jetzt zum ersten Mal fragte, wie er sich dabei gefühlt haben musste. Sie war schon immer der Meinung gewesen, dass es falsch war, einem Lehrer gegenüber respektlos zu sein, aber sie hatte nicht einmal innegehalten, um darüber nachzudenken, dass es vielleicht seine Gefühle verletzt hatte.

Sirius hatte dies noch nie gestört. Sie schielte hinauf zum Lehrertisch und erinnerte sich, wie Harry und Ron gelacht hatten, als sie von dem Spitznamen Schniefelus erfahren hatten. Sie kannte sich mit Schikane aus und sie wusste, dass es keinen vergleichbaren Schmerz gab, als die Bedeutung hinter dem Spitznamen aus der Kindheit. Offensichtlich hegten die verbleibenden Rumtreiber keinerlei Schuldgefühle wegen ihrer Taten, taten ihre Fehde mit Snape immer als belanglos ab und Dumbledore selbst hatte Snape gesagt, dass er es endlich überwinden sollte, als ob es ihm nicht erlaubt sei, wütend zu sein. Im Grunde, nach einigen Überlegungen, war Dumbledore den Scherzen über den Irrwicht beigetreten. Harry und Ron hatten ihr von dem Hut in dem Knallbonbons erzählt. Das war ganz und gar nicht fair.

Ihr gesamtes Weltbild stellte sich momentan auf den Kopf. Sie kannte erst seit ein paar Monaten Snapes wahre Rolle und es war gerade mal Oktober. Und doch betrachtete sie die Dinge jetzt alle anders; alles nur, weil sie plötzlich erkannt hatte, dass ihr Tränkemeister ein menschliches Wesen war und die Dinge nicht so waren, wie es den Anschein hatte. Es war ein einsames Gefühl, denn sie wusste, dass ihre Freunde noch zu jung waren, um es zu erkennen.


+++




Als sie in Zauberkunde darüber sprachen, wie weit Umbridge bereit war zu gehen, hatte sie vorgehabt, das Thema noch einmal aufzugreifen, aber ihr Mut hatte sie verlassen. Genervt von ihrer eigenen Schwäche, nahm sie sich vor, es in ihrer Pause anzusprechen und ordnete so gut es ging ihre Gedanken, während die Jungen feierten, dass ihre Quidditch-Mannschaft wieder zusammenkommen konnte. Sie waren wirklich noch jung, erkannte sie mit einem leichten Lächeln. Als ob Quidditch noch wichtig war, wenn die Welt zur Hölle fuhr.

„Was ist los mit dir, Hermine?“, fragte Ron und riss sie aus ihren Gedanken, als sie den Regen draußen beobachtete.

„Ich denk nur nach...“

„Über Siri... Schnuffel?“, fragte Harry und sie wappnete sich.

„Nein… nicht unbedingt. Eher... ich frage mich… ich nehme an, wir tun doch das Richtige… denke ich... oder nicht?“ Gott, es war alles so verwirrend. Eingebung oder nicht, es war ihre Idee gewesen und sie fühlte sich verantwortlich, sollte etwas schieflaufen oder jemand geschnappt werden. In einer perfekten Welt würde sie das Ganze mit einem Erwachsenen durchsprechen, aber die einzige logische Person wäre Snape selbst und er verwirrte sie und schüchterte sie noch immer ein. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sie nicht mochte, genauso wenig wie sie ihn gewissermaßen mochte. Sie konnte sich ganz bestimmt nicht vorstellen, sich mit ihm für eine Unterhaltung hinzusetzen. Außerdem bezweifelte sie, dass er unvoreingenommen über Sirius und Harry reden konnte.

„Ach so, alles klar“, antwortete Ron sarkastisch. „Hätte mich echt geärgert, wenn du nicht genau erklärt hättest, um was es geht.“

Oh ha ha, verdammt lustig, Ron. „Ich hab mich nur gefragt, ob wir das Richtige tun, wenn wir diese Gruppe für Verteidigung gegen die dunklen Künste gründen“, sagte sie schließlich und erkannte, dass selbst, wenn das ihre Meinung war, sie es nicht hätte laut sagen sollen, selbst wenn ihr niemand zuhörte.

„Was? Hermine, das war immerhin deine Idee!“

„Ich weiß“, antwortete sie unbehaglich. Sie hasste dieses Gefühl, hasste es die Stimme der Vernunft zu sein, wenn sie wusste, dass dann nur ihre Freunde sauer auf sie sein würden, weil sie einen Streit angefangen hatte. „Aber nachdem wir mit Schnuffel gesprochen haben-“

„Aber er ist doch voll und ganz dafür“, sagte Harry verblüfft.

„Ja“, pflichtete sie ihm bei und starrte erneut aus dem Fenster. „Ja, deshalb bin ich ja drauf gekommen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war...“

Sie zuckte beinahe bei der Wut in Harrys Stimme zusammen, als er ihr antwortete und fragte sich stumpfsinnig, wie lange sie diesmal nicht mit ihr reden würden. „Verstehe ich dich richtig? Sirius ist unserer Meinung und deshalb denkst du jetzt, dass wir es nicht mehr tun sollten?“

Sie wusste, er war verletzt. Sein Patenonkel war seine Familie, mehr als seine grausame Tante und sein Onkel und Harry liebte Sirius mit einer Verzweiflung, als ob er noch nie zuvor jemand anderen geliebt hätte, aber darum konnte er es auch nicht objektiv betrachten. „Mal ehrlich, traust du seinem Urteil?“, fragte sie leise. Abgesehen von allen anderem, hatte Sirius einige Jahre in Askaban verbracht. Animagi oder nicht, es war zweifelhaft, dass er dort ohne mentale Schäden herausgekommen war und sie steckte nicht sonderlich viel Vertrauen in seine Sichtweise.

„Ja, ich schon!“, schnappte er jetzt letztendlich über. „Wir haben immer glänzende Ratschläge von ihm bekommen!“

Dir zu sagen, dass du vorsichtig sein sollst, nachdem man dir eine Falle gestellt hat, Harry, zählt nicht. Das ist nur ein einziges Mal gewesen. Ihre Kehle schmerzte. Sie wusste, dass ihre Worte ihn aufregen würden, Ron würde seine Meinung vertreten und der anschließende Streit würde schmerzhaft werden. Warum musste immer sie es sein, die ihren sonnigen Optimismus zerstörte? „Denkt ihr nicht, er ist... irgendwie... leichtsinnig geworden... seit er am Grimmauldplatz festsitzt?“, fragte sie vorsichtig. „Denkt ihr nicht, dass er... sozusagen... durch uns lebt?“

„Was soll das heißen, ‚durch uns lebt?“, verlangte Harry zu wissen.

„Ich meine... nun, ich glaube, er würde liebend gerne geheime Verteidigungsclubs direkt vor der Nase von jemandem aus dem Ministerium gründen. Ich glaube, es ist fürchterlich frustrierend für ihn, dass er dort, wo er ist, so wenig unternehmen kann.“ Was durchaus verständlich war. Dumbledore hatte das nicht sonderlich gut gehandhabt und sie musste zugeben, dass Snapes Sticheleien nicht wirklich hilfreich waren. Trotzdem hatte Sirius Verantwortungen. „Deswegen vermute ich, ist er erpicht darauf, uns sozusagen... anzustacheln.“

Die Beiden starrten sie verdutzt an. „Sirius hat recht“, sagte Ron letztendlich.„Du klingst tatsächlich wie meine Mutter.“

Nun, jemand muss es sein. Sie biss sich auf ihre Lippe. Als sie ihren Blick abwandte, gab sie auf. Sie verstanden es einfach nicht und sie wollte wirklich nicht, dass sie wieder sauer auf sie waren. Für die Beiden passte es schon. Sie hatten sich gegenseitig und wenn sie sich mal stritten, dann gab es noch sie und andere Freunde. Hermine hatte die nicht. Da waren noch andere, mit denen sie gut auskam, irgendwie zumindest, aber Harry und Ron waren ihre einzigen engen Freunde und wenn sie nicht mit ihr redeten, dann hatte sie niemanden mehr. Gryffindor-Mut war gut und schön, aber die Welt wurde immer dunkler und sie wollte sich dem nicht alleine stellen, noch nicht einmal für ein paar Tage.


+++



Severus starrte ausdruckslos auf sein Spiegelbild, wappnete sich, bevor er seinen ruhigen Kerker für das Abendessen verließ. Er hasste Halloween abgrundtief. Mit der Zeit war der Schmerz nicht weniger geworden und er bezweifelte, dass dies auch jemals der Fall sein würde. Abgesehen von seinen Gefühlen endete sein Leben am 31. Oktober 1981. Seitdem hatte er nichts mehr für das es sich zu leben lohnte. Er hatte die einzige Person in seinem Leben, die ihm etwas bedeutete, verloren. Er hatte die erste Person verloren, die glaubte, dass er etwas wert war. Der Dunkle Lord war ein Monster, aber er kannte die Lügen, die ein junger Slytherin, der nichts hatte, hören musste und er hatte seinen einzigen Grund verloren. Seit damals hatte er nur in einem Vakuum existiert, darauf wartend, dass sein Meister zurückkehrte.

Er mochte es nicht an die Nacht zu Halloween zu denken. Er konnte sich nicht mehr wirklich an viel erinnern. Es lag alles wie in einem Nebel aus Schmerz, aber er erinnerte sich an genug, dass die Träume durchdrangen, wenn in seinem Schlaf seine Oklumentikschilde sanken, nicht, dass es ihm heute leicht fiel, überhaupt Schlaf zu finden. Seit Potters Rückkehr nach Hogwarts war es nur noch schlimmer geworden. Kaum eine Überraschung, wirklich. Der Junge machte einfach alles alles dadurch nur noch schlimmer, dass er lediglich existierte. Manchmal fragte er sich, ob der Junge auch Albträume hatte, aber es waren nur flüchtige Momente.

Halloween war jedoch eine wichtige Nacht. Die meisten Hexen und Zauberer mochten es hinauszugehen und etwas zu spielen, da es die eine Nacht im Jahr war, wo sie damit davonkamen, gesehen zu werden. Die Todesser wollten allen beweisen, dass ihr Herr nicht tot war, genau wie der Dunkle Lord selbst. Er hatte Dumbledore gewarnt, dass er ausgerechnet heute gerufen werden und dass es wichtig sein würde. Im Anschluss fand ein Ordenstreffen statt, an dem er teilnehmen musste, auch wenn er keine Ahnung hatte, wann er dort auftauchen oder in welcher Verfassung, er sich befinden würde. Zumindest war er nicht so dumm etwas zu essen oder zu trinken.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich sein Arm brannte und doch war es kaum neun Uhr. Lautlos schlich er aus den Kerkern und über das Gelände, setzte seine Masken auf, einmal die, die er in seiner Hand hielt und einmal metaphorisch, bevor seine Finger unter seinen Ärmel glitten, um das brennende Mal zu finden und den Ruf seines Herrn zu beantworten. Das Treffen fand heute unter freien Himmel statt, bemerkte er, irgendwo in einem Wald. Eine Tatsache, die ungewöhnlich war. Er verneigte sich vor der großen Gestalt in der Mitte der Lichtung, nahm seinen Platz in der Runde ein und kniete sich hin. Hinter seiner Maske huschten seine Augen hin und her, katalogisierten jeden, der eventuell abwesend war.

Der Dunkle Lord schien heute in Redelaune zu sein. Noch bevor die letzte schattige Figur seinen Platz eingenommen hatte, begann er mit seiner Rede. Severus hörte beinahe beschämt zu. Sein Herr war ein gesegneter Redner und einst hatten ihn diese Worte bewegt und inspiriert, so sehr, dass er ein Teil davon sein wollte. Er hasste es sich daran zu erinnern, aber es war die Wahrheit und er zwang sich dazu, es in jedem Treffen anzuerkennen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er all dies mal gewollt. Einst war er mal ein wahrer Todesser gewesen und selbst für Lily hatte es ihn geschmerzt, seinen Herren zu hintergehen, selbst wenn er gewusst hatte, dass das, zu was er gezwungen wurde, falsch war. Als der Dunkle Lord letztes Jahr zurückgekehrt war, hatte er sich an den Schrecken und den Schmerz erinnert, den er verspürt hatte, als er das missratende Abbild, zu dem sein Herr geworden war, gesehen hatte.

Als er mit seiner Eröffnungsrede fertig war, fuhr ihr Herr damit fort, über seine Zukunftspläne zu reden. Insbesondere kündigte er an, dass er beabsichtigte, ihre Anzahl wieder in voller Kraft erblühen zu lassen. Severus wurde jetzt aufmerksam, als er begann von den loyalen Anhängern zu sprechen, die nach Askaban gehen mussten. Askaban war auch ein Teil seiner Albträume, den er nicht ausschließen konnte. Er glaubte nicht, dass auch nur einer der Todessern kräftig genug war, irgendetwas beizutragen.

Anscheinend sah der Dunkle Lord das anders. Er plante, sie in naher Zukunft zu befreien. Es wäre noch nicht einmal schwierig, sagte er abwertend. Es gab nur sehr wenige Wachen auf der Insel, außer den Dementoren und die waren für ihn keine Bedrohung. Vor Neujahr war jedoch kein Übergriff geplant, aber schon bald würden ihre Ränge wieder voll sein.

Alle schienen zufrieden zu sein, aber Severus wusste, dass sie es nicht waren. Niemand wollte noch mehr Rivalen um die Gunst ihres Herrn haben und einige von den Leuten hier wären nicht allzu erfreut, die wieder zu sehen, die entlassen werden würden. Er war sich ziemlich sicher, Lucius leise fluchen gehört zu haben. Er konnte ihn voll und ganz verstehen. Bellatrix Lestrange war seine Schwägerin, aber sie kamen nicht unbedingt gut miteinander aus und ehrlich gesagt, war sie schon verrückt gewesen, bevor sie ins Gefängnis musste. Severus erinnerte sich noch immer an ihr Lachen, wenn sie spielte und musste einen Schauer unterdrücken. In der Regel ließ der Dunkle Lord nach Strategieanweisungen, und genau das war das hier - seine Anhänger etwas Spaß haben. Das war ein guter Punkt, warum er seine Rückkehr geheim halten wollte, überlegte Severus. Diesmal gab es keine Überfälle, keine grauenhaften, extravaganten Morde. Bisher gab es nur Tote, um Informationen zu erhalten oder gelegentlich ein namenloser Muggel, der dazu benutzt wurde, um die Hingabe eines Anhängers zu testen. Er wusste, dass dieser Zustand nicht anhalten würde, aber je länger er es schaffte, kein weiteres Blut über seine Hände zu gießen, desto zufriedener war er. Es war erst ein Monat her, dass er sich hatte beweisen müssen, indem er jemandem das Leben nahm und er hatte nicht vergessen, wie Granger ihn angestarrt hatte. Dieser Blick in ihren Augen… es zu sehen machte es nicht einfacher, egal, wer es war.

