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Fanfiction

Bewährung der besonderen Art - Jammern auf hohem Niveau

von Zuckerdrache

Langsam setzte sich die Zahnradbahn in Bewegung, die eine ansehnliche Gruppe Menschen den Corcovado hinaufbeförderte. Hinauf zur Christusstatue, dem eindrucksvollen Wahrzeichen der Stadt am Zuckerhut, Rio de Janeiro. Vor drei Tagen waren Draco und Harry in der zweitgrößten Stadt Brasiliens angekommen. Sie logierten einmal mehr sehr nobel in einer kleinen Suite im Copacabana Palace und wollten sich nun die Stadt auch von oben ansehen. Sie saßen in der Bahn und verfolgten interessiert die sich verändernde Kulisse vor den Fenstern. Nachdem sie sich auf dem Weg zur Bergbahn noch rege unterhalten hatten, blieben sie jetzt beide stumm und hingen ihren Gedanken nach. Was Harry durch den Kopf ging konnte Draco natürlich nicht wissen. Aber ihn selbst überkam während der Fahrt durch den Urwald, mit Blick auf Affen, viele exotische Vögel, Pflanzen und teilweise auch auf die Stadt, eine ziemlich melancholische Stimmung, was ihm sofort den Morgen dieses Tages wieder vor Augen führte.

Heute war der 5. Juni, sein Geburtstag, und der hatte keineswegs so ruhig und harmonisch begonnen, wie er jetzt enden würde.

Als Draco am Morgen erwachte, war seine Laune bereits am Tiefpunkt. Er hatte nicht nur schlecht geschlafen, sondern auch noch schlecht geträumt. Er stöhnte leise, als er sich aufrichtete, um zu Harrys Bett zu schauen. Das Bett war leer. Harry war wohl schon aufgestanden.

*Besser so*, dachte sich Draco und verließ nur widerwillig das Bett. Obwohl heute sein 20. Geburtstag war, freute er sich nicht im Geringsten. Vielmehr wurde er von einer depressiven Stimmung erfasst, die er unter der Dusche vergeblich wegzuspülen versuchte.

Sein Traum war schrecklich gewesen und hallte noch immer in seinen Gedanken nach. Er sah sich in diesem Traum in London, nach ihrer Rückkehr von der Weltreise. Seine Bewährungszeit war vorbei und er wurde mit massiven Problemen konfrontiert. Von einer miesen Absteige in der Nocturngasse über Hänseleien anderer Zauberer, Absage seiner Studienplatzbewerbung, bis hin zur Ablehnung durch Harrys Freunde und einem Angriff durch noch immer flüchtige Alt-Todesser war alles vertreten. Den traurigen Höhepunkt dieses Traumes bildete aber Harrys Entscheidung, sich von Draco zu distanzieren, da er den ganzen Ärger um und mit Draco nicht mehr ertragen konnte.

Das war der Moment, in dem Draco mit rasend klopfendem Herzen aufwachte und ihm bewusst wurde, dass ihn eine schreckliche Angst gefangen nahm, die er nicht beeinflussen konnte. Diese Unsicherheitsfaktoren belasteten ihn, je näher die Rückkehr nach England rückte. Und ausgerechnet heute, an seinem Geburtstag, sah er alles in beklemmender Klarheit vor sich. Denn niemand außer Harry würde ihm heute gratulieren. Wen hatte er denn noch? Er war ziemlich auf sich allein gestellt … Und Harry? … In der Tiefe seines Herzens glaubte Draco zwar daran, dass Harry ihn nicht im Stich lassen würde, aber die Dämonen seines Traumes überdeckten dieses Vertrauen heute mit ihren bösen Fratzen. Draco hatte Angst und diese Angst ließ seine Laune auf den Nullpunkt sinken. Daher reagierte er ziemlich unangemessen, als plötzlich die Tür aufging und Harry hereinschneite.

„Hey Draco! Endlich bist du wach. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, rief ihm sein Freund entgegen, als er mit strahlendem Lachen im Gesicht auf ihn zuging.

Draco sagte erst gar nichts, ließ sich eher widerstrebend von Harry umarmen. Aber als dieser ihm auch noch alles Gute für sein neues Lebensjahr wünschte, da legte sich in seinem Kopf ein Schalter um. Er schob Harry unsanft von sich. Der schaute ihn völlig überrascht an. Sein Lächeln gefror, als Draco ihn laut anblaffte.

