Catherine Douglé saß ungeduldig am Frühstückstisch. Immer wieder fielen ihre grasgrünen Augen auf die große Standuhr die sich in der Ecke des riesigen Salons in Douglé Mansion befand. Seit einer guten Viertelstunde wartete sie schon auf den Rest der Familie. Da sie und ihre Schwester Osterferien hatten, erwarteten ihre Eltern sie jeden Morgen um halb zehn zum Frühstück. Für Catherine, oder Cate, wie sie lieber genannt wurde, war das kein Problem, da sie als Frühaufsteherin auch in Hogwarts immer eine der ersten im Speisesaal war. Elizabeth jedoch, ihre Zwillingsschwester, hatte ihre Ferien damit verbracht sich über die Entscheidung ihrer Eltern aufzuregen, da sie angeblich nicht zu genug Schönheitsschlaf kam. Auch ihr jüngerer Bruder, Edmund, war nicht begeistert von der Frühstücksregelung. Er war elf und mitten in seinem ersten Jahr in Hogwarts wo er vor allen Dingen durch Unpünktlichkeit auffiel.
Also wartete Cate nun vergeblich auf ihre Geschwister. Sie war früher im Salon gewesen als ihre Mutter verlangte, doch nun war auch diese Zeit überschritten. Sie fragte sich langsam, ob die Uhren sämtlicher Familienmitglieder kaputt waren, als endlich Sophie Douglé, Cates, Lizzys und Edmunds Mutter, hereinkam. Sophie war eine klassische Schönheit, mit langen blonden Locken und eisblauen, klaren Augen. Sie hatte nichts von ihrem Aussehen an Catherine vererbt, die mit ihren grünen Augen und dunklen, glatten Haaren mehr an ihren Vater Jaques erinnerte.
Es dauerte noch weitere fünf Minuten bis auch die restlichen Mitglieder der Familie Douglé am Tisch saßen. Cate warf allen einen bitterbösen Blick zu, sie hatte Hunger und wollte endlich anfangen. Doch Sophie und Jaques erzählten ihnen mit bedeutungsschwerem Blick, dass sie noch etwas sagen müssten. Cate ließ sich genervt in ihren Stuhl sinken, während Lizzy, ein Abbild ihrer Mutter, sich aufrichtete, um auch alles zu hören. ‚Bestimmt denkt sie, es geht um irgend so einen Ball’, dachte Catherine gehässig. Sie liebte ihre Zwillingsschwester über alles, doch einige ihrer Angewohnheiten fand sie nur nervig. „Euer Vater und ich werden für euch Ehemänner suchen, bis zum Sommer werdet ihr die Namen kennen. Wir erwarten, dass ihr bereits mit ihnen und Verlobungsringen zu unserem Herbstball erscheint.“
Cate spürte, wie ihr schlecht wurde. September, dachte sie, das ist in 5 1/2 Monaten. Sie konnte spüren, wie ihre Zwillingsschwester sich neben ihr regte. Erst dachte sie, es wäre Angst, doch dann erkannte Catherine, dass es Vorfreude war. Lizzy schien es nicht im Geringsten zu stören, dass sie an irgendeinen Mann verkauft werden würde. Cate wurde wütend. Es war eine unter reinblütigen Töchtern bekannte Wahrheit, dass sich am Ende jede fügen würde, egal wie verbissen sie kämpfte oder wie laut sie zeterte. Doch Cate hatte gehofft, von ihrer Schwester zumindest im Kampf unterstützt zu werden. Sie kannte ihre Männerauswahl, sie war nicht gerade weitläufig. Da die Douglés zu den ältesten der Reinblüterfamilien zählten, wurden für ihre Töchter nur die besten und reichsten in Betracht gezogen. Catherine stand mit einem genervten Fauchen auf. Ihr war der Appetit vergangen. Sie verließ den Raum ohne zurück zu blicken und war schon im Treppenhaus, als ihre Mutter aus ihrer Trance zurückkehrte und rufend ihrer Tochter folgte.
Sophie klopfte leise an Catherines Tür. Als sie keinen Widerspruch vernahm, öffnete sie diese und betrat leise Cates Zimmer. Der Raum zeugte von klassischer Eleganz und unfassbarem Reichtum: Die dunkelgrünen Wände, die dazu passenden braunen Möbel und das schwarze Bett, auf das sich Catherine nun verkrochen hatte. Langsam ging Sophie auf ihre Tochter zu und streichelte ihr behutsam über den Rücken. Sie konnte die Gefühle ihrer Töchter verstehen, war sie doch auch vor Jahren an einen ihr kaum bekannten reichen Zauberer verheiratet wurden. Damals war sie 18 gewesen. Sie spürte, dass Cate zitterte und schloss daraus, dass sie weinte. Die Douglé Kinder hatten zu ihrer Mutter einen weit engeren Kontakt als die meisten ihrer Freunde, doch Sophie hatte Cate in all den Jahren nicht einmal weinen sehen. Lizzy ja, ständig, doch Cate war immer die stärkere, wenn auch verschlossenere gewesen. Sie war lange nicht so schön wie Lizzy oder Sophie, waren ihre Gesichtszüge doch sehr hart und ihre Augen kalt und sehr ausdrucksstark. Doch sie hatte einen gewissen Ehrgeiz im Leben und führte ihren Jahrgang seit der ersten Klasse an. Auch wenn Gefahr von einer Griffindor namens Lily Evans drohte, hatte Cate, unter dem Schwur, nie von einem Schlammblut besiegt zu werden, sich jedes Mal nach oben arbeiten könne. Die hatte ihr eine gewisse Selbstsicherheit verliehen, und eine Aura, die sie in den Augen vieler Jungs attraktiv oder zumindest interessant wirken ließ.
Sophie spürte wie Cate sich langsam beruhigte und strich ihr noch einmal über das weiche Haar, bevor sie sich zum weggehen drehte. Als sie sich erhob spürte sie eine warme, sanfte Hand an ihrem Unterarm. Cate sah sie aus verheulten Augen an. „Bitte, Mama, geh noch nicht.“ Sophie sah sie unschlüssig an. Unten warteten ihr Mann und noch zwei weitere Kinder, doch nach einem Moment besann sie sich und nahm Cate sanft in den Arm. Eine Weile bleiben die beiden so sitzen und knuddelten sich einfach. Cate schloss die Augen und genoss die Nähe zu ihrer Mum. Sie wusste, dass sie Glück hatte, da nur wenige Reinblüter einen so engen Kontakt zu ihren Eltern hatten.
Ein paar Tage später mussten sich Catherine und Elizabeth von ihren Eltern verabschieden um nach Hogwarts zurückzukehren. Für Cate war es diesmal ein besonders schwerer Abschied, da sie wusste, dass sie bei ihrer Rückkehr verlobt sein würde. Lizzy, die ihren Eltern noch nie so nahe gestanden hatte und auf die in Hogwarts auch noch ein Freund wartete, beeilte sich von ihren Eltern loszukommen. Sie wollte schon zum Zug laufen und endlich in Rodolphus Arme sinken, als sie eine männliche Stimme ihren Namen rufen hörte. Genervt verzog sie das hübsche Gesicht und drehte sich um. In ein paar Metern Entfernung sah sie ihre Schwester tief ins Gespräch mit einer schwarzhaarigen schlanken Hexe versunken. Als Lizzys Blick weiter schweifte und noch andere schlanke Mädchen mit blonden und braunen Haaren sah, beschloss sie, dass ihre beste Freundin, Narcissa Black, und deren Familie wichtiger war und dass Rodolphus noch ein Weilchen warten konnte. Lächelnd ging sie auf Druella zu, die mit Narcissa am Rand stand und noch einige Dinge besprach. Lizzy schüttelte Druellas Hand und drückte Narcissa einen Kuss auf die Wange. Diese war hocherfreut Elizabeth zu sehen, sie war die Person, der sie am nächsten stand und die sie am besten verstand. Bellatrix, ihre älteste Schwester, war wesentlich aggressiver und hatte sich noch nie um ihr Aussehen gekümmert und war damit in bester Gesellschaft von Catherine. Die beiden sahen ähnlich aus – beide waren keine wunderschönen Engel wie ihre Schwestern – und hatten beide fest vor einmal Todesser zu werden. Tief in ihnen drin vereinte sie noch eine andere Gemeinsamkeit: Der unbeschreibliche Hass auf Andromeda Black. Als Andromeda damals nach Griffindor gekommen war, hatte Bella ihre Lieblingsschwester und Cate ihre beste Freundin verloren. Catherine und Bellatrix, die beide leidenschaftliche Vertreter der reinblütigen Seite waren, konnten nicht verstehen, wie Andromeda einen so gravierenden Fehler machen konnte, wie sie ihre Familie und ihre Freunde so verraten konnte. Cate und Bella, auch wenn sie gegen Zwangsheirat waren, wussten, dass man sich immer auch seine Familie verlassen konnte. Und eine Verrat an der Familie war das schlimmste, was eine Hexe oder ein Zauberer je tun konnte.
Wenige Minuten später saßen Cate, Lizzy, Bella und Narcissa im Zug und winkten ihren Eltern zu. Andromeda hatte sich, ohne Bella oder Cate nur einmal anzusehen, ein anderes Abteil gesucht, doch die Mädchen hatten genügend Plätze für ihre Lieblingsjungs frei gehalten. Cate, die am Fenster saß, beteiligte sich kaum an der Unterhaltung und lehnte sich an das kühle Glas. Sie wusste, dass sie zu einem entscheidenden Kapitel ihres Lebens fuhr und während sie darauf wartete, einzuschlafen, dachte sie an die Zukunft.
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