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Fanfiction

Second Life - 26

von Xaveria

In den Wochen nach ihrer Unterhaltung durch das Gemälde zogen Hermine, Harry und Ron einige Male weiter und schlugen an verschiedenen Stellen ihr Zelt auf. Harry übte sich in dem Umgang mit den Schild – und Tarnzaubern um ihr Lager herum, doch Ron war entweder weniger fähig oder widerwillig es zu versuchen. Sie und Harry hatten beschlossen, dass es aufgrund des Horkruxes längst überfällig sei. Sie trugen abwechselnd, jeder alles sechs Stunden, das schwere silberne Medaillon. Wer auch gerade an der Reihe mit der Wache war, trug es am längsten, da niemand von ihnen mit dem Ding schlafen wollte. Es war schon schlimm genug, wenn man wach war, aber… die Träume. Sie war die Erste, die sie in der Nacht nach der Unterhaltung mit Snape entdeckt hatte. Nachdem sie Harry wachgeschüttelt und ihn hinaus in die Nacht geschmissen hatte, war in sein Bett gefallen und sofort eingeschlafen. Vielleicht war es, weil sie ihre Nerven einfach überstrapaziert hatte. Oder vielleicht, weil der Horkrux gewollt hatte, dass sie einschlief, um sich in ihren wehrlosen Verstand zu kriechen und dort ihre schlimmen Geheimnisse, die sie versteckt hielt, zu finden.

Am Tage waren die Träume beinahe bedeutungslos: Verwirrte Bilder, in denen sie das Dunkle Mal auf ihren eigenen linken Unterarm brennen sah und sie wusste, dass sie es gewählt, sie alle verraten hatte; Visionen, in denen Snape sich windend und gefoltert vor ihr lag, während sie schrie und Harry und Ron lachten; erschreckende Traumlandschaften vom öden Land und schwarzen Bäumen; von dem Schloss, zerfallen und brennend; davon ihre Eltern zu finden und die Tür zu ihrem Hause öffnend, nur um sie dann beschmutzt im Dreck und Exkrementen liegend vorzufinden – lebendig und doch wahnsinnig. Aber in der Dunkelheit, in den Wäldern, verfolgten die Träume sie und ließen sie schweißgebadet, keuchend zurück.

Sie war nach Luft schnappend aufgewacht und hatte blind nach ihrem Zauberstab gegriffen, der Schrei „Lumos“ fertig formuliert auf ihren Lippen.

Ron fuhr im Bett gegenüber auf.

„Wa? Binischschondran?“

Trotz des Anblickes seines ganzen und normalen Gesichtes hätte Hermine beinahe aufgeschrien. Als sie versuchte Ron zu erklären, was passiert war, während sie die grausamen Bilder ausspuckte in der Hoffnung, dass sie durch ihre vertraute Stimme und der Anwesenheit eines Freundes besiegt werden konnte, da spürte sie – sie könnte schwören, dass sie gespürt hatte – wie das Medaillon zuckte. Als ob es lachen würde. Als ob es sie auslachen würde. Sie riss die Kette von ihrem Hals.

„Es ist das hier! Dieses beschissene, verfluchte Ding“, hatte sie geschrien und die Kette durch das Zelt geschmissen. Ron hob sie auf und legte sie sich um, durchquerte den Raum, um sich auf ihre Bettkante zu setzen.

„Alles in Ordnung, Hermine“, sagte er nervös. „Es war nur ein Traum.“

„Nein, es war nicht nur ein Traum. Wir sind im Krieg, Ron! Wir wurden heute beinahe umgebracht. Und jetzt stecken wir in diesem Zelt irgendwo in der Wildnis fest, verstecken uns wie… wie Nager.“

„Wie Nager?“, sagte Ron mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Nager verstecken sich“, sagte sie etwas verlegen. „Du weißt schon, vor Eulen und so?“

Ron begann leise zu lachen, auch wenn er versuchte es durch ein Husten zu verstecken.

„Ich weiß, es hört sich lustig an. Aber ich habe geträumt... Ron“, sagte sie und die Tränen stachen heiß und brennend. „Ich habe geträumt, dass ich sterben würde. Ich habe geträumt, dass Snape uns gefunden hat und dass er…“ Sie konnte, den Satz nicht beenden.

„Shhh“, murmelte Ron und legte seinen Arm um sie. Die Belustigung war aus seinem Gesicht verschwunden. „Schon okay. Snape kann uns hier nicht finden. Du bist brillant, schon vergessen? Du hast es so hinbekommen, dass uns niemand finden kann. Es mag dir jetzt vielleicht schlimm vorkommen, aber die Träume werden verschwinden. Das tun sie immer.“

„Es ist dieser Horkrux“, schluchzte sie. „Ich fühle, dass es sich von mir nährt, von meinem Herz.“

Ron hob das Medaillon zwischen seinen Fingern hoch und verzog sein Gesicht. „Es ist verdammt grässlich; das gebe ich zu. Aber für den Rest der Nacht werde ich es tragen, Hermine. Mach dir keine Sorgen. Willst du etwas Tee?“

„Nein. Ich habe keine eingepackt, als wir den Grimmauldplatz verlassen haben. Schlaf weiter. Mir wird’s gut gehen. Wie du bereits gesagt hast, es war nur ein Traum.“

„Ich bleibe auch noch mit dir hier etwas sitzen, wenn du möchtest“, sagte er, obwohl er bereits herzhaft gähnte.

„Nein. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe. Wir brauchen alle so viel Schlaf wie möglich.” Sie legte sich zurück, um ihn dazu zu ermutigen dasselbe zu tun.

Hermine war überzeugt gewesen, dass sie diese Nacht keinen Schlaf mehr bekommen würde, und war überrascht um acht Uhr aufzuwachen, als Harry von seiner Wache hereinkam. Sie blinzelte ihn mit großen Augen an.

„Dachtest wohl, du könntest mal ausschlafen?“, fragte Harry lächelnd. Es kam nur selten vor, dass sie später als sechs Uhr schlief.

Sie lächelte zurück, während sie sich den Schlaf aus ihren Augen rieb. „Du solltest lieber mit Ron sprechen – er hat diese Nacht den meisten Schlaf bekommen. Ich glaube, ich habe gerade mal vier Stunden geschlafen.“

Ron saß blass und klamm auf seinem Bett. Sein Blick war dunkel und leer und Hermine fragte sich, ob er ihr jetzt glaubte. Dieses Ding – es jagt dich, während du schläfst.

„Ich hätte besser geschlafen, wenn Hermine leiser gewesen wäre“, sagte er garstig.

„‘Tschuldige“, sagte sie und betrachtete ihn neugierig. Er war so nett in der Nacht gewesen. Stümperhaft, aber nett.

„Was auch immer. Genau wie ein kleines Mädchen, welches von ihren Träumen heult.“ Er hatte sich gerührt. Er saß noch immer da, eingewickelt in seiner Decke, als ob er gezittert hatte. Als ob er, vielleicht selbst geweint hatte.

„Gib mir den Horkrux zurück“, sagte Hermine und streckte unsicher ihre Hand aus, wie sie es bei einem fremden Hund tun würde.

„Nein. Ich will nichts mehr über diesen verdammten Horkrux hören. Es ist nur ein Stück Metall, Hermine.“

Sie schielte hinüber zu Harry, versuchte ihn mit ihrem Blick dazu zu bringen den Horkrux zu nehmen.

„Ich bin an der Reihe, Partner. Gib es mir“, sagte Harry.

„Weiß eh nicht, was das ganze Theater mit dem Tauschen soll“, sagte Ron, als er es dennoch überreichte.

Mit einem entschuldigenden Blick in Hermines Richtung legte er die Kette um und so hatte der Kreislauf begonnen. Sechs wache Stunden, es sei denn, für den Träger wurde es unerträglich, was die Dinge verkomplizierten, da die besagte Person sturer wurde und unter dem schlimmen Einfluss nur äußerst widerwillig den Horkrux abgab. Hermine erschauderte bei dem Gedanken daran, wie wohl seine Träume ausgesehen haben mussten.

Der Herbst hatte sie erreicht und ihre Geduld war so dünn, wie sie selbst geworden. Harrys Pullover hing an seiner dünnen Gestalt und obwohl sie keinen Grund hatte, in den Spiegel zu sehen, wusste Hermine, dass sie dünn hinter sich gelassen hatte und bereits bei knochig angekommen war. Sorge und Anspannung hatten sie ausgemergelt. Wenn sie jetzt mal ihr Spiegelbild erhaschte, dann erkannte sie sich kaum selbst.

Der Morgen ihres Geburtstags war kalt und feucht. Sie hatte die Abendwache und konnte demnach schlafen und war seit fast sieben Stunden horkruxfrei gewesen. Sie war schon fast glücklich, als sie aufgewacht war, ihre Beine aus dem Bett geschwungen und sich ihre Jeans angezogen hatte.

„Ratzeputz“, sagte sie mit dem Zauberstab auf ihre Kleidung gerichtet. Es war ein gutes Zeichen, dachte sie. Sie hatte sich seit Tagen nicht darum gekümmert, ihre Kleidung zu reinigen. Sie steckte das Vita Secundus in ihre Tasche, drehte ihre Haare in einen Knoten und verließ das Zelt. Harry und Ron saßen ihr den Rücken zugewandt auf den Boden, beide hatten ihre Köpfe über ein Stück Pergament gebeugt.

„Guten Morgen“, sagte sie und ihre beiden Gesichter schossen hoch. Ron machte sich daran, das Pergament wieder zusammenzufalten. Bestürzt sah sie, dass er die Kette trug. Es war seine Frühschicht gewesen.

„Was macht ihr da?“

„Nichts“, sagte Ron.

Harry blickte zu ihr auf und verdrehte seine Augen. „Die Karte“, sagte er. „Wir haben nach Ginny und Lavender gesehen.“

„Darf ich auch mal sehen?“, fragte sie, als sie sich auf Harrys Seite setzte.

Er breitete die Karte vor ihr aus und ihre Finger glitten sie glatt. Sie verfolgte die vertrauten Korridore von Hogwarts und stellte sich für einen Moment vor die Steinwände, die Rüstungen und Porträts zu sehen…

„Was kümmert es dich, Hermine?“, sagte Ron. „Es ist ja nicht so, als ob du jemanden zurückgelassen hättest.“

„Hogwarts war auch mein Zuhause, Ron“, flüsterte sie.

Harry tätschelte sie heimlich unter der Karte. Ron stand abrupt auf und verschwand im Zelt.

„Tut mir leid, wenn ich etwas unterbrochen habe“, sagte sie zu Harry.

„Hast du nicht. Du weißt, wie er ist, wenn er dieses Ding trägt. Und wir sind alle müde. Hier – sieh ruhig nach.”

Hermine schaute auf den Punkt, der Ginnys Namen trug. Er bewegte sich langsam im Schlafsaal der Sechstklässlerinnen. Eine Etage darüber befand sich Lavenders regungsloser Punkt. Parvatis Punkt war ebenfalls fest. Sie schlafen immer lange am Sonntag, dachte Hermine sehnsüchtig. Ich frage mich, ob mein Bett noch immer da ist. Ich frage mich, ob Lavender bereits erraten hat, wo wir sind. Ich frage mich, ob sie überhaupt an uns denken.

„Zeig mir ein paar von den Korridoren“, sagte sie und Harry faltete die Karte erneut, vertiefte ihre Sicht auf das Schloss.

„Der Arithmantikkorridor“, murmelte Hermine. „Und Zauberkünste… kann ich die Große Halle sehen?“

Harry faltete die Karte erneut.

„Ich schaue sie mir nicht gerne an“, sagte er bitter. „Snape sitzt jetzt dort oben, auf Dumbledores Platz – verdammter Verräter.“ Er hielt inne und richtete sich dann an die Karte. „Du musstest ihn erst umbringen, um an seinen Stuhl zu kommen, du Mistkerl!“

Snapes Punkt befand sich durchaus in der Mitte des Lehrertisches. Zu seiner linken saß Amycus Carrow; zu seiner rechten Professor Sinestra.

Hermine betrachtete Harry fest. Sie atmete einmal tief durch. Sie fühlte sich stark. Vielleicht war ja heute der Tag, auf den sie gewartet hatte. Es war immerhin ihr Geburtstag; ein Jahr seit sie ihren Treueschwur Snape gegeben hatte. „Denkst du nicht, dass es seltsam ist, dass er uns nicht bis zum Grimmauldplatz verfolgt hat? Die Todesser wussten, dass wir dort waren – sie standen draußen, und haben jeden Tag nach dem Haus gesucht. Professor Snape war, genauso wie wir, ein Geheimniswahrer. Warum hatte er es ihnen nicht gesagt?“

„Professor Snape?“

„Snape, Professor Snape, wie auch immer. Er hätte zu uns kommen können und er tat es nicht.”