Zumindest gab es heute Abend keine Gefangenen. Stattdessen verlangte der Dunkle Lord Berichte. Resigniert bereitete sich Severus vor, sehr wohl wissend, dass seine Darbietung nicht gut enden würde. Sein Herr kümmerte sich erst um die Anhänger aus den äußeren Kreisen und arbeitete sich nach innen vor zu denen, die daran arbeiteten zum Ministerium Zutritt zu bekommen. Severus wünschte ihnen viel Glück, einfach nur deshalb, weil sie es wirklich gebrauchen konnten. Er selbst hatte keine Ahnung, warum die Prophezeiung offenbar nicht funktionierte, wie sie es sollte oder wie die zweite Hälfte lautete, aber Dumbledore schien nicht sonderlich in Eile zu sein, dieses Geheimnis zu lüften.

Letztendlich war er an der Reihe. „Severus.“

„Mein Herr.“ Aufstehend ging er zu ihm und verbeugte sich. Damals musste er zu den Füßen seines Herrn kriechen, aber jetzt war er weit genug aufgestiegen, dass es ihm erlaubt war zu stehen, für alles Gute, was ihm passieren konnte.

„Was hast du zu berichten?“

„Das Ministerium bereitet uns noch immer Schwierigkeiten, mein Herr. Ich werde ebenso genau wie die anderen Lehrer beobachtet, aber Dumbledores Halt wird von Tag zu Tag schwächer. Umbridge hat einen Großteil seiner Autorität untergraben.“

„Das sind gute Neuigkeiten, aber das ist nicht das, was mir im Moment Sorgen bereitet. Hogwarts ist ein zukünftiges Ziel, kein sofortiges. Was ist mit dem Orden, Severus? Was planen sie?“

Innerlich zuckte er zusammen, aber beugte sich. „Mein Herr, die Situation hat sich nicht geändert. Sie kämpfen darum, ihre Position zu halten, versuchen nicht in einen schlechten Ruf zu geraten und sie versuchen auch weiterhin andere für ihre Gruppe zu rekrutieren. Sie schützen die Mysterien-Abteilung weiterhin vor uns, bitten andere Rassen um ihre Unterstützung, aber ich kann keinen Hinweis darauf finden, dass sie sich gegen Euch wenden würden.“

Die meisten Menschen hätten dies als gute Nachrichten aufgefasst, erinnerte er sich säuerlich. Die Todesser befanden sich bisher noch im Vorteil, wenn ihr Herr nur aufhören würde, darüber nachzudenken, welchen Mist Trelawney von sich gegeben hatte und endlich etwas unternehmen würde. Selbstverständlich war Severus dem feindlich gesinnt und wollte nicht, dass diese Leute gewannen, aber ein Teil von ihm war frustriert, diese vergeudete Chance zu sehen.

Diese roten Augen starrten ihn an. „Severus, entferne deine Maske.“

Er tat wie ihm gesagt wurde, sehr wohl wissend, was folgen würde.

„Auf deine Knie.“

Ruhig atmend kniete sich Severus hin und konzentrierte sich auf seine Schilde.

„Sieh mich an. Legilimens!“

Druck baute sich hinter seinen Augen auf und dann Schmerz, als sein Herr in seinen Kopf eindrang. Die mentale Berührung war so brüsk, unpersönlich und zwanglos gewaltsam, als der Dunkle Lord achtlos durch seine Erinnerungen schlug, gleichgültig, ob es seinem Spion irgendwie schaden könnte.

„Du kannst mir nichts Neues anbieten, Severus“, sagte er gefährlich, als er fertig war.

Er neigte seinen Kopf. „Ich kann mich nur entschuldigen, mein Herr. Ich gebe mein bestes Euch zu dienen, das wisst Ihr.â€

„Dein bestes ist in letzter Zeit recht dürftig.“

„Wie Ihr meint, mein Herr.“ Er hasste sich selbst dafür so zu reden und sich dermaßen zu unterwerfen, aber am meisten hasste er es, weil er es in der Vergangenheit auch mal wirklich so gemeint hatte.

„Sieh mich an.“ Und er tat es, zwang sich dazu diese unmenschlichen, roten Augen anzusehen, konzentrierte sich auf seine Atmung und seinen Herzschlag, als er versuchte seine Muskeln für das zu entspannen, vor dem was wie er wusste, folgen würde.

„Crucio.“

Über die Jahre hinweg hatten ihn einige Leute zu dem Cruciatus befragt. Einmal war es Poppy, als sie versuchte herausfinden was, wenn überhaupt, den jungen Mann, der wimmernd in den Krankenflügel gekrochen kam und dort zusammenbrach, helfen konnte. Dann war da noch Dumbledore und er hatte aus Prinzip eine Antwort verweigert. Minerva hatte ihn auch mal danach gefragt, nach irgendeiner Geburtstagsfeier, als sie zu viel getrunken hatte und in einer gefühlsduseligen Stimmung war. Er hatte niemandem von ihnen geantwortet, zum Teil, weil er nicht darüber reden wollte, aber zum größten Teil, weil er nicht die Worte kannte, es zu beschreiben.

Es war wie geschmolzenes Eis oder erstarrtes Feuer, ein gar einzigartiges Gefühl, welches durch seine Adern floss. Es begann in seiner Brust und strahlte über seine Nerven durch seinen Körper und jedes Mal verließ ihn sein Zeitgefühl, wodurch er jedes Mal das qualvolle langsame Voranschreiten der Schmerzen in seine Gliedmaßen für eine Ewigkeit, selbst wenn es in Wirklichkeit nicht länger als einen Bruchteil einer Sekunde angehalten hatte. Dann gelangte es in seinen Kopf und sämtliche Schmerzrezeptoren in seinem Gehirn erwachten auf einmal zum Leben und die Welt hörte auf zu existieren. Es gab nur noch Feuer und Eis, ein Gefühl dermaßen intensiv und überwältigend, dass es nicht nur Schmerz, sondern noch etwas ganz anderes war, als sein Blickfeld in die Dunkelheit abdriftete.

Severus hatte während des Cruciatus-Fluches immer Angst. Manchmal fühlte es sich so an, als ob er sterben würde. Falls er unter dem Fluch sterben sollte, würde er es nie wissen, bis er in der Hölle aufwachte, die sein Leben nach dem Tod war. Das jagte ihm eine Menge Angst ein, der Gedanke, dass er sterben könnte, ohne dass er wusste, dass es gerade passierte. Der Schmerz ließ keine logischen Gedanken zu, ließ ihn denken, dass er sich außerhalb seines Körpers befand oder zumindest fühlte es sich so an. In Wirklichkeit, so wusste er, hatte er sich lediglich tief hinter seiner Barriere in seinem Kopf vergraben und sein Fleisch der Qual überlassen.

Abgesehen von dem Schmerz musste er sich wirklich konzentrieren irgendwelche anderen körperlichen Gefühle zu spüren. Manchmal musste er unter dem Fluch aufschreien, jedoch nicht sonderlich oft. Er reagierte wirklich nicht mehr auf diese Art auf den Schmerz und wenn er es tat, wurde sein Hals ganz rau, während sich sein Kehlkopf überanstrengte. Falls er noch bestehende Verletzungen haben sollte, wurde die Qual nur noch schlimmer. Seine Leber wurde vermutlich im Moment noch weiter beschädigt. Manchmal verletzte er sich selbst, wenn er sich auf den Boden wand. Egal wo auch seine Schmerzgrenze lag, die Muskelverkrampfungen, die der Cruciatus-Fluch auslöste, lagen einfach außerhalb seiner Kontrolle. Aber jetzt befanden sie sich unter freiem Himmel, auf feuchtem Boden, also würde er sich diesmal nicht sonderlich viel aufschürfen oder sich irgendwo dran stoßen. Gelegentlich war der Schmerz so groß, dass selbst sein Körper ihn im Stich ließ und noch nicht einmal Okklumentik konnte ihn davor bewahren, sich selbst einzunässen, aber um an diesen Punkt zu gelangen, musste er schon ziemlich lange unter dem Fluch gehalten werden.

Es war unmöglich die Dauer zu benennen. Poppy hatte mal versucht die Schwere seiner Schmerzen abzumessen, indem sie ihn gefragt hatte, wie oft er bereits verflucht worden war oder wie lange der Fluch angehalten hatte. Alles noch, bevor sie letztendlich die irgendwie willkürliche Schmerzskala festgelegt hatte, um seinen Schmerz zu bestimmen und er hatte ihr nie eine vernünftige Antwort geben können. Es gab einfach keine Zeit an diesem seltsamen Ort, den der Unverzeihliche gestaltete, wenn er durch sein Bewusstsein brach. Es hätten genauso gut nur Sekunden oder aber Stunden sein können, bevor die Flammen endlich starben und nur Eis zurückließen.

Die Art der Dunkelheit hinter seinen Augenlidern verwandelte sich wieder in sein vertrautes Bild und er konnte sein Blut und seinen rasenden Herzschlag in seinen Ohren rauschen hören. Sein Gehirn übernahm wieder einmal die Kontrolle und Severus erkannte, dass er auf seiner rechten Seite lag, als er hörte, wie er nach Luft schnappte. Er war nass geschwitzt und zitterte, während sich die Kälte langsam zurückzog und ein viel einfacherer Schmerz aufkeimte. Er konnte Blut schmecken, was auch nicht unbedingt ungewöhnlich war. Für gewöhnlich biss er sich irgendwann zwangsläufig auf seine Lippen oder seine Zunge. Doch jetzt ignorierte er es, setzte sich auf und versuchte den Schmerz komplett zu vergessen, als er sich steif hinkniete und seine Augen öffnete, um starr auf den Boden zu blicken. Aufzustehen, bevor er die Erlaubnis dafür erhalten hätte, wäre reiner Selbstmord, aber dort liegen zu bleiben, wäre auf der anderen Seite ein Zeichen von Schwäche und auf lange Sicht extrem fatal.

„Du kennst den Preis fürs Versagen, Severus.“

Die Stimme seines Herrn schien aus weiter Ferne zu kommen und hallte seltsam, beinahe so, als ob er sich unter Wasser befinden würde. Auch das war normal, wenn man das hier jemals als normal bezeichnen konnte. Seine eigene Stimme klang so ausdruckslos wie immer, wenn auch ein schmerzhaftes Kratzen in seinem für gewöhnlich seidigen Ton lag, als er leise antwortete: „Ja, mein Herr.“

„Enttäusche mich nicht noch einmal.“

„Nein, mein Herr“, antwortete er pflichtbewusst. Er meinte kein einziges Wort. Bevor der Krieg zu Ende sein würde, würde er noch oft seine beiden Herren enttäuschen müssen. Der Dunkle Lord bestrafte ihn körperlich, Dumbledore emotional. Er war sich bisher noch nicht sicher, was eigentlich mehr Schmerzen bereitete.

„Geh zu deinem Platz zurück.“

Severus stand langsam auf, ignorierte dabei, wie sich die Welt um ihn herum zu drehen begann und sich sein Sichtfeld verdunkelte und sein Blut so schnell aus seinem Kopf fuhr, dass ihm ganz schwindelig wurde. Er wusste aus Erfahrung, dass er nicht in Ohnmacht fallen würde, selbst wenn es sich so anfühlte. Erneut setzte er seine Maske auf, ging langsam zu seinem Platz zurück und kniete sich wieder hin. Mit seiner Zunge fuhr er durch seinen Mund, um die Verletzung auszumachen und schluckte dabei nur noch mehr Blut hinunter. Es war diesmal nicht allzu schlimm gewesen. Er würde für den Rest der Nacht Schmerzen haben und auch morgen sollten sie noch etwas davon nachhallen. Auch sein Zittern würde nicht ganz verschwunden sein, aber es war nichts, um das er sich nicht kümmern konnte, nichts, um das er sich nicht bereits unzählige Male zuvor gekümmert hatte.


+++



Hagrids Rückkehr Anfang November hob Severus‘ Stimmung nicht. Die Anfrage an die Riesen war gescheitert, was für keinen eine wirkliche Überraschung war. Darüber hinaus würde die Anwesenheit des Halbriesen nur Umbridges Kampagne weiter antreiben und sie nur noch entschlossener machen, die vorhandene Stabilität so weit wie möglich zu zerstören. Und doch war überraschenderweise ihr erster Schritt nicht gegen den Wildhüter oder irgendeinen anderen Kollegen gewesen. Severus korrigierte in aller Seelenruhe die Aufsätze der Drittklässler als Minerva in sein Büro gestürmt kam, die Tür hinter sich zu schmiss und ihn mit einem giftigen Blick bedachte.

Etwas erstaunt über ihre Wut, blickte Severus ausdrucklos mit einem leichten Stirnrunzeln auf. „Es ist wohl kaum meine Schuld, dass die Kinder meinten, nach dem Quidditch-Spiel einen Streit anzufangen“, wies er sie an. „Sie tun dies hin und wieder. Inzwischen ist es sogar eine Tradition. Was regt Sie so auf?“

„Sie hat ihnen das Spielen verboten“, knurrte seine Kollegin.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Es wem verboten?“

„Potter und den Zwillingen! Ich habe die Hälfte meines Teams verloren!“

Ohne groß zu überleben, schnaubte Severus lachend. Das war ein Fehler, man stichelte Minerva niemals wegen Quidditch, nicht, wenn einem seine Haut lieb war, aber er konnte einfach nicht anders. Es war einfach wunderbar gemein von der Kröte, Potter hätte zugelassen, dass sie ihm seine Hand amputierte, bevor er seinen beliebten Sport aufgab und ohne ihren Sucher oder ihre Treiber würde sich Gryffindor definitiv dieses Jahr auf dem letzten Platz wiederfinden. Minerva sah so aus, als ob sie kurz davor stünde, ihm eine zu verpassen. Ihre Augen flammten vor Wut auf. „Das ist nicht lustig, Severus! Malfoy hat sie bewusst provoziert und das wissen Sie!“

„Selbstverständlich weiß ich das. Das tut er immer und jedes Mal fallen sie drauf rein“, antwortete er gedehnt. „Ich dachte, sie hätten sich bis jetzt ein dickeres Fell zugelegt. Dieses Lied war noch nicht einmal besonders clever und ich habe in den letzten Jahren weitaus schlimmere Lieder gehört.“

„Das war nicht das, was es angefangen hat. Kein Sohn von Molly Weasley oder Lily Potter würde einfach rum stehen und zulassen, dass sie dermaßen beleidigt werden.“, antwortete sie düster. Er erstarrte für einen Moment verstehend. Ja, das würde in der Tat ein Auslöser sein. Niemand tolerierte Beleidigungen, wenn es um die eigene Mutter ging. Severus hatte niemals wirklich seine Mutter geliebt und er war der Erste, der sie verachtete, aber er würde niemals zulassen, dass es ein Anderer tat und Draco sollte unglaublich dankbar sein, dass sein Hauslehrer nicht in der Nähe war, um zu hören, wie er Lily beleidigte. Genauso wie er Glück gehabt hatte, dass er in der Vergangenheit nicht gehört hatte, wie er das Wort Schlammblut benutzt hatte.

„Wie dem auch sei“, antwortete er nach einem Moment, sicher, dass er sich genug beruhigt hatte, „Gehen Sie zu Dumbledore und lassen Sie es überstimmen. Es ist sicherlich nicht das Ende der Welt.“

„Das kann ich nicht“, antwortete sie hilflos und klang nicht mehr ganz so wütend. „Ein weiterer dieser verdammten Ausbildungserlasse.“

„Welch‘ eine Freude. Bei welchem sind wir inzwischen, vierundzwanzig?“

„Fünfundzwanzig. Dieser hier gibt ihr die Macht all unsere Disziplinarverfahren zu überstimmen. Sie kann jetzt alles mit den Schülern machen und wir können sie nicht aufhalten.“

„Verdammt“, antwortete Severus ein paar Sekunden später, obwohl er, um ehrlich zu sein, nicht überrascht war. Es würde noch nicht einmal einen wirklich großen Unterschied machen. Bisher hatte sie so oder so schon das getan, was sie wollte. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob die Anderen bereits die Wahrheit über ihr ‚Nachsitzen‘ kannten. Wenn er irgendetwas anderes als Zaubertränke unterrichten würde, hätte er es vermutlich auch nicht bemerkt, aber er verbrachte recht viel Zeit damit die Hände seiner Schüler zu beobachten und er wusste genug über die dunklen Künste, um die Narbe einer Blutfeder zu erkennen, wenn er denn eine sah. Es bestand natürlich immer noch die Möglichkeit, dass der Junge eine spezielle, theatralische Art der Selbstverstümmelung durchführte, aber nicht einmal Potter war so dämlich.

„Sie wird zu mächtig, Severus. Ich weiß nicht, wie wir sie noch aufhalten sollen.“

„Zwischen uns beiden werden wir uns etwas ausdenken“, antwortete er dunkel. Sein Verstand arbeitete bereits auf Hochtouren. Er hatte im Moment genug von den Einmischungen dieser Kröte. Es war an der Zeit, dass sie für eine Weile mit etwas anderem beschäftigt war.

Zu diesem Zwecke erschien er erst recht spät zur nächsten Lehrerversammlung. Es war Tradition, dass Derjenige, der als Letzter eintraf, für die Anderen, die Getränke zubereiten musste und für gewöhnlich sah er genau aus diesem Grund immer zu, dass er so früh wie möglich anwesend war, aber nicht dieses Mal. Er setzte sich, zumindest hatte es niemand gewagt sich auf seinen gewohnten Stuhl in der Ecke zu setzen,, nippte an seinem Kaffee und beobachtete den fallenden Schnee durch das Fenster, während er nur mit halbem Gehör schweigend der Diskussion lauschte.

Genau sieben Minuten später wich jegliche Farbe aus dem aufgeblasenen Gesicht der Kröte und es kostete ihn beinahe seine gesamte Willenskraft seine Gesichtszüge gleichgültig zu halten, als er beobachtete, wie sie begann, auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Ungefähr viereinhalb Minuten später verschüttete sie beinahe mit einem lauten nach Luft schnappen ihren Tee, wodurch Filius seinen Faden verlor und sich alle Augenpaare auf sie richteten.

„Stimmt etwas nicht, Dolores?“, fragte Dumbledore und klang ehrlich besorgt. Sie war so blass wie noch nie und begann sogar zu schwitzen, bemerkte Severus erfreut.

„Ich… ich…“, stammelte sie, schnappte nach Luft und sah in diesem Moment genau wie die Kröte aus, die sie auch war, bevor sie zitternd ihre Tasse abstellte, nur um dabei die Hälfte auf ihre Untertasse zu verschütten. „Vergeben Sie mir, Schulleiter. ich… ich fühle mich etwas unwohl. Könnten Sie mich wohl entschuldigen?“

„Selbstverständlich. Ich hoffe, es ist nichts allzu Ernstes?“

„Ich schon“, murmelte Minerva und Severus‘ Lippen zuckten, bevor er sie wieder unter Kontrolle bringen konnte und seinen Blick gleichgültig hielt, bis sich die Tür schloss. Umbridge rannte beinahe und er kämpfte sehr hart mit sich, nicht aufzulachen.

„Ich hoffe, ihr geht es gut“, murmelte Dumbledore, während er weiterhin die Tür für einen Moment begutachtete. „Denken Sie, es war etwas, was sie gegessen hat?“

„Vermutlich“, stimmte Severus ihm trocken zu und machte jetzt keine Anstalten mehr sein Lächeln zu verbergen, als er ihre Tasse mitsamt Inhalt verschwinden ließ.

„Sie, Severus, was haben Sie getan?“

„Ich, Schulleiter?“, fragte er unschuldig. Hinter dem alten Mann sah er Minerva, wie ein Lächeln ihre Lippen zeichnete, als sie verstand, was er getan hatte und beinahe ihre Kontrolle verlor.

„Spielen Sie keine Spielchen, Severus. Haben Sie sie vergiftet?“

Er schnaubte. „Beleidigen Sie mich nicht. Wenn ich sie vergiftet hätte, dann wäre sie jetzt tot. Das wird ihr gut tun.“

Dumbledore begann sich seinen Nasenrücken zu massieren. „Was haben Sie ihr gegeben?“

„Nichts Schlimmes. Ihr wird es, leider Gottes, bis Montagmorgen wieder besser gehen. Auch wenn sie sich vielleicht etwas... ausgelaugt fühlen wird. Wir jedoch werden jetzt ein friedvolles und ruhiges Wochenende genießen können.“

Einige seiner Kollegen kicherten jetzt und sein Lächeln vergrößerte sich nur noch weiter. Der Anteil der Galleonen würde am Ende dieses Jahres enorm sein und es lag ganz in seiner Absicht, ihn für sich zu verbuchen. So wie die Dinge momentan lafen, würde er es vermutlich sogar brauchen.

Der Schulleiter war jetzt wütend. „Warum haben Sie es getan?“

„Weil“, antwortete er ungezwungen und begann theatralisch die Gründe an seinen Fingern abzuzählen, „Weil sie es verdient hat. Weil sie mich nervt. Weil ich sie ein paar Tage nicht zu Gesicht bekommen möchte. Weil dank des Ministeriums, das alles ist, was ich ihr antun kann. Und weil es lustig war.“

„Das hier ist kein Spiel, Severus. Das Ministerium-“

„Oh, hören Sie schon auf“, unterbrach er seinen Arbeitgeber. „Ich bin nun wirklich kein Idiot und ich weiß, was hier auf dem Spiel steht. Sie wird daran schon nicht sterben. Es ist lediglich eine kleine Magenverstimmung. Vielleicht wird es ihr sogar ganz gut tun und zumindest kann sie jetzt für die nächsten zwei Tage keinen Schaden anrichten.“ Seine Lippen kräuselten sich. „Was wohl mehr ist, als Sie bisher erreicht haben.“

Der alte Mann hatte zumindest den Anstand seinen Blick abzuwenden.


+++



An einem sehr frühen Sonntagmorgen kämpfte sich Hermine durch den Schnee, um hinunter zu Hagrids Hütte zu gelangen, aber er befand sich nicht in sonderlich kooperativer Stimmung und wollte ihr nicht glauben, als sie versuchte, ihm die Lage mit Umbridge zu erklären. Sie versuchte mehrmals zu betonen, dass er versuchen sollte, in seinem Unterricht keine Schwierigkeiten heraufzubeschwören, aber ihr Freund hörte ihr offensichtlich nicht zu. Nach einer Weile gab sie nur widerwillig auf und wandte sich dem anderen Grund zu, warum sie zu ihm gekommen war.

„Nur noch eine Frage, Hagrid, bevor ich gehe?“ Sie lächelte ihm unschuldig zu. Es hätte bei ihrer Mutter nicht für eine Minute gezogen und vermutlich auch nicht bei Snape, aber jeder andere schien ihr jedes Mal zu glauben, da sie nie von ihr erwarteten, dass sie ihre Unschuld nur vorspielte. Was manchmal äußerst nützlich sein konnte, auch wenn sie sich etwas schuldig fühlte. „Ich habe mich gefragt, ob es hier eine sichere Strecke gibt, auf der man laufen kann.“

Nachdem sie Hagrid davon überzeugt hatte, dass nein, der Verbotene Wald nicht unbedingt die Strecke war, die sie sich vorgestellt hatte, wenn das die Strecke war, die Snape immer lief, dann konnte er alleine weitermachen, zeigte er ihr einen Weg, der um den See herumführte und dann unter der Baumreihe zurück zum Schloss verlief. Hermine betrachtete dort den Schnee und erkannte, dass er auf diesem Weg bereits platt getreten war und Fußabdrücke enthielt, die auf Turnschuhe deuteten. Ein erneuter Blick zum Schloss bestätigte ihr, dass dieser Weg von dort aus nicht gesehen werden konnte, selbst wenn die Bäume ihre Blätter verloren hatten. Perfekt. Der Rundgang umfasste ein paar Meilen. Sie war froh, dass sie mit dem Training bereits begonnen hatte, um ihre Ausdauer zu steigern, denn es war schon ein Stückchen und obwohl es recht anstrengend werden würde, würde es sie nicht umbringen.

„Und nichts wird mich dort angreifen?“, fragte sie, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Der Riesenkrake würde sie in Ruhe lassen, wenn sie auf dem Weg blieb und sie war sich auch ziemlich sicher, dass der Waldrand keine Gefahr war, aber Hogwarts war nicht unbedingt ein Gelände, auf dem man seine Umgebung als eine Selbstverständlichkeit betrachten sollte.

„Nee, da gibt’s nichts Gefährliches“, versicherte er ihr fröhlich. Nicht einmal Zaubertrankmeister? Sie wagte es nicht diesen Gedanken auszusprechen und biss sich auf ihre Lippe, als Hagrid weiterredete: „Gut, dass einer von euch etwas tut.“

Das stimmte, denn wenn man nicht dem Quidditch-Team angehörte, war das einzige Training, welches man hier bekam, zu den einzelnen Klassen zu laufen. Wenn man sich die Ernährungsgewohnheiten der Schüler hier betrachtete, war Hermine überrascht, dass die Hälfte der Schülerschaft nicht so wie Crabbe und Goyle gebaut war. Sie hatte bereits gemerkt, dass selbst ihre kleinen Trainingseinheiten dazu führten, dass sich ihr Schlaf verbessert hatte und sie fühlte sich viel frischer.

„Glaubst du, ich kann Harry und Ron überreden mit mir zu laufen?“, fragte sie jetzt Hagrid unschuldig und stimmte seinem herzhaften Lachen bei, als er fragte, wie wahrscheinlich das wohl war. Niemand würde auch nur im Entferntesten daran interessiert sein, mit ihr zu laufen, was auch genau der Punkt war.


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Sie absolvierte ihre erste Runde der Strecke am nächsten Tag während der Mittagszeit. Es war nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Es war zwar weiter als sie ansonsten lief, aber das Gelände war eben und der Schnee nicht allzu hinterhältig. Jetzt, wo sie sich einigermaßen sicher war, dass sie sich nicht blamieren würde, war es an der Zeit ihren Plan auch umzusetzen, bevor das Wetter nur noch schlimmer wurde. Am Abend ging sie zeitig zu Bett und stellte ihren Wecker auf fünf Uhr in der Früh.

Es war noch immer stockdunkel, was nicht unbedingt hilfreich war. Sie hatte vergessen, dass es November in Schottland war und dort die Sonne nicht vor dem Frühstück aufging. Es könnte schlimmer sein, sagte sie sich bestimmt, als sie sich ihren Weg durch das Schloss bahnte und sich hauptsächlich auf ihre Erinnerung verlassen musste. Sie betete, dass sich keine der Stufen bewegt hatten. Es könnte auch wieder schneien.

Das tat es auch und zwar ziemlich stark. Sie mochte den Schnee, aber nicht, um darin zu laufen. „Verdammt“, murmelte sie, aber sie machte sich auf den Weg nach draußen, um sich dort eine Stelle zu suchen, wo sie sich aufwärmen konnte und schaute auf ihre Uhr. Gerade halb sechs durch. Mit etwas Glück befand sich Snape bereits auf dem Weg. Als sie auf den Weg ging, sah sie sich nach Fußabdrücken um, um zu sehen, in welche Richtung er gelaufen war und begann in die entgegengesetzte Richtung zu laufen.

