von KingsleyS
Jede einzelne Faser seines Körpers tat immer noch furchtbar weh. Die Gelenke waren steif und in der verlorenen Hand, die sein Meister ihm durch eine Magische ersetzt hatte, spürte er wieder diese Phantomschmerzen. Doch die Schmerzen waren nicht das Schlimmste. Seit Wochen meldete sein Gehirn ein Jucken zwischen rechtem Zeige- und Mittelfinger. Wie gerne hätte sich Peter dort gekratzt, aber die Hand war ja nicht mehr da! Es war dieses Gefühl, das wohl die schlimmste Folter von allen darstellte. Die geschwollenen Gelenke, der schmerzende Rücken, an dem die durchgelegene, klamme Matratze seines Kerkers sicher nicht unschuldig war. Der ständige Husten, der in seinem feuchten Kellerloch einfach nicht besser wurde. Oder auch der tägliche Cruciatus Fluch seines Herren. All das war erträglich, daran konnte man sich gewöhnen. Aber dieses Jucken an einer Stelle, an der man sich nicht kratzen konnte, das würde ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben.
Mit einem tiefen Seufzer erhob sich Peter von seinem Nachtlager, der letzte Cruciatus war jetzt 2 Stunden her. Es war jetzt fast 12 Uhr, Zeit für den Mittagstee seines Meisters! Wenn er Glück hatte, würde er den Raum seines Herren wieder verlassen können, ohne einen Cruciatus abbekommen zu haben. Mit gesenktem Haupt und schlurfenden Schrittes begab sich Peter in die Küche, um den Tee aufzubrühen.
>>Schaut mal, was da kommt! Der Fußabtreter unseres Herren! Sag mal, Wurmschwanz, wir haben gerade eine Wette laufen. Bezieht sich Dein Spitzname eigentlich auf eine körperliche Eigenschaft oder auf Deinen Charakter?<< meinte einer der Todesser, die in der Küche saßen. >>Ich habe es Dir doch gesagt, Brad! Wenn es sich auf seinen Charakter beziehen würde, wäre sein Spitzname Schleimscheißer!<< entgegnete ein anderer. Schallendes Gelächter brach aus. Peter widmete sich weiterhin in völliger Ruhe dem Tee des Dunklen Lords. Er hatte schon lange keine Ehre oder Selbstwertgefühl mehr, so dass man ihn weder kränken noch beleidigen konnte.
Der Temperaturanalysezauber war mit links wirklich schwer auszuführen, aber mit der rechten, magischen Hand hatte er inzwischen schon 4 Zauberstäbe zu Staub zermahlen. Auch wenn sie Ollivander entführt und sein gesamtes Sortiment mitgenommen hatten, so würde es ihm nicht ewig gelingen, einen kompatiblen Zauberstab zu finden. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, auf den Analysezauber zu verzichten, aber dann wäre ihm der Folterfluch wieder sicher gewesen. Der Dunkle Lord mochte seinen Tee nur, wenn er exakt zwischen 78 und 80 Grad Celsius hatte. War es weniger oder mehr, hatte Wurmschwanz darunter zu leiden.
>>Wurmschwanz, was hältst Du davon, wenn ich dem Tee einen kleinen Kältezauber verpasse?<< fragte Brad und auch die anderen Todesser hatten ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt. >>Tu was Du nicht lassen kannst. Mich wird der Dunkle Lord zwar foltern, aber seid Euch gewiss: Er wird erfahren, wer an seinem Tee herumgezaubert hat!<< antwortete Peter tonlos und doch war der selbstgefällige Gesichtsausdruck der anderen Todesser von einer Sekunde zur anderen verschwunden.
Noch ein mal atmete Peter tief durch. Wenn er nicht gleich den Raum des Lords betreten würde, wäre der Tee zu kalt und der Lord würde ihn foltern. Wenn er zurück in die Küche ginge, käme er zu spät, dann würde der Lord ihn foltern. Sollte er jedoch jetzt eintreten und den Lord bei etwas Wichtigem stören, würde er ihn foltern. Peters Herz schlug bis zum Hals, als er vorsichtig die Tür öffnete. >>Ah Wurmschwanz, mein Tee! Ich habe Dich erwartet, tritt näher!<< schnarrte die Stimme des Lords. Mit gesenktem Blick trat Peter an den Thron seines Herrn heran. >>Der Tee ist akzeptabel! Mann sieht also, mit strenger Hand kann man sogar einem Idioten wie Dir etwas beibringen! Auf Hundeplatz!<< sagte der Lord kalt. >>Natürlich, mein Lord! Wie Ihr befehlt, mein Lord!<< piepste Peter und kauerte sich rechts neben den Thron.
Die Tür wurde geöffnet und etwas wie eine überdimensionale Fledermaus rauschte in den Raum. >>Ah Severus! Was sagen Deine Quellen? Wo steckt Potter über die Feiertage?<< fragte Voldemort. Etwa fünf Meter vor dem Thron kam der Angesprochene zu stehen! >>Stets zu Diensten, mein Lord!<< antwortete Snape und deutete dabei eine Verbeugung an, richtete sich jedoch anschließend wieder vollständig auf und blickte dem Lord direkt in die schlangenähnlichen, roten Augen. Peter konnte nicht anders, irgendwie musste er ihn dafür bewundern. Ausgerechnet ihn, den die Rumtreiber damals Schniefelus nannten und dem sie so manchen üblen Streich gespielt hatten, nur weil er offen für die dunklen Künste eintrat!
>>Wie Ihr wisst, mein Lord, wurden Potter und seine Bande am zweiten Weihnachtstag im Muggellondon gesehen. Und aufgrund Eurer genialen Eingebung wenig später in Godrics Hollow gestellt.<< begann Snape seinen Bericht. Die Augen des dunklen Lords leuchteten gefährlich auf. >>Erinnere mich nicht an diese Versager! Hätte ich Dich geschickt, oder wäre persönlich gegangen, wäre das Problem Potter inzwischen gelöst!<< Snape nickte halb schuldbewusst, halb zustimmend. >>Gewiss, mein Lord, aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja! Von dort an verliert sich die Spur! Gewiss ist nur, dass sie sich derzeit nicht in Hogwarts aufhalten, da ist sich unser Informant sehr sicher! Auch in der Muggelwelt wären sie aufzuspüren! Folglich müssen sie sich an einem Ort aufhalten, der durch den Fidelius Zauber geschützt ist!<< antwortete Snape. >>Hast Du im Hauptquartier des Phönixordens nachgesehen?<< fragte der Lord. >>Es ist mir nicht mehr möglich, es zu finden, der Fidelius Zauber muss auf einen anderen Geheimniswahrer übergegangen sein!<< entschuldigte sich Snape.
Nach einigen Sekunden Schweigen, in denen es so aussah, als ob der Lord scharf nachgedacht hätte, brach Voldemort plötzlich die Stille. >>Ich kann mich plötzlich auch nicht mehr erinnern, wo das Haus lag, in dem ich damals Potters Eltern tötete! Wurmschwanz! Verrate mir doch noch einmal, wo das Haus der Potters liegt!<< forderte der Lord kalt. Der Angesprochene zuckte zusammen. >>Ich,....ich weiß ...ich weiß es nicht mehr, mein Lord!<< stammelte Peter mit angsterfüllter Stimme. Nun wandte der Lord seinen Blick wieder Snape zu. >>Du scheinst Recht zu haben, Severus, wie es aussieht, stehen beide Häuser wieder unter dem Fidelius Zauber! Das bedeutet, dass sie sich in beiden Häusern aufhalten könnten! Du wirst daher getarnte Todesser sowohl in London, als auch in Godrics Hollow stationieren!<< >>Wie Ihr wünscht, mein Lord<< nickte Snape.
>>Apropos getarnte Todesser. Wie läuft eigentlich das Training der Gruppe Malfoy Junior? Und ich meine nicht nur das Quidditchtraining!<< fragte Voldemort. >>Soweit ich gehört habe, ganz gut, mein Lord. Aber ich muss zugeben, dass die Berichte, welche mir darüber gegeben wurden, nicht sehr ausführlich waren! Ich werde ab sofort detailliertere Berichte anfordern! Der Tod von Malfoys Mutter als Bestrafung für das erneute Versagen von Lucius Malfoy sollte ihm aber eine zusätzliche Motivation sein!<< grinste Snape. Der Lord lachte. >>Das will ich meinen, Severus, das will ich meinen!<<
>>Mein Lord, leider muss ich Euch berichten, dass es unseren Leuten im Ministerium noch immer nicht gelungen ist, herauszufinden, wohin Eure gefangenen Todesser gebracht werden. Nicht einmal Untersekretärin Dolores Umbridge weiß es. Es sieht aus, als ob das Geheimnis nur einigen hohen Auroren und dem Minister bekannt ist!<< berichtete Snape. >>Lass gut sein, Severus! Ich habe nicht vor, diese Versager noch einmal in meine Dienste aufzunehmen. Sie haben mich zu oft enttäuscht! Ich werde vielmehr meine Reihen etwas mehr für Halbblüter mit der richtigen Einstellung öffnen!<< meinte Voldemort >>Halbblüter, mein Lord?<< fragte Snape überrascht, >>Ja, Severus, Halbblüter, wie auch wir beide welche sind! Diesen ganzen Reinblüterquatsch habe ich nur veranstaltet, weil ich das Geld und den Einfluss der alten, reinblütigen Zaubererfamilien brauchte. Du weißt genauso gut wie ich, dass wir beide einen guten Teil unserer Intelligenz unseren Muggelvorfahren zu verdanken haben! Ich werde meine Reihen also verstärkt für Halbblüter öffnen und sie nach unser beider Vorbild formen!<< Mit diesen Worten leerte der Lord seine Tasse.
>>Wurmschwanz! Bring das wieder weg!<< bellte der Lord. Mit einem Satz hatte Peter sich erhoben und nahm in gewohnt geduckter Stellung die leere Tasse entgegen. Langsam entfernte sich Wurmschwanz aus dem Raum. Er hatte schon fast die Tür erreicht, als der dunkle Lord noch einmal seinen Namen rief. >>Wurmschwanz!<< gehorsam drehte sich der Gerufene herum. „Crucio!“ Schlagartig stand Peters Haut in Flammen, gleichzeitig schien sie zu erfrieren. Alle Knochen im Körper zerbarsten in stechende Splitter. Peter sank zu Boden, achtete jedoch darauf, die Tasse des Lords nicht fallen zu lassen. Der Lord konnte es überhaupt nicht leiden, wenn man nicht sorgsam mit seinem Besitz umging. Eine zersprungene Tasse würde nur noch mehr Folter bedeuten! Durch jahrelange, tägliche Übung war Peter dieses Gefühl nur zu vertraut, und doch schrie er, was seine dauererkälteten Lungen hergaben. Es machte den Schmerz etwas erträglicher, und der Dunkle Lord wurde dadurch immer besänftigt. Nichts brachte den Lord mehr zur Raserei, als wenn ein Opfer unter seinem Cruciatus nicht schrie!
Schließlich ließ Voldemort von ihm ab. Ein ungläubiges geflüstertes >>Warum?<< kam über Peters Lippen. >>Weil Du so ein erbärmlicher Feigling bist Wurmschwanz! Ach, und Peter! Was immer Du in diesem Raum gehört hast, wird diese Mauern nicht verlassen! Sonst werden Dir die letzten beiden Jahre vorkommen wie Urlaub!<< drohte der Lord. >>Natürlich, mein Lord<< piepste Peter und verschwand aus dem Raum.
Peter huschte in die Küche, reinigte die Tasse und schlich zurück in sein Verließ, in dem er seine Pritsche stehen hatte. Resigniert ließ er sich auf sein Ruhelager fallen. Es war jetzt kurz vor 14 Uhr. In etwa einer Stunde würde der Lord nach seinem Nachmittagstee verlangen.
Und zum abertausendsten Mal wünschte sich Peter, seine Freunde nie verraten zu haben, sondern Seite an Seite mit ihnen gekämpft zu haben und gestorben zu sein. Egal, wie schlimm sein Tod gewesen wäre - Es wäre nur ein Bruchteil des Leidens gewesen, das er jetzt erdulden musste.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So, wieder ein Kapitel fertig! Doch heute ist nicht alle Tage, ich schreib weiter keine Frage. Helft mir, gemeinsam können wir diese FF bestimmt noch verbessern ;-)
Betagelesen: HermineGranger - Aragock
KingsleyS
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