„Alles Gute? Oh, ja, vielen Dank, Harry. Aber selbst der Retter der Zaubererwelt kann mein Schicksal nicht beeinflussen.“

Harry runzelte irritiert die Stirn.

„Was ist los? Hab‘ ich was verpasst?“

Draco fühlte sich keinesfalls ernstgenommen und kam jetzt richtig in Fahrt.

„Mich wird nichts Gutes erwarten wenn wir nach Hause zurückkommen, Potter. Wieder im Manor einzuziehen kommt nicht in Frage, auch wenn ich dort Zimmer im Gästehaus habe, die ich mir vor unserer Abreise selbst hergerichtet habe, aber ich will da nicht mehr hin. Ich kann es einfach nicht. Ich will nicht mehr im letzten Hauptquartier von Voldemort wohnen. Das würde mir wahrscheinlich mehr schaden als nützen. Ich werde mir also eine Wohnung suchen, was sicher nicht einfach werden wird. Wahrscheinlich werde ich nur in der Nocturngasse unterkommen können, oder in Muggellondon. Wer will schon einen ehemaligen Todesser im Haus haben? Dann mein Studium. Pah, wenn ich überhaupt einen Studienplatz in London bekomme. Vielleicht muss ich ja das Land verlassen, um Tränke studieren zu können. Oder man lässt mich nur eine Ausbildung in einem Tränkelabor machen, wo ich dann der Assistent des Tränkemeisters bin und auch bleiben werde. Was soll also aus MIR schon werden. Alle werden mich schneiden und ignorieren und deine Freunde werden dich sicher davon abbringen wollen, weiter mit einem Malfoy befreundet zu sein. Du wirst dich nach meiner Bewährung sicher nicht länger mit mir belasten wollen. Was also soll gut sein an diesem neuen Lebensjahr, Potter? WAS?“

Draco hatte sich derart in Rage geredet, dass er Harrys Versuche dazwischenzureden völlig ignorierte. Erst als er kurz innehielt, um Luft zu holen und sich zu sammeln, warf ihm Harry eine ebenso laute Antwort an den Kopf.

„Sag mal, spinnst du? Gestern hast du noch voller Freude über deinen bevorstehenden Geburtstag gesprochen und jetzt wirfst du mir so was an den Kopf? Was hab ich dir getan, dass du plötzlich so ausrastest und vor allen Dingen solchen Mist erzählst? Glaubst du das etwa alles?“

Harry stand vor ihm und in seinen Augen konnte Draco das Fragezeichen förmlich sehen. Fast tat Harry ihm schon wieder leid. Aber die Dämonen hatte noch immer die Oberhand.

„Wieso sollte ich das nicht glauben? Das letzte Schuljahr in Hogwarts war schon schwer genug. Die Zauberergesellschaft will doch mich und meine Familie am Boden sehen. Und deine Freunde werden sich sicher nicht ohne Gegenwehr damit anfreunden, mich in deiner Nähe zu wissen. Also studiere ich wohl besser irgendwo im Ausland, wo mich keiner kennt. Und wenn du mich erst … wenn du …“

Draco geriet ins Stocken.
„ … dann wird es sowieso besser sein, wenn ich weit weg bin von England … und dir.“

Harrys Stirn runzelte sich jetzt wirklich unheilvoll, während er kraftvoll seine Hände in die Hosentaschen stopfte.

„Du erinnerst dich sicher, dass ich dir meine Hilfe zugesichert habe. Du wirst deinen Studienplatz schon bekommen. Dass man es dir nicht leicht machen wird ist klar, aber ich bin doch da!“

Draco schnaubte, sagte aber nichts.

Harrys Kiefer mahlten. Man konnte ihm ansehen, dass es in ihm arbeitete, während in Draco noch immer das Feuer der Angst wütete, das aber mit Harrys zunehmender Wut mehr und mehr in sich zusammenfiel. Harrys harter Blick ruhte durchdringend auf Draco. Seine Worte kamen langsam und bedächtig, aber dafür umso schneidender.