„Weil er wusste, dass der Ort gegen ihn geschützt war! Er wusste, dass wir ihn nicht einfach sperrangelweit auflassen würden--“

„Aber er hatte es noch nicht einmal versucht!“

„Woher willst du das wissen? Vielleicht haben ihn die Flüche vertrieben. Vielleicht hatte er sich vor dem gefürchtet, was dort sonst noch auf ihn gewartet hätte! Außerdem bin ich mir sicher, dass er viel zu sehr damit beschäftigt war, sein neues Büro einzurichten, als an uns zu denken.“

„Glaubst du das wirklich? Dass er sich nicht kümmern konnte? Wenn er doch den großen Harry Potter vor seinen ‚Meister‘ hätte bringen können?“

„Hermine, ich war nett genug, dir nicht nach Snapes Mord an Dumbledore ein ‚Ich habe es dir ja gleich gesagt‘ an den Kopf zu werfen. Aber wenn du jetzt darauf beharrst, all dies wieder auszugraben--“

Sie biss sich auf die Lippe. Heute dann wohl nicht. „Du hast Recht – tut mir leid, Harry. Ich habe nur laut nachgedacht; ich wollte nicht andeuten, dass--”

Harrys Blick wurde nachgiebiger. „Schon gut. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen. Ich weiß, dass du dich wegen Dumbledore schrecklich fühlst.“

Hermine senkte ihren Blick und beschäftigte sich damit die Karte zusammenzufalten. „Ich denke, wir sollten wieder reingehen.“

„Und Ron gegenübertreten?“, sagte Harry mit einem zaghaften Lächeln.

„Es hat noch nicht gefroren“, antwortete Hermine. „Vielleicht gibt es immer noch ein paar Beeren. Ich werde rausgehen und nachsehen. Sieh zu, dass du diesen verdammten Horkrux von ihm bekommst und ich versuche, etwas Essen zu sammeln.“

Hermine tarnte sich, durchbrach den Kreis der Zauber und trat fünf große Schritte vor. Sie hob ihren Zauberstab und ritzte ein rotes X in den Baum vor sich. Ohne würde sie nicht mehr den Weg zurück zu den Jungen finden. Wenn sie einmal außerhalb des Kreises war, konnte nicht einmal sie das Zelt sehen oder irgendwas hören. Hermine war die Einzige von ihnen, die draußen nach etwas Essbaren suchte. Ron erachtete nichts dort draußen in der Wildnis als essbar und es war zu gefährlich Harry alleine rauszuschicken. Falls sie nicht zurückkehren sollte – nun, die beiden konnten auch ohne sie weitermachen. Aber wenn Harry ginge und niemals wieder zurückkehrte… das durfte einfach nicht passieren.

Sie zählte ihre Schritte, als sie im Gebüsch verschwand. Fünfundzwanzig Schritte östlich, wo der Wald dichter wurde. Sie fluchte leise, als sie sich auf der Suche nach den letzten Beeren durch das Gestrüpp kämpfte. Was noch übrig gewesen war, war zum größten Teil von den Vögeln gepflückt worden. Die meisten Beeren, die sie noch finden konnte, waren bereits runzelig, aber dennoch sammelte sie sie ein und war erfreut noch ein paar Himbeeren zu finden, die von den Tieren fünfundvierzig Schritte außerhalb übersehen worden waren. Sie wandte sich Richtung Süden die Böschung hinunter.

Dreißig Schritte zum Fluss. Mit einem Accio holte sie zwei dünne Lachse aus dem Wasser und zuckte zusammen, als sie nass in ihrer Hand zuckten. Sie schockte die Fische und legte sie auf den Boden. Dann beugte sie sich vor, zauberte eine Schale Wasser herbei. Sie sammelte die Lachse zusammen und verschwand wieder im Wald. Dreißig Schritte Nord. Fünfundvierzig zurück zum Lager.

