von Kelly
Die Verhandlung gegen Lavender Brown und Romilda Vane war tagelang das Gesprächsthema Nummer eins in Hogwarts. An jeder Ecke wurde darüber diskutiert. Alle waren der gleichen Meinung, nämlich dass Lavender und Romilda sich durch ihre Selbstverteidigung in der Verhandlung nur noch tiefer in den Schlamassel hinein manövriert hatten Die anderen ehemaligen Gryffindors waren jedenfalls so klug gewesen und hatten im allerletzten Moment die Notbremse gezogen. Hätten sie nicht alles gestanden und sich auch noch bei ihren Opfern entschuldigt, wären sie nicht so glimpflich davon gekommen.
Viele bewunderten auch Jason Malfoy dafür, dass er nicht mehrmals während der Verhandlung in haltloses Gelächter ausgebrochen war. „Dafür tun Jason immer noch die Rippen weh“, erklärte Luna, als sie darauf angesprochen wurde. „Wäre keine Pause gewesen, hätte Jason auf jeden Fall gelacht.“
„Verständlich“, grinsten die drei Hufflepuffs aus ihren Jahrgang. „Das hätte deinem Mann auch niemand verübelt.“
Doch schon bald waren die Abschlussprüfungen das Hauptgesprächsthema in Hogwarts. Alle begannen verstärkt zu lernen. „Ich mach jetzt den Ron“, hießt es bald nur noch, wenn jemand eifrig lernen wollte und alle sahen den Namensgeber feixend an. Wer diesen Satz in Umlauf gebracht hatte, bekam Ron einfach nicht heraus. Noch nicht einmal eine Vermutung hatte er, dabei lag die Lösung eigentlich auf der Hand oder sollte es zumindest: Fred und George waren es gewesen beim Hogsmeade-Wochenende nach der Verhandlung. Sie hatten es einigen Hufflepuffs und Ravenclaws gesteckt und diese hatten es sofort nach ihrer Rückkehr in die Schule in Umlauf gebracht. Severus Slytherin war der Meinung, dass sich dieser Satz noch einige Jahre in der Schule halten würde, eventuell noch von Rons und Astorias Kindern, die noch nicht einmal in der Planung waren, benutzt werden würde. Dafür würden ihre Onkels Fred und George schon sorgen. Aber wahrscheinlich würde Ron noch sehr lange rätseln bis er herausfand, von wem dieser Satz stammte.
Ginny hätte eigentlich eine relativ erholsame Zeit haben müssen. Die UTZ-Prüfungen würde sie schließlich erst im nächsten Jahr ablegen, ihre Versetzung war nicht gefährdet, sie war zusammen mit Luna und Colin Creevy sogar Klassenbeste. Eigentlich hätte sie eine ruhige Zeit haben müssen, wäre nicht der Umstand gewesen, dass sie gleich zu Anfang der Ferien Regulus heiraten würde. Ginny sah es relativ locker: Sie hatte ihr Kleid, die Zeremonie war durchgeplant, die Location organisiert, die Einladungen schon vor etlichen Wochen verschickt worden. Regulus hatte seinen Anzug, die Ringe waren ausgesucht, die Trauzeugen bestimmt. Eigentlich war alles vorbereitet, in den Augen von Ginny und Regulus jedenfalls.
Doch Molly sah das anders. Sie hatte Angst, dass bei der Hochzeit ihrer Tochter Ginny etwas fehlen oder etwas schief gehen könne. Deshalb kreuzte sie fast täglich mit einer neuen Liste bei Ginny auf, die sie unbedingt mit ihr durchgehen musste. Joanne versuchte alles, um ihre Mutter zu beruhigen, wusste sie doch, dass Ginny schon völlig entnervt von Mollys Verhalten war. Doch vergeblich, Molly war einfach nicht auszubremsen in ihrem Eifer. „Du kannst froh sein, dass du nach mir heiratetest“, beschwerte sich Ginny eines Tages. „Am liebsten würde ich entweder mit Reg durchbrennen oder Mom etwas in den Kaffee schütteln, damit sie endlich Ruhe gibt.“
Joanne lachte fröhlich. „Würde mir an deiner Stelle genauso gehen, Gin. Wir sollten vielleicht mal den Spieß umdrehen und sie völlig kirre machen.“
„Wie denn?“ Ginny ließ die Schultern hängen.
„Nun, ich stelle es mir so vor“, Joanne erläuterte ihrer Schwester ihren Plan.
„Das machen wir“, erklärte Ginny zehn Minuten später begeistert.
Am Nachmittag stürmten die Schwestern den Honigtopf. „Mom, Mom, wo bist du?“ brüllte Ginny los. Zuvor hatten sie und Joanne sich davon überzeugt, dass kein Kunde im Laden war.
„Was ist denn los Ginny-Maus?“ Molly kam herangestürzt. „Joannie, schön dich zu sehen.“
„Mom, eine Katastrophe. Anders kann ich es gar nicht sagen.“ Ginny drückte einige Tränen hervor. „Wir müssen alles absagen, alles ändern, was auch immer.“
„Was müssen wir absagen oder ändern?“ Molly verstand gar nichts.
„Die Hochzeit“, erklärte Joanne mit sanfter Stimme und zog ihre 'weinende' Schwester in die Arme. „Es ist der reinste Horror, Mom.“
„So schlimm kann es doch gar nicht sein“, versuchte Molly ihre Töchter zu beruhigen.
„Doch es ist schlimm, schlimmer als schlimm“, jammerte Ginny, den Kopf an Joannes Schulter vergraben. „Es ist absolut hoffnungslos. Mein Traum ist zerplatzt.“
„Aber was ist denn passiert?“ Molly hatte mittlerweile hektische Flecken im Gesicht.
„Einfach alles, Mom, einfach alles“, kam es düster von Joanne.
„Ich habe keine Brautjungfern“, jammerte Ginny los.
„Aber ich denke das sind Hermine, Luna und Joannie.“ Molly verstand gar nichts mehr.
„Mom, Hermine und Luna sind der Meinung, dass das nicht geht wegen ihres Zustandes.“ Ginny drehte sich mit verweinten Augen um und deutete mit ihrer Hand einen Babybauch an. „Und Jo ist meine Schwester und zudem irgendwann die Großcousine von Reg. Meinst du, das wäre angebracht – das viel uns heute ein, als wir einmal die Verwandtschaftsverhältnisse begutachteten? Da würden doch viele Leute tuscheln. Und andere Brautjungfern will ich nicht“, schon wieder heulte Ginny los.
„Dann, dann haben wir eben festgestellt, dass Ginnys Kleid einen Gelbschimmer hat“, fuhr Joanne fort. „Einen Gelbschimmer in einen Brautkleid, was sollen denn die Leute denken, wenn meine Schwester so ein Kleid trägt. Was soll Regulus von ihr denken.“
„Das ist bestimmt nur der Lichteinfall gewesen“, versuchte Molly die Mädchen zu beruhigen.
„Das war nicht der Lichteinfall, wir haben es an verschiedenen Orten kontrolliert. Und dann kommt nicht nur der Gelbschimmer – Reg muss natürlich gerade in dem Moment vorbei kommen, als wir nachschauten und sah mein Kleid. Es geht doch nicht, dass der Bräutigam vor der Hochzeit das Kleid sieht. Das bringt doch Unglück, meine Ehe ist vom Scheitern bedroht, bevor sie überhaupt geschlossen wurde. Mom, ich bin erledigt, am Ende. Ich habe Reg schon gesagt, dass ich ihn unter diesen Umständen auf gar keinen Fall heiraten kann.“
„Aber, aber …. es ist doch schon alles vorbereitet. Ich wollte später mit einer allerletzten Liste zu euch kommen“, Molly ließ sich auf einen Stuhl sinken.
„Das kannst du dir sparen oder heb sie dir für Jo auf. Ich werde nicht heiraten, ich werde einfach niemals heiraten.“ Ginny heulte laut auf und stürzte nach draußen, dicht gefolgt von Joanne.
Hinter der geschlossenen Tür des Honigtopfes hielten die beiden Mädchen an, grinsten über das ganze Gesicht, klatschten sich ab. „Vier, drei, zwei, eins“, zählte Joanne leise. Und tatsächlich, kaum hatte Joanne eins gesagt, ging die Tür auch schon auf und Molly stürmte hinaus. „WAS?“
„Reingefallen, du bist dermaßen reingefallen, bist uns auf dem Leim gegangen“, frohlockte Ginny und fiel Joanne um den Hals.
„Wie jetzt?“ Molly stand schon wieder auf dem Schlauch.
„Das war die Rache dafür, dass du mich täglich verrückt machst mit deinen ganzen Listen“, grinste Ginny. „Ich finde es toll, dass du dir so viel Mühe gibst, Mom, aber wir haben wirklich an alles gedacht. Wir können uns ganz beruhigt zurücklehnen und auf meinen Hochzeitstag warten.“
„Hast ja recht, ich habe wohl wirklich übertrieben“, gab Molly kleinlaut zu. „Ich gelobe Besserung. Darauf einen schönen Tee und einen Streifzug durch die Regale des Honigtopfes?“
„Das Angebot nehmen wir sehr gerne an“, Joanne und Ginny nahmen Molly in die Mitte und die drei betraten den Honigtopf.
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