von Jedda
Zwei Wochen später war der Winter eingezogen.
Es herrschten Minustemperaturen und die Ländereien von Hogwarts waren von Reif überdeckt. In allen Räumen im Schloss wurde nun dafür gesorgt, dass immer ein Feuer brannte, um die Räume warm zu halten.
Bald war Weihnachten und Filius Flitwick wollte die große Halle festlich schmücken.
Hagrid schleppte die riesigen Tannenbäume an und die Lehrer schmückten sie dann. Nur Snape enthielt sich dabei – er hielt nicht viel von Weihnachten und konnte dieses Tamtam nicht verstehen.
Als es zu schneien begann, ließ auch die verzauberte Decke in der großen Halle magischen Schnee auf die Schüler und Lehrer hinunter rieseln. Alle freuten sich auf Weihnachten und somit auch auf die Weihnachtsferien, die sie bei ihren Familien verbrachten.
Harry, Tonks und Remus waren für Heiligabend zu den Weasleys eingeladen worden. Zumindest Heiligabend würden Tonks und Lupin dort verbringen, danach wollten sie allein am Grimmauldplace sein und am 2. Weihnachtstag waren sie bei Tonks´ Eltern zum Essen eingeladen. Harry dagegen würde Weihnachten und Silvester bei den Weasleys verbringen.
Dass Sirius Black jedoch immer noch nicht gefasst worden war, bereitete nicht nur Tonks und Remus Sorgen, sondern auch dem Ministerium. In Hogsmeade fand man an jedem Lokal und jedem Geschäft einen Zettel:
Anordnung des Zaubereiministeriums
Die Kunden seien darauf hingewiesen, dass bis auf weiteres jeden Abend nach Sonnenuntergang Dementoren auf den Straßen von Hogsmeade Streife gehen werden. Diese Maßnahme wurde getroffen, um die Sicherheit der Bewohner von Hogsmeade zu gewährleisten und wird aufgehoben, sobals Sirius Black wieder gefangen ist. Wir möchten ihnen daher raten, ihre Einkäufe rechtzeitig vor Einbruch der Nacht zu erledigen.
Frohe Weihnachten!
Die Hogwarts Schüler kümmerte das nicht weiter, immerhin durften sie nach Einbruch der Dunkelheit Hogwarts sowieso nicht mehr verlassen. Aber es bereitete ihnen Sorgen, dass Sirius Black immer noch nicht gefasst worden war. Sie durften in ihrer Freizeit ins Dorf gehen und eigentlich war es ein Wunder, dass kein Lehrer sie begleitete, aber man ermahnte sie, niemals alleine los zu gehen.
Nur Harry durfte nicht mit ins Dorf, auch wenn Ron und Hermine ihn gerne mitgenommen hätten. Aber seine Verwandten hatten die Erlaubnis nicht unterschrieben, dass er mit gehen durfte, darum musste er im Schloss bleiben.
Irgendwann hatte er jedoch genug davon, dass alle ins Dorf durften und er nicht. Wie gerne wäre er mit Hermine und Ron in den Honigtopf gegangen, hätte ein Butterbier getrunken oder einfach durchs Dorf gebummelt!
An einem Tag, an dem es geschneit hatte, zog er sich deshalb seinen Tarnumhang an und wollte damit ungesehen nach Hogsmeade. Er lief durch den Schlossgarten, in dem Fred und George gerade einen Schneemann bauten. Sie sahen die Fußstapfen im Schnee, aber niemanden, der sie verursachte und weil sie von dem Tarnumhang wussten, hakten sie Harry unter und trugen ihn zurück zum Schloss.
„Hey lasst das!“ rief Harry und strampelte um sich.
Aber die Zwillinge ließen sich nicht abschütteln „Du spielst jetzt mit den großen Jungs Harry!“
„Hey hört auf, ich will ins Dorf!“
Sie waren im Schloss angekommen und nahmen an einer versteckten Treppe Platz. Fred zog Harry den Umhang vom Kopf und zog ein Stück Pergament aus seiner Hosentasche.
Harry nahm das Stück in Empfang, auf dem jedoch nichts stand.
„Was ist das für ein Müll?“ wollte er wissen.
„DAS mein lieber Harry ist das Geheimnis unseres Erfolgs!“ sagten die Zwillinge im Chor.
„Na klar auf diesem Pergament steht ja noch nicht einmal etwas! Ihr wollt mich doch nur verarschen!“
George zog seinen Zauberstab raus, hielt ihn auf das Pergament und sagte „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!“
Harry glaubte in diesem Moment, seine Brillengläser putzen zu müssen, als auf einmal Worte
und Zeichen auf dem Pergament erschienen:
DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY,
WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE
HILFSMITTEL FÜR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH
PRÄSENTIEREN STOLZ
DIE KARTE DES RUMTREIBERS
Er klappte die Karte auf und fand einen Grundriss von Hogwarts vor, an dem alle Orte und Räume beschriftet waren. Sein Blick fiel auf Dumbledore´s Büro.
„Aber das ist ja…“, sagte er erstaunt.
„Dumbledore in seinem Büro. Er läuft gern im Kreis, wenn er nachdenkt. Mit dieser Karte kannst du sehen, wer sich gerade wo aufhält und was er gerade macht!“ sagte Fred.
„Wo habt ihr die her?“
„Aus dem Büro von Filch abgezogen im 2. Schuljahr!“ beantwortete George die Frage.
„Und die wollt ihr mir vermachen? Wow, danke!“
„Um ungesehen ins Dorf zu kommen, würden wir diesen Gang empfehlen. Allerdings musst du dich beeilen, denn Filch ist gerade dorthin unterwegs. Ach ja und wenn du fertig bist, tippst du sie an und sagst „Missetat begangen“ sonst kann sie jeder lesen!“ erklärte Fred wieder und schloss die Karte.
Harry beeilte sich, zum Buckel der einäugigen Hexe zu kommen, denn dahinter verbarg sich der Geheimgang, der ihn zum Honigtopf bringen sollte.
Er sah noch einmal auf der Karte nach und neben seinem Namen erschien der Zauberspruch „Dissendium“. Er sah, dass Filch schon bald an seinem Gang angekommen war, sprach den Zauberspruch und verschwand im Geheimgang – gerade noch rechtzeitig, denn kaum hatte sich der Buckel wieder geschlossen, bog der Hausmeister um die Ecke.
Er zog den Tarnumhang über und begab sich in den Verkaufsraum, in dem sich zahlreiche Schüler tummelten. Harry entdeckte Ron und Hermine, die gerade überlegten, was sie ihm wohl mitbringen sollten, aber sie konnten sich nicht einigen.
Ron hielt gerade einen Krug mit getrockneten Kakerlaken in den Händen. „Wie ist es damit?“ fragte er.
Harry zog sich den Umhang vom Kopf. „Das auch nicht!“
Ron hätte beinahe den Krug fallen lassen und auch Hermine zuckte zusammen.
„Harry! Was bei Merlins geblümten Unterhosen machst du hier? Willst du, dass man dich entdeckt?“ zischte sie, nahm ihm den Umhang ab, warf ihn ihm über, packte Harry und Ron am Arm und zog sie nach draußen. Erst in einer Seitengasse blieb sie endlich stehen, zog Harry den Umhang vom Kopf und blitzte ihn wütend an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen, in Hogsmeade aufzukreuzen? Was ist, wenn Sirius Black dich findet? Hast du schon vergessen? Er ist hinter dir her und sie haben ihn immer noch nicht gefasst!“
„Eigentlich wollte ich mich ja auch nicht sehen lassen, sondern unter meinem Tarnumhang bleiben“, begann er und sah verlegen zu Boden. „Aber dann habe ich euch gesehen und musste einfach zu euch hingehen! Ich wollte nicht immer ausgeschlossen werden und im Schloss rum sitzen und dann bin ich über Fred und George gestolpert und sie haben mir die Karte des Rumtreibers gegeben!“
„Was bitte ist die Karte des Rumtreibers?“ zischte Hermine, die es immer noch nicht fassen konnte.
„Es ist eine Karte mit dem Grundriss von Hogwarts, sie zeigt auch alle Geheimgänge an und sie zeigt jedes Lebewesen im Schloss – wer sich gerade wo befindet und was er gerade macht. So kam ich ungesehen zum Geheimgang der einäugigen Hexe und zum Honigtopf!“ erklärte Harry.
„Na toll und wieso haben die Beiden mir davon nie etwas erzählt? Immerhin bin ich ihr Bruder!“ sagte Ron etwas ärgerlich.
„Harry wird die Karte auch nicht behalten, sondern sie bei Professor McGonagall abliefern. Stimmt doch, Harry?“
„Spinnst du? Dann kann ich sie auch gleich zusammen mit dem Tarnumhang abgeben und dann wüsste Filch, dass Fred und George sie geklaut haben. Nein, nein und noch mal nein ich behalte die Karte!“ sagte er entschlossen.
In diesem Moment fuhr ein großer Schlitten an der Seitengasse vorbei, in der sie sich befanden. In diesem saßen Tonks, Remus, Professor McGonagall, Hagrid und der Zaubereiminister. Harry duckte sich hinter seinen Freunden, um nicht entdeckt zu werden, aber es war schon zu spät: Tonks hatte ihn gesehen.
Sie drehte sich in ihrem Sitz um und sah hinüber zu der Seitengasse.
„Was ist denn, Dora?“ fragte Remus.
Verwirrt schüttelte der junge Metamorphmagus den Kopf. „Ach nichts, ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen…“ Damit war das Thema beendet.
Die 5 wurden von Madam Rosmerta in Empfang genommen, die gerade ein Schild an die Tür der Drei Besen genagelt hatte. „Ah, da seid ihr ja. Ist ja wieder ein Sauwetter heute!“
„Ähm Tonks und ich gehen dann mal, wir wollen in den Honigtopf und dann noch ein paar Sachen besorgen!“ sagte Remus.
„Und ich muss auch noch etwas besorgen.“ Sagte Hagrid und verabschiedete sich winkend.
„Und wie läuft das Geschäft?“ fragte Cornelius Fudge.
Madam Rosmerta stemmte die Hände in die Hüften. „Es würde jedenfalls besser laufen, wenn nicht jeden Abend die Dementoren hier herum schleichen und die Gäste vertreiben würden!“
„Es muss leider sein! Sie sind immer noch auf der Suche nach Sirius Black“, gab er zu Bedenken.
„Sirius Black hier in Hogsmeade?“ fragte die Wirtin erstaunt.
Das Trio spitzte die Ohren und lugte um eine Häuserecke, um sehen zu können, was da vor sich ging.
„Er ist hinter Harry Potter her!“ murmelte Minerva.
„Harry Potter?“ rief Madam Rosmerta erschrocken.
„Schhhhhhhhhhh nicht so laut! Lassen sie und das drinnen besprechen!“ zischte Fudge und sie verschwanden in den Drei Besen.
Damit war der Startschuss für Harry gefallen – es hielt ihn nichts mehr bei seinen Freunden. Er warf sich den Tarnumhang über, rannte zu den Drei Besen und war verschwunden.
Hermine bemerkte zu spät, dass er auf einmal verschwunden war und zerrte Ron in Richtung des Lokals – den Fußspuren von Harry folgend.
Hermine und Ron wollten ebenfalls in das Lokal, aber die Schrumpfköpfe riefen „Kein Zutritt für minderjährige Zauberer!“
„Schrumpfhirne! Unfreundliches Pack!“ zischte Hermine. „Komm Ron, wir warten draußen!“
Die Beiden setzten sich draußen auf einen schneebedeckten Stein, während Harry Fudge, Minerva und Madam Rosmerta in den 1. Stock gefolgt war.
Madam Rosmerta drückte die Tür nachdrücklich ins Schloss, als sie wieder aufgesprungen war, reichte Minerva eine Tasse Tee und setzte sich dann zu ihr aufs Sofa, während Fudge sich noch etwas zu trinken nahm.
Er bemerkte etwas merkwürdiges, konnte aber nichts ausmachen, schüttelte verwirrt den Kopf und gesellte sich dann zu den beiden Frauen.
„Wir müssen die Sicherheit von Mr Potter weiterhin gewährleisten!“ sagte er schließlich.
„Ja aber warum denn? Ist er wirklich hinter ihm her?“ fragte Madam Rosmerta.
Minerva räusperte sich und blickte verlegen drein.
„Sirius Black war und ist bis zum heutigen Tage der Pate von Harry Potter!“ sagte sie schließlich.
Harry schnappte erschrocken nach Luft und schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht bemerkt zu werden.
„Black soll damals Lily und James Potters Aufenthaltsort verraten haben, darum ist er nach Askaban gebracht worden.“ Erklärte Minerva weiter. „Seine Freunde Remus Lupin und Peter Pettigrew waren damals völlig entsetzt über die Situation. Immerhin waren sie ständig zusammen – schon zu Schulzeiten.“
„Peter Pettigrew? Ach a ich erinnere mich, das war doch dieser Kleine, der einem immer am Rockzipfel hing!“
Harry hielt es nun nicht mehr in dem Raum. Er musste aufpassen, nicht laut aufzuschreien, darum riss er die Tür auf und rannte hinaus.
Draußen beachtete er Hermine und Ron gar nicht, er wollte am liebsten alleine sein. Er lief und lief und lief, stieß auch eine Gruppe von kleinwüchsigen Weihnachtssängern um und rannte immer weiter.
Hermine hatte seine Fußspuren entdeckt und die beiden Freunde folgten ihm zu einem Waldstück in der Nähe der Heulenden Hütte.
Harry hatte sich auf einen Stein gesetzt und weinte vor sich hin.
Langsam, beinahe in Zeitlupe näherten sich die beiden. Hermine kniete sich hin und zog langsam den Tarnumhang von Harry´s Kopf. „Harry, was ist passiert?“
Harry schluchzte, unterbrach sein Schluchzen aber und eine Welle der Wut kochte in ihm auf. „Er war ihr Freund!“ schrie er so laut, dass es im Wald widerhallte. „Sirius Black war der Freund meiner Eltern und hat sie verraten! Er ist schuld, dass sie tot sind!“
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