von Kelly
Prolog
Es war ein wunderschöner Spätsommertag. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel herunter. Inmitten dieser Idylle lag Hogwarts. Sicher, es waren noch nicht alle Schäden behoben worden, die bei der großen Schlacht um Hogwarts entstanden waren. Gewaltige Schäden hatte die Schlacht am Schloss hinterlassen – zu gewaltig waren diese gewesen – weggesprengte Mauern, zum Teil eingestürzte Gänge bzw. Geheimgänge, zerbrochene Fenster, zerstörte Räume. Aber das waren nur Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fielen. Viele unermüdliche Hände hatten beim Wiederaufbau geholfen. Viel wichtiger war aber, dass der Krieg vorbei war, Voldemort vernichtet und seine Todesser entweder selbst tot – darunter die gesamte Familie Lestrange - oder warteten in Askaban auf ihren Prozess. Bei Pansy Parkinson, so hatte man festgestellt, dass sie seit vielen Monaten unter dem Imperius stand, ausgesprochen von den eigenen Eltern. Dies und die Tatsache, dass sie in der Schlacht mehrere Flüche abbekam, hatten ihren Geist auf Dauer verwirrt. Sie war nunmehr Dauergast im St. Mungos in der geschlossenen Abteilung, ihre Eltern warteten in Askaban auf ihren Prozess. Den wenigen, denen die Flucht gelungen war, waren die Auroren auf den Fersen. Kingsley Shaklebolt war der neue Zaubereiminister und gleich nach seinem Amtsantritt hatte er in allen Bereichen des Ministeriums umfassende Reformen angekündigt. Allerdings wurden erst die wichtigsten Bereiche umstrukturiert wie die Verwaltung, die Gesetze usw. Auf alle Fälle hatte er zugesagt, gegen die Todesser radikal durchzugreifen und die ersten Prozesse sollten bereits im Herbst dieses Jahres stattfinden.
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Aber nicht nur die dunkle Seite hatte Verluste zu verzeichnen. Fred Weasley, Tonks und Remus Lupin, Colin Creevy, Prof. Flitwick, Augusta Longbottom, Madame Rosmerta, Cormac McLaggen, Wayne Hopkins, Kevin Entwhistle Morag MacDougal, Roger Davies, Penelope Clearwater, Horace Slughorn, Romilda Vane, und ca. 50 weitere waren in der Endschlacht gefallen. Auch einige Angehörige des Hauses Slytherins ließen sich nicht evakuieren, sondern schlossen sich schon in der Großen Halle dem Widerstand gegen Voldemort an und bezahlten diese Tat mit ihrem Leben: Terence Higgs, Millicent Bullstrode, Adrian Pucey – ihnen wurde genauso gedacht wie allen anderen Opfern von Voldemorts Schreckensherrschaft. Nicht zu vergessen die unzähligen Opfer, die bei den Überfällen der Todesser umgekommen waren. Sie alle waren nicht vergessen und würden es auch niemals sein.
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Es gab aber auch noch viele, über deren Aufenthaltsort nichts bekannt war wie z.B. Blaise Zabini und Theodore Nott. Die besten Freunde von Draco Malfoy waren am Abend der Schlacht um Hogwarts zum letzten Mal gesehen worden. Niemand wusste, wo sie sich aufhielten. Manche behaupteten, sie hätten sich abgesetzt, um nicht auf Seiten der Todesser kämpfen zu müssen, da ihre Eltern, ganz besonders Theos Vater, ein Todesser des inneren Zirkels waren, und sie somit gezwungen gewesen waren, sich Voldemort anzuschließen ob sie wollten oder nicht. Manche, vor allem diejenigen, die sich selbst vor dem Kampf gedrückt hatten, behaupteten, Blaise und Theo wären jämmerliche, erbärmliche Feiglinge, die ihre Kameraden in Stich gelassen hätten im Kampf, zu feige, sich der einen oder anderen Seite im Kampf anzuschließen. Andere wiederum schworen sämtliche Zauberereide, dass dies unmöglich sei, da Blaise Zabini und Theodore Nott im Geheimen auf der Seite von Harry Potter gestanden hätten und zusammen mit ihm in den Kampf ziehen wollten, egal, ob sie sich damit gegen ihre gesamte Familie stellten oder nicht. Alle hofften, dass das Schicksal der Verschwundenen, der Unauffindbaren, irgendwann geklärt werden konnte.
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Heute, am 1. September, sollte Hogwarts wieder seine Pforten öffnen. Gegen Abend würde der Hogwarts-Express voller aufgeregter Schüler eintreffen. Es würde ein sehr starker Jahrgang werden, besonders bei den Erstklässler. Da im letzten Schuljahr viele Eltern ihre Kinder wegen Voldemort nicht nach Hogwarts geschickt hatten, da sie zum Teil muggelgeboren, teilweise halbblütig waren. Prof. McGonagall als neue Schulleiterin hatte nicht gezögert und all diese Kinder angeschrieben um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Es würde halt zwei erste Klassen geben statt einer. Aber auch die höheren Klassen würden stärker ausgelastet sein als sonst. Wichtiger war es halt, eine neue Generation von Zauberern und Hexen zu unterrichten und in eine Welt zu entlassen, in denen Voldemort und seine Anhänger nur ein Stück einer dunklen abgeschlossenen Vergangenheit waren. Niemals wieder durfte es geschehen, dass jemand wie Voldemort an die Macht kam.
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„Es ist vorbei!“ Das war der erste Gedanke, der Harry durch den Kopf schoss, als er am Morgen des 1. September im Schlafsaal im Gryffindor aufwachte. Der Krieg war vorbei– Voldemort tot - genauso wie Fred, Tonks, Remus, Colin und so viele andere. Aber es war vorbei, endgültig vorbei! Hogwarts würde heute Abend wieder seine Pforten öffnen. Es herrschte endlich Frieden. Er, Ron, Neville, Dean, Seamus und selbstverständlich Ginny, Luna und Hermine waren schon am Abend vorher angekommen, weil sie ihren Abschluss nachholen wollten. Was ihn aber am meisten freute war, dass Ginny und Luna von nun an in seiner Klasse sein würden. Mit Ginny, seiner Ginny! Er träumte noch eine Weile vor sich hin und erinnerte sich an das Gute, was das Ende des Krieges mit sich gebracht hatte. Er war wieder mit Ginny zusammen und sogar verlobt. Ja, verlobt – gleich nach Ablauf des 7. Schuljahres würden sie heiraten, Molly Weasley war schon eifrig dabei, Pläne für die Hochzeit zu entwerfen. Harry und Ginny ließen ihr gerne die Freude, lenkte sie die Planung doch etwas von ihrer Trauer um Fred ab. Neville und Luna waren ebenfalls zusammen, der gemeinsame Widerstand in Hogwarts hatte sie zusammenfinden lassen – sie witzelten darüber, dass sie es Voldemort ihre Beziehung zu verdanken hätten. Ron und Hermine hatten nach ihrem ersten Kuss – der auch zugleich ihr letzter war - festgestellt, dass zwischen ihnen nur Geschwisterliebe bestand und waren nach wie vor die besten Freunde. Hermine konnte Severus Snape retten. Es war in der Heulenden Hütte gewesen. Harry, Ron und Hermine hatten Snape gefunden, nachdem Nagini ihn gebissen hatte. Snape war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren und konnte nur noch schwach murmeln. Harry und Ron verstanden nicht, was er ihnen hatte sagen wollen. Hermine hatte sich dicht über ihn gebeugt, um ihn besser verstehen zu können. „Gegengift, Tasche“, hörte sie ihn immer wieder murmeln. Hermine zögerte nicht lange und durchwühlte die Taschen von Snapes Umhang. Dort fand sie eine schmale Phiole, die sie ihm kurzentschlossen und ohne jedes Zögern an die Lippen hielt. Minutenlang geschah gar nichts. Snape hatte die Augen geschlossen und die drei dachten schon, er wäre tot. Nach ca. 5 Minuten hörte man ihn sagen: „Mr. Weasley, Mr. Potter würden Sie mir bitte hoch helfen?“ Die beiden umfassten seine Hände und zogen ihn hoch. Hermine sah ihn ungläubig an, als der Professor ihre Hand ergriff und an seine Lippen zog. „Hermine, ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet –Sie wissen gar nicht wie sehr. So und nun sollten wir dieses Monster, das sich Voldemort schimpft, unschädlich machen und zwar für alle Zeiten.“
Hermine, Ron und Harry sahen ihn mit großen Augen an – sicher, sie hatten schon vor Wochen herausgefunden, dass Snape Dumbledore in dessen Auftrag getötet hatte bzw. aktive Sterbehilfe bei diesem geleistet hatte, da Dumbledore wenige Wochen später eh unter großen Qualen an den Folgen eines schwarz magischen Fluches gestorben wäre. Mit dieser Tat hatte Snape Voldemort in Sicherheit gewogen, so dass dieser ihn zum Direktor von Hogwarts ernannte und auch zu seiner rechten Hand. Aber so entschlossen kannten sie ihn nicht. Snape grinste die drei diabolisch an und erläuterte ihnen seinen Plan. Harry sollte wie geplant in den Wald gehen und sich dort von Voldemort „töten“ lassen. Snape würde sich währenddessen verstecken und erst zum Vorschein kommen, wenn es zum Höhepunkt der Schlacht kommen würde. Er versprach auch, dass er nicht allein kommen würde. Wer ihn begleiten würde, verriet er aber nicht, es sei eine Überraschung, mit der keiner, vor allem Voldemort nicht, rechnen würde.
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Tatsächlich war alles so gekommen, wie Snape es vorausgesehen hatte. Voldemort war dermaßen unvorsichtig geworden, nachdem er glaubte, er habe Harry getötet und war mitsamt seinen Anhängern aufs offene Feld vor Hogwarts marschiert. Dort war es Neville gelungen den letzten Horkrux, Nagini, zu zerstören. Harry hatte sich unter seinem Tarnumhang verstecken können und der Kampf begann von neuem. Plötzlich war Snape aufgetaucht und hatte Voldemort so einen gewaltigen Schock verpasst mit seinem Erscheinen. Doch es war nicht Snape alleine gewesen, der Voldemort einen Tiefschlag verpasst hatte. Nein, Snape war, wie versprochen, nicht alleine gekommen. Neben ihn positionierten sich Narzissa, Lucius und Draco Malfoy. Als Lucius Voldemort höhnisch entgegenschmetterte, dass er genau wie Severus Snape seit fast 20 Jahren für Dumbledore und somit auf der Seite des Ordens des Phönix arbeite und dass seine Frau und sein Sohn genauso denken würden wie er, war Voldemort ausgerastet und er hatte Lucius einen Fluch entgegen geschleudert, den dieser lachend abgeblockte. Noch rasender war Voldemort aber gewesen, als Lucius lachend meinte: „Tommylein, Du bist auch schon mal schneller gewesen – Deine Zeit ist abgelaufen.“ Danach ging der Kampf erbarmungslos weiter. Narzissa war gegen ihre Schwester Bellatrix angetreten. Bellatrix hatte gekreischt, getobt und geflucht. Sie war fassungslos gewesen, dass ihre kleine Schwester sich gegen Voldemort stellte. Narzissa, die doch stets so unterwürfig gewesen war und alles getan hatte, was ihre Eltern und später ihr Ehemann ihr vorgeschrieben hatten, die kleine, schüchterne, unscheinbare, gehorsame Narzissa! Narzissa hatte ihr eine Weile schweigend zugehört und ihr dann ihre Verachtung entgegen geschleudert, sie hatte Bellatrix alles an den Kopf geworfen, was ihr seit Jahren auf der Seele lag, sie belastet hatte. Vor allem hatte sie ihr entgegen geschleudert, dass Lucius sie lieben würde, sie immer gegenüber ihrer Familie beschützt hätte und ebenfalls gegen Voldemort arbeiten würde. Draco war von ihnen beiden dazu erzogen worden, schon als Kind gegen Voldemort zu kämpfen, zwar im Verborgenen, aber trotzdem war auch dieser von Geburt an ein Gegner Voldemort. Bellatrix war danach endgültig ausgerastet und unvorsichtig geworden, diese Chance hatte Narzissa ausgenutzt, ihrer Schwester einen Fluch entgegen geschleudert und getötet. Währenddessen hatten sich Lucius und Severus mit Rudolphus und Rabastan Lestrange duelliert und im Kampf getötet. Danach wollte sich Voldemort wutentbrannt auf Severus stürzen, wurde von Harry aber daran gehindert, indem er seinen Tarnumhang zur Seite warf und Voldemort zum Duell forderte, das er schließlich mit einem Expelliarmus gewonnen hatte und zwar gegen Voldemorts Avarda Kedavra.
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Nachdem Voldemort tot zusammengebrochen war, gab es einen bewegenden Moment: Alle, die von Voldemort getötet worden waren, traten noch einmal in Erscheinung um sich bei Harry zu bedanken und um sich zu verabschieden wie im Falle von Cedric Diggory sowie Lily und James Potter. Harry stiegen die Tränen in die Augen als er seine Eltern sah. Noch schlimmer wurde es allerdings, als sie zu ihm sprachen und ihm sagten, wie stolz sie auf ihn seien und wie sehr sie ihn liebten. Dann hatte Lily sich an Molly gewandt: „Molly, ich weiß gar nicht, wie ich Dir dafür danken soll, dass Du so eine tolle Ersatzmutter für Harry bist. Danke, ich weiß, dieses Wort ist zu wenig, um auszudrücken wie dankbar ich Dir dafür bin. Genauso dankbar bin ich selbstverständlich auch Arthur und Deinen Kindern. Ich wünschte nur, Harry hätte bei Euch aufwachsen können, dann hätte er wenigstens eine schöne Kindheit gehabt und hätte nicht so leiden müssen wie bei meiner Schwester und ihrer Familie.“ Molly war von diesen Worten zu Tränen berührt und konnte diese auch nicht zurückhalten. James hatte Ginny zugezwinkert und gemeint, dass sein Sohn den guten Frauengeschmack anscheinend von ihm geerbt habe. „Du hast sehr große Ähnlichkeit mit meiner Lily sowohl äußerlich als auch innerlich – ich wünsche Dir und Harry alles Glück der Welt und ich bedaure es schon jetzt, dass ich nicht mit meiner zukünftigen Schwiegertochter auf der Hochzeit tanzen kann.“ Danach war James auf Severus zu getreten: „Du bist meinem Sohn ein wahrer Freund gewesen, das werde ich Dir nie vergessen. Sirius, John und ich haben an unserem ersten Schultag einen gewaltigen Fehler gemacht, den wir leider nicht mehr gutmachen konnten: Wir hätten uns mit Dir anfreunden sollen und nicht mit Pettigrew. Du bist der wahre vierte Rumtreiber. Ich hoffe, Du kannst uns noch nachträglich verzeihen, dass wir Dir die Schulzeit so zur Hölle gemacht haben“ Lily hatte bei diesen Worten gestrahlt: „Severus – ich würde Dir so gerne um den Hals fallen um Dir zu danken, für das, was Du für unseren Sohn getan hast. Ich bin immer noch dankbar dafür, dass Du mein Freund bist, neben James mein bester Freund. Leb wohl und wir hoffen, Du wirst endlich glücklich und findest Deinen Frieden.“ James zwinkerte seiner Frau zu. „Sag es ruhig meine Süße, Sev soll sich endlich eine Frau zu legen und Kinder.“ Severus hatte gelacht. „Lily – ich verspreche Euch, ich werde weiterhin ein Auge auf Harry haben, Familien sollen ja zusammenhalten.“ Danach hatten sich alle endgültig verabschiedet. Sie hatten nun ihren Frieden gefunden, nachdem Voldemort besiegt worden war. Besiegt von dem Jungen, der lebte.
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Snape und die Familie Malfoy waren nun vollständig rehabilitiert, nachdem herausgekommen und bewiesen worden war, dass Severus und Lucius Voldemort 20 Jahre lang im Auftrag von Dumbledore ausspioniert hatte. Dumbledore war so weise gewesen, entsprechende Dokumente und Erinnerungen zu hinterlassen, die die Beiden vollständig rehabilitierten. Severus und Lucius hatten, genau wie Harry, den Orden des Merlin 1. Klasse bekommen. Ron, Hermine, Neville, Luna, Ginny, alle anderen aus der DA und des Orden des Phoenix, einschließlich Narzissa und Draco Malfoy, hatten den Orden des Merlins 2. Klasse bekommen und diejenigen, die sich der Endschlacht gegen Voldemort anschlossen, den Orden des Merlin 3. Klasse. Zur Ordensverleihung gab es eine Feier im Zaubereiministerium, bei der auch der Toten gedacht wurde. Dumbledore, Fred Weasley, Tonks und Remus Lupin, Colin Creevy, Prof. Flitwick, Augusta Longbottom, den gestorbenen Schülern und ehemaligen Schülern Hogwarts und noch einigen anderen war der Orden posthum verliehen worden. Für alle Gefallenen war auf dem Gelände von Hogwarts ein Marmordenkmal errichtet worden, in dem alle Namen eingemeißelt waren. Auch brannte dort ein ewiges Licht und frische Blumen waren immer vorhanden.
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Die Ferien hatten Harry und Hermine zusammen mit der gesamten Weasley-Familie im Grimmauldplatz 12 verbracht – Harry hatte auch Neville eingeladen, bei ihnen zu wohnen nach dem Tode seiner Großmutter, doch Neville lehnte dankend ab, da er sich mit Hilfe seines Großonkels Algie um den Nachlass kümmern wollte und musste. Erschwerend kam hinzu, dass die Todesser in einem Anflug von Raserei kurz vor der Endschlacht auch das Haus der Longbottoms teilweise zerstörten. Es lag nun an Neville, zu sichten, was zu retten war und was nicht. Hier konnte er sich aber zum Glück auf die Hilfe seiner Freunde verlassen, die ihm jedwede Unterstützung zusagten und meinte, es reiche, wenn Neville eine Eule schickte, eine Sekunde später wären sie bei ihm.
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Der Fuchsbau war von den Todessern hingegen vollständig zerstört worden – Molly hatte zu ihrem Leidwesen nur wenige Erinnerungsstücke retten können. Es wurde überlegt, ob man ihn wieder aufbauen sollte. Harry hatte der Familie Weasley sofort angeboten, auf unbestimmte Zeit im Grimmauldplatz wohnen zu bleiben. Molly und Arthur hatten sich zunächst gesträubt, allerdings nachgegeben, nachdem Harry und Hermine ihnen gut zuredeten – Harry hatte unter anderem listig angeführt, er hätte schließlich auch sehr oft im Fuchsbau gelebt und dass diese Wochen die schönsten seien, die er jemals außerhalb Hogwarts erlebt hätte. Der Fuchsbau sei für ihn ein Zuhause gewesen. Das erste Zuhause neben Hogwarts, das er jemals gehabt hatte. Außerdem wären Molly und Arthur das, was Eltern am nächsten käme und dank ihnen hätte er auch sehr viele „Wahlbrüder“ und die Frau seiner Träume. Dieses war der Ausschlag gewesen, dass die Familie Weasley in den Grimmauldplatz zog. Schließlich hatte Mrs. Weasley versucht, das Haus teilweise nach ihrem Geschmack umzugestalten. Doch erfolglos: Es war ihnen immer noch nicht gelungen, das Gemälde von Mrs. Black zu entfernen, auch ließen sich die alten Tapeten nicht durch neue ersetzen, egal welchen Zauber man auch anwandte oder welche Muggeltechnik, es war alles umsonst. Das Bildnis von Mrs. Black schrie immer noch Zeter und Mordio, sobald jemand versehentlich zu laut in der Eingangshalle war, beschimpfte die Weasleys als elende Blutsverräter, Hermine als dreckiges Schlammblut, Harry als unwürdiges Halbblut. Manchmal gab es Tage, an denen Mrs. Black durch nichts zu beruhigen war, sie schrie dann den ganzen Tag ohne Unterlass – Mr. Weasley meinte eines Tages trocken, er wäre froh, dass seine Kinder schon so groß wären, ein Kleinkind würde von Mrs. Black sehr viele Schimpfwörter und Flüche lernen und diese höchstwahrscheinlich sofort anwenden, ohne die Bedeutung zu wissen oder überhaupt zu erahnen. Eines Tages hatte es Harry gereicht, er hatte sich ein paar Dartpfeile gehext bzw. um es genau zu sagen, er hatte Hermine darum gebeten, und er hatte Ron und Ginny beigebracht, wie man Darts spielte. Hermine hatte sich sofort lachend daran beteiligt, nachdem sie als widerliches, unwürdiges, stinkendes Schlammblut bezeichnet worden war und sogar Percy, der gerade von der Arbeit im Ministerium nach Hause kam und mit den „Worten „Mitglied einer Blutsverräterfamilie“ begrüßt wurde, nahm zwei Pfeile und traf auf Anhieb. Der früher so ernste, langweilige und übergenaue Percy hatte sich um 180° Grad gewandelt und machte nunmehr jede Dummheit mit. George hatte ihn schon allen ernstes gefragt, ob er wirklich Percy sei und nicht ein Doppelgänger. Oder ob Percy wohl möglich unter dem Imperius stehen würde. Percy hatte nur gelacht und gemeint, George sollte sich nicht beschweren, er hätte doch selbst jahrelang herum gestöhnt, dass er, Percy, so ein Langweiler gewesen sei. George hatte Percy umarmt und nur gemeint, der neue Percy würde ihm tausendmal besser gefallen als der alte. Denn den neuen Percy würde er gerne um Hilfe bei den geschäftlichen Angelegenheiten hinsichtlich des Scherzartikelladens bitten. Dies sei immer Freds Parts gewesen, der sich mit diesem Teil des Geschäfts viel besser ausgekannt hätte als er selbst. Percy hatte sofort strahlend seine Hilfe angeboten und sie waren zusammen in den Salon gegangen, um alles zu klären. Stundenlang hörte und sah man nichts mehr von den Beiden. Gegen 19.00 Uhr klopfte Hermine vorsichtig an die Tür zum Salon, sie hatte von Molly den Auftrag bekommen, ihre „Brüder“ zum Abendessen zu holen. Dort herrschte kontrolliertes „Arbeitschaos“ wie George es grinsend nannte. Percy hatte sich alle Papiere des Scherzartikelladens geben lassen, im ganzen Zimmer verteilt bzw. sortiert und durchgearbeitet. Am Ende hatte er einen Geschäftsplan aufgestellt, der George aufzeigte, wie er im folgenden Jahr handeln sollte. George hatte nicht lange gefackelt und Percy eine Beteiligung am Scherzartikelladen angeboten, die dieser sofort strahlend annahm. Percy würde in Zukunft neben seiner Arbeit im Zaubereiministerium für die geschäftlichen Angelegenheiten des Ladens zuständig sein. Als Molly Weasley von dieser neuen Geschäftsbeziehung hörte, schloss sie ihre Jungs weinend und lachend in die Arme und stammelte immer wieder, wie stolz sie auf George und Percy sei.
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Percy, George, Charlie, Ron und Ginny waren ebenfalls mit in den Grimmauldplatz gezogen. Platz war dort mehr als genug. Kreacher hatte das Haus, nachdem Harry, Hermine und Ron die Flucht vor den Todessern hatten ergreifen müssen, bewacht und in Ordnung gehalten. Es war zwar von Todessern durchsucht worden, allerdings nur einmal. Danach hatte Kreacher einen Schutzzauber auf das Haus gelegt, so dass es bei den Todessern in Vergessenheit geriet. Nun kochte und backte Kreacher für Harry, Hermine und die Familie Weasley und war glücklich, überglücklich um es genau zu sagen: Zum ersten Mal in seinem Leben im Grimmauldplatz war es von Hexen und Zauberern bewohnt, die seine Koch- und Backkünste zu schätzen wussten und diese auch immer wieder über den grünen Klee lobten. Kreacher strahlte dann jedes Mal und probierte ständig neue Rezepte aus. Auch saßen er und Molly jetzt öfters zusammen bei einer Tasse Tee und diskutierten über Koch- und Backrezepte. Waren Bill und Fleur zu Gast, setzte Fleur sich ebenfalls zu Kreacher und Molly und steuerte Rezepte aus Frankreich bei. Kochen und Backen war die heimliche Leidenschaft der Französin, die niemand erahnt hatte, als Fleur zum ersten Mal den Fuchsbau betrat. Jetzt waren sie und Molly ein Herz und eine Seele – Molly ging sogar so weit, ihren anderen Söhnen vorzuhalten, dass sie sich an Bill ein Beispiel nehmen sollten und ihr genauso nette Schwiegertöchter bringen sollten wie dieser.
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Mr. Weasley war im Juni mit Hermine in Australien gewesen. Sie hatten dort Hermines Eltern aufgesucht und deren Gedächtnis modifiziert. Die Grangers hatten sich jedoch mittlerweile an ihre neue Heimat gewöhnt und diese lieben gelernt, so dass sie beschlossen hatten, dort zu bleiben mit ihrem kleinen Sohn, dem fünf Monate alten Connor Joshua. Hermine war zwar etwas traurig darüber, konnte ihre Eltern andererseits aber verstehen. Molly Weasley hatte trotz oder gerade wegen ihrem großen Kummer und Trauer um Fred Hermine einfach „zwangsadoptiert.“ George hatte danach den ersten Scherz nach dem Tod seines Zwillingsbruders gemacht, indem er meinte, Hermine als seine neue Schwester könnte sich ja mit ihm ein Zimmer teilen. Fred und er hätten sich schließlich auch immer eins geteilt. Mrs. Weasley hatte nur geschnaubt und ihm die Haare zerzaust. Hermine hatte für das Angebot gedankt und sich laut gefragt, ob sie sich mit ihm wohl genauso gut über „Mädchensachen“ unterhalten könnte wie mit Ginny. Ron und Harry spuckten daraufhin ihren Kürbissaft quer über den Tisch und Ron verpasste Fleur somit eine schöne klebrige Dusche. Dafür handelte er sich von Bill eine Kopfnuss ein. Zum ersten Mal nach Freds Tod war wieder Lachen im Grimmauldplatz zu hören. Es war ein wunderschönes Geräusch gewesen.
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Danach kam das Angebot von Hogwarts, das letzte Schuljahr zu wiederholen. Hermine war sofort Feuer und Flamme, zumal sie jetzt zusammen mit Luna und Ginny in einer Klasse war und somit zum ersten Mal im Leben zwei Freundinnen in der Klasse hatte. Ron und Harry hatten gezögert. Sie wollten eigentlich Kingsleys Angebot annehmen und sofort als Auroren anfangen und sich an der Jagd nach den letzten Todessern zu beteiligen. Aber Mama Weasley, wie Harry sie nannte, hatte sofort ihr Veto eingelegt und gemeint, es würde ihr vollkommen reichen, wenn zwei ihrer Söhne ohne Abschluss seien. Und damit war die Sache erledigt für sie und sie begann die Schuluniformen der Vier durchzusehen und mehr als großzügig auszusortieren. Danach trieb Mrs. Weasley sie wie eine Gänseherde in die Winkelgasse und kleidete sie komplett neu ein. Bei Harry bestand sie zudem – tatkräftig unterstützt von Ginny und Hermine – darauf, dass er die alten Klamotten von Dudley endlich aussortierte und sich neu einkleidete. Geld spielte bei den Weasleys jetzt keine Rolle mehr – Mr. Weasley war befördert worden und leitete den Zaubergamot, was eine Vervierfachung seines Gehaltes bedeutete. Für Ginny und Ron waren somit zwei Feuerblitze für die kommende Quidditchsaison drin.
Überhaupt hatten Arthur und Percy Weasley zurzeit sehr viel Arbeit: Arthur bereitete als Vorsitzender des Zaubergamots die Gerichtsverhandlungen gegen die Todesser vor. Percy koordinierte neben seiner eigentlichen Arbeit im Zaubereiministerium auch noch die Suchaktion nach den Verschollenen bzw. nach denjenigen Zauberern und Hexen bzw. Muggel-Familienangehörigen der Hexen und Zauberer, die in den letzten Monaten und Wochen spurlos verschwunden waren. Hierzu gehörten Flugblätter, Verhöre der gefangenen Todesser. Sogar der Premierminister der Muggels leitete eine Suchaktion in der nichtmagischen Welt ein, natürlich ohne zu erwähnen, dass es sich hierbei hauptsächlich um Hexen und Zauberer handelte, die gesucht wurden. Bislang verliefen diese Aktionen leider ohne Ergebnis.
So verliefen die Ferien im Grimmauldplatz und endlich kam der 31. August und somit ihre Rückkehr nach Hogwarts.
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