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Fanfiction

Second Life - 33

von Xaveria

Die Abmachung war natürlich, dass er so lange lebte, wie er nur konnte. Das war es gewesen, was sie die Nacht in Dumbledores Büro besprochen hatten, nachdem er sich auf einen windgepeitschten Hügel erniedrigt hatte, in dem er auf seine Knie gefallen und gebettelt hatte.

Die Wärme in Dumbledores Büro war überwältigend, und sein Herz pochte wie wild. Er wusste, wie sehr der alte Mann seine Anwesenheit hier hasste, wie wenig er ihm vertraute. „Sie widern mich an“, hatte er gesagt und Snape hatte den Ekel, der ihn noch immer umgab, gespürt. Er hatte sich danach gesehnt zu einem Nichts zu verfallen, ein Loch herbeizurufen, in welches er gleiten und von dieser Welt für immer verschwinden könnte. Und doch war Dumbledore bereit gewesen mit ihm zu arbeiten, war bereit seine Hilfe anzunehmen. Damals erschien es ihm, als ob das alles sei, was er je gewollt hatte – jemanden, der seine Entschuldigung akzeptierte, selbst wenn seine Entschuldigung für jemand hässlichen und dürren mit einem sarkastischen Gemüt war, für jemand, der vielleicht noch von Nutzen war.

In dieser Nacht war er zum Spion geworden und das Versprechen, welches er gegeben hat, war nicht nur eins von absoluter Treue, sondern um seinen Nutzen über das Mögliche hinaus zu erweitern. Im Wesentlichen hatte er nicht nur versprochen seine Arbeit zu machen, sondern sie gut zu machen, erbarmungslos, vergangene Ängste und Einsamkeit und Hass zu verdrängen, seine Position unter allen Umständen zu erhalten, Dumbledore all das, was er konnte zu geben. Denn sie beide wussten, dass es niemals genug sein würde.

Als die Jahre verstrichen, da wusste er, warum Dumbledore ihm dieses Versprechen abverlangt hatte. Nach seinem ersten Jahr des Unterrichtens, einem Jahr, in dem er damit gekämpft hatte, sich an all die Dinge zu gewöhnen, die die Schüler sagten, wenn sie glaubten, dass er sie nicht hörte; nach der Nacht, in der der Dunkle Lord zurückkehrte, als das Mal wieder auf seiner Haut erschienen war, so schwarz und bösartig, wie eine Anschuldigung; nach der ersten Zeit, die er wieder zurück in Hogwarts war, sein Fleisch abgezogen und verbrannt, da wusste er es. Es wäre einfach, um einige schwerwiegende Fehler zu machen, sich gehen zu lassen und der Tortur ein Ende finden zu lassen, nicht wahr? Wie auch immer der Dunkle Lord geplant hat sein Leben enden zu lassen, es wäre besser als das hier.

Aber die Schwierigkeit war der Punkt. Das Leiden… es war nur eine Art zu büßen. Nicht, dass er versucht hätte, es zu mindern. Er stieß seine Finger in seine Haare und ließ seinen Kopf folgen, bis er in der Wiege seiner Hände lag. Alles an ihm war mit größter Vorsicht ausgesucht worden, um Menschen von ihm fernzuhalten. Das war die Art eines guten Spions, hatte er sich immer gesagt. Wenn niemand länger in seiner Nähe sein wollte, um ihn kennen zu lernen, wenn niemand einen genauer betrachten wollte, dann sind deine Geheimnisse sicher. Aber er wusste auch, dass es noch ein anderer Schutz war. Wenn er gemein und hässlich war, wenn er absichtlich widerwärtig war… dann erlitt er nicht die Zurückweisung der anderen, er lud sie ein. Es war schwach, das erkannte er jetzt. Er hatte es sich verdient, ihre Abscheu einzuhandeln. Sie sollten ihn wegen den richtigen Sachen hassen. Sie sollten ihn wegen Lily hassen.

Also warum sollte es ihn stören, dass Dumbledore seinen Tod arrangiert hatte? Sollte er nicht das Ende dieser langen und einsamen Jahre begrüßen? Sollte er nicht bei dem Plan, um Potter zu retten, eine Symmetrie finden, die ihn befriedigen sollte? Er verstand nicht, warum er sich so leer und verängstigt fühlte.

Aber was war der Plan? Wenn er es verstand, wenn er verstehen konnte, wie sein Tod irgendwas beisteuern sollte, vielleicht könnte er damit zufrieden sein. Aber wenn Malfoy den Elderstab hatte, und niemand außer ihn und Dumbledore davon wusste, was sollte sein Tod dann bringen?

Er spürte den Zorn durch seinen Körper rauschen, den beschleunigen Herzschlag und die Vernebelung seiner Gedanken. Da waren Dinge, die der noch tun wollte, Dinge, um die sich noch nicht gekümmert worden sind. Das war der Grund, warum er keine Bindungen haben wollte. Hatte es ihn wirklich gekümmert, wie der Krieg endete? Hatte er wahrhaftig jemals gehofft Voldemort besiegt zu sehen oder hatte es ihn nur gekümmert seine schweren Bürden der Trauer und Schuld von seinen Schultern gehoben werden, die er sich selbst auferlegt hatte? Plötzlich sah es ganz so aus, dass er keine Ahnung hatte, keine Erinnerungen an den, der er vielleicht vor dieser Nacht im September, als er zugestimmt hatte sein Leben an ein siebzehnjähriges Mädchen zu binden, gewesen war. Ein siebzehnjähriges, muggelgeborenes Mädchen, welche ihn verabscheute, ihn aber in dieser Nacht angesehen und ihm ihr Leben versprochen hatte. Versprochen, weil Dumbledore sie reingelegt, benutzt und ihre Dienste verlangt hatte. Genauso wie er in dieser Nacht hereingelegt worden war. Dumbledore hatte gesagt, dass er sie verheiraten wollte, damit Snape noch eine Chance auf ein Leben hatte, auf ein Überleben. Lügen. Und er hatte gehofft, so töricht, kindisch gehofft, dass Dumbledore eventuell gewollt hätte, dass er lebte. Er hatte gedacht, dass es vielleicht bedeutete, dass er jetzt genug getan hatte.

Aber jetzt, mit aller Sicherheit, wollte er den Dunklen Lord unbedingt besiegt sehen. Wann hatte sich das geändert? Wann hatte er angefangen sich um Dinge außerhalb dieser Wände, für Menschen lebend anstatt tot, zu sorgen? Verboten stieg das Bild von ihr in seinem Kopf auf, wie sie in dieser bitterkalten Januarwäldern vor diesem dreckigen, kleinen Zelt gestanden hatte – ihr Zauberstab in ihrer Faust, ihre Haltung ungebrochen.

Warum hatte er dieses Mädchen geheiratet, die sich ihren Weg in sein Herz gezwungen hatte und ihn dazu brachte, jetzt Dinge zu wollen? Nicht Leben – nein, niemals das Leben, nicht um ihretwillen – aber… er wollte, dass Potter erfolgreich war. Er wollte lange genug leben, um zu garantieren, dass Potter die Herrschaft des Zauberstabes erlangte, zu sehen, wie das Lovegood-Mädchen aus dem Manor befreit wurde; er wollte lange genug leben, um Hermine dabei zu helfen ihre Familie wieder zurückzubekommen –

Noch nicht, dachte er. Ich bin noch nicht bereit.

Vielleicht weil es ein Geheimnis gewesen war. Wenn er es vielleicht schon immer gewusst hätte, wäre es vielleicht nicht so ein Schock gewesen… Warum hatte Dumbledore es vor ihm verheimlicht? Warum nicht erklärt? Wenn er gewusst hätte, dass der alte Zaubrer den Elderstab gehabt hatte, hätten sie irgendeinen Plan machen, ihn verstecken und die Herrschaft des Zauberstabes erlangen und er hätte sich dann von Potter finden lassen können, dass er dann--

Er hob seinen Kopf. Dumbledore wartete schweigend hinter ihm. Wie lange noch bis er sprach? Snape fürchtete sich vor diesem Moment. Er wusste, dass er kurz vor etwas stand, etwas, was er sich niemals hätte ausgesucht, etwas, was weitaus mehr als nur sein Leben kosten würde. Wenn er jetzt seinen Mund öffnete, dann wäre alles vorbei. Denn ihm kam es so vor, als ob dieser Mann in seinem Gemälde ihm nicht erklären würde, wie all dies einen Sinn ergeben könnte, wie es irgendeine andere Erklärung für die Ereignisse, die sein Leben sinnlos wegwerfen würde, geben könnte. Und wenn er Antworten verlangte, wenn er Dumbledore herausforderte, dann würde sein Weg, auf dem er im Moment wandelte, abrupt enden und er würde sich auf eine weitaus gefährlichere Mission geben als ein Spion zu sein. Es kam ihm so vor, als ob er die Leitung den Schutz, wie dürftig der auch sein mochte, des alten Zauberers zerreißen würde und er würde nur ein einfacher Mann sein, ein Mann, der verzweifelt und unbeholfen versuchte, seine Familie sicher durch den Krieg zu bringen.

„Severus“, sagte Dumbledore und Snapes Herz sank

„Dumbledore“, antwortete er ohne sich umzudrehen.

„Wollen Sie mir vielleicht sagen, wo Sie gewesen sind? Mir war nicht bekannt, dass Sie jetzt auch Hauselfen als Transportmittel benutzen.“

Snape schwieg. Was konnte er sagen?

„Was verheimlichen Sie mir, Severus? Ich dachte, wir hätten eine Abmachung--“

„Ich glaube, die Frage ist doch, was verheimlichen Sie mir?“

„Wie bitte?“

„Wann wollten Sie mir von dem Elderstab erzählen?“ Noch immer nicht konnte er sich umdrehen und Dumbledore ansehen, während er mit ihm sprach.

„Wer hat Ihr Gehör, Severus? Wem haben Sie zugehört?“

„Keine Heucheleien, Dumbledore. Das steht Ihnen nicht. Das ist Ihr Krieg. Sie haben die Pläne ausgelegt und ich bin nichts weiter als Ihr Diener. Ich erwarte keine Entschuldigung. Ich will nur die Wahrheit.“

„Sehen Sie mich an“, sagte Dumbledore.

Snape blieb regungslos. Es ertönte ein lautes Geräusch hinter ihm und er fragte sich, ob Dumbledore in seinem Porträt Dinge umschmeißen konnte.

„Severus! Sehen Sie mich an.“

Langsam drehte sich Snape in seinem Stuhl zu dem Porträt um. Dumbledore hatte sich vorgebeugt, seine Ellbogen ruhten auf seinen gezeichneten Knien, seine Hände gefaltet unter dem Kinn. Seine Augen waren ruhig und strahlend.

„Ich gehe davon aus, Sie haben von den Heiligtümern des Todes von Miss Granger erfahren. Sie ist eine kluge Hexe, sehr entschlossen. Ich wusste, dass sie--“

„Aufhören. Meiner Frau zu schmeicheln, wird mich nicht ablenken, Dumbledore. Wann wollten Sie mir vor dem Elderstab erzählen?“

„Was ist es, was Sie wissen wollen?“, fragte Dumbledore ruhig.

„Was ich darüber wissen will?“, donnerte Snape. „Es war Ihre Absicht, dass ich der Herrscher über den Stab werde, nicht wahr? Und doch glaube ich, dass jetzt Draco Malfoy diese fragwürdige Ehre hält. Wie soll ich den Elderstab an Potter weitergeben, wenn ich noch nicht einmal weiß, dass ich ihn habe? Warum haben Sie zugelassen, dass Sie damit begraben werden? Und warum, bei Merlins Namen, haben Sie nichts unternommen, um dieses Manko in Ihren Plan zu korrigieren?“

„Es stimmt, ich hatte beabsichtigt, dass Sie die Herrschaft des Stabes erlangen, Severus. Der Elderstab wechselt nicht auf den gewöhnlichen Weg den Besitzer; er kann nicht vergeben, noch kann er durch einen einfachen Kampf erworben werden. Der Zauberstab verlangt Niederlage – er verlangt die Dominanz einer Person über die andere. Mich umzubringen, war meiner Meinung nach, der einzige Grund, warum Harry neben Voldemort selbst noch jemand anderen überwältigen möchte. Er hätte ihn nicht von mir nehmen können; er sollte es nicht sein.“

Snape sah ihn ruhig an. „Ich habe den Stab nicht, um ihn ihm zu geben, weder im körperlichen noch übertragenen Sinne.“

„Durchaus nicht. Ich habe den Zauberstab mit mir begraben lassen, weil Harry ihn dort nicht suchen wird. Es gibt nur eine Person, die es wagen würde, mein Grab zu schänden.“

„Er ist beinahe da. Er hat die Spur von Gregorovitch nach Grindelwald verfolgt. Es wird nicht mehr lange dauern, Dumbledore. Er wird sich den Zauberstab aneignen – er wird keinerlei Gewissensbisse haben! Warum haben Sie es mir verheimlicht, wenn ich es hätte verhindern können?“

„Was hätten Sie denn tun können, Severus? Voldemort wird den Zauberstab nehmen. Ich habe es schon immer gewusst. Aber der Stab wird nicht richtig funktionieren, wenn er nicht von seinem Herrscher gehalten wird. Ich habe Ihnen gesagt, dass sich Harry bewusst Voldemort und niemand anderen, opfern muss – das ist, weil ich wollte, dass er dem Dunklen Lord gegenübertritt, der einen Stab hält, der nicht töten kann – dass im Grunde, er sich ihm anschließen und das Stück lebende Seele aus Harry hinaus zu kratzen, ohne ihn zu berühren, dass dadurch der Fluch mit aller Wahrscheinlichkeit zu seinem Ausführer zurückprallen wird.“

„Aber Malfoy--“

„Ja, Malfoy. Als ich erkannte, dass Malfoy die Herrschaft übernommen hatte, da gestehe ich, war ich kurz bestürzt. Aber dann erkannte ich, dass der Plan weitaus besser lief, als ich hoffen konnte. Die Herrschaft ist versteckt! Voldemort wird glauben, dass Sie die Kontrolle über den Stab haben. Bevor es zu einem Rennen wird – alles würde davon abhängen und ich würde Sie zu Harry führen, bevor er bereit war, um sicherzugehen, dass er derjenige ist, der ihn nehmen wird. Harry wäre vielleicht abgelenkt, hätte vielleicht seine Aufgaben nicht beendet und alles wäre umsonst gewesen. Aber auf diese Weise, selbst wenn Voldemort Sie umbringen sollte, wird er nicht die Herrschaft über den Stab erhalten. Ich habe keinen Sinn mehr darin gesehen, als es klar wurde, dass es nutzlos war, Sie zu Harry zu schicken.“

„Sie denken nicht, dass es eine Notwendigkeit ist, mir zu erzählen, dass der Dunkle Lord mich umbringen will, um die Herrschaft des Zauberstabes zu erlangen?“

„Wenn Voldemort glaubt, dass er die Herrschaft von Ihnen erlangt hat, dann wird er sich sicher werden. Er wird glauben unbesiegbar zu sein – er wird bereit sein, größere Risiken einzugehen, unvorsichtiger zu sein--“

„Verstehe“, flüsterte Snape. „Und Potter? Er wird ohne die Herrschaft des Zauberstabes sterben. Der Stab wird nicht in seinen Händen funktionieren.“

„Das lässt sich nicht ändern. Es war immer eine Möglichkeit, Severus, das wissen Sie. Keine Sage über Zauberstäbe kann den Elderstab komplett erklären – ich habe nur die Geschichte und Vermutungen, auf die ich mich stützen kann. In unseren derzeitigen Plan jedoch wird sich Harry dem Dunklen Lord erst im geeigneten Moment, wenn der Dunkle Lord am geeignetsten ist umzubringen, gegenüberstellen – und Voldemort selbst wird das letzte Hindernis zwischen sich und dem Tod zerstören! Es hat schon eine seltsame Schönheit, nicht? Und der Elderstab wird verborgen sein. Der Dunkle Lord wird nicht den unbesiegbaren Zauberstab besitzen.“

„Und wer wird ihn dann töten, wenn nicht Potter? Die Prophezeiung--“

„Die Prophezeiung ist nur so stark, wie wir es erlauben; ich habe dies versucht Harry seit Jahren zu erklären. Hätte Voldemort vor siebzehn Jahren nicht danach gehandelt, James und Lily Potter zu töten und versucht Harry umzubringen, dann wäre in dem Jungen nie ein Seelenstück Voldemorts und dadurch ein Teil seiner Macht zurückgeblieben. Harry ist ein gewöhnlicher Zauberer – wie Sie wissen, Severus. Sie haben es immer gesagt. Es ist gibt nichts Besonderes an ihm. Er wurde nicht mit irgendwelchen außergewöhnlichen Mächten geboren – er wurde nur mit Voldemorts Macht markiert. Wenn diese Macht einmal verschwunden, die Narbe zerstört ist, werden die Bedingungen der Prophezeiung erfüllt sein. Jeder Zauberer wird in der Lage sein Voldemort umzubringen und ich wage zu behaupten, dass es einige geben wird, welche gerne am Zug wären. Vielleicht wird es ja Ihre Miss Granger tun. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn Sie einmal fort sind, sie dann jeden Grund haben wird--“

„Seien Sie still.“ Snapes Blick war aus geschmolzenem Stein, als er das Porträt drohend anstarrte.

„Ah, ja. Sie sind unglaublich empfindlich, wenn es um Miss Granger geht. Ich muss Sie noch mal davor warnen, nicht zu viel mit dem Mädchen zu teilen. Sie ist noch immer ein Kind und ihre Hingabe für Potter ist extrem – sollte sie sich bewusst werden, dass--“

„Sie denken, dass sie etwas verärgert sein könnte? Sie denken, sie würde Ihren Plänen vielleicht nicht mehr folgen? Warum haben sie ihr das angetan, Dumbledore? Ihre Familie ist weg; es gibt nur eine ganz geringe Chance, dass sie sie je wieder finden wird oder den Vergessenszauber, mit denen ich sie belegt habe, wieder rückgängig gemacht werden kann. Sie erzählen mir hier rundheraus, dass Sie Potter, ihren besten Freund, in den Tod schicken werden. Warum haben Sie uns verheiratet? Warum uns verheiraten, wenn Sie beabsichtigen mich umzubringen? Warum bürden Sie ihr noch einen Verlust auf?“

„Sie machen wieder Ihren alten Fehler, Severus. Sie sehen die Hexe und nicht den Krieg.“

Snapes Zauberstab peitschte durch die Luft, bevor er überhaupt Zeit hatte darüber nachzudenken. Rotes Licht schoss aus der Spitze und zerriss das Porträt einmal diagonal. Er wusste nicht, ob er wütend oder erleichtert war, als sich die Leinwand selbst wieder herstellte.

„Um Gottes Willen, lassen Sie Ihrer Wut freien Lauf. Es ist ein gesunder Impuls. Ich gestehe, ich hatte eher gedacht, dass Sie sich auf den Tod freuen. Ein Teil von mir ist froh, dass dies nicht der Fall ist. Sie sind in den letzten siebzehn Jahren recht erwachsen geworden.“

Dumbledores ruhige Einschätzung von Snapes Charakter und Gefühlen, war sein Ruin.

„Sie können nicht einfach solche Entscheidungen treffen, ohne--“, sagte er, seine Stimme so leise, dass es fast ein Knurren war.

„Aber ich muss. Jemand muss es. Wahrhaftig kann der Krieg auf keinen anderen Weg gewonnen werden.â€

„Dann war all Ihr Gerede von tiefer Magie, der Liebe, eine Lüge gewesen.“

„Oh, Liebe ist wahr genug, und es hat auch Macht, aber mit Liebe gewinnt man keine Kriege.“

Snape fixierte das Porträt mit seinen, dunklen, stetigen, ebenen Blick. „Dann sind Sie nicht besser als der Dunkle Lord. Kein Deut besser.“

Er wollte mit aufgebracht wirbelnden Roben aus dem Büro marschieren, aber es sah ganz so aus, als ob dieser Streit ihn seine letzte Kraft gekostet hatte. Allem, worauf er vertraut, alles, an das er geglaubt hatte, war verschwunden. Potter würde nicht gerettet werden. Keiner würde triumphierend in den Tod gehen. Dumbledore war nicht… er war nicht der Mann, der Snape geglaubt hatte zu sein und dieser Gedanke ließ ihn gebrochen und verunsichert zurück.

Er öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Er musste nachdenken. Es musste einen Weg geben, die Dinge wieder zu richten.

Vielleicht konnte man Dumbledore immer noch umgehen. Vielleicht gab es einen Weg Potter dazu zu bringen Draco zu besiegen…

Er blickte auf. Im Mondlicht, so blass wie der Tod selbst, saß Hermine auf seinem Bett und neben ihr ein schaukelnder, kläglicher Dobby.

***

Hermine hatte Snape noch nie so gesehen und was auch immer sie in den Momenten, bevor er die Tür öffnete, gefühlt hatte, so sehr sie auch wollte, dass er sie tröstete, sie schob diese augenblicklich zur Seite.

Seine Augen waren leer und hohl und er wirkte gebeutelt und erschüttert. Dieser Anblick von ihm entsetzte sie – vermutlich sogar mehr als alles andere, als sie im vergangenen Jahr gesehen hatte. Das war ein Mann, der einfach nicht zerbrach. Er nahm die Angst und verwandelte sie in Wut; er nahm das Unmögliche und ließ es gewöhnlich aussehen. Ihm war es nicht erlaubt so auszusehen, sie von der anderen Seite des Raumes anzustarren, als ob er sie nicht sehen konnte, sich selbst nicht vertraute, dass sie auch wirklich da war. Sie stand auf und richtete ihren Zauberstab auf die Tür, verschloss und versiegelte sie und schnell durchquerte sie den Raum zu ihm. Sie fing seine Hände in den ihren.

Er starrte für einen Moment auf seine Hände und dann in ihr Gesicht.

„Wie?“

„Dobby hat mich geholt. Ich habe die Jungs mit Traumlosen Schlaf betäubt. Er sagte, du brauchst mich.“

Snape blickte über ihre Schulter zu dem Elfen und sie folgte seinem Blick. Dobby sah aus, wie eine Mischung aus Stolz und Schrecken. „Dobby… Dobby dachte… als wir von Haus von Dobbys alten Herren zurückkamen, Professor Snape sah…“

„Er hat im Wald gewartet, bis ich alleine rauskam und er sagte mir, dass ich mitkommen musste. Ich habe ihnen jeweils drei Tropfen in ihr Wasser gegeben.“

„Wie hast du sie gefunden?“

„Es ist die Pflicht einer Hauselfe das zu tun, was nötig ist, Sir. Wenn Sie nach Dobby rufen, Dobby wird kommen, egal, wo Sie sind. Dobby denkt einfach nur und ist dann da. Dobby dachte an Miss Granger, Sir.“

„Danke, Dobby“, sagte Hermine, ließ Snapes Hände los und wandte sich an den Elfen. „Ich schätze, dass wir ungefähr seit fünfundvierzig Minuten hier sind. Das sollte und mindestens noch zwei Stunden geben. Würdest du uns für eineinhalb Stunden allein lassen?“

„Ja, Miss Granger“, sagte Dobby und verließ das Zimmer mit einem hallenden Knallen.

Snapes Verstand schien sich leicht zu klären. „Fünfundvierzig Minuten. Wie viel hast du gehört?“

„Alles, glaube ich. Ich bin angekommen, als du gerade anfingst den Elderstab zu diskutieren. Du musst dich setzen.“ Er stritt nicht mit ihr, als sie ihn zum Bett führte. Er setzte sich schwer und sie setzte sich neben ihn. Er hatte wieder etwas Farbe, aber Hermine war immer noch unruhig. Der Mann, den sie kannte, würde herumlaufen und planen.

„Du warst bei den Lovegoods“, sagte er schließlich.

„Ja. Er hat uns von den Heiligtümern erzählt.“

„Also weißt du, was der Elderstab ist.“

„Der Todesstab. Ja. Obwohl ich es bis heute Abend nicht geglaubt habe.â€

„Ich hätte es auch nicht geglaubt, wenn ich nicht zu Ollivander gegangen wäre. Ich habe Miss Lovegood im Keller von Malfoy Manor gesehen. Ich—ich gestehe, ich habe mich gefürchtet. Aber du bist von den Lovegoods entkommen--“

„Er hatte das Ministerium informiert und sie haben dann Todesser losgeschickt. Wir sind noch rechtzeitig rausgekommen. Im Grunde, war es Ron, der erkannte, dass es eine Falle war.“

„Weasley ist zurück.“

„Ja.“

„Es besorgt mich, wie einfach du in letzter Zeit lokalisiert worden bist.“ Sein Ton war ernst und Hermine fühlte sogar eine Woge der Freude. Wenn er sie tadelte, dann erholte er sich.

„Er fand uns mit einem Deluminator. Dumbledore hatte ihm einen in seinem Testament hinterlassen.“

„Nun“, sagte Snape schon fast sarkastisch. „Davon gab es in letzter Zeit ziemlich viele. Minerva hatte auch einen Deluminator erhalten. Sie… hat mir gestern… mitgeteilt, dass sie mich nicht länger für einen Mörder hält.“

Hermine wusste es besser, als zu lächeln. „Groß von ihr“, sagte er, aber Snape schien es trotzdem zu bemerken und seine Hand umschloss die ihre.

Sie saßen einen Moment schweigend da.

„Geht’s dir gut“, fragte sie schließlich.

Er antwortete nicht und sie starrte auf sein blasses, zusammengekniffenes Gesicht.

„Severus…“

„Ich sollte Potter retten“, wisperte er kaum hörbar. „Ich habe ihm vertraut. Ich habe Dumbledore vertraut. Ich dachte… mir hätte es nichts ausgemacht zu sterben, wenn ich damit Potter retten könnte.â€

„Wir haben noch immer das Vita--“

„Nein! Denk nach, Hermine. Der Dunkle Lord will den Elderstab, weil er nicht besiegt werden kann. Er wird nicht davor abschrecken den Todesfluch anzuwenden – er wird sich sicher sein, dass er nicht scheitern wird. Und wenn Potter nicht die Herrschaft des Zauberstabes hat… dann wird er recht behalten.“

„Aber ich dachte der Zauberstab wird ohne die Herrschaft nicht richtig für Du-weißt-schon-wer funktionieren?“

„Ollivander sagte, dass der Dunkle Lord stark genug ist, um seine Macht durch jeden Stab kanalisieren zu können. Seine Zugehörigkeit ist nur in einem Kampf zwischen den beiden von Bedeutung.“ Er klang seltsam, abgelenkt, als ob er einen weit entfernen Geräusch lauschen würde, welches nur er hören konnte.

„Dann stellen wir eben sicher, dass Harry die Herrschaft bekommt.“

„Was schlägst du vor? Dass wir uns gegen Dumbledore stellen? Dass wir das Malfoy Manor stürmen? Es wäre Selbstmord.“

„Das ist genau das, was ich vorschlage. Es ist nicht schlimmer als das, was er uns auferlegt hat. Was, wenn wir das Tabu brechen? Was würde passieren? Würden wir zum Manor gebracht werden?â€

„Wenn du das Tabu brichst, wird eine Bande von Greifer auftauchen“, sagte er dumpf. „Sie würden euch mit ihrer Liste von bekannten Abtrünnigen und Muggelgeborenen abgleichen. Die Greifer sind in der Regel keine richtigen Todesser – es wird als eine erniedrigende Arbeit angesehen. Also haben sie nicht Macht den Dunklen Lord direkt zu rufen. Sie werden euch vielleicht zum Manor bringen – aber Hermine, nur Potter wäre vom sofortigen Tod sicher, da jeder den Befehl hat ihn für den Dunklen Lord zu verschonen. Und selbst Potter hätte nur Augenblicke, um das zu tun, was getan werden muss, bevor ihn jemand rufen und er dann kommen wird.“

„Und wenn wir alle maskieren?“

„Dann bringen sie euch vielleicht gar nicht zum Manor. Sie würden euch wahrscheinlich ins Ministerium bringen.“

„Also werden wir, wir selbst sein müssen. Es sei denn, ich mache eine unvollständige Maskierung. Genug, um Verwirrung zu erzeugen-“

„Vielleicht“, sagte er mit einem schüttelnden Kopf und er schien tiefer in das Bett zu sinken. „Aber dennoch denke ich--“

Hermine riss ihre Hände aus seinen. „Warum hilfst du mir nicht?“

„Weil ich eine Seite gewählt habe. Ich habe Dumbledore gewählt und wenn--“

„Du hast unrecht, Severus. Wir sind nicht auf Dumbledores Seite. Das sind wir jetzt seit etwas über einem Jahr nicht mehr, solange es etwas gab, was verheimlicht werden musste. Wir sind auf unserer eigenen Seite, auf Harrys Seite. Warum teilen wir unsere Informationen, wenn du nicht nach ihnen handeln willst?“

„Ich kann nicht.“

„Du kannst was nicht? Wenn wir eh alle hingerichtet werden, was ändert es dann, es zu versuchen?“

Sie starrte ihn wütend an und nahm sein Kinn in ihre Hand, damit sie ihn dazu zwingen konnte, sie anzusehen, aber was sie in seinen Augen sah, wandelte die Wut in kalte, betäubende Panik.


***

Er sah sie verwirrt an. Sein Verstand war vernebelt und dunkel. Welchen Unterschied machte es, es zu versuchen? Keinen. Absolut keinen. Es würde keinen Unterschied machen. Sie würden gefangenengenommen werden, einer nach dem anderen, niemand, der etwas von den Horkruxen wusste, würde noch übrig bleiben, niemand, der das beenden konnte, was sie angefangen hatten.

Er schloss seine Augen. Sie schien noch weiter zu reden… er hörte, wie sich ihre Stimme erhob, aber er verstand nicht mehr ihre Worte. Voldemort war hinter Grindelwald her. Wie lange noch, bis er es wusste? Wie lange noch, bis das Geplante endlich stattfand? Der Dunkle Lord hatte bereits angefangen sich zu distanzieren… Hermine und ihre Freunde waren Xeno Lovegoods entkommen und noch immer hatte er nichts gehört…

Als sie ihn küsste, wurde seine Überraschung in einigen vergrabenen Teilen seines Gehirns registriert, aber der Rest von ihm taumelte weiterhin durch die Dunkelheit. Wie würde er sterben? Als Verräter? Vielleicht gab es noch ein letztes Handeln, welches zeigte, wer er versuchte zu sein, etwas, dass helfen würde, etwas, was ihr Kraft spenden könnte… andererseits, wer würde es schon glauben? Und es wäre vielleicht das Beste ihm komplett aus dem Weg zu gehen, solange er konnte. Vielleicht war es auch das Beste unterzutauchen und Potter so viel Zeit, wie es ging, zu geben, um die Horkruxe zu finden. Ja, er könnte untertauchen. Er stellte sich vor sich zu tarnen, unter das Bett zu kriechen, dort im Staub und in der Dunkelheit zu liegen, bis er einfach aufhörte zu….

Ihre Hände fummelten durch seine Roben. Er stellte sich den Augenblick vor, in dem er den Ruf bekommen würde, den besonderen Ruf, der nur für ihn bestimmt war. Würde er mutig sein? Würde er antworten oder zulassen, dass der Dunkle Lord ihn finden wird? Er durfte nicht vergessen, noch etwas für Potter zu hinterlassen, ihn wissen zu lassen, wann es für ihn an der Zeit war zu sterben…

Als sie ihn in sich aufnahm, als sie begann mit ihren Hüften zu zucken, als sie begann seinen Namen zu flüstern, dachte er: Ja. Benutze mich. Benutze das hier. Hier ist Macht – nimm dir, was noch übrig geblieben ist, was immer du brauchst, um dich zu versorgen. Tiefer und tiefer schwand er in sich, tauchte er, suchte nach der Schwärze, dem Leeren Boden seiner Seele, eine stille Niederlage, die alles löschen würde. Er spürte, wie sein Halt an sie abglitt; er konnte sich nicht an ihr Gesicht, ihre Stimme, seinen eigenen Namen erinnern; es war alles verschwunden. Hinab in den Abgrund geworfen.

Aber sie stieß ihn weiter auf die Matratze, vergrub ihr Gesicht in seinem Hals, hielt ihn unten und zwang ihn ihre Zunge zu spüren, die sich um sein Ohrläppchen wandte, als sie dargebotene Haut seines Nacken wusch. Sie zwang das Vergnügen in ihn, als sie ihre Finger in sein Haar vergrub und sie gegen seinen Schädel pressten, daran zogen; und ihre Hüften, oh, ihre wundervollen Hüften, fallend und reibend und die weiche, warme Hitze ihrer…

Nein. Sie rief, aber er würde ihr nicht antworten. Das war nur Einbildung; es war nur ein vorübergehender Aufschub, ein Vorspiel auf einen langen, langsamen Weg in die Hölle.

„Bitte“, flehte sie. „Bitte, bitte, Severus.“ Und ihre Hüften stießen härter; sie steuerte sie beide in ihrem Bemühen. Mit ihren Gliedmaßen kettete sie ihn an diese Welt, die Gegenwart. Sie presste ihre Wange gegen seine; ihr Haar fiel wie eine Wolke über sein Gesicht und plötzlich erinnerte er sich an sie, lachend im Schnee, der Wind, wie er dieses Haar fast in ein lebendes Wesen verwandelte… Er erinnerte sich an den beißenden, kalten Winterwind, die blende Weiße des verschneiten Bodens. Er schien von Schmerz und Vergnügen zugleich angegriffen zu werden und er begann zu brennen, ihn zu nehmen, ihn zwang…

Er schnappte nach Luft, als er die Oberfläche durchbrach, wie ein Mann, der zu lange unter Wasser gewesen war, zu lange, ab wann es vernünftig war unter Wasser zu atmen und zwang sich auf die Ellbogen zu stützen und überraschte sie, indem er nach ihrem Mund schnappte. Er stieß in die enge Wärme der lebenden Hexe, die seine Frau war, und er spürte, wie ihre Kraft in ihn strömte, ganz wie… Magie.

„Komm zurück zu mir“, wisperte sie und er konnte nichts, als stumm zu nicken. Sie war errötet und verzweifelt; Tränen flossen und sie zitterte. Er stützte sich auf einen Arm ab und schlang den anderen eng um sie.

„Ich bin hier“, sagte er und sie spürte, wie sie sich um ihn herum anspannte; er schwor, dass er spürte, wie eine Welle der Energie direkt zu seinem Kern wie ein Blitz schoss. „Ich bin hier.“


***

Als es vorbei war, als das Zittern aufhörte, schälte sie sich aus seinem Schoß und fiel neben ihn auf das Bett, worauf sie sich eng und fest an ihn presste. Sie wusste nicht, warum sie es getan hatte, was sie dazu veranlasst hatte, dies zu wählen, aber in dem Moment, in dem sie seine leeren Augen gesehen hatte, dass es das Einzige war, was sie tun konnte, die einzige Möglichkeit, die sie kannte, um ihn wieder von den Toten zurückzuholen. Wo er gewesen war, darüber wollte sie nicht nachdenken.

Aber ihr kam es so vor, dass in ihrem Akt, eine Macht gesteckt hatte. Sie erinnerte sich von ihrer ersten gemeinsamen Nacht daran, die Nacht, in der sie geheiratet hatten, wie bewegt sie sich durch ihre Vereinigung gefühlt hatte, als ob irgendeine große Magie zwischen ausgetauscht worden war.

Sie beobachtete sein Gesicht vorsichtig. Es war jetzt leer, eingefallen, aber sie verspürte nicht denselben Horror wie zuvor. Seine Augen – der Snape in ihm, beharrte ihr Verstand – war dunkel, aber anwesend. Sie fragte sich, ob es ihm leidtat, dass sie für ihn gekommen war, traurig darüber, dass er wieder in diesem seltsamen, dürftigen Raum war. Es schmerzte sie, dass er vielleicht traurig darum war, dass er es vielleicht vorgezogen hätte, dort zu bleiben, wo er gewesen war. Um was hatte sie ihn gebeten?

Als sie Dumbledores Worte hörte, da hatte sie Angst, ja. Sie war wütend. Aber es hatte sie nicht erschüttert und warum genau war das der Fall? Weil sie nicht die Bürde trug, die auf ihn lastete? Selbst auf der Flucht wurde sie geliebt. Diese Nacht in Godrics Hollow, als das Zeichen aus dem Gebüsch aufgetaucht ist – waren da Worte des Trostes, Worte der Kraft von irgendwelchen Fremden. Sie musste nicht regelmäßig vor einem mörderischen Wahnsinnigen auftauchen und vor ihm ihren Verrat verheimlichen. Sie versuchte nicht verzweifelt für einen veralterten Fehler zu büßen, er in ihren Kopf gewachsen war, bis er begann, alle Hoffnung aus ihr heraus zu würgen.

Vielleicht hatte es sie nicht so schlimm getroffen, weil sie bereits vor Monaten, in der Nacht, in der er einen gefolterten Snape in ihrer Obhut überlassen hatte, ihr komplettes Vertrauen in Dumbledore entzogen hatte. Ihr kam es so vor, Snape zu einem Spion zu machen, hatte diese Wunden bei ihm genauso hervorgerufen, als wenn er sie ihm selbst hinzugefügt hätte. Dass er ihn in solch einer Verfassung allein gelassen, ihn einfach bei einer Schülerin gelassen hatte… Sie dachte an die langen, schrecklichen Stunden, in denen sie nicht wusste, ob sie ihm half oder noch mehr verletzte… Nein, ihre Gefühle diesem alten Mann gegenüber waren nie wieder dieselben.

Aber Hermine wusste, dass Snapes Unfähigkeit sich selbst als nichts weiter als Dumbledores Diener zu sehen (auf Dumbledores Seite, hatte er gesagt und bei diesem Gedanken wollte sie aufspringen und das Porträt jenseits von magischer Reparatur zerstören) war irgendwie dadurch behauptet, dass er in einer vernichtenden Schuld stand; für Hermine sah es so aus, als ob er seine Erlösung auf den Mann balancierte, als ob er dachte, dass er nicht rein war, bis Dumbledore sagte, dass es genug sei. Selbst vermutete sie, dass es Harrys Entdeckung am Ende des letzten Jahres war, dass Snape mit seiner Buße begann: Er hatte die Prophezeiung dem Dunklen Lord offenbart, was zu Lily Evans Tod geführt hatte. Sein Patronus… Sie betrachtete das starre Gesicht ihres Mannes genauer. Irgendwo in ihrem Herzen wusste sie, dass er dafür sterben wollte.

Vielleicht hatte Dumbledore es auch darauf abgesehen.

Sie fuhr mit ihrer Hand unter sein Hemd, wo sie es aus seiner Hose befreit hatte. Sie presste ihre Handfläche flach gegen seinen Bauch, fühlte das langsame Heben und Senken seiner Atmung. Für einen Moment, als ob es durch ihn in ihre Haut fuhr, erhaschte sie einen Funken von dem Ausmaße, was sie versuchte zu tun. Sie war ein Kind, ein Mädchen, welches gerade volljährig geworden war und sie lag hier und versuchte die zwei mächtigsten magischen Männer in der Geschichte der Zauberei zu überlisten. Sie lag da, planend, in ihrer Arroganz, in ihrer Entschlossenheit, Voldemort zu besiegen, während sie gleichzeitig versuchten Dumbledore zu umgehen. Sie würde scheitern. Es gab einfach keine Möglichkeit. Ihr Griff festigte sich.

Allmählich begann er sich zu rühren. Sein Haar klebte strähnig auf seinem Gesicht und sie strich sie fort. Er rollte sich zu ihr, fing sie in seinen Armen. Sie konnte noch immer seine Angst, der volle, feuchte Geruch von Niederlage riechen, aber sie erlaubte ihm sein Gesicht in ihrem Nacken zu vergraben, sodass er direkt in ihr Ohr flüstern konnte.

„Entschuldige“, sagte er.

„Nein“, murmelte sie. „Keine Entschuldigung – alles ist--“

„Das war dumm, schwach. Ich werde dich nicht allein--“

Schuld durchstach ihr Herz. „Du musst gar nichts tun – ich kann es machen; es ist meine Aufgabe. Mir wird schon was--“

Er umklammerte sie nur noch mehr. Sie war umgeben von Dunkelheit, eingehüllt in einen Mantel, der ihr Ehemann war, als er sich seinen Weg um sie herumwandte, Haarsträhnen fielen wie ein Vorhang um sie. Es gab nichts außer ihm auf dieser Welt.

Die Zeit verstrich, obwohl sie nicht wusste, wie viel. Sie kannte nichts weiter als seine mühsame Atmung, der Druck seines Körpers gegen ihren. Das war echt. Alles andere nur ein Traum.

Letztendlich flüsterte er durch die schwere Stille.

„Ich werde dir helfen. Wir werden versuchen Potter zu retten.“


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