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Fanfiction

Chasing the Sun - 5

von Xaveria

"I feel like no-one ever told the truth to me
About growing up and what a struggle it would be
In my tangled state of mind
I've been looking back to find
Where I went wrong..."

– Queen, 'Too Much Love Will Kill You'.



Hermine brauchte noch zwei weitere Tage, aber sie hatte letztendlich die entscheidende Idee während ihres Unterrichts in Geschichte für Zauberei. Im Grunde, die Quelle ihrer besten Ideen, obwohl sie vermutlich die einzige Schülerin war, die sich überhaupt die Mühe machte, aufzupassen. Ihr Verstand, selbst als sie sich weiterhin Notizen machte, rückte in den Hintergrund. Madam Pomfrey hatte ihr die mögliche Lösung bereits während ihrer ersten Stunde erzählt: ‚Er geht morgens meistens Laufen oder zumindest hat er es immer getan.‘

Nach dem Abendessen suchte sie sich ein leeres Zimmer und bat eines der Gemälde Phineas Nigellus zu holen, damit sie mit ihm reden könnte. Dann saß sie ungeduldig da, bis der ehemalige Schulleiter auftauchte. Er würdigte sie eines hochmütigen Blickes und verlangte zu wissen: „Von der Art, wie Sie praktisch in Ihrem Stuhl herumhüpfen, gehe ich davon aus, dass Sie einen Weg gefunden haben, wie Sie an Ihren ehrwürdigen Professor herantreten wollen. Bitte erleuchten Sie mich.“

„Im Grunde wollte ich Sie fragen, was Sie über seine Gewohnheiten wissen.“

„Ich habe Ihnen bereits gesagt, Granger, ich werde Ihnen nichts vorkauen.“

„Darum bitte ich Sie auch gar nicht“, erwiderte sie. „Ich möchte Ihnen gerne zwei Fragen stellen. Beide haben sehr kurze Antworten. Dann werde ich Sie auch schon wieder in Ruhe lassen.“

Er seufzte übertrieben. „Also schön.“

„Wann steht er für gewöhnlich morgens auf?“

Phineas kniff seine Augen zusammen und schien beinahe zu lächeln. „Ah, verstehe. Unterschiedlich, aber für gewöhnlich scheußlich früh. Er ist so etwas wie ein natürlich an Schlaflosigkeit Leidender, wenn kein Krieg herrscht und ganz offensichtlich ist es jetzt noch schlimmer. Jedoch verlässt er im Allgemeinen seine Gemächer gegen halb sechs, Viertel vor sechs in der Früh.“

Autsch. Das war früher als sie gehofft hatte, aber es war bestimmt nicht das Ende der Welt. Sie musste dann eben weniger Zeit mit lesen am Abend zuvor verbringen, bis sie sich daran gewöhnt hatte. „Und wie weit geht er für gewöhnlich, bevor er zurückkommt, um seinen Tag zu starten?“

„Das weiß ich nicht“, antwortete das Porträt ruhig, „Da ich nicht nach draußen sehen kann. Ich glaube, Sie sollten wohl eher jemanden fragen, der mehr Zeit draußen auf dem Gelände verbringt als ich.“

Hagrid. Hermine grinste. Der Wildhüter war zurzeit nicht anwesend, aber er würde nicht für immer verschwunden sein. „Danke für den Rat.“

„Ich rate Ihnen zuerst etwas zu trainieren“, antwortete er und betrachtete sie auf eine herabschätzende Weise. „Meistens ist er eine Stunde draußen.“ Sie verzog ihr Gesicht, aber gab nach. Geschlagen und verbeult mag er vielleicht sein, aber Snape war in ausgezeichneter Form und sollte er wirklich die gesamte Stunde laufen, dann musste sie wirklich trainieren, bevor sie auch nur die Hoffnung hegen konnte, mit ihm mitzuhalten.


+++



Nicht lange nach Hermines sechszehntem Geburtstag, erhielt sie weitere Lektionen darin, was es hieß ein Doppelagent zu sein, als sie sich mitten in der Nacht nach Dilys Rufen aus dem Bett quälte. Sie fand Madam Pomfrey und Snape offenbar mitten in einem Streit vor. „Was stimmt diesmal nicht?“, fragte sie durch ein weiteres Gähnen.

„Nichts, wie ich es bereits seit den letzten zwanzig Minuten sage“, knurrte Snape mit kratziger Stimme und sah und hörte sich genauso müde an, wie sie sich fühlte, obwohl sich eine Note in seiner Stimme befand, die sie nicht kannte.

„Sie sind mit Blut bedeckt, Sir“, bestimmte sie dessen ungeachtet leicht besorgt. „Das sieht nicht wie Nichts aus.“

Nach einer langen und irgendwie unangenehmen Pause, während der Dilys aus ihrem Rahmen verschwand und Madam Pomfrey unnötigerweise mit ihrem Zauberstab herumwirbelte, räusperte sich Snape und antwortete leise: „Es ist nicht mein Blut.“

Hermine starrte ihn einen langen Moment regungslos an, bevor ihr Gehirn aufwachte und sie die Situation erkannte. Schwer schluckend schaffte sie ein schwaches „Oh“ zu murmeln, bevor ihre Stimme versagte und sie nicht wusste, was sie sonst noch sagen sollte.

Snape schaute in die andere Richtung, vermied ihren Blick und starrte schließlich auf den Boden, sein Gesicht so gefühlsarm wie immer, bis auf die leichte Anspannung in seinen Augenwinkeln. Er zuckte leicht zusammen, als Madam Pomfrey erneut sein Kinn umfasste und sein Gesicht anhob. Jedoch wehrte er sich nicht, als sie damit begann, sorgsam die roten Blutspritzer von seiner blassen Haut zu entfernen.

Schwer schluckend wandte Hermine ihren Blick ab, schlang ihre Arme um ihren Körper und begann plötzlich zu zittern. Sie hatte keine Ahnung, woher diese Kälte auf einmal kam. Sie konnte sich nicht überwinden, ihn noch einmal anzusehen, bevor sie begann unruhig im Krankenflügel auf und ab zu laufen, als die Heilerin ihre Untersuchung beendete und ihn mit einer sanften Ermahnung, vorsichtig zu sein, für die Nacht entließ. Sie hörte Snapes Schritte, wie sie nahe an ihr vorbeigingen. Er blieb kurz stehen, bevor er beinahe lautlos seufzte und dann weiter zur Tür ging. Erst als sie sich hinter ihm schloss, drehte sie sich wieder um. Madam Pomfrey betrachtete sie ununterbrochen. „Das ist die andere Seite im Leben eines Doppelagenten“, flüsterte sie. „Sie kennen einen Teil der Aktivitäten, die die Todesser ausüben. Professpr Snape muss an einigen Dingen teilnehmen, die er lieber nicht tun würde, um seine Tarnung aufrecht zu erhalten.“

„Er hat heute Nacht jemanden umgebracht“, sagte sie mit belegter Stimme und war überrascht von der Rauheit darin.

„Vermutlich“, stimmte die Krankenschwester leise zu. „Ich frage nicht nach. Wenn es strategisch wichtig war, wird er den Schulleiter informieren, aber sollte dies nicht der Fall sein, bevorzugt er es, nicht darüber zu reden.“

„Überrascht mich nicht“, murmelte sie. Oh, jeder machte Witze darüber, wie Snape immer wieder Schüler umbrachte und ihre Organe als Bestandteile für Zaubertränke hortete und wie er in seinen versessenen Tagträumen sie alle auf grausame Art und Weise schlachtete, aber... Er war wirklich ein Mörder. Sie begann wieder zu zittern. „Warum war er hier oben? Er sah nicht verletzt aus.”

„War er auch nicht. Es würde erst die Hölle zufrieren, bevor er es zugibt, aber manchmal will er Gesellschaft haben. Ich glaube, seine Entschuldigung heute Nacht war es, meinen Vorrat an Tränken zu kontrollieren, aber ich mache mir nicht mehr die Mühe zuzuhören. Er wollte mich sehen. Nicht speziell mich, sondern jemand, der weiß, was vor sich geht und der ihn nicht verurteilt.“

„Wie können Sie nur so tun, als ob es normal sei?“, fragte sie mit kleiner Stimme.

„Was soll ich sonst Ihrer Meinung nach tun, Miss Granger? Ich weiß nicht, wer es war. Ich könnte nichts dagegen tun, wenn ich es wüsste. Ihre Tode werden schneller und sauberer gewesen sein, als wenn es ein anderer Todesser getan hätte. Tausende Unschuldige sterben im Krieg. Der einzige Weg das zu stoppen, ist den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, was wir auch tun. Sollte ich in einen hysterischen Anfall ausbrechen, wird es Severus sicherlich nicht helfen. Er fühlt sich auch so schon wie ein Monster, ohne dass ich ihn noch wie eines behandele.“

Mit der Erinnerung an seine dunklen Augen schüttelte Hermine den Kopf. „Er fühlt rein gar nichts.“

„Doch, tut er“, antwortete die Heilerin sehr leise und traf ihren Blick. „Er zeigt es nicht richtig, aber irgendwo tief in seinem Inneren, verletzen ihn die Dinge, die er tun muss auf eine Weise, die, glaube ich, keiner von uns verstehen kann. Professor Snape ist ein Mensch, Hermine, mit menschlichen Gefühlen und Regungen. Er hat ein Gewissen, ein Herz, eine Seele und ein sehr klares Konzept von dem, was falsch und was richtig ist. Wie sehr er auch versucht vorzugeben, dass es anders ist, ist er sehr stark von dem, wie er sein Leben führen muss, betroffen. Was auch immer er sein mag, ist er auch nur ein Mensch, genau wie Sie und ich. Versuchen Sie daran zu denken.“


+++



Es war keineswegs ungewöhnlich Hermine in ihrer Freizeit in der Bibliothek vorzufinden, aber diesmal war sie nicht wegen ihren Hausaufgaben oder aus eigener Belustigung hier. Sie hatte eine ganz andere Mission. Den zwingenden Drang unterdrückend, sich wie eine Schuldige umzublicken, durchschritt sie so ruhig und gelassen wie möglich die Regale auf der Suche nach den Hogwarts Jahrbüchern. Einige lagen ziemlich weit zurück und sie fuhr leicht mit ihren Fingerspitzen über die Einbände, bis sie bei denen aus den letzten Jahrzehnten und dem Abschlussjahr 1978 angekommen war.

Ernsthaft, dachte sie, als sie sich etwas abseits von der Tür und den anderen Schülern an einen Tisch setzte. Es war wirklich seltsam, dass sie und die Jungen nie daran gedacht hatten, sie sich schon zuvor anzusehen. Immerhin waren Harrys Eltern hier drinnen und Sirius und Lupin. Sie schlug das Buch auf und begann am Anfang, sich durchaus im Klaren, dass sie ihren eigentlichen Grund nur aufschob.

Sirius grinste unverschämt auf seinem Foto, gut aussehend und lachend, und sie erinnerte sich kurz daran, dass sie ihn in ihrem letzten Sommer am Grimmauldplatz recht anziehend gefunden hatte. Obwohl sie einen Teil seiner Verwandtschaft kannte, konnte sie wirklich keinerlei Ähnlichkeiten in seinen Zügen finden, obwohl Phineas zugegebener Maßen bereits einige Generationen entfernt war und bis auf Tonks hatte sie keinen von ihnen jemals persönlich gesehen. Und Tonks, erinnerte sie sich, konnte wirklich so aussehen, wie sie gerade wollte. Der junge Gryffindor sah fröhlich und sorglos aus und hatte wirklich noch das gesamte Leben vor sich. Wahrhaftig, der perfekte Hogwarts-Absolvent.

Lily Evans war der nächste vertraute Name, den sie fand und Hermine hatte plötzlich das Gefühl, einen derben Hieb in die Magengrube bekommen zu haben, kaum in der Lage ein plötzliches nach Luft schnappen zu unterdrücken. Evans. Kein Wunder, dass ihr der Name so bekannt vorkam! Snape war mit Harrys Mutter befreundet? „Herrgott“, flüsterte sie schwach, schwer schluckend. „Kein Wunder, dass mir niemand etwas sagen wollte.“ Es ergab jedoch keinen Sinn. Warum um Gottes Willen sollte Snape mit einer muggelgeborenen Gryffindor befreundet sein? Oh Gott. Was würde Harry sagen, wenn er es wüsste? Also sie hegte sicherlich nicht die Absicht, das ihrem Freund zu erzählen. Er und Snape hassten sich so oder so schon genug und vielleicht war das auch ein Teil des Grundes, warum dies so war. Vielleicht hing es auch mit Snapes Hass auf James zusammen.

Es war einfach zu viel, um jetzt darüber nachzudenken und sie tat ihr Bestes, die Gedanken erst einmal zu verdrängen, als sie sich das Bild des hübschen, rothaarigen Mädchens ansah, an deren Robe das Abzeichen der Schülersprecherin steckte. Harry hatte wirklich die Augen seiner Mutter, erkannte sie. Diese lebhaft grünen Augen waren mehr als überraschend in Anbetracht ihrer blassen Haut und hellen goldbraunen Haare. Lily sah ebenfalls wie eine Musterschülerin aus, hübsch, beliebt und glücklich. Sich vorzustellen, dass sie mit Snape befreundet war, auch wenn diese Freundschaft irgendwann, bevor dieses Foto geschossen worden war, zerbrochen war, ließ ihre Gedanken Achterbahn fahren.

Sie arbeitete sich langsam durch die Bilder von lächelnden, glücklichen Schülern. Den nächsten Namen, den sie kannte, war Remus Lupin und es zeichnete sich ein Lächeln auf ihren Lippen ab, als sie das einseitige Lächeln des jungen Werwolfes sah. Sie konnte in seinem jungen Gesicht den Schatten des Mannes sehen, zu dem er werden würde. Bei Sirius war das nicht der Fall, erkannte sie, und er schien nicht so verbraucht zu sein, wie er es später sein würde. Remus sah vielleicht nicht so gut aus wie sein Freund, aber er war schon beinahe süß, auf eine Art, die sie irgendwie an Neville erinnerte, dieselbe ehrliche Außenseiterrolle, die seltsam liebenswert war.

Bei Peter Pettigrews Foto erschauderte sie automatisch, aber der Junge, der sie aus dem Bild anlächelte, hatte nur sehr wenig Ähnlichkeit mit dem erwachsenen Wurmschwanz. Er war pummelig und seine Züge sahen noch nicht wirklich ausgewachsen aus, als ob er jünger wäre, als es tatsächlich der Fall war und seine Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen wäre. Jedoch besaß er nagerähnliche Züge an seiner Nase und seinem Mund. Er sah ganz sicher nicht wie ein Junge aus, der ein paar Jahre später seine Freunde an Voldemort verraten würde, sondern einfach nur unerfahren und unsicher.

Ganz im Gegenteil dazu wirkte James Potter mehr als selbstsicher, wie er sich lässig gegen seinen Bilderrahmen lehnte. Seine Ähnlichkeit zu Harry war erschreckend, angefangen von seinem chaotischen Haar, bis hin zu seinem einfachen Lächeln, obwohl er unglaublich viel Selbstbewusstsein zu haben schien, welches seinem Sohn bisher fehlte. Harry wirkte immer etwas zurückhaltend und James war dies offenbar nicht. Andererseits, zu sehen, dass er dort mit dem Hauspokal und dem Quidditchpokal, sowie dem Abzeichen des Schülersprechers posierte und darüber hinaus noch mit einem Mädchen wie Lily Evans zusammen war, überraschte es sie nicht, ihn so selbstbewusst und zufrieden mit seinem Leben zu sehen.

Langsam blätterte sie durch die nächsten Seiten und endlich fanden ihre Augen das Bild, welches sie eigentlich gesucht hatte. Severus Snape. Er starrte sie mürrisch aus seinem Foto an und sah trotz seiner Jugend bereits so aus, wie er es jetzt tat. In den viel zu dünnen Zügen stachen seine hohen Wangenknochen deutlich hervor. Das lange, schmutzige Haar verdeckte zum Teil sein Gesicht - damals noch viel unregelmäßiger geschnitten als es heute der Fall war. Offenbar hatte er da noch immer geübt, sich selbst die Haare zu schneiden und dann die übergroße Nase, die im Gesicht dieses jungen Menschen einfach nur fehl am Platz wirkte. Er sah weniger ausgemergelt aus, weniger müde und abgespannt, aber seine Hautfarbe hielt dort bereits diesen bleichen, ungesunden Ton und seine Uniform wirkte heruntergekommen und abgetragen. Aber seine Augen...

Hermine lehnte sich nach einem flüchtigen Blick in alle Richtungen, zu dem Bild hinunter und versuchte die Schatten in seinen dunklen Augen auszumachen. Es war schwer zu erkennen. Dieses Foto war immerhin siebzehn Jahre alt und nicht sonderlich groß. Anders als seine anderen Schulkameraden in diesem Buch sah Snape nicht besonders fröhlich über seine Zukunftsaussichten aus. Er wirkte recht ausdruckslos, obwohl er da noch nicht die bekannte Ausdruckslosigkeit der Okklumentik beherrschte, aber da lag definitiv noch etwas anderes in seinem Blick. Eine Art Erfahrung, erkannte sie, Augen, die bereits zu viel in seinem jungen Alter gesehen hatten. Etwas in diesem verärgerten Lippenkräuseln deutete ganz sicher eine gewisse Wut an und sie konnte deutlich das Echo des erwachsenen Snapes in dem allzu vertrauten feindseligen Blick erkennen. Diese Bitterkeit spiegelte sich in seinen Augen wieder, aber sein Ausdruck wirkte kahler, beinahe resigniert. Alles im allem deutete sein Verhalten darauf hin, dass seine Zukunft bereits vor ihm ausgebreitet lag und er sah nicht sonderlich erpicht darauf aus. Er sah gewiss wie ein Todesser in spe aus, aber es hatte nicht den Anschein, dass er es wirklich wollte. Er wirkte im Grunde ziemlich verloren. Die Art und Weise, wie er seine Schultern hochgezogen hatte und seinen Kopf hielt, damit sein Haar sein Gesicht verdecken konnte, erschien seltsam verletzlich.

Sie biss sich auf ihre Lippe, um nicht laut zu schnauben. Sei nicht dumm. Es ist nur ein altes Foto. Hör auf zu projizieren. Er konnte wohl kaum wissen, was in der Zukunft geschehen würde. Mit einem Augenrollen blätterte sie weiter, an den restlichen Absolventen in diesem Jahrbuch vorbei. Trotz ihrer Neugierde schlug sie alle ZAG- und UTZ-Ergebnisse jedes einzelnen Schülers nach und fragte sich, wie ihre eigenen Noten im Vergleich abschneiden würden. Lily und Remus hatten beide sehr gut abgeschnitten, überall nur Os und Es und James und Sirius waren ihnen dicht auf den Fersen, aber Peter hatte ganz offenbar nicht das Intellekt seiner Freunde geteilt und seine Ergebnisse waren zumeist nur As. Snapes Ergebnisse ließ sie fassungslos starren. Seine Noten waren allesamt Ohnegleichen. Sie wusste, dass er intelligent war, aber sicherlich schaffte nur eine Handvoll von Schülern dieses Ergebnis, auch wenn sie sich eingestehen musste, dass sie für sich selbst genau darauf hoffte.

Der Rest des Jahrbuches war mit weiteren offenherzigen Fotos der Schüler gefüllt. Sie zeigten die verschiedenen Stadien in ihrer Laufbahn hier in Hogwarts. Eines ihrer Lieblingsfotos war eines der Rumtreiber in ihrem dritten oder vierten Jahr, wie sie spielerisch darum kämpften vor der Kamera in Position auf einen Tisch zu treten und in die Kamera grinsten. Dann war da noch ein schönes Foto von James, Lily und ihren Schülersprecherabzeichen, beide lächelten sich an. Ein weiteres von Sirius in seinem fünften Jahr, wie er mit dem Quidditsch-Pokal über seinem Kopf wedelte und gleichzeitig versuchte einen schüchternen Remus im Schwitzkasten zu halten. Und dann noch ein weiteres von Lily in ihrem ersten Jahr, wie sie mit einer Gruppe von anderen Mädchen von der Gryffindor-Tribüne aus jubelten.

Sie durchblätterte die Hufflepuffs und Ravenclaws, die sie nicht unbedingt kannte und runzelte dann ihre Stirn. Es gab nur wenige Schnappschüsse von Slytherins, wie sie ihre grün-silbernen Krawatten trugen, aber Snape war auf keinem von ihnen abgebildet. Sie fand ihn schließlich, wie er auf einem weiteren Gruppenfoto in der hinteren Ecke im Hintergrund lungerte. Als sie die Namen unter dem Foto las, konnte sie ein Zittern nicht unterdrücken, da sie wusste, dass alle dieser stolzen und fröhlichen Jungen zu Todessern wurden und konzentrierte sich dann wieder auf Snape. Er hatte seine Hände in seinen Taschen vergraben und starrte mit einem dunklen Blick in die Kamera. Es war offensichtlich, dass er nicht fotografiert werden wollte, wie er etwas abseits von der Gruppe stand und nicht dazugehören wollte. Soweit sie sehen konnte, war es das einzige andere Foto von ihm im gesamten Jahresbuch.

Gedankenverloren schloss Hermine das Buch und stellte es zurück ins Regal. Sie war sich nicht wirklich sicher, ob diese Recherche aufschlussreich für sie war, aber zumindest hatte sie jetzt wieder etwas, worüber sie nachdenken konnte.


+++



Severus war nicht erfreut, Umbridge wartend in seinem Klassenzimmer vorzufinden, als er eintrat, um die schützenden Stasiszauber der Stärkungstränke seines fünften Jahrganges aufzuheben und damit begann, die Inhaltsstoffe für die nächsten Schritte vorzubereiten. Sie hatte ihn gewarnt, dass sie diese Woche bei ihm vorbeischauen würde und ein Teil von ihm hatte gewusst, dass es ausgerechnet diese Klasse sein musste, aber dennoch nervte es ihn zutiefst. Seine Ergebnisse sprachen für sich. Hogwarts Noten in Zaubertränke waren höher als die jeder anderen Zaubereinrichtung, ein Grund, warum es ihm erlaubt war, mit seinem Verhalten durchzukommen. Mistkerl oder nicht, zu seiner eigenen Überraschung, schien er ein guter, wenn auch nicht unbedingt beliebter Lehrer zu sein. Und die Liste seiner akademischen Errungenschaften war inzwischen so lang wie sein Unterarm. Diese lächerliche Idee einer Inspektion war einfach nur eine Beleidigung.

Er ignorierte sie so gut es ging und begann damit das Klassenzimmer vorzubereiten, als er sich mit einem unterdrückten Lächeln an Minervas Beschreibung ihrer eigenen Inspektion erinnerte. Wie gerne er sich doch hier einfach nur auslassen würde. Er wettete, dass er sie bis zum Ende des Unterrichts hin zu einer stammelnden, rot angelaufenen Erstklässlerin reduzieren könnte. Aber nein, er musste sich benehmen. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Sie stand direkt hinter ihm, um ihn genau bei seiner Arbeit zu beobachten. Severus schnaubte beinahe auf. Er war der Meister der Einschüchterung und benutzte diese Techniken selbst. Sie würde bei ihm nicht funktionieren. Er mochte vielleicht spindeldürr und gerade ein Meter achtzig groß sein, aber er war immer noch um einiges größer als diese Kröte und es war nicht sonderlich schwer, sich so zu bewegen, dass er die Sicht komplett versperrte. Er unterdrückte ein weiteres Grinsen, als er ein frustriertes Schnauben hinter sich vernahm. Bescheuerte Frau.

„Sind Sie für Ihre Inspektion bereit, Severus?“, fragte sie schließlich und innerlich schrieb er sich den ersten Punkt zu, dass er sie dazu gebracht hatte, zuerst das Wort zu ergreifen, auch wenn er sich wünschte, dass sie nicht seinen Vornamen verwenden würde. Wenn es nach ihm ginge, dürfte ihn keiner benutzen. Er betrachtete niemanden auch nur annähernd als Freund, der sich dieses Privileg verdient hatte. Und ganz sicher nicht diese bekloppte Dolores Umbridge, Fudges kleine Schoßkröte.

Er drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr um. „Sicherlich würde die Vorbereitung von etwas Ungewöhnlichem den Zweck dieser Inspektion zunichtemachen?“, antwortete er mit seidiger Stimme. „Da habe ich doch mehr Vertrauen in meine Fähigkeit als Lehrer als das.“ Außerdem würde sie vermutlich seine gewohnten Lehrmethoden noch genießen, so grausam dieser Gedanke auch war. Er schritt hinüber zu einer kaum beleuchteten Stelle im Klassenzimmer. „Sie sollten von hier aus alles genügend beobachten können“, sagte er ihr, zog seinen Zauberstab und zauberte ihr einen Stuhl herbei, bevor sie die Möglichkeit dazu hatte.

Bei jedem anderen Mann wäre es eine höfliche Geste gewesen, doch Severus hatte den unbequemsten, härtesten und unnachgiebigsten Stuhl herbeigezaubert, den er sich vorstellen konnte. Er war schmal genug, dass es für sie schwierig werden würde, eine Position zu finden und hoch genug, dass ihre kurzen Krötenbeine nicht bis zum Boden reichten. Zweiter Punkt an mich. Er schenkte ihr, was für ihn als ein höfliches Lächeln durchging, und deutete ihr an, dass sie sich doch setzen sollte. „Die Schüler sollten jetzt draußen vor der Tür sein.“

„Sie lassen sie warten?“, fragte sie, als sie es sich mit ihrem bescheuerten Klemmbrett bequem machte und begann Namen auf ihr rosafarbenes Papier zu schreiben. Rosafarbenes Pergament... er unterdrückte ein ekelerregendes Schaudern. Abscheuliche Frau. Sie hatte noch schlechteren Geschmack als er selbst.

„Ich lasse sie für den Fall, dass ich aufgehalten werden sollte, draußen im Flur warten, damit sie nicht in Versuchung kommen, ohne Aufsicht mit irgendwelchen Dingen hier drinnen zu spielen. Es ist eine Sicherheitsvorkehrung.“

Damit wandte er sich von ihr ab, schritt hinüber zur Tür und hörte augenblicklich die aufgebrachten Stimmen. Was zum Teufel habt ihr jetzt schon wieder angestellt? Seufzend öffnete er die Tür und war kein bisschen überrascht, Potter, Weasley und Draco kämpfend vorzufinden. Es war seltsam Longbottom inmitten dieses Geschehens zu sehen, aber er hatte weder die Zeit noch Lust neugierig zu sein und zog Gryffindor zehn Punkte ab, bevor er ihnen befahl, in das Klassenzimmer zu gehen.

Er folgte dem letzten Schüler und schloss die Tür laut genug, um auch das letzte Flüstern zum Schweigen zu bringen. Er schritt am Tisch des Trios vorbei, um nach vorne zu schreiten. „Sie werden feststellen, dass wir heute einen Gast haben.“, sagte er leise und höhnisch. Nicht zum ersten Mal war er für seine Stimme dankbar. Nicht nur, weil es vermutlich seine einzige positive Eigenschaft war, sondern es bedeutete, dass er herablassend und höhnisch klingen konnte, ohne wirklich zu spotten. Er konnte somit auf Unschuld plädieren, sollte ihn jemand beschuldigen, einen Anderen zu verspotten.

Die Schüler tauschten alle Blicke aus und man musste nicht geübt in Legilimentik sein, um zu wissen, was sie dachten. Seine Lippen kräuselten sich und er war sich nicht sicher, ob es ein verächtliches oder echtes Lächeln war. Mit einer Lehrerin wie der Kröte, war er nicht mehr der meist gehasste Lehrer, was irgendwie sonderbar war. Er hatte etwas annähernd Ähnliches mit Lockhart erlebt, aber ein Großteil der Mädchen hatte für diesen Idioten geschwärmt, was ihm nur ein paar Krümel der Beliebtheit übrig gelassen hatte. Severus hob seine Stimme ein Stückchen weiter an und fuhr mit seinem Unterricht fort: „Wir machen heute mit unserem Stärkungstrank weiter. Sie finden Ihre Mixturen so vor, wie Sie diese in der letzten Stunde verlassen haben; wenn sie richtig zubereitet sind, sollten sie übers Wochenende gut gereift sein. Anweisungen-“, er wedelte wieder mit seinem Zauberstab, „- an der Tafel. Fahren Sie fort.“

Der erste Teil der Stunde war relativ schmerzfrei. Es war ein schrecklicher Gedanke, aber aus irgendwelchen Gründen, schien Umbridge ihn zu mögen, sehr zu Minervas Schadenfreude über die letzten Wochen hinweg. Severus wusste, dass Lucius zum Teil dafür verantwortlich war. Es würde ihn nicht einmal annähernd überraschen, wenn er erfahren würde, dass sein sogenannter Freund ihn in den höchsten Tönen loben würde. Manchmal besaß Malfoy Senior einen äußerst bizarren Sinn für Humor, welcher zu einer späteren Stunde entsprechend erwidert werden würde. Dennoch erwartete er nicht, dass es anhielt. Fudge hatte immerhin letztes Jahr sein Mal gesehen.

Er begutachtete gerade Thomas‘ Trank, als er Schritte hinter sich hörte und starrte verärgert in den Kessel des Jungen. Jetzt geht’s los. Ihre Schritte waren nicht gleichmäßig. Er hoffte, dass ihre Füße eingeschlafen waren. Dean Thomas war ein durchschnittlicher Schüler. Der Trank war richtig, aber auch nur gewöhnlich. Es gab keine wirklichen Fehler, aber es war keine besonders hohe Qualität. Er versuchte sich auf den Trank zu konzentrieren, als ihn diese nervtötende Stimme ansprach:

„Nun, die Klasse scheint für diese Jahrgangsstufe ziemlich fortgeschritten zu sein“, sagte sie zu ihm und er lächelte verächtlich in den Kessel vor sich. Das sollten sie auch mit einem mehr als überqualifizierten Lehrer sein. Er sah keinen Grund darin sie auf ewig mit dem Trank zur Heilung von Furunkeln zu verhätscheln und das hier war immerhin die ZAG-Klasse. Umbridge fuhr fort: „Gleichwohl halte ich es doch für fraglich, ob es sinnvoll ist, den Schülern etwas wie die Stärkungslösung beizubringen. Ich denke, das Ministerium würde es vorziehen, wenn dieser aus dem Lehrplan gestrichen würde.“

Eine Lösung ist nicht dasselbe wie ein Trank, du inkompetente Hexe.
Er richtete sich langsam auf und schaffte es nur mit Mühe ein Augenrollen zu unterdrücken. Wenn er schon eine Inspektion über sich ergehen lassen musste, warum dann nicht von jemandem, der auch eine Ahnung von dem Fach hatte? Der Trank verstärkt für einen kurzen Zeitraum die körperliche und magische Kraft des Trinkers, wohingegen die Lösung das nicht tat. Sie war recht harmlos und wurde hauptsächlich nur dazu benutzt, die Kraft einer Verzauberung, die auf ein Objekt gelegt wurde zu verstärken und manchmal wurde sie eingesetzt, um die Wirkung von bestimmten anderen Zaubertränken zu verstärken. Er wandte sich von der Werkbank ab und ließ Thomas mit seiner Arbeit fortfahren, als er sie ausdruckslos betrachtete und sie ihre Feder von dem Klemmbrett wieder aufnahm.

„Nun... wie lange unterrichten Sie schon in Hogwarts?“, fragte sie.

„Vierzehn Jahre.“
Was auch in den Akten steht, hätte sie sich nur die Mühe gemacht, dort hineinzusehen. Dummkopf. Kröte.

„Sie hatten sich, glaube ich, zuerst um die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben?“, fragte sie mit giftsüßer Stimme.

Ah. Darauf lief es also hinaus. „Ja“, antwortete er leise.

„Aber damit hatten Sie keinen Erfolg?“

Thomas unterdrückte ein Lachen; offenbar folgten so ziemlich alle Schüler dem Gespräch und er wusste, wer unter ihnen war. Severus änderte seine Vorgehensweise, stoppte seine Okklumentik und kräuselte seine Lippen. Dann konnte er auch alles setzen, es genießen und sie dämlich aussehen lassen, selbst wenn er später dafür bezahlen müsste.

„Offensichtlich“, antwortete er vernichtend und hörte ein weiteres unterdrücktes Lachen irgendwo hinter sich, das so klang, als würde es von Granger stammen.

Die Kröte begann wild zu schreiben. Er blickte gerade weit genug hinunter, um ihre dämliche, aufwendige, verrückte Handschrift verkehrt herum zu lesen und war nur wenig überrascht zu sehen, dass sie nur Schwachsinn schrieb. Sie versuchte lediglich so auszusehen, dass sie aus seiner Vier-Worte-Antwort sehr viele Informationen zog.

„Und seit Sie in der Schule arbeiten, haben Sie sich regelmäßig für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben, nehme ich an?“

„Ja“, sagte er knapp. Das machte langsam keinen Spaß mehr. Er hasste es wirklich in der Öffentlichkeit gedemütigt zu werden, selbst wenn das hier kaum von Belang war, im Vergleich zu dem, was er sonst schon durchgemacht hatte. Er schluckte die aufsteigende Galle wieder hinunter und versuchte Ruhe zu bewahren, als er auf die unvermeidbare Frage wartete.

„Haben Sie eine Ahnung, warum sich Dumbledore bislang stets geweigert hat, Sie zu ernennen?“

Oh, es gab tausende von Gründen. Zum Teil, weil der alte Mann nicht dumm war und wusste, dass er nirgendwo einen Zaubertränkelehrer mit Severus’ Qualifikationen finden würde, zum Teil aus Boshaftigkeit. Ein bedeutungsvoller Grund war, weil er Severus einfach nicht vertraute, befürchtete, dass er überschnappen würde, und b beginnen würde die Kinder echte dunkle Magie zu lehren. Aber hauptsächlich, weil der Posten verflucht war und keiner von ihnen konnte es sich leisten, sollte Severus nach einem Jahr verschwinden. Er musste hier sein, um den Dunklen Lord anzulügen und damit Dumbledore ein Auge auf ihn werfen konnte. Keiner davon war ein akzeptabler Grund, den er Umbridge sagen konnte. Was ihn nicht davon abhielt, sich jedes Jahr aufs Neue zu bewerben, was auch mehrere Gründe hatte. Hauptsächlich, damit er dem Dunklen Lord zeigen konnte, dass er seinen Befehlen folgte, dann, weil es Dumbledore nervte, was immer ein guter Grund war und ihm eine Entschuldigung lieferte, bösartig zu Demjenigen zu sein, der den Job bekam Die Meisten von ihnen hatten es so oder so verdient und es half ihm dabei, dass die Menschen ihn unterschätzten. Er mochte das Fach wirklich sehr und würde es sogar genießen, es für eine Weile zu unterrichten, auch wenn seine wahre Liebe den Zaubertränken galt und jetzt, wo der Krieg vor ihrer Tür stand, wusste er, dass er den Armleuchtern mehr beibringen konnte als jeder Andere, den Dumbledore für diese Stellung an den Haaren herbeizog. Besonders Umbridge.

Er versuchte nicht mit den Zähnen zu knirschen und antwortete knapp: „Ich schlage vor, Sie fragen ihn selbst.“

„Oh, das werde ich auch“,
sagte sie ihm mit einem süßlichen Lächeln. Dieser süße, mädchenhafte Ausdruck, den er schon aus Prinzip hasste, vollführte ganz unglückliche Dinge mit ihren sackartigen, aufgedunsenen Zügen und ließ sie noch viel abscheulicher und krötenähnlicher aussehen.

In dem Versuch sich nicht vorzustellen, was er alles mit ihr anstellen könnte, fragte er grimmig: „Ich nehme an, das tut irgendetwas zur Sache?“ Natürlich tat es das nicht. Seine Fähigkeiten als Zaubertränkelehrer hatten nichts damit zu tun, dass er eine andere Position wollte.

„Oh, durchaus“, versicherte sie ihm, „ja, das Ministerium verlangt einen gründlichen Einblick in den – ähm – Werdegang der Lehrer.“

Ich werde dich das nächste Mal mitnehmen, wenn ich gerufen werde,
dachte er boshaft. Da wirst du schon einen Einblick gewinnen. Das Ministerium hatte schon seit Dumbledores Eingreifen und seiner Freisprechung, nach einem Grund gesucht, ihn wieder zu belangen. Es musste unglaublich frustrierend für Fudge gewesen sein, zu wissen, dass er ein Todesser war und rein gar nichts dagegen tun konnte. Er starrte ihren Rücken an, als sie hinüber zu Parkinson ging und begann sie über den Unterricht zu befragen; zumindest hatte er seine blöde Inspektion bestanden und mit fliegenden Fahnen, wie es aussah, wenn sie mit den Slytherins redete. Sie wussten, was sie zu sagen hatten.

Als er sich abwandte, erhaschte er Potters Blick. Der Junge versuchte noch nicht einmal die Tatsache, dass er gelauscht hatte, zu verbergen und seine Wut schnappte über, als er hinüber schritt und in das Chaos seines Kessels hinabblickte. Offenbar war Potter mehr damit beschäftigt gewesen seinen Feinden zu lauschen, als sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Als Potter seinen Blick senkte, schielte Severus kurz hinüber zu Granger, welche sich leicht abgewandt und ihnen den Rücken zugedreht hatte und es damit offenkundig machte, dass sie es aufgegeben hatte, ihn aus diesem Schlammassel zu retten. Sie versuchte vermutlich weiterhin Longbottom zu helfen, aber im Moment war ihm das herzlich egal. Er hatte heute so oder so keine Nerven dafür sich mit einem weiteren geschmolzenen Kessel herumzuschlagen.

„Wieder keine Punkte, Potter“, sagte Snape gehässig. In diesem Fall war es sogar gerechtfertigt. Das hier war vermutlich das schlimmste Gebräu im gesamten Klassenzimmer und ließ den erstarrten Schleim aus dem Kessel verschwinden. „Sie schreiben mir bis zum nächsten
Mal einen Aufsatz über die richtige Herstellung dieses Zaubertranks, mit einer Erklärung, wie und warum er Ihnen misslungen ist, verstanden?“

„Ja“, zischte der Junge verärgert. Idiot. Dieser Trank ist Teil deiner ZAGs. Du hast es im Unterricht nicht gelernt, also wirst du es dir selbst beibringen müssen. Wenn ich so ein Mistkerl wäre, dann hätte ich dich für den Abend Filch überlassen. Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt noch einen Aufsatz korrigieren möchte.

Mit einem Augenrollen ging er hinüber zu Crabbe und Goyle, um zu sehen, welches Chaos die Beiden fabriziert hatten und knirschte erneut mit seinen Zähnen, bevor er sich davon abhalten konnte, noch einmal auf Umbridges Rücken zu starren. Zu seinem Ärger hatte sie diese Runde gewonnen.


+++



Als er an diesem Abend ins Lehrerzimmer rauschte, lungerte seine Stimmung noch immer am Tiefpunkt. Minerva blickte auf, als er sich in den Sessel gegenüber von ihr fallen ließ und sie lächelte ihn schief an. „Nun denn, da scheint jemand endlich auch seine erste Inspektion hinter sich gebracht zu haben“, sagte sie mit einer, seiner Meinung nach, viel zu freudigen Stimme. „Haben Sie es genossen?“

„Nein“, antwortete er knapp, als sie neben sich griff und ihr Schachbrett hervorzog. Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. Er nickte und sie begann damit, die Figuren aufzustellen. „Natürlich musste es der fünfte Jahrgang sein. Verfolgt sie Potter oder so etwas?“

„Vermutlich“, stimmte sie ihm zu. „Einer der Hauptgründe, warum sie eigentlich hier ist, ist es ihn zu beobachten. Konnten Sie zumindest etwas mit ihr spielen?“

„Leider nicht“, antwortete er. „Sie hat ein paar Hiebe wegen Verteidigung ausgeteilt und hat den Rest des Unterrichts damit verbracht, meine Schüler zu befragen.“

„Schade“, war ihre mitfühlende Antwort, „aber Sie werden mindestens noch eine weitere Möglichkeit haben. Da erwarte ich etwas Gutes, Severus. Meine und Ihre Pflicht ist es, ihr Leben hier so unangenehm wie möglich zu machen, bei jeder gegebenen Möglichkeit.“ Sie setzte ihren ersten Bauern nach vorne und begann damit das Spiel.

„Wo sind die Anderen?“, fragte er einige Minuten später.

„Aurora, Charity und Rolanda sind in die Drei Besen gegangen. Filius und Bathesheda sind heute Abend mit Patrouille dran, Pomona ist wie immer in ihrem Gewächshaus, Septima arbeitet in ihrem Büro und sie ist mit Albus zusammen. Hoffentlich tadelt er sie entsprechend.“

„Warum? Was hat sie jetzt wieder getan?“, fragte er mit einem Lächeln, als er Minervas Läufer schlug.

Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu und aus Rache nahm sie einen seiner Bauern, bevor sie leise antwortete: „Sybill ist jetzt auf Bewährung.“

„Was wohl kaum eine Überraschung ist“, bemerkte er. Er war einer der wenigen, der wusste, dass Sybill Trelawney eine echte Seherin war, aber das hielt sie nicht davon ab, eine hoffnungslose Vogelscheuche zu sein. „Vielleicht heißt das ja, dass wir jetzt endlich dieses verdammte Fach ganz aus dem Lehrplan streichen können. Ich hoffe, Sie haben den Hauselfen gesagt, sie sollen den selbst gebrauten Cherry verstecken?“

„Sie sind wohl kaum in der Position, sich über die Trinkgewohnheiten anderer auszulassen, Severus“, tadelte sie ihn und rettete rasch einen ihrer Springer. „Sie hat es nicht sonderlich gut aufgenommen. Bitte seien Sie nett zu ihr.“

Er zog als Nächstes seine Königin. „Ich habe noch nie mit ihr gesprochen. Für mich ist das schon ziemlich nett.“

„Auch wieder wahr. Und technisch gesehen, erlaubt es ihr die Erlassung des Ministeriums uns zu inspizieren und uns auf Bewährung zu setzen, aber ich meine nicht gelesen zu haben, dass sie uns auch feuern kann.“

„Es sagt auch nicht, dass sie es nicht kann“, hielt er ihr finster vor Augen. „Aus dieser Ecke dürfen wir keine Hilfe erwarten. Sie haben zu viele Leute, die nach irgendwelchen Schlupflöchern Ausschau halten. Schach.“

Nickend zog sie ihren König aus der Gefahrenzone. „Albus hat sich auf das hier irgendwie vorbereitet. Sie werden seinen Plan genießen, sollte Sybill rausgeschmissen werden.“

„Sie mögen es in Rätseln zu sprechen, nicht wahr?“, bemerkte er milde, opferte einen Springer und betrachtete das Brett durch halb geschlossene Augen.

„Glashaus und Steine, Severus“, mahnte sie ihn. „Mein Punkt ist, wir können ihren Schaden in der Belegschaft einschränken, aber die Schüler sind jetzt schon außer Rand und Band.“

„Das ist es, was sie immer tun“, kommentierte er. „Und wieder, Schach.“

Mit einem genervten Blick rettete sie erneut ihren König und er grinste sie schief an. Sie seufzte. „Heute Morgen Schülergruppen und Clubs aufzulösen ist eine sehr schlechte Idee gewesen, besonders jetzt, wo die Quidditch-Saison wieder beginnt. Potter ist nicht unser einziger Rebell. Sie hat mindestens einen Schüler aus jeder Klasse, wo sie etwas dran herumzunörgeln hat.“

„Hauptsächlich Gryffindors“, sagte er hinterlistig.

„Weil Ihre Slytherins kleine, widerwertige Speichellecker sind“, entgegnete sie und nahm einen weiteren seiner Bauern.

„Kleine, widerwertige Speichellecker, die im Moment die meisten Punkte haben“, antwortete er ruhig. Er mochte die Einstellung seiner Schüler genauso wenig, aber das Haus der Schlangen war voll mit Überlebenden. Sie waren es nicht, die ständig zu irgendwelchen Strafarbeiten verdonnert wurden. Er nahm Minervas zweiten Läufer und sie revanchierte sich, in dem sie einen seiner Türme schlug.

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis etwas Ernstes geschehen wird, Severus. Ich sorge mich um Potter.“

„Mein Geld gehört den Weasley-Zwillingen.“ Er holte seinen verbleibenden Springer aus der Gefahr. „Haben Sie schon ihre Süßigkeiten in Aktion gesehen? Ich freue mich schon darauf.“
Nicht zum ersten Mal fragte er sich amüsiert, wie die Schüler wohl reagieren würden, wenn sie herausfänden, wie viel ihre Lehrer über sie tratschten und wie wenige Geheimnisse sie doch hatten.

„Sie werden keinen einzigen Schüler mehr in Zaubertränke haben. Sicherlich wird das für Sie kein Problem darstellen, aber es wird Auswirkungen auf Ihr Gehalt haben.“ Sie nahm einen weiteren Bauern.

Er schnaubte. „Wohl kaum. Sie hassen diese Frau viel mehr als mich. Ich behandel sie vielleicht alle wie Idioten, aber ich schüchtere sie nicht ein und versuche es dann zu verschleiern. Ich hindere sie nicht am Lernen und ich lüge sie nicht an.“

„Scherz beiseite, Severus. Das hier wird langsam ernst. Wir wissen beide, dass die Belegschaft bestenfalls nur die Illusion von Kontrolle hat. Wenn sie die Schüler zu einem öffentlichen Aufstand drängt...“

Mit einem kleinen Lächeln setzte er seine Königin deutlich auf das Brett. Der Versuch des Trios ihre kleine Verteidigungsgruppe zu gründen, war bereits öffentliches Wissen, selbst wenn sie glaubten, äußerst verstohlen vorgegangen zu sein. Er war ziemlich stolz auf seine Rolle darin. „Wenn Potter von weiteren Rebellen umgeben ist, wird er weniger ein Problem darstellen. Im Moment hält er sich bedeckt, weil er denkt, dass er clever ist. Ich behaupte immer noch, dass Ihre Zwillinge zuerst handeln.“

Sie beobachtete das Brett durch zusammengekniffene Augen. „Wie wär’s mit einer Wette?“

„Zehn Galleonen“, sagte er, ohne zu zögern.

Minerva blinzelte kurz, nickte dann voller Stolz und nahm einen weiteren Bauern. „Die Wette gilt.“ Sie versiegelten ihr Abkommen mit einem Händeschütteln und konzentrierten sich wieder auf das Spiel. „Ich mache mir dennoch Sorgen um den Jungen.“

„Das ist bereits das zweite Mal, dass Sie es erwähnt haben. Ihm wird es gut gehen, so war das doch bisher immer gewesen.“

„Sie hat neulich seine Eule abgefangen.“

„Was?“

Sie tauschten grimmige Blicke aus. „Es stand nichts Riskantes in seinem Brief, den er losschicken wollte, so viel Verstand hat er. Aber sie wird mutiger. Wir sind gerade mal im Oktober angekommen. Was wird sie noch bis Weihnachten alles angestellt haben?“

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass ihr Mut etwas zerschlagen wird, nicht wahr?“, murmelte er. „Schach.“

„Verdammt“, murmelte sie ebenfalls, bevor sie das Wort aufhalten konnte und rettete ihren König mit einem bestimmten Blick. „Albus hat Ihnen bereits gesagt, dass Sie sie nicht vergiften dürfen.“

„Das werde ich auch nicht. Zumindest jetzt noch nicht.“ Er ließ zu, dass sie seinen zweiten Turm nahm. „Wenn Sie sich solche Sorgen um die Schüler machen, dann müssen wir ihre Aufmerksamkeit eben für eine Weile auf etwas anderes lenken. Die beste Strategie mit dem Ministerium war bisher immer bei ihren Wahnvorstellungen mitzumachen. Soll sie sich mit sich selbst und ihren Errungenschaften beschäftigen, dann wird sie auch aufhören, sich auf alles um sie herum zu konzentrieren.“

„In Zeiten wie diesen bin ich froh, dass Sie kein Schüler mehr sind, Severus. Sie wären ein absoluter Albtraum.“

„Das ist wirklich süß von Ihnen“, antwortete er sarkastisch und lächelte erneut.

„Wie oft werden Sie aushelfen müssen?“

„So oft wie nötig“, versicherte er ihr. „Sie ist auf beiden Seiten nicht sonderlich beliebt, wissen Sie. Sie versucht Hogwarts zu zerstören und niemand will das. Wer will noch mitmachen?“

„Filius, offensichtlich. Vielleicht auch Pomona, obwohl sie im Moment nicht viel ausrichten kann. Ich bin mir sicher, dass die Anderen sich beteiligen, wie sie können.“

Auf Severus‘ Lippen breitete sich ein Lächeln aus, als ihm ein Gedanke kam und er einen weiteren Bauern opferte. „Lassen Sie uns das Ganze doch etwas interessanter machen, nicht?“

„Fahren Sie fort. Sie stehen übrigens im Schach.“

Nicht sonderlich überrascht bewegte er seinen König. „Wie wär’s mit einem Spieleinsatz? Jeder steuert wöchentlich eine Kleinigkeit bei. Am Ende des Jahres stimmen wir ab, wer es geschafft hat, sie in ihrem Vorhaben an meisten zu behindern. Der Gewinner bekommt alles.“

Sie tauschten fröhlich bösartige Blicke aus. „Ich bin dabei“, stimmte Minerva zu. „Es wird selbstverständlich Regeln geben. Keine unfairen Vorteile, nichts Gefährliches und die Schüler bleiben außen vor.“

„Klingt fair. Und wir werden Dumbledore nichts sagen.“

„Wenn er keine Beweise hat, kann er auch nichts machen“, stimmte sie ihm zu. Keiner von ihnen war dumm genug zu denken, dass er nicht wissen würde, was sie hier ausheckten.

„Ausgezeichnet. Schach und Matt.“

Sie schaute auf das Brett und seufzte nur, als sich ihr König missmutig geschlagen gab. „Dieses Mal hatte ich Sie fast. Sie hatten fast keine Figuren mehr übrig.“

„Ich bin nicht besser als Sie. Ich kann Sie nur besser einschätzen, als Sie mich.“

„Die Königin war eine Täuschung?“

„Ja.“

„Hmpf. Also schön. Ich werde sobald wie möglich mit den Anderen sprechen. Sie und ich haben nächsten Donnerstag Patrouille, glaube ich. Mal sehen, was bis dahin noch alles passiert.“


+++



Es schien ewig zu dauern, bis die Zwillinge und ihr Publikum den Gemeinschaftsraum geräumt hatten. Hermine hatte es bereits aufgeben irgendwas zu sagen. Ron und Harry waren viel zu beeindruckt, um auch nur zuzuhören und sie wollte nicht zugeben, dass ein Teil von ihr ebenfalls ehrlich beeindruckt war. Unter anderen Umständen wäre sie viel schockierter von den Süßigkeiten gewesen, wodurch die Schüler den Unterricht verlassen konnten, aber... nun, Umbridge war ein besonderer Fall. Wenn sie nicht so verzweifelt war ein Auge auf diese scheußliche Frau zu werfen und ständig versuchte, Harry unter Kontrolle zu halten, wäre sie vielleicht sogar versucht, selbst Verteidigung zu schwänzen.

Endlich war der Gemeinschaftsraum selig ruhig und leer. Hermine war etwas erschrocken zu sehen, dass Mitternacht bereits vorbei war. Für die Jungen war das in Ordnung. Sie mussten am nächsten Morgen auch nicht um halb sechs aufstehen. Sie versuchte sich an die frühe Zeit zu gewöhnen, damit sie dann auch bereit war, ihren Plan umzusetzen, bevor Hagrid zurückkam. Zumindest war Snape heute Abend nicht gerufen worden. Also würde sie heute Nacht nicht in den Krankenflügel gerufen werden, aber dennoch würde sie morgen früh absolut erschöpft sein.

„Sirius“, sagte Ron schließlich und sie legte ihre Hausaufgaben zur Seite, als der Patenonkel ihres Freundes sie aus dem Feuer angrinste.

„Hi.“

„Hi“, antwortete sie zusammen mit den Anderen und kniete sich neben Krummbein auf den Teppich.

„Wie steht’s?“

„Nicht so gut“,
antwortete Harry, als Hermine Krummbein vom Feuer wegzog. „Das Ministerium hat schon wieder einen Erlass durchgesetzt, mit dem sie unsere Quidditch-Mannschaften verbieten.“

„Oder Geheimgruppen für Verteidigung gegen die dunklen Künste?“,
fragte Sirius schelmisch und sie starrten ihn an. Sie wusste nicht, was die Jungen fühlten, aber ihr war das extrem peinlich. Sie waren so vorsichtig gewesen!

„Woher weißt du das?”, verlangte Harry zu wissen.

„Ihr solltet eure Treffpunkte sorgfältiger auswählen.“, sagte Sirius und grinste noch breiter. „Der Eberkopf, ich bitte euch.“

Seine Stimme lag so voller Spott, dass Hermine fast ihre Fassung verlor. „Also, jedenfalls war das besser als die Drei Besen!“, sagte sie trotzig. „Da ist es immer rappelvoll.“

„Was hieße, dass man euch nicht so leicht belauschen könnte“,
antwortete Sirus abweisend. „Du musst noch eine Menge lernen, Hermine.“

Er wollte vermutlich nicht so herablassend klingen, aber es ärgerte sie dennoch, zumeist, weil sie wusste, dass es stimmte. Die Dinge, die sie nicht wusste, hielten sie nachts wach, während ihre Gedanken kreisten. Sie hatte versucht ihre kleine Gruppe so verdeckt wie möglich zu halten, aber offensichtlich hatte sie es vermasselt. Sie war einfach keine Slytherin, das wusste sie bereits. Kein Wunder, dass sich Professor Snape die letzten Tage ständig über etwas amüsiert hatte… immerhin waren es in erster Linie seine Worte gewesen, die sie dazu verleitet hatten, es überhaupt vorzuschlagen.

Mit ihren Gedanken bei Snape blickte sie zurück zu Sirius, der ihnen etwas über Mundungus Fletcher erzählte. Plötzliche Kälte machte sich in ihrem Bauch breit, als sie sich daran erinnerte, dass dieser Mann, der hier so freudig grinste und über eine Rebellion redete, in ihrem Alter zu einem versuchten Mord in der Lage war. Davor hatte er ständig Andere schikaniert. Es war seltsam… sie hatte Sirius gemocht und sicherlich hatte Snape immer, wenn sie die Beiden zusammen gesehen hatte, genauso gut ausgeteilt, wie er einstecken musste, aber die Fakten waren unleugbar. Ein Streich wäre es gewesen, Snape in jeder anderen Nacht unter den Baum zu locken und den Durchgang hinter ihm zu verschließen, mit irgendetwas anderem drinnen, was dort auf ihn gewartet hätte. Sicherzustellen, dass es in der Nacht zum Vollmond, mit einem wartenden Werwolf am Ende, passierte, war kein Scherz mehr. Sirius hatte Snape umbringen wollen.

Obwohl Snape als Erwachsener ihm in nichts nachstand, verbal zumindest, und sie würde selbst in einem Duell auf ihn wetten, vielleicht nicht bei einem körperlichen Kampf, bezweifelte sie jedoch, dass dies auch der Fall war, als sie noch Kinder waren. Abgesehen von allen anderen, hieß es nie einer gegen einen, zumindest nicht ihres Wissens nach. Einer gegen vier war ein sehr unfairer Kampf. Es war Schikane, ganz einfach. Selbst mit ihrem besten Willen in der Welt konnte sie es nicht rechtfertigen. Snape war nicht dumm, war es niemals gewesen. Er hätte niemals einen so unausgeglichenen Kampf angezettelt, von dem er nicht hoffen konnte, ihn auch wirklich zu gewinnen.

Das stimmte Hermine traurig, als sie erkannte, dass sie erwachsen wurde und sah, dass die Welt nicht der Platz war, von dem sie gedacht hatte, was sie eigentlich war. Sie hatte Sirius immer gemocht, war immer auf seiner Seite gewesen, aber jetzt erinnerte sie sich an die grausame und beinahe brutale Wut, die Snape vor fast zwei Jahren an den Tag gelegt hatte und sie sah es jetzt aus einem anderen Licht. Man wurde nicht so wütend, wenn dahinter nicht enormer Schmerz steckte, der diese Wut fütterte. Es war jetzt schwieriger, wo sie die gesamte Geschichte kannte, sich eine Seite auszusuchen, besonders da sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn man schikaniert wurde. Im Grunde genauso wie Harry, aber er war, was Snape angigng, gegenüber allem blind und sah nur seine Gehässigkeit, genau wie sie selbst, vor nicht allzu langer Zeit.

Sie schob diese sorgenvollen Gedanken in ihren Hinterkopf, als sie Sirius zuhörte, wie er Mrs. Weasleys Warnung erklärte. Etwas beschämt stellte sie fest, dass es sich genauso wie ihr rechthaberisches zwölfjähriges Ich anhörte. Das war etwas Positives am Erwachsenwerden, vermutete sie. Ihre eigenen Prioritäten hatten sich verschoben. Die Jungen konnten sich so lange wie sie wollten darüber lustig machen. Ron mochte vielleicht ein Blutsverräter sein, aber er war immer noch ein Reinblüter und Harry hatte den ganzen Orden, der ihn beschützte, aber Hermine war ein Schlammblut und ein Ziel und sie wollte sich selbst verteidigen können, denn es würde nicht viele geben, die es für sie erledigten.

„Also willst du, dass ich sage, ich mach bei der Verteidigungsgruppe nicht mit?“, fragte Ron schmollend.

„Ich? Sicher nicht!“, sagte Sirius und sah überraschenderweise schockiert aus. „Ich halte das für eine glänzende Idee!“

Mit einem Stirnrunzeln schaute Hermine gedankenverloren ins Feuer, als Harry freudig anwortete: „Ach ja?“

„Natürlich! Glaubst du vielleicht, dein Vater und ich hätten gekuscht und Befehle von einer alten Vettel wie Umbridge befolgt?“

Nein,
dachte Hermine verbittert. Du bist wie Harry gewesen, abweisend, wütend und... dumm und du musstest auch ständig zum Nachsitzen. Für einen Moment sprach ihr innerer Monolog mit Snapes Stimme, sagte etwas über arrogante, gefühlsduselige, impulsive und leichtsinnige Gryffindors.

Harry schien etwas in der Stimme seines Patenonkels vernommen zu haben, da er dem Feuer einen verwirrten Blick zuwarf. „Aber letztes Jahr hast du mir andauernd gesagt, ich soll vorsichtig sein und keine Risiken eingehen.“

„Letztes Jahr sprach alles dafür, dass jemand innerhalb von Hogwarts versucht hat dich umzubringen, Harry!“, sagte Sirius ungeduldig. „Dieses Jahr wissen wir, dass jemand da draußen ist, der uns am liebsten alle umbringen will. Deswegen halte ich es für eine sehr gute Idee, wenn ihr lernt euch gut zu verteidigen!“

Du warst schon immer gut darin gewesen, Dinge zu rechtfertigen,
sagte Hermines innerer Snape dunkel. Sie wollte sich für ihre Vorwürfe schämen und fragte leise: „Und wenn wir rausgeworfen werden?“ Sirius war jetzt kein übereifriger junger Rebell mehr. Er war Harrys Vormund, erwachsen und befand sich in einer Position mit Verantwortung.

„Hermine, das Ganze war deine Idee!“, protestierte Harry.

Im Grunde war es Professor Snapes Idee. Sie wusste nicht, ob es nur eine beiläufige Bemerkung war oder ob er ihre Gedanken in diese Richtung gestoßen hatte, ob es wirklich nur reiner Zufall oder bewusste Manipulation gewesen war. „Das weiß ich sehr wohl“, antwortete sie mit einem Schulterzucken. „Ich wollte nur wissen, was Sirius davon hält.“ Sie wusste, was er davon hielt. Sie wollte wissen, was er zu sagen hatte.

„Nun ja, besser rausgeworfen und in der Lage, euch zu verteidigen, als sicher in der Schule zu sitzen und keine Ahnung zu haben“, antwortete Sirius jetzt. Sein gelassener Ton beantwortete ihre Frage. Ihr Herz sank, als Ron und Harry gemeinsam begeistert zustimmten, bevor die Drei begannen mögliche Orte zu diskutieren. Sie fragte sich unbehaglich, wie lange sie die Dinge laufen lassen konnte, bevor sie Harry ihren Verdacht würde sagen müssen.


+++



Snapes Inspektion – Band 5, Kapitel: Ausbildungserlass Nummer vierundzwanzig. (Die wörtliche Rede ist original übernommen und kursiv markiert.)

Die Unterhaltung zwischen Sirius und dem Trio – ebenfalls dasselbe Kapitel und auch hier wieder ist die wörtliche Rede übernommen und krusiv markiert.


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