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Fanfiction

Chasing the Sun - 1

von Xaveria

"The storm is upon me
But I'm chasing the sun..."

– The Calling, 'Chasing The Sun'.




Bisher war es ein sehr langer Sommer gewesen.

Severus saß in seinem halb abgedunkelten Wohnzimmer. Die abgenutzten Vorhänge waren zugezogen und die einzige Lichtquelle in dem kalten Zimmer war die Glut im Kamin, die eher aus Notwendigkeit als zur Wärme brannte. Er starrte ausdruckslos auf die glühenden, halb verbrauchten Scheite. Seine dunklen Augen erschienen leer und gelegentlich nahm er einen Schluck aus der Flasche, die er lose in einer Hand hielt. Er hob etwas steif seine andere Hand und begann seinen Nasenrücken zu massieren, als er für einen Moment seine Augen schloss.

Flammen loderten im Kamin auf und er lehnte sich in seinem Sessel vor. Sein Blick verengte sich, als er seinen Zauberstab aus seinem Ärmel zog. Einen Moment später färbten sich die Flammen grün und er entspannte sich minimal mit einem unstetigen Seufzen und richtete seinen Zauberstab unbestimmt auf das gefärbte Feuer. „Ja?“

„Ah, Severus. Ich bin erleichtert, Sie zu Hause anzutreffen. Ich störe doch nicht?” Albus Dumbledores aufdringlich freudige Stimme hallte seltsam durch die Luft und störte die melancholische Ruhe des Hauses, die, wenn man sie nicht genauer hinterfragte, auch hätte friedlich sein können.

Wo sollte ich sonst wohl sein, Sie lästiger alter Bock? Es ist ja nicht gerade so, als ob ich irgendwo hinfahren könnte und ich werde erst nach Einbruch der Dunkelheit gerufen. Nicht, dass er im Moment wusste, wie spät es wirklich war. „Selbstverständlich nicht, Schulleiter“, antwortete er tonlos, nahm einen weiteren Schluck, bevor er seinen Zauberstab wegsteckte und sich mit geschlossenen Augen zurück in den Sessel fallen ließ.

„Ich wollte mit Ihnen sprechen, bevor ich mich an den Rest der Mitgliedschaft wende. Es tut mir leid, aber ich muss wieder einmal Ihre Bewerbung für den Posten der dunklen Künste ablehnen.“

Er hatte nichts anderes erwartet. Er bewarb sich nur noch aus reiner Gewohnheit oder Sturheit. Ganz sicher nicht, weil er dachte, dass er den Posten erhalten würde. Dumbledore hatte nie wirklich seine Gründe erklärt, aber man musste es ihm auch nicht unbedingt verdeutlichen. „Und wie werden Sie Ihre letzten Erfolge noch übertreffen?“, fragte er die Flammen sarkastisch und bemühte sich nicht seine Augen zu öffnen. „Sie hatten bereits zwei kleine Handlanger des Dunklen Lords, einen inkompetenten, armseligen Kriminellen und zu guter Letzt am Ende einer langen Reihe von nutzlosen Idioten und beglaubigten Verrückten einen Werwolf. Was kommt als Nächstes?“

„Die diesjährige Besetzung war nicht mein Tun.“

Diese Aussage, kombiniert mit der freudlosen Note in der Stimme seines Arbeitgebers, ließ Severus mit der Stirn runzeln und schließlich etwas seinen Kopf heben, um die Flammen anzustarren. „Ich habe keine Kraft für irgendwelche Rätsel. Was meinen Sie damit?“

„Das Ministerium bestand darauf, den Posten für Verteidigung zu besetzen.“

„Was? Das Ministerium besitzt nicht das Recht, sich dermaßen einzumischen.“

„Sie besitzen es jetzt“, antwortete Dumbledore etwas grimmig. „Es gab selbstverständlich keine weiteren Bewerbungen, aber ich glaube kaum, dass es irgendetwas geändert hätte, wenn es denn welche gegeben hätte. Harrys Geschichte ist einfach nicht genug gewesen. Merlin alleine weiß, dass sie bereits genug Übung darin haben, den Jungen zu ignorieren. Aber Sie haben seine Geschichte bestätigt, Severus, auch wenn ich mir sicher bin, dass Sie sich niemals gewünscht haben, den Jungen zu unterstützen. Sie haben Cornelius Ihr Mal in meiner Gegenwart gezeigt und damit verdeutlicht, dass Hogwarts Harry glaubt. Der Minister will uns im Auge behalten. Ganz zu schweigen, dass es bestimmte Mitglieder aus dem Direktorium bestimmt nicht verärgert, wenn wir für die nächste Zeit mit den Freuden der Bürokratie beschäftigt sein werden.“

Ich hätte wissen müssen, dass es wieder mal meine Schuld ist, dachte Severus. Missmutig nahm er einen weiteren Schluck aus der bereits fast leeren Flasche. „Fein. Wer wird uns aufgehalst? Irgendein neurotischer Lakai?”

„Ganz und gar nicht. Im Grunde die erste Untersekretärin des Ministers persönlich. Eine erhabene Persönlichkeit, die auf den herrlichen Namen Dolores Umbridge hört.“

Severus kniff seine Augen zusammen um nachzudenken. „Eine plumpe Frau mit dem Gesicht einer Kröte?“ Er hatte sie bisher vielleicht erst ein oder zweimal getroffen. Wenn es nicht unbedingt nötig war, dann verbrachte er so wenig Zeit wie möglich im Ministerium.

„Bitte beleidigen Sie die Frau nicht, bevor sie überhaupt angefangen hat, Severus. Sie würden dann nichts mehr haben, wo Sie drauf hinarbeiten können.“ Dumbledore hielt kurz inne. „Ich muss Sie bitten, etwas Zurückhaltung zu zeigen, Severus. Ich hege keinerlei Zweifel, dass Ihre Geduld ausgereizt wird, aber das Ministerium kann ziemlich lästig werden. Ich weise jeden darauf hin, mit Dolores zu kooperieren.“

„Darf ich dabei sein, wenn Sie das Minerva erzählen?“, fragte er trocken, bevor er seufzte. „Warum haben Sie dem zugestimmt, Schulleiter? Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist das Ministerium, wie es herumschnüffelt. Sagen Sie Fudge, dass er sich seine Paranoia nehmen und sonst wo hinstecken soll.“

„Severus, bitte. Wir können es uns nicht erlauben das Ministerium zu verärgern, zumindest jetzt noch nicht. Wir werden sie brauchen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich manchmal frage, warum eigentlich.“

„Schon gut, schon gut. Sie soll mir nur nicht über den Weg laufen. Ich habe bereits genug zutun , ohne auch noch nett zu Fudges Schoßhund sein zu müssen.“

„Wie geht es Ihnen, Severus?“, fragte Dumbledore ernst und Severus öffnete seine Augen, um dem Feuer einen giftigen Blick zuzuwerfen. Er hasste diese Frage wirklich. Es wäre nicht so schlimm, wenn sie auch ernst gemeint wäre, aber er kannte alle die Gründe des Schulleiters, sie zu fragen, und sollte sich darin irgendwelche wahre Sorge um seine Gesundheit befinden, dann stand sie ganz unten auf der Liste.

