von KingsleyS
Die Ländereien der Schule lagen, beleuchtet vom silbrigem Licht der Patroni, in trügerischer Stille vor Harry. Keiner der Verteidiger feierte, als der letzte Dementor zu Staub zerfiel. Sollten wirklich alle Dementoren am Angriff beteiligt gewesen sein, war es durchaus möglich, dass keine dieser widernatürlichen Kreaturen mehr existierte. Doch der Todesschrei des letzten Dementors war verklungen und fast gespenstisch schien die absolute Ruhe, welche nun auf dem Gelände herrschte. Alles, was Harry hörte, waren die Atemzüge seiner Freunde und das vereinzelte Rascheln anderer Verteidiger hinter ihnen.
Die erste Runde war offensichtlich an die Verteidiger gegangen, aber der taktische Vorteil schien nun dahin. Voldemort würde nun wissen, dass er mit stärkerem Widerstand zu rechnen hatte als geplant. Dass die Dementoren die erste Welle bilden würden, war allen klar gewesen. Sie waren für Voldemorts Leute im Endeffekt genauso gefährlich wie für die Verteidiger. Aber natürlich hätten sie diesen ihren Kampfeswillen nehmen sollen und ihn nicht dadurch stärken, dass sie sich von ihnen komplett vernichten ließen.
>>Laut Plan müssten nun entweder die Riesen oder die Inferi angreifen!<< flüsterte Ron. >>Oder beides<< sagte Hermine und deutete mit der einen Hand auf den Verbotenen Wald, in welchem sich gerade Baumkronen - im Licht des Vollmondes gut zu erkennen - aus dem Blätterdach verabschiedeten, während ihr Zauberstab Richtung See wies, dessen Oberfläche verdächtig unruhig wirkte. Harry konnte sich gut vorstellen, dass Riesen sich gerade durch den Wald schlugen, in etwa so, wie wenn er durch ein Gebüsch kroch, in dem er störende Äste einfach zur Seite bog oder knickte. Warum jedoch die Inferi die Oberfläche des Sees aufwühlen sollten, blieb ihm unerklärlich. Schließlich war auch der mit Inferi gefüllte See in der Höhle völlig glatt gewesen.
>>Bleibt hier, das erledigen Fang, Grawpy und ich!<< brüllte Hagrid und rannte - gefolgt von seinem Bruder und Fang - auf den verbotenen Wald zu. Das Geräusch, welches sie dabei machten, klang einer Herde davonstürmender Elefanten nicht ganz unähnlich. >>Da, der See, seht mal!<< flüsterte Ginny aufgeregt. Die Tentakel des Riesenkraken peitschten durch das Wasser. >>Gut! Auch das war nicht geplant, gereicht uns jedoch zum Vorteil!<< meinte Ron und schrieb wieder etwas auf ein Pergament, das anschließend in Flammen aufging. >>Was treibst Du da, Ron? Und was war nicht geplant?<< >>Siehst Du es nicht, Harry? Der Krake und die Wassermenschen versuchen offensichtlich, zu verhindern, dass die Inferi das Land erreichen. Ich habe nur den Plan gerade dahingehend aktualisiert!<< antwortete Ron. Harry nickte verstehend. Die Idee, mittels dieses Zettelsystems den Plan auf dem aktuellen Stand zu halten, erschien ihm brillant. >>Nur das es nichts bringen wird, Ron. Es gibt nur zwei Wege, um Inferi aufzuhalten. Entweder indem man den Zauberer, der sie beschworen hat, darum bittet oder ihn zwingt, es rückgängig zu machen,...<< >>Prima Idee, Schatz! Ich schicke Voldemort gleich eine entsprechende Eulenpost! Harry, dürfte ich mir Hedwig ausleihen?<< unterbrach Ron Hermine. Diese jedoch sprach ungerührt weiter, ohne darauf einzugehen. >>... oder mit Feuer!<< beendete sie ihren Vortrag.
>>Aber die Seebewohner verschaffen uns Zeit, Hermine. Ich frage mich sowieso schon, wo sie bleiben!<< meinte Ron. >>Wo wer bleibt?<< fragte Harry neugierig und verwundert. Auch Hermine und Ginny starrten Ron an. Dieser grinste. >>Lasst Euch überraschen. Wenn alles klappt, brauchen wir uns wegen der Inferi keine Sorgen zu machen!<< >>Was hast Du vor, Ron?<< fragte Hermine misstrauisch. >>Alles geplant, Hermine, alles geplant. Aber Hoffentlich kommen sie noch rechtzeitig, sonst haben wir ein Problem!<< entgegnete Ron, halb stolz, halb besorgt. Alle wussten, aus Ron würden sie so nichts mehr herausbekommen. >>Seht mal da!<< sagte Hermine und deutete auf den Rand des verbotenen Waldes, wo soeben ein gutes Dutzend riesiger Schatten in den Mondschein trat. Hagrid, Fang und Grawp waren fast bei ihnen und erst jetzt wurde den Vieren bewusst, dass sie im Verhältnis zu den anderen Riesen wirklich klein waren. Die meisten überragten sie um mindestens einen, manche sogar um mehr als zwei Meter. Fang war der erste, der einen der Riesen zu fassen bekam. Er verbiss sich in dessen Wade und ließ erst im dem Moment von ihm ab, in dem er es musste, weil einer der anderen Riesen mit seiner Keule auf Fang einprügeln wollte. Doch Fang war zu flink und statt ihn traf er lediglich seinen Kameraden von hinten ins Knie, was diesen aufbrüllen und unter mächtigem Poltern zu Boden sacken lies.
In der Zwischenzeit waren auch Hagrid und Grawp bei den Riesen angekommen. Fang hatte sich bereits in seinem nächsten Opfer verbissen. Ungelenk stürmten die Riesen auf Hagrid und Grawp zu, wurden jedoch von den beiden in bester Judo Manier, den Schwung und die Masse des Gegners nutzend, zu Boden geworfen. Auch wenn Harry die beiden Brüder beim Training gesehen hatte, hätte er nicht gedacht, dass sie sich so effektiv würden verteidigen können. >>Sieht aus, als hätten es die beiden vorerst im Griff!<< meinte Ron anerkennend, blickte besorgt zum See und suchte aus einem für Harry nicht erkennbaren Grund den Himmel ab.
Dann war es so weit. Der erste Inferi erreichte das Ufer des Sees. Sofort schossen aus allen Richtungen Flammenzauber auf ihn ein. Doch er war nur der Erste, und jede Sekunde schien sich ihre Anzahl zu verdoppeln. Auch Harry und die anderen hatten sich inzwischen näher herangeschlichen und schickten ebenfalls Flammen gegen die Inferi, die zwar nicht mehr weiter vorrückten, sich aber auch nicht in den See zurücktreiben ließen. Etliche hundert Inferi bevölkerten mittlerweile die Stellen des Ufers, an welchem sich die Schüler im Sommer gerne von den Strapazen des Schulalltages erholten. Doch langsam schien ihr Nachschub ins Stocken zu geraten. Noch immer hielten die Flammen der Verteidiger sie davon ab, näher zu kommen, doch auch zurück wichen sie nach wie vor nicht. Es herrschte eine klassische Pattsituation.
Ob das in dieser Art geplant war oder nicht, vermochte Harry nicht zu sagen. Allerdings begann in diesem Augenblick der Hauptangriff der Todesser, Werwölfe und sonstiger Anhänger Voldemorts. >>MadEye, Plan B - sofort!<< rief Ron zu dem alten Auror herüber. Dieser nickte und schrie Befehle durch die Gegend. Die Reihen der Verteidiger wurden dünner, als Moody mit den Gruppen für Plan B abzog. Harry wollte ihm folgen, wurde jedoch von Ron aufgehalten. >>Harry, lass! Momentan brauchen wir Dich hier! Wir können die Inferi so schon kaum noch halten!<< Ron hatte Recht, denn Meter um Meter drängten die Inferi die Verteidiger weiter zurück.
So gut sich Hagrid und Grawp auch gegen die anderen Riesen schlugen, diese waren nicht nur größer und stärker als die beiden, sondern auch noch sechs zu eins in der Überzahl. Über kurz oder lang würden also Zauberer den beiden zur Hilfe eilen müssen. Währenddessen machte sich deutlich bemerkbar, dass die Gruppe derer, die sich um die Inferi kümmerte, geschrumpft war. Langsam ließen die Kräfte etwas nach, und viel schneller als gut war rückten die Kreaturen vor. Währenddessen schafften es die Gruppen um MadEye, die heran rückenden Todesser und Werwölfe im selben Areal zusammenzutreiben. Sollten sich diese beiden Gruppen, welche gemeinsam unter dem Befehl Voldemorts standen, zusammenschließen, würden sie jedoch in Null Komma nichts die Verteidiger überrennen.
Jedoch sollten Ron, MadEye und Remus mit ihrer Einschätzung der Todesser und Werwölfe Recht behalten. Während die Todesser diese Wesen als wertlos ansahen, waren die Werwölfe bereits derart im Blutrausch, dass sie weder Freund noch Feind kannten und einige der überraschten Todesser von ihnen zerfleischt wurden. In wilder Panik flohen die Todesser vor den Werwölfen, wobei der eine oder andere bewusst Kameraden Schockzauber in den Rücken schoss, um sie den Bestien zum Fraß vorzuwerfen. Die Kalkulation ging auf. Kaum waren genug wehrlose Todesser vorhanden, begannen die Werwölfe, sich an ihnen gütlich zu tun, ohne den Fliehenden weiter Beachtung zu schenken.
Die Situation am See verschlechterte sich von Minute zu Minute. Immer dichter kamen die Inferi den Verteidigern. Als sich erneut dunkle Schatten über das mondbeschienene Gelände legten, glaubte Harry zu verzweifeln. War es möglich, dass so viele Dementoren zurückgehalten worden waren, um sich nun, wo ihre Situation sowieso schon aussichtslos genug war, an ihren Seelen zu vergreifen? Einzig das Ausbleiben der üblichen Kälte und das Rauschen von mächtigen Flügeln ließ Harry einen Blick nach oben riskieren. >>Endlich sind sie da!<< jubelte Ron. Auch Harry verstand nun, worauf Ron angespielt hatte. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass außer Percy noch ein weiterer Weasley gefehlt hatte. Doch nun war er da. Charlie war direkt aus Rumänien gekommen zusammen mit einem halben Dutzend ausgewachsener Drachen.
Und noch einmal sollte Ron Recht behalten. Hatten es vorher die Verteidiger kaum geschafft, die Inferi am schnellen Vordringen zu hindern, so rissen die Flammenstöße der Drachen gewaltige Schneisen in die Reihen der Untoten. Denn ihr Feuer schien nicht nur in der Lage, sie Aufzuhalten. Nein, Drachenfeuer vermochte offenbar Inferi zu vernichten, oder erlösen, je nach dem, wie man es sehen wollte. >>Los, kommt mit! Wir müssen MadEye helfen!<< rief Ron Harry, Ginny und Hermine zu.
Die Werwölfe hatten ihr Mahl beendet und waren nun auf der Suche nach weiteren Opfern. Was sich gar nicht so einfach gestaltete, denn sie waren auf drei Seiten von Zauberern eingekreist. Auf der dem Schloss abgewandten Seite standen sie den Todessern gegenüber, während die anderen beiden Seiten von den Verteidigern rund um MadEye gehalten wurden. Sogleich übernahm Ron das Kommando der einen Gruppe und gab MadEye ein Zeichen, woraufhin beide Verteidigergruppen sich einige Meter zurückzogen. >>Was soll das, Ron? Wieso lässt Du zu, dass sie näher ans Schloss kommen?<< fragte Harry verwundert. >>Weil sie noch nicht da sind, wo ich sie haben will!<< gab Ron knapp zurück.
>>Moody! Jetzt!<< schrie Ron. Gleichzeitig berührten Beide mit ihren Zauberstäben den Boden und begannen, Beschwörungen zu murmeln. Harry mühte sich zusammen mit den anderen, die Werwölfe durch Schild- und Schockzauber am Durchbrechen zu hindern. Nach Ewigkeiten - wie es ihm und allen anderen schien - riefen Ron und MadEye wie aus einem Mund: >>Aktivare<<. Was nun passierte war mit das Grausigste, das Harry jemals gesehen hatte. Wie von Treibladungen ausgelöst schossen silberne Nadeln, jede über einen halben Meter Lang und dicht gestellt wie auf einer Drahtbürste aus dem Boden, auf dem die Werwölfe eingekesselt waren. Zauber machten diesen Kreaturen nicht viel aus. Aber derart auf silberne Nadeln gespießt blieb ihnen nichts anderes übrig als zu sterben. Die Wenigen, die sich auf Boden ohne Silberspieße retten konnten, waren eine leichte Beute für die Zauberer, welche nun reinen Tisch machten.
Doch noch während das geschah, rief der Grund, warum diese Schlacht überhaupt gekämpft wurde, sich Harry wieder ins Gedächtnis. Ein stechender, greller Schmerz schoss durch seine Narbe, und er wusste, dass nun der Moment gekommen war, sich Voldemort zu stellen. Mit allem, was er an spärlichem Oklumentikkönnen aufzubieten hatte, kämpfte Harry diesen Schmerz nieder und bekam langsam wieder einen klaren Kopf. Er musste sich seinem Gegner stellen, alleine, und ohne dass einer seiner Freunde sich einmischte. Doch wie sollte er es schaffen, sich durch die kämpfenden Massen hindurch zu bewegen, ohne ständig selbst in Kampfhandlungen verwickelt zu werden und ohne dass es Ron, Hermine oder gar Ginny mitbekommen würden? Da kam ihm die rettende Lösung. Er verwandelte sich in den königlichen Greifen und flog einfach über das Getöse der Schlacht hinweg.
Mit den scharfen Sinnen seiner Animagusgestalt war es kein Problem, seinen Gegner zu finden. Auf einem Hügel unweit des Schlossgeländes stand Voldemort und beobachtete das Kampfgeschehen. Harry landete einige Meter entfernt, da er nicht in der Luft abgeschossen werden wollte. Königliche Greifen besaßen zwar ein gewisses Maß an Immunität gegen Magie, aber ob das auch für einen Todesfluch galt, wollte er lieber nicht ausprobieren. Jedoch hatte er das Pech, mitten in einer Gruppe von Bergtrollen gelandet zu sein, welche über sein plötzliches Auftauchen alles andere als erbaut schienen. Es dauerte einige Minuten, sich dieses Problems zu entledigen, dann betrat Harry den Hügel.
>>Ah, Potter, endlich genug davon, Dich hinter den Schutzzaubern der Schule und den Umhängen großer Kämpfer zu verstecken?<< begrüßte ihn Voldemort. >>Ich habe mich nie versteckt und Dir - wie Du genau weist - schon öfter Mann gegen Mann gegenübergestanden. Aber egal, was früher war! Heute wird es enden, Voldemort. Denn keiner von uns kann leben, während der andere überlebt!<< antwortete Harry ruhig. Er hatte keine Ahnung, woher plötzlich diese Ruhe in ihm kam, aber sie war da. >>Du wagst es, meinen Namen auszusprechen?<< zischte Voldemort. >>Warum denn nicht? Es ist doch der, den Du Dir ausgesucht hast!<< >>Weil es Deinen kleinen Freunden nicht bekommen wird, Potter! Wurmschwanz!<< donnerte Voldemort. Mittels Portschlüssel erschien der Gerufene zusammen mit drei bis auf die Augen erstarrten Personen.
>>Nun, Potter, wer soll als erstes sterben? Dein bester Freund der Blutsverräter Weasley? Oder doch lieber das Schlammblut mit den braunen Haaren? Nein, ich hab es! Ich werde Deine Verlobte töten! Dann seid Ihr wenigstens im Tod vereint!<< lachte Voldemort. Harry blickte seine Familie an. Ihre Körper waren gelähmt, aber ihre Augen machten ihm Angst! In ihnen lag Furcht, aber auch blinde Abscheu gegen beide, Harry und Voldemort. Harry verstand diesen Blick nicht, mussten sie doch wissen, dass er statt ihrer sterben würde. >>Na dann also die Verlobte! Avada Kedavra!<< >>Nein!<< Und noch bevor Harry etwas machen konnte, lag ein Mensch Tod im Gras.
Doch Voldemort war nicht weniger geschockt als Harry. In einer letzten heroischen Tat hatte sich Wurmschwanz in den Todesfluch geworfen, der eigentlich Ginny treffen sollte. >>Dieser Blödmann! Was glaubt er, was er damit gewonnen hat? Ich werde den Fluch einfach noch einmal sprechen!<< fluchte Voldemort. >>Avada..<< >>Expelliarmus!<< schrie Harry dazwischen. Womit er zwar verhinderte, dass Voldemort den Todesfluch abfeuerte, aber entwaffnen konnte er ihn damit leider nicht. >>Oh, Potter will spielen, das kann er haben!<< zischte Voldemort. Harry lieferte ihm einen guten Kampf, musste schließlich jedoch einsehen, dass Voldemort noch immer der stärkere Zauberer war. Langsam aber sicher ließen seine Kräfte nach.
>>Snape!<< brüllte Voldemort und eine große, schlanke Gestalt in Todesserroben erschien. >>Halt Potter in Schach, damit er mich nicht wieder angreift, während ich ihm das Schauspiel seines Lebens bereite.<< >>Ja, mein Lord!<< antwortete Snape und schob die Maske von seinem spitzen Gesicht. Harry kämpfte nicht gegen ihn, zu gespannt war er, auf welcher Seite sein ehemaliger Professor nun stand. Dessen Augen bohrten sich in Harrys und nur aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie der grüne Strahl auf Ginny zuraste. Plötzlich hörte er Snapes Stimme in seinem Geist! >>Ruhig bleiben, Potter! Es ist nicht alles das, was es zu sein scheint!<<
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
So wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, Ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können Wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-)
Betagelesen: Aragock, Littlun
Euer KingsleyS
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel