von KingsleyS
Lange hatte man sich nicht einigen können, ob es besser war, allen Bewohnern von Hogwarts mitzuteilen, was bevorstand, oder einfach bis zu diesem Tag so zu tun, als sei alles normal. Schließlich hatte man sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Eine Ausnahme stellten Hermine, Ginny und natürlich Tonks dar, denn es konnte wohl keiner erwarten, dass Ron, Harry und Remus ihre Partnerinnen belogen. Aber nicht einmal Hagrid oder die anderen Lehrer wurden über die Situation in Kenntnis gesetzt. Den genauen Termin des Angriffs zu kennen, war ein taktischer Vorteil, und leider konnte man bei Hagrid nie sicher sein, ob er sich nicht doch verplapperte.
Den Schülern hingegen wollte man so lange wie Möglich einen geregelten Tagesablauf bieten. Außerdem hätte auch hier eine unbedachte Äußerung in einem Brief nach Hause genügt, um den taktischen Vorteil einzubüßen. Ron hingegen war vollauf mit seinen Planungen beschäftigt. Und auch wenn er ständig über MadEye schimpfte, weil er ihm seine strategischen Überlegungen mit der Erfahrung des alten Aurors zerpflückte, ging er in seiner Aufgabe auf. An den beiden letzten Abenden vor dem Kampf wanderte Ron um das Schloss und notierte, zu welcher Zeit in welchem Zimmer Licht brannte. Nichts sollte darauf hindeuten, dass man vor gewarnt worden war. Voldemort sollte so lange wie möglich in dem Glauben gelassen werden, das er Hogwarts im Schlaf würde überrennen können.
>>Sag mal, Ron. Du bist jetzt fast den ganzen Tag auf dem Gelände herumgeschlichen! Was treibst Du eigentlich?<< fragte Harry. >>Ich war auf der Suche nach taktischen Vorteilen. Und ich glaube, ich habe ein paar gefunden. Wenn Du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss zum meinem Planspiel!<< antwortete Ron und grinste. Da keiner hatte erfahren sollen, dass der Angriff so kurz bevorstand, hatte man beschlossen, von Rons Planspiel zu sprechen. Es waren nämlich schon Fragen gestellt worden, warum Ron so selten zu sehen war. >>Okay! Aber denk daran, um zwanzig Uhr in der Großen Halle zu sein. Minerva hat ein Festessen verordnet!<< rief ihm Harry noch nach.
>>Ginny, denk doch auch mal an unser Kind! Geh bitte heute Abend mit den Jüngeren, bevor es los geht! Ich könnte es nicht ertragen, wenn Dir etwas passieren würde!<< bat Harry seine Verlobte eindringlich. >>Harry Potter! Ich glaube, Du spinnst ein bisschen! Ich soll Dich kämpfen lassen und mir irgendwo die Augen aus dem Kopf weinen? Was glaubst Du wohl, wie es mir dabei geht? Außerdem könnte man mich entführen und Dich damit erpressen. Das Sicherste ist es, wenn ich in Deiner Nähe bleibe. Zumindest so lange, wie es irgend geht.<< antwortete Ginny mit funkelnden Augen und in die Hüften gestemmten Händen. Harry gab nach. Also würde er sich damit begnügen müssen, Ginny mit dem mihi adeo periculi Zauber zu belegen, genau wie Ron und Hermine. Auf diese Weise würde er an ihrer Stelle leiden und sterben. Aber wenigstens würden die für ihn wichtigsten Menschen auf der Welt überleben. >>Du hast Recht, Schatz! Lass uns runtergehen in die Große Halle. Es ist fast zwanzig Uhr!<< sagte Harry.
>>Liebe Schülerinnen und Schüler, liebes Kollegium. Ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen, die unser aller Leben verändern wird. Aber wie mein geschätzter Vorgänger Albus Dumbledore immer sagte, sind Neuigkeiten viel besser zu verdauen, wenn sie eine solide Grundlage haben. Also langt zu und lasst es Euch schmecken.<< sagte McGonagall und sofort bogen sich die Tische unter der Last des Essens. Harry jedoch ging es wie vor einem wichtigen Quidditchspiel. Er verspürte überhaupt keinen Hunger. Ron hingegen langte zu, als gäbe es kein Morgen. Harry dachte kurz darüber nach und griff sich dann einen Hähnchenschenkel. Dies war möglicherweise seine Henkersmahlzeit, und in dem Fall wollte er sie auch genießen. >>Keine Angst, Harry! Es ist alles vorbereitet. Heute Abend wird nichts schief gehen!<< flüsterte ihm Ron zwischen zwei Pasteten zu.
>>Entschuldigt mal, aber ist hier noch frei?<< >>Ja, wir sind zwei arme Geschäftsleute und wurden von der großzügigen Direktorin zu einem kostenlosen Abendessen eingeladen!<< Harry blickte auf. Er kannte diese Stimmen. >>Fred, George! Natürlich! Setzt Euch!<< sagte Harry. Doch die Zwillinge waren nur die ersten Ordensmitglieder, die eintrafen. Nach und nach füllten sich die Haustische mit Kämpfern. Sie alle wirkten ein wenig besorgt, aber auch zuversichtlich. Die Schüler bemerkten das zwar, aber da McGonagall nichts sagte, vermutete man, dass es wohl etwas mit der Mitteilung zu tun hatte, welche sie im Anschluss an das Essen machen würde.
Es war fast 22 Uhr, als der letzte Schüler seinen Pudding ausgekratzt hatte und der Nachtisch des üppigen Mahls verschwand. An seiner Stelle tauchte ein Seil auf, das jeden Platz und alle Tische miteinander verband. Man wunderte sich darüber, und es wurden auch Witze gerissen. Der tiefere Sinn dieses Seils war zu diesem Zeitpunkt jedoch nur wenigen bekannt. Die Direktorin erhob sich und ergriff das Wort. Sofort herrschte gespannte Stimmung im Saal.
>>Meine lieben Schüler. Wie Euch sicherlich nicht entgangen ist, wurden während des Essens unsere Reihen durch Gäste und ehemalige Schüler ergänzt. Dies hat natürlich einen Grund! Ab sofort ist Hogwarts eine Festung, welche sich aktiv im Kampf gegen Voldemort beteiligen wird!<< verkündete McGonagall. Zwar waren bei Erwähnung des Namens Voldemort einige zusammen gezuckt, aber jetzt brach lautes Gejohle und Jubel los. McGonagall hob die Hand und deutete damit an, dass sie Weitersprechen wollte. Es wurde wieder leiser in der Großen Halle.
>>Es freut mich, dass Sie diese Neuigkeit so wohlwollend aufnehmen. Allerdings habe ich Ihnen noch zwei Mitteilungen zu machen, die Ihren Enthusiasmus ein wenig dämpfen dürften! Es wird zum finalen Kampf kommen. Heute Nacht. Oder genauer gesagt: In 2 Stunden werden die Todesser und ihre verbündeten über Hogwarts herfallen wie eine biblische Plage!<< geschocktes Schweigen herrschte im Saal. Bis jetzt war der endgültige Kampf allen noch so fern in der Zukunft erschienen. Und nun war er da. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung!
>>Das sollen die Mal versuchen! Die schmeißen wir achtkantig wieder raus!<< rief jemand vom Huffelpufftisch. >>Genau! Die machen wir fertig!<< rief ein Slytherin, dann riefen plötzlich alle Durchhalteparolen durcheinander. Erneut hob die Direktorin ihre Hand. >>Einige von Ihnen dürften sich gefragt haben, was es mit dem Seil vor ihnen auf sich hat. Nun, es handelt sich um einen Portschlüssel, welcher alle Schüler unterhalb des fünften Schuljahres sowie alle, die es vorziehen, nicht kämpfen zu wollen, aus dem Schloss bringt.<< Eine Welle der Empörung brandete auf, wurde jedoch von McGonagall mit einem strengen Blick im Keim erstickt. >>Ich weiß, dass viele der Jüngeren inzwischen dank der DA passable Kämpfer geworden sind. Aber auch den Älteren, die es vorziehen, nicht zu kämpfen, kann ich keinen Vorwurf machen. Ich möchte Sie alle nur bitten: Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten, um Ihre Familien und Freunde zu schützen, wenn Sie Zuhause sind. Wir erwarten zwar nichts dergleichen, aber es ist immerhin möglich, dass die Todesser Angriffe auf Zaubererfamilien planen, um die Auroren davon abzuhalten, Hogwarts zur Hilfe zu kommen. Wenn nun bitte alle, die es betrifft, das Seil anfassen würden!<< bat McGonagall.
Einige der Jüngeren und auch eine Handvoll ältere Schüler berührten das Seil. >>Ich sagte, alle unter der fünften Jahrgangsstufe! Darüber wird nicht diskutiert!<< rief die Direktorin und mit einem Schwenk ihres Zauberstabs klebten plötzlich alle Jüngeren mit ihren Händen an dem Seil. >>Es geht los! Drei, zwei, eins, aktiviert!<< Ein kurzer Blitz und alle, die das Seil berührt hatten, waren samt selbigem verschwunden. Zufrieden blickte sich McGonagall die verbliebenen Kämpfer an. >>So, das ist sie dann also, die Armee der Aufrechten, der Verteidiger, die vereinte Streitmacht aus Orden des Phönix und Dumbledores Armee. Lassen Sie mich Ihnen sagen, wie stolz ich auf Sie alle bin!<< Bei diesen Worten quoll McGonagall eine dicke Träne der Rührung unter ihren Brillengläsern hervor. Und auch Harry musste schwer gegen den Klos im Hals kämpfen, der sich bei diesen Worten gebildet hatte.
>>Wenn ich nun Ron als offiziell gewählten Anführer des Ordens nach vorne bitten dürfte! Und natürlich auch Harry, denn er wird es sein, der heute Nacht die schwerste Aufgabe zu bestehen hat!<< verlangte die Direktorin nachdrücklich. Harry hätte lieber jetzt sofort gegen Voldemort gekämpft als sich jetzt dort vorne hinzustellen und zu den Anwesenden zu sprechen. Ginny drückte aufmuntert seine Hand und Hermine nickte ihm zu. Ron, der bereits aufgesprungen war, war da weniger feinfühlig und zog ihn am Kragen von seinem Sitzplatz hoch. >>Es hilft nichts, Harry, da müssen wir jetzt beide durch!<< flüsterte er, als Harry neben ihm stand.
Harry war dankbar, dass Ron als erster das Wort ergriff. >>Ich danke Dir, Minerva! Jetzt stehe ich hier und Ihr erwartet sicher von mir, dass ich Euch eine anfeuernde, aufmunternde und am besten auch noch inspirierende Rede halte, so wie es Albus sicher getan hätte. Leider muss ich Euch enttäuschen. Ich bin nicht Albus Dumbledore, wie man unschwer an dem roten Haar und dem fehlenden Bart erkennt.<< eröffnete Ron und erntete doch tatsächlich einige Lacher. >>Zu Eurem Glück jedoch bin ich ein ganz brauchbarer Stratege und da MadEye Moody und Remus so freundlich waren, mir mit ihrer größeren Erfahrung zur Seite zu stehen, bin ich doch zuversichtlich, dass wir diese Schlacht siegreich werden beenden können. Moody ist außer mir der einzige, der den gesamten Plan kennt, und er wird auch während der Schlacht die Koordination der Kampfgruppen übernehmen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung kann er wesentlich besser auf ungeplante Ereignisse reagieren als Ich. Des Weiteren sind Minerva und Remus über den größten Teil des Plans im Bilde. Solltet Ihr also irgendwann unsicher sein, was zu tun ist, wendet Euch an einen von uns. MadEye wird gleich mit der Einteilung der Gruppen beginnen. Aber bevor es dazu kommt und ich Harry zu Euch sprechen lasse, habe ich noch eine Mitteilung für Euch, die Euch Mut machen dürfte. Wie Ihr ja wisst, hatte Harry von Albus einen Auftrag bekommen. Dieser Auftrag stand in direkter Verbindung mit dem, was heute Nacht geschehen wird.<< Ron blickte Harry unsicher an, aber dieser nickte, um sein Einverständnis zu signalisieren. >>Vielleicht hat der eine oder andere von Euch sich schon einmal gefragt, wie es Voldemort gelingen konnte, von den Toten zurückzukehren. Nun, dafür gibt es nur eine einzige Erklärung. Voldemort war nie tot. Als er auf Baby Harry den Todesfluch schleuderte und dieser zurückkam, hätte er eigentlich sterben müssen. Und das wäre er auch, wenn das nicht zu diesem Zeitpunkt bereits unmöglich gewesen wäre!<< Kollektives einatmen der Kämpfer war die Folge von Rons Worten. Und statt ihnen Mut zu machen, wurden ihre Gesichter immer blasser.
Diese Wirkung war von Ron beabsichtigt gewesen und er fuhr fort. >>Voldemort hatte es geschafft, durch die Anwendung unheiliger Rituale und schwarzer Magie unsterblich zu werden. Albus verriet Harry das Geheimnis, wie dies rückgängig zu machen war. Das war es, woran wir arbeiteten, wenn wir Euch nicht verraten konnten, was wir taten. Und vor wenigen Tagen ist endlich der endgültige Schritt gelungen. Voldemort weiß noch nichts von seinem Glück, aber er ist nun wieder sterblich! Wenn er heute Nacht fällt, dann für immer!<< Ein riesiges Gejubel erfüllte die Große Halle und erneut hob Ron die Hand, um sich Ruhe zu erbitten. >>Trotzdem rate ich dringend davon ab, Voldemort selbst anzugreifen. Es gibt eine Prophezeiung, dass es Harry sein muss, der ihn tötet, oder bei dem Versuch stirbt! Sollte dieser schlimmste Fall eintreten, Harry, verspreche ich Dir hiermit, dass keiner hier in diesem Raum eher ruhen wird, bis er Deine Aufgabe beendet hat. Es muss und wird heute Nacht enden!<< Erneut brandete Applaus auf, wurde diesmal jedoch von niemanden unterbrochen. Erst als er vollständig abgeklungen war, ergriff Harry das Wort.
>>Danke Ron! Ihr seht, noch einmal werde ich in die mir so verhasste Rolle des Helden springen müssen. Ich habe es mir nie ausgesucht und mit der Zeit immer mehr hassen gelernt, dass ich von den Menschen als etwas Besonderes angesehen werde. Ich wollte es nie und hoffe, dass ich es nach dieser Nacht auch nie wieder sein muss. Alles, was ich möchte, ist, Ginny heiraten, unser Kind und vielleicht auch noch ein paar mehr groß zu ziehen und ansonsten ein ruhiges und einfaches Leben zu haben.<< Harry suchte den Blick seiner Verlobten, die ihn verliebt beobachtete. >>Ich könnte jetzt pathetisch zu Euch sagen, Ihr sollt rechts und links neben Euch schauen, denn diese Menschen werden den heutigen Kampf vermutlich nicht überleben. Jedoch hege ich die Hoffnung, dass wir mit weitaus weniger Opfern geschlagen sein werden, wenn es vorbei ist. Diejenigen, die in der D A sind, haben es sicher schon oft geübt. Wenn Ihr im Kampf seid und habt die Möglichkeit, entweder einen Gegner auszuschalten oder einen Kameraden zu retten, dann tut bitte letzteres. Denn diese Haltung unterscheidet uns von unseren Gegnern. Für Voldemort ist eine Schlacht nichts, was ihn emotional beschäftigt. Für ihn gibt es nur mehr oder weniger wertvolles Kanonenfutter. Ihr werdet sehen, dass er zuerst Dementoren, Inferi, Riesen und andere dunkle Geschöpfe einsetzen wird, bevor er mit seinen Todessern angreift. Doch heute wird es anders sein. Heute wird Liebe, Freundschaft und Kameradschaft über Hass und kalte Berechnung triumphieren!<< sagte Harry und wieder jubelte die ganze Halle.
Die Einteilung der Gruppen war erledigt, auch wenn es etwas schwierig gewesen war, denjenigen, die noch D A Anfänger waren, klar zu machen, dass sie ihre Gemeinschaftsräume bewachen würden. Erst als Harry ihnen einschärfte, dass sie damit das Rückgrat der Verteidigung bildeten, willigten sie ein. Auch die Fortgeschrittenen waren nur mäßig begeistert davon, das innere des Schlosses zu sichern und nach Rons Plan Räume zu beleuchten. Aber auch sie waren einverstanden, als man ihnen erklärte, dass auch dies ein wichtiger Teil des Plans war.
Die Krieger hatte MadEye da schon unauffälliger so auf die Gruppen verteilt, das sie nicht an vorderster Front eingeteilt waren. Das blieb den erfahrenen Kämpfern des Phönixordens und der D A Elite vorbehalten. Ron, Hermine, Ginny und Harry bildeten Gruppe eins. Sie war nur locker in das Gesamtkonzept der Verteidigung eingebunden und konnte sich daher Quasi frei auf dem Schlachtfeld bewegen. So kam es auch, dass Harry wirklich nur die drei Menschen mit dem mihi adeo periculi Zauber belegte. Aber er merkte auch ziemlich schnell, dass dies offenbar mehr als genug war, denn schon jetzt hatte er das Gefühl, irgendwie überfüllt zu sein. Schließlich war dies eine magische Verbindung, die noch über das hinaus ging, was er mit Voldemort teilte.
Da es zu auffällig gewesen wäre, bereits alle Gruppen um viertel vor Zwölf außerhalb des Schlosses in Stellung zu bringen, warteten die meisten in der Großen Halle auf den beginn des Angriffs. Hagrid jedoch war so schnell es möglich war zu seinem kleinen Bruder vor dem Haupttor zurückgekehrt. Gruppe eins war ihm gefolgt. >>Über die Riesen macht Euch mal keine Sorgen. Das erledigen Grappy und ich in solider Handarbeit! Nich war, Grawpy?<< polterte Hagrid. >>Grawp und Hägger sich um Riesen kümmern!<< bestätigte Hagrids Bruder.
>>Hagrid, ich weiß ja, dass Ihr Kampftechniken geübt habt, um mit größeren und stärkeren Gegnern fertig zu werden. Bei Grawp könnte das auch einiges bringen, aber meinst Du nicht, dass Du einfach zu klein bist, um mit normal großen Riesen zu kämpfen, die auch noch deutlich in der Überzahl sind?<< fragte Harry besorgt. Hagrid lachte. >>Also Harry, wirklich, man hat mir ja schon viel gesagt in meinem Leben, aber nich, dass ich zu klein wär!<< >>Moment mal! Eventuell hat Harry da gar nicht so unrecht!<< warf Hermine nachdenklich ein. Sie brütete etwas aus, das konnten die anderen ihr ansehen.
>>Hm, bei Grawp dürfte es sinnlos sein, aber bei Hagrid könnte es was bringen, er ist schließlich nur ein Halbriese!<< überlegte Hermine laut. >>Hagrid, bitte erschrecke jetzt nicht, wenn ich mit dem Zauberstab auf Dich ziele, aber ich möchte etwas ausprobieren! Engorgio!<< rief Hermine. Harry fand die Idee so einfach wie genial. Wenn es der falsche Moody damals geschafft hatte, Spinnen zu vergrößern, warum sollte das nicht bei Hagrid klappen?
Umso enttäuschter war er dann jedoch vom Ergebnis. Kaum zehn Zentimeter war Hagrid gewachsen. >>Gute Idee, Hermine, das hätte es leichter gemacht für mich, aber es geht auch so!<< sagte Hagrid. >>Es muss an Deinem Riesenblut liegen, dass der Zauber nicht voll wirkt. Lass es uns noch einmal gemeinsam versuchen!<< entgegnete Hermine. Harry verstand sofort und zückte seinen Zauberstab. Ron jedoch brauchte mal wieder einen Augenblick länger. >>Ron, Zauberstab raus und auf Hagrid richten und dann auf drei noch einmal alle zusammen.<< forderte Hermine. >>Eins, zwei, drei, Engorgio!<<
Die Zauber aus vier Zauberstäben vereinten sich zu einem Einzigen und trafen den völlig perplexen Halbriesen. Und Hagrid begann zu wachsen. Zwar nur langsam, aber doch stetig. Nachdem der Zauber abgeschlossen war, war er gut 20 Zentimeter größer als Grawp. Dieser blickte seinen großen Bruder ungläubig an. Fang, der nun bellend um Hagrids Beine sprang, ihm aber nicht mal mehr bis zu den Knien springen konnte, winselte leise. Es bedurfte nur einen kurzen Blick zwischen den vier Freunden, dann begann auch der Saurüde mit der Kraft von vier Zauberern zu wachsen. Mit einer Schulterhöhe von knapp zwei Metern hatte er anschließend in etwa das Format von gewaltigen Kampfstieren.
>>Danke Leute. Was denktn Ihr, wie lange der Zauber anhalten wird?<< fragte Hagrid. Denn natürlich wusste auch er, dass solche Zauber nicht permanent waren. >>In Ermangelung derartiger Erfahrungen kann ich da nur Vermutungen anstellen, aber ich denke, ein paar Stunden dürften es wohl schon sein!<< antwortete Hermine. >>Jedenfalls dürfte es Eure Chancen gegen die Riesen erheblich verbessert haben!<< stellte Ron fest und notierte etwas auf einem Zettel, der sich gleich darauf in einer Stichflamme auflöste.
Eine leider all zu vertraute Kälte erfasste Harry. Er blickte sich um und erkannte Dementoren. Der ganze Himmel schien sich schwarz zu verfärben, so viele waren es. >>Angriff! Es geht los! Die Dementoren kommen!<< schrie Harry in Richtung Schloss. Wenig später rannten die ersten Kämpfer aus dem Portal. Erste Patroni wurden beschworen. Manche nur schwach, fast noch nebelhaft. Andere mit deutlichen Konturen und schimmerndem Licht. Harry bewunderte das Schauspiel, als sich direkt neben ihm ein Otter, ein Braunbär und ein Gepard ins Kampfgetümmel stürzten. Sie waren heller als fast alle anderen Patroni und setzten den Dementoren ordentlich zu. Die Kälte, welche Harry empfunden hatte, verschwand, und eine Wärme erfüllte ihn.
Es war nun Zeit, selbst in das Geschehen einzugreifen, fand er und suchte nach seiner glücklichsten Erinnerung. Er fand sie in dem Moment, als Ginny ihm sagte, dass er Vater werden würde. Erfüllt von purem Glück, hob er seinen Zauberstab in die Höhe und brüllte: >>Expecto Patronum!<< Der Hirsch leuchtete gleißend wie die Sonne. Er war um einiges größer als früher und galoppierte in atemberaubender Geschwindigkeit auf die Dementoren zu. Wie vor den anderen Patroni versuchten sie zu fliehen, doch der Hirsch war schneller und spießte einen nach dem Anderen mit seinem Geweih auf, worauf hin diese mit einem markerschütternden Schrei zu schwarzem Staub zerfielen. Binnen kürzester Zeit arbeiteten der Hirsch, der Gepard, der Braunbär und der Otter zusammen. Hermines Otter beschränkte sich auf das treiben, ein Dementor, der jedoch den Pranken von Rons Braunbär oder den Krallen von Ginnys Gepard zu nahe kam, erging es nicht besser wie jenen, die Harrys Hirsch immer noch fleißig mit dem Geweih aufspießte.
Nach und nach folgten auch andere diesem Beispiel, und wenn alles gut ging, würde wohl so gut wie keiner der Dementoren diesen Tag überstehen, da nur die stärkeren Patroni sie wirklich Angriffen, während die schwächeren sie an der Flucht hinderten. Die schiere Anzahl von Zauberern an diesem Ort, welche den Zauber beherrschten, war wahrscheinlich einmalig in der Geschichte.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
So wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, Ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können Wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-)
Betagelesen: Aragock, Littlun
Euer KingsleyS
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel