von Jedda
Nun war es also so weit: Der finale Kampf gegen Lord Voldemort war gekommen. Und nein ich habe keine Angst mehr davor, seinen Namen zu denken oder gar auszusprechen. Angst vor einem Namen macht noch mehr Angst vor der Sache selbst.
Das Trio war von ihrer Horkruxsuche zurückgekehrt und Harry hatte sich unter die Schüler gemischt, Severus hatte alle in der Halle zusammengerufen, obwohl es eigentlich schon Schlafenszeit war und er hatte Harry nicht erkannt. Als Harry dann endlich aus den Reihen getreten war und Severus die Stirn geboten hatte, waren wir vom Orden dazu gekommen und hatten miterlebt, wie Severus auf Harry losgehen wollte und sich schließlich Minerva dazwischen gegangen war.
Gegen sie hatte er jedoch keine Chance, er hatte resigniert und war durch das Fenster in der großen Halle geflohen. Die Schüler und auch die Lehrer waren erleichtert, dass Minerva endlich die Kontrolle über die Schule zurück erlangt hatte.
Niemand wusste, wie lange es dauern würde, bis auch Lord Voldemort in der Schule erscheinen würde, deshalb wurden die Schüler, die Lehrer und auch wir vom Orden des Phoenix dazu herangeholt, die Schule zu schützen. Minerva, Filius, Molly und ein paar andere waren in den Schlosshof geeilt, um die Schule mit Schutzzaubern zu belegen und wies uns an, die Schule von den höchsten Punkten aus zu schützen.
Aber was ich wollte war, Tonks nach Hause zu schicken.
Ich wollte sie in Sicherheit wissen und da war ja auch noch Teddy, von dem ich der Meinung war, dass er seine Mutter jetzt brauchen würde. Nur schweren Herzens war ich an sie heran getreten, hatte die Arme um sie gelegt und sie einen Moment lang einfach nur gespürt.
Ich liebte diese Frau mehr als alles andere auf der Welt und mehr als mein eigenes Leben! Zwei Jahre hatte es gedauert, bis wir endlich zueinander gefunden hatten, dank meiner eigenen Sturheit und meines Selbstschutzes hatte ich mich bis zu Dumbledores Tod dagegen gestemmt, eine Liebesbeziehung mit ihr einzugehen.
Aber es kam wie immer anders als man denkt, denn Bill Weasley war von Greyback angegriffen worden und Fleur Delacour war es zu verdanken, dass meine Meinung und mein Widerstand zu bröckeln begannen und ich mich für diesen jungen, für mich wunderschönen Metamorphmagus entschied.
Für Tonks würde ich mein Leben geben und ich würde ihr Leben mit meinem eigenen beschützen! Ich wollte alles tun, um sie in Sicherheit zu wissen. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, denn irgendwie hatte ich das Gefühl es würde das letzte Mal sein, dass wir uns sehen würden.
„Tonks, bitte geh nach Hause… Teddy braucht dich und ich werde das hier schon irgendwie schaffen…“, so waren meine Worte gewesen und sie hatte begonnen zu weinen. Sie hatte so herzzerreißend geweint, dass es mir das Herz brach, aber es half nichts. Sollte mir in der heutigen Nacht etwas zustoßen, so würde Teddy zumindest noch seine Mutter haben, auch wenn es schwer werden würde, ohne seinen Vater aufzuwachsen. Ich kannte das ja selbst, schließlich war mein Vater gestorben, als ich noch ein Kind gewesen war.
Also hatte ich ihr ein letztes Mal durchs Haar gestrichen, ihr einen Kuss gegeben, der salzig schmeckte, ihr gesagt, dass ich sie liebte und Arthur hatte sie schließlich nach Hause gebracht. Ihre traurigen Augen schnitten mir in mein Herz und ich wollte meine Meinung schon ändern, aber dann siegte meine Vernunft und ich eilte zu Kingsley, der in der Eingangshalle auf mich hatte warten wollen.
Zusammen mit Dean Thomas waren wir zur Südseite des Schlosses gegangen, wo wir uns am höchsten Punkt platzieren sollten. Kingsley schickte Dean jedoch weg und bat ihn, Minerva zu sagen, dass er und ich diese Seite des Schlosses übernehmen würden, aber dass es auch nicht schaden konnte, noch 1 oder 2 Zauberstäbe mehr auf dieser Seite zu haben.
In diesem Moment war mir ein Satz durch den Kopf gegangen, der irgendwie zu dieser Situation gepasst hatte. Ich hatte schon immer gerne philosophiert und spielte auch gerne mit Worten. Nur einen Moment später hatte ich mich dazu entschlossen, ihn laut auszusprechen: „Es ist der Wert der Überzeugung, der den Erfolg ausmacht, nicht die Anzahl der Anhänger!“ Kingsley hatte mich überrascht angesehen und mich gefragt, wer das einmal gesagt hatte und mit einem schiefen Lächeln hatte ich ihm gesagt, dass dieser Satz von mir selbst stammte.
Schließlich hatten wir die schwere Tür aufgeschoben, die uns zu einem überdachten Gang geführt hatte und in dessen steinerne Mauer Fenster eingelassen waren. Wir traten an die Mauer heran und sahen hinaus. Die Schutzzauber schlossen sich eben zu einer magischen Mauer zusammen, die sich über das Schloss und die Ländereien von Hogwarts legte und die die Todesser zumindest eine zeitlang aufhalten sollte.
Es war ein farbenfrohes Spektakel und wenn die Situation nicht so traurig und so ernst gewesen wäre, hätte man dieses Farbenspiel vielleicht genießen können. Niemand wusste, wie dieser Kampf ausgehen würde, aber wahrscheinlich würde es viele Verluste geben. Um die Todesser und auch um mich selbst machte ich mir da weniger Gedanken als um die Schüler, Lehrer und um die Mitglieder des Ordens.
Meine Gedanken wanderten erneut zu Tonks – ihr Bild schob sich vor mein inneres Auge und auch Situationen aus unserem gemeinsamen Leben konnte ich wie einen Film vor meinen Augen sehen. Ich sah ihr Lächeln, ihre Haare, wie sie ihre Farbe veränderten, Situationen in denen wir uns gestritten hatten, wie sie mir eröffnet hatte, dass sie schwanger war und auch meine unfaire Reaktion. Jetzt im Nachhinein bereute ich einige Verhaltensweisen von mir, aber es war nun nicht mehr zu ändern und letztendlich hatte sich doch noch alles zum Guten gewendet. Blieb nur zu hoffen, dass dieser Tag ebenfalls gut enden würde…
Nicht einmal ein Jahr hatten wir nun zusammen verbracht und auch wenn ich älter war als sie, so hatten wir noch viel Zeit, um dieses Leben gemeinsam genießen zu können. Selbst wenn Lord Voldemort heute siegen würde, so wollte ich mein Leben weiterhin mit dieser wunderbaren Frau verbringen. Und ich wollte meinen Sohn aufwachsen sehen!
Ein Geräusch riss mich aus meinen Gedanken: Die schwere Tür, durch die Kingsley und ich gekommen waren, wurde geöffnet und nur einen Moment später hatte ich Schritte auf dem Boden hören können, die auf uns zurannten.
Ich war herum gewirbelt und sah – Tonks. Verdammt, was machte sie nur hier? Sie sollte doch zu Hause bleiben! Aber sie hatte nun einmal ihren Dickkopf und versuchte diesen auch immer und überall durchzusetzen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich sie nicht auch dafür lieben würde!
Nur eine Sekunde später hatte ich mich von der steinernen Mauer abgestoßen, war ihr entgegen gerannt, hatte sie aufgefangen und festgehalten. Ihr Duft stieg mir in die Nase, aber es war nicht der Moment, um sich darüber Gedanken zu machen. Erneut waren mir Tränen in die Augen gestiegen, meine Gefühle waren mit mir durchgegangen. In einer Sekunde war ich froh, dass sie da war und in der nächsten Sekunde wollte ich sie am liebsten wieder nach Hause schicken.
Sie hatte mir gesagt, dass Teddy bei Andromeda in Sicherheit war, dass er bis zum Sonnenaufgang schlafen würde und genau wie ich schnarchte. Ich hatte mir ein schiefes Grinsen abgerungen, denn ich konnte ihr einfach nicht böse sein. Kingsleys Stimme hatte uns aus der Situation gerissen, indem er gesagt hatte, dass es nun losgehen würde und wir konnten sehen, dass die Schutzzauber brachen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und wir stellten uns erneut an die Mauer, Tonks neben mir.
Die Schutzzauber hatten sich nun fast vollständig aufgelöst und ich hatte das Bedürfnis, Tonks zu berühren. Ich hatte das Gefühl, dass ich in dieser Situation nun Kraft brauchte und streckte meine Hand nach ihr aus und sie tat es mir gleich.
Aber noch bevor wir uns berühren konnten, war die Luft von Zischen erfüllt und überall am Himmel konnte man nun schwarze Schatten erkennen – Todesser die nun ungehindert zum Schloss apparieren konnten. Ich zog meinen Zauberstab aus meinem Jackett und machte mich bereit und das war keine Sekunde zu spät, denn im nächsten Moment waren die Todesser auch bei uns.
Es waren so viele, dass ich schon befürchtete, dass wir keine Chance haben würden und die Luft war erfüllt von den verschiedenen Flüchen. „Avada Kedavra!“ „Crucio!“ „Stupor!“ und „Potego!“ waren nur ein paar davon, die von beiden Seiten ausgesprochen wurden.
Arthur Weasley war schließlich zu uns gekommen, um uns zu Hilfe zu eilen, was mich ungemein erleichterte, denn es waren einfach zu viele. Wir kämpften erbittert, gaben den Todessern keine Chance, kein Schlupfloch. Unser Leben und das vieler anderer hing davon ab, dass wir nicht aufgaben. Die sollten nur nicht glauben, dass wir uns einfach so von diesem Haufen Todesser einfach so einschüchtern lassen würden!
Aber der Kampf war hart und als ich irgendwann zu meiner Frau blickte, konnte ich sehen, dass er sie sehr anstrengte. Die letzten Tage waren hart gewesen und wir hatten nur wenig Schlaf bekommen und die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir diesen Kampf in dieser Sekunde gewonnen und ich hätte mich um sie kümmern können, aber ich konnte ja wohl schlecht sagen „Hey sorry Leute, aber können wir mal kurz ne Pause machen? Ich muss meine Frau zum Krankenflügel bringen!“ die Todesser hätten mich ausgelacht und mich mit einem Avada Kedavra gestraft! Also biss ich die Zähne zusammen und kämpfte weiter.
In diesem Moment apparierte ein weiterer Todesser zu uns: Fenrir Greyback!
Der Wolf in mir knurrte wütend! Diese Bestie hatte erst meinen Vater getötet und dann mich selbst gebissen! Dieses Wesen war schuld, dass ich mich jeden Monat, wenn Vollmond war, quälte und mich in eine gefährliche Bestie verwandelte.
So viele Jahre hatte ich darauf gewartet, mich an ihm rächen zu können und diese Chance war endlich gekommen. Dieser Werwolf jagte mir keine Angst ein! Am liebsten hätte ich mich auf ihn gestürzt und ihn k.o. geschlagen, aber das ging natürlich nicht, also wehrte ich mich mit den Zaubern, die ich in meinem Leben gelernt hatte.
Aber dann passierte es: Ein grüner Strahl schoss auf mich zu: Das Avada Kedavra und… er traf mich… Alles was jetzt passierte, lief wie in Zeitlupe vor meinen Augen ab. Ich fühlte mich auf einmal so leicht, als würde ich gleich vom Boden abheben und schweben können. Aus den Augenwinkeln sah ich Tonks erschrockenes Gesicht und ich taumelte zu Boden. Ich hörte Tonks schreien – mein Gott, ich hatte sie noch nie so schreien gehört!
„Es tut mir leid, Tonks… Ich habe alles versucht, aber ich habe es nicht geschafft. Mach du für mich weiter. Sei stark und sei für unseren Sohn da! Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben!“ waren meine letzten Gedanken, bevor mein Herz für immer aufhörte zu schlagen und ich meinen letzten Atemzug tat.
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