Unscharfes Licht leuchtete von dem See aus, ob es eine Reflexion des Wassers war oder selbst davon ausging, konnte sie nicht sagen, aber es bedeutete, dass sie auch ohne ihren Zauberstab zu benutzen etwas sehen konnte, was gut war, besonders da der Schnee beinahe selbst in der Dunkelheit zu leuchten schien. Unscheinbarkeit war der Name des Spieles für so lange, wie sie es heute schaffte. Jetzt wo sie auch wirklich hier draußen war, erkannte Hermine, wie unglaublich bescheuert ihre Idee in Wirklichkeit war. Sie musste mit ihren Nerven kämpfen, als sie versuchte sich auf den Weg vor ihr zu konzentrieren.

Aus ihrer Nervosität wurde eine ausgewachsene Panik, als sie eine dunkle Person in der Ferne ausmachen konnte. Mal von allem anderen abgesehen, befand sie sich zu nahe am Verbotenen Wald, um sich wohlzufühlen. Es könnte wirklich alles in diesem Wald sein und es war einfach nur dumm hier alleine draußen zu sein. Was natürlich die Grundlage des ganzen Planes war, aber dennoch machte sie es sehr nervös. Als sie nahe genug war, um zu erkennen, dass es sich in der Tat um Snape handelte und nicht um irgendein Monster, beruhigte sie nicht unbedingt, da sie sich ziemlich sicher war, dass er weitaus gefährlicher war, als alles, was durch diesen Wald streifte, mit der möglichen Ausnahme des jetzt wild herumfahrenden Fords, welcher sich noch immer irgendwo dort drinnen befand.

Sie wusste den genauen Augenblick in dem Snape sie erkannt hatte, da er in dem tiefen Schnee am Wegesrand hinabrutschte und beinahe gegen einen Baum gelaufen wäre, bevor er absolut still stehen blieb. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und betete verzweifelt zu irgendeinem Gott, der ihr gerade eventuell zuhörte, als sie den letzten Rest ihres Mutes zusammenkratzte und geradewegs an ihm vorbeilief, ohne ihren Kopf nach ihm umzudrehen oder ihr Tempo zu verändern. Sie kämpfte mit dem Verlangen, sich nicht doch nach ihm umzudrehen. Die Haut auf ihrem Rücken begann zu kribbeln. Sie versuchte weiterhin im gleichen Tempo weiterzulaufen, bis sie die nächste Rundung hinter sich hatte und dann geradewegs in einen Sprint ausbrach. Sie hoffte einfach nur, dass Snape viel zu geschockt war, um ihr nachzulaufen.


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Sie verbrachte jede Mahlzeit damit resolut nicht einmal auch nur in die Nähe des Lehrertisches zu blicken und verbrachte eine ziemlich nervenaufreibende Nacht, bevor sie ihre Darstellung am nächsten Morgen wiederholte.

Dieses Mal passte Snape offensichtlich besser auf, da er, sobald er in ihr Sichtfeld gelangte, langsam zum Stehen kam und auf sie wartete. Sie kam aus dem Gleichgewicht, als sie ebenfalls vorsichtig ihr Tempo verlangsamte, bevor sie erkannte, dass er zur Seite getreten war und nicht den Weg blockierte. In der Hoffnung, dass sie es richtig einschätzte, legte sie wieder an Tempo zu und beobachtete ihn achtsam, als sie sich ihm näherte.

Er war es wert ihm einen zweiten Blick zu zollen, da er überraschenderweise nicht wie ihr Zaubertränkelehrer aussah. Zum Ersten trug er eine ziemlich dreckige dunkel graue Trainingshose, ausgelaufene Turnschuhe, die vom Schnee bedeckt waren und ein dunkelblaues Langarm-Shirt, welches an einigen Stellen mit Schweißflecken bedeckt war. Er hatte sich auch nicht rasiert und sein Kinn war mit dunklen Bartstoppeln übersät, was ihm, wie sie fand, nicht sonderlich gut stand, aber dadurch wirkte er weniger einschüchternd, besonders, als sie einmal nahe genug an ihm heran war, um seine schwere Atmung zu hören und die leichte Röte seiner Wangen zu bemerken. Sein missgünstiger finsterer Blick war jedoch durch und durch Professor Snape, als er sie weiterhin mit verschränkten Armen vor seiner Brust beobachtete, selbst wenn er ihr nicht den Weg versperrte. Hermine sammelte ihren Mut und lief mit einem leichten Nicken an ihm vorbei. Er sagte kein Wort, aber sie spürte seinen Blick auf ihrem Rücken, selbst als sie um die Kurve und somit aus seinem Sichtfeld verschwunden war.


+++



Diesen Nachmittag starrte Hermine mit leichtem Entsetzen auf ihren Aufsatz für Zaubertränke. Snapes kritzelige, enge Handschrift war noch nie sonderlich ordentlich gewesen und es schien nur noch schlimmer zu werden. Sie konnte noch nicht einmal mehr die letzte Ziffer ihrer Punkte lesen, aber zumindest befand sie sich irgendwo im achtziger Bereich, aber die Worte „Kommen Sie zu mir“, stachen äußerst leserlich hervor. Mit einem leichten Stirnrunzeln überflog sie ihren Aufsatz und las seine roten Anmerkungen. Es waren nur seine gewöhnlichen Worte. Meistens nur ein Versuch irgendwas zu finden, was es wert war kritisiert zu werden und dann nur noch eine knappe Anmerkung am Ende, wo er sie wieder einmal belehrte, einfach nur Zitate zu verwenden, anstatt ihren eigenen Schluss zu ziehen. Das war alles nichts, was Snape dazu veranlassen konnte, sie nach dem Unterricht dazubehalten. Was bedeutete, dass er sie wegen etwas Anderem sehen wollte; was dann wiederum bedeutete, dass ihr wahnsinniger Plan anscheinend wirklich zu funktionieren schien.

Nach dem Unterricht ging sie vorsichtig auf seinen Schreibtisch zu. „Sie wollten mich sehen, Sir.“

Er blickte auf, lange genug, um zu sehen, dass sie nicht ihren Aufsatz in den Händen hielt, bevor er damit fortfuhr die Aufsätze zu stapeln, die er auf seinem Schreibtisch gesammelt hatte. „Sicherlich sind Sie sich bewusst, dass es nicht sicher für Sie ist, alleine auf dem Gelände herumzuwandern?“

„Sir?“, fragte sie und unterdrückte vehement die leichte Aufruhr in ihrem Bauch. Es funktionierte!

„Wenn Sie noch einmal ‚Sir‘ in diesem dummen Ton sagen, Miss Granger, werden Sie in enormen Schwierigkeiten stecken.“, sagte er kalt, als er an ihr vorbeiging und seinen Zauberstab herauszog, um damit anzufangen, die Überreste des Unterrichts verschwinden zu lassen. „Sie sind doch, zumindest meistens, kein Dummkopf und wenn Sie versuchen wie einer zu klingen, geht mir das gewaltig auf die Nerven. Sie wissen ganz genau, wovon ich rede."

Man könnte es eventuell als ein indirektes Kompliment aufnehmen oder zumindest war es das Beste, was sie vermutlich jemals von ihm bekommen würde. Sie würde es sich für die Zukunft merken und antwortete höflich: „Ich bin nicht auf dem Gelände herumgewandelt, Sir. Ich war nur joggen. Ich habe nicht einmal den Weg verlassen und Hagrid hat mir versprochen, dass dieser Weg sicher zum Laufen ist.“

Snape sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr hinüber. „Das wäre dann wohl nicht derselbe Hagrid, der den knallrümpfigen Kröter gezüchtet hat und welcher in gewissen Abständen einen Zerebus, einen Drachen und eine Acromantula besessen hat?“, verlangte er in einem solch trockenen Ton zu wissen, dass sie aufgelacht hätte, wenn es hier nicht um sie gehen würde. „Seine Vorstellungen von Sicherheit sind meistens äußerst seltsam, Miss Granger und ich bezweifle, dass er auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hat, was vielleicht unserer muggelgeborenen berüchtigten Hexe unserer Zeit alles alleine dort draußen passieren könnte.“

„Ich glaube nicht, dass es für einen Todesser möglich wäre, mich dort unten am See einfach so wegzuschnappen.“

Er zog die andere Augenbraue ebenfalls hoch und warf ihr einen Blick voller spöttischer Belustigung zu. Sie biss sich auf ihre Lippe, als sie erkannte, was sie gesagt hatte. Immerhin wurde sie gerade in diesem Moment von einem Todesser angestarrt, der noch nicht einmal zwei Meter von ihr entfernt stand. [style type="italic"]Ich kann nicht glauben, dass ich es vergessen habe.[/style] In dem Versuch nicht rot anzulaufen, murmelte sie: „Sie wissen, was ich meine, Professor.“

Sie erntete nur ein verächtliches Schnauben, als er begann, das Klassenzimmer für die nächste Unterrichtseinheit vorzubereiten. „Sie können so schlagfertig sein, wie Sie wollen, Miss Granger, aber die Tatsache, dass es nicht sicher ist, bleibt bestehen. Wie oft wurden Sie oder Ihre kleinen Freunde schon verletzt, nur weil Sie sich dort aufgehalten haben, wo Sie nichts zu suchen hatten?“

Als sie ihren Mund öffnete, bedachte er sie mit einem vernichtenden Blick. „Das war nur eine rhetorische Frage, wie Sie sehr wohl wissen. Es steht nicht zur Diskussion.“ Sein Blick verfinsterte sich nur noch weiter. „Da jeder in diesem Schloss jede sportliche Aktivität, die nichts mit einem Besen zu tun hat, als eine Todsünde betrachtet, werden Sie, sollten Sie noch weiterhin das Verlangen verspüren zu laufen, es mit mir zusammen tun.“ Seine Abneigung war offensichtlich aus seiner Stimme herauszuhören und das war nicht unbedingt schmeichelnd, aber sie konnte es ihm nicht verübeln. Das Ziel dieses gesamten Planes war, zu sehen, ob sie es in seiner Gesellschaft aushielt oder nicht und sie wusste bereits, dass er es in ihrer nicht aushielt.

„Ja, Sir“, antwortete sie kleinlaut. „Danke, Sir.“

Er starrte sie einfach nur an, was ihrer Meinung nach, nicht wirklich fair war, dafür, dass sie ihm höflich dafür dankte, dass er etwas tat, was er überhaupt nicht tun wollte Seine Stimme enthielt einen verärgerten und angespannten Unterton, als er knapp sagte: „Sie werden mich jeden Morgen von Montag bis Freitag um halb sechs vor diesem Klassenzimmer hier treffen. Verspäten Sie sich nicht. Wenn Sie um diese Uhrzeit außerhalb Ihres Bettes angetroffen werden sollten, ist das Ihr Problem. Ich werde Sie auch nicht vor Mr. Filch oder Um -… Professor Umbridge beschützen.“

Sie musste sich auf ihre Lippe beißen, um nicht bei seinem Beinahe-Versprecher zu grinsen. Er hatte nahezu Umbridges Titel weggelassen, was bei seiner gewöhnlichen Beharrlichkeit auf Respekt Bände sprach, wie es um das Ansehen der Lehrerin in Verteidigung seiner Meinung nach stand. „Ich verstehe, Sir.“

„Sie können dann jetzt gehen.“

In ihrem Kopf vollführte sie einen Siegestanz, doch sie nickte lediglich und verließ sein Büro. Auf dem Weg nach draußen musste sie sich auf ihre Lippe beißen, um nicht siegessicher zu grinsen.


+++



Phineas stattete ihr kurz vor dem Zubettgehen einen Besuch ab. „Clever, Miss Granger“, beobachtete er ruhig.

„Danke. Denken Sie, dass es ein guter Anfang ist?“, fragte sie hoffnungsvoll.

„Das wird sich noch zeigen. Sie waren zumindest erfolgreich darin, ihn zu verärgern.“

„Ich atme noch“, hob Hermine recht verwundert hervor, als sie Krummbein streichelte. „Selbstverständlich verärgere ich ihn.“

„Ha! Auch wieder wahr. Aber Sie sollten vorsichtig sein. Zwischen Ihrer Ausbildung zur Heilerin und dem hier, glaube ich, beginnt er sich langsam zu fragen, wie viel seiner Freizeit von Ihnen eingenommen werden wird. Sollten Sie noch irgendetwas in Ihrem Ärmel haben, würde ich es dort erst einmal stecken lassen.“

„Habe ich nicht, noch nicht. Ein Schritt nach dem anderen.“

„Gute Antwort“, sagte er. „Dann schadet es auch nicht, wenn ich Ihnen sage, dass Sie morgen früh im zweiten Korridor links anstatt rechts abbiegen und dort der kleinen Wendeltreppe hinunter zum alten Weinkeller hin, folgen sollten. Ich werde Sie dort treffen und Sie von dort aus durch einen Gang führen, der Sie, ohne, dass Sie auf jemanden treffen, in die Kerker führen wird.“

„Danke“, antwortete sie überrascht.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich kann wohl kaum dabei zusehen, wie sich all dies entwickeln würde, sollte Filch Sie schnappen, nicht wahr? Außerdem, wie Sie morgen feststellen werden, führt der Gang, den ich Ihnen zeigen werde, zu einem äußerst unbekannten Ausgang des Schlosses. Es ist die Strecke, die er benutzt, um schnell das Schloss zu verlassen, wenn er gerufen wird und es ist auch der Weg, auf dem er zurückkehrt. Sie sollten ihn kennen, nur für alle Fälle.“

„Verstehe. Jedenfalls vielen Dank.“

Phineas nickte. „Sie haben sich noch keine weiteren Pläne ausgedacht?“

„Ich hoffe, dass ich durch diesen Plan erfahren werde, ob ich mich für einen weiteren Plan entscheiden muss oder nicht.“

Der ehemalige Schulleiter lächelte ziemlich unangenehm. „Ich glaube, da werden Sie enttäuscht werden. Ihnen fehlt ein ziemlich entscheidendes Detail.“

Eine böse Vorahnung ließ sie erzittern. „Oh? Was denn?“

Er grinste sie an. „Severus Snape ist kein Morgenmensch.“


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