Für einen erschrockenen Moment konnte sie nicht den Baum sehen, den sie markiert hatte. Panik stieg heiß und scharf ihre Kehle hoch und sie spürte bereits wie ihre Knie mit dem Drang einfach drauflos zu rennen, zu jucken begannen. Hör auf, Hermine. Denk nach. Du kannst nicht mehr als fünfundvierzig Schritte in die falsche Richtung gelaufen sein. Geh zurück zum Fluss und versuche es noch einmal. Fünfundvierzig Schritte. Fünfundvierzig Schritte? Sie überlegte kurz einfach drauf los zu schreien und hoffte, dass einer der Jungen nach ihr sehen würde. Fünfundvierzig Schritte zwischen ihr und der Sicherheit.

Plötzlich hörte sie Rons Stimme in ihrem Kopf. Bist du nun eine Hexe oder nicht? Augenblicklich wurde ihre Atmung langsamer und normalisierte sich. Für einen kurzen Moment war sie für Rons Sarkasmus dankbar. „Weise mir die Richtung“, sagte sie deutlich. Ihr Zauberstab drehte sich und stoppte nur wenige Meter von ihrem Standort. Der Baum war direkt vor ihr gewesen. Merlin, dachte sie. Es ist noch nicht einmal Frühstück und ich breche bereits zusammen.

„Ich bin zurück“, rief sie und wartete, dass einer der Jungen kam und ihr dabei half, durch den Zauber zu kommen. Einen Augenblick später streckte Ron seinen Arm aus. Sie hatte gelernt, nicht auf eigene Faust zurück durch den Kreis zu treten. Einmal war sie gefallen und gegen eine Zeltseite gekracht, wodurch sie Harry, der im Inneren geschlafen hatte, fast zerquetschte. Sie löschte die Markierung, nahm Rons Hand und trat zurück in den Kreis.

Ron schielte kurz auf den geschockten Fisch in ihren Händen und seufzte.

„Nun, es bringt nichts herumzunörgeln“, sagte sie so freudig, wie sie konnte. „Zumindest ist genug für uns alle da.“ Sie verschwand im Zelt und legte den Fisch bei der kleinen Küchenzeile ab. „Hier, nimm du das Wasser. Wir können es zum Waschen und Trinken benutzen.“

„Ja, Mama“, sagte Ron, aber er klang schon besser, jetzt wo er den Horkrux nicht mehr tragen musste.

Hermine zauberte das Fischfleisch aus den Schuppen und entfernte die Gräten und warf das Fleisch in die Pfanne. Sie war noch nicht wirklich sicher mit all diesen Haushaltszaubern – ihr war es nie erlaubt gewesen, sie zu Hause auszuprobieren und in Hogwarts hatte sie sie nie gebraucht, aber sie kannte sie gut genug und es frustrierte sie, dass sie keinen Hang zum Kochen hatte. Warum sollten sich Kochzauber so von anderen Zaubern unterscheiden?, dachte sie wütend. Ich kann duellieren, aber ich kann nicht kochen? Sie knallte ihren Zauberstab gegen die Pfanne, um das Feuer darunter anzuzünden.

Sie wusch die Beeren in einem hohlen Becken und verteilte sie sparsam auf drei Tellern. Sie schaute erst, als der Gestank sie traf, wieder auf die Pfanne. Der Fisch war auf einer Seite verkohlt und auf der anderen roh. Verdammt. Sie stach den Fisch mit ihrem Zauberstab, drehte ihn um und hoffte, dass er noch essbar war.

***

Die drei saßen für eine Weile schweigend zusammen, kauten auf dem verkohlten Fisch herum.

„Also, was kommt als Nächstes?“, fragte Ron schließlich und Hermine kniff ihren Nasenrücken zusammen. Sie führten diese Unterhaltung beinahe jeden Tag. Das Ergebnis war immer dasselbe und doch schien es unmöglich diese Unterhaltung nicht zu führen. Einer von ihnen würde sie immer hervorbringen und die anderen würden zugeben, dass ihnen nichts Brillantes über Nacht eingefallen war. Abgesehen davon, dass sie das Buch über die Horkruxe bereits zwanzig Mal rauf und runter gelesen hatte – waren sie weder dem nächsten Horkrux einen Schritt näher gekommen, noch wussten sie, wie sie es zerstören sollten. Und sie hatte noch immer keinen Schimmer, was sie mit dem Buch, das Dumbledore ihr hinterlassen hatte, anfangen sollte. Sie wusste, dass sie irgendwas Offensichtliches übersehen musste, aber die Märchen von Beedle dem Barden blieben fürs Erste nichts weiter als nur ein altes Kinderbuch.

So war es soweit gekommen. Sie war nicht wütend auf Harry; sie wusste, dass er genauso frustriert wie sie und Ron war. Um die Wahrheit zu sagen, die Person, auf die sie wirklich wütend war, war Dumbledore. Was hatte er sich nur dabei gedacht sie drei mit nichts weiter als einen alten Schnatz, einen Deluminator und einen Kinderbuch hinaus in die Welt zu schicken, mit keinem genauen Plan, wie sie die Horkruxe zerstören konnten? Wäre es denn wirklich so schwierig gewesen ihnen nur einen kleinen Hinweis zu geben, wie man sie zerstörte, oder wo man sie finden konnte? Es kam ihr ganz so vor, als ob der alte Zaubrer bewusst so zaghaft mit seinen Informationen gewesen war. Und wenn sie daran dachte, wie er mit Snape gesprochen hatte – mit was Dumbledore ihm beschuldigt hatte – stieg Galle in ihrem Hals auf. Sie hoffte, dass sie eines Tages vor seinem Porträt stehen und dem ehemaligen Schulleiter sagen würde können, was genau sie von ihm hielt.

Den Nachmittag verbrachten sie mit Langeweile. Harry reichte ihr kurz nach Mittag den Horkrux und er und Ron legten sich etwas hin. Hermine sammelte ihre Bücher ein und setzte sich in einen vermoderten, stinkenden Sessel vor dem Zelt. Sie hatte die geringe Hoffnung, dass Snape sie heute kontaktieren würde. Sie wusste, dass es unlogisch war – was sollte er ihr schon sagen, selbst wenn er es tat? Aber sie konnte einfach nicht anders als an ihn zu denken. Er hatte ihr nicht alles gesagt, was in Hogwarts geschah und sie sorgte sich um seinen Geisteszustand. Der Mann war so unzerbrechlich, wie sonst niemanden, den sie kannte, aber es muss einfach nur anstrengend sein unter Dumbledores strengen Blick zu leben, von jedem gehasst, sein Leben nichts als eine einzig lange Pantomime mit ihm als einzigen Spieler.

Sie dachte an ihre letzte Unterhaltung. Damals erschien sie ihr so hoffnungsvoll, ihre Allianz gegen Dumbledore und sie hoffte, dass er daraus seine Kraft gezogen hatte. Es hatte eine unbezwingliche Qualität in ihrem Austausch gegeben, der sie an ihre Stunden im Winter mit ihm erinnerte – eine Art von feixender Kameradschaft, die sie vermisst hatte. Und ihr kam es so vor, dass in all ihrer Höflichkeit, die sie sich gegenüber zeigten, dass es ein gemeinsames unausgesprochenes Versprechen ihre Beziehung vor den prüfenden Blicken und Hohn zu schützen – es hatte seinen Platz neben ihren anderen Prioritäten eingenommen und auf eine Weise, die sie kaum ausdrücken konnte, hatte dieser Platz ihr eine Wichtigkeit verliehen, der sie beruhigte.

Sie wünschte sich müßig, dass sie Harrys Karte hätte. Es wäre schön zu sehen, was Snape gerade tat, selbst wenn er nur in seinem Büro herumsaß. Sie könnte einen Finger über seinen kleinen Punkt drücken, als ob sie eine Hand auf seine Brust legen würde und niemand wäre da, um sie zu sehen oder sie scheinheilig daran zu erinnern, dass Snape Dumbledore umgebracht hatte, eine Tatsache, der sie sich sehr wohl bewusst war, vielen Dank auch.

Und wenn sie jetzt schon einmal bei dem Thema von denen war, die sich ihrer Position zu sicher waren, was um alles in der Welt hatte Dumbledore damit gemeint, als er Snape nach seinem Patronus gefragt hatte? Eindeutig hatte es irgendwas mit Harrys Mutter zu tun, da Dumbledore beinahe selbst gesagt hat, dass er überzeugt gewesen war, dass Snape niemals jemand anderen lieben würde. Jedes Mal, wenn sie an diese merkwürdige Offenbarung dachte, begann ihr Herz zu rasen und ihre Fingerspitzen zu kribbeln. Es war nicht unbedingt so, dass sie niemals gedacht hätte, dass er sich nie um jemand anderen als sie gekümmert hätte, aber…

Ihr Verstand kreiste noch weiterhin um die Sache mit dem Patronus und sie erinnerte sich eine lang zurückliegende Unterhaltung, in der Harry erwähnte, dass sich Tonks Patronus verwandelt hätte… verwandelt in einen Wolf…dass er sich geändert hatte, weil sie Lupin liebte. Hatte Dumbledore nach einem Patronus gesucht, der Lily Poter darstellte? Und wenn er es getan hatte… nun, er war offensichtlich mit dem, was er gesehen hatte, zufrieden gewesen. Abwesend drehte sie die schwere silberne Kette um ihren Hals. Bedeutete dies, dass Snape noch immer Lily Potter liebte? War es möglich, dass all dies wahrhaftig nur für Harry war – für eine verrückte, verdrehte Verehrung, die er für eine tote Frau hielt? War sie nur ein weiterer Bauer in diesem psychologischen Spiel zwischen Dumbledore und Voldemort? Hatte Snape sie benutzt, um Harry zu schützen?

Langsam wurde sie von einer tiefen Gewissheit erfasst, dass sie betrogen worden war, dass Snape einfach nur irgendeine Pflicht erfüllte, um Harry zu schützen. Das Gefühl von brennender Sicherheit schien sich durch ihren Blutkreislauf auszubreiten und sich in ihrem Herzen niederzulassen. Hatte er ihr nicht genau das erzählt? Sie wühlte durch seine Worte. Potter, Sie Närrin! Es war alles für Potter…Sie erinnern sich, dass wir aus einem Grund verheiratet sind… Ihre Aufgabe ist es, Potter zu schützen.

Selbsthass raste, schnell und brennend unter ihrer Haut. Scham. Er würde sie niemals wollen – warum hatte sie nur gedacht, dass er es täte? Sie hatte es irgendwie missverstanden und hatte es alles durcheinandergebracht. Oh, wie er lachen würde, wenn er es wüsste. Er würde lachen und Dumbledore würde sagen: „Ich habe es Ihnen ja gesagt, Severus. Junge Mädchen sind anfällig für diesen Unsinn…“

Entschlossen stand sie auf und drehte sich zum Zelteingang um… Sie würde abhauen. Das alles hier war so oder so sinnlos. Sie hatten keinen Plan und sie war einfach nur müde vorzugeben, dass sie einen hatten. Sie würde nach Australien gehen und ihre Eltern finden. Wenn sie erst einmal die Verzauberung aufgehoben hatte, würde sie ihren Zauberstab durchbrechen und diese hinterhältigen Zauberer und ihre Pläne und ihre unbesiegbaren Kriege vergessen…

Aber zuerst musste sie diese abscheuliche Kette ablegen. Sollen Harry und Ron doch damit klarkommen, wenn sie es denn konnten; sie wollte nichts mehr mit den Machenschaften von alten Männern und Jungen zu tun haben, die anscheinend dachten, dass sie etwas weniger Menschliches sei und sie benutzen konnte, um ihre Ziele zu erreichen…

Sie griff nach der Kette und wollte sie über ihren Kopf ziehen, aber irgendwie war sie ziemlich schwer geworden. Sie umfasste sie fester und versuchte sie zu bewegen. Das verdammte Ding schien irgendwie an ihr zu kleben, und wenn sie nicht alles täuschte, dann wurde es zunehmend wärmer. Sie kratzte ihre Fingernägel darunter, aber schaffte es nicht das Metall zu greifen, welches sich jetzt fast geschmolzen anfüllte, als ob es versuchen würde, sich zwanghaft in ihren Körper zu brennen.

„Harry!“, schrie sie. Nichts passierte. Nichts passierte, weil sie bereits fort waren. Sie haben sich irgendwie raus geschlichen… vielleicht getarnt und waren direkt vor ihr aus dem Zelt gekrochen, haben darauf vertraut, dass ihre besserwisserische Nase wie für gewöhnlich in einem Buch vergraben war und jetzt hatten sie sie hier alleine gelassen, alleine im Wald, alleine, um von diesem grausamen Ding zerstört zu werden.

„Was ist passiert? Hermine!“

Harry war da, aber es war ganz und gar nicht Harry, es war Voldemort, der sich nur als Harry verkleidet hatte und er war gekommen, um sie zu guter Letzt zu holen, um ihr zu zeigen, was der Dunkle Lord mit wertlosen kleinen Schlammblütlern, wie sie einer war, tun würde. Er würde sie verbrennen und aufessen und es war genau das, was sie verdient hatte.

Das Nächste, was sie wusste, war, dass Harry ihr die Kette von der Brust gerissen und sie über ihren Kopf geschmissen hatte. „Hermine!“

Sie saß auf denselben Stuhl, auf den sie auch gesessen hatte, als sie es sich mit ihren Büchern gemütlich gemacht hatte, aber es war jetzt bereits dunkel. Das einzige Licht kam von Harrys Zauberstab. Der Tag war verstrichen, während sie in der wahnsinnigen Welt des Horkruxes verloren gewesen war. Sie hatte es fast seit zehn Stunden getragen. Es war unmöglich zu wissen, ob sie geschlafen oder einfach nur geträumt hatte. Obwohl die grollende, albtraumhafte Eigenschaft den Raum verlassen hatte, konnte sie sich noch deutlich an die Bilder erinnern.

„Was verdammt noch mal …?“, sagte Ron ebenfalls, der aus dem Schlafbereich erschien.

Hermine konnte kaum sprechen. „Der Horkrux… ich weiß auch nicht, aber ich bin vielleicht eingeschlafen...“

„Merlin, Hermine. Du hast mich zu Tode erschreckt“, sagte Ron herablassend.

„Niemand trägt dieses Ding länger als drei Stunden am Stück“, befahl Harry plötzlich. Er war blass und hatte seine Augen aufgerissen. „Hermine – als ich versuchte habe, es dir abzunehmen – da klebte es. Für – Für eine Minute hatte ich befürchtet, ich müsste es dir aus der Brust schneiden. Es fühlte sich so an, als ob es eine Tonne gewogen hätte und du… du hast nicht geschlafen. Zumindest keinen Schlaf, den ich jemals gesehen habe.“

Sie zitterte. Aber langsam kroch das Gefühl wieder zurück in ihre Gliedmaßen. Er glaubte ihr. Es war verrückt, aber Harry glaubte ihr.

Ron riss die Kette aus Harrys Faust und starrte es in dem gedämmten Licht an. „So sah es auch für mich aus“, sagte er und legte sie um. „Ich bin mir sicher, dass du eingeschlafen bist, Hermine. Sind wir alle. Und umso besser. Es ist nur ein Tag weniger, den wir damit verbracht hätten, die Zeltwände anzustarren.“

Weder Harry noch Hermine antworteten ihm.

„Ich habe Hunger“, sagte Ron schließlich. „Glaubst du, wir könnten noch etwas Fisch...“

„Sei still!“, sagte Harry plötzlich.

„Was? Willst du mir etwa sagen, dass du keinen Hunger hast?“, sagte Ron mit vollkommen verletzter Unschuld.

„Ich hör jemanden!“

Niemand wagte es zu atmen, als sie warteten, ob der Zauber auch hielt. Es war ein lautes Rascheln und das Knistern von Laub zu hören und das leise Gerede von Stimmen, aber keine näherte sich dem Zelt, wo sie alle drei wie erstarrt dasaßen und einfach nur warteten.

Lautlos stand Hermine auf und zog ihren Zauberstab aus ihrer Tasche. Sie zielte damit auf ihre Tasche und flüsterte: „Accio Langziehohren.“ Sie warf jeweils einen Harry und Ron zu und rammte sich ihren eigenen in ihr Ohr und kroch zum Eingang des Zeltes. Sie zog an der Hautfarbenden Kordel unter Lasche. Auf Händen und Knien taten es ihr die Jungen gleich. Schulter an Schulter gepresst, lauschten die drei.


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