von JessicaP
Hastig liefen die drei Mädchen aus dem Büro hinaus, auf den langen Gang vor ihnen. Während Mila die Karte in ihren Händen skeptisch begutachtete, schloss Sky die Bürotür möglichst leise. Es fehlte ihnen jetzt nur noch, von einem der anderen Lehrern, wie zum Beispiel Snape, erwischt zu werden. Doch kaum konnte ein Gedanke an ihn verschwendet werden, murmelte die Brünette bereits. ,,Snape. Er ist auch da. Geht gerade auf die Peitschende Weide zu!“ Ihr Finger ruhte auf dem Name, welcher sich rasch bewegte. Doch Jessicas Blick blieb in diesem Augenblick an etwas anderem hängen. Während sie aus dem Fenster gesehen hatte, waren ihr zwei Gestalten am Rande des verbotenen Waldes aufgefallen. Zwei Schüler, offensichtlich, und bei ihnen, unverkennbar, Seidenschnabel, dessen Prozess doch nun bereits vorbei sein sollte. Die Schritte der Rothaarigen verlangsamten sich, während sie die Personen fixierte. Die braunen Locken und die runde Brille kamen ihr doch etwas zu bekannt vor. In Gedanken murmelte sie ihren Freundinnen zu, sie sollten bereits weitergehen, während sie selber die wenige Distanz zwischen ihr und dem Fenster hinter sich brachte. Definitiv, das da unten verlangte nach einer genaueren Untersuchung.
In wenigen Minuten war sie den Weg hinunter gelaufen, hatte das Schloss hinter sich gelassen. Kurz wanderte ihr Blick zu dem Mond, welcher auf sie hinunter schien. Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, bei dem Gedanken an Remus. Er war nicht in seinem Büro, und das, obwohl diese Nacht für ihn nicht gerade unwichtig sein würde. Doch nicht lange Zeit konnte sie sich auf diesen Gedanken konzentrieren, denn Stimmen rissen sie in die Realität zurück. So schnell sie konnte lief sie zum verbotenen Wald hinüber, wollte es nicht riskieren vielleicht einem der Lehrer zu begegnen. Es war allseits bekannt, wie schlimm die Strafe wurde, wenn man um diese Uhrzeit noch draußen erwischt wurde. Doch kaum hatte sie wenige Schritte in den Wald hinein getan, wurde sie nicht gerade sanft von jemandem an der Hand gepackt und zu Boden gezogen.
Es war Hermines Gesicht, in welches sie nun blickte. Sie und Harry sahen sie deutlich verwirrt an, was die Rothaarige nur zurück geben konnte. ,,Was macht ihr hier?“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein leises Säuseln. ,,Das könnten wir dich auch fragen.“, meinte Harry, den Blick in die Ferne gerichtet. Erst jetzt sah die Slytherin hinüber zu der Weide, bei welcher sich ein, für sie äußerst wirres, Geschehen beobachten ließ. Mühsam kamen aus einem Loch unter dem Baum, welches Jessica bisher nicht einmal bemerkt hatte, die verschiedensten Leute gekrochen. Remus, dicht gefolgt von Ron und und einem kleinen, dicken Männchen, dessen Bekanntschaft Jessica noch nicht gemacht hatte. Sie kam nicht einmal dazu, genaueres nachzufragen, denn was nun kam, ließ sie scharf die Luft einziehen.
Hermine, hinter welcher ein bewusstloser Snape schwebte, und dann Harry. Doch Harry war nicht alleine. Kaum einen Meter von ihm entfernt, kroch auch Sirius Black aus dem Loch. Misstrauisch musterte das junge Mädchen ihn, aber auch ihre beiden Freunde, welche sich doch gleichzeitig neben ihr befanden. ,,Hermine ... Was ist hier los?“ Ein Rascheln hinter ihr, ließ sie aufsehen, und erst jetzt erinnerte sie sich an den Hippogreif, welcher sich hinter ihr erhob. Kurz deutete sie eine Verbeugung an, ehe sie wieder nach vorne sah. Schnell flüsterte die Brünette ihr zu: ,,Das ist ein Zeitumkehrer.“ Sie zeigte auf eine Kette an ihrem Hals. Im Gegensatz zu wohl so manch einem anderen Schüler, war sich Jessica durchaus bewusst, um was es sich dabei handelte. Und dies beantwortete dann wohl auch die Frage, wie sie und ihre Kusine so viele Kurse hatten belegen können. ,,Wir, Harry und ich, sind in die Vergangenheit gereist, um Seidenschnabel und Sirius zu retten.“ Fragend wurde der Blick der Slytherins nun, bezüglich der Tatsache, dass der Schwarzhaarige, welcher doch immer so sehr gegen Black gewesen war, ihn nun doch noch vor dem sicheren Tod retten wollte. Denn jetzt, da sowohl Remus wie auch Snape die Schüler begleiteten, würde es wohl nicht lange dauernd bis die Leute vom Ministerium, oder zumindest Dumbledore, eintreffen würde. Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, von Hermine, welche zu ihnen beiden sprach.
,,Harry, Jessica ...“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Murmeln. ,,Wir müssen hier bleiben. Wir dürfen nicht gesehen werden. Wir können nichts tun ...“ Dabei warf sie vor allem dem Grünäugigen einen strengen Blick zu. Und dennoch erwiderte dieser leise: ,,Also lassen wir Pettigrew einfach wieder entkommen ...“ Pettigrew, so dachte sich Jessica, musste der ihr fremde sein. ,,Wie willst du denn in der Dunkelheit eine Ratte finden?“, fauchte Hermine. ,,Wir könnten nichts tun! Wir sind zurückgekommen, um Sirius zu helfen, und wir sollten jetzt nichts anderes tun!“ ,,Ist ja gut!“, ergab sich Harry, ehe sie noch weiteres sagen konnte. Statt ihn noch eines Blickes zu würdigen, wandte sich die Gryffindor nun an ihre andere Seite. ,,Pettigrew ist der Mann da vorne, der mit dem rattenartigen Aussehen. Er ist ein Animagus, ziemlich passend, eine Ratte.“ In wenigen Worten, und so schnell es ging, schilderte Hermine ihrer Freundin, was genau in der Heulenden Hütte alles passiert war. Genau genommen alles, bis hin zu diesem Punkt. Der Punkt, an welchem der Mond hinter den Wolken hervor kam, und das passierte, was man Jessica bereits prophezeit hatte.
,,Das ist Lupin“, flüsterte Hermine, ,,er verwandelt sich.“ ,,Hermine, Jess!“, sagte Harry plötzlich, ,,wir müssen fort von hier!“ ,,Das geht nicht, ich erklär dir doch ständig –“ ,,- dass wir uns nicht einmischen sollen! Ja doch, aber Lupin wird in den Wald rennen, direkt auf uns zu!“ Beide Mädchen rissen die Augen auf, schnell erhoben sie sich, und während Hermine Seidenschnabel schnappte, besprachen sie, wo sie am besten hingehen sollten. Schließlich liefen sie hinunter zu Hagrids Hütte, welche nun leer stand. Begrüßt wurden sie dort von Fang, hatten jedoch nicht viel Zeit sich um ihn zu kümmern. Sofort hetzte Jessica zum Fenster hinüber, und sah zu den anderen hinüber.
,,Ich glaube, ich geh am besten wieder nach draußen“, sagte Harry langsam, welcher ihr über die Schulter blickte. ,,Ich kann von hier aus nicht sehen, was passiert, und wir müssen doch wissen, wann es Zeit ist –“ Einen argwöhnischen Blick fing er sich seitens Hermine ein, während das andere Mädchen nur leise seufzte. ,,Ich werde mich ganz bestimmt nicht einmischen“, sagte er daraufhin rasch. ,,Aber wenn wir nicht sehen, was passiert, wie sollen wir dann wissen, wann es Zeit ist Sirius zu retten?“ Nun mussten sie ihm doch Recht geben, und dem entsprechend murmelte die Gryffindor dann auch: ,,Von mir aus ... ich warte hier mit Seidenschnabel ... aber sei vorsichtig, Harry – da draußen ist ein Werwolf – und die Dementoren!“ Der Schüler nickte, ehe er schnell die Hütte verließ. Jessica blieb währenddessen mit Hermine zurück. Immer noch beobachtete sie alles, das es zu sehen gab, von dem Fenster aus.
Nun waren sie wohl am Höhepunkt angekommen. Die Dementoren waren dort, auch von hier aus sah man sie über die Wälder zum See ziehen. Bald würde sie alle von dem Unbekannten gerettet werden. Immer wieder sah Hermine besorgt auf, nur wenig sprachen die beiden miteinander. Schließlich erhob sich die Schülerin. ,,Wir sollten ihm nachgehen. Er ist schon so lange weg ... Nicht dass ihm was passiert ist ...“ Schnell nickte Jessica, und zusammen, Seidenschnabel im Schlepptau, verließen sie die Hütte wieder. Immer schneller wurden ihre Schritte, schließlich liefen sie sogar, auf dem Weg zum See hinunter. Und was sie dort sahen, ließ die Rothaarige zum erneuten Male für den heutigen Abend die Luft anhalten.
Harry stand dort, für alle sichtbar, den Zauberstab vor sich. Und aus seinem Zauberstab kam etwas, das man wohl mal wirklich einen Patronus nennen konnte. Es war ein Hirsch, weiß, und wunderschön. Ihre Schritte verlangsamten sich, mit großen Augen musterte sie die ganzen Szene. Neben sich jedoch, war jemand gar nicht so begeistert darüber. ,,Was hast du getan?“, sagte Hermine und schäumte vor Wut. ,,Du wolltest doch nur Ausschau halten!“ ,,Ich habe gerade unser aller Leben gerettet ...“, sagte Harry. ,,Kommt – hinter diesen Busch – ich erklär’s euch.“ Er schilderte, was geschen war, und abermals lauschten beiden mit offenem Mund. ,,Hat dich jemand gesehen?“, wollte Jessica wissen, deutlich besorgt. ,,Ja, hast du denn nicht zugehört? Ich hab mich gesehen. Es ist gut jetzt!“, meinte der Schwarzhaarige, während Hermine ihn immer noch ungläubig musterte. ,,Harry, ich kann’s nicht glauben ... du hast den Patronus heraufbeschworen, der all diese Dementoren verjagt hat! Das ist sehr weit fortgeschrittene Zauberei!“ Weiter redeten die beiden flüsternd aufeinander ein. Jessica hingegen hob den Kopf, und beobachtete, was nun passierte. Snape, welcher nun zu sich gekommen war, zauberte Tragen herbei und hievte die leblosen Gestalten von Harry, Hermine und Sirius hoch. Eine vierte Trage, zweifellos mit Ron, schwebte bereits neben ihm. Dann, mit ausgestrecktenem Zauberstab, ließ er sie zum Schloss emporschweben. ,,Gut, bald ist es so weit“, sagte die Braunhaarige angespannt und warf einen Blick auf ihre Uhr. ,,Wir haben eine drei viertel Stunde, bis Dumledore die Tür zum Krankenflügel abschließt. Wir müssen Sirius retten und im Krankensaal zurück sein, bevor jemand merkt, dass wir fehlen ...“
Nun hieß es warten. Warten bis es irgendein Zeichen gab, dass sie nun zu Sirius konnten. Dass sie ihn nun befreien konnten. Und dieses Zeichen kam auch. Denn nur kurze Zeit später, eilte eine Gestalt über das Geländer auf einen der Eingänge zu. Etwas Metallenes schimmerte an seinem Gürtel. ,,Macnair!“, sagte Harry. ,,Der Henker! Er holt die Dementoren! Wir müssen los!“
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