von Xaveria
Aus reiner Freundlichkeit Harry gegenüber stimmte sie zu nach Godric‘s Hollow zu gehen. Das Leuchten in seinen Augen, welches sie in der Nacht sah, als sie mit Phineas Nigellus gesprochen hatte – sie konnte einfach nicht daran denken als die Nacht, in der Ron sie verlassen hatte – war schon fast wieder verschwunden; Harry sah leer, mutlos aus. Sie wurde in dieser Nacht durch ihre wenigen Worte mit Snape gestärkt, aber Harry hatte nichts, worauf er sich stützen konnte. Und während es Hermine frustrierte so lange auf Snape mit dem Schwert von Gryffindor zu warten, war ihr doch etwas geblieben, etwas, auf das sie warten konnte. Es hielt ihre Ängste fern und ließ die Tage schneller vergehen. Sie dachte, dass vielleicht Harrys Elternhaus zu besuchen, etwas von seinem Kampfgeist wieder beleben würde.
Und es war beinahe Weihnachten. Wie deutlich sie sich an vergangenes Weihnachten erinnern konnte. Sie dachte fast täglich daran, als sie den Schnee vom Boden schmolz, um nach Pilzen zu suchen. Obgleich sie jetzt das Tabu verstand, gelegentlich freier einen Muggel-Supermarkt betreten könnte, um ihren Proviant aufzufüllen, fanden sie so ziemlich alles, was sie brauchten hier im Wald. Es war ihr einfach zu gefährlich Harry alleine ohne den Tarnumhang zurückzulassen und es war ihr zuwider Harry mit hinaus in die Welt zu nehmen, selbst wenn es die Muggel-Welt war.
Aber sie gab nach, da sein Gesicht so blass und so hilfsbedürftig in ihrem Licht vom Zauberstab aussah. Sie saßen im Schneidersitz auf dem Boden, aßen Spaghetti aus einem Topf, den sie sich immer hin und herreichten, zu hungrig, um es auf einen Teller zu bringen. Es war warm diese Nacht im Zelt; entweder war das Wetter nachgiebig genug, um ihre Wärmezauber zu spüren oder es war das warme Essen, aber sie fühlte sich schon fast müde vor Hitze. Das war das Merkwürdige daran so durchfroren zu sein, dass die Kälte bis ins Knochenmark kroch: manchmal fiel sie in den Schlaf, als ob man sie ziehen würde, als ob ihr Körper die einzige Heilung verlangte, von der sie wusste, dass sie sie geben konnte, und dann, in dem Moment, in dem es wärmer wurde, war sie bereit wieder erneut einzuschlafen.
Er hatte sie gefragt, als ihr Mund gerade voll mit Spaghetti war, vermutlich um sie davon abzuhalten zu protestieren, bevor er ihr sein Anliegen vorlegen konnte.
„Okay“, sagte sie.
„Hast du mir richtig zugehört?“, fragte er.
„Natürlich. Du willst nach Godric’s Hollow. Ich bin einverstanden, ich glaube, wir sollten dorthin.”
„Aber“, stotterte Harry. „Aber—warum?“
Hermine zog eine Augenbraue hoch. „Weil wir nach Horkruxe suchen, Harry. Du hast selbst gesagt, dass Du-weißt-schon-wer seine Horkruxe an Orten versteckt, die ihm etwas bedeuten – was könnte ihm schon mehr bedeuten einen Teil seiner Unsterblichkeit dort zu verstecken, wo er bewiesen hat, dass er nicht sterben konnte?“
„Oh… äh… ja. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
Im Schimmer des blassen Lichtes lächelte sie ihn an. „Und ich weiß, dass du deine Mutter und deinen Vater sehen willst. Und das möchte ich auch für dich.“
Etwas verknüpfte sich zwischen ihnen, etwas, was seit Rons Weggang ausgefranst und angespannt gewesen war. Sie betrachtete ihn mit ihrer alten Zuneigung und obwohl sie den Horkrux trug, fühlte sie sich für einen Augenblick dagegen immun. Harry wandte seinen Blick ab, und streckte ihr den Topf mit den Spaghetti entgegen.
„Nimm du den Rest, Hermine. Du siehst dünn aus.“ Seine Stimme zitterte.
„Nicht dünner als du. Bleib bei mir und iss mit mir.“
Harry setzte sich neben sie und eifrig pickten sie beide nach den letzten Spaghetti. Als Harry seinen Kopf zurück gegen den Schrank lehnte und dann einschlief, ließ sie ihn für eine Weile dort sitzen. Es war warm genug und sie mochte die Gesellschaft. Sie studierte Harrys Gesicht, während er schlief. Sie hoffte, dass die Trägheit seiner Züge nicht nur Schlaf, sondern auch Ruhe war; sie hoffte, dass er Mut aus ihrem letzten Plan zog.
Letztendlich stand sie auf und schwebte ihn zu seinem Bett. Es war Zeit für die erste Wache. Zumindest hatte sie genug Zeit, um an ihren Plan zu arbeiten.
***
Getarnt durch den Vielsafttrank traten sie als Muggel auf und es war seltsam wieder angesehen zu werden, eine normale Straße mit Harry hinunter zu laufen, dessen kalte Hand von ihrer umklammert wurde, und wieder Augen fremder Leute auf sich zu spüren, selbst nur im Vorbeigehen. Um die Wahrheit zu sagen, es jagte ihr etwas Angst ein. Sie fühlte sich nackt und verletzlich, obwohl es noch nicht einmal ihre eigene Haut war, die sie trug.
Aber als sie die Statue der Potters, die sie vor siebzehn Jahren zeigten, sah, hatte Hermine ihre Angst vergessen. Abgesehen von den Stimmen von denen, die sie auf ihrer Flucht gehört hatten, war dies das erste magische Zeichen außerhalb ihres Zeltes, welches sie seit Tottenham Court Road gesehen hatte und es schnürte ihr förmlich den Hals zu. Es gab Momente in der Wildnis, spät in der Nacht, da erschien es so, als ob sie einfach für immer so weiter machen könnten, sie beide in ihrem Zelt. Sie würde vorgeben Pläne zu schmieden, der Krieg würde in seiner tödlichen Sackgasse verweilen und jeder würde einfach sein belastendes Leben fortsetzen, bis sie schließlich vergaßen, dass irgendwas von dem wirklich existierte. Harrys Eltern zu sehen, so jung und stark, erinnerte sie daran, was verloren war und was sie gewinnen konnten. Sie starrte auf die versteinerte Lily Potter. So würde Snape sie in Erinnerung haben, und sie verspürte bei der Tatsache, dass Lilys Haar mit Schnee bedeckt war, einen kleinen stechenden Schmerz. Was war vor all den Jahren zwischen ihnen vorgefallen? Harry hatte ihr mal erzählt, dass Snape seine Mutter verraten hatte. War das so? Und wenn es stimmte, warum ging Dumbledore davon aus, dass er ihr für immer treu sein würde? Sie hätte vermutlich die gesamte Nacht dort gestanden, wenn Harry sie nicht weggezogen hätte.
„Komm schon“, sagte Harry und ihr Blick glitt zu seinem Gesicht. Er schien zufrieden, aber auch irgendwie gehetzt von dem zu sein, was er gesehen hatte. War es vielleicht, dass er zum ersten Mal, wenn auch nur auf der Statue, er sich zum ersten Mal mit seiner Familie zusammen gesehen hatte? Oder war es ihm unheimlich, sich in Stein gemeißelt zu sehen? Sie stellte keine dieser Fragen, sondern ließ sich von ihm wegziehen, über die Straße zu dem schneebedeckten kleinen Friedhof.
„Sie werden irgendwo dort sein“, flüsterte er. „Hilf mir sie zu finden.“
Sie konnten aus Angst entdeckt zu werden in der Öffentlichkeit keine Magie anwenden, also stapfte Hermine durch die Reihe, hielt bei jedem Grabstein inne, um mit ihrem Handschuh den Schnee wegzufegen. Sie schnappte nach Luft, als sie ein P freilegte – aber nein, es war Peverell, nicht Potter. Aber unter dem Namen befand sich ein Zeichen, welches ihren Blick fing und sie kratzte mit ihrem Handballen mehr Eis davon.
„Harry!“, flüsterte sie scharf.
„Hast du sie gefunden?“
„Nein, aber komm mal her.“
Ziemlich widerwillig kam Harry zu ihr hinüber und Hermine wünschte, sie könnte ein Lumos zaubern, um ihm zu zeigen, was sie gefunden hatte.
„Dieses Zeichen hier – es ist auch in meinem Buch!“
„Was, deinem Runenbuch? Also, du kannst es ja nachschlagen, wenn wir wieder zurück sind. Hermine, ich will meine…“
„Nein! Nicht das Runenbuch – mein Buch! Das Buch, welches Dumbledore mir gegeben hat.“
„Wirklich? Warte, zeig mal her”, sagte Harry und beugte sich weiter vor. „Moment Mal – ich habe das schon mal gesehen. Bei Lunas Vater – auf der Hochzeit, weißt du. Krum meinte…“
„Krum?“
„Ja! Krum meinte, es war Grindewalds Zeichen.“
Grindewalds Zeichen? Und Harry hatte es schon einmal gesehen? Warum hatte er nichts gesagt? Sie hatte vorgeschlagen hier nach einem Horkrux zu suchen, um Harry zu beruhigen, nicht damit er dachte, dass sie nur aus Sorge und Mitleid hier war. Aber vielleicht war es für sie nach allem ja doch vorgesehen gewesen nach Godric’s Hollow zu kommen – vielleicht hatte sie auch nur einen Hinweis übersehen und Dumbledore hatte sie von Anfang an in diese Richtung geführt.
„Hermine? Könnten wir...“
„Ja, ‘tschuldige. Ich habe nur überlegt. Vielleicht hat Dumbledore uns ja versucht zu sagen hierher zu kommen? Obwohl ich nicht weiß, warum er angenommen hatte, dass ich dieses Zeichen kennen sollte. Ich muss--“ ‚Ich muss Snape fragen‘ hatte ihr auf der Zunge gelegen und sie schluckte es schwer hinunter. „Ich muss wohl ein paar Nachforschungen anstellen. Aber wir haben hier vielleicht etwas gefunden, Harry!“
Harry war hin und hergerissen und sie erkannte, dass, in diesem Moment seine Familie zu finden, seine oberste Priorität war. Also schluckte sie ihre Aufregung hinunter und griff erneut nach seiner Hand. „Komm. Wir werden sie finden.“
Zusammen arbeiteten sie sich durch den Friedhof, hielten bei jedem Grabstein an, um den Schnee zu entfernen. Harry bewegte sich schnell, schaute nur flüchtig auf die Inschriften, bevor er sie zum nächsten Grab zog.
„Harry, sie sind hier… hier ist es“, flüsterte sie und rief ihn zurück.
Harry wirbelte zu ihr herum und rannte beinahe, obwohl er nur wenige Schritte von ihr entfernt stand. Sie trat zurück, damit er näher treten konnte und er fiel auf seine Knie, entschlossen jede Schneeflocke von den Worten auf den Stein zu entfernen.
Hermine beobachtete, wie ein durchfrorener Harry sich vorbeugte und seine Stirn auf den Grabstein seine Vaters ruhte. Das war viel zu privat, um es zu beobachten und doch gab es nirgendwo, wo sie hingehen konnte.
„Dad, ich habe Angst“, flüsterte Harry. Hermines Züge drohten zu zerfallen. Sie konnte bereits das erste Stechen von heißen Tränen in ihren Augen spüren.
„Ich versuche es, aber ich weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll. Ich weiß nicht wohin.“
Ihre Tränen brachen aus und verbrannten ihre eisigen Wangen. Hermine wandte sich ab.
„Hilf mir“, wisperte Harry. „Bitte, hilf mir.“
Letztendlich verstand sie, dass Harry mit ihr sprach. Er hatte seinen Kopf gehoben und blickte sie flehend an.
„Ich habe nichts mitgebracht. Ich habe Ihnen nichts mitgebracht!“
Die Verzweiflung in seiner Stimme überstimmte ihre Vernunft. Sie zog ihren Zauberstab aus ihrer Manteltasche und wirbelte damit in der Luft. Ein Kranz aus Weihnachtssternen formte sich und Harry fing ihn und legte ihn auf das Grab seiner Mutter. Dann stand er auf und Hermine öffnete ihre Arme. „Danke“, flüsterte er, als er in ihre Umarmung trat.
***
Das Schloss war seltsam leer. Es hat keinen Grund gegeben die Haustische in der Großen Halle zu behalten, noch den Lehrertisch auszudehnen, um die wenigen zurückgebliebenen Schüler daran zu setzen, da dieses Weihnachten kein Schüler in Hogwarts war, nicht ein einziger. Diese Tatsache nagte an Snape und trieb ihn durch die leeren Korridore. Wo zum Teufel glaubten diese Eltern auch konnten ihre Kinder am sichersten sein als in Hogwarts mit einem Todesser als Schulleiter? Dachten sie etwa, dass ihre stümperhaften Zauber ihre Kinder zu Hause beschützen konnten? Es war ärgerlich.
Er wusste nicht, was er mit sich selbst anfangen sollte, da er sich kaum darauf freute, die Ferien alleine mit seiner Belegschaft zu verbringen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen auch nur irgendwas von dem Weihnachtsessen hinunterzuschlucken, wenn alles um ihn herum in verächtliches Schweigen getaucht war. Es war schon schwer genug dort zu essen, wenn er umgeben von dem Lärm der Schüler und seinen Kollegen war. Minerva und die anderen waren jetzt zum Flüstern und Kichern übergangen, warfen ihm immer wieder bestimmte Blicke zu, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Snape hatte dies ausgehalten, ohne, dass sich jemals sein Gesichtsausdruck geändert hatte. Er rührte sich nicht, um ihr Verhalten zu rächen oder zu würdigen, denn dies wäre nur ein Eingeständnis, dass es ihn schmerzte. Es war wie wieder selbst in der Schule zu sein – dem Zorn und der Verspottung unterworfen, egal wo er hinging. Es fühlte sich so an wieder Snivellus zu sein.
Also, als dann die Einladung der Malfoys bei ihm eintraf, hatte er sofort akzeptiert, selbst wenn dies bedeutete, dass er seine Ferien mit einer Familie verbringen musste, die er hasste und dem Dunklen Lord persönlich. Zumindest würde es dort in Lage sein zu sprechen, sich zu bewegen, ohne den Hohn von jemandem aus seinem Augenwinkel heraus zu erhalten. Kein Todesser würde es wagen ihn zu verspotten.
Jedoch erkannte er augenblicklich seinen Fehler. Es war deutlich, dass die Einladung nur auf der Beharrlichkeit des Dunklen Lords heraus entstanden war. Lucius schien seine Anwesenheit zu verabscheuen, da er, wie er vermutete, eine beständige Erinnerung an alles war, was Lucius verloren hatte. Ohne Zauberstab und verdrießlich schlich Lucius mit schlechter Laune durch das Anwesen und fand Gründe Snape wegen allem was er tat oder sagte anzufahren. Narzissa und Draco waren nicht besser, doch er vermutete, dass er ihren Zorn verdient hatte, indem er genau dies tat, was Narzissa von ihm verlangt hatte, Draco vor seinem sicheren Tod zu retten. Narzissa verabscheute es in seiner Schuld zu stehen und Draco war überzeugt, dass sich Snape unnötigerweise eingemischt hatte.
Das Manor war verschwenderisch dekoriert. Tannenzweige schmückten jede ebene Fläche und vier außergewöhnliche Tannenbäume dominierten den Ballsaal. Mistelzweige blühten an jeder Decke und das Haus war permanent mit dem Geruch von den Kochkünsten der Hauselfen erfüllt. Und doch fühlte sich alles leer, sinnlos freudig an, da das Manor für sie fünf einfach zu groß war und sie stolzierten wie Marmorkugeln durch das Haus, trafen gelegentlich aufeinander und verabschiedeten sich dann wieder. Die Räume schienen vor Stille zu läuten. Anscheinend hatte selbst alle anderen Todesser Familie, mit denen sie ihre Ferien verbrachten.
Der Nachmittag am Heilig Abend stellte sich als doppelt mühsam heraus. Narzissa hatte ihnen allen angewiesen, sich für das traditionelle Weihnachtsessen anzuziehen und war dann davon stolziert, um sich mit Gott weiß was zu beschäftigen, wodurch sie Voldemort, Lucius und ihn selbst alleine im Wohnzimmer zurückließ. Der Dunkle Lord schien die Anspannung zwischen Snape und Malfoy zu genießen und gab sich keine Mühe diese Situation zu entschärfen.
„Severus, es freut mich, dass du für die Ferien zu uns gestoßen bist.“
„Danke, mein Herr. Und auch dir danke, Lucius, der immer großzügige Gastgeber.“
Lucius schnaubte. „Ich lebe, um den Dunklen Lord zu dienen“, sagte er und machte es mehr als deutlich, dass die Einladung nicht seine Idee gewesen war.
„Durchaus“, sagte Snape. „Du hast einige… Opfer erbracht.“ Er erlaubte seine Hand über die Vorderseite seiner Robe zu streichen, wo Lucius wusste, dass sich dort sein Zauberstab versteckte.
Die Augen des Dunklen Lords tanzten vor abscheulicher Belustigung. „Es erschien mir nur passend, diese Jahreszeit mit meinen treusten Anhänger zu verbringen“, sagte er mit einem Blick auf Snape und es stand außer Frage, wen er von den beiden meinte. „Ich habe Pläne, von denen ich glaube, dass sie sich bald erfüllen. Es war mein Wunsch, dass du meinen Sieg mit mir teilst.“
Snape stellte keine Fragen. Er hatte in der Vergangenheit herausgefunden, dass es klüger war, den Dunklen Lord jeden auch noch so abschweifenden Weg einschlagen zu lassen, um zum Punkt zu kommen. Fragen führten nur zu Wutanfällen und gelegentlich zu Bestrafungen. „Es ehrt mich Eure Siege mit euch zu teilen, mein Herr.“
„Ja, ja“, schnurrte Voldemort. „Du hast gute Arbeit mit Hogwarts geleistet, Severus. Die Carrows berichten mir, dass du alles überblickst, angefangen von den Lehrplänen… bis hin zur Berichtigung durch eine schwere Hand und dass es trotzt der Änderungen ausgezeichnete Schülerbindungen gegeben hat. Es scheint, du hast meine Vision den Eltern verkauft. Ich bin sehr zufrieden.“
„Mein Herr.“ Snape neigte in Richtung des Dunklen Lord seinen Kopf.
Lucius schnaubte.
„Lucius, du kannst uns jetzt allein lassen.“
„Es interessiert Euch vielleicht zu wissen, dass Draco Wort von Hogwarts erhalten hat“, sagte Lucius. „Miss Parkinson ist immerhin noch an der Schule. Sie berichtet, dass sich die Gryffindors in einem Zustand von kaum gezügelter Meuterei befinden. Sie sagt, dass Euer Schulleiter verhöhnt wird.“
„Das ist von den Gryffindors zu erwarten – die meisten von ihnen stammen aus minderen Familien; die anderen sind verschriene Blutverräter. Da ich jedoch noch kein Wort von einer Meuterei, wie du sagst, gehört habe, vermute ich, handhabt Severus sie mit seinem gewohnten Anmut.“
Lucius marschierte aus dem Raum, wie ein Mann, der nur allzu gerne die Türen hinter sich zuschlagen würde.
„Ich glaube, dass Potter noch vor Neujahr nach Godric’s Hollow zurückkehren wird“, sagte Voldemort aus dem Nichts heraus.
Snape nickte, sein Blick leer und eben. „Habt Ihr bereits Nachricht davon erhalten?“
„Deine Neuigkeiten, dass das Kind und seine Freunde seit dem unglücklichen Zwischenfall im Ministerium auf der Flucht sind, hat mich innehalten lassen. Ich gestehe, ich habe darüber nachgedacht dich loszuschicken, um sie aufzuspüren.“
„Es wäre mir ein Vergnügen gewesen.“
Voldemort lachte. „Ja, das denke ich mir. Dein fortlaufender Kontakt mit dem Schlammblut war äußerst nützlich. Ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin, Severus. Du hast sie voll und ganz getäuscht.“
„Es ist nicht sonderlich schwierig, Kinder zu überlisten.“
„Sicherlich. Jedoch ist sie ungewöhnlich gerissen für eine Gryffindor.“
„Euer Lob ehrt mich, mein Herr, aber ich muss es leider zurückweisen. Sie ist nichts weiter als ein dummes Mädchen.“
„Lass uns nicht darüber streiten. Ich wollte damit nur sagen, dass es mir als unklug erschien, deine Talente darin zu verschwenden Kinder durch die Wälder zu jagen. Und ich spürte es sei ratsam deine Verbindung zu dem Mädchen noch etwas länger aufrechtzuerhalten. Wie werde ich ihren Ausdruck genießen, wenn wir sie gefangen haben, wenn sie dich an meiner Seite sieht.“
Snape brachte ein anzügliches Lächeln zustande. „Ich freue mich auch schon auf diesen Tag, mein Herr.“
„Ja“, sagte er zischend. „Und jetzt glaube ich, nähern wir uns. Anstatt Potter zu jagen, dachte ich mir, warum soll das Kind nicht zu mir kommen? Da ich sein närrisches Herz kenne. Er wird zu seinem Elternhaus zurückkehren wollen. Er wird glauben, dort irgendeine Kraft oder unbekannte Magie zu finden.“
Das hörte sich ganz und gar nach Potter an. Snape erhob sich und durchquerte den Raum, um sich etwas Wasser zu holen. Er wollte nicht in die Augen des Dunklen Lords blicken.
„Ihr habt Potter Genausten eingeschätzt, mein Herr“, sagte er.
„Durchaus. Also habe ich Nagini nach Godric’s Hollow geschickt. Sie wartet dort auf irgendein Zeichen von ihm.”
„Und habt Ihr bereits Wort erhalten?“
„Bisher noch nicht. Jedoch – Potter war in letzter Zeit immer weiter in Depressionen verfallen. Ich habe die Verzweiflung wie Wellen von dem Kind gespürt. Und doch ist er auf einmal glücklich. Da liegt eine Leichtigkeit über seinen Gedanken. Ich glaube, er zieht Stärke aus seinen Plan, sein Elternhaus zu besuchen. Immerhin, was wäre besser als Weihnachten dafür geeignet?“ Der Dunkle Lord lachte fröhlich. Es war ein eisiges Geräusch.
„Die Verbindung zwischen Euern Gedanken ist dann also stark?“
„Ich wage zu behaupten, sie ist stärker denn je.“
„Ausgezeichnet, mein Herr.“
„Genau. Ich glaube, ich werde schon bald Neuigkeiten haben. Vergib mir, dich Lucius kindischer Eifersucht auszusetzen. Ich dachte einfach nur, dich würde es amüsieren das Mädchen zu nehmen.“
„Mir wäre es auch eine Freude gewesen die Ferien mit Euch zu verbringen, selbst wenn wir nicht so gute Neuigkeiten gehabt hätten.“
Der Dunkle Lord lächelte abscheulich. „Danke, Severus. Und jetzt glaube ich, müssen wir uns den Wünschen unserer Gastgeberin beugen und uns für das Abendessen umziehen. Vielleicht wird es ja sogar ein Feierliches werden.“
„Bis dahin“, sagte Snape und hob sein Glas in Voldemorts Richtung. Der Dunkle Lord stand auf und glitt aus dem Raum.
Snape kehrte eilig in sein Zimmer zurück. Der Abend brach über das Manor ein. Wo war sie? Konnte er es wagen, sie von hier aus zu kontaktieren? Das letzte Mal, als er mit ihr gesprochen hatte, schien noch alles in Ordnung zu sein. Sie hatte keine Pläne Godric’s Hollow zu besuchen, erwähnt, aber warum sollte sie auch? Sie hatten sich nur darauf geeinigt, dass sie ihm sagen würde, wo sie gewesen waren, wenn sie einmal sicher weitergezogen sind.
War es eine Falle? Vermutete der Dunkle Lord irgendwelche anhaltenden Gefühle für das Mädchen? Beobachteten sie ihn, darauf wartend, dass er reagierte?
Snape rügte sich selbst, als er sich anzog. Die Pläne des Dunklen Lords waren in den letzten Monaten kaum dargelegt worden. Obwohl seine Beschreibungen von Potters… emotionalen Bedürfnissen unglaublich genau klangen, gab es keinen Grund zur Annahme, dass er und Hermine Weihnachten in Godric’s Hollow verbringen würden. Sicherlich wurde er nur geködert. Das Beste war es jetzt so zu tun, als ob sich nichts geändert hatte. Selbst wenn die Vermutungen des Dunklen Lords korrekt waren und sie planten zu Potters altem Zuhause zu gehen, so war die Wahrscheinlichkeit, dass es heute Abend sein würde, winzig. Sobald er konnte, würde er nach Hogwarts zurückkehren, ohne den Dunklen Lord zu verärgern. Von dort aus würde er dann Hermine vor der Siedlung warnen.
Er richtete seine Weste und richtete seinen Zauberstab auf seine Schuhe, um sie zusammenzubinden. Je länger er hier bleiben konnte, desto mehr Informationen konnte er vielleicht von Voldemorts Plänen erhalten. Möglicherweise hatte er bereits in der Vergangenheit Anspielungen auf die Horkruxe gemacht und Snape hatte schlichtweg nicht die Bedeutung erkannt. Der Dunkle Lord neigte dazu zu prahlen, wie er es heute Nachmittag getan hatte. Für ihn war es schwierig, nicht seine offenkundige magische Überlegenheit mit seinen Anhängern zu teilen. Ja, vielleicht war dieser kleine Ausflug doch zu seinem Besten.
Er würde sie von Hogwarts auf warnen. Es würde schon reichen.
***
Hermine fühlte sich noch von all dem, was sie auf dem Friedhof gesehen hatte viel zu erschlagen, um sich das Elternhaus der Potters anzusehen. Es stand genauso, wie sie es sich immer als Kind, in ihrem sonnendurchfluteten Kinderzimmern sitzend, vorgestellt hatte, entschlossen alles über die Zauberwelt zu lernen, bevor sie nach Hogwarts ging… Die rechte Hälfte der zweiten Etage war weggesprengt; selbst die Tür stand noch offen, als ob sie nicht mehr geschlossen werden konnte, nachdem er sie geöffnet hatte… Damals war Harry Potter ein Name in einem Buch gewesen und jetzt beobachtete sie einen viel zu realen, viel zu menschlichen Harry Potter, wie er sich draußen an das Eisengitter vor seinem Elternhaus klammerte. Das war einfach zu viel. Sie konnte das nicht mehr ertragen; sie wollte sich Harry schnappen und rausgehen, nach Hause, irgendwohin, zurück in ihr Zelt, einfach nur fort von all diesem Schmerz.
Aber Harry war beschwingt. Er lehnte über ein Zeichen, welches zwischen den Brombeeren hervor blitzte. „Schau, Hermine, schau! Sie haben uns nicht vergessen!“
Sie schaute mit ihm zusammen auf das magische Schild.
Viel Glück, Harry, wo auch immer du bist.
Wenn du das hier liest, Harry: Wir stehen alle hinter dir!
Sie konnte nicht sagen, warum es nicht ihr Herz berührte, warum es sie mit Angst erfüllte. Sie blickte auf und sah eine seltsame, formlose, eingemummelte Person auf sie zuhumpeln, ihr Umriss hob sich von dem hellen Licht des fernen Platzes ab.
Nein, dachte sie. Nein. Der Anblick dieser Frau, und es war jetzt deutlich, dass es sich bei der Person um eine Frau handelte, ließ sie fast aufschreien. Wer auch immer das war, wusste, dass Hermine und Harry keine Muggels waren, dass sie mitten im Krieg ehrfürchtig vor dem Zuhause von James und Lily Potter standen. „Zieh dich langsam zurück. Wenn ich deine Hand drücke, rennen wir. Dann werden wir uns von hier fort apparieren.”
„Nein“, sagte Harry, sich ihrem Drängen nicht bewusst. „Das ist Bathilda Bagshot, da bin ich mir sicher. Wir sollten zu ihr gehen, Hermine. Vielleicht hat sie ja das Schwert…“
„Sie hat das Schwert nicht, Harry; wir müssen jetzt gehen!“
„Aber sie kannte Dumbledore!“
„Harry!“
Er hatte seinen Tarnumhang abgeworfen und ging auf die unbekannte Hexe zu. Hermine folgte misstrauisch. Warum war die Frau ausgerechnet heute rausgekommen? Warum stand sie schweigend und regungslos einfach nur dort, während sich Harry ihr näherte?
„Sind Sie Bathilda?“
Hermine schüttelte frustriert mit ihrem Kopf, obwohl die Hexe nickte und sich umdrehte und den Weg, den sie gekommen war, zurückhumpelte. Da stimmte etwas nicht. Sie konnte es nicht erklären, aber die Art und Weise, wie sich die Frau bewegte… Hermine wollte schreien, als sie ihr den Weg hinauf folgten. Sie wollte sich Harry schnappen und ihn gewaltsam wegschaffen.
Als die alte Hexe die Tür öffnete und der Gestank sie traf, umklammerte sie Harrys Ellbogen. „Bitte, Harry. Bitte, lass uns abhauen. Ich--”
„Nein! Wir müssen uns das holen, weshalb wir hier sind, Hermine.“
Als die Frau dann mit einer Geste andeutete, dass sie Harry alleine sehen wollte, war sich Hermine sicher. Während Harry die Treppe hinaufstieg, zog sie ihren Zauberstab heraus und richtete ihn auf ihren Ring.
Godric’s Hollow? Angst.
***
Er saß zur Narzissas rechten und versuchte so etwas wie Würde zu bewahren, als ein Hauself mit Sahne angefertigte Erbsen auf seinen Teller löffelte. „Alles sieht so wundervoll aus, Narzissa“, sagte er.
„Danke, Severus“, antwortete sie neutral.
„Ich muss dir noch einmal dafür danken, dass du mich so großzügig während der Ferien empfangen hast. Ich stehe in deiner Schuld.“
Sie schien sich bei dem Wort Schuld leicht anzuspannen.
„Ganz und gar nicht. Es hat mich einfach nur geschmerzt, mir vorzustellen, wie du die Ferien über ganz alleine sein würdest“, sagte sie.
Snape schluckte ein Lächeln hinunter. Gut gespielt, dachte er. Vielleicht stieg ihm auch der Wein zu Kopf. Er griff nach seinem Wasser.
„Draco“, begann er. „Wie gefällt dir das Leben außerhalb der Schule?“
Draco verlagerte auf den Platz neben Lord Voldemort sein Gewicht. Snape fragte sich, was der arme Junge nur mit seinem Tag anfing. Egal wie „zufrieden“ der Dunkle Lord auch vorgab, mit ihm zu sein, so war es doch offensichtlich, dass er Draco keine neue Aufgabe gegeben hatte. Vielleicht wartete er ja auf Voldemort, dachte Snape garstig.
„Angenehm“, sagte Draco mit dem Geist seines alten, arroganten Lächelns auf seinen Lippen. „Es ist schön, nicht mehr von so Minderwertigen umgeben zu sein.“
„Unser Herr hat große Pläne für Draco“, sagte Lucius. „Wenn der Krieg vorbei ist, wird sich Draco als Untersekretär des Leiters für die Registrierungskommisson für Muggelgeborene dem Ministerium anschließen.“
„Vorausgesetzt, dass es noch irgendwelche Muggelgeborene geben wird, die zu registrieren sind“, sagte Snape und der Dunkle Lord lachte laut. Lucius kicherte höflich.
„Es ist eine vielversprechende Position“, sagte Lucius. „Eines Tags vielleicht...“
„Ah, du strebst also Thickness Position an?“
Aber er hörte nicht mehr Dracos Antwort, als plötzlich Schmerz durch seine Hand strömte. Der Ring. Scheiße.
Er tat so, als ob er nach seinem Kelch greifen wollte, aber stieß ihn um, wobei er den roten Elfenwein über seine Hände und seinen Teller schüttete.
„Vergib mir mein Ungeschick, Narzissa. Es tut mir leid“, sagte er aufstehend.
„Setz dich, Severus“, schnappte sie. „Die Hauselfen werden sich darum kümmern.“
„Natürlich“, sagte er. „Ich werde mich nur für einen Moment zurückziehen, um meine Hände zu waschen.“
„Aber sicherlich kannst du doch--“, begann Narzissa, doch er verließ bereits das Zimmer. Als er erst einmal sich im Badezimmer war, zog er sich den Ring von seinem Finger und las: Godric’s Hollow? Angst.
Kein Fluch sprang in seinen Kopf. Keine wilden Dementis. Da waren nichts außer Angst und tödliche Stille. Er hob seinen Zauberstab.
Falle. Hau ab. SOFORT.
Das würde heikel, wenn nicht sogar unmöglich werden. Der Teil seines Verstandes, der ihn für seinen Widerwillen ihr nicht vom Manor aus eine Nachricht zu schicken begann augenblicklich damit, ihn zu beschimpfen. Nein. Dafür war jetzt keine Zeit. Später. Wenn sie überlebte, gab es dafür noch später genug Zeit. Wenn nicht--
Er würde zum Speisesaal zurückkehren. Falls Voldemort aufgeregt wirkte, dann wusste, dass seine Warnung zu spät gekommen war. Ansonsten gab es vielleicht sogar noch eine Chance. Er achtete darauf, nicht zu rennen. Er musste ruhig erscheinen, nur so aufgebracht, wie ein Mann, der gerade Wein auf die Tischdecke seiner Gastgeberin verschüttet hatte.
Zu spät. Zu spät. Die Augen des Dunklen Lords strahlten. „Es sieht so aus, als ob die Zeit gekommen ist, Severus“, sagte er, als Snape wieder den Saal betrat.„Nagini ist aufgeregt. Sie wird… hungrig.“
Snapes Magen zog sich zusammen, als er seine Lippen in ein Lächeln verzog. „Eine wirklich frohe Weihnacht“, sagte er.
Voldemort stand zischend auf. „Sie ruft! Sie hat den Jungen. Sie bittet mich zu kommen.” Der schlangenhafte Zauberer hob seinen Zauberstab und zerstörte die Wand des Speisesaals in die Nacht. Er schritt zu der Öffnung und in einem Wirbel aus schwarzen Roben flog er davon.
Snape schielte hinüber zu Lucius, dessen Gesicht blass und vor Schock bewegungslos war. „Die Wand--“, begann er.
„Ich bin mir sicher, du wirst entschädigt werden“, sagte Snape und auch er verließ den Speisesaal in den Garten hinaus.
Die Nacht war schwarz und stark bewölkt. Snape rannte, drehte sich um und disapparierte.
***
Noch während sie den Ring wieder an ihren Finger steckte, rannte sie die Stufen hinauf. Das Treppenhaus war pechschwarz und sie streckte ihre Finger zu ihren Seiten aus, um sich den Weg zu ertasten. Sie schrie beinahe auf, als ihre Fingerspitzen die Wand streifte. Sie war feucht, verklebt mit einer unbekannten Substanz. Sie schreckte zurück und entzündete ihren Zauberstab. Was war das? Egal was – sie musste Harry finden. Oben angekommen gab es einige Türen, aber als sie den Flur betrat, hörte sie ein schreckliches Zischen. Parsel, dachte sie und folgte dem Klang und dem Geruch in ein winziges Schlafzimmer. Sie streckte ihren Zauberstab aus, bevor sie sah, wie die füllige Gestalt von Bathilda Bagshot dahinschmolz und eine gigantische Schlange offenbarte.
Sie hob ihre Hand zu ihrem Mund. Harry hatte ihr den Rücken zugewandt. Wurde er verflucht? Warum sah er es denn nicht?
„Harry!“, schrie sie und fegte ihren Zauberstab durch die Luft. „Stupor! Stupor!“
Rotes Licht schoss aus ihrem Zauberstab, aber die Schlange wich mühelos aus, richtete ihren Hals auf, um zuzuschlagen.
Harry drehte sich langsam um, zu langsam, und die Schlange stieß vor. Hermine sah, wie die Fangzähne seinen Arm streiften, als sie damit begann, sich um ihn zu wickeln.
Noch mehr Gezische und Hermine schoss wild einen Fluch nach den anderen auf die Schlange. „Stupor! Sectumsempra! Relaschio!”
Relaschio schien es gewesen zu sein. Die Schlange begann den Griff um Harry zu lösen, aber er war ohne Zauberstab – wo war sein Zauberstab? Ihr Blick überflog den Boden. Hatte die Schlange ihn irgendwie genommen?
„Levicorpus!“, rief sie, aber das war ein Fehler, da die Schlange jetzt durch die Luft drosch, der gewaltige Körper schlug gegen die Wände, wodurch Putz von den Wänden flog. Der Schwanz zuckte genau über ihren Kopf.
„Hermine!“
Sie duckte sich und rannte zu Harry und er griff blind nach ihrer Hand. Zersplitterndes Glas schoss ihr ins Gesicht und jetzt fiel die Schlange zischend. Harry zog sie zurück, aber nein, nein, das konnte nicht stimmen, die Schlange würde sie in die Ecke treiben. Sie zog ihn zum Fenster.
„Er kommt!“, plapperte Harry. „Er kommt; er ist auf den Weg; wir können nicht wieder raus!“
„Harry, wir müssen raus hier! Komm schon“, schrie sie und zog in mit aller Kraft zum Fenster.
„Confringo!“, schrie sie und die Wände begannen, um sie herum zu zerfallen. Als das Glas zerschellte, trat sie auf den Sims, zog Harry hinter sich her, achtlos der Scherben gegenüber, die sich jetzt in ihre Füße bohrten, und sprang, ohne zu zögern in die Nacht.
***
Snape apparierte direkt auf die Stadtmitte. Vor ihm stand die Statue von Lily und James, eine Statue vor der oft in solchen dunklen und verlassenden Nächten gestanden hatte und hatte sich den Beweis für das angesehen, was er getan hatte. Aber jetzt gab es keine Zeit, sich über das, was er einmal geliebt und zerstört hatte, Gedanken zu machen, da jetzt sein einziges Ziel es war Hermine rechtzeitig zu erreichen, damit es nicht noch einmal passierte. Es schien, als ob die Straße ihn hinunterziehen würde. War er nicht schon einmal genau diese Straße hinunter gelaufen? Wie konnte es nur alles wieder geschehen, wenn er doch diesmal die Macht hatte, es zu verhindern?
Er hörte Schreie aus dem oberen Fenster, als er rannte und beinahe zu Boden fiel, es war genauso wie früher--
Hermine--
Voldemorts wütender und geschlagener Schrei hallte die Straße hinunter. Er wagte es nicht zu hoffen, sondern preschte nach vorne.
Er hatte gerade noch rechtzeitig das Haus erreicht, um zwei Muggels zu sehen, wie sie durch die Luft sprangen, eine schäbige kleine Frau, die einen glatzköpfigen Mann umklammerte. Sie schrien und drehten sich, als sie fielen. Er hob seinen Zauberstab in der Hoffnung ihren Fall zu unterbrechen, aber sie waren verschwunden.
Sie waren verschwunden. Er umklammerte seinen Zauberstab in seiner Faust so stark, dass eine leise Stimme in seinem Kopf beharrte, dass er ihn zerbrechen würde, sollte er ihn nicht loslassen. Er sah, wie Voldemort seine krankhaft, weiße Hände zum Fenster ausstreckten.
„Es tut mir leid, mein Herr“, rief er stumpfsinnig. „Gerade als ich eintraf, apparierten sie davon.“
„Crucio!“, bellte Voldemort und Snape sank dankend in den Schnee. So hätte es passieren sollen. Sie entkam und er würde bestraft werden.
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