Scorpius Hyperion Malfoy betrachtete nachdenklich die schlichte, silberne Uhr, welche über seiner Zimmertür hing. Er war derzeitig seit sieben Stunden und sechsunddreißig Minuten elf Jahre alt.
Lange hatte er auf diesen Geburtstag gewartet, denn dieses Jahr war kein gewöhnliches Jahr. Im Alter von elf Jahren würde er endlich in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, eingeschult werden. Kein Wunder also, dass Scorpius dem diesjährigen Geburtstag besonders entgegen gefiebert hatte. Doch nun war ihm auch etwas mulmig zumute. Gestern, als er seinem Vater eine Gute Nacht gewünscht hatte, hatte dieser ihn noch einmal zurück gehalten und ihn mit ernster Miene angesehen.
„Scorp…“, hatte er gesagt, „ich möchte morgen Abend mit dir über etwas Bestimmtes sprechen, in Ordnung? Etwas, was unsere Familie und somit auch dich betrifft.“ Scorpius hatte hart schlucken müssen und nur ein gehaspeltes: „O-okay.“, hervorbringen können. Und genau über dieses bevorstehende Gespräch zerbrach der junge Malfoy sich jetzt den Kopf.
Er hatte keinen blassen Schimmer, was sein Vater ihm so Wichtiges mitteilen wollte… vielleicht hatte er vor, ihm ein Familienerbstück zu überreichen, vielleicht lag der Schwerpunkt aber auch auf einem ganz anderen Thema. Scorp wusste es nicht. Aber die ernste Miene seines Vaters beunruhigte ihn. Er seufzte und schlug die Bettdecke zur Seite. „Heute ist mein Geburtstag!“, sagte er sich, „und den werde ich gefälligst genießen!“
Entschlossen stand er auf und tapste in das Badezimmer, was seinem Zimmer praktischerweise direkt gegenüber lag. Er schaute in den Spiegel. Ein schlanker Junge mit zerwuseltem, hellblondem Haar, einem schmalem Gesicht und eisgrauen Augen blinzelte zurück. Mit einem schiefen Lächeln fuhr Scorp sich durch die Haare. „Erst einmal duschen.“, entschied er und zog sich das T-Shirt über den Kopf.
Als er frisch duftend und gut gelaunt die Küche betrat, fand er sich sogleich in einer herzlichen Umarmung wieder. „Alles Gute zum elften Geburtstag, Scorp!“ „Danke, Mum.“, murmelte Scorpius verlegen und löste sich behutsam aus ihren Armen. Astoria Malfoy war eine großgewachsene, braungelockte Frau mit milden Gesichtszügen. Sie hatte ihrem Sohn immer das Gefühl gegeben, geliebt zu werden und etwas Besonderes zu sein. Allerdings nicht im Sinne von „etwas Besseres“.
Sein Vater hatte meist eine kühle Art an sich, es kam nicht oft vor, dass Scorpius sich bei ihm richtig geborgen fühlte, aber immerhin sorgte er dafür, dass Scorp wusste, dass er ihm wichtig war. Scorpius hatte einmal seine Großmutter gefragt, weswegen es seinem Dad schwerer viel, als seiner Mum, ihm seine Liebe zu zeigen aber jene hatte nur vage geantwortet, dass Draco eine Zeit durchstanden hatte, die ihn sehr geprägt hatte.
„Dein Vater ist noch nicht von der Arbeit zurück.“, klärte Astoria den Grund für Dracos Fernbleiben auf. Scorpius sah verwirrt zu ihr auf. „Es ist fast halb neun, wo bleibt er denn solange?“ „Soweit ich informiert bin, muss er wegen eines tranigen Zauberers Überstunden machen“, erklärte seine Mum, „sicher ist er bald da. Möchtest du schon deine Geschenke aufmachen?“ „Was für eine Frage!“, lachte Scorpius und wandte sich seinem Geburtstagstisch zu, auf dem schon diverse Pakete verteilt waren.
Wie sich herausstellte, befanden sich in ihnen zwei Musik-CDs seiner Lieblingsbands, ein Krimibuch, das Buch 'Quidditch im Wandel der Zeiten', mehrere Kleidungsstücke sowie Eulenkekse. Scorpius Herz machte einen Sprung. „Eulenkekse?“, hakte er hoffnungsvoll nach und blickte seiner Mutter ins Gesicht. Diese lächelte verschmitzt und ging zum großen Fenster hinüber, welches sonnengelbe Vorhänge zierten. Jenen Vorhang auf der rechten Seite zog sie beiseite und gab so den Blick frei auf einen Eulenkäfig- und dessen Bewohner zwinkerte Scorpius keck an.
„Wow, die- die sieht ja unglaublich aus!“, rief er aus und lief zum Käfig hinüber. „Das ist ein Habichtskauz.“, meinte seine Mutter, „männlich. Hübsch, oder?“ „Ja, total!“, nickte Scorp und besah sich die Längsstrichelung des Brustgefieders. „Sein Gesichtsschleier ist perlenartig eingefasst… wie beim Waldkauz, richtig?“, fragte er und seine Mutter nickte bestätigend.
„Danke!“, sagte Scorpius erfreut und umarmte sie. „Gern geschehen. Ich bin schon gespannt, welchen Namen du dir für sie überlegst.“ „So scheußlich wie meiner wird er jedenfalls nicht sein!“, erwiderte er und zwinkerte seiner Mum zu. „Ach, hätten wir dich lieber Malcom oder Adrian nennen sollen?“, entgegnete seine Mutter lachend und Scorpius verzog das Gesicht.
Nach dem Frühstück brachte er den Käfig mit dessen Insassen nach oben in sein Zimmer, stellte ihn auf den Nachtisch ab und setzte sich aufs Bett. Eine ganze Weile betrachtete er den Vogel schweigend, welcher sich unbekümmert das Gefieder putzte und den nachdenklichen Blick seines neuen Besitzers hin und wieder blinzelnd erwiderte. „Gar nicht so einfach, sich einen Namen zu überlegen.“, murmelte Scorpius vor sich hin. „Vielleicht hat Violetta ja einen guten Einfall.“
Violetta Stevenson war seit Jahren seine beste Freundin und die einzige Hexe in seinem Alter, die ihm bekannt war. Ihr und sein Vater waren schon lange befreundet und auch Violetta und Scorpius hatten sich seit jeher prima miteinander verstanden. Wenn Scorpius ganz ehrlich zu sich selbst sein sollte, so musste er zugeben, dass er froh war, dass Violetta mit ihm zusammen in Hogwarts eingeschult wurde. So hatte er immerhin jemanden, den er kannte.
TBC
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Erst fanden wir das ein bisschen peinlich, aber Daniel hat es mir wirklich leicht gemacht, und dann ist es bestens gelaufen. Mir hat es richtig Spaß gemacht … denn Daniel küsst sehr gut.
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