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Fanfiction

Just to be - Die Lobbyisten

von Xaveria

*~* Die Lobbyisten *~*




„Poppy?“, rief Neville, als er den Krankenflügel betrat. Poppy Pomfrey war gerade damit beschäftigt, die Köpfe von drei Hufflepuff Drittklässlern wieder wachsen zu lassen. Man hatte sie mit einem Zauber getroffen, der ihre Köpfe auf die Größe einer Billardkugel schrumpfen ließ. Ihre Schreie klangen wie die von kleinen Mäusen.

„Was kann ich für Sie tun, Professor Longbottom?“, fragte Poppy brüsk, da sie in der Gegenwart von Schülern immer die korrekte Anrede statt lediglich den Vornamen bevorzugte. Neville mochte es nicht. Es erinnerte ihn einfach viel zu sehr an seine eigene Schulzeit und der jüngste Lehrer in der Belegschaft zu sein, war genug Erinnerung daran, dass seine Kollegen auch mal seine Lehrer gewesen waren.

„Ich werde dann in Ihrem Büro auf Sie warten, ja? Ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen.“

„Aber selbstverständlich“, antwortete sie. Währenddessen Poppy versuchte die Köpfe wieder auf die Normalgröße wachsen zu lassen, schlenderte Neville hinüber in ihr Büro. Einiges piepsiges Kreischen, Schreien und Schluchzern später, saß sie hinter ihrem Schreibtisch und schenkte Neville erwartungsvoll ihre Aufmerksamkeit. „Was kann ich für Sie tun, Neville?“

Er entspannte sich sichtlich bei ihrer Benutzung seines Vornamens und so begann er zu reden: „Poppy, wenn ich Ihnen etwas anbieten würde, würden Sie das dann mit aller höchster Diskretion behandeln?“

Die Heilerin nickte.

„Was würden Sie von einem kleinen Nebenjob halten?“


*~*~*~*




„Harry!“ Minister Kingsley Shacklebolts tiefe Stimme begrüßte ihn hallend. Mit einem brüsken Schritt eilte er zu Harry und umarmte ihn freundschaftlich. „Und Hermine – schön auch dich zu sehen“, sagte er und umarmte sie ebenfalls. Als er von ihr abließ, hielt er kurz inne, um die dritte Person in seinem Büro zu begutachten.

„Severus“, sagte Kingsley. Langsam ging er zu dem großen Zauberer hinüber und bot ihm seine Hand an. Severus zögerte zunächst, aber akzeptierte sie dann. „Es tut wirklich gut Sie zu sehen“, sagte Kingsley ehrlich. „Bitte setzt euch.“ Hermine und Harry setzten sich auf die beiden Stühle direkt vor Kingsleys Schreibtisch, während Severus den Stuhl an der hinteren Wand wählte.

„Ich muss gestehen, ich war überrascht, dass ihr drei mich sehen wolltet. Eine ungewöhnliche Allianz, nicht wahr?“ Er bedachte sie alle mit einem nachdenklichen Blick, der Severus unbehaglich an Albus Dumbledore erinnerte. „Vielleicht aber auch nicht ganz so ungewöhnlich.“

„Kingsley“, begann Hermine (alle hatten einstimmig entschieden, sie sollte ihr Sprachrohr sein). „Wir wollen mit dir darüber reden, was das Ministerium für die Hexen und Zauberer unternimmt, die seit dem Krieg obdachlos und arbeitslos sind, und haben auch einige Vorschläge.“


Kingsley seufzte, so wie jeder Politiker in Anbetracht eines Anliegens seufzen würde. „Es ist ein schreckliches Problem, welches ich bereits versucht habe anzusprechen.“

Hermine zog ihre Augenbraue auf eine Art und Weise hoch, die Harry viel zu sehr an Severus erinnerte. „In sechs Jahren hat das Ministerium nicht ein einziges Programm oder eine Behörde ins Leben gerufen, die dieses Problem bekämpft und die Anzahl der Leute, die darauf angewiesen sind, wird täglich größer.“

Falls Kingsley dachte, er könnte sich in ihrer Gegenwart wie ein Politiker aufführen und sie würden ihm keinen Strick daraus drehen, hatte er sich mächtig geirrt.

„Die Menschen da draußen sind nicht in der Lage irgendwelche Arbeit oder Anleihen zu bekommen, um ihr Geschäft ans Laufen zu bringen, weil sie für ihre Taten im Krieg bestraft werden. Sie enden auf der Straße und wenden sich den Drogen, der Prostitution und der Kriminalität zu“, Hermines Nasenflügel flatterten, als ihre Stimme immer lauter wurde. „Das betrifft genauso die Kinder von irgendwelchen Todessern, wie die, die wegen irgendwelcher Kriegsverbrechen angeklagt werden. Genau wie denjenigen, den es durch die Registrierungskommission für Muggelstämmige nicht erlaubt ist, ihren Zauberstab bei sich zu führen.“

„Jeder, dessen Zauberstab unter der Herrschaft des Dunklen Lords zerstört worden war, hat einen Freispruch erhalten und ihr Recht wieder einen Zauberstab bei sich zu führen, wurde wieder eingeführt“, entgegnete Kingsley defensiv.

„Das ist so nicht ganz richtig, Kingsley“, mischte sich Harry an. „Dolores Umbridge hatte befohlen, ihre Magie zusammen mit ihren Zauberstäben zu zerstören. Viele haben sich davon noch nicht erholt und doch wollen sie auch nicht in die Muggel-Welt zurückkehren.“

„Und nicht nur das – niemand akzeptiert sie mehr als ein magisches Individuum!“, protestierte Hermine. „Sie mögen zur damaligen Zeit weder Umbridge noch das Ministerium gemocht haben, aber um ehrlich zu sein, hat der Prophet nie im Detail dargestellt, was wirklich passiert ist und viele Verhandlungen wurden einfach geschlossen und die Akten weggeschlossen. Falls es überhaupt irgendwelche Anhörungen gegeben hat, also haben die Menschen nie ihr Recht auf eine Verteidigung bekommen!“

Sie haben auch vor dem Treffen entschieden sich auf die Zauber-Bevölkerung im Allgemeinen zu konzentrieren, die nach dem Krieg Unterstützung benötigte, anstatt ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen.

„Und dann sind da die Menschen, die alles im Krieg verloren haben – Menschen, die ihr Zuhause, ihr Eigentum und ihre komplette Lebensgrundlage verloren haben“, fuhr Harry fort. „Auch sie werden aussortiert, um herauszufinden, wem was gehört und in der Zwischenzeit hängen viele Leute praktisch in der Luft, da sie keine Arbeit halten können, denn sie fürchten, sie zu verlieren, sobald die Person, die ursprünglich den Platz inne hatte, wieder zurückkehrt.“

„In Ordnung ihr beiden“, sagte Kingsley mit hochgehobenen Händen, um sie zu unterbrechen. „Ich bin mir der Defizite innerhalb dieser Behörde durchaus bewusst. Und ich stimme euch zu, der Fortschritt ist sehr langsam. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass sich in diesem Gebäude noch immer sehr mächtige Personen aufhalten, die es bisher erfolgreich geschafft haben, Gesetzte oder Programme entweder komplett zu blockieren oder zu verlangsamen, die der Bevölkerung zugutekommen würden.“

„Aber Sie sind der Zaubereiminister – der endgültige Zaubereiminister“, erwiderte Harry. „Was sollte es Sie kümmern, wenn Sie mal etwas tun, womit Sie nicht beliebt werden, solange es das Richtige ist? Warum nicht einfach die Leute rausschmeißen, die die Probleme verursachen?“

„Harry, das wäre ein Missbrauch meines Amtes. Mein ‚Vorgänger‘ in diesem Büro hat genau dies getan und ich werde sicherlich nicht die Zauberwelt in den Glauben versetzen, dass sie unter einem Tyrannen leben. Es ist schon schlimm genug, dass der Zaubereiminister von nur einer kleinen, ausgesuchten Gruppe gewählt wird, anstatt ihn durch freie demokratische Wahlen bestimmen zu lassen.

„Wenn sie glauben, sie werden von einem weiteren Größenwahnsinnigen beherrscht und mich rausschmeißen, dann würden sie genau in die Hände, der noch immer zahlreichen Anhänger Voldemorts spielen, die wie ich bereits gesagt habe, einen tragenden Einfluss und auch die dazugehörige Macht besitzen. Ich mag es nicht, dass ich so viel Korruption billigen muss, aber der Versuch es komplett zu unterbinden, wäre viel gefährlicher. Das ist ein Teil dessen, wie sie es tun – sie wollen mich damit ködern! Sie warten nur darauf, dass ich einmal das Ministerium säubere, damit sie dann demonstrativ beweisen können, dass ich nicht vertrauenswürdig mit Macht umgehen kann und somit eine Änderung von Nöten ist, dass ich nur ein weiterer Tom Riddle oder Cornelius Fudge bin.“

„Kingsley, wer würde denn nur so etwas über Sie behaupten?“, protestierte Hermine.

„Sehr viele Leute, Hermine, sehr viele Leute“, antwortete Kingsley traurig. „Ich hatte gehofft, es würde einfacher sein, aber ich sage euch hier und jetzt, es gibt viele Menschen dort draußen, die sich jemand anderen als Minister wünschen, jemand der weitaus weniger wohlwollend wäre. Manchmal ist es besser ein nicht perfektes System für die Seite des Lichtes zu leiten, als eine Kehrtwendung zur dunklen Seite zu riskieren.

„Severus weiß, wovon ich da rede, nicht wahr?“

Alle Augen richteten sich auf Severus, welcher nur leicht seinen Kopf neigte.

„Denkt doch nur darüber nach, wie Hogwarts unter Severus geleitet worden ist - es wurde von allen Muggelgeborenen gesäubert, Todesser wurden eingestellt, genauso wie die Folter.“ Severus zuckte bei jedem dieser Punkte leicht zusammen, aber dennoch fuhr Kingsley fort. „Hättet ihr lieber die Alternative gehabt?“

„Kingsley“, begann Hermine warnend. „Ich glaube nicht, dass die beiden Dinge wirklich miteinander zu vergleichen sind. Wenn Severus nicht getan hätte, was er zu dieser Zeit tun musste, dann wäre mit absoluter Sicherheit einem loyalen Todesser die Kontrolle über diese Schüler übertragen worden. Oder man hätte einen der Lehrer unter den Imperius-Fluch gestellt, um die Befehle des Dunklen Lords auszuführen. Sie können unmöglich sagen, dass diese Sicherheit auch hier zutrifft.“

„Aber das tue ich, Hermine, und ich bin mir dessen wirklich ziemlich sicher. Du weißt, ich bin kein Mann, der gerne übertreibt und ich bin kein Politiker von Beruf. Ich wünschte wirklich, ich würde das hier übertreiben.“

Harry und Hermine seufzten gleichzeitig. Wenn die Stimmung nicht so trübe gewesen wäre, dann hätte sie sicherlich alle darüber gelacht.

„Dennoch gibt es da etwas, was Sie tun könnten, Kingsley“, sagte Severus, wodurch sich alle zu ihm umdrehten. Hermine zog überrascht eine Augenbraue hoch. Severus hatte sie nur widerwillig begleitet und gesagt, er würde nicht persönlich das Ministerium um irgendetwas bitten. Hatte er einen Ausweg gefunden?

„Es gibt etwas, was, wie die Muggel sagen, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würde. Es besteht keinen Zweifel, dass etwas unternommen werden muss, um dieser Bevölkerung zu helfen und keine Bevölkerungsschicht ist bedürftiger als die Kinder, die zuvor unter meiner Obhut standen und Hogwarts vor ihrer siebenjährigen Schulausbildung verlassen haben. Es gibt, genau wie Miss Granger und Mr. Potter gerade dargestellt haben, noch Hunderte weitere Zauberer und Hexen, die Hilfe benötigen.

„Die letzten beiden Kriege waren faktisch ein Kampf zwischen sich bekriegenden, wachsamen Gruppen: die Todesser auf der einen Seite und der Orden des Phönix auf der anderen. Das Ministerium selbst war nur ein Kleindarsteller in diesem Konflikt und die Tatsache, dass es dermaßen eskaliert ist, zeigt uns nur, dass das Ministerium damals und vermutlich auch heute noch nicht, eine funktionierende Regierung ist. Die Muggel haben dafür eine Definition, ‚gescheiterter Staat‘, es beschreibt eine Nation oder Menschen, deren Regierung die eigentliche Staatsgewalt über ihr Gebiet fehlt und von anderen Parteien, die die wirkliche Macht besitzen, wie Kriegsherren oder Banden oder terroristische Einheiten oder religiöse Gruppen, beherrscht werden. Ich denke, es ist durchaus fair zu behaupten, Minister, dass das magische England ein gescheiterter Staat ist und das schon seit einer ganzen Weile.“

„Severus-“

„Denken Sie doch mal darüber nach, Kingsley, wenn das Ministerium wirklich die Kontrolle über die Bevölkerung hätte, wäre dann einer der beiden Kriege überhaupt zustande gekommen? Hätte dann wirklich ein Wahnsinniger nach der Macht greifen können, die über zwei Jahrzehnte lang Tausenden von Menschen das Leben gekostet hat? Das ist nichts, was in einem organisierten Staat passieren könnte. Es ist in keiner anderen Zauber-Nation passiert und Sie und ich wissen ganz genau, die Möglichkeiten waren auch dort vorhanden.“

„Das Ministerium war nirgends nur ein Kleindarsteller…“

„Kingsley! Als ein Mitglied des Ordens wissen Sie, dass das nicht stimmt. Sie sind dem Orden beigetreten, weil Sie gesehen haben, wie das Ministerium bei einer wirklichen Gefahr einfach weggesehen hatte und selbst wenn etwas unternommen worden wäre, wussten Sie auch, dass nicht die nötigen Mittel vorhanden wären, um die Menschen zu beschützen. Die Auroren-Abteilung war viel zu klein, um wirklich irgendwas zu unternehmen – Sie wissen das sehr wohl von Ihrer eigenen Zeit dort.“

Kingsley schürzte seine Lippen, aber verleugnete nicht Severus‘ Worte.

„Also, wenn das, was Sie sagen wahr ist und es dort draußen noch die Leute, die bei der erst besten Gelegenheit nach der Macht greifen würden gibt, stimme ich Ihnen zu, dass das eine ernsthafte Bedrohung darstellt. Dann müssen Sie dafür sorgen, dass das Ministerium sich selbst und die Menschen beschützen kann. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist ein dritter Krieg, was vermutlich das Ergebnis wäre. Außer natürlich, dass es jetzt keinen Orden des Phönix mehr gibt, da er seit dem letzten Krieg so ziemlich ausradiert worden ist und die Bevölkerung als Ganzes befindet sich noch immer im Aufbau, also gäbe es auch weniger Widerstand. Die Menschen sind erschöpft. Sie wollen nicht mehr kämpfen.

„Der letzte Krieg wurde hauptsächlich in einer Schule ausgetragen und entschieden. Um Merlins Willen, in einer Schule! Kinder waren die Fußsoldaten des Lichtes, sie waren diejenigen, die gekämpft haben und gestorben sind, um den Dunklen Lord aufzuhalten. Das darf nicht noch einmal passieren.

„Was Sie brauchen, ist eine Zauberarmee.”

Hermine und Harry starrten beide Severus an. Wann hatte er das denn ausgearbeitet? Sie teilten einen Blick, der besagte, dass keiner eine Ahnung hatte.

„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte Kingsley nach.

„Ich meine, Sie brauchen eine loyale, trainierte Streitmacht, die im Falle einer größeren Krise bereitstehen würde – eine neue Machtergreifung eines weiteren Möchtegern-Dunklen Lords, oder eine Naturkatastrophe, oder der Ausbruch einer viralen Krankheit, oder die Invasion einer äußeren Streitmacht, Sie verstehen sicherlich. Die Menschen sehnen sich nach Sicherheit, aber sie können sich nicht auf einen weiteren Albus Dumbledore verlassen, der mit einer Bande von fröhlichen Kriegern zu ihrer Rettung eilt, wie eine Art Deus Ex Machina.

„Ich schätze, ‚Armee‘ ist wohl eine etwas unzutreffende Bezeichnung, es wäre viel mehr wie eine Miliz. Sie würden die Loyalitäten behalten und hätten eine große, trainierte Bevölkerungsschicht, die im Notfall zur Hilfe gerufen werden könnte, und Sie hätten auch eine Kerngruppe von Kämpfern, die bei kleineren Zwischenfällen bereitstehen würde. Sie und ich wissen sehr wohl, dass nicht jeder loyale Todesser verhaftet worden ist, noch sind nicht alle dunklen Zauberer verschwunden. Sie und ich wissen, weitaus mehr Leute als nur die Malfoys haben den Dunklen Lord finanziell unterstützt. Eine Streitmacht wäre gut und würde es der Auroren-Abteilung erlauben sich auf die Fälle, die auch auf ihre Ausbildung zugeschnitten sind, zu konzentrieren. Auroren sind dazu da, sich mit kriminellen Aktivitäten auseinanderzusetzen und nicht mit irgendwelchen politischen Kriegsintrigen.“

Kingsley nickte langsam. „Und ich vermute, das bezieht sich auch auf die Probleme von denen Harry und Hermine gesprochen haben?“

„Sie haben in ihnen eine gebrauchsfertige Bevölkerung, die von dem Ministerium angeheuert werden könnte, um ihre Bürgerwehr zu bilden. Sie könnten alles tun, was nötig ist, um ihre Zustimmung zu erhalten – einen Eid durch den Zauberstab oder andere magisch geschlossene Versprechen, wie der Unbrechbare Schwur oder magisch bindende Verträge. Das würde selbstverständlich nicht für jeden das Problem lösen, aber für einige wäre es eine Möglichkeit. Sie hätten eine verbesserte Sicherheit, welche das Ministerium und infolgedessen auch Sie stärkt. Und Sie würden die zukünftigen Kriminellen, Drogensüchtigen und Prostituierten von der Straße holen, wodurch Sie gleichzeitig auch noch so etwas wie einen Sozialdienst gegründet hätten.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob unter dem Zaubergesetz eine Armee erlaubt ist, das müsste ich dem Zaubergamot vortragen, damit sie darüber entscheiden und dann gibt es noch die, die den Aufbau einer Armee als nichts anderes, als einen Aufbau einer weiteren Streitmacht für einen Dunklen Lord sehen würden.“

„Es gibt einige Dummköpfe, die würden das durchaus so sehen, aber jeder mit auch nur dem Funken von etwas Verstand, würde es als das sehen, was es wirklich ist. Die vielen Beschwerden, die ich jahrelang über das Ministerium gehört habe, waren die, dass es sowohl zu schwach, als auch zu unbarmherzig sei. Es war zu schwach, wenn es um die Sicherheit ging und zu unbarmherzig, wenn es das zivile Recht betraf. Wenn Sie die Sicherheit verbessern, dann hätten Sie auch besseren Einfluss, um die Bürgerrechte zu lockern, da es dann weniger Berechtigung gebe, sie so strickt zu halten. Wie viele Menschen wurden ohne eine Verhandlung nach Askaban geschickt? Wie viele von ihnen, die eine Verhandlung hatten, hatten auch einen rechtlichen Beistand? Wie viele Häuser wurden ohne einen Durchsuchungsbefehl einfach durchsucht? Wie viele Testamentsschreiben wurden verfasst? All diese Dinge wurden im Namen der Sicherheit getan und Sie wissen genauso gut wie ich, dass damit in keiner Weise der Sicherheit gedient ist.“

„Sie mutmaßen, Severus, dass die bloße Anwesenheit solch einer Streitmacht Stabilität erschafft. Ist militärische Macht wirklich das Zeichen eines starken und sicheren Staates? Ich habe genau wie Sie die Geschichte der Muggel studiert und Sie wissen auch, dass oftmals eine starke Militärmacht lediglich einen schwachen Staat verleumdet. Sollte das Ministerium das wirklich durchführen, eine Streitmacht zu Friedenszeiten aufbauen, sieht es so aus als würde Zauberengland wieder einmal unter eine totalitäre Diktatur fallen. Das würde unbarmherzig aussehen und niemanden im Zaubergamot überzeugen, das Gesetz in Bezug auf eine Lockerung der Bürgerrechte abzuändern.“

„Kingsley, Sie klingen ganz so, als ob Sie sich davor fürchten überhaupt irgendwelche Veränderungen anzugehen“, flüsterte Hermine mit offensichtlich enttäuschter Stimme.

„Veränderungen passieren nicht über Nacht“, antwortete Kingsley traurig.

„Ja, das habe ich auch in Ihrem Flugblatt gelesen“, erwiderte Hermine.

„Ich bin nur ein Mann“, sagte Kingsley. „Selbst wenn ich all dem, was ihr gesagt habt, zustimmen würde, kann ich keine Veränderung über Nacht erzwingen, die schrittweise erfolgen muss. Der Fortschritt und die Stabilität zurzeit sind sehr brüchig. Es könnte schon morgen alles zusammenbrechen. Es tut mir leid, aber im Moment kann ich euch nicht helfen. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn mehr Fortschritt gemacht worden und die Welt hoffentlich etwas stabiler ist. Aber heute… es tut mir wirklich leid.“

Kingsley Bedauern schien ehrlich zu sein.

„Ich verstehe, Kingsley“, sagte Harry. Er bot dem Mann seine ausgestreckte Hand an. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zuzuhören. Ich weiß, Sie verstehen unsere Sorgen und ich weiß auch, wenn es Ihnen möglich ist, dann werden Sie uns helfen.“

Hermine und Severus waren sich nicht so sicher, ob das wirklich stimmte, aber sie wollten es gerne glauben.

„Ich habe mich wirklich gefreut, euch wiederzusehen“, sagte Kingsley. „Ihr habt wirklich gute Punkte hervorgehoben und ich werde diese Unterhaltung sicherlich nicht vergessen. Wenn ich es kann, dann werde ich etwas unternehmen.“

Sie alle bedankten und verabschiedeten sich und kehrten dann zum Grimmauldplatz zurück.

„Das war enttäuschend“, sagte Hermine, als sie sich auf die Couch im Wohnzimmer setzte. Severus setzte sich neben sie, nahm ihre Hand und streichelte diese leicht. Für Severus war das eine ziemlich öffentliche Darstellung von Zuneigung und es kostete ihn sehr viel, es zu tun. Harry gab sein Bestes ein Lächeln zu verstecken, als er es sah. „So viel dann also zu der sogenannten Zukunft Zauberenglands. Ich hätte niemals gedacht Kingsley Shacklebolt dermaßen resigniert zu sehen.“

„Ich hatte erwartet, dass das Ministerium für unsere Zwecke nicht die beste Option sein würde“, sagte Severus. Es war nicht ganz ein ‚Ich-habe-es-ja-gleich-gesagt‘, aber schon ziemlich nahe dran.

„Aber wir mussten es versuchen“, sagte Hermine. „Zumindest können wir jetzt behaupten, dass wir es wenigstens versucht haben.“

„Jeder andere Minister hätte uns verflucht, wären wir in sein Büro marschiert und hätten all seine Leistungen kritisiert und eine komplett neue soziale Struktur gefordert“, überlegte Harry. „Ernsthaft, das war wirklich dreist von uns, nicht wahr? Kingsley ist geduldiger, als ihm jeder von uns zugesteht.“

„Je mehr Dinge sich verändern, desto mehr bleiben sie auch gleich, Harry“, flüsterte Severus. „Es ist die Natur eines jeden Ministers mitreißende Veränderungen zu versprechen, nur um dann doch alles so, wie es war, weiterlaufen zu lassen.“

„Ich hätte gedacht, er würde versuchen Fudge, Scrimgeour und Thicknesse wirklich zu korrigieren“, sagte Hermine. „Das Pendel, wenn ihr so wollt, schwingt jetzt viel zu sehr in die eine Richtung, wo es vorher komplett in die andere geschwungen ist. Das Ministerium, mit welchem wir aufgewachsen sind, war sehr unbarmherzig und sorgte sich nur um das eigene Ansehen und dort gab es mehr Intrigen als an Caesars Hofe.“ Harry und Severus besaßen zum Glück den Muggel-Hintergrund, um ihren Vergleich zu verstehen. „Also kann ich Kingley schon verstehen, warum er nicht will, genauso wie sie zu erscheinen. Kleinere Veränderungen über die Jahre bleiben eher hängen und erscheinen diplomatischer als alles andere. Wirklich, es ist keine schlechte Strategie, um die Stabilität zu erhalten.“

„Stabilität kann überbewertet werden“, bemerkte Severus.

„Jedenfalls“, fuhr Hermine fort, „ ist für uns dieser Weg jetzt verschlossen. Wir müssen uns jetzt etwas anderes überlegen.“

Severus schüttelte mit dem Kopf. „Nein, wir sind fertig. Ich habe zugestimmt, es dem Ministerium vorzutragen, aber nicht, es noch weiter zu verfolgen.“

„Aber Severus-“, protestierte Harry.

„Nichts aber, Harry“, entgegnete Severus in derselben Stimme, wie er sie immer benutzt hatte, um einen Klassenraum zum Schweigen zu bringen. „Es ist vorbei. Es ist genau so gelaufen, wie ich es erwartet habe, also bin ich auch nicht enttäuscht. Ich werde mit dem, was ich schon immer getan habe, weiter machen. Es ist keine ideale Lösung, aber weitaus besser als die Alternative, was absolut nichts ist.“

Er stand auf und ohne ein weiteres Wort ging er die Treppen hinauf.

Hermine schüttelte jetzt mit dem Kopf. „Nervenaufreibender Mann.“

Harry nickte zustimmend. „Ja, aber er ist jetzt dein nervenaufreibender Mann.“

„Ja, das ist er.“

Harry setzte sich jetzt auf Severus‘ verlassenen Platz und legte einen Arm um ihre Schultern. „Es gibt immer einen anderen Weg. Ich weiß, er sieht jetzt keinen, aber das bedeutet nicht, dass er keinen anderen sehen will. Ich denke, er ist es gewohnt alle Verantwortung alleine zu tragen und Kingsleys Abweisung hat ihn nur in seiner Ansicht, wieder nur auf sich gestellt zu sein, bestärkt.“

Hermine seufzte. „Ich sage ihm immer und immer wieder, dass er nicht mehr alleine ist und er sagt immer ständig, er würde es verstehen.“

„Aber alte Gewohnheiten sind nur schwer zu brechen, nicht?“, antwortete Harry. „Denk mal drüber nach – er hat das die letzten fünf Jahre alles alleine gemacht. Wir sind jetzt, was, gerade mal acht Monate mit daran beteiligt? Und dann berücksichtige noch sein früheres Leben in Hogwarts, wo praktisch das Gleichgewicht des Krieges auf seinen Schultern lastete und wenn er dort nicht immer die absolut richtigen Entscheidungen getroffen hätte, wäre alles zugrunde gegangen. Ich denke, er versteht durchaus, dass er jetzt Unterstützung hat, aber es ist noch immer sehr tief in ihm verwurzelt, die Dinge alleine zu machen.“

Hermine nickte. Wer hätte jemals gedacht, dass ausgerechnet Harry Potter ihr eines Tages die Psyche ihres Liebhabers erklären würde? Und was das betrifft, wer hätte jemals gedacht, dass dieser Liebhaber Severus Snape sein würde?



*~*~*~*



Die leisen Geräusche, wie sich Severus vor dem sterbenden Kaminfeuer am frühen Morgen anzog, rissen Hermine aus ihrem Schlaf.

„Warum bist du schon so früh auf?“, fragte sie verschlafen.

„Ich muss nach Askaban“, antwortete er ausdruckslos.

„Warum, ist etwas passiert?“

Er schüttelte mit seinem Kopf. „Ich habe einen ehemaligen Schützling dort, den ich versuche zumindest einmal im Monat zu besuchen.“

Hermine runzelte mit der Stirn. Seit dem Beginn ihrer Beziehung konnte sie sich nicht an einmal erinnern, wann er nach Askaban gegangen ist und das waren bisher immerhin drei Monate. Als ob er ihre Gedanken hören könnte, antwortete er: „Für gewöhnlich gehe ich immer tagsüber, wenn du noch arbeiten warst oder unterrichtet hast. Aber heute will ich gerne etwas früher gehen, damit ich den Nachmittag freihabe.“

Hermine nickte. „Kann ich dich begleiten?“

Severus, der bis gerade sein Hemd zugeknöpft hatte, hielt mitten in seiner Bewegung inne und schaute zu ihr auf. Er hatte bereits vermutet, dass sie ihn irgendwann mal begleiten wollte, aber dennoch überraschte ihn ihr Angebot.

Ich sollte das wirklich nicht tun, dachte er. Sie wollte überall hin mitkommen.

„Hermine… ich weiß nicht… warst du jemals in Askaban?“

Sie schüttelte ihren Kopf.

„Das ist nichts für schwache Nerven“, warnte er. „Es ist wirklich äußerst deprimierend. Die Dementoren sind noch immer dort und das Gefängnis ist so voll wie noch nie zuvor. Die Körper derer, die dem Kuss bekommen haben, liegen dort herum, weder wirklich lebend noch richtig tot. Du kannst die Schreie der anderen Gefangenen hören, während sie langsam ihren Verstand verlieren. Zweifelsohne hat dir Black von seinem Aufenthalt dort erzählt; leider hat sich seitdem nicht sonderlich viel geändert.“

„Also wenn du es so beschreibst…“, sagte Hermine, warf die Bettdecken zurück und ging hinüber zu ihrer Seite des Kleiderschrankes und öffnete die Tür. Ihr gemeinsamer Schrank sah nach außen hin vollkommen normal aus, doch wenn er einmal geöffnet war, konnte man ihn auch betreten.

„Ich belüge dich nicht, Hermine. Es ist wirklich ein schrecklicher Ort.“

„Umso mehr“, erwiderte sie entschlossen. Sie überlegte einen Moment, ob sie ihre Roben oder ihre Muggel-Kleidung tragen sollte und entschied, dass ihre Roben vermutlich besser die Kälte der Dementoren abhalten würde. „Sie müssen in dieser Umgebung leben. Das Mindeste, was ich tun kann, ist sie zu besuchen.“

Sie warf Severus einen Blick zu, der keine Widerworte duldete und erhielt von ihm ein Nicken.

„Hermine“, sagte er, nachdem sie sich angezogen und den Grimmauldplatz verlassen hatten. Sie standen jetzt in der kalten, grauen Morgenluft. „Du musst das wirklich nicht tun. Askaban… es könnte vielleicht zu viel sein.“

Hermine nahm seine Hand und drückte sie. „Ich mache mir keine Sorgen, Severus. Ich bin bei dir.“

„Törichtes Mädchen“, antwortete er liebevoll. Er drückte ihre Hand zurück und schloss dann seine Augen, um sich auf den Apparations-Punkt auf der kleinen Insel, auf der Askaban gebaut worden war, zu konzentrieren und disapparierte sie beide.


*~*~*~*



Hermine schloss immer während einer Apparation ihre Augen. Dadurch konnte sie sich immer besser auf den Apparations-Punkt konzentrieren und sie schaffte es, nach der Reise sich besser zu orientieren. Ein weiterer Vorteil war, sie spürte zuerst einen Boden, bevor sie sah, wo sie sich befand und konnte sich gleich damit vertraut machen, wie sich ein Ort anfühlte und wie sie zwischen ihnen unterscheiden konnte, ohne ihre Augen öffnen zu müssen.

Als sie in Askaban ankamen, war das Einzige, was Hermine spüren konnte, Kälte.

Sie befanden sich im Inneren, eines geschlossenen, fensterlosen Raums, der nach zerfressenem Stahl aussah. Sie konnte die Dunstwolken ihrer hektischen Atemzüge erkennen. Dieser gesamte Ort gab ihr das Gefühl von Verlust. Hier musste es doch irgendwo eine Tür geben, jemand musste doch von ihrer Ankunft alarmiert worden sein. Kein Ausgang, keinen Weg nach draußen, hier drinnen gefangen. Zumindest konnten sie wieder hinaus apparieren … oder? Weder hörte sie etwas, noch sah sie etwas, noch fühlte sie etwas – nichts außer dieser Kälte. Sie umklammerte Severus‘ Hand noch fester und dieser drückte sie beruhigend zurück.

„Schon gut“, flüsterte er und verfluchte sich gleichzeitig, dass er sie nicht vor dem Apparations-Punkt gewarnt hatte. Er wusste, sie hasste geschlossene Räume ohne irgendeinen ersichtlichen Ausweg. Dumm.

Plötzlich ertönte ein lautes, schlagendes Geräusch und Hermine zog augenblicklich ihren Zauberstab, als sie wild herumwirbelte, wodurch ihre fliegenden Haare Severus quer übers Gesicht schlugen. Sie sah, wie eine Tür vor ihnen auftauchte. Severus schien dies bereits erwartet zu haben. Die Stahltür öffnete sich wie von selbst und Severus führte sie schließlich hindurch. Sie durchliefen einen langen Steinkorridor, der lediglich alle drei Meter durch ein paar Fackeln beleuchtet war. Irgendwie erinnerte es sie ein wenig an die Vampirfilme der Muggel, die sie immer als kleines Mädchen mit ihrem Vater zusammen gesehen hatte. Ein Kloß bildete sich bei diesem Gedanken in ihrem Hals, aber sie schluckte ihn hinunter und konzentrierte sich auf das, was sie hier zu tun hatte. Das hier war kein transsilvanisches Herrenhaus, und es gab ganz sicher keinen verführerischen Vampir. Sie waren in einem Gefängnis, um ein Kind zu besuchen.

Severus hatte bisher noch nicht erwähnt, wen genau sie besuchten, aber sie wusste, er würde es ihr schon bald mitteilen. Wann auch immer sie einen seiner Abgänger besuchten, erzählte er nie sonderlich viel von ihrer Hintergrundgeschichte, bevor sie eintrafen. Sie wusste nicht, ob es so war, weil er nicht wusste, ob sie ihn dann begleiten würde oder, ob er wissen würde, dass sie sich vorher nur Gedanken darüber machte. Hoffentlich Letzteres. Sie hoffte, er vertraute ihr genug, um zu wissen, dass sie ihm überall hin folgen würde. Selbst in die Abgründe der Hölle. Was, wie sie vermutete, genau hier war, als sie die Wache erreichten.

„Zauberstäbe, bitte“, sagte die Wache gelangweilt. Beide legten sie auf den Tresen, während der Wachmann sie wog und ihre Länge erfasste, damit ihre Identitäten überprüft werden konnten. Hermine überkam eine plötzliche Erinnerung, wie sie in Gringotts in einer unbekannten Robe stand und dort gebeten worden war einen Zauberstab vorzuzeigen. Sie konnte nur knapp den aufkommenden Schauer unterdrücken, die die Erinnerung Bellatrix Lestrange zu verkörpern, hervorbrachte.

„‘nd wen woll’n S‘e seh’n?“, fragte der Wachmann schließlich noch genauso gelangweilt.

„Lennox Gibbon“, antwortete Severus. Der Wachmann tippte mit seinem Zauberstab auf einige Papiere.

„Munteres Kerlchen. Etage zehn, Zelle 234. Magie funktioniert in der Zelle nicht.”

„Gibt es keinen Besucherraum?“, fragte Hermine hektisch. Severus schüttelte lediglich mit seinem Kopf, als er ihre beiden Zauberstäbe nahm und sie antrieb ihm zu folgen.

Nicht ein bisschen Tageslicht gelangte an diesen Ort, entschied Hermine. Das hier erinnerte sie entfernt an die Kerker – Wandleuchter mit Fackeln, feuchte Steinwände, Spinnenweben, das Geräusch von den entfernten Klagelauten. Das erste Mal, als sie einen Schrei hörte, dachte sie, sie würde es sich nur einbilden. Es war so weit entfernt und leise. Es war entsetzlich und unvergesslich zu denken, dass die Menschen hier so lebten. Kein Wunder, dass die meisten wahnsinnig wurden. Es erklärte immerhin, warum Sirius nie ganz normal schien. Nach zwölf Jahren in diesem Höllenloch würde jeder seinen Verstand verlieren.

Die Dementoren waren nicht körperlich anwesend (sie hoffte, diese scheußlichen Geschöpfe wurden in der Regel von den Besuchern ferngehalten), aber ihr Einfluss auf die Atmosphäre war unverkennbar – kalte Luft, Dunkelheit, Feuchte, Verzweiflung. Hermine versuchte so gut es ging, ihre Gedanken zu beruhigen. Als Vorbereitung auf ihre Horkruxjagd hatte sie etwas Okklumentik geübt und versuchte das jetzt wieder hervorzuholen. Verstecke die Gedanken und Erinnerungen, die du am meisten schätzt. Konzentriere dich auf die warme Hand, die deine umfasst. Atme.

Sie erreichten die Tür mit der Nummer 234. Sie bestand komplett aus Stahl und war übersät mit schweren Bolzen. Ein sehr schmaler Streifen versorgte die Person im Inneren mit einem kleinen Fenster nach draußen zum Korridor. Hermine fragte sich, ob sie etwas unternehmen sollten, um es zu öffnen, aber Severus stand einfach nur da und wartete geduldig. Angesichts der Tatsache, dass er das hier bereits weit aus öfters getan hatte als sie, folgte sie seinem Beispiel und wartete ebenfalls. Sie musste nicht allzu lange warten; schon bald ertönte ein Knarren und die Tür öffnete sich. Mit Bedacht betrat Severus die Zelle und zog Hermine an ihrer Hand mit hinein.

Die erbärmliche Gestalt im Inneren der Zelle war in der Ecke zu einem Ball zusammengerollt, die Gefängniskleidung, nichts weiter als ein grauer Fetzen und eine dünne Decke, waren um ihn gewickelt. Er zitterte; es war kalt und das arme Ding hatte nur ein paar dünne Decken, die ihn bedeckten. Sie verspürte einen inneren Drang nach ihrem Zauberstab zu greifen und alles in etwas Dickeres zu verwandeln, aber erinnerte sich daran, dass sie hier drinnen keine Magie ausüben konnte. Verzauberungen blockierten vermutlich Magie jeglicher Art. Nachdem sich Sirius Black in seiner Zelle erfolgreich in einen Animagus verwandeln und Barty Crouch mithilfe des Vielsafttrankes seine Mutter verkörpern konnte, bezweifelte Hermine, dass das Ministerium bereit war, noch irgendwelche Risiken einzugehen.

Severus ließ von ihrer Hand ab und näherte sich der Person in der Ecke. Sanft berührte er seine Schulter und riss ihm aus dem Zustand, indem er sich befand (Schlaf? Schock?). Die Person war ein dünner Mann, wenn man davon ausging, mit welchem Altersdurchschnitt sich Severus beschäftigte, war er vermutlich noch ein Jugendlicher. Seine ausgemergelte Figur ließ ihn einige Jahre älter aussehen, als er vermutlich wirklich war. Als der Junge sah, wer ihn da besuchte, fiel er gegen Severus, welcher ohne zu zögern seine Arme um den Jungen schlang. Der Junge begann zu zittern und Hermine erkannte, dass der Junge vermutlich weinte. Plötzlich hatte Hermine das Gefühl ein Eindringling in einem äußerst privaten Moment zu sein und dachte darüber nach zu verschwinden. Ein Blick von Severus änderte ihre Meinung; er ermutigte sie, zu ihm zu kommen. Sie kniete sich neben ihn auf den dreckigen, nassen Boden.

„Mr. Gibbon“, sagte Severus leise. „Das ist Hermine.“ Der Junge zuckte bei dem Namen abrupt zusammen (kein Wunder, dass er ihn erkannte – es gab nur eine Berühmtheit mit dem Namen Hermine in der Zauberwelt), aber Severus hielt ihn ruhig. „Sie ist hier zusammen mit mir, sie ist eine Freundin und sie will einfach nur Hallo sagen.“ Der Junge betrachtete sie misstrauisch. Sie stellte für ihn offensichtlich eine Bedrohung dar.

Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. „Schön dich zu treffen, Lennox“, flüsterte sie. Zunächst antwortete der Junge nicht, aber dann streckte er eine schmutzige Hand aus und schüttelte ihre nur sehr schwach und ließ noch schneller wieder von ihr ab. Seine Haut sah krank und blass aus – wann hatte sie das letzte Mal etwas Sonnenlicht gesehen? Er klammerte sich an Severus, als ob er eine Rettungsinsel sei. Wie oft wurde der Junge von einer anderen Person berührt? Und was hatte er getan, um solch eine heruntergekommene Existenz zu verdienen?

„Denk dran… nur noch sechs Monate“, sagte Severus beruhigend. „Versuche dich hier aus sämtlichen Schwierigkeiten herauszuhalten, verstanden?“ Der Junge nickte. „Gut.“

Severus war immer freundlich und beruhigend mit Hermine und er war zugänglich, wenn nicht sogar liebenswert zu seinen Schützlingen im Grimmauldplatz. Aber ihn zusammen mit seinen Abgängern zu sehen, war da eine ganz andere Erfahrung. Er wirkte sehr mitfühlend, er sorgte sich, er wirkte beinahe… väterlich. Es war mehr als deutlich, dass er sich um das Wohlergehen der Kinder sorgte und doch behandelte er alles, wie ein tiefes, dunkles behütetes Geheimnis. Sicherlich, wenn ihr jemand letztes Jahr erzählt hätte, dass Severus Snape, der dem Tode gerade von der Schippe gesprungen war, zu einer liebevollen und sorgenden Person wurde, dessen Mittelpunkt jetzt vernachlässigte Kinder waren, hätte Hermine laut aufgelacht. Sie wusste bis jetzt nur sehr wenig über Severus‘ Kindheit, aber sie vermutete, er hatte nicht sonderlich viele Umarmungen von seinen Eltern bekommen und in seinen dunkelsten Tagen, seinen späteren Jugendjahren bis zu seinen frühen zwanziger Jahren, hatte er vermutlich nie ehrliche Zuneigung erfahren. Wie anders wäre sein Leben verlaufen, wenn er nur jemanden gehabt hätte, der ihn während dieser Zeit mal gehalten hätte. Welchen Unterschied könnten ein paar Umarmungen gemacht haben?

Nach einiger Zeit wusste sie, dass Severus ihren Besuch ein Ende setzte, also schritt sie hinaus in den Flur, um den beiden etwas Privatsphäre zu geben, damit sie sich noch ungestört unterhalten konnten. Als sie einmal draußen stand, wurde sie gleich von Verzweiflung gepackt. Sie hatte die Erinnerungen ihrer Eltern ohne ihr Einverständnis und somit ihr gesamtes Leben gestohlen. Dadurch hatte sie jetzt keine Familie mehr. Viele ihrer Freunde waren tot. Sie hatte keine wirkliche Arbeit. Die Kinder, mit denen sie so hart arbeitete, hatten nur diesen schrecklichen Ort, wo sie landen würden, wenn sie denn erst einmal den Grimmauldplatz verlassen mussten. Das Ministerium war noch genauso korrupt und ineffektiv, wie es schon immer gewesen war und noch nicht einmal Kingsley Shacklebolt konnte es retten. Sie liebte einen Mann, der für immer einen Geist lieben würde.

Warte, lieben?

Ihre Hände zitterten und Hermine begann erst zu spät zu erkennen, dass sie von der bittersten Kälte, die sie bisher erfahren hatten, erzitterte. Sie hatte diese Kälte nicht mehr seit… oh. Sie hatte diese Kälte nicht mehr seit der Schlacht um Hogwarts gespürt, als ein Schwarm von Dementoren über sie und Ron gerauscht war.

Sie blickte hinauf und sah dort drei der dunklen, vermummten, unheiligen Kreaturen vor ihr schweben. Sie war zuvor einem Dementor noch nie so nahe gekommen. Harry hatte immer schnell einen Patronus gezaubert und sie somit auf Abstand gehalten. Diese drei Dinger schwebten einfach nur vor ihr. Sie mussten verschwinden. Sie musste einen Patronus zaubern. Aber… an welchen glücklichen Gedanken konnte sie sich klammern, wenn alles, an was sie denken konnte, nur das war, was in der Welt und ihrem Leben schief lief? Sie hob zitternd ihren Zauberstab und versuchte ihren glücklichsten Gedanken einzufangen.

„Expecto Patronum!“, schrie sie. Aber nur ein paar Silberfetzen entflohen ihrem Zauberstab, wirbelten lediglich kurz in der Dunkelheit auf, bevor sie komplett verschwanden. Sie versuchte es erneut, aber es war dasselbe Ergebnis. Die Dementoren näherten sich, ragten über ihr und griffen nach ihr. Warum bereitete der Patronus ihr immer nur so viele Schwierigkeiten?

Plötzlich rauschte ein silberner Blitz an ihr vorbei und auf die Dementoren hinzu, schleuderte sie zurück bis zum anderen Ende des Flurs. Auch ohne sich herumzudrehen, wusste sie, dass Severus aus der Zelle getreten war und seinen Patronus gezaubert hatte. Nicht nur war er der Einzige, der in der Lage war den Zauber auszuführen, sie erkannte ihn auch. Selbst wenn sie ihn nicht vor ein paar Monaten selbst gesehen hätte, kannte sie die Geschichte gut genug, um den Patronus überall zu erkennen.

Severus‘ Patronus war noch immer eine Hirschkuh.

Schweigend kehrten sie zum Grimmauldplatz zurück. Askabans düstere Atmosphäre ließ auch dann nicht von ihnen ab, als sie bereits die schwarzen Korridore verlassen und davon appariert waren. Obwohl Severus zwei Stücke Schokolade aus seiner Tasche zog und sie dazu ermutigte sie zu essen, verschwand die Traurigkeit nicht. Die Schokolade machte es erträglicher, aber konnte es nicht heilen. Nur Zeit und Distanz konnten die Stimmung nach Askaban heben.

Als sie dann das Haus betraten und ihre Mäntel aufgehängt hatten, ließen sie sich vor dem Feuer nieder und Hermine nahm Severus’ Hand und saß einfach nur bewegungslos dar. Die Aufruhr, nachdem sie seinen Patronus gesehen hatte und was er darstellte, wurde nur durch die Dementoren verursacht, das war es, was sie sich einredete. Das zwischen ihnen war jetzt eine richtige Beziehung und sie kümmerten und sorgten sich um den jeweils anderen, aber niemand sagte etwas darüber sich zu verlieben. Außerdem liebte er Lily jetzt seit, was, fünfunddreißig Jahren? Eine Beziehung von nur ein paar Monaten konnte da nicht mithalten.

Zudem war Hermine noch nie jemand gewesen, die mit einem Traum von einem Zuhause und ihren eigenen Kindern aufgewachsen war. Im Grunde war es genau das Gegenteil der Fall. Also wirklich, eine Beziehung von gegenseitigem Vergnügen und Gemeinsamkeit, das, was sie hier gerade mit Severus hatte, war genau das, was sie beide brauchten und auch wollten. Sie waren Partner in einem großartigen Unterfangen. Ernsthaft, das hier war perfekt für sie. Es gab für keinen von ihnen einen Grund sich zu verlieben.

Während sie schweigend vor dem Feuer saßen, wurden ihre Gedanken durch Harry unterbrochen, der sich hektisch im Wohnzimmer umblickte, als er eintrat.

„Hat einer von euch heute Morgen den Propheten gelesen?“

Severus und Hermine schüttelten beide ihren Kopf. Sie waren gegangen, bevor die Posteulen eingetroffen waren. Harry sah etwas beunruhigt aus, als er ihnen das Flugblatt und die Titelseite überreichte.

Hermine spürte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich, während sich Severus‘ Lippen zu einer dünnen Linie verzogen und sich seine Augen verengten, als er die Überschrift las.

EIN NEUES GOLDENES TRIO? HARRY POTTER, SEVERUS SNAPE, UND HERMINE STATTEN DEM MINISTERIUM EINEN BESUCH AB


*~*~*~*



Im nächsten Kapitel: Die neue Heilerin trifft ein und behandelt sowohl alte als auch frische Wunden.


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
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