„Du willst jetzt nicht andeuten, dass du davon ausgehst, dass ich dich zum Teufel schicke nach dieser Reise, oder etwa doch? Für WAS genau hältst du mich eigentlich? Du hast ja einen Vollschuss. Da macht man sich Gedanken und bereitet etwas vor und freut sich wie ein Kind auf DEINEN Geburtstag … UND WAS MACHST DU? Du machst alles kaputt. Du denkst nur an dich. Hast du schon mal daran gedacht, wie es in mir aussieht? Hast du das? Ich habe auch Gefühle, Malfoy. Bei Merlin, ich hab keine Ahnung, warum ich einen Narren an so einem Egomanen wie dir gefressen habe.“

Harry machte auf dem Absatz kehrt und rauschte wie von der Tarantel gestochen aus dem Raum. Draco konnte nichts mehr antworten. Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Harrys Wut machte ihm mit einem Mal bewusst, dass er seinen Freund gerade sehr verletzt hatte.

„Harry, warte …“, krächzte er verzweifelt und rannte ihm hinterher.
Es war zu spät. Harry war weg. Anscheinend war er appariert, denn weder im Wohnraum, noch draußen auf dem Flur konnte er Harry entdecken. Frustriert ging Draco wieder in ihre kleine Suite zurück. Und erstarrte.

Der Esstisch am Fenster war reicht gedeckt. Ein riesiger Strauß exotischer Blumen stand darauf, umgeben von vielen bunten Päckchen. Daneben waren allerlei Leckereien aufgetischt, die Draco so gerne aß und ein Frühstück für ihn zu einem wahren Fest machten. Alles war liebevoll arrangiert und mit Servietten und Kerzen dekoriert. Schmuckstück war allerdings der kleine Kuchen, auf dem zwei Kerzen in Zahlenform vor sich hin brannten. Die 20 leuchtete Draco wie ein Mahnmal entgegen und führte ihm seinen Fehler schonungslos vor Augen.

Draco schluckte schwer. Er hatte einen wirklich großen Fehler gemacht. Anstatt Harry von seinen Ängsten zu erzählen, hatte er ihn vor den Kopf gestoßen. Wo Harry ihm so eine schöne Überraschung bereitet hatte.

Mit zaghaften Schritten bewegte sich Draco auf den Tisch zu und blieb vor den Geschenken stehen. Waren die alle von Harry? Verwundert nahm er eines nach dem andern in die Hand und öffnete die kleinen Anhänger, die daran baumelten. Nein, da waren auch Geschenke von seiner Mutter. Von Blaise und Pansy. Sogar Greg hatte ihm etwas geschenkt. Auch Severus hatte an ihn gedacht. Wie um alles in der Welt hatte Harry das gemacht? Mit Harrys Geschenk in der Hand sank Draco auf den nächstbesten Stuhl. Wie lange er dort saß wusste er nicht. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Wut auf sich selbst wechselte mit Sorge über Harrys Verschwinden, was wiederum Verlustangst in ihm auslöste. Am Ende war da nur noch maßlose Enttäuschung über einen total verpatzten Geburtstag. Und alles nur, weil er mal wieder ein Feigling war.

„Harry, wo bist du hin?“, flüsterte Draco leise. Er wusste nicht was er tun sollte.

„Ich bin hier“, hörte er plötzlich Harrys Stimme hinter sich und spürte einen leichten Händedruck auf seinen Schultern.

„Entschuldigung, ich habe überreagiert …“, redete Harry hinter ihm weiter.

Draco schoss in die Höhe.
„Du? … Überreagiert?“

Harry erschrak auf Grund dieser plötzlichen Reaktion so sehr, dass er einige Schritte rückwärts machte.

Draco hatte sich schon umgedreht und folgte Harry auf dem Fuß. Direkt vor ihm blieb er stehen, noch immer das Geschenk in der Hand, das auf dem Anhänger Harrys Namen trug.

„ICH habe überreagiert. Und zwar völlig. Ich habe heute Nacht schlecht geträumt und hatte echt miese Laune, als ich aufgewacht bin. Und die habe ich an dir ausgelassen. Das tut mir so leid. DU musst dich für nichts entschuldigen, warum um alles in der Welt entschuldigst du dich?“

Draco suchte nach Harrys Hand und drückte sie leicht. Harry räusperte sich kurz mit hängendem Kopf, bevor er wieder Dracos Blick suchte.

