von Jedda
Am späten Nachmittag verabschiedeten sich die Anderen von Remus und Tonks.
Jetzt da der Moment, ab dem sie mit Remus allein im Haus war, da war, war Dora richtig gehend aufgeregt.
Ihre Haarfarbe änderte sich beinahe stündlich – ein Zeichen dafür, dass ihre Gedanken durcheinander wirbelten.
Natürlich bemerkte Remus dies, aber er nahm es kommentarlos hin, zumal er sich diesen ständigen Wechsel nicht wirklich erklären konnte, denn schließlich kannte er sie noch gar nicht, wusste sie nicht einzuschätzen.
Als die Anderen aus dem Haus gegangen waren, setzten sie sich ins Wohnzimmer. Tonks nahm auf dem Sofa Platz und Remus wollte sich in den Sessel setzen, aber sie bedeutete ihm, sich neben sie zu setzen. Er zögerte einen Moment, denn sie machte ihn nervös, aber wie hätte er eine Ablehnung erklären sollen?
Dicht an der Lehne setzte er sich schließlich auf dasselbe Sofa, schlug die Beine übereinander und klammerte sich an seinem Becher Kürbissaft förmlich fest. Er wollte keine verräterische Bewegung machen und wagte es kaum, sie anzusehen, um sich nicht durch irgendwelche Blicke verraten zu können.
Dora ging es ähnlich. Ihre wechselnde Haarfarbe hatte sie immer noch nicht in den Griff bekommen, aber entweder schien es Remus nicht aufzufallen oder dachte sich seinen Teil oder er dachte, dass das vielleicht normal sei. Wer wusste das schon? Sie hätte gerne gewusst, was Remus durch den Kopf ging, aber sie wagte es nicht, ihn zu fragen.
„Du hast deine Ausbildung also bei Alastor abgeschlossen?“ brach er nun endlich das Schweigen.
Völlig verwirrt blickte sie zu ihm hinüber. Auch Remus hatte den Kopf zu ihr gewandt und sah sie an. Sie versuchte, etwas aus seinem Blick zu lesen, aber da war nichts. Er sah müde aus und auch seine blasse Gesichtsfarbe hatte sich seit dem Morgen kaum geändert. Seine Augen hatten einen traurigen, aber auch irgendwie nachdenklichen Ausdruck und da war auch noch etwas Anderes, aber sie konnte es nicht definieren, was es war?
Und auch Remus versuchte, etwas in Tonks´ Augen abzulesen. Ihre Augen waren ebenso von einem sanften Braun, sie machten einen wachen, klugen, lustigen Eindruck und auch er sah etwas in ihnen, das er nicht definieren konnte. Ihre Haut war nicht so blass wie seine, sondern leicht gebräunt – ganz so, als würde sie viel Zeit draußen verbringen.
Er musste sich zusammenreißen, nicht die Hand auszustrecken und ihr übers Gesicht zu streichen. Himmel noch mal! Er war ein Werwolf und geschlagene 12 Jahre älter als sie. Und was konnte er ihr schon bieten? Er war ein arbeitsloser, armer Lehrer! Sicherlich fand sie ihn auch viel zu langweilig..
Endlich fand auch Dora ihre Stimme wieder.
„Ja 3 Jahre war ich jetzt bei ihm in der Ausbildung und ich bin sehr stolz, dass ich sie bei ihm machen durfte. Er ist ein kluger Mann und der beste Auror unserer Zeit! Ein wenig traurig bin ich ja schon, dass die Zeit nun vorbei ist, aber er wohnt ja nicht weit weg. Vielleicht kommt er uns öfter besuchen, wenn es ihm seine Zeit erlaubt.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich kenne Mad Eye schon sehr lange und ich kann deine Worte nur bestätigen. Er ist immer für seine Freunde da, er hilft wo er kann und hey immerhin verdankt Askaban die Hälfte seiner Gefangenen ihm!“
Tonks nickte und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Er rief Erinnerungen in ihr wach, die schon lange zurück lagen.
„Gefällt es dir hier am Grimmauldplatz?“ wollte er wissen.
„Ja, ich fühle mich hier sehr wohl. Ich bin früher als ich klein war, oft hier gewesen. Bevor..“, sie brach ab. Ihre Haare färbten sich dunkel, was ein Zeichen dafür war, dass sie traurig war. Remus wagte es nicht, sie zu unterbrechen.
In diesem Moment vernahmen sie vor dem Fenster das Kreischen einer Eule.
Tonks stand auf und öffnete das Fenster und sie flattere herein. Im Schnabel trug sie den Tagespropheten.
Sie gab der Eule etwas zu fressen und kehrte mit der Zeitung zurück zum Sofa.
„Sirius!“ rief sie entsetzt, als sie die Titelseite aufgeschlagen hatte.
Remus rückte etwas näher zu ihr heran, um sehen zu können, was sie da so entsetzt hatte. Den Tagespropheten zierte ein Foto von einem Mann, der Sträflingskleidung trug, ein Schild mit einer Nummer und seinem Namen in der Hand hielt. Remus kannte ihn: Es war sein alter Freund Sirius Black, der vor Jahren nach Askaban gebracht worden war, weil er beschuldigt wurde, in den Verrat des Aufenthaltes von Lily und James Potter verwickelt gewesen zu sein. Die Zeitung zeugte davon, dass er aus Askaban entflohen war.
„Du kennst ihn?“ fragte er vorsichtig.
„Ja, Sirius ist mein Cousin!“
Remus war verwirrt. Tonks war eine Black? „Wie meinen?“ fragte er.
„Komm mit“, sagte sie, nahm ihn an der Hand (was er dabei dachte, war ihr in diesem Moment egal) und führte ihn zum Stammbaum der Blacks. „Siehst du den schwarzen, ausgebrannten Fleck dort?“ fragte sie und zeigte auf den Namen Andromeda.
Remus folgte ihrem Fingerzeig und nickte.
„Andromeda Tonks geborene Black ist meine Mutter. Wir sind aus dem Stammbaum der Familie Black gelöscht worden, weil sie Ted Tonks – einen muggelstämmigen Magier geheiratet hat. Das wollten die Blacks nicht auf sich sitzen lassen. Nur reinblütige Hexen und Magier sollten in die Familie einheiraten und so löschten sie uns.“
Remus schnappte nach Luft. „Das sind ja Sitten wie im finsteren Mittelalter, aber zu Zeiten der Herrschaft von du – weißt – schon – wem, leider nicht ungewöhnlich.“ Er warf einen Blick zu ihr hinüber und sah, dass ihre Augen einen traurigen Ausdruck angenommen hatten, er konnte erkennen, dass sie Tränen zurück hielt und trat an sie heran. Sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter. „Es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest. Hör mal… ich... also, wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich gerne für dich da!“ sagte er.
Da brach es endgültig aus ihr heraus. Es tat so gut, jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen konnte!
Remus zog sie sanft an sich heran, umarmte sie und strich ihr sanft durchs Haar. „Ich weiß, dass Sirius unschuldig ist und sie werden ihn finden“, flüsterte er.
„Ja, aber dann wird er wieder nach Askaban zurück gebracht werden“, schniefte sie. Es tat gut, von Remus in den Arm genommen zu werden, jedoch registrierte sie auch so langsam ihren rasenden Herzschlag und auch Remus´ Herz schlug so schnell und so heftig gegen seine Rippen, als wolle es heraus springen.
„Wir werden sehen! Die vom Ministerium werden ermitteln und wenn Mad Eye mit der Sache betraut wird, bin ich mir sicher, dass die Sache gut aus gehen wird.“
Sie standen noch eine ganze Weile so da und Tonks beruhigte sich nach und nach wieder. Es tat gut, von jemanden in den Arm genommen zu werden und sie wusste nun, dass ihre Entscheidung, hier in das Haus zu ziehen, richtig war..
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