von Jedda
Die ersten Schulwochen vergingen wie im Flug und sowohl Tonks als auch Remus hatten sich in Hogwarts wieder gut eingelebt, es war, als wären sie nie fort gewesen.
Wenn Remus unterrichtsfrei hatte und auch keine Hausaufgaben oder Aufsätze zu korrigieren hatte, hatten die Beiden jede freie Minute zusammen verbracht.
Sie waren spazieren gegangen, waren in Hogsmeade ein Butterbier trinken oder etwas gegangen oder hatten einfach kuschelnd abends vor dem Kamin gesessen. Remus am immer mehr zu der Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, die Beziehung mit Tonks einzugehen. Er war so glücklich wie schon lange nicht mehr in seinem Leben und er wollte, dass es so blieb.
Jedoch hatte er auch Angst vor den Vollmondnächten.
Severus hatte ihm einen Wolfsbanntrank gebraut, der es zwar nicht verhinderte, sich zu verwandeln, aber mit diesem Trank gelang es ihm wenigstens, einen halbwegs klaren Kopf zu behalten und nicht durchzudrehen.
Dumbledore hatte ihm für die Vollmondnächte und für die Tage, die zwischen ihnen lagen, die heulende Hütte zugewiesen und Remus hatte sich dort ein Nachtlager eingerichtet. Ein Bett stand in einer Ecke, es gab eine Decke und ein Kopfkissen, damit er nicht fror, wenn er sich wieder zurück verwandelte. Auch den alten Kamin in dem Raum hatten sie wieder so weit hergerichtet, dass man ein Feuer darin entzünden konnte.
Immerhin musste er sich nicht irgendwo im Wald verkriechen, wo er völlig ungeschützt die Nächte hätte verbringen müssen. Im Schloss konnte er ja schließlich auch nicht bleiben, die Gefahr, dass etwas passieren würde, war einfach zu groß, auch wenn er den Trank jeden Tag zu sich nahm.
Sie durften einfach kein Risiko eingehen.
Die erste Vollmondnacht nahte.
Tonks fühlte sich nicht besonders, sie befürchtete, eine Erkältung zu bekommen, aber so lange es noch nicht ausgebrochen war, wollte sie nicht zu Madam Pomfrey gehen.
„Dora, ich..“, Remus wusste nicht, wie er es ihr sagen sollte, dass sie sich nun 3 Tage und Nächte nicht sehen würden und er sie allein im Schloss zurück lassen musste. Sie hatten sich noch nicht wirklich darüber unterhalten und die Zeit war so schnell verstrichen, dass er einach nicht mehr daran gedacht hatte. Sie saßen im gemeinsamen Büro und brüteten über ein paar Büchern. „Heute ist die erste Vollmondnacht. Ich werde nach dem Abendessen das Schloss verlassen müssen, damit ihr auf jeden Fall Sicher seid. Auch wenn Severus mir diesen Trank gebraut hat, so bleibt doch immer noch ein gewisses Restrisiko…“
Tonks hob nachdenklich den Kopf. Ihr Schädel pochte, aber sie ignorierte es.
„Oh ja stimmt ja. Irgendwie habe ich gar nicht mitbekommen, wie die ersten Wochen hier vorbei geflogen sind. Und wo wirst du die Zeit verbringen?“
„Dumbledore hat mir ein Lager in der Heulenden Hütte zugewiesen. Dort seid ihr vor mir sicher. In 3 Tagen komme ich dann wieder zurück und in 4 Tagen werde ich wieder mit dem Unterricht beginnen.“
„Dann lass mich mitgehen! Remus ich will nicht, dass du da unten alleine bist!“ bat sie ihn.
Remus blickte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Bist du verrückt geworden? Dora ich mache da unten keinen Urlaub, ich verbringe meine Werwolfnächte da unten und wenn du bei mir bist, dann bist du nicht sicher! Nein, vergiss es!“ er winkte ab.
Aber Dora war hartnäckig.
„Remus ich bin schon groß und kann alleine auf mich aufpassen. Ich nehme meinen Zauberstab mit und ich werde mich schon zu wehren wissen. Falls du es vergessen hast: Ich bin ein ausgebildeter Auror mit verstärkten Kenntnissen in Verteidigung gegen die dunklen Künste, da werde ich ja wohl mit einem Werwolf klar kommen und außerdem hat dir Snape doch diesen Banntrank gebraut!“
„Ja, das hat er, aber trotzdem bleibt ein gewisses Restrisiko und ich will nicht, dass dir etwas zustößt!“ er sah sie an und blickte in ein entschlossenes Gesicht, das keinen Widerspruch duldete. „Aber wie ich dich kenne, werde ich dich wohl nicht davon abbringen können. Du und dein Dickschädel, also wirklich Tonks!“
Sie grinste ihn an, trat hinter ihn und umarmte ihn.
Nach dem Abendessen ging es los hinunter zur Hütte.
Eine Decke und ein Kissen hatten sich ebenfalls finden und schnell klein hexen lassen, so dass sie sie für Tonks in eine kleine Tasche stecken konnten.
Natürlich hatten sie auch Dumbledore darüber informiert und er hatte sie ziehen lassen, denn er wusste, dass Tonks sich im Notfall zu helfen wissen würde.
Sie hatten sich etwas zu trinken eingepackt und für Tonks etwas zu essen für die nächsten Tage, jedoch nur Sachen, die nicht verderblich waren, denn einen Kühlschrank hatten sie da unten in der Hütte natürlich nicht.
Dora hatte sich ein paar Schmerztabletten eingepackt, denn sie wollte nicht, dass Remus merkte, dass es ihr nicht wirklich gut ging. Sobald er das merken würde, würde er sie sofort zurück ins Schloss schicken und das wollte sie nicht.
Sie nutzten den Eingang von der Peitschenden Weide, das war eine Abkürzung und sie würden nicht so lange brauchen, als wenn sie den ganzen Weg hinunter laufen würden.
Das Bett, das man Remus gegeben hatte war groß genug, dass sie beide darin Platz finden würden, wenn Remus sich zurück verwandelt hatte.
Es gab ein paar Sessel uns ein Sofa in dem Raum, den sie sich ausgesucht hatten, die reparierten sie mit einem „Reparo“, so dass sie auch ein paar Sitzgelegenheiten hatten und nicht nur das Bett nutzen mussten.
Dann entfachten sie ein Feuer im Kamin, tranken Tee und setzten sich vor den hellen Lichtschein.
Dora fröstelte ein wenig, obwohl es nicht kalt war und Remus legte ihr eine leichte Decke über die Schulter, die er noch eingepackt hatte und legte einen Arm um sie, um sie zu wärmen.
Die Sonne ging langsam unter und es würde nicht mehr lange dauern, bis der Mond am Himmel stand.
„Ich werde die Hütte mit ein paar Schutzzaubern belegen, damit dir in meiner Abwesenheit nichts geschieht!“ sagte Remus und erhob sich. Das Tageslicht war bereits fast vollständig verschwunden und es zwar Zeit, nach draußen zu gehen, denn er wollte nicht, dass Tonks seine Verwandlung miterleben musste.
Diese nickte müde.
„Du siehst müde aus. Am besten ist, du legst dich hin!“
Dora nickte, stand auf und ließ sich von Remus zum Bett führen. Sie legte sich an die Wand, damit Remus in der Nacht nicht über sie klettern musste, wenn er zurück kam. Remus deckte sie zu, beugte sich über sie, küsste sie und strich ihr durchs Haar.
„Dora, liebe Dora… Da mache ich mir ewig Sorgen, wie du mit meinem Werwolfdasein umgehen würdest, wenn ich es dir sage und du bist so verrückt und willst die Nächte hier mit mir verbringen. Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch!“ murmelte sie und war schon beinahe eingeschlafen.
Remus erhob sich und trat vor die Hütte.
In diesem Moment brach der Vollmond durch die Wolkendecke und er konnte nicht anders, als ihn anzublicken.
Er spürte, wie seine Augen sich veränderten, wie seine Muskeln härter und stärker wurden, wie sein Körperbau sich veränderte und wie das Fell aus seiner Haut wuchs. Er hatte unglaubliche Schmerzen und als er vollständig verwandelt war, heulte er, bevor er durch den Wald streifte, um seinem Bewegungsdrang nachzukommen.
Tonks schlief die Nacht durch, sie war vollkommen erschöpft gewesen und wusste nicht weshalb eigentlich.
Sie war auch nicht aufgewacht, als Remus in den frühen Morgenstunden zurück gekehrt war und sich neben sie gelegt hatte. Als sie aufwachte, lag er friedlich neben ihr in seine Decke gewickelt und schlief.
Vorsichtig kletterte sie über ihn, denn sie wollte ihn auf keinen Fall wecken, er hatte sicher eine lange Nacht gehabt und brauchte seine Ruhe. Ihr Kopf pochte wieder und er fühlte sich so schwer an, als wäre er ein Felsbrocken.
Sie machte sich einen Tee, nahm 2 Schmerztabletten und setzte sich damit auf das Sofa. Immerwieder musste sie husten, versuchte es aber zu unterdrücken, sie wollte nicht, dass Remus davon wach wurde.
Sie entfachte das Feuer im Kamin erneut und kuschelte sich in die Decke, die Remus ihr am Abend gegeben hatte. Als sie jedoch den Tee ausgetrunken hatte, schlief sie auf dem Sofa ein. Sie war erschöpft und wie erschlagen.
Als Remus aufstand, lag sie immer noch schlafend auf dem Sofa. Er beugte sich über sie und wollte sie mit einem sanften Kuss wecken, da merkte er, dass sie förmlich glühte.
„Dora? Dora wach auf!“ sanft rüttelte er an ihrer Schulter, aber Tonk reagierte nicht. Er berührte ihre Wangen und ihre Stirn, die ganz heiß waren. Panisch blickte er sich in der Heulenden Hütte um. Was sollte er nur tun? Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als sie zum Schloss zu bringen.
Er blickte auf seine Uhr, er würde ungesehen von den Schülern ins Schloss gelangen, denn es war noch Unterrichtszeit und selbst wenn ihn jemand sehen würde, war es ihm egal, denn Dora brauchte dringend Madam Pomfrey.
Remus hob sie auf seine Arme und apparierte mit ihr vor das Eingangsportal. In diesem Moment bog Dumbledore um die Ecke.
„Remus! Was machst du hier? Du sollst doch nicht…“, in diesem Moment sah er Tonks. „Was ist mit ihr?“
„Sie hat hohes Fieber, ich muss sie sofort zu Poppy bringen!“
Dumbledore nickte und gemeinsam eilten sie den Gängen entlang zur Krankenstation.
„Du meine Güte, was ist passiert?“ fragte Madam Pomfrey, kaum dass sie durch die Tür traten.
„Wir haben die Nacht in der Heuldenden Hütter verbracht und als ich vorhin wach geworden bin, lag sie schlafend auf dem Sofa. Ich wollte sie wecken, da bemerkte ich, dass sie hohes Fieber hatte.“ Erklärte Remus.
Poppy führte sie zu einem Bett und Remus legte Tonks sanft hinein, zog ihr den Pullover aus und deckte sie zu. Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und hielt ihre Hand.
„Also gut Remus. Du kannst erstmal bei ihr bleiben, aber denk dran, du musst vor Einbruch der Dunkelheit wieder vom Schlossgelände verschwunden sein. Ich werde die Hauselfen bitten, dir etwas zu essen zu bringen, damit du nicht auch noch an Kraft verlierst.“ Erklärte Dumbledore und Remus nickte dankbar.
„Danke Albus. Ich weiß das sehr zu schätzen!“
Dumbledore verließ den Krankenflügel.
Poppy hatte inzwischen eine Schale mit kaltem Wasser und ein paar Tücher geholt und Remus begann, sanft Tonks´ Stirn mit dem Wasser zu kühlen. Die Heilerin hatte außerdem eine Flasche mit Medizin geholt, die sie nun Dora einflößte.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis diese ihre Augen öffnete.
„Hey!“ sagte sie leise und blickte in das besorgte Gesicht von Remus. „Hey guck nicht so traurig“, flüsterte sie leise Remus zu.
„Man Dora du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt und du sagst allen ernstes, ich soll nicht so traurig gucken? Na deinen Humor möchte ich haben!“
Schlagartig war Tonks hellwach. „Schreck? Was? Wie? Hab ich was verpasst?“ in diesem Moment schüttelte sie ein Husten. „Wo bin ich überhaupt? Das hier sieht mir doch verdächtig nach Hogwarts aus!“
„Du machst wirklich Sachen. Ich hab dich vorhin schlafend auf dem Sofa mit hohem Fieber gefunden und habe dich auf die Krankenstation gebracht, denn du warst nicht wach zu kriegen!“ zärtlich strich er ihr eine schweißnasse Strähne aus dem Gesicht.
„Oh“, Tonks´ Gesicht und Haare verfärbten sich vor Verlegenheit rot. „Mir ging es gestern schon nicht besonders, ich hatte Kopfschmerzen, aber die hat man eben schon mal, darum habe ich nichts gesagt…“
„Es wäre besser gewesen, du hättest mit mir darüber gesprochen. Mach so was nie wieder! Dumbledore hat mir erlaubt, bis zum Einbruch der Dunkelheit bei dir zu bleiben, dann muss ich wieder zur Hütte zurück!“
Dora hatte ein schlechtes Gewissen, aber es war nun nicht mehr zu ändern.
Remus blieb die ganze Zeit an ihrem Bett, gab ihr die nötige Medizin und wechselte die feuchten Tücher, bis er wie verabredet am Abend wieder das Schloss verlassen musste.
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