„Ich entschuldige mich, weil ich in diesem Moment nicht gesehen habe, was deine Ängste sind. Ich habe, als ich den Tisch für dich gedeckt habe, daran gedacht, dass ich solch eine Geburtstagsüberraschung gerne auch für meine Eltern ausgerichtet hätte. Sie wären dieses Jahr beide 40 geworden. Ich hab‘ nur dein Gejammer gehört und war plötzlich so unheimlich wütend, weil nie jemand an mich denkt, was mich bewegt und wie ich mich fühle. Ich tröste immer alle, aber keiner tröstet mich. Ich bin ohne meine Eltern aufgewachsen und werde nie ihren Geburtstag mit ihnen feiern können. Und keinen interessiert es. Dass ich auch um meine Eltern trauere, sie vermisse. Auch wenn ich bei ihrem Tod erst ein Jahr alt war. Aber ich hatte keinen Ersatz für sie. Meine Tante und ihre Familie waren auf keinen Fall ein Ersatz. Ich werde meine Eltern immer vermissen, obwohl ich sie nicht wirklich kennenlernen durfte. Das hat mich in diesem Moment so wütend gemacht. Aber trotzdem war es unfair, was ich gesagt habe.“

„Aber du hattest recht“, entgegnete Draco leise, „ich bin … naja, mitunter egoistisch veranlagt. Und ich habe dich verletzt, als ich voraussetzte, dass du … mich … fallenlässt, falls deine Freunde … naja, wenn sie überhaupt so reagieren würden…“, stotterte er etwas hilflos vor sich hin.

Die Vorstellung, von Harrys Freunden nicht akzeptiert zu werden ängstigte ihn ebenso wie alles andere. Aber am meisten ängstigte ihn Harrys mögliche Reaktion darauf. Harry schien das zu spüren, denn er nahm Draco jetzt einfach in den Arm.

„Hör zu, ich habe nicht vor, mich, was deine Person angeht von meinen Freunden, der Zauberergesellschaft oder irgendwem beeinflussen zu lassen. Ich werde für dich da sein und dir helfen. Du bist mir wichtig. Wer das nicht akzeptieren kann, hat eben Pech gehabt.“

Harry packte Draco sanft bei den Schultern und drückte ihn etwas von sich weg, damit er ihm in die Augen sehen konnte.

„Hast du denn so große Angst vor unserer Rückkehr? Angst vor deiner Zukunft?“

Draco nickte betreten.

„Ja, ich denke ich habe große Angst vor meiner Zukunft. Ich habe Träume und Vorstellungen, wie ich mir mein Leben gerne gestalten würde, so wie jeder andere auch. Aber die Zauberergesellschaft könnte mir das alles mit Leichtigkeit zunichtemachen. Und das werden viele sicher mit großer Freude versuchen.“

„Vor meinen Freunden hast du aber nicht auch Angst, oder etwa doch?“

Draco ließ seinen Kopf verneinend von rechts nach links wandern, ganz langsam, um die Antwort etwas herauszögern zu können. Aber es half nichts. Er musste es loswerden.

„Ich habe weder vor … Ron noch vor Hermione Angst oder all den anderen. Ich habe nur vor der dicken Freundschaft Angst, die euch alle verbindet. Und davor, dass die… eventuell … unsere Freundschaft … beeinträchtigen könnte.“

Wieder zog Harry Draco in eine Umarmung.

„Du Idiot. Ich gebe zu, es wird sicher ein Schock für alle sein. Aber … beeinflussen lasse ich mich ganz bestimmt nicht. Ich werde sie zwingen, dir eine Chance zu geben, dich kennenzulernen. Du weißt hoffentlich inzwischen, wie stur ich sein kann, oder?“

Den letzten Satz flüsterte er nur noch in Dracos Ohr.

Augenblicklich stellten sich Dracos Nackenhaare auf. Eine Gänsehaut zog sich seinen Rücken hinunter und ließ ihn schaudern. Ein ausgesprochen wohliges Schaudern, das ihn erregte. Er erwiderte Harrys Umarmung, drückte sich ganz fest an ihn. Ein sanfter Kuss auf seiner Wange veranlasste ihn dazu, Harry anzusehen. Harrys Blick war offen und warm und Draco fragte sich, wie er dazu kam, überhaupt Zweifel an Harrys Loyalität zu entwickeln.

„Danke, … für alles!“, raunte er, bevor er seine Lippen auf Harrys presste. Harry erwiderte den Kuss mit gleicher Intensität. Draco schloss andächtig die Augen, schickte seine Zunge auf Wanderschaft. Harry war nicht minder untätig, was bei beiden die Leidenschaft ziemlich heftig in Wallung brachte. Trotzdem löste sich Draco ziemlich abrupt wieder von Harry, als ihm wieder die Frage durch den Kopf schoss, die ihm schon die ganze Zeit auf den Nägeln brannte.

„Woher hast du all die Geschenke?“

Jetzt grinste Harry sein typisches „Ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt-Lächeln“.

„Oh, das ist mein Geheimnis. Freu dich einfach, dass alle an dich gedacht haben. Und jetzt pack aus, ich hab Hunger und will endlich frühstücken.“

Draco kam der Aufforderung gerne nach. Bei jedem Geschenk, das er öffnete, floss eine angenehme Wärme durch seinen Körper. Er fühlte sich wohl. Alle Menschen, die ihm wichtig waren, hatten an ihn gedacht und ihn mit kleinen Geschenken bedacht, über die er sich wirklich freute.

Wenig später machten sie sich endlich über das Frühstück her. Natürlich erst, nachdem Draco die Geburtstagskerzen ausgeblasen hatte. Die Angst vor seiner Zukunft war zwar noch immer präsent und er wünschte sich ganz fest, dass sie unbegründet sein möge, aber er konnte sie jetzt zumindest als Teil seines Lebens akzeptieren und, gestärkt durch Harrys Unterstützung, würde er sich dieser Angst stellen.

Während des Frühstücks redeten sie weiter über dieses Thema, ließen auch Harrys Wünsche, Vorstellungen und Probleme nicht aus. Denn auch der Held der Nation war davor nicht gefeit. Sie spendeten sich gegenseitig Trost, gaben sich Ratschläge oder hörten einander einfach nur zu. Als die Platten und Schalen schließlich alle geleert waren, herrschte wieder eine angenehm entspannte Stimmung zwischen den beiden.

Das war auch jetzt noch so. Doch der wunderbare Ausblick auf die Natur und auf Rio machte Draco zudem melancholisch und hielt seine Gedanken in den Ereignissen des Vormittags regelrecht gefangen, so dass er während der ganzen Fahrt nach oben und auch nach ihrem Aussteigen nicht davon loskam. Unbewusst fasste er sich um sein linkes Handgelenk, an dem Harrys Geschenk prangte. Draco war nach dem Auspacken völlig sprachlos gewesen. Eine massivsilberne Gliederkette, die ihm Harry mit einer entsprechenden Erklärung anlegte.

„Das ist ein magisches Armband. Eine kleine Spielerei von mir. Ich habe den Illusionszauber mit speziellen Fluchformeln darin eingeschlossen. Solange du dieses Armband trägst, wird keiner das Dunkle Mal sehen und der Zauber muss nicht ständig erneuert werden. Du wirst zwar bald wieder selbst zaubern dürfen, aber das Armband wollte ich dir sowieso schenken und ich experimentiere gerne mit Flüchen. Vielleicht sollte ich ja lieber Fluchbrecher werden, statt Auror. Naja, und außerdem finde ich, dass dir das steht.“

Das Grinsen, das daraufhin Dracos Gesichtszüge überzog, bildete sich auch jetzt wieder, während er noch immer wortlos das grandiose Stadtpanorama zu seinen Füßen genoss.

„Hey, träumst du? An was denkst du bloß. Ich rede hier gerade gegen eine Wand. Da kommt man sich ziemlich blöd vor“, ranzte Harry ihn an.

Allerdings strafte sein verschmitztes Lächeln seine rüden Worte Lügen, denn er ahnte sehr wohl, was Draco gerade durch den Kopf ging, besonders als sein Blick auf Dracos linkes Handgelenk fiel, das dieser noch immer mit der rechten Hand umfasst hielt und sachte mit dem Daumen über die einzelnen Glieder der Kette strich.

Endlich nahm Draco wahr, dass Harry ihn ansprach.

„Sorry, das war heute alles ein bisschen heftig. Ist mir alles noch mal durch den Kopf gegangen. Aber ich komm klar. Wirklich. Das hier …“, sein Blick deutete auf das Armband, das jetzt im Sonnenlicht funkelte, „ … bedeutet mir unendlich viel.“

Harry nickte nur, aber seine Augen und sein Gesichtsausdruck sprachen Bände. Draco konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch und deshalb fühlte er sich jetzt gerade unendlich wohl, sicher und verstanden. Ob er Harry das jemals würde zurückzahlen können, was der ihm schon alles geschenkt hatte? Er bezweifelte es stark.

Der Sonnenuntergang kündigte sich an. Beim Anblick der roten Sonne, die ihre den Horizont färbenden Strahlen über die Stadt schickte, konnten beide nicht anders, als sich abseits, etwas versteckt vor der Menge ein Plätzchen zu suchen, um sich hinzusetzen und das Schauspiel zu genießen. Immer wieder küssten sie sich, was Draco jedes Mal eine Armee von Ameisen im Bauch bescherte. Die Geräuschkulisse der vielen Menschen auf dem Berg, die diesen Augenblick des schwindenden Tages ebenfalls andächtig verfolgten, nahmen sie gar nicht mehr wahr. Zu sehr waren sie versunken in ihrer eigenen Gefühlswelt, ihren Empfindungen füreinander und dem Verlangen, einander nahe zu sein.

„Danke Harry, für diesen wunderbaren Geburtstag“, fing Draco an, als die Sonne untergegangen war und sie nahe der inzwischen erleuchteten Statue das nächtliche Rio bewunderten, was fast noch schöner war, als die Aussicht am Tag.

„Keine Ursache … “, wollte Harry ansetzen, Dracos Dank zu beantworten, aber der ließ ihn nicht weitersprechen. Ein schneller Kuss schnitt Harry das Wort ab.

„Lass mich ausreden. Bitte. Das Frühstück war toll, dein Geschenk ist einfach genial und schön dazu und der faule Tag an der Copacabana war einfach herrlich. Ich liebe dieses Strandleben und ich schätze es sehr, dass du mir das ermöglicht hast. Wo du doch selbst immer Hummeln im Hintern hast.“

Harry lachte und konnte jetzt doch ein paar Worte loswerden.

„Langsam finde ich Gefallen am Faulenzen. Das Reisen ist anstrengend und ich bin froh über jede Minute des Nichtstuns. Ich glaube, wenn wir beide erst mal arbeiten und studieren müssen, dann liegen wir an den Wochenenden nur noch rum.“

Dracos Augen funkelten, denn Harry hatte gerade von einem „wir“ in ihrer Zukunft gesprochen. Von gemeinsamer Arbeit, Studium und Wochenenden, die sie zusammen verbringen würden.

Draco war glücklich. Ausgesprochen glücklich

„Merlin bewahre uns davor, ich hoffe, wir werden an den Wochenenden das Nachleben von London unsicher machen. Das kenne ich noch nicht. Du etwa?“

Harry schüttelte lachend den Kopf.

„Nein, irgendwie hab ich dafür bislang noch keine Zeit gefunden. Aber ich schätze, das ist das Erste was wir tun werden, wenn wir wieder zurück sind, oder? Naja, fast …“

„Jedenfalls finde ich den Abschluss meines Geburtstages hier oben wahnsinnig toll“, schloss Draco wieder an seine Dankesrede an und zeigte sich noch zusätzlich mit einem innigen Kuss erkenntlich.

Die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile, tranken den durch Zauber gekühlten Sekt, den Harry im Rucksack mitgebracht hatte, schmiedeten Pläne für die nächsten Tage, bis sie plötzlich merkten, dass sie alleine waren. Die letzte Bahn war abgefahren. Ohne sie.

„Hast du wieder einen Ungesagten über uns gelegt, dass sie uns hiergelassen haben?“, fragte Draco mehr amüsiert als ärgerlich.

Harry zwinkerte ihm zu und grinste.

„Ich wollte deinen Geburtstag ganz alleine hier mit dir ausklingen lassen.“

Harry erhob sich und drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis, während er laute Worte in die angenehm temperierte Nachtluft schmetterte.

„Ich bin der Retter der Zaubererwelt … und seit einem dreiviertel Jahr interessiert das keinen. Ich liebe das!“

Draco freute sich für Harry, dass er sich auf dieser Reise so erfolgreich von seinem Heldenstatus erholen konnte. Und er selbst tankte Kraft. Kraft für das, was kommen würde. Für eine Zukunft als ehemaliger Todesser in einer neuen Zaubererwelt, die es ihm sicher nicht leicht machen würde. Da half alles Jammern nichts. Da musste er durch. Aber er würde das schon schaffen. Dessen war er sich jetzt sicher.

Kurze Zeit später legte Harry fest den Arm um Draco, schenkte ihm ein fröhliches Lächeln, das Draco zufrieden erwiderte und apparierte mit ihm direkt in ihr Hotelzimmer. Auch wenn beide noch weit davon entfernt waren, den letzten, alles verändernden Schritt zu tun, war Draco sich sicher, dass sie in dieser Nacht noch lange nicht schlafen würden …


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