von KingsleyS
>>Was soll das werden, Potter, ein schlechter Witz? Das ist ein Schnatz! Zugegeben, ein sehr ungewöhnliches, fast schon altertümliches Modell. Aber eben nur ein Schnatz. Uns beiden wäre es zuzutrauen, einen Schnatz als Horcrux zu verwenden. Aber nicht dem dunklen Lord! Er hasst Quidditch und alles, was damit zu tun hat!<< So langsam schien Draco wieder in seine alte Verhaltensweise zurückzufinden. >>Ein Witz Draco? Ich denke nicht! Dieses Ding hier hätte mich um ein Haar umgebracht, und das mehrmals. Und bedenke, was ich Dir über die anderen Horcruxe erzählt habe. Der Becher Huffelpuffs, das Amulett von Slytherin, was also fehlt noch, um ein komplettes Bild zu erzeugen? Richtig! Etwas von Ravenclaw oder Gryffindor, oder noch besser, etwas von Ravenclaw und Gryffindor. So wie dieser Schnatz hier! Hast Du Dich nie gefragt, woher die alte Schultradition mit dem Quidditch Pokal kommt? Die beiden Gründer waren wahrscheinlich vernarrter in das Spiel als wir beide. << entgegnete Harry.
Draco streckte seine Hand nach dem Schnatz aus, der sich fest umklammert in Harrys Hand befand. >>Stopp! << rief Professor Shacklebolt in diesem Moment, gerade als Harry und Draco den Schnatz beide berührten. Verwirrt blickten beide zu dem Professor. >>Da, auf dem Schnatz! << sagte Kingsley und deutete auf das goldene Bällchen zwischen ihnen. Harry musterte das Ding in seiner Hand. Auf der sonst schnatztypischen glatt-goldnen Oberfläche waren Zeichen erschienen. Er überlegte. Der Schnatz war mit Unmengen von Bannflüchen von ihnen belegt worden. Nie war etwas Ähnliches geschehen.
>>Das sind Runen! << verkündete Draco ehrfürchtig. Harry blickte zu ihm auf. >>Kannst Du sie lesen? << >>Teilweise. Ich hatte das Fach nur belegt, weil mein Vater es so wollte. Habe mich nie wirklich dafür interessiert. << antwortete Draco. King musterte noch immer nachdenklich den Schnatz. Keiner von ihnen hatte sich in der letzten Minute bewegt. >>Das ist ein ziemlich alter Dialekt, etwa aus der Gründerzeit, würde ich schätzen. Lasst mich einmal ein wenig nachdenken. Ich habe schon einige Bücher in ähnlich alten Runendialekten gelesen. Es dauert immer ein wenig, bis man sich eingelesen hat. << meinte King nachdenklich. >>Vielleicht sollte ich Hermine... ich meine, ich kenne niemanden, der besser Runen lesen kann als sie! << bot Harry an.
>>Natürlich, die kleine Schlammblut-Miss Oberschlau ...<< begann Draco, fand sich jedoch plötzlich mit Harrys Zauberstab auf der Brust wieder. >>Noch ein Ton von Dir in dieser Richtung, Malfoy, und ...<< >>Jetzt haltet mal die Klappe, ihr zwei Kindsköpfe. Ich versuche, das hier zu entziffern! << schnauzte der Professor, wobei seine blauen Augen gefährlich funkelten. Draco und Harry lief ein Schauer über den Rücken. >>Jetzt bleibt still stehen und haltet die Klappe! Harry, weg mit dem Zauberstab! Und Draco, wenn ich noch einmal höre, dass Du dieses Wort in den Mund nimmst, spuckst du einen Monat lang Schnecken, das schwöre ich Dir! << King war mit seiner Geduld definitiv am Ende.
Die nächsten Minuten verbrachten die Drei schweigend. Harry wusste nicht, ob er es war, der zitterte, oder ob dieser Impuls nicht doch eher von Draco ausging. Der Gedanke, ein Stück von Voldemorts Seele in Händen zu halten, war sicherlich nicht sehr angenehm. Für keinen von beiden! Plötzlich sprang King auf. Hektisch suchte er die Reihen seines Regals nach einem bestimmten Buch ab.
>>Heureka! << rief King. >>King, hast Du ...<< fing Harry an. >>Ihr sollt die Klappe halten, habe ich gesagt! << knurrte King unwillig. Harry zog das Genick ein. Draco grinste nur dreckig. Der Professor blätterte durch das Buch. >>Ja! ... Nein, das ist die neuere Bedeutung! << er blätterte ein paar weitere Seiten um. >>Ich hoffe, er hat es bald. So langsam schläft mein Arm ein! << flüsterte Draco vorwurfsvoll. >>Wenn ein eingeschlafener Arm der Preis ist, um Voldemort weiter zu schwächen, dann werden wir ihn gefälligst zahlen! << zischte Harry ebenso leise zurück.
King führte seinen Dialog mit dem Buch nun leiser, dabei schwankte er immer zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Mal wanderte er unruhig im Raum umher, dann betrachtete er die Inschrift auf dem Schnatz so eingehend, das Harry fast meinte, er würde die Runen gleich mit seiner Nasenspitze nachfahren. Er und Draco beschränkten sich darauf, sich gegenseitig giftige Blicke zu schicken.
>>Ich glaube, ich habe es! << sagte King einige Zeit später, als die beiden Jüngeren schon gar nicht mehr damit rechneten. >>Was hast Du? << fragte Harry vorsichtig halblaut nach. >>Die Übersetzung der Runen! Ihr könnt den Schnatz jetzt übrigens loslassen! << antwortete King gnädig lächelnd und legte den Schnatz in sein Kästchen zurück. Seine gereizte Stimmung schien wie verflogen. Draco seufzte theatralisch und begann, sich den Arm zu massieren, während Harry förmlich unter Strom stand. Er wollte jetzt endlich wissen, was auf dem Schnatz erschien, wenn er und Draco ihn berührten, und vor allem, warum.
King setzte sich hinter seinen Schreibtisch und legte in der typischen Geste die Fingerspitzen gegeneinander. Mit seinen blauen Augen musterte er die beiden Jüngeren so lange, bis er sich der vollen Aufmerksamkeit beider gewiss war.
>>Zum Werke, das wir hier bereiteten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Worte es begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So lasst uns stets mit Stolz betrachten,
Was durch der Freundschaft Kraft entsprang,
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er begann.
Das ist's ja, was den Menschen zieret
Und dazu ward ihm der Verstand,
Dass er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.
Wenn einst der Feinde Ziel vereinigt,
Die böse Macht das Werk entweiht.
So wird durch ihre Kraft gereinigt,
Und neu erschaffen, was einst entzweit! << *
>>Heißt es das, was ich denke, dass es heißt? << fragte Harry an King gewandt. >>Ich denke schon! Ihr beide wart Feinde, seit ihr in diesem Schloss angekommen seid. Doch mittlerweile habt ihr dasselbe Ziel. Die Vernichtung Voldemorts! Die Benutzung ihres Schnatzes als Horcrux hätten Ravenclaw und Gryffindor sicher als Entweihung ihres Werkes gesehen! << bestätigte King. >>Das bedeutet also, das Potter und ich gemeinsam genug Kraft haben müssten, den Horcrux des Dunklen Lords zu vernichten? << fragte Draco halb ungläubig. >>Ja, ich denke, so ist es! << nickte King.
>>Na dann, nichts wie Los! Machen wir das Ding endlich Platt! << forderte Harry. >>Ja! Aber nicht hier. Und auch nicht sofort! Ich schlage vor, wir erledigen das heute Nachmittag. Ich sorge dafür, dass Du auch den restlichen Tag vom Unterricht freigestellt wirst. Des Weiteren hätte ich gerne Tonks und Remus dabei. << entgegnete King. Draco schien besorgt, dass bei der Aktion seine derzeitige Bleibe dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, war aber schlussendlich doch einverstanden.
Zur verabredeten Zeit trafen die Fünf wieder vor dem Raum der Wünsche zusammen. Tonks und Remus wirkten noch ein wenig blass, hatten sie doch erst vor einer Stunde von Voldemorts praktischer Unbesiegbarkeit erfahren. Und doch stand ein absolut entschlossener Ausdruck in ihren Augen. Sie würden alles Nötige tun, um die Vernichtung Voldemorts zu erreichen. Ginny, Hermine und Ron waren wenig begeistert gewesen von der Tatsache, dass sie nicht dabei sein würden. Aber einerseits barg die Kombination von Ron und Draco in einem Raum einfach zu viel Zündstoff. Andererseits wäre es viel zu auffällig gewesen, wenn die Drei im Unterricht gefehlt hätten. In Wirklichkeit jedoch war Harry der Hauptgrund dafür, dass sie nicht dabei waren. Er hatte darauf bestanden, da er sich angeblich besser konzentrieren konnte, wenn er sich keine Sorgen um seine Freunde machen musste. Natürlich waren auch King, Tonks und Moony ihm nicht egal, aber sie alle waren erfahrene Kämpfer, die sich schon oft in der Schlacht bewährt hatten. Zudem waren sie für die ihnen zugedachte Aufgabe besser geeignet.
Der Raum der Wünsche hatte sich in eine Art Sprengkammer verwandelt. Nichts Zerbrechliches befand sich mehr im Raum. Boden Wände und Decke bestanden aus hellgrauem Granit. King holte ein weiß glitzerndes Pulver aus seinem Umhang und begann, ein perfektes Pentagramm auf den Boden zu malen. Keiner der Anwesenden sprach ein Wort. Als das Pentagramm fertig war, legte King den noch immer durch Bannflüche unbeweglichen Schnatz in die Mitte. Dann stellte er sich mit gezücktem Zauberstab an eine der Spitzen des Pentagramms. Harry und Draco kommandierte er rechts und links von sich, während Tonks und Remus die Spitzen ihm gegenüber besetzten.
>>Denkt daran, ihr Beiden, es geht lediglich darum, den neuen Körper des Seelenstücks zu beschädigen. Denn ohne einen intakten Körper, der Sie auf dieser Welt hält, ist Sie gezwungen, in die nächste Welt zu entschwinden! Konzentriert eure Kräfte so stark ihr könnt. In der Zwischenzeit werden wir Drei ein Sicherheitsnetz aufbauen, das zwar von eurem Diffindo, aber von nichts Anderem durchdrungen werden kann. << meinte King und nickte seinen beiden Kollegen auffordernd zu.
Harry schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Magie, die ihn umgab. Der Horcrux pulsierte bösartig unter den diversen Bannen, mit denen er belegt war. Währendessen spannte sich zwischen den drei Professoren ein Netz auf, das immer massiver und dichter zu werden schien. >>Bereit? << fragte King. Harry öffnete die Augen und nickte. Auch Draco nickte ihm zu. >>Dann los! <<
Ein zweistimmiges Diffindo durchschnitt die Stille. Zwei etwa gartenschlauchdicke Strahlen schossen auf den Horcrux zu. Beide Strahlen hatten eine hellblaue Färbung. Wobei Dracos ein wenig mehr Richtung rot tendierte und Harrys einen leichten Grünstich hatte. Beide Flüche trafen gleichzeitig den Horcrux. Sie fluteten um das Objekt herum und Dracos rotstichiger Fluch wanderte an Harrys hoch bis zu dessen Zauberstab. Auf der anderen Seite tat Harrys Fluch dasselbe mit Dracos. Harrys Stab zitterte wie damals beim Kampf mit Voldemort auf dem Friedhof, als Dracos Fluch die Spitze seines Stabes berührte. Instinktiv umklammerte er seinen Stab fester und konzentrierte sich darauf, seinen eigenen Fluch aufrecht zu erhalten. Draco ging es nicht besser. Plötzlich glichen sich die Farben der beiden Flüche an. In dem Moment trat eine Potenzierung ihrer Kraft ein. Zwei armdicke, perfekt hellblaue Strahlen verbanden nun Harry, den Horcrux und Draco.
Ein knirschendes Geräusch erfüllte den Raum und das Licht der Flüche erlosch. Ein Sturm aus eisigen Flammen brach aus dem kleinen Schnatz hervor, wurde jedoch zuverlässig vom Schutznetz der Professoren aufgehalten. Ein gequälter Schrei drang bis tief in Harrys Herz. Die unglaubliche Kälte der Eisflammen erfror seinen Körper, bevor er durch einen blendend weißen Schmerz in seiner Stirnnarbe in Stücke gerissen wurde. Dann wurde alles Dunkel!
Als Harry wieder zu sich kam, lag er keuchend am Boden. Die Hand immer noch krampfhaft um seinen Zauberstab geschlossen. Schwer atmend und mit gesenkten Zauberstäben standen Tonks, King und Moony auf ihren Plätzen am Pentagramm. Draco gegenüber von Harry schlug gerade die Augen auf, als dieser begann, sich aufzurichten. >>Das war es, jetzt fehlt nur noch seine Schlange! << seufzte King. Draco musterte den zerrissenen Schnatz in der Mitte des Pentagramms. >>Schade darum! Ist immerhin ein historisch wertvolles Stück. <<
>>Wenn Ihr ihn mit einem doppelten Diffindo zerstört habt, müsstet ihr beide eigentlich in der Lage sein, ihn mit einem gleichzeitig gesprochenen Reparo wieder herzustellen. << meinte Tonks lächelnd. Remus und King nickten. >>Na dann Potter, auf drei!<< kommandierte Draco. Als wenig später auch noch die Banne von dem reparierten Schnatz genommen waren, schwirrte er fröhlich wie eh und je durch den Raum der Wünsche. Draco schnappte ein paar Mal danach, bekam ihn jedoch nicht zu fassen. Betont lässig fischte Harry ihn schließlich aus der Luft und verstaute ihn in seiner Kiste. Unter dem unwirschen Gegrummel Dracos und den belustigten Mienen der Professoren verließ man den Raum der Wünsche. Umgehend begann Draco wieder vor der Wand auf und ab zu gehen, bis erneut die Tür darin erschien. Er öffnete Sie und blickte misstrauisch hinein. Der Raum hatte sich wieder in das gemütliche Wohnzimmer verwandelt, das Draco seit einigen Tagen bewohnte. Ohne ein Wort des Abschieds schien er sich darin zurückziehen zu wollen. Harry jedoch packte ihn am Arm. >>Eins dürfte Dir jetzt aber klar sein, Draco. Ab hier gibt es keinen Weg zurück zu Ihm! Die Vernichtung eines seiner Horcruxe würde er dir niemals verzeihen! << flüsterte Harry eindringlich, dann ließ er Draco los. Dieser nickte knapp und verschwand durch die Tür.
Harry und King verabschiedeten sich von Tonks und Remus, die nun wieder an anderer Stelle gebraucht wurden. Dann kehrten sie gemeinsam in Kings Büro zurück. >>Wir sollten Minerva bitten, Dir ein Büro näher am Raum der Wünsche zuzuweisen. Langsam wird der Weg echt ein bisschen weit. << scherzte Harry, darauf erschallte das beruhigend tiefe Lachen Kings im ganzen Schloss.
Bei einer Tasse Tee ließen Harry und King den ereignisreichen Tag ausklingen. Ron, Hermine und Ginny würden in Kürze zu ihnen stoßen. Aber noch waren Sie alleine. >>Weißt du was ich mich schon lange Frage? << fragte Harry. >>Nein, ich finde es zuweilen etwas schwierig, Deinen Gedankengängen zu folgen. << antwortete King mit belustigt funkelnden Augen. >>Warum verwenden wir hier nicht auch diese Magieanalyse wie die Deutschen? << King lachte. >>Weil die Werte Blödsinn sind, Harry. Na ja, bestenfalls vielleicht grobe Anhaltspunkte. Aber Magie kann nicht so einfach in Zahlen gepresst werden. Nicht an jedem Tag steht Dir dasselbe Potential zur Verfügung. Nicht immer hast Du dieselbe Stimmungslage. Es hätte sicherlich Tage gegeben, in denen deine Werte höher gewesen wären als die von Albus und andere, in denen er jede Skala gesprengt hätte. Aber denke an die Muggel. Sie machen ein Bild von Dir für deinen Ausweis. Wirst Du anschließend dicker oder dünner, lässt Dir einen Bart wachsen oder rasierst Dir den Schädel, ist das Bild völlig überholt. Aber sie haben das gute Gefühl, einen Ausweis mit Bild für Dich ausgehändigt zu haben. << Harry nickte nachdenklich. >>Ich denke, ich verstehe, was Du mir damit sagen willst! Danke, King! <<
* AN: Die Ursprungsform des Gedichts stammt aus Schillers Glocke
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So wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, Ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können Wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-)
Betagelesen: Aragog, Littlun
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