von KingsleyS
Es war etwa 9 Uhr, als Harry am nächsten Morgen erwachte. Ginny schlummerte noch selig, und er schaffte es tatsächlich, sich aus ihrer Umarmung und aus dem Bett zu befreien, ohne Sie zu wecken. Er warf sich seinen Morgenmantel über. Sein Blick streifte noch ein mal lächelnd über das lieblichste aller Geschöpfe, das dort auf dem Bett lag. Er verließ das Zimmer und schloss lautlos die Tür hinter sich, um Ginny nicht aus ihren süßen Träumen zu reißen.
Es war sehr ruhig auf dem Gang. Alle Anderen schienen noch zu schlafen. Die tief stehende Wintersonne schien durch die Fenster hinein und beleuchtete die Staubpartikel, die ihr Ballett aufführten. Das ticken der Uhr auf der gegenüberliegenden Wand hallte fast übernatürlich laut durch den Morgen. Alles schien genau so, wie es sein sollte. Einzig die Tür des vierten Gästezimmers am Ende des Ganges, das er gestern Neville zugewiesen hatte, stand schon offen.
Harry wunderte das etwas, da Neville eigentlich nicht als Frühaufsteher bekannt war. „Ob es Neville nicht gut ging?“ sorgte sich Harry und beschloss, nachzusehen. Vorsichtig schob er seinen Kopf in das Zimmer und blickte sich langsam im Raum um, doch es war Niemand zu sehen. >>Neville! Alles in Ordnung?<< fragte Harry, bekam aber keine Antwort. Das Zimmer war wohl schon leer. Das Bett war perfekt gemacht, und nichts deutete darauf hin, das jemand letzte Nacht in diesem Zimmer geschlafen hatte.
Ein Verdacht keimte in Harrys Hirn auf, und ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. >>Dobby!<< sagte Harry halblaut, da er wusste, das es genügen würde, um seinen getreuen Hauselfen und Freund zu rufen. Mit einem kurzen Plopp erschien der Gerufene vor ihm. >>Harry hat Dobby gerufen?<< fragte der Hauself freundlich und verbeugte sich mal wieder so tief, dass seine Nase den Boden berührte. >>Ja, Dobby, hat einer von Euch Hauselfen heute Morgen dieses Zimmer wieder hergerichtet?<< fragte Harry. Dobby schaute halb verwundert, halb abwehrend. >>Dobby versteht Harry nicht! Warum sollte einer von uns Hauselfen dieses Zimmer herrichten? Es wurde doch letzte Nacht überhaupt nicht benutzt. Ms. Lovegood und Mr. Longbottom benutzten letzte Nacht gemeinsam das dritte Schlafzimmer.<< Harry lachte. >>Danke, Dobby, das war alles, was ich wissen wollte!<< Dobby nickte und war verschwunden.
Noch immer mit einem fast unnatürlich breitem grinsen im Gesicht betrat Harry das Wohnzimmer, wo Moony und Tatze auf der einen mit den Zwillingen auf der anderen Couch um die Wette schnarchten. Dumbledore beobachtete die Szene. Er saß im selben Sessel wie gestern. Seine Augen funkelten vor vergnügen, und unter seinem weißen Vollbart trug er ein amüsiertes Schmunzeln auf den Lippen. Harry setzte sich auf den Sessel gegenüber Dumbledore.
>>Guten Morgen, Harry! Du strahlst ja heute Morgen mit der Sonne um die Wette!<< begrüßte der alte Mann seinen ehemaligen Schüler. >>Morgen, Albus! Ja, ich hatte eine sehr angenehme Nacht. Alles scheint heute nahezu perfekt. Und ganz besonders freue ich mich für Neville!<< antwortete Harry. Das Schmunzeln und das Funkeln in Dumbledores Augen verstärkte sich. >>Ja, ist mir gestern auch schon aufgefallen! Miss Lovegood scheint unserem Neville wirklich gut zu tun!<< Harry lachte. >>Ja, Albus, vielleicht sogar besser als Du Dir vorstellen kannst.<< Dumbledore schien diese Andeutung zu verstehen und zwinkerte Harry zu.
Plötzlich schien er sich an etwas zu erinnern. Er kramte für einen Augenblick in seinem Umhang und drückte Harry schließlich einen Umschlag in die Hand. >>Von Minerva! Sie hat mich gebeten, ihn Euch heute Morgen zu geben!<< meinte Dumbledore. Harry öffnete den Brief und begann, ihn zu lesen:
An alle Mannschaften, die am Quidditch Turnier in Hogwarts teilnehmen,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass der Trainingsbetrieb zu Beginn des zweiten Halbjahres wieder mit voller Intensität aufgenommen werden kann.
Nach einer Rücksprache mit Boris Schnatzow (Abteilungsleiter magische Spiele und Sportarten im russischen Zaubereiministerium) haben wir einen permanenten Zauber gefunden, der verhindert, dass die Temperatur im Stadion auf unter 15° Celsius sinkt. Dieser ist seit Jahren in allen russischen Quidditch Stadien bis hin zu den in Sibirien erfolgreich im Einsatz!
Zur Zeit wird dieser Zauber in unserem Quidditch Stadion in Hogwarts installiert. Dies wird jedoch bis zum Beginn des nächsten Halbjahres erledigt sein. Bitte denken Sie daran, sofern noch nicht geschehen, das Stadion für Ihre Trainings zu Buchen.
Mit sportlichen Grüßen
Ludo Bagman, Minerva McGonagall.
>>Mensch, Klasse! Jetzt kriege ich Dich, Du verdammter Horcrux!<< flüsterte Harry. Dumbledore schaute etwas verwirrt über seine Halbmondbrille, bis Harry ihm den Brief zu lesen gab. >>Ah, jetzt verstehe ich! Du sprichst von dem Schnatz Horcrux!<< nickte Dumbledore. >>Das wäre dann der Letzte, oder?<< Harry nickte. >>Der letzte, den wir noch bekommen müssen. Den Becher haben wir schon; King arbeitet gerade an einer Methode, ihn zu zerstören. Jetzt noch den Schnatz fangen und vernichten. Dann bleiben nur noch Nagini und Tom selber. Und ich fürchte fast, die müssen wir auf einen Streich erledigen!<< antwortete Harry. Dumbledore nickte nachdenklich. >>Die beiden sind unzertrennlich. Und selbst, wenn Ihr Nagini einzeln erwischen könntet, würde Tom vielleicht merken, dass Ihr hinter seinen Horcruxen her seid und könnte auf die Idee kommen, Neue zu machen!<<
>>Da fällt mir ein: Denkst Du, Nagini weiß, dass er sie zu einem Horcrux gemacht hat? Es passt einfach nicht zum stolzen Charakter einer Schlange, sich so benutzen zu lassen!<< fragte Harry, unsicher, ob er nicht gerade etwas dummes fragte. Dumbledore blickte überrascht auf. >>Da hast Du einen Punkt, über den ich noch gar nicht nachgedacht habe. Vielleicht solltest Du sie einfach fragen, Harry!<< >>Vielleicht!<< antwortete Harry, und für einige Minuten verfielen beide in nachdenkliches Schweigen. Nur das Schnarchduell durchbrach die Stille.
Es war Dumbledore, der die Stille brach. >>Es wird immer deutlicher, dass Ihr uns eigentlich nicht mehr braucht! Deshalb werde ich - noch bevor dieser Tag stirbt - diese Ebene der Existenz wieder verlassen. Und ich werde Deinen Eltern und Sirius dasselbe empfehlen.<< meinte Dumbledore schließlich. Harry blickte ihn etwas enttäuscht, aber keineswegs überrascht an. >>Ich wusste ja, dass der Zauber von Hermine nicht für ewig halten würde, Albus, aber muss es wirklich schon heute sein? Dumbledore nickte. >>Dies ist nicht mehr unsere Welt und auch nicht mehr unser Kampf, Harry! Ich habe das volle Vertrauen in Euch, dass Ihr es auch ohne uns schaffen werdet. Im Gegenteil: Ich möchte fast vermuten, dass wir Euch mehr im Weg herumgestanden hätten, als zu helfen. Du und Deine Freunde habt schon immer so gut zusammengearbeitet, dass unsere Hilfe nicht nötig war. Das habt Ihr Jahr um Jahr zum Leidwesen der Lehrerschaft immer wieder bewiesen. Und Ihr habt Euch enorm weiterentwickelt, seit ich nicht mehr lebe. Sieh Dir Neville an! Er ist selbstbewusst geworden! Aber auch Deine Freunde und vor allem Du selbst, Harry. Ihr habt Euch schwer gemausert. Du strahlst eine Aura von Macht und Stärke aus, die ich bis jetzt selten erlebt habe!<<
Harry schaute seinen alten Mentor verwundert an. >>Bei Neville gebe ich Dir Recht! Auch Ginny, Hermine und Ron sind wesentlich besser geworden! Aber ich fühle mich genauso wie immer, keine Spur von besonderer Macht oder Stärke. Vielleicht habe ich etwas mehr Selbstbewusstsein. Aber das liegt daran, das Snape Neville und mich nicht mehr mehrmals die Woche niedermachen kann!<< >>Professor Snape, Harry, hatte nie vor, Dich fertig zu machen, oder Neville. Ich fürchte, das war mein Fehler! Ich wollte einfach nicht glauben, dass manche Narben zu tief sind, um restlos zu verheilen!<<
Dumbledore machte eine kurze Pause, als ob er die folgenden Worte besonders sorgfältig auswählen müsse. >>Du hast ihn jedesmal an Deinen Vater erinnert. Einen Menschen, den Prof. Snape aus tiefster Seele gehasst hat. Neville hingegen hat etwas anderes verkörpert, das er hasst und verabscheut: Unsicherheit. Als Severus damals in Hogwarts eingeschult wurde, war er Neville nicht ganz unähnlich. Genau wie Nevilles Oma hat Severus’ Vater ihm immer wieder erzählt, dass er ein Versager sei. Unterdurchschnittlich, eine Schande für die Familie. Erst in Hogwarts merkte er, dass er nicht nur Durchschnitt ist, sondern im Gegenteil einer der talentiertesten Schüler der Schule. Vergleichbar mit Deinem Vater und Sirius! Doch das merkten auch diese beiden ziemlich schnell. Und so sorgten sie dafür, dass er ihnen nicht gefährlich werden konnte! Kinder sind grausam, Harry! Mehr als einmal musste ich Gryffindor Punkte abziehen, weil die Rumtreiber Späße auf Kosten von Severus gemacht haben. Und als dann die Vernunft aller zu wachsen begann, war der Hass schon zu tief in den Herzen vergraben, um einfach ad acta gelegt zu werden. Ich denke, Du kennst das von Dir und Draco!<<
>>Das zwischen mir und Draco ist etwas anderes! Er ist Todesser!<< schnaubte Harry. Dumbledore blickte ihn missbilligend über den Rand seiner Halbmondbrille an. >>Auch Severus hatte versucht, sein Glück bei den Todessern zu finden und kehrte dann auf die Seite des Lichts zurück! Wie Du weißt, konnte Draco mich nicht töten. Er tat, was er tat, aus Sorge um seine Familie. Und egal, was Du oder ich von dieser Familie halten, kann man es ihm nicht verübeln, dass er sie liebt! Wenn Du es schaffst, zu verhindern, dass Hass Dein Herz vergiftet, dann können wir Draco noch von der dunklen Seite retten! Es wird schließlich an Dir liegen, ob er auf die richtige Seite zurückkehrt oder nicht!<<
>>Ich habe Snape vergeben, dass er Dich getötet hat, also werde ich auch Draco eine Chance geben!<< versprach Harry schweren Herzens und eigentlich auch wider besserem Wissen. Draco war und blieb ein kleines Arschl... . Dumbledore lächelte. >>Siehst Du, Harry, Du hast mehr Macht als jemals zuvor in Deinem Leben! Mehr Macht sogar als die meisten anderen Zauberer, vor allem, wenn man Dein Alter bedenkt! Und trotzdem besitzt Du die Güte und die Weisheit, mir ein solches Versprechen zu geben!<< Harry schluckte. >>Und Ihr müsst wirklich wieder gehen?<< Ein fröhlicher Ausdruck trat auf Dumbledores Gesicht. >>Ja, Harry, das sollten wir. Aber ich wäre wirklich enttäuscht, wenn Ihr uns die nächste Party vorenthalten würdet! Besonders wenn es die Siegesfeier über Tom oder eine Hochzeit ist!<< gluckste Dumbledore.
>>Wie ... Hochzeit? Wer heiratet hier?<< fragte Ginny, die soeben mit einem ziemlich eng anliegendem und kurzem Nachthemd, unter dem sich mehr abzeichnete, als Harry für gut gehalten hätte, das Wohnzimmer betrat und sich auf Harrys Schoß warf. Harry lächelte seiner Liebsten zu. >>Ich denke, die besten Chancen haben entweder Du und ich, oder Hermine und Dein Bruder! Nach dem, was ich heute Morgen herausgefunden habe, könnte es aber passieren, dass uns Neville und Luna zuvorkommen. Wenn sie nicht aufgepasst haben, müssen sie vielleicht sogar. Moony und Tonks brauchen - glaube ich - noch etwas!<< lachte Harry.
>>Du meinst, Luna und Neville haben letzte Nacht....?<< fragte Ginny mit schelmischem Grinsen nach. Harry nickte. >>Das muss ich sehen!<< rief Ginny. >>Was musst Du sehen, Schwesterherz?<< fragten die verschlafenen Zwillinge im Chor, die wohl von Ginnys Begeisterung wach geworden waren. >>Luna und Neville im selben Bett<< antwortete Ginny im vorbeieilen. Sofort waren Fred und George hellwach. >>Warte!<< >>Wir kommen<< >>Mit!<< riefen die beiden abwechselnd hinterher und eilten ebenfalls aus dem Raum.
>>Zum Glück haben Remus und Sirius einen stabilen Schlaf, sonst wären jetzt vermutlich 5 Personen auf dem Weg zu den beiden ins Schlafzimmer!<< grinste Dumbledore. >>Da hast Du Recht, Albus! Ich werde mal hinterhergehen und versuchen, den beiden die größten Peinlichkeiten zu ersparen!<< meinte Harry und stand auf.
Ca. eine Stunde später hatten sich alle ordentlich geduscht und frisch angezogen im Esszimmer eingefunden. Ginny und die Zwillinge schmollten noch etwas, da Neville und Luna nur knutschend, aber angezogen, vor dem Kamin in ihrem Zimmer gesessen hatten, als sie hineinstürmten. Doch Neville fühlte sich wohl dennoch ertappt, wie man an seinem geröteten Teint ablesen konnte, während Luna mal wieder so wirkte, als ginge sie das Ganze nichts an.
Das Frühstück verlief harmonisch und friedlich. Die Rumtreiber steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Ginny flüsterte Lily gerade die Neuigkeiten ins Ohr, als Luna plötzlich aus ihrer Lethargie aufwachte. >>Und da sagen immer alle, es gäbe nichts, was Neville auf Anhieb richtig gut kann! Heute Nacht hat er mir bewiesen, dass es doch etwas gibt! Denn das „Long“ ist gar nicht falsch, nur das „-bottom“ war ein Irrtum, denn es war nicht sein Hintern, der sich als überraschend lang erwies.<< Schlagartig wurden Nevilles Ohren röter als es Rons Haare je waren. Alle Gespräche am Tisch waren schlagartig verstummt. Doch dann kam der Beweis, dass der alte Neville, der unsichere und duckmäuserische, nicht mehr existierte. Er griff sich Luna, küsste sie und verkündete dann: >>Und ich kann Euch versichern, dass Lovegood ein Versprechen war, das voll und ganz eingehalten wurde!<<
Als dieser schöne Neujahrstag zu Ende war, wurde der Zaubertrankkessel wieder voller und Die Porträts wurden wieder von den Ehrengästen der Feier in Besitz genommen. Diesmal führte Harry den Zauber aus. Doch es war nicht der tränenreiche Abschied, den man vielleicht hätte erwarten können, es fühlte sich nicht an wie ein „Lebewohl“, sondern wie das, was es eigentlich auch war, ein „Bis zum nächsten Mal!“
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So, wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, Ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können Wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-)
Betagelesen: HermineGranger - Aragock
KingsleyS
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