von Die Graue Narbe
*Gooong* Runde drei. So langsam läuft das Fass über...
Am Esstisch blieben nur die zwei Schwestern zurück. Lily setzte ein Lächeln auf, doch Petunia verschränkte unwillig die Arme. „Du hast ein hübsches Kleid, Tunia. Dieses Azurblau steht dir wirklich sehr gut“ sagte die rothaarige in der Hoffnung, wenigstens eine halbwegs nette Antwort zu bekommen.
„Nenn mich nicht Tunia. Und ich weiß, dass mein Kleid hübsch ist“ antwortete die Angesprochene knapp und wandte sich wie ein Kleinkind ab, dass aus irgendeinem Grund beleidigt zu seien schien.
„Tunia, was soll das ganze? Wir sind doch Schwestern…“ sagte Lily und legte sanft ihre Hand auf die ihrer Schwester.
„FASS mich nicht an“ antwortete diese giftig und zog ihren Arm rasch weg. „Denkst du, deine Meinung interessiert mich, du MISSGEBURT?! Oder denkst du, du und dein wertloses Leben interessieren mich überhaupt? Ich hasse dich, dich, und deinen behinderten Freund!“ setzte die Blondine noch drauf und ihre Augen funkelten vor Wahn.
Die Trauer stand Lily förmlich ins Gesicht geschrieben. „Aber Tu…“
„Lass mich einfach in Ruhe, OK?!?!“ Erschrocken von dieser Reaktion stand das rothaarige Evans Mädchen auf, um den Raum zu verlassen. Sie konnte ihre Schwester nicht so hasserfüllt sehen. Vor allem nicht, wenn sich dieser Hass gegen sie richtete…
Währenddessen eine Etage höher:
„Tut mir leid, Mr. Evans. Ich wollte ni…“
„James, ich habe dir doch schon vorhin gesagt, dass du mich duzen kannst.“ unterbrach Mr. Evans seinen Schwiegersohn und schloss die Tür hinter sich. Sie mussten sich wohl in einem Arbeitsraum befinden, so dachte James. „Oh, natürlich, tut mir leid, Harrison.“
„Warum entschuldigst du dich die ganze Zeit, James?“ fragte Mr. Evans mit einem leichten Grinsen.
„Tut mir leid, ich… Oh, du hast Recht“ antwortete dieser und musste nun selber grinsen. „Ich denke, dass liegt daran, dass es bei meinen Lehrern, und vor allem bei meiner Hauslehrerin, vom Vorteil war, sich wenigstens zu entschuldigen“ ergänzte dieser gedankenversunken.
Mr. Evans lachte kurz, setzte dann aber eine recht strenge Miene auf.„Weißt du, warum ich mit dir reden möchte?“
„Nun ja… wegen meinem Gespräch mit Lily, vielleicht?“ antwortete der Potter Sprössling, unsicher, ob er die Antwort überhaupt wissen wollte.
„Jain“ antwortete Harrison und fuhr fort. „Dazu wollte ich auch noch kommen, aber erst einmal zu was anderem. Kannst du dir denken, warum meine Frau und ich euch vier heute Abend eingeladen haben?“
James nickte und antwortete „Weil ihr wollt, dass wir uns alle gut verstehen?“
„Ja, fast. Das letzte Mal, seien wir ehrlich, hätte fast in einem Fiasko geendet. Und das auf der Beerdigung meiner Mutter. Ich kann nicht leugnen, dass es mich ziemlich wütend gemacht hat.“ Er guckte seinem zukünftigen Schwiegersohn tief in die Augen.
Dieser schluckte, antwortete dann aber ungewohnt ruhig „Ja, ich… das war wirklich… mein Verhalten war die unterste Beserkammer… Oh, ich weiß gar nicht, ob sie… ob du den Ausdruck kennst… Ach, verdammt. Was ich sagen will… es tut mir leid. Ich würde wahrscheinlich jetzt die Schuld auf Vernon schieben, aber das wäre nicht richtig, denn …ich habe mich keinen Deut besser verhalten, sondern ich war einfach nur egoistisch, dass ich nur an meine Genugtuung gedacht habe...“ Er streckte ihm die Hand entgegen „…Verzeih mir bitte.“
„Ist schon ok, mein Junge“ antwortete Harrison und seine Stimme deutete an, dass er von dieser Entschuldigung etwas gerührt zu sein schien. „Wozu ich eigentlich kommen wollte. Wie du sicher merkst, läufst es nicht wie am Schnürchen.“
„Wie am was?“ fragte James, der das Sprichwort scheinbar nicht kannte.
„Ich meine, und das kann keiner leugnen, dass es nicht besonders gut läuft. Bevor du etwas sagst: Ja, ich weiß. Vernon versteht es einfach nicht. Und ich gebe dir dabei Recht, auch, wenn es mich verletzt, dass Petunia mit eurer… Befähigung nicht umgehen kann. Ich merke das hier wirklich oft. Sie ist da sehr sehr stur. Und jetzt habe ich einfach Angst, dass wir wieder wie letztes Mal auseinander gehen. Und dann schaffen wir es sicher nicht, euch vier nochmal zum Essen zusammen zu kriegen.“
„Ich möchte auch, dass das hier ein netter Abend ist, und… eigentlich ist er es ja auch. Aber Vernon und ich… das passt einfach nicht. Versteh mich bitte nicht falsch, aber er ist mir einfach zu wider.“
„Ich weiß, was du meinst. Er ist sehr von seinem Handeln sehr überzeugt und dabei ist er auch sehr konservativ. Ich als Vater sehe aber, dass gerade diese Art meine Tochter, also Petunia, glücklich macht. Sie ist halt, wie du schon gesagt hast, ganz anders als Lily. Aber ich wollte bewusst jetzt mit dir reden, und nicht mit Vernon. Kannst du dir denken, warum?“
„Ähm, ich möchte nichts falsches sagen…“
„Ist schon ok, James. Ich glaube nicht, dass man mit ihm richtig über so etwas reden kann. Er hätte sich zum Beispiel nicht so liebevoll entschuldigt wie du gerade, da bin ich mir sicher.“
James lächelte erneut etwas verlegen „Ja, ähm, denke ich auch. Aber ich weiß immer noch nicht genau, worauf sie… worauf du genau hinaus willst.“
„Ja, also was ich dir eigentlich zu sagen versuche. Ich möchte einfach nicht, dass der heutige Abend wie das letzte Mal endet. Und bei dir habe ich das Gefühl, dir das sagen zu können. James…“ er legte eine Hand auf die Schultern seinen Schwiegersohnes „…Kriegst du das irgend hin, dass das friedlich endet? Ich erwarte nicht, dass ihr euch gut versteht, aber solche Treffen wird es sicher noch öfters geben. Weihnachten, zum Beispiel… und als Familie… Ich glaube, du bist der einzige, der das noch gerade biegen kann. Dass so etwas wenigstens …erfolgreiche Höflichkeitsbesuche sind.“
„Ich? Aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Lily, ähm, drängt mich schon ein wenig, höflich zu Vernon zu sein. Und eigentlich bin ich auch gar nicht der unhöfliche Typ. Nur, worüber sollen wir reden? Wenn es etwas mit Zauberei zu tun hat, du siehst es ja selber, kann er es nicht verstehen und hält mich wahrscheinlich für irre. Und wenn es um ihn geht, muss er mich direkt herausfordern und das läuft dann wieder darauf hinaus, dass ich von meinem Leben, also verbunden mit der Zauberei, erzähle…“
„James, ich… ich finde das alles richtig klasse. Und wenn ich es sage, dann meine ich es auch so. Lily und du könnt mir, wenn wir mal alleine sind, super super gerne von eurer Schule, von Quittisch und von all dem erzählen…“
„Du meinst Quidditch“ verbesserte James grinsend.
„Oh, ja stimmt. Aber zum springenden Punkt zurück: Wir sollten eigentlich alle einen Schritt aufeinander zu gehen. Aber Vernon wird dies nicht tun, sondern sich, genau wie Petunia, nach hinten zurückziehen und sich mit aller Kraft dort festklammern. Lily macht es aber auch nicht richtig, wenn sie sich direkt und ohne Kompromisse auf Vernon und Petunia zu bewegt. Und du, der sicher in die Mitte ginge, fühlst dich zu Recht hintergangen, wenn jeder was anderes macht.“
„Wow, du hörst dich fast wie unser Schulleiter an…“ Der schwarzhaarige Potter Junge räusperte sich. „…Aber jetzt mal wieder ernst. Wie gesagt, ich möchte auch, dass das hier ein schöner Abend ist, und… ja, ok. Ich kann mich weniger auf seine Schikanen einlassen… Allerdings würde ich die Mitte dann weitaus übertreten.“ Er lächelte kurz, blickte dann aber nachdenklich.
„Na ja, wenn du ihn ehrlich fragst, zum Beispiel, dass er dir das mit seinem Auto erklärt. Du weißt sicher nicht, was Dodge oder ein Kraftstoffverbrauch ist, oder?“
„Nein, weiß ich nicht.“
„Na also. Und wenn du langsam etwas auf ihn zukommst und mögliche Beleidigungen und der gleichen nicht so ernst nimmst, nun, vielleicht läuft es ein ganzes Stück besser.“
„Ich kann es natürlich noch einmal versuchen.“
„Danke, das ist klasse von dir, James.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen verließen die beiden den Raum, um zu den anderen zurück zu kehren. Doch kurz vor dem Essbereich angekommen, sahen sie eine völlig aufgelöste Lily auf den Treppen sitzen. Ihr Gesicht verbarg sie hinter ihren Händen.
„Lily, alles ok?“ fragte Mr. Evans etwas verdattert und ging vorsichtig an ihr vorbei, um sich vor sie zu stellen.
Rasch warf der Potter Junge seinem Schwiegervater einen Blick zu. Dieser schaute nicht minder überrascht, als und vor allem wie er seine Tochter dort sitzen sah.
Der schwarzhaarige setzte sich neben seine Freundin und musterte sie besorgt. Sie schien etwas zu zittern, oder bildete er sich das nur ein?
„Ja, alles bestens“ brachte das Häufchen Elend plötzlich hervor. Ihre Stimme verriet natürlich was ganz anderes.
„Das hört sich aber nicht sehr überzeugend an“ sagte ihr Freund und legte seinen Arm um sie.
„Es ist alles ok“ brachte sie erneut hervor und diesmal hörte man eindeutig ein Schluchzen. Erneut tauschte der Potter Junge einen Blick mit seinem Schwiegervater aus. Sie wussten natürlich beide, dass Lily sie anlog. Doch warum tat sie das?
„Lüg uns doch nicht an, Lily“ sagte der schwarzhaarige ruhig und zog langsam ihre Hände vom Gesicht weg. Sie leistete kaum Widerstand, und zum Vorschein kam ihr rot-fleckiges und total verheultes Gesicht.
James erschrak kurz, legte dann aber sofort seinen Arm um sie und zog sie etwas zu sich.
„Ich hab nur was im Auge“ sagte sich rasch und wandte sich etwas ab.
„Lily. So wie du aussiehst, musst du eine tollwütige Katze im Auge gehabt haben“ sagte Mr. Evans mit einem kurzen lächeln, schaute dann aber wieder ernst. „Du kannst immer zu uns kommen, wenn du ein Problem hast.“
„Ach, es ist nichts, nur… Tunia, also Petunia und ich…“ begann Lily, doch ihre Stimme ging in einem lauten Schluchzen unter.
„Was ist mit deiner Schwester und dir?“ fragte ihr Vater ruhig und nahm ihre Hand.
„James, du hattest Recht… Sie mag mich nicht.“
Der angesprochene atmete tief ein. Wäre es Sirius, hätte er sich wahrscheinlich wahnsinnig gefreut, weil er mit einem „du hattest Recht“ von Sirius einen Wetteinsatz gewonnen hätte, bzw. keinen peinlichen leisten müsste. Aber bei seiner Freundin war das natürlich etwas ganz anderes.
„Was hat sie denn gesagt, dass du dir da so sicher bist?“ fragte er vorsichtig und war sich gar nicht sicher, ob er die Antwort überhaupt wissen wollte.
„Das kann ich nicht sagen“ antwortete diese knapp und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Lily, wir haben oft darüber gesprochen. Es ist wirklich oft so, dass es einem besser geht, wenn man darüber redet. Es befreit wirklich“ sagte Mr. Evans immer noch ruhig und guckte sie genau an.
Das hat Petunia allerdings nicht verstanden, dachte sich James spöttisch.
„Ja, aber… ich weiß es nicht…“
Noch bevor die rothaarige weiteres sagen konnte, kam ihre Mutter aus dem Wohnzimmer heraus.
„Wo bleibt ihr denn, das Essen… Lily Schatz, was ist los??“ kam es von Mrs. Evans, die ziemlich überrascht zu seien schien.
„Nichts, nichts“ antwortete diese rasch und schniefte.
„Lily, was ist denn? Schmeckt dir das Essen nicht?“ fragte ihre Mutter besorgt, woraufhin Lily, gefolgt von James, kurz auflachen musste.
„Nein Mum, das Essen ist spitze“ antwortete sie wahrheitsgemäß und lächelte nochmal kurz. „Margaret, geh schon mal zu Vernon und Petunia. Wir kommen gleich“ sagte Mr. Evans zu seiner Frau und lächelte sie an. Es war ein offenes Geheimnis, dass Lily lieber mit ihrem Vater über so etwas sprach. Wobei sie da sicher eine von wenigen war.
„Oh, ja natürlich. Wir warten dann auf euch.“ Etwas irritiert ging Mrs. Evans zurück ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich. „Also gut… Petunia hat gesagt, dass sie mich…“ Sie brach kurz ab, fuhr dann aber fort „dass sie mich hasst und dich auch James… und ich eine Missgeburt sei und ich sie in Ruhe lassen soll…“
Mehr brachte sie nicht heraus, denn dann war sie wieder ihren Tränen unterlegen.
„Hat sie das so gesagt?“ fragte ihr Vater immer noch ruhig, diesmal aber mit einer leichten Wut in der Stimme.
Das Häufchen Elend nickte kurz und fiel dann ihrem Freund in die Arme. Dieser nahm sie sofort zu sich und streichelte ihr durch ihre langen, weichen Haare. „Lily, vielleicht…“
„Lass gut sein, James. Ich spreche nachher mit ihr“ unterbrach Mr. Evans seinen Schwiegersohn und man merkte mehr denn je, dass er wahrscheinlich alles für seine Tochter tun würde.
„Aber dad…“
„Nein Lily, das ist nicht ok, was sie macht.“
„Aber ich will nicht, dass sie böse ist…“
„Dein Vater hat Recht. Das ist wirklich nicht ok, was sie da macht, und außerdem, was macht es schon, wenn sie böse ist, sie…“ sagte James, der sofort stoppte, als er die finsteren Blicke seiner Freundin und seines Schwiegervaters bemerkte.
„James, das war jetzt unnötig“ sagte Mr. Evans, diesmal ohne ein Lächeln auf den Lippen.
„Sorry“ sagte James rasch und holte seinen Zauberstab aus seiner Innentasche des Blazers und richtete ihn auf sich. „Silencio“ murmelte er und verstummte augenblicklich.
Daraufhin lächelten Lily und ihr Vater dann doch, und Harrison fragte ungehalten „Bleibt der jetzt so?“
„Leider nicht lange genug“ antwortete Lily mit einem breiten Grinsen und kicherte.
Gespielt beleidigt schüttelte der junge Potter den Zeigefinger und setzte passend dazu den gefürchteten und ebenso bekannten McGonagall Blick auf, der Lily laut auflachen ließ.
Auch Mr. Evans kicherte ungehalten. „Schade eigentlich, aber na ja. Lily, du wischst dir am besten die Tränen weg. Bevor deine Mutter wieder denkt, dass es an ihrem Essen liegt.“
„Ok“ antwortete diese knapp und ging schnell ins Badezimmer.
Rasch löste James den Zauber von sich. „Danke für deine Hilfe. Ich weiß nicht, ob ich das alleine hingekriegt hätte“ bedankte sich James und lächelte kurz. „Kein Ding, mein Junge. Wobei ich mir jetzt Sorgen mache, dass ich Petunia gleich ausversehen den Kopf abreiße.“
„Wenigstens bin ich jetzt nicht mehr der einzige, der sich zusammen reißen muss“ sagte James grinsend und fing sich daraufhin einen grimmigen und ebenso belustigten Blick von seinem Schwiegervater ein.
Als Lily nach kurzer Zeit aus dem Bad kam, gingen sie zurück zum Esstisch. Man konnte immer noch deutlich sehen, dass sie geweint hatte, aber keiner sprach sie darauf an.
Petunia schnaubte stattdessen nur und ihr überproportionierter Freund rümpfte die Nase.
„So, jetzt gibt es Hühnchen und Champagner“ sagte Mrs. Evans lächelnd, allerdings nicht mehr so strahlend, wie bei den Gängen zuvor. „Da ihr bis jetzt noch alle nüchtern zu seien scheint, habe ich mal zwei große Flaschen geholt.“
Die will uns wohl alle abfüllen, dachte James sich und war sich sicher, dass das zum Großteil der Wahrheit entsprach. Wahrscheinlich erhoffte sie sich einen gelockerten Umgang.
„Vorzüglich, einfach großartig, brilliant“ sagte Vernon schmatzend mit hervor gehaltener Hand vorm Mund, als er eine überdimensionale Portion Hühnchen in Mund hatte.
„Das ist schön, wenn es dir schmeckt“ sagte Mrs. Evans knapp.
James leerte rasch sein bis an den Rand gefülltes Glas Champagner und sagte dann:„Vernon, wollen sie mir nicht genaueres über ihr Auto erklären? Was für ein Exemplar war es noch mal genau?“
Vernon, der etwas überrascht zu sein schien, dass SEIN Schwager nach seinem Auto fragte, kratzte sich zunächst misstrauisch am Kinn, fing dann aber an.
„Ja, ich fahre, das habe ich ja vorhin schon genau erläutert, einen Dodge Coronet Super Bee…“
…
Einfach immer nicken, auch, wenn er bestimmt schon seit 5 Minuten redet und man nichts versteht. So schlimm ist er ja gar nicht… Und war das ein Kribbeln, das er in seinem Körper spürte? Der Alkohol machte sich wohl langsam breit…
„…390 PS. Das PS steht für Pferdestärke, das wussten sie sicher noch nicht…“
Du hast es versprochen, James, immer höflich lächeln…
„…besonders die Hummelflügel sind sehr ansprechend…“
…
„…Und ich habe natürlich lange dafür gespart. Ich sehe das Auto als Kapital jedes Man…“
Jemand hustete laut auf. Und es war nicht James, der vor Langeweile fast starb, nein.
Es war Petunia.
„Pferdeäpfelchen?“ fragte Vernon überrascht, und als seine Freundin nicht aufhörte, wandten sich ihr alle Blicke zu.
„Alles ok?“ fragte James vorsichtig, und ignorierte erst einmal die Tatsache, dass Petunia so eben „Pferdeäpfelchen“ genannt wurde. Als seine Sitznachbarin immer noch nicht aufhörte zu Husten, nur ein gequältes Ve-e-rschl-u-ckt hervor brachte und alle schon ziemlich besorgt guckten, klopfte James ihr fest auf ihren Rücken. Auch, wenn sie abscheulich war, musste er sich ja noch lange nicht ersticken lassen, oder?
Das blonde Evans Mädchen hustete daraufhin lauter als zuvor, jedoch legte sich dieses nicht. Stattdessen packte sie sich an die Kehle und fiel auf den Boden.
„Um Himmels Willen, Schatz“ kreischte Mrs. Evans und wollte gerade unter den Tisch zu ihrer Tochter kriechen.
Mr. Evans und Lily schauten ebenfalls ziemlich geschockt und wollten anscheinend dasselbe tun. Vernon ließ vor Schreck sein Hühnchen fallen, brüllte laut auf und machte sich sofort daran, irgendwie zu seiner Freundin zu kommen. Nur kriegte er dann schlecht hin, da sie genau zwischen Wand und Tischbein eingeengt dort lag.
James hatte da einen Vorteil, da er erstens schlank war und zweitens direkt neben seiner Schwägerin saß. Instinktiv kam er ihr zur Hilfe. Er kniete sich neben sie, zückte seinen Zauberstab und murmelte „Anapneo“.
Sofort holte das Mädchen tief Luft, hustete auf und spuckte den Knorpel mitsamt etwas Erbrochenen auf James. „Beim Barte des Merlin“ brummte dieser und starrte entgeistert auf den betroffenen Blazer und das ebenfalls betroffene Hemd.
Petunia, die gerade erst zu verstehen schien, was soeben passiert war, sprang abrupt auf und stieß sich dabei ungeschickter Weise den Kopf am Tisch.
„Soll ich dir vielleicht hochhelfen?“ fragte James vorsichtig und hielt ihr hilfsbereit die Hand hin. Das Mädchen mit den blonden Haaren schaute ihn geschockt an. In ihren Augen machte sich für einen kurzen Moment Dankbarkeit breit, dann verengten sie sich allerdings zu Schlitzen.
„Wann habe ich ihnen angeboten, mich zu duzen?“ sagte sie grimmig und rappelte sich auf.
„Aber Petunia“ sagte Mrs. Evans entsetzt von dem Verhalten ihrer Tochter.
„Petunia Evans, wir müssen glaube ich mal über dein Verhalten sprechen! Ein Dankeschön wäre ja wohl angebracht!“ sagte Mr. Evans wütend und schaute mit einem bestimmten und zugleich enttäuschten Blick seine älteste Tochter an.
Der schwarzhaarige, der ebenfalls rasch aufstand, war genau wie Mr. Und Mrs. Evans geschockt von der Reaktion seiner Schwägerin. Er hatte ihr doch geholfen, und zwar aus einer nicht alleine lösbaren Situation! Zumindest war es nicht all zu leicht, alleine da heraus zu kommen… Und trotzdem. Er konnte sie zwar nicht ausstehen, aber eine gewisse Hilfsbereitschaft war doch wohl angebracht!
Vernons Gesicht verriet, dass er gerade mit sich selber zu kämpfen hatte. Wahrscheinlich, so dachte James, weil er den Evans Eltern sagen wollte, dass seine arme Petunie, alias „Pferdeäpfelchen“ nichts dafür konnte…
Und Lily, die wusste anscheinend auch nicht, was sie tun sollte.
„James, sie brauchen was Neues zum Anziehen. Harrison hat oben noch ein paar alte Hemden von ihm, die müssten passen“ sagte Mrs. Evans plötzlich und deutete auf James Oberkörper. Das Erbrochene war inzwischen verlaufen.
„Nein, geht schon. Danke vielmals“ antwortete James knapp.
„James, seien sie bitte nicht bescheiden, sie können das natürlich nicht so anbehalten.“
„Doch…“ sagte der schwarzhaarige mit einem Lächeln „…Sie haben mich falsch verstanden. Ich kann das auch wegzaubern.“
Von Vernon kam ein lautes Husten, was James einfach überhörte. Vorsichtig zog er den Zauberstab aus dem Blazer und murmelte “Tergeo“. Im nu war alles wieder sauber. Nun kam von Vernon ein noch lauteres Husten.
„Verschlucken sie sich bitte nicht auch noch, Vernon“ sagte Mr. Evans knapp, setzte dann aber rasch ein gezwungenes Lächeln auf. „Ich denke, wir legen mal kurz eine Pause ein. Das war doch jetzt alles relativ viel auf einmal. Petunia, komm bitte mit. Ich muss mit dir reden“ sagte der Evans Vater und sein Ton wurde von Wort zu Wort strenger. Als er James aufgefordert hatte, mit ihm zu kommen, hatte er wesentlich freundlicher geklungen.
Mit tödlichem Blick folgte die Blondine ihrem Vater aus dem Raum und man hörte bereits ihr Gezicke, als sie den Raum verlassen hatten.
„Ähm, ok ihr lieben…“ sagte Mrs. Evans niedergeschlagen und fuhr fort
„…Das ist jetzt alles etwas aus dem Ruder geraten, aber ok... Irgendeiner von euch muss mir anscheinend wieder einmal helfen… oder möchte einer von euch noch was essen?“
Auf Hühnchen hatte James, nachdem es erbrochen auf ihm gelandet war, nun wirklich keinen Appetit mehr. Lily und er schüttelten beide sofort den Kopf, also hatte Vernon keine Wahl, und tat es ihnen gleich.
„Ok, ok, verstehe ich…“
„Ich helfe ihnen natürlich, Mrs. Evans“ sagte Vernon aalglatt und strich sich durch seinen Bart, woraufhin ein paar Essensreste auf seinen Bauch fielen.
„Danke, Vernon, aber das haben sie doch schon vorhin getan…“
„Das macht mir nichts aus. Ich halte es für angebracht, in solch einer Situation hilfsbereit zu sein.“
„Lily und ich helfen ihnen auch gerne“ warf James rasch ein und Mrs. Evans sagte darauf nur „Nein, nein, schon ok, James. Ich denke es reicht, wenn Vernon und ich abräumen.“
„Mum, zu viert sind wir sicher schneller. Wir könnten auch zaubern…“
„Nein, nein, schon ok, habe ich doch gesagt. Amüsiert ihr zwei euch so lange. Wir machen das schon.“ Sofort machte sie sich daran, die Teller einzusammeln.
Vernon folgte ihr und warf dem jungen Paar einen hasserfüllten Blick zu. Die beiden waren doch wirklich das letzte! Einfach nur verrückt, abartig… Und seine arme Petunie musste darunter leiden.
Mit dem Pack war er nach diesem Abend durch...!
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