„Ich überlebe, wie immer. Das nächste Treffen ist am Dienstag?“

„Ja.“

„Dann werden wir uns dort sehen. Es sei denn, vorher sollte noch etwas Wichtiges passieren.“ Er zog erneut seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Kamin, um Dumbledore abzuschalten, bevor er antworten konnte. „Mistkerl“, seufzte er, leerte sein Bier und lehnte sich etwas zur Seite, um die Flasche neben ein paar Anderen abzustellen. Ein Lakai des Ministeriums also. Was für ein Spaß. Es war so schon schwer genug für ihn alles im Gleichgewicht zu halten ohne dass sich das verdammte Ministerium einmischte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr dahinter steckte, als der Schulleiter sagte. Was wiederum auch nichts Neues war.

Er hatte es sich gerade wieder einigermaßen gemütlich gemacht, als der Kamin wieder mit grünen Flammen aufloderte. „Gott, bin ich heute beliebt“, murmelte er wütend, fuchtelte erneut unfreundlich mit seinem Zauberstab, bevor er „Was?“ schnauzte.

„Hallo, Severus. Ich bin auch erfreut, wieder Ihre Stimme zu hören.“

Er verzog sein Gesicht. „Poppy, ich habe es Ihnen bereits gesagt, wenn ich wieder in Hogwarts bin, dann dürfen Sie mich endlos bemuttern. Einfach nur deswegen, weil ich Sie nicht aufhalten kann. Bis dahin habe ich Urlaub. Lassen Sie mich in Ruhe.“

Severus runzelte bei seinem unfreundlichen Ton mit der Stirn und versuchte seine Wut zu zügeln. Im Grunde mochte er Poppy Pomfrey und er hatte nicht allzu viele Freunde, sodass er es sich erlauben konnte, sie gegen sich aufzubringen. Glücklicherweise kannte ihn Hogwarts‘ Heilerin seit seinem elften Lebensjahr und war es bereits gewohnt, seine gewöhnlichen Wutausbrüche zu ignorieren. „Wenn ich das nur könnte, aber ich muss mit Ihnen wegen dem nächsten Jahr reden. Eine Schülerin ist an mich herangetreten, um eine informelle Ausbildung in der Kunst der Heilung zu beginnen und da Sie vermutlich recht häufig im Krankenflügel sein werden, wollte ich es mit Ihnen besprechen.“

„Es ist unmöglich“, antwortete er knapp. „Ende der Diskussion.“

„Severus...“

„Poppy...“, imitierte er. Seufzend lehnte er sich nach vorne, legte seine Ellbogen auf seine Knie und blickte in das Feuer. „Sie wissen genauso gut wie ich, dass es unmöglich ist. Ich weiß nicht, warum Sie überhaupt fragen.“

„Diese bestimmte Schülerin weiß bereits über gewisse Details bescheid und hat ihre Gründe, warum sie ausgerechnet jetzt ihren Wunsch äußert“, antwortete die Krankenschwester vorsichtig. Severus‘ dunkler Blick verengte sich, als er auf die tanzenden, grünen Flammen starrte, seine Gedanken ordnete und ihm plötzlich alles kristallklar vor Augen dämmerte.

„Oh, das kann nicht Ihr Ernst sein. Granger?“

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Gib mir Kraft“, murmelte er mit starrem Blick in das Feuer. „Sie wissen, dass ich kein Dummkopf bin, Poppy. Wer sollte es sonst sein?“

„Ja, gut, es ist Miss Granger. Sie weiß, dass wir im Krieg sind und sie will helfen. Außerdem ist die Idee nicht schlecht. Sie ist ganz sicher fähig dazu und ich könnte durchaus etwas Hilfe gebrauchen. Sie können nicht ausschlagen, dass es nützlich wäre, jemanden zu haben, der Mr. Potter so nahe steht und dann auch weiß, wie man Verletzungen behandelt. Der Junge scheint sich ziemlich oft zu verletzen, ganz besonders jetzt.“

Er funkelte das Feuer wütend an, und antwortete ihr nicht. Er massierte sich erneut seinen Nasenrücken. Granger, sicher. Sie schien niemals zu lernen einfach die Leute in Ruhe zu lassen. Dennoch könnte es schlimmer sein. Es hätte auch Potter sein können. Also das war ein Gedanke, der ihn erschaudern ließ. „Nein.“

Poppys Ton, als sie ihm schließlich antwortete, war brüsk und geschäftlich. „Wenn Sie mir einen guten Grund nennen können, Severus, dann werde ich ihr schreiben und ihr sagen, dass es nicht möglich ist. Wenn es Ihre Sicherheit gefährden sollte, die Pläne des Ordens durchkreuzen würde oder wenn es sie selbst in Gefahr bringen sollte. Aber wenn Ihre einzigen Einwände sind, dass Sie sie nicht dabei haben wollen, dann halten Sie den Mund.“

Sein Blick verfinsterte sich sehr wohl wissend, dass er nichts sagen konnte. Das war sein einziger Einwand und er fand ihn ziemlich gut. Er war immerhin Derjenige, der sich der Realität stellen musste, zulassen musste, dass die Besserwisserin lernte an ihm herumzustochern und einen Wirbel um ihn machte. Sie war so schon kaum zu ertragen. Nein, das war nicht wirklich fair. Er hasste sie nicht so sehr wie einige andere Schüler und selbst er gab zu, dass sie intelligent war, wenn auch nur widerwillig. Dennoch, irgendwie musste er doch aus der Sache herauskommen.

„Sie ist ein Kind.“

„Das habe ich ihr auch gesagt, als sie mich das erste Mal darauf angesprochen hat“, antwortete Poppy trocken. „Sie schrieb zurück und sagte mir und ich zitiere: ‚Okay. Dann sagen Sie bitte Sie-wissen-schon-wem, dass wir im Moment noch zu jung sind und bitten ihn doch seine Schreckensherrschaft etwas nach hinten zu verlegen, bis wir alle erwachsen genug sind.‘“

Ungewollt schnaubte er leise. Das Mädchen hatte einen Punkt, so nervig es auch war. Die Drei würden mitten im Geschehen sein, egal was jeder von der Idee hielt. Schwachsinn. Er hatte keine Argumente und das wusste er. Es gab wirklich keinen logischen, rationalen Grund diesen Wunsch auszuschlagen, aber er wollte wirklich nicht, dass irgendeines der Kinder wusste, was wirklich passierte. Er wollte es privat halten und es war einfach unmöglich auszuschließen, dass sie jedes kleine Detail dem Abschaum, den sie ihre Freunde nannte, erzählte. Gott, vermutlich würde es sich in der gesamten Schule herumsprechen.

„Was haben Sie ihr bisher erzählt?“, fragte er kalt.

„Nicht in diesem Ton, Severus Snape“, schnappte sie. „Der Schulleiter hat ihr selbst von dem Orden des Phönix' erzählt. Also, falls Sie damit ein Problem haben sollten, sollten Sie das mit ihm klären. Ich habe ihr noch nichts von Ihnen erzählt. Ich wollte es erst mit Ihnen besprechen. Wie ich bereits gesagt habe, wenn Sie nur einen vernünftigen Einwand haben, dann wird es nicht passieren, aber falls es nicht der Fall sein sollte, werde ich mich am Anfang des nächsten Schuljahres mit ihr zusammensetzen und ihr erklären, was es wirklich bedeutet, eine Heilerin für den Orden des Phönix zu sein.“

Severus knirschte mit den Zähnen. Er hasste es wirklich, in die Ecke gedrängt zu werden. „Es wird gewisse Bedingungen geben“, knurrte er und ergab sich nur äußerst widerwillig.

„Ich werde ihr nur das erzählen, was sie wissen muss. Und wie Sie bereits so scharfsinnig bemerkt haben, Severus, ist sie noch immer ein Kind und sollte es mir möglich sein, will ich sie aus dem Schlimmsten heraushalten. Falls Sie darauf bestehen sollten, dass sie auf Verschwiegenheit schwören soll, seien Sie bitte nicht so beleidigend. Glauben Sie wirklich, dass sie der Typ ist, die Gerüchte verbreitet? Oder, dass ich es zulassen würde?“

Das war ein weiterer guter Grund. Er wünschte sich, dass er das nicht wäre. Summa summarum erschien ihm das hier nicht als einer seiner besten Tage. In hilfloser Frustration starrte er in das Feuer und schüttelte mit dem Kopf. „Wir werden es versuchen“, sagte er letztendlich mit mangelndem Anstand. „Sollte es nicht funktionieren, hört es auf.“

„Danke, Severus.“ Nach einer Pause fragte die Krankenschwester behutsam: „Geht’s Ihnen gut?“ Er unterdrückte ein Seufzen. Das war eine etwas bessere Frage als die des Schulleiters. Zumindest glaubte er, dass sie sich etwas um die Antwort sorgte, wenn auch nicht viel.

„Ich bin noch immer hier, oder nicht?“, antwortete er gereizt. „Ich werde Sie dann vermutlich in der Schule sehen. Bitte versuchen Sie sich daran zu erinnern, dass Sie nicht meine Mutter sind.“ Seine Lippen verzogen sich bei dem Gedanken zu einem bitteren Lächeln, als er nur halbherzig auf ihre Verabschiedung reagierte und die Verbindung schloss. Demnach sah es ganz so aus, als ob er das nächste Jahr damit verbringen würde für Grangers endloses Verlangen, einfach alles zu lernen, als Versuchskaninchen herhalten zu müssen. Ganz nebenbei tanzte er zwischen zwei Herren auf einem Drahtseil und musste die plumpen Einmischungen des Ministeriums abwenden. Was für ein Spaß.

Selbst als das Feuer erlosch und das Zimmer in Dunkelheit tauchte, flammte heftiger Schmerz in seinem linken Arm auf. Ein nur allzu vertrautes Gefühl, welches als ein Brennen begann und sich in einen fast stechenden Schmerz verwandelte. „Oh, das ist einfach nur wunderbar“, spuckte er, als er über seinen Arm rieb, aufstand und seine Robe und Maske herbeizauberte. „Ein perfektes Ende für einen vollkommen beschissenen Tag.“


++++



Hermine war sich nicht sicher, was sie von dem Hauptquartier des Ordens erwartet hatte, aber ein gregorianisches Haus mit einem Vorgarten war es sicherlich nicht. Professor McGonagall hatte vor ihrer Ankunft erklärt, dass das Haus Sirius gehörte und dass es während seiner Zeit im Gefängnis und später seinen Aufenthalt im Ausland leer gestanden und man sich nicht darum gekümmert hatte. Aber dennoch hatte sie etwas Größeres erwartet.

Zu ihrer freudigen Überraschung wartete draußen auf den Stufen Ron auf sie. Er war schon wieder gewachsen, bemerkte sie unbewusst, als sie ihn umarmte. „Du hättest nicht hier draußen auf mich warten müssen.“

Er grinste sie an. „Doch, musste ich. Mum hat uns alle dazu verdonnert, das Haus zu putzen. Es ist grauenvoll. Ich war froh zu flüchten.“

„Mensch, danke.“

„Kein Problem. Okay, also hier ein paar Dinge, die du wissen solltest. Da gibt es ein Gemälde von Sirius‘ Mutter im Flur und sie ist eine jämmerliche alte-“ Er schielte schuldig zu seiner Hauslehrerin, welche fest seinen Blick erwiderte und er fuhr fort. „- Frau. Wir müssen sehr leise im Flur sein, denn wenn sie aufwacht, beginnt sie jeden lauthals zu beleidigen. Ich denke alles Andere kann warten, bis wir oben bei den Anderen sind.“ Er verzog sein Gesicht. „Vielmehr gibt es nicht zu sagen, um ehrlich zu sein. Niemand wird uns hier viel erzählen.“

„Weil Sie es nicht wissen müssen, Mr. Weasley“, sagte McGonagall ihm knapp. „Hier sind wir schon, Miss Granger. Ich werde Sie jetzt bei Ihren Freunden lassen.“

„Danke, Professor.“

Ron führte sie mit übertriebener Vorsicht durch den düsteren Flur und direkt die Treppen hinauf. Er lauschte und verzog sein Gesicht, als sie anhielten, damit Hermine Krummbeins Box öffnen und ihn freilassen konnte. „Ich glaube, sie arbeiten noch immer am Ende des Flurs. Lass uns da noch nicht reingehen.“

Hermine grinste ihn an. „Große Spinnen?“

Er erschauderte. „Gigantische. Das ist nicht lustig.”

Sie tätschelte seine Schulter und sah sich um als sie das Zimmer betrat, welches sie sich mit Ginny teilen würde. „Das ist dann also das Zuhause vom Orden des Phönix?“

„Ja, nicht viel, was?“, stimmte er ihr trocken zu und ließ sich auf das Bett seiner Schwester fallen. „Nichts von dem ist wirklich das, was wir dachten, was es ist. Wir haben bereits den gesamten Sommer darüber gesprochen, aber ich weiß auch nicht. Alles, was wir bisher gemacht haben, war dreckige Zimmer zu putzen und jedes Mal, wenn ein Treffen stattfindet, werden wir ins Bett geschickt. Fred und George arbeiten an etwas, damit wir sie belauschen können. Du wirst schon noch sehen, aber bisher funktioniert es noch nicht richtig. Sie halten uns von allem fern.“ Er seufzte. „Die einzige Person, die etwas anderes als ein ‚Hallo‘ sagt, ist Dumbledore und er hat mir nur gesagt, dass ich Harry nichts erzählen soll, aber er will mir nicht sagen warum.“

„Er hat mir geschrieben und genau dasselbe gesagt. Armer Harry. Nach allem, was ihm passiert ist, sollte er dort nicht alleine sein.“

Sie tauschten unbehagliche Blicke aus, bevor Ron das Thema wechselte. „Hast du Madam Pomfrey wegen der Heilungsgeschichte gefragt?“

„Ja. Sie sagt, sie braucht zuerst noch das Okay von ein paar anderen Leuten, aber sie denkt, dass es klappen würde. Ich schätze, dass Professor Dumbledore zustimmen muss, aber ich weiß nicht wer sonst noch. Ich sollte schon recht bald von ihr hören.“

„Das ist doch dann gut, denke ich.“

„Also ist Sirius dann hier?“

Ron zuckte mit den Schultern. „Ist er, aber... nun, du siehst ihn vielleicht später. Er verbringt die meiste Zeit eingeschlossen in seinem Zimmer. Er ist etwas deprimiert. Er darf nirgendwo hingehen, da er ein gesuchter Verbrecher ist. Also hockt er hier herum und bläst Trübsal. Oder er streitet sich mit Snape.“

„Professor Snape ist hier?“

„Danke Merlin, nein.“ Er erschauderte und grinste sie sarkastisch an. „Nee, wir haben ihn nur zweimal gesehen. Er bleibt nie sonderlich lange. Taucht zu den Treffen auf und verschwindet dann wieder so schnell er kann. Die Anderen kommen auch mal zum Essen und so, aber nicht er, zum Glück.“

„Wer ist sonst noch hier?“

„Vollzeit nur Sirius und jetzt auch wir bis zum Schulbeginn. Lupin ist oft hier, aber wir glauben, dass er oft unterwegs ist, um mit den anderen Werwölfen zu reden. Weißt du, um sie zu überzeugen, sich nicht Du-weißt-schon-wem anzuschließen. Wir wissen nicht wirklich, was die Anderen tun. Manchmal sind ein paar Auroren hier, Kingsley und Tonks. Tonks ist cool, du wirst sie mögen und Mad-Eye, diesmal auch der Echte. Dumbledore und McGonagall sind ziemlich oft hier. Hagrid bisher nur einmal, aber jetzt ist er irgendwo auf geheimer Mission. Niemand will uns irgendwas sagen. Um ehrlich zu sein, stehe ich kurz davor Bill zu erwürgen, denn er ist ein Teil von ihnen und die Restlichen von uns werden wie kleine Kinder behandelt, die ins Bett geschickt werden, damit die Erwachsenen reden können.“

Er klang frustriert, aber sie konnte ihm nicht antworten, weil eine Stimme von draußen rief: „Ron!“

„Was?“
, schrie er lautstark zurück und Hermine starrte ihn an.

„Ist Hermine schon da?“

Sie verdrehte ihre Augen. Meistens liebte sie die Weasleys als wären sie ihre eigene Familie, aber gelegentlich wollte sie sie umbringen und ging zur halb geöffneten Tür, um ihren Kopf durch den Spalt zu stecken. „Du könntest mich auch selbst fragen.“


++++



Während der nächsten Tage verstand sie Rons Frustration. Sie wurden von allem, was auch nur im Geringsten wichtig war, ferngehalten und die Stunden krochen geradezu in den schäbigen und schmuddeligen Zimmern, die zum Teil mit gefährlichen Objekten gefüllt waren, dahin. Sie war von den Langziehohren ziemlich beeindruckt, doch leider konnten sie sie bisher nur einmal vernünftig einsetzen. Danach hatte einer der Erwachsenen herausgefunden, was sie anstellten und hatte die Küchentür mit besseren Schutzzaubern belegt. Sie hatte Sirius nur ein oder zweimal gesehen und war schockiert, die Veränderung an ihm zu sehen. Er war ungewöhnlich apathisch geworden.

Mrs. Blacks Porträt wurde schnell zu ihrem Fluch. Hermine mochte es auf den unteren Stufen zu sitzen und zu lesen, wo sie das Kommen und Gehen beobachten konnte, aber wenn das Gemälde sie sah, wurde das Haus mit ohrenbetäubendem Gekreische gefüllt, in dem sie darüber schimpfte, dass Schlammblüter das Haus verschmutzten. Niemand wusste, wie man sie zum Schweigen brachte, außer man kämpfte damit, die Vorhänge zuzuziehen.

Gegen Ende Juli traf Madam Pomfrey im Grimmauldplatz ein und führte Hermine prompt in ein leeres Zimmer. „Also schön, Miss Granger, Ihr Wunsch wird Ihnen erfüllt. Wenn Sie noch immer wollen, werden Sie am Anfang des nächsten Schuljahres mit mir zusammenarbeiten und darin ausgebildet, eine Heilerin zu werden.“

Ihr erster Impuls war es erfreut aufzuschreien, aber die Euphorie verschwand schnell. Sie tat das hier nicht aus Spaß, sondern für den Fall, dass ihre Freunde verletzt wurden. Dennoch lächelte sie etwas. „Danke.“

„Danken Sie nicht mir. Sie wissen nicht auf was Sie sich eingelassen haben, noch nicht, aber ich werde nicht abstreiten, dass ich die Hilfe gebrauchen könnte.“ Die Krankenschwester begutachtete sie für einen Moment, bevor sie lächelte. „Genug von dem Untergangszenario. Glauben Sie mir, Sie werden später noch genug Zeit haben, deprimiert zu sein. Zunächst jedoch erlauben Sie mir, die anderen Mitglieder unseres kleinen Teams vorzustellen.“

Die Frau in dem Gemälde betrachtete Hermine gedankenverloren mit verengten Augen von oben bis unten. Sie war eine korpulente Hexe mit lockigen, grauen Haaren und einer sachlichen Aura, die komplett ruiniert wurde, als sie freudig grinste. „Also, Hermine, jetzt treffen wir uns endlich. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Sind Sie auch nur halb so gut, wie sie alle sagen?“

Überrascht blinzelte Hermine, bevor sie zurück grinste. „Kommt drauf an mit wem Sie gesprochen haben, denke ich.“

„Ha. Gute Antwort. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Willkommen an Bord.“

„Danke.“

„Sie werden von jetzt an keinen Moment der Ruhe mehr haben“, warnte Madam Pomfrey sie lächelnd, als sie das Porträt zurück in ihre Tasche steckte. „Dilys redet unaufhörlich über jeden und alles. Sie ist ein unheilbares Tratschweib, unglaublich nervig und die meiste Zeit besitzt sie einen beißenden Humor. Aber sie hat ein gutes Herz, kann ein Geheimnis bewahren, duldet keinen Schwachsinn und hat das meiste von dem, was ich überhaupt über Heilung weiß, bereits wieder vergessen. Sie war mir bisher immer eine sehr gute Freundin und ich hoffe, sie wird auch dasselbe für Sie sein.“

„Das hoffe ich auch“, stimmte Hermine ihr zu. Sie hatte das Porträt auf Anhieb gemocht.

„Also schön, das war der lustige Teil. Jetzt müssen wir das hier ernsthaft besprechen.“ Madam Pomfreys Lächeln verschwand, als sie sich vorbeugte. „Das wird schwer für Sie sein, Miss Granger. Ich werde Sie zu seltsamen Zeiten mitten in der Nacht rufen und Sie werden sehr schnell sein müssen, damit ich Sie für alles einsetzen kann. Es wird nicht so sein, wie eine Ausbildung in diesem Fach eigentlich ablaufen sollte. Ab jetzt sind Sie eine Heilerin im Krieg. Ich werde nicht sonderlich viel Zeit haben, Ihnen beizubringen mit weinenden Kindern oder Quidditchverletzungen umzugehen. Sie werden mit Wunden, Zaubern und Flüchen, äußerst schlimme nnoch dazu, konfrontiert werden. Sie werden auch deutlich erkennen, mehr als jeder andere, was die Langzeitschäden für einige Ordensmitglieder sein werden. Sie werden einiges über grundlegende Psychologie, besonders Trauma bezogen, lernen.“

„Aber am Wichtigsten, Hermine, wenn Sie sich dazu entscheiden, das hier zu machen, werden Sie einen Großteil Ihrer Zeit mit Professor Snape verbringen.“

„Professor Snape? Warum?“, fragte sie verblüfft. Sie war sich bewusst, dass der Zaubertränkemeister den Großteil der Heilungstränke für den Krankenflügel braute, aber wenige Heiler lernten selbst ihre Tränke zu brauen, also verstand sie nicht, warum sie sonderlich viel Zeit mit ihm verbringen sollte.

Madam Pomfrey sah sich besorgt um. „Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ist eines der am besten behütetsten Geheimnisse des Ordens“, sagte sie schließlich und blickte Hermine entschlossen an. „Sie dürfen es niemandem gegenüber erwähnen.“

Verwirrt und unglaublich neugierig nickte Hermine langsam, während sie sich fragte, wie das mit Snape zu tun haben könnte. „Werde ich nicht. Ich schwöre es.“

Die Heilerin nickte und seufzte. „Sie wissen, dass Professor Snape mal ein Todesser gewesen ist?“

„Ja.“

„Nun, soweit es Sie-wissen-schon-wen und die anderen Todesser angeht, ist er das auch noch.“

Sie blinzelte und runzelte mit der Stirn, durchdachte die Worte, bevor sie letztendlich zur Heilerin aufblickte. „Ein Doppelagent?“, flüsterte sie schockiert. Sie hatte bisher nie wirklich darüber nachgedacht, warum Snape im Orden war oder warum er bis jetzt kein Todesser mehr gewesen war.

Madam Pomfrey nickte. Ihr Blick war ziemlich düster. „Ja. Professor Snape kam vor vielen Jahren zum Orden und wurde zu unserem Spion. Sie-wissen-schon-wer glaubt, er sei ein loyaler Todesser, welcher uns belügt und den Orden ausspioniert. Wir unterstützen diesen Glauben, indem wir gelegentlich Informationen rausgeben, um ihn zu überzeugen, dass Professor Snape ihm treu ergeben ist, während er Informationen für unsere Seite über die Todesser sammelt.“

Snape war irgendeine seltsame James Bond Figur? Das war so verrückt, dass sie jetzt nicht darüber nachdenken konnte. Mit einem Kopfschütteln blickte sie sich recht orientierungslos im Zimmer um. „Woher wollen Sie das wissen?“, fragte sie schließlich mit leiser Stimme. Harry und Ron behaupteten seit Jahren, dass Snape ein Verräter war und sie hatte ihn immer verteidigt, aber sie musste zugeben, dass es auch bei ihr Momente gab, wo sie es hinterfragt hatte.

Die Krankenschwester warf ihr einen strengen Blick zu. „Ich tue jetzt einfach mal so, als ob ich das nicht gehört hätte, Miss Granger“, flüsterte sie. „Bei dieser Gelegenheit denk ich, wäre es am Besten, wenn Sie einfach akzeptieren, nicht die wahre Geschichte zu kennen und hinnehmen, dass es nichts mit Ihnen zu tun hat.“

Schuldig nickte sie und akzeptierte die Zurechtweisung. „Entschuldigung. Ich wollte nur... Nein. Es tut mir leid.”

Für einen Moment hielt Madam Pomfrey ihren strengen Blick, bevor sie langsam nickte und sich wieder entspannte. „Schon gut. Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, wie Professor Snape von den Menschen gesehen wird. Genauso weiß er es selbst. Sehr viele Menschen zweifeln an ihm, aber ich gehöre nicht zu diesen.“

Die bestimmte Sicherheit in ihrer Stimme führte dazu, dass sie sich noch mehr schämte, als sie erneut nickte. „Was hat das mit mir zu tun?“

„Das Leben eines Doppelagenten ist sehr gefährlich“, sagte die Heilerin geradewegs heraus. „Professor Snape ist häufig verletzt. Das Leben unter den Todessern ist unangenehm, schmerzhaft, und noch viel mehr für einen Mann, dem nicht komplett vertraut werden kann und der gelegentlich direkte Anweisungen missachten muss. Der Krieg hat gerade erst begonnen, aber wenn er demselben Muster folgt wie im letzten Krieg, dann wird er einen Großteil seiner Zeit im Krankenflügel verbringen. Die wichtigste Aufgabe eines Heilers im Orden ist es den Spion am Leben und funktionsfähig zu halten. Das ist meine Hauptaufgabe hier. Um ehrlich zu sein, ich könnte hier und da etwas Unterstützung gebrauchen. Zumindest sollte noch jemand die Wahrheit über das wissen, was wir hier tun.“

Sie seufzte. „Ich werde Sie nicht anlügen, Hermine. Es wird extrem unangenehm werden. Nicht nur die Arbeit selbst wird extrem blutig und unangenehm sein, sondern Professor Snape... Also, Sie kennen sein Gemüt“, sagte sie mit bedachter Diplomatie. „Er steht im Moment unter sehr großem Stress, verständlicherweise, und hat sehr häufig recht starke Schmerzen. Um es gerade heraus zu sagen, Hermine, er wird es an Ihnen auslassen.“

„Weil er weiß, dass er es nicht an Poppy auslassen kann“, mischte sich Dilys freudig aus der Tasche in das Gespräch ein.

„Stimmt“, bestätigte die Heilerin mit einem traurigen Lächeln. „Jetzt wissen Sie alles, Hermine. Wenn Sie entschlossen sind, das hier durchzuziehen, werden Sie die hässliche Wahrheit des Krieges sehen. Es ist blutig, brutal, sinnlos, gewalttätig und es wird für Sie sowohl emotional als auch mental sehr schwer werden. Sie werden es nicht mit Ihren Freunden besprechen können. Sie werden schreckliche Dinge sehen und Sie werden mir helfen die Stücke wieder aufzusammeln. Man wird es Ihnen nicht danken. Wollen Sie noch immer helfen?“

Darüber musste sie zumindest nicht nachdenken. Sie blickte die Hexe geradewegs an und nickte.


+++++



Inmitten der Sorgen um Harry nach seinem Zusammenstoß mit den Dementoren und der kontinuierlichen Frustration, dass ihnen niemand im Orden etwas erzählen wollte, wurde Hermine Anfang August vollkommen von Professor Snapes Anblick überrascht, als dieser gerade ein weiteres geheimes Ordenstreffen verlassen wollte. Er stach aus der Gruppe von Hexen und Zauberern in der Eingangshalle heraus. Über Mrs. Blacks Gekreische hinweg stand sie von ihrer Stufe, wo sie bisher gesessen und gelesen hatte, auf und erhob ihre Stimme, bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte. „Professor Snape?“

Während die Anderen das Haus verließen, drehte sich ihr Lehrer um und starrte sie an, als sie auf ihn zuging. Im Gegensatz zu den Anderen trug er seine normale Lehrerrobe, schwarzer Umhang über schwarzen Mantel und seine schwarze Hose. Zusammenhangslos fragte sich Hermine, ob es ihm bei diesen vielen Schichten im Sommer nicht zu warm wurde. „Darf ich einen Moment mit Ihnen sprechen?“

„Miss Granger“, sagte er kalt und brachte es zustande, seine Stimme sogar noch freudloser als gewöhnlich klingen zu lassen. „Bis zum ersten September bin ich nicht dazu verpflichtet, Ihnen oder irgendeinem anderen Schüler zuzuhören. Verschwinden Sie.“

Innerlich zitterte sie vor Angst bei seinem Blick, doch dann schluckte sie und erinnerte sich streng, dass sie eine Gryffindor war. Sie versuchte sich auch daran zu erinnern, dass Professor Snape auf ihrer Seite war. Bei seinem Blick jedoch fiel es ihr schwer das zu glauben, da ihr seine schwarzen Augen eloquent mitteilten, dass er sie und alles, für was sie stand, hasste. „Ich... ich wollte Ihnen danken, Sir. Ich weiß, dass mich Madam Pomfrey nicht anlernen würde, wenn Sie nicht zugestimmt hätten.“

Sie zögerte und fragte sich, ob sie noch etwas über seine Aufgabe innerhalb des Ordens sagen sollte, aber er nahm ihr die Entscheidung ab, indem er knurrte: „War das dann alles?“

Entschlossen ihr Glück nicht überzustrapazieren, nickte sie leicht und seine Lippen kräuselten sich, bevor er sich umdrehte und hinausmarschierte.

Also, das hätte auch besser laufen können, entschied sie reuevoll, als sich ihr rasendes Herz langsam wieder beruhigte.


++++



Severus war sich nicht sicher, ob er lachen oder sich übergeben sollte. Er beobachtete irgendwie ungläubig aus seinem fragilen Unterschlupf in der hinteren Ecke des Lehrerzimmers, wie Dumbledore damit fortfuhr Dolores Umbridge der restlichen Belegschaft vorzustellen, die alle denselben entsetzten Blick trugen. Die Frau konnte einfach nicht echt sein, entschied er hoffnungsvoll. Sicherlich hatte sich die menschliche Rasse nicht derart degeneriert. Selbst der freudige Ausdruck des Schulleiters erschien irgendwie angespannt, als diese unmögliche Erscheinung in einer quietschenden Stimme verkündete, dass es absolut entzückend sei, sie letztendlich kennenzulernen und sie war sich absolut sicher, dass sie alle hervorragend miteinander auskommen würden. Wenn sie jetzt kichert, ersteche ich sie persönlich, entschied er und versuchte verzweifelt nicht hinüber zu Minerva zu schauen. Hätte seine Kollegin ihre andere Gestalt angenommen, hätte ihr Gesichtsausdruck angedeutet, dass schon bald ein Fellknäuel in Erscheinung treten würde.

Als sich Umbridge ihm mit ihrem strahlenden, leuchteten und absolut aufgesetzten Lächeln näherte, war sich Severus durchaus bewusst, dass er von allen eingehend beobachtet wurde. Dumbledores Blick ermahnte, ihn sich zu benehmen. Die Anderen bedachten ihn mit kaum verborgener Erwartung. Das erfreute Lächeln auf dem Krötengesicht geriet ins Wanken, als die neueste Angestellte den Anblick in sich aufnahm und Severus erlaubte für den Bruchteil einer Sekunde ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen, als er sie beobachtete. Er war sich seines Anblickes durchaus bewusst, vielen Dank auch, und er hatte sich seinen finstersten Blick genau für diesen Moment aufgehoben.

„Und das ist Severus Snape, unser Zaubertränkemeister“, sagte Dumbledore ziemlich unnötig, in dem Versuch freudig zu klingen und sich nicht sein Unbehagen bei dem, was möglicherweise als Nächstes passieren könnte, anmerken zu lassen.

Ihr Handschlag war genauso schlecht, wie er erwartet hatte. Er konnte kaum den Drang, seine Hände an seiner Robe abzuwischen, unterdrücken, nachdem er sie zurückgezogen hatte. Er widerstand seinem finsteren Blick gerade noch lange, um sie mit neutralem, leicht unfreundlichem Desinteresse anzustarren und beobachtete, wie etwas in ihren Augen aufflackerte, als sie versuchte ihn von oben bis unten zu begutachten. Mit ein paar Schwierigkeiten, da er fast zwei Köpfe größer war als sie. Missbilligung, ganz sicher, als sie kurz sein fettiges Haar und seine übergroße Nase betrachtete, doch ja, da war es, der nur allzu flüchtige Blick auf seinen linken Arm. Fudge hatte es ihr dann also erzählt. Sie ängstigte sich. Der erste Punkt geht dann wohl an mich. Vielleicht würde das hier ja doch nicht so schlimm werden, besonders nicht, bei den Blicken seiner Kollegen.

Dumbledore geleitete sie höflich aus dem Lehrerzimmer, nickte, lächelte und gab vor ihr zuzuhören, als sie ihm davon erzählte, wie sie doch gerne mehr über die einzelnen Fächer wissen wollte. Als die Tür einmal ins Schloss gefallen war, atmete Minerva hörbar aus und sagte zu niemand bestimmtem: „Hat jetzt das ganze Land den Verstand verloren?“

„Sie mögen sie dann also?“, fragte Filius trocken und fing sich dafür ein Schnauben und einen ernsten Blick ein.

„Sie kommt mir bekannt vor“, sagte Severus gedankenverloren. „Als ich jung war, hatte meine Mutter kurzzeitig den Versuch gestartet, mich auf einen Muggel-Spielplatz zu schicken.“

„Und wie lange hat das angehalten?“, fragte Rolanda Hooch.

„Ungefähr eineinhalb Wochen“, antwortete er milde und musste bei dieser Erinnerung leicht lächeln. Selbst als ein sehr kleiner Junge besaß er keinerlei soziale Kompetenzen und hatte bestimmt nicht friedlich mit den Anderen gespielt. „Jedenfalls war die Aufseherin ihr sehr ähnlich. Dieselbe grässliche piepsige Stimme, dieselbe unglaublich herablassende Art zu reden, dieselbe scheußliche rosa Strickjacke. Sie hat vermutlich Taschentücher in ihre Ärmel gestopft“, sagte er mit einem leichten abscheulichen Schaudern. „Sie weiß schon, dass wir nicht mehr vier oder fünf Jahre alt sind?“ Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie sie die Schüler behandeln wird. Die kleinen Bastarde werden sie bei lebendigem Leib aufessen.

„Das Beste haben Sie noch gar nicht gehört“, sagte Minerva dunkel. „Das Ministerium hat es geschafft, alle möglichen lächerlichen Zugeständnisse zu bekommen. Die Macht, mit der sie diese Frau ausgestattet haben, ist einfach nur widerlich.“

Als sie damit begann einen fantastischen Albtraum der Inspektionen, Befragungen und Zensuren zu beschreiben, verspürte Severus eine kalte Vorahnung, als er letztendlich die Warnung des Schulleiters verstand. Das Ministerium tat sein Bestes, um Hogwarts zu schließen oder um zumindest einen Großteil der Lehrer los zu werden. Sie konnten die Dinge hier um einiges schwerer machen. Er hatte bei dieser Sache ein ganz schlechtes Gefühl.

Als er das Treffen überstanden hatte, hatte er eigentlich beabsichtigt, hinunter in seinen schönen ruhigen Kerker zu verschwinden, um sich etwas zu entspannen und etwas Ruhe zu finden, da Ruhe etwas war, was er schon bald nur sehr selten bekommen würde, aber er hatte es noch nicht einmal bis zur Tür geschafft, bevor Poppy ihn in die Ecke gedrängt und ihn mehr oder weniger für seinen Gesundheitscheck auf den Krankenflügel schleifte. Nach so vielen Jahren hatte er sich ihrer Schikane ergeben, machte sich nicht die Mühe zu argumentieren und ergab sich überraschend kleinlaut. Eine halbe Stunde später stand er nur in seiner Unterwäsche gekleidet in ihrem Büro und versuchte nicht zurückzuzucken als sie ihn mit ihrem Zauberstab anstieß.

„Ich weiß gar nicht, warum Sie sich überhaupt die Mühe machen“, sagte er mit einem leichten Zittern. Es war vielleicht August, aber das hier war auch ein Schloss aus Stein in Schottland und es war einfach nicht warm genug, um hier nur in seiner Unterwäsche zu stehen. „Ich kann Ihnen sagen, was Sie finden werden.“ Er setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und begann die Punkte an seinen Fingern abzuzählen. „Ich habe wieder abgenommen, meine Nervenimpulse sind abnormal, mein Herzschlag ist leicht arrhythmisch, meine Stoffwechsel- und Schilddrüsenaktivitäten sind angestiegen, es gibt Anzeichen von Verschleiß und Entzündungen in meinen Gelenken, und mein Verdauungssystem funktioniert auch nicht so, wie es sollte.“

„Aber leider funktionieren Ihre sarkastischen Reflexe noch einwandfrei“, antwortete Poppy gereizt und stieß ihm warnend ihren Zauberstab in die Rippen. „Wir werden das hier jeden Monat wiederholen. Wenn Sie sich weiterhin dagegen wehren sollten, werde ich diese Untersuchung für jede Woche ansetzen. Halten Sie jetzt ganz still und nicht blinzeln.“ Sie leuchtet ihm direkt in seine Augen, umfasste sein Kinn, um seinen Kopf in Position zu bringen und untersuchte dann seine Ohren, seine Nase und kurz seinen Hals. „Also schön, wir sind dann jetzt fertig. Ziehen Sie sich wieder an und hören Sie auf mich so düster anzustarren.“

Mit einem Augenrollen tat Severus, wie ihm aufgetragen wurde, und beobachtete ihr Gesicht, als sie ihre Ergebnisse auswertete, während er sich sein Hemd und dann seinen Mantel überzog. „Und?“

„Ja, ja, Sie hatten Recht. Als ob dies etwas ist, worauf Sie stolz sein könnten.“ Sie schüttelte mit ihrem Kopf und warf ihm einen verzweifelten Blick zu. „Das ist verdammt viel Schaden für nur so wenige Monate, Severus.“

„Den Sommer über war es zu erwarten“, wies er sie an und machte sich daran, seine Stiefel anzuziehen. „Jetzt, wo ich wieder arbeiten bin, werde ich nicht annähernd so oft zu ihm gerufen.“

„Wie dem auch sei, das ist für einen so kurzen Zeitraum zu viel.“ Sie seufzte. „Sie müssen besser auf sich achten, Severus. Sie wissen genauso, wenn nicht sogar noch mehr über die Ausmaße Ihrer Gesundheit Bescheid, wie ich und Sie sind nicht dumm, Severus.” Sie schnalzte mit ihrer Zunge. „Im Besonderen sollten Sie mit dem Trinken aufhören. Sie haben seit dem letzten Jahr fünfunddreißig Prozent Ihrer Leberfunktion verloren. Sie müssen über den halben Sommer in einem vergifteten Koma verbracht haben, um das zu schaffen.“

„Das hört sich ungefähr richtig an“, gab er gleichgültig zu und zog sich seine Roben über. „Sehen Sie mich nicht so an. Während der Arbeit werde ich mich schon nicht bis zur Besinnungslosigkeit betrinken.“

„Sie sollten überhaupt nicht trinken. Es gibt bessere Wege es zu verarbeiten. Das habe ich Ihnen bereits schon alles gesagt.“ Poppy schüttelte mit dem Kopf. „Ich würde ja gerne Ihr Wort haben, dass Sie sich etwas zurücknehmen, aber ich weiß, dass Sie das nicht werden. Seien Sie einfach bitte nur vorsichtig. Sie müssen mehr auf Ihre Diät achten. Es stimmt, Sie haben wieder abgenommen und da gibt es nicht viel an Ihnen, was Sie verlieren können.“

Er schnaubte. „Ich bin mein ganzes Leben untergewichtig gewesen. Daran wird sich nichts ändern. Noch die Tatsache, dass ich immer Gewicht verliere, wenn ich gestresst bin. Außerdem habe ich in letzter Zeit keinen sonderlichen Hunger.“

„Sie sind kein Dummkopf, also hören Sie auf, sich wie einer zu benehmen. Sie wissen, Sie müssen besser auf sich achten oder Sie werden das hier nicht durchstehen.“

„Sie sind auch kein Dummkopf“, erwiderte er, „und Sie wissen, dass ich funktionieren werde.“

„Im Leben geht es um mehr, als nur zu überleben, Severus“, sagte sie ihm traurig.

Nicht für mich. Er zuckte nur mit den Schultern. „Sonst noch was?“

Traurig schüttelte sie leicht ihren Kopf, als sie erneut auf ihre Notizen blickte. „Sie hatten auch recht in Bezug auf die Gelenkentzündungen und Nervenimpulse. Es ist nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte. Es sieht ganz danach aus, als ob Ihr Körper sich noch daran erinnert, wie er zu reagieren hat. Im Bereich der Heilungstränke hat es im letzten Jahrzehnt einige Fortschritte gegeben. Dieses Mal sollten wir es besser behandeln können. Wenn Sie dafür sorgen, kräftig genug zu sein.“

„Ich habe es verstanden“, knurrte er verzweifelt.

„Wir beide wissen, dass dies nicht bedeutet, dass Sie mir auch wirklich zuhören, aber ich werde nicht länger darauf herumreiten.“ Sie schnalzte erneut mit ihrer Zunge, als sie das Pergament noch einmal überflog. „Ich hatte nicht erwartet, dass es so früh schon so schlimm aussieht.“ Sie schaute zu ihm auf und traf ernst seinen Blick. „Wird das hier besser oder schlimmer als letztes Mal werden?“

Er zuckte wiederholt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, Poppy. In einigen Dingen wird es besser werden, da ich jetzt eine höhere Position innehabe als beim letzten Mal, aber schlechter in anderen, da er zum größten Teil seinen Verstand verloren hat und dazu neigt, seine Gefühle an uns auszulassen. Ich weiß nicht, wohin sich das Gleichgewicht verschieben wird. Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen.“

„Raten Sie.“

Severus dachte darüber nach. „Besser auf kurze Sicht“, sagte er schließlich. „Aber wir haben, um es vorsichtig zu schätzen, einige Jahre des Krieges vor uns. Ich glaube, auf lange Sicht, wird es schlimmer werden. Für uns alle.“

„Das ist nicht das, was ich hoffte zu hören, aber das, was ich erwartet habe. Also schön, Severus, wir sind fürs Erste fertig. Bitte passen Sie besser auf sich auf. Hoffentlich werde ich Sie nicht vor dem nächsten Monat sehen, aber ich vermute, dass diese Hoffnung vergebens ist.”


+++++



Da waren sie wieder. Der erste September. Der Anfang eines neuen Jahres. Severus stand regungslos auf dem Wehrgang und starrte hinunter durch die herbstliche Nacht, wie die Kutschen einen Haufen von Schülern abluden. Die Thestrale standen teilnahmslos da, als sich die unwissenden Kinder zwischen und um sie herum sammelten, miteinander redeten und lachten, während sie ihre Freunde begrüßten. Sie stießen und schubsten sich spielerisch an. Versteckt vor ihren Blicken, hätte sich einer von ihnen die Mühe gemacht aufzublicken, ballte er bei seiner Beobachtung seine Hände zu Fäusten.

Sein Blick war trostlos, als er das Gestichel der Kinder beobachtete und sie sich ihren Weg zur Schule hinauf bahnten, um ein neues Jahr zu beginnen. Ihrem Gelächter lauschte er ausdruckslos. Sie hatten keine Ahnung. Vor wenigen Wochen hatten diese Schüler noch in der Großen Halle gesessen und dem Schulleiter gelauscht, der ihnen erzählt hatte, dass ihre Welt geendet hatte, dass ein Zauberer, den sie nur aus irgendwelchen Geschichten kannten, nichts weiter als der Schwarze Mann, wieder zurück war. Und doch schien es keinerlei Auswirkung zu haben. Ein oder zwei von ihnen schienen ruhiger, kleinlauter geworden zu sein. Schon fast widerwillig suchte sein Blick das dreifach verfluchte Goldene Trio, Potter und seine Anhängsel. Keiner von ihnen lächelte und einige, leider der Großteil seines Hauses waren ruhig auf eine Weise, die ihm verriet, dass sie geheimes Wissen verbargen, aber im Großen und Ganzen waren die Kinder unter ihm vollkommen unberührt.

Automatisch hob er eine Hand zu seinem Ärmel und rieb unruhig seinen linken Unterarm. Seine langen Finger fuhren über das Mal, welches versteckt unter seiner schwarzen Kleidung lag. Wenn sie nur wüssten. Er ballte seine Hand zu einer Faust, als er die andere Hand von seinem Arm zog und sich auf den Weg hinunter in die Große Halle machte, um dort seinen Platz am Lehrertisch einzunehmen und sich die Auswahl anzusehen, bevor er in die Ruhe seines Kerkers verschwinden konnte, um sich dort vor das Feuer zu setzen und dann furchtvoll auf das zusehends, vertraute Brennen zu warten, das ihn wieder einmal zurück in die Hölle rufen würde. Es war ein sehr langer Sommer gewesen und es hatte gerade erst begonnen.

Als er den Wehrgang verließ, hörte er erneut das freudige, helle Lachen der jungen Leute. Sie waren so unschuldig, so glückselig ignorant gegenüber der zusammenbrechenden Welt um sie herum. In diesem Moment hasste er sie